Quaternary Science Journal - Vol. 1 No 1

Page 108

106

F. Firbas

auffälliger Gegensatz (13), so paßt der Nachweis eines allmählichen Ausklangs der postglazialen Wärmezeit auch noch in der sogenannten „Nachwärmezeit" recht gut zu der während der letzten Jahrtausende weiter fortschreitenden Strahlungsabnahme. Einen groß angelegten u n d umfassend begründeten Überblick über die B e ­ deutung der Pollenuntersuchungen für die Klimageschichte der Erde hat 1944 L. v. P O S T gegeben. Sein G r u n d g e d a n k e ist d e r Nachweis der „Revertenz", w i e sie sich in allen bisher untersuchten Vegetations- und Klimagebieten der Erde aus den auffälligen regionalen Parallelen im K u r v e n v e r l a u f der Pollendiagramme ergibt: Im letzten, etwa 2—3 Jahrtausende umfassenden Abschnitt der K l i m a ­ geschichte der Erde (III) läßt sich in der Vegetationsentwicklung und damit offenbar auch im K l i m a eine neuerliche A n n ä h e r u n g an die Zustände erkennen, die im frühen Postglazial (I) bestanden haben. Dazwischen liegt ein m e h r e r e Jahrtausende umfassender mittlerer Abschnitt (II), der uns als „postglaziale Wärmezeit" mit einer Polwärtsverschiebung der gemäßigten Waldgürtel u m e t w a 5 Breitengrade bekannt ist, in anderen Klimagebieten aber auch durch Verschiebungen der Niederschlagsverhältnisse z u m Ausdruck k o m m e n kann. S o herrschte in den untersuchten höheren L a g e n der Hawaiischen Inseln w ä h r e n d I eine trockene subalpine Vegetation, w ä h r e n d II montaner R e g e n w a l d . W ä h ­ rend III macht sich neuerlich die Ausbreitung einer z w a r etwas anders gear­ teten, a b e r deutlich trockeneren subalpinen Vegetation geltend. Ähnliches gilt für Neuseeland. Es m u ß betont werden, daß die Vegetations- und w o h l auch die Klimaverhältnisse in den meisten Gebieten w ä h r e n d III andere w a r e n als w ä h ­ rend I, aber eine gewisse Annäherung, eine „ R e v e r t e n z " ist trotzdem, v o r allem im Vergleich zu II, unverkennbar. Diese Gedanken v. P O S T ' s w e r d e n die F o r ­ schung in den nächsten Jahren sicher noch mehr bestimmen, als sie das schon bisher taten. Es eröffnet sich jetzt durch die Untersuchungen in verschiedenen Klimagebieten der Erde die Möglichkeit, Einblick in j e n e Ä n d e r u n g e n im Z i r k u ­ lationssystem d e r A t m o s p h ä r e zu gewinnen, die den postglazialen Klimaverlauf in d e n verschiedenen Gebieten z w a r j e w e i l s anders, aber doch entsprechend und in enger ursächlicher Verknüpfung bestimmt haben. Z u r Frage der A l t e r s b e s t i m m u n g mit Hilfe v o n Pollenuntersuchun­ gen sei nochmals wiederholt, daß die Pollendiagramme der meisten mitteleuro­ päischen Landschaften im Laufe des Spät- und Postglazials die Unterscheidung v o n 8—10 Abschnitten möglich machen, die durch ihre Pollenführung so gut gekennzeichnet sind, daß eine sichere Z u w e i s u n g v o n Funden unbekannten A l ­ ters zu ihnen, w e n n nicht schon auf Grund einzelner Pollenspektren, so doch auf G r u n d längerer Diagrammausschnitte möglich wird. D a r ü b e r hinaus zu gehen, ist hingegen schwierig. Es sei an einer einfachen Überlegung gezeigt. D i e Zeit seit d e m frühpostglazialen H a s e l m a x i m u m bis zur G e g e n w a r t beträgt etwa 8000 Jahre, d. h. 80 Jahrhunderte. U m durchgehend mit einer Genauigkeit v o n einem Jahrhundert datieren zu können, müßten w i r also in den P o l l e n d i a g r a m ­ m e n diesen Zeitraum in 80 Abschnitte teilen u n d jeden einzelnen dieser A b ­ schnitte v o n den Nachbarabschnitten unterscheiden können. Jeder Blick auf ein Pollendiagramm mit seinen methodisch bedingten Zufallsschwankungen lehrt, daß dies auch für längere Zeitabschnitte, z. B. v o n 200—300 Jahren, in der Regel nicht möglich sein wird. Nur zu gewissen Zeiten, etwa w ä h r e n d der Erstaus­ breitung der Buche oder dort, w o in jungbesiedelten Gebieten die Getreidekurve mit der bekannten historischen Siedlungsgeschichte verknüpft w e r d e n kann, liegen die Dinge etwas günstiger. A b e r Altersunterschiede v o n n u r einem o d e r einigen w e n i g e n Jahrhunderten können darüber entscheiden, o b ein Fund z. B.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.