2 minute read

Das Kofferschloss

im Sommer und Herbst wunderschöne Topfpflanzen am Verwaltungsgebäude und am Gewächshaus bei. Wenn ich dort vor - beikomme, fallen mir immer Bilder flämischer und italienischer Meister vom Paradies ein, wo man mediterrane, exotische Gärten vorfindet (übrigens kommt das Wort Paradies aus dem Altiranischen und bedeutet Garten). Vom Eingang des Friedhofs führt dann eine Baumallee bis zur Friedhofskapelle, die im Jahre 1904 im neugotischen Stil, also historisch, in ausgeprägter Form erbaut worden ist und nicht im Jugendstil, wie in der Literatur behauptet wird. Die Frage nach dem Baustil haben sich meine beiden Freundinnen Anne (Betriebswirtschafterin und Autorin) und Monika (Kulturwissenschafterin und Autorin) und auch ich bei Spaziergängen über den Friedhof gestellt und nur ungenau beantworten können. So zogen wir ein Architekturbüro und einen Kunsthistoriker zu Rate, der für Denkmalschutz verantwortlich ist. Wir bekamen unsere Vermutung bestätigt, dass es sich nicht um Jugendstil handelt, sondern um Historismus.

Neben der Kapelle befindet sich seit 2013 eine Glockenanlage als Holzkonstruktion, die wohltuende Wärme aussendet.

Advertisement

Überall auf dem Friedhof laden Bänke zum Verweilen ein. Da kann man beobachten, meditieren oder sich auch nur ausruhen. Hier und da gibt es »Hingucker« wie steinerne Kreuze, Baumstümpfe, die an die Endlichkeit des Lebens erinnern und eine Skulptur, die ein liebendes Paar darstellt. All diese »Kleinigkeiten« schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Ein Friedhof ist immer auch eine kulturhistorische Stätte. Und so habe ich den Gundorfer Gottesacker wiederholt durchstreift. Ich habe nach Grabmalen gesucht, die mich entweder an bedeutende Böhlitz-Ehrenberger Bürger oder auch an bestimmte historische Ereignisse erinnern. Wenn ich den Weg rechts vom Eingangstor an der Friedhofsmauer entlanglaufe, stoße ich auf Grabmale mit Namen, die mir etwas sagen. Entweder sind sie mir schon einmal in Straßenbezeichnungen oder in Bezeichnungen für Plätze begegnet. Oder ich habe schon mal etwas über die Personen gehört oder gelesen. Das betrifft Carl Hinné, einen Schmirgelscheibenhersteller und Franz Leisebein, den Ziegeleibetreiber, sowie Johann Gottfried Müller, den Bau - unternehmer. Das gilt auch für den Buchbinder und Druckereibesitzer Gustav Kühn sowie den Kantor und Lehrer Theodor Andrä und Prof. Werner Holzmüller, den ehemaligen Direktor des Instituts für Physik und Physikalische Chemie der Hochpolymeren der Deutschen Akademie der VORSCHAU Wissenschaften. Am Ende des Weges auf der linken Seite befindet sich die Grabstelle des Widerstandskämpfers Arthur Heidrich, der 1936 in Waldheim sein Leben lassen musste. Geht man den Weg hinter der Friedhofskapelle am Feld entlang,

Der Ozeanriese

s ist sehr viel gebaut worden in

Böhlitz-Ehrenberg seit Beginn der 1990er Jahre. So entstand auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Schlobachschen Furnierwerkes eine Wohnsiedlung, deren Straßennamen an frühere Zeiten erinnern, z. B. »Zur Sägemühle« oder »Furnierweg«.

An der Burgauenstraße wurde ebenfalls eine Wohnsiedlung errichtet. Gebaut wurden auch das Soziokulturelle Zentrum »Große Eiche«, die »Grundschule Böhlitz-Ehrenberg« und eine Mensa für den Schulcampus, das Verwaltungsgebäude »Am Markt«, eine Kita in der Buchener Straße. Die Reihe könnte fortgesetzt werden. Aber ich

möchte einmal noch auf ein Wohnensemble aufmerksam machen, das an einer Stelle entstanden ist, auf dem sich früher Feld befand, über das ich mit meinem Mann unzählige Male von der Beckersiedlung bis zur Haltestelle der Linie 17 gelaufen bin. Dieser Wohnkomplex (Leipziger Straße/Buchener Straße/Pestalozzistraße), der 1996 bezogen werden EVORSCHAU konnte und mit dem ich mich ganz persönlich verbun den fühle, zieht nicht selten interessierte und bewundernde Blicke auf sich. Er versammelt neun Häuser um einen schönen begrünten Innenhof mit einem Teich, über den zwei kleine Holzbrücken