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Über das Altpleistozän und die Flußterrassen im Gebiet des mittleren Tibers

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e) V e r s u c h d e r P a r a l l e l i s i e r u n g u n d d e r E i n o r d n u n g der S c h i c h t e n in d a s s t r a t i g r a p h i s c h e S y s t e m des Quartärs D a s Alter der in den beschriebenen Gebieten auftretenden Sedimentfolgen wird durch das Lagerungsverhältnis zu zwei Schichten festgelegt. Sie sind jünger als Oberpliozän, d a s sie überall überlagern, u n d älter als die Obere T e r r a s s e , (Stellung der O . T . s. I l d ) , die in ihnen eingeschachtelt liegt. Die untersuchten Schichten gehören also in den älteren Abschnitt des Pleistozäns. Diese Alterseinstufung wird auch durch die bisher untersuchte F a u n a unterstützt. F ü r die Parallelisierung der altpleistozänen Folgen in den einzelnen Gebieten eignen sich mehrere Schichten. Einen ersten Leithorizont bilden die Ablagerungen der vulkanischen Eruptionen. Die E r f a h r u n g in anderen Vulkangebieten ( z . B . Eifel) zeigt, daß Phasen der Eruptionstätigkeit m i t Phasen der R u h e wechseln, so daß die vulkanischen Ablagerungen als Zeitmarken benutzt werden können. D a n n sind die limnischen braunkohlenführenden Schichten zu nennen, die z. B . bei Baschi, Bassano i. T . , Orte und S. V i t t o r e auftreten ( T a b . 1). Es besteht theoretisch die Möglichkeit, daß w ä h r e n d des älteren Pleistozäns mehrmals die Bedingungen für eine Braunkohlenbildung erfüllt waren. N a c h den Lagerungsverhältnissen kann jedoch a n ­ genommen werden, d a ß im untersuchten Gebiet die Ansammlung humoser Substanz ein­ malig vor sich ging. S o sind z. B. nirgends zwei braunkohlenführende, nicht einmal zwei limnische Schichtkomplexe übereinander angetroffen worden. Als dritter Leithorizont für die Parallelisierung ist der Travertin z u betrachten, der in Platten von beträchtlicher Mächtigkeit und großer Ausdehnung im H a n g e n d e n der alt­ pleistozänen fluviatilen und limnischen Sedimente ausgefällt wurde. Auch dieser Travertin ist älter als die Obere Terrasse. Eine weitere und an sich die beste Zeitmarke ist die marine Einschaltung der K a l a b r i ­ schen Stufe. Im Arbeitsgebiet konnten die marinen Sedimente jedoch nur in einem Profil (4, S. Vittore) mit Sicherheit nachgewiesen werden. Fossile Bodenbildungen sind ebenfalls zu selten und nur in begrenzten Gebieten erhalten, u m der Parallelisierung dienen z u können. M i t Hilfe der Leithorizonte lassen sich die V o r k o m m e n der einzelnen Gebiete in der in T a f e l 2 dargestellten Weise verknüpfen. In fast allen Gebieten folgen über dem marinen Oberpliozän fluviatile Schotter. Diese werden im allgemeinen von limnischen Schichten überlagert, die geringmächtige Braunkohlenflöze führen. D i e limnischen Schich­ ten verzahnen sich z . T . mit fluviatilen Sedimenten u n d werden in einigen Gebieten — z. B . in der weiteren Umgebung von Gallese — völlig durch diese ersetzt. Im Hangenden der limnischen Folge treten vorwiegend vulkanisdie Bildungen und fluviatile Schotter auf. D i e vulkanische Beeinflussung zeigt sich in geringem M a ß e schon in der oberen Hälfte der limnischen Serie; sie setzt sich bis in die Zeit der Travertinbildung fort. D i e marinen Schichten der Kalabrischen Stufe sind bei S. Vittore im Liegenden der limnischen braunkohlenführenden Schicht eingeschaltet. Wenn marine pleistozäne Schich­ ten im Profil der Pte. Sfondato fehlen, wie es nach den jetzt untersuchten Proben wahr­ scheinlich ist, liegt die Annahme nahe, d a ß sie durch den R o t l e h m - H o r i z o n t I V (Profil 5) vertreten sind. D a s w ü r d e bedeuten, d a ß das Gebiet bei der Pte. S f o n d a t o während der Kalabrischen Ingression nicht überflutet wurde, sondern der Verwitterung ausgesetzt war. D a s Altpleistozän ist auch in Mittelitalien durch einen Wechsel v o n K a l t - und W a r m ­ zeiten gekennzeichnet. Dieser Wechsel w i r d zur Aufstellung des stratigraphischen Schemas des Quartärs benutzt. E s fragt sich nun, welche Hinweise sich im Arbeitsgebiet für die klimatische Einstufung der einzelnen Schichtkomplexe finden. N a c h den Erfahrungen in Mitteleuropa liegt es nahe, die braunkohlenführenden lim­ nischen Schichten in eine Warmzeit zu stellen. Im Mittelmeergebiet k a m eine Arbeitsgruppe


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