Quaternary Science Journal - Vol. 1 No 1

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Die Klimazonen des Eiszeitalters

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Finden sich, w i e in d e n v o n S C H Ö N H A L S in diesem B a n d e beschriebenen Profilen, mehrere L ö ß e verschiedenen Alters übereinander, so liegen auch hier etwa eingelagerte Fließerdedecken s t e t s a n d e r B a s i s j e d e r L ö ß l a g e , unmittelbar darüber folgt der L ö ß und erst auf diesem entstand dann d e r V e r ­ witterungsboden der nächst folgenden Warmzeit. Ü b e r dieser Verwitterungs­ schicht folgt dann die basale Fließerde der nächsten Kaltzeit. Daß ein solcher L ö ß einmal u n m i t t e l b a r (d. h. o h n e zwischengeschalteten Verwitterungs­ horizont) v o n einer aus derselben Kaltzeit stammenden Fließerde ü b e r lagert w o r d e n wäre, w u r d e bisher n i e beobachtet! S o w e i t vielmehr Schichten dieser Art wechsellagern, b e g i n n t j e d e K a l t z e i t r e g e l m ä ß i g m i t e i n e r F l i e ß e r d e u n d e n d e t m i t e i n e m L ö ß ! Hier ist eine großzügige G e ­ setzmäßigkeit erkennbar. Sie läßt sich w o h l nur so deuten, daß jede „Eiszeit" klimatisch in zwei Abschnitte zerfällt: einen ersten, vielleicht sommerkühleren, ganz g e w i ß aber feuchteren m e h r ozeanisch getönten, in d e m das Bodenfließen auch die tieferen Regionen Mitteleuropas beherrschte und die Bedingungen für Lößbildung (Trockenheit und dichtes, steppenhaftes Vegetationskleid) ungünstig waren. Dann folgte die trockenere Lößzeit mit stärksten W i n d w i r k u n g e n und zugleich vielleicht leichtem Hinaufrücken der steppenartigen Vegetation der Lößtundra, d. h. also w o h l im ganzen m e h r kontinentalem Klimaeinschlag. Die erste feuchtkühlere Periode des Frühglazials w ä r e dann die Zeit des Wachstums der großen Inlandeismassen, die zweite trockenere die ihres Hochstandes (Hoch­ glazial), an das sich dann schließlich noch eine dritte, das w i e d e r w ä r m e r e und feuchtere Spätglazial, d. h. im wesentlichen die Abschmelzzeit der Gletscher anschließt. Eine ähnliche Mehrphasigkeit zeigt die Bildung der nichtglazigenen w ü r m ­ eiszeitlichen Täler. Ihre breiten, durch den Transport der stark vergrößerten eiszeitlichen Schuttmassen entstandenen Talsohlen, deren stets leicht g e w ö l b t e r Querschnitt ihre Entstehung durch einen einheitlichen großzügigen Aufschüt­ tungsvorgang beweist (BÜDEL, 1944), können nach d e n i m niedersächsischen Bergland durchgeführten Untersuchungen meines Schülers H. M E N S C H I N G überall in z w e i Niederterrassenniveaus aufgegliedert w e r d e n : ein älteres und breiteres, das e t w a acht bis zehn Meter ü b e r dem heutigen Flußniveau die m o r ­ phologisch gut ausgeprägte „ o b e r e Niederterrasse" bildet und auch v o n den höchsten Hochwassern nur noch stellenweise erreicht w i r d ; und ein tieferes und schmäleres, das als „untere Niederterrasse" nur 3—5 m über dem Flußspiegel zu liegen pflegt, das noch regelmäßig v o m Hochwasser erreicht wird, und das daher über seinem basalen eiszeitlichen Schotterkörper gewöhnlich noch eine später aufgeschüttete holozäne A u e l e h m d e c k e trägt. Beide Niederterrassen m ü s ­ sen klimatisch verschiedenen Phasen der letzten Kaltzeit entstammen. D a auch die „ o b e r e Niederterrasse" stets völlig lößfrei ist, m u ß sie j ü n g e r sein als die frühglaziale Fließerdezeit; sie entspricht daher wahrscheinlich der hochglazialen Lößzeit selbst, w ä h r e n d die untere Niederterrasse vermutlich d e m Spätglazial angehört. Dafür spricht auch, daß diese untere Niederterrasse nur auf d i e Haupt­ täler und die größeren Seitentäler beschränkt ist: sie fehlt in höheren N e b e n ­ tälern und hatte so offenbar nicht die Zeit, bis in die letzten Verästelungen d e r Flußläufe talbodenbildend zurückzugreifen, b e v o r mit den« Beginn d e r Nacheis­ zeit die ganz anderen Talbildungsvorgänge der geologischen G e g e n w a r t einsetzten. Daher „hängen" in unseren Mittelgebirgen die Talsohlen der obersten T a l ­ v e r z w e i g u n g e n oft über denen der größeren Tälchen; in manchen Fällen w e r d e n solche „fluviatilen Stufenmündungen" 15 m hoch! Bis in die frühglaziale Fließ­ erdezeit reicht v o n den heute noch erhaltenen würmeiszeitlichen Talformen


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