E&T Info 01/2012

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Masterstudium AMS: Advanced Material Science Aktuell

Vielleicht ist es euch auch schon so ergangen, dass ihr vor einer Frage steht und euch keiner so wirklich weiterhelfen kann. Zum Beispiel: „Kann ich mit einem Elektronenmikroskop Elektronen sehen?“ „Können zwischen zwei Phasen mehr als 360° liegen?“ „Ist eine Ionenkanone wirklich Science Fiction?“ Wenn’s schon sonst niemand weiß, muss man halt selbst ran und dafür gibt es seit einigen Jahren ein interdisziplinäres Studium.

Kammer eines Scanning Electron Microscope (SEM) – Focused Ion Beam (FIB) Dual Beam Microscope mit Beschriftung der Komponenten zur Messung und Strukturierung der Materialoberfläche. Mit einer ähnlichen Anlage wurde auch das TU Logo im zweiten Bild erstellt.

Patrick Schrey

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Advanced Material Science ist ein Masterstudium, das aufbauend auf einem Bachelorstudium der Physik, Chemie, Elektrotechnik und des Maschinenbaus gewählt werden kann. Zu Beginn sei gleich gesagt, dass der Einstieg für Elektrotechnikstudierende wohl der schwierigste ist. Bis auf Mathematik haben wir in fast allen Richtungen das Nachsehen und die meisten einführenden Lehrveranstaltungen zu besuchen. So könnte man das zumindest interpretieren, wenn man das Curriculum liest. Der aufmerksame Studierende findet hier aber allerhand interessante Lehrveranstaltungen, kann sich ordentlich über den Tellerrand hinauslehnen und seinen Horizont erweitern. Angefangen bei einem Einblick in die Metallographie und verschiedenster Herstellungspro-

April 2012

zesse, über die Festkörperphysik und Quantenmechanik, bis zu einem Crashkurs in Chemie und Analysemethoden ist alles dabei, um den Wissensdurst zu stillen. Weit gefehlt, wer glaubt nur eine sinnlose Aneinanderreihung von Terminen in seinem Stundenplan vorzufinden. Die Vorlesungen sind sowohl inhaltlich, als auch zeitlich hervorragend auf einander abgestimmt. So werden die unterschiedlichen Kristallgitter in „Einführung in die Festkörperphysik“ vorgestellt, während in „Einführung in die Festkörperchemie AdvMatSci“ Möglichkeiten zur Einlagerung von Fremdatomen in den bestehenden Aufbau diskutiert werden. „Introduction to Materials Science“ greift beides auf und erklärt wie Kohlenstoff die mechanischen Eigenschaften von Eisen und Stahl verändert. In den Laboren hat man die Möglichkeit in die praktischen Aspekte der unterschiedlichen Studienrichtungen hinein zu schnuppern und sind in der Regel anschaulicher als die Übungen der Elektrotechnik, die eher abstrakter Natur sind.

tiefungen ist es auch möglich bzw. nötig, sich einige Softskills anzueignen, wie etwa Präsentationstechnik, Mitarbeiterführung und Kreativitätstechniken. Unerwähnt sollten auch die Studierenden aus den anderen Studienrichtungen nicht bleiben. Zum einen erlebt man hautnah die verschiedenen Methoden zur Problemlösung, die unterschiedlichen Interpretationen von physikalischen bzw. chemischen Gegebenheiten, zum anderen bekommt man Fragen mit oft sehr einfachen Worten und Modellen erklärt. Diskussionen nach der Vorlesung können gerne etwas länger dauern, da ja jede Studienrichtung ihren Senf dazugibt. Das macht das Ganze aber umso unterhaltsamer.

Mit weiterem Fortschritt des Studi-

Das TU Logo wurde mit einem fokussierten Ionenstrahl in Siliziumoxid geschnitten. Die feinsten Strukturen sind etwa 40nm breit. Wird das G als Vergleich herangezogen würden die 2 Mio. Bände der Österreichischen Nationalbibliothek gerade mal eine Fläche von 24cm x 24cm bedecken.

ums kann man aus drei vertiefenden Katalogen wählen: „Metallische und keramische Werkstoffe“, „Polymerwissenschaften und Kunststofftechnologie“ oder „Halbleiterprozesstechnik und Nanotechnologie“. Neben diesen fachspezifischen Ver-

Bilder freundlicherweise zu Verfügung gestellt von Herrn Dr. Harald Plank, Institut für Elektronenmikroskopie und Feinstrukturforschung (FELMI), Technische Universität Graz


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