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Wenn es am Set brennt

„Wir schaffen hier Tausende von Arbeitsplätzen, ihr Vollidioten! Das ist Fakt! Es gibt für euer Verhalten keine Entschuldigung. Jeden Tag habe ich das Studio, die Versicherungen und die Produzenten am Telefon und muss über den Fortgang der Produktion Bericht erstatten. Sie verlassen sich auf uns, dass wir hier Filme machen!“

Wer da so höchst verärgert und emotional reagierte, war kein Geringerer als Hollywood-Superstar Tom Cruise. Bei den Dreharbeiten zu „Mission Impossible 7“ kam es zu einem denkwürdigen Wutausbruch, dessen heimlich mitgeschnittene Tonaufnahme im Netz geleakt wurde. Adressaten der Tirade waren zwei unachtsame Filmtechniker, die am Set in

London im Herbst 2020 weder die COVID-Masken- noch die Abstandsregeln eingehalten hatten. Der US-Schauspieler, der gleichzeitig als einer der Produzenten des Films fungiert, hatte aufgrund der Corona-Pandemie bereits mit mehreren Unterbrechungen und Verschiebungen der Dreharbeiten zu kämpfen. Das Gesamtbudget steigerte sich dadurch auf rekordverdächtige 290 Mio. Dollar. Drei Jahre später startet nun „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ weltweit am 13. bzw. 14. Juli in den Kinos.

Eine Filmproduktion ist nicht erst seit der Corona-Pandemie enormen Risiken ausgesetzt. Sei es ein teures HollywoodProjekt, eine Low-Budget-Arbeit für ein Filmfestival oder ein Beitrag für die Nachrichten eines TV-Senders. Doch was passiert eigentlich, wenn die Technik plötzlich streikt, der Hauptdarsteller krankheitsbedingt ausfällt oder wenn sich am Set Unfälle ereignen? Dreh-Verzögerungen oder gar Abbrüche kosten Geld. Gegen die unterschiedlichsten Risiken am Set können Filmversicherungen abgeschlossen werden, die zum Beispiel Technik, Requisiten, Gebäude, Fahrzeuge absichern, beteiligte Personen oder auch das filmische Material. Für Produzenten, Studios, Sender, Festivals oder Dienstleister der Filmbranche stellt die Filmversicherung also ein „Must-have“ dar. In der Regel werden die unterschiedlichen Risiken einer Filmproduktion im Paket versichert. Als Risikominimierung bündeln sich mehrere Einzel-Produkte wie Filmausfallversicherung, Personenausfallversicherung, Sachausfallversicherung, Elektronik- und Technikversicherung, Datenträgerversicherung, Requisiten- und Ausstattungsversicherung, Produktionshaftpflichtversicherung, Filmmaterialversicherung sowie Filmfertigstellungsversicherung, der sogenannte Completion Bond.

Abgestimmte Versicherungspakete für Produktionsfirmen und TV-Sender

In der Regel suchen sich Produktionsunternehmen einen Filmversicherungspartner, der als Makler zu großen Konzernen wie Allianz, Gothaer, Hiscox und Ergo fungiert und für die Filmwirtschaft perfekt abgestimmte Pakete schnürt. Die Policen werden entweder individuell für jede einzelne Filmproduktion abgeschlossen oder aber – gerade im Fall von TV-Sendern – als langjährige Versicherungsvereinbarungen. Bevor die Verträge unterzeichnet sind, legt der Filmversicherer den Deckungsbeitrag fest. Dieser errechnet sich aus den Kosten der Filmproduktion: fixe Kosten wie Miete der Räumlichkeiten oder das Personal, variable Kosten wie Material, Studiomieten oder Requisiten. Neben der Kalkulation der zu erwarteten Kosten ist auch die Länge der Dreharbeiten ein wichtiger Faktor, der zuvor vom Versicherungsunternehmen abgefragt wird. Auch die Möglichkeit einer Selbstbeteiligung kann ein Produzent in Erwägung ziehen. Diese mindert die Beitragssätze der Versicherung, erhöht allerdings das finanzielle Risiko im Schadensfall. Versichert werden also Unfälle, technische und gesundheitliche Risiken aber auch Wetterrisiken. In den meisten Fällen nicht versicherbar sind unternehmerische Risiken (wenn beispielsweise der erwartete Filmerfolg ausbleibt) oder handwerklich-künstlerische Risiken. Eingeschränkt versicherbar sind rechtliche Risiken, wie Urheberechte und Verträge, dazu gehören auch kaufmännische Risiken wie Finanzierung, Fehlkalkulation und Missmanagement.

Aktuell besonders in den Fokus geraten ist die Personenausfalldeckung. Bei einer Filmproduktion sind Regisseur, Darsteller oder Kameraleute nur sehr schwer oder gar nicht zu ersetzen. Mit der Personenausfallversicherung ist der Produzent gegen Unfall, Krankheit oder gar Tod der Personen versichert. Die in solchen Fällen entstehenden Mehrkosten durch Unterbrechung der Produktion, durch Umbesetzung oder Nachdreh oder auch die bereits aufgewendeten Kosten im Fall eines Abbruchs werden dem Produzenten erstattet. Allerdings: Bis heute wird der Produktionsbranche keine coronabedingte Ausfallversicherung angeboten. Und das hat nichts mit den inzwischen abklingenden Infektionszahlen zu tun, sondern mit der Unabwägbarkeit pandemieverursachter Versicherungsfälle. In der ersten Corona-Welle mussten Versicherer in vielen Fällen für den Film-Shutdown haften und empfindliche Kosten in ihre Bilanzen schreiben. John Neal, der Geschäftsführer von Lloyd‘s of London, warnte vor drei Jahren noch eindringlich, dass „die Versicherungsschäden der Pandemie über alle Branchen hinweg sich pro Jahr auf mehr als 100 Mrd. Dollar addieren“ – eine völlige Überforderung der Versicherungswirtschaft.

Die mächtige Allianz Deutscher Produzenten, die größte Interessenvertretung der Hersteller von Film-, Fernsehund anderen audiovisuellen Werken in Deutschland, hat sich aktuell auf die Agenda geschrieben, das Thema coronabedingte Ausfallversicherung mit allen Marktteilnehmern zu diskutieren. „Denn die nächste Pandemie kommt bestimmt“, wie es Johannes Kargerer, Leiter Politik in der Produzentenallianz auf finanzwelt-Anfrage beschreibt. Mit den größten Filmversicherungsanbietern und den filmpolitischen Vertretern sei man bereits im intensiven Austausch, so Kargerer. Ob die privatwirtschaftlich organisierte Versicherungsbranche überhaupt geeignet ist, die Betroffenen derartiger Katastrophen finanziell zu entschädigen, ist umstritten. Klar dagegen ist: Ohne einen staatlichen Notfallfonds dürfte bei einer potenziellen neuen Corona-Welle die gesamte Filmproduktionsbranche vor die Hunde gehen. Und dies bei einem jährlichen Umsatz von rund 5 Mrd. Euro.

DFG: Der Spezialist für Versicherungsschutz von Kinound TV-Produktionen

Der Markt der Filmversicherungen in Deutschland ist ebenso übersichtlich wie anspruchsvoll. Einer der ersten Ansprechpartner für deutsche und europäische Produzenten ist sicherlich die Deutsche FilmversicherungsGemeinschaft (DFG) mit Sitz in Hamburg. Die DFG, ein Markenzeichen der Firma BDJ Assekuradeur GmbH, gibt es schon so lange, wie es den Tonfilm gibt. Mit fast 100 Jahren Erfahrung kümmert man sich um „alles, was nicht im Drehbuch steht“, so Geschäftsführer Hendrik Bockelmann. Als Assekuradeur stellt man nach eigenen Angaben rund 40 % aller deutschen Filmpolicen aus. Spezialisiert ist die DFG auf den Versicherungsschutz für nationale und internationale Kinound TV-Produktionen und arbeitet daher eng mit allen führenden TV-Sendern und Produktionsfirmen zusammen. Die DFG ist nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland und gehört zu den Top 3 in Europa. Als Mitversicherungsgemeinschaft ist sie mit Vollmachten der Versicherungsgesellschaften ausgestattet, Risikoträger – in unterschiedlichen prozentualen Anteilen – sind die AXA Versicherung AG, Vienna Insurance Group, Helvetia Versicherungs-AG, Württembergische Versicherung AG, Nürnberger Allgemeine Versicherung AG, SV Sparkassen Versicherung Gebäudeversicherung AG und Bayerischer Versicherungsverband Versicherungsaktiengesellschaft. Die Pluspunkte der DFG sind neben der jahrelangen Erfahrung vor allem das spezialisierte Team und die direkte Verbindung zur Filmbranche. „Als Partner der Produzenten ist es unser ganzes Ziel, ihre Produktionen bestmöglich vor Risiken zu schützen und abzusichern“, berichtet Bockelmann und ergänzt: „Beraten, Weiterlernen und Risiken abnehmen können – das ist das, was wir erreichen.“ (sg) über 30 Jahre Erfahrung

2 Standorte: Frankfurt und Pfungstadt über 60.000 Implantatbehandlungen

Eigenes zahntechnisches Meisterlabor

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Angst- und schmerzfreie Behandlung

Weitere Informationen und Online-Terminbuchung: www.zahnklinik-jung.de

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