Saaleeiszeit, Warthestadium und Weichseleiszeit in Norddeutschland

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Saaleeiszeit, Warthestadium und Weichseleiszeit

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rheingebiet ging. Wahrscheinlich aber w a r dies n u r eine verhältnismäßig kurze Episode. Später erfolgte ein T o t w e r d e n der ganzen peripheren Eismasse zwischen Niederrhein u n d Weser-Wiehengebirge. Es k a m zu den zahlreichen Toteisbil­ dungen, die gerade diesen R a u m charakterisieren: die O s - u n d Kameszüge i m Münsterlande, a m Südhange v o m Osning u n d i m Wesertal zwischen Porta u n d Hameln. A b e r auch nördlich des W e s e r - W i e h e n g e b i r g e s hielt sich das lebende Eis wahrscheinlich nicht mehr lange. Es erfolgte w o h l bald ein weiteres Z u r ü c k ­ schmelzen bis ins Ostseegebiet hinein. Dieses Zurückgehen bis ins Ostseegebiet ist daraus zu erschließen, daß der später, nach einer unbekannten Zeitdauer, w i e d e r vorstoßende Gletscher ein Ostseegletscher m i t starker Durchmischung der Geschiebebestände war (vgl. J. HESEMANN 1939). D e r neue V o r s t o ß ging bis zur L a m s t e d t e r Endmoräne in Nordwestdeutschland ( A b b . 2), in einzelnen Gebieten vielleicht auch noch etwas w e i t e r (ILLIES 1952). Ihrem Hauptendmoränenzug gehört z. B. die Wingst bei L a m ­ stedt an. Es handelt sich hier also u m eine Vorstaffel des Warthestadiums, die — darin stimme ich mit ILLIES überein — zeitlich d e m Warthestadium sehr viel näher steht als d e m Saalemaximum. D i e Lamstedter Endmoräne findet nördlich der Elbe ihre Fortsetzung in Endmoränen des westlichen Holsteins (vgl. meine Ü b e r ­ sichtskarte v o n Norddeutschland 1935). Nach e i n e m neuen, wahrscheinlich n u r kurzen Rückzug k a m es dann z u m eigentlichen großen Warthevorstoß. Dessen Hauptendmoränenzone ist ein i m großen u n d ganzen geschlossener Zug, der sich aber doch in einzelnen Gebieten, so besonders in Schleswig-Holstein und in der I lüneburger Heide, in zahlreiche hintereinander liegende Staffeln auflöst. D e n Lamstedter V o r s t o ß kann m a n zum Warthestadium i m weiteren Sinne rechnen ) . 3

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A b b . 3. Die Bewegung des Eisrandes der Saale-Vergletscherung, schematisch („Ver­ eisungskurve"). R.V. = Rehburger, A m . V . = Amersfoorter, L.V. = Lamstedter, W . V . =• (engerer) Warthe-Vorstoß.

A b b . 3 stellt in einer K u r v e („Vereisungskurve") den j e w e i l i g e n Stand des Eisrandes w ä h r e n d der Saalevereisung dar. Dabei ist die Entfernung v o n e i n e m (theoretischen) Z e n t r u m etwa in A n g e r m a n n l a n d zugrundegelegt. D i e Darstel­ lung zeigt, daß die Saalevereisung, soweit w i r ihren Verlauf überblicken können, in z w e i Hauptabschnitte zerlegt werden kann: einen älteren m i t der M a x i m a l ­ ausdehnung bis z u m Niederrhein und einen jüngeren mit einer Ausdehnung bis z u m westlichen Schleswig-Holstein und zur westlichen L ü n e b u r g e r Heide. D e n ersten Abschnitt könnte man, u m einen v o n v a n der VLERK & FLORSCHÜTZ (1950) gebrauchten Ausdruck („Drenthien") w e i t e r zu benutzen, als D r e n t h e - A b 3

) Ich halte es für verfrüht, jetzt schon in Norddeutschland von „Alt"-, „Mittel"- und „Jungriß" zu sprechen. Zunächst muß für das Alpengebiet der wirklich regionale C h a ­ rakter dieser Einteilung bewiesen werden. Weiter scheint in Norddeutschland eher eine Zweiteilung als eine Dreiteilung der Vorletzten Eiszeit charakteristisch zu sein.


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