Kapitel 1 Christine betrachtete das große Backsteinhaus vom Bürgersteig aus. Es glich mehr oder weniger den übrigen Häusern in dieser würdevollen Gegend nahe der Universität, und doch war es anders. Sie blickte die von Bäumen gesäumte Straße hinunter, um die anderen Häuser zu mustern. Es handelte sich um alte, ehrwürdige Wohnhäuser, ganz anders als in ihrem Wohnviertel, wo Häuser beinahe über Nacht wie Pilze aus dem Boden schossen, wie ihr Vater zu sagen pflegte. In ihrer Straße gab es so gut wie keine Grünflächen, und die wenigen Bäume waren bestenfalls spindeldürr. Dieses offensichtlich von einflussreichen Menschen bewohnte Wohnviertel dagegen strahlte Geschichte und Wohlstand aus, und aus irgendeinem Grund ärgerte sie sich darüber. Warum nur hatte sie den Eindruck, dass sich dieses Haus von den übrigen in der Straße unterschied? Strahlte es nicht eine gewisse Bedrücktheit aus? Ein Gefühl der Traurigkeit? Vielleicht lag es einfach an der fehlenden Weihnachtsdekoration. Kein Tannenzweig schmückte die nackte, schwarze Haustür. Und keine Lichter erstrahlten, um die trübe Dämmerung des Spätnachmittags aufzuhellen. Sie ging den gepflegten, mit Backsteinen ausgelegten Weg bis zur Haustür hinauf und drückte ohne zu zögern 5