1 Pressemeldung Schweiz: Zukunftsforscher ermittelt künftige Qualitäts- und Kaufkriterien Neue Chancen für Schweinefleisch als Markenerzeugnis „Die Nachfrage nach Schweinefleisch ist trotz steigender Bevölkerung und sinkender Preise in der Schweiz rückläufig. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht müßte Landwirten eigentlich empfohlen werden aus der Schweinemast auszusteigen. Allerdings sind künftige Kaufentscheidungen nicht nur ökonomisch zu begründen“, teilte der Schweizer Zukunftsforscher Hannes-O. Rohner auf einer Vortragsveranstaltung der Genossenschaft PROSUS im schweizerischen Weinfelden mit. Nicht alles könne über den Preis geregelt werden. Ernährung sei nicht nur Versorgung mit Energie, sondern ist auch Genuss, Freude und kulturelle Bereicherung. Rohner ist der Auffassung, dass radikales Umdenken und und neue Perspektiven seitens der Fleischerzeuger erforderlich sind. Wenn es gelingt, Schweizer Erzeugnisse zu einer Marke zu entwickeln, könne Schweinefleisch auch in Zukunft zu guten Preisen erzeugt und verkauft werden. Die Trendforschung zeigt allerdings ein düsteres Bild. Vegetarismus als Folge von Lebensmittelskandalen und Seuchen scheint für viele Menschen eine geeignete Alternative darzustellen. Dafür muss auch der Wertewandel in der Gesellschaft verstanden werden. Neben betriebs- und volkswirtschaftlicher Wertschöpfung muss inzwischen auch die ideelle Wertschöpfung und –vermittlung Beachtung finden. Seit Beginn der 90iger Jahre befindet sich das Wirtschaftswachstum der Schweiz im kontinuierlichen Abwärtstrend und liegt derzeit unter 2 Prozent. Quantitativ scheint ein Ende des Wachstums in Sicht. Renommierte Ökonomen läuten schon heute die Post-GrowthGesellschaft ein. Bei dem bisherigen Streben nach Wohlstand scheint der Grenznutzen erreicht. Eine Werteverschiebung beginnt gerade vom Wohlstand in Richtung Lebensqualität. Die Menschen wollen gesünder, natürlicher, genussvoller, sinnvoller, intelligenter und nachhaltiger leben. Kurz gesagt - Wohlbefinden und Glück stehen im Vordergrund. Eine Werteevolution findet statt. Ausgehend von der Industrialisierung über Automatisierung und Ökologisierung gelangt man immer mehr zur sogenannten Emotionalisierung. Zu diesem Bereich gehören u.a. die Wertschätzung des Produkts, Kultur und Gewohnheiten, Ökologie und Nachhaltigkeit, Tierhaltung und Tierschutz, Herkunft und Identität. Hier sind Chancen nutzbar, die sinkenden Fleischabsätze aufzufangen, und zwar durch neue Perspektiven und Märkte. Bei der Entwicklung von Schweinefleisch als Marke muss die Wertschöpfung beim Schweinefleisch und der Wertewandel in der Ernährung berücksichtigt werden und die Tatsache, dass die emotionale Wertschöpfung künftig an Bedeutung gewinnen wird. Auch werden Verbraucher künftig mehr Transparenz bei der Erzeugung von Schweinefleisch fordern. Wer verkaufen will, muss Herkunft und Produktionsweise offen legen. In lokaler Produktion, Verkauf und Regionalität sieht der Zukunftsforscher gute Chancen für den Schweinefleischabsatz. Die verarbeitenden Betriebe könnten vermehrt lokale Spezialitäten herstellen. Dem gegenüber stehen noch die zurzeit überwiegenden, uniformen Massenprodukte. Nach Meinung des Referenten wird bei zunehmender Marktöffnung der Preisdruck weiter steigen. Die Anforderungen der schweizerischen Erzeugung an das frische, vielfältige und qualitätsvolle Lebensmittel Schweinefleisch unter Einhaltung optimaler Hygienestandards werden künftig noch bedeutsamer. Künftig werde die Ökologie, Nachhaltigkeit und das Tierwohl eine grössere Rolle spielen. Hier sieht Rohner ebenfalls gute Chancen durch den Erwerb eines positiven Schweizer Rufs für hochwertige Erzeugnisse, auch im Hinblick auf Exporte.