Eschmann Textures
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WIE HAPTIK BEGEHREN WECKT Oberflächen mit Tiefenwirkung: Individualisierung ist eines der großen Zukunfts themen in der Oberflächengestaltung. Eschmann Textures bietet verschiedene Technologien an, damit Dinge nicht nur schick aussehen, sondern sich auch gut anfühlen.
»Das fühlt sich gut an!« In vielen Sprachen bedeutet das gleichermaßen: Das fühlt sich richtig an. Olaf Hartmann, Haptik-Experte und Gründer des Multisense Instituts, der ersten auf multisensorisches Marketing spezialisierten Beratung in Deutschland, kennt die Gründe: »Der Tastsinn ist unser erster Sinn, der sich bereits im Körper der Mutter entwickelt. Gleichzeitig ist es der Sinn, der uns bis zuletzt nicht verlässt. Haptik ist also gleichbedeutend mit Leben und ist für unser Verständnis der Welt und unsere Beziehungen besonders bedeutsam.«
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Liebe zum Detail: Designkonturen des Audi A6Scheinwerfers werden durch Linien betont, die in einer feinen – gelaserten – Struktur eingebettet sind.
Natur als Vorbild: Die Inspiration für Strukturen kann aus ganz unterschiedlichen Quellen stammen.
gefunden: Während man sich versehen oder verhören kann, können wir uns nicht »verfühlen«; und Begriffe wie Begreifen oder Erfassen sind stets mit einer Metaebene des Verständnisses verknüpft. »Die Haptik stellt sozusagen unser Überprüfungsprogramm dar, ob die anderen Sinne – die oft zeitlich vorgelagert sind – zutreffende Eindrücke geliefert haben.« Diese Prozesse laufen für den Menschen unbewusst ab, h aben aber enorme Auswirkungen auf unsere Entscheidungen. Wenn ein Sinn den anderen validiert, wirken Dinge authentisch und angenehm. Eine positive Wahrnehmungsbestätigung durch einen weiteren Sinn wirkt deutlich verstärkend. Haptische Eigenschaften strahlen unbewusst auf die wahrgenommene Qualität eines Objekts und dessen Nutzen ab, denn was sich gut anfühlt, ist unserem Empfinden nach auch qualitativ gut. Das ist der sogenannte Abstrahleffekt.
Olaf Hartmann erklärt: »Das ist der sogenannte EndowmentEffekt oder auch Besitztums-Effekt. Deshalb ist es zum Beispiel wichtig, dass Produkte am Point-of-Sale zum Anfassen animieren. In den Apple-Stores ist dieses Konzept in vorbildlicher Weise umgesetzt: Alle Geräte werden auf Tischen und ohne Glasbarrieren präsentiert. Auch im Produktdesign war Apple multisensorischer Pionier: Das iPhone hat uns unter anderem beigebracht, unser Telefon zu streicheln. Das verändert die Beziehung zu dem Objekt auf tiefgreifende Weise.«
Fühlen heißt glauben Die Haptik ist unser Wahrheitssinn: Durch Tasten überprüfen wir häufig unsere optischen oder akustischen Eindrücke. »Andere Sinne erzeugen ein höheres Rauschen, sind also weniger präzise als der Tastsinn«, erklärt Olaf Hartmann dieses Phänomen. So kann der Tastsinn Unebenheiten und Widerstände wahrnehmen, die erst nach fünfzigfacher Vergrößerung sichtbar werden. Ein Objekt sieht aus wie Metall, aber ob es wirklich aus Metall ist, wissen wir erst, wenn wir es berühren. Auch diese Erfahrung hat Eingang in die Sprache
designreport Promotion
Durch Anfassen in Besitz nehmen Produktdesigner können sich diese multisensorischen Zusammenhänge zunutze machen. Ihnen bietet die Haptik noch einige andere Effekte, die das Kaufverhalten nachhaltig beeinflussen. »Was ich anfasse, möchte ich behalten – es ist mir lieb und teuer. Ich nehme Dinge durch anfassen psychologisch schon in Besitz, wodurch ihr subjektiver Wert steigt«, sagt der Haptik-Spezialist Hartmann. Je länger wir etwas in den Händen halten, desto wertvoller erscheint es uns.
Nestlé nutzt Aufwertungseffekt durch Oberflächen Die Haptik kann im Produktdesign also wichtige Funktionen übernehmen: Sie kann die Funktionalität verbessern, aber auch die Glaubwürdigkeit und die Wertschätzung gegenüber einer Marke erhöhen sowie Begehrlichkeiten wecken. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat diese Effekte beim Design der Kaffeemaschinen Nescafé Dolce Gusto Movenza und Eclipse bewusst eingesetzt: »Unabhängig davon, ob der Käufer sich dessen bewusst ist oder nicht: Haptik spielt eine wichtige Rolle, wie er ein Produkt beurteilt und ob er es mag. Meist werden Oberflächen mit minderer Güte vom Nutzer sofort bemerkt«, lautet auch die Erfahrung von Vincent Rognon, Spezialist für Research und Development bei Nestlé. Haptische Effekte werden von den Entwicklern in der