finanzwelt Ausgabe 03/2023

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Exklusivinterview mit Hermann Schrögenauer, Vorstand der Lebensversicherung von 1871 a. G. München

„Finanzielle Freiheit ist kein Schön-, sondern ein Allwetterthema“
Einzelpreis 4,50 Euro –G48695 –www.finanzwelt.de 03/2023

ZUKUNFT GEMEINSAM GESTALTEN Sie wollen nachhaltigen Erfolg. Wir begleiten Sie!

Gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften werden für Unternehmen immer wichtiger –auch aufgrund zunehmender gesetzlicher Regularien. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und wollen zu den führenden nachhaltigen Versicherern der Branche zählen. Dafür haben wir bereits viele Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz umgesetzt, engagieren uns umfassend für die Gemeinschaft und unterstützen Sie und unsere Mitarbeiter aktiv.

Wir bieten Ihnen umfangreiche Mehrwerte, gute Argumente sowie ein ausgezeichnetes Netzwerk: Mit innovativen Produkten, zeitsparenden digitalen Services, breitem Experten-Know-how und einer individuellen Betreuung, die Sie und Ihre Kunden in den Mittelpunkt stellt.

Gemeinsam für Ihren Erfolg makler.ruv.de/nachhaltigkeit

Freunde der finanzwelt,

ab und zu ist es angebracht, sich aus seiner Position des bequemen Älterwerdens wieder raus aus der Komfortzone zu begeben und etwas Neues zu wagen. Schon allein deswegen, weil man dann zweifelsfrei weiß, was man ohnehin schon ahnte: „OK, ich verstehe jetzt, warum alle davon reden. Aber nicht so meins.“ Denn das meiste stellt sich schnell als Tinnef, sprich neumodischer Unsinn heraus. Man hat es ausprobiert, jetzt kann man mitreden, weiß aber auch, dass man nichts verpasst. Manchmal denkt man sich aber auch: „Kann man ja bei Gelegenheit mal wieder machen, aber muss nu nich immer zu.“ Und mitunter denkt man sich: „Ach, sieh mal einer an. Das ist ja doch gar nicht so uneben.“

Neulich hatte ich so einen Aha-Moment. Eingeladen vom Online-Broker Freedom Finance wäre ich wohl selbst nie auf die Idee gekommen, über meinen simplen Tellerrand klassischer Sportevents hinauszuschauen. So war ich denn auf einem Schachturnier weiblicher Großmeisterinnen gelandet. Irgendwie klingt das genauso nerdig, wie bei den Männern, aber es war erstmal optisch ansprechender und letztendlich viel interessanter. Verstehen Sie mich nicht falsch. Auch bei den Mädels hätte ich als mittelmäßiger Schach-Amateur null Chancen. Aber ich konnte zum ersten Mal Züge und Strategien nachvollziehen. Und ich verstand zum ersten Mal die Taktik, die Psychologie und die unterschiedlichen Spielertypen. „Was hat das mit Finanzen zu tun?“, fragen Sie sich. Mehr als Sie denken. Vordergründig liegt eher ein Bezug zum Militär nahe. Gefecht der verbundenen Waffen und so. Feldmarschall Rom-

mels Weisheit: „Ein Plan hält gerade fünf Minuten bis nach dem Angriff, dann ist er hinfällig.“ Man muss seine Strategie überdenken. Lageanalyse, Neubewertung der Handlungsoptionen, Kalkulation der Wahrscheinlichkeiten, Handeln. Wie bei uns in der Branche. Und wenn ich Chef bei J.P. Morgan oder DJE wäre ... Die Mädels wären meine Fondsmanagerinnen. Analytisch, strategisch, langfristig, nachhaltig und vor allem nicht durch Verluste aus der Ruhe zu bringen.

Gerade jetzt brauchen wir gute Analyse und kluges Handeln. Kopf in den Sand stecken, ist dumm, Panikhandlungen sind dümmer. Denn das Ende der Null-Zinspolitik und die hohe Geldentwertung verlangsamen das Wachstum, senken die Steuereinnahmen und erhöhen zugleich die Kreditkosten des Staates. Banken gehen in die Knie, Unsicherheit, Unzufriedenheit, Streiks, Proteste... Sie wissen ja, wie so etwas enden kann. Seien Sie Ihrem Kunden der verlässliche Partner. Ohne Schönreden, aber auch ohne Panikmache. Ihr Kunde braucht Sie mehr denn je. Zum einen, um sein Portfolio sicherheitshalber sturmfest zu machen. Aber auch emotional einfach als Anker und Fels in der Brandung, um in der Seemannssprache zu bleiben. Dann wird das Schiff auch in den sicheren Hafen einlaufen. So dann: „Nicht mehr schnacken, Kopf in Nacken…?“ Ach nee, das war was anderes. Also besser: „Denn man tau.“

In diesem Sinne

Ihr Lenard von Stockhausen

finanzwelt 03 | 2023 03 EDITORIAL
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Umweltfreundlich verpacken – wir verwenden zertifizierte kompostierbare Biofolie, die zu 100 % biologisch abbaubar ist.

BERATER

06 Der finanzwelt-Maklerpoolnavigator 2023 –Auf einen Blick

18 Nachhaltigkeit im Berateralltag – Zukunftssicher, erfolgreich, nachhaltig

20 Zeit für Veränderungen – Interview mit Marc P. Gorr, Leiter Vertriebsmarketing PremiumCircle Deutschland

22 Maklerpools – Money sells

24 Zugang zu neuen Gewerbekunden – Interview mit BVSV-Chef Andreas Schwarz

26 Provision vs. Honorar – Warum nicht beides?

28 Vergütung – Gutes Geld für gute Beratung

30 „Der Teilverkäufer muss sich im Klaren sein, worauf er sich einlässt“ – Interview mit Janine Hardi, Gründerin von RentePlusImmobilie

32 Digitalisierung – Rechtsfragen zum Einsatz Künstlicher

Intelligenz im Finanzsektor

BRANCHENNEWS

34 Personality & Events

TITELSTORY

44 Es geht um Selbstbestimmung – Interview mit Hermann Schrögenauer, Vorstand LV 1871

VERSICHERUNGEN

50 Pflegeversicherungen – Das dicke Ende kommt noch

52 „Tradition und Moderne müssen Hand in Hand gehen“ – Interview mit Roland Roider, Vorstandsvorsitzender der Haftpflichtkasse

56 Absicherung für Kinder – Child in Time

58 „Der Run-Off bei Lebensversicherungen wird noch zunehmen“ – Interview mit Axel Kleinlein, ehemaliger Vorstand des Verbraucherverbandes „Bund der Versicherten“, und Sven Enger, ehemaliger Vorstand eines Lebensversicherers

60 Regresse – Wer den Cyber-Schaden hat, steht unter Verdacht

62 Nachhaltig handeln bedeutet, das Entscheidende mit Voraussicht zu unternehmen – Interview mit Philipp Bäcker, Leiter Nachhaltigkeit der R+V Versicherung AG

64 Filmversicherungen für die Medienbranche - Teil 1 –Wenn es am Set brennt

68 Dystopie, Utopie oder bereits starke KI – Interview mit ChatGPT

72 Cyber-Riskmanagement – No Risk, more Fun

74 BU-Vertrieb – Seltsame Methoden

06 Der finanzwelt-Maklerpoolnavigator 2023 – Auf einen Blick 60 Regresse – Wer den Cyber-Schaden hat, steht unter Verdacht 18 Nachhaltigkeit im Berateralltag – Zukunftssicher, erfolgreich, nachhaltig
Titelbild: © LV 1871 finanzwelt 03 | 2023 04 INHALT
64 Filmversicherungen für die Medienbranche Teil 1 – Wenn es am Set brennt

SACHWERTE & IMMOBILIEN

76 Baufinanzierung 2023 – Das neue Normal?

78 Das pauschal richtige Modell gibt es nicht – Interview mit Arasch Charifi, Generalbevollmächtigter und Segmentleiter Private Banking & LuxCredit, DZ PRIVATBANK S.A.

80 Ferienimmobilien – So lässt es sich leben

82 Fonds-Check – Beliebtes Investitionsobjekt

84 ELTIF-Reform – „Eigentlich müsste es auf ELTIFs einen regelrechten Run geben“

86 Ein Platz an der Sonne – Interview mit Jörg Busboom, geschäftsführender Gesellschafter der ÖKORENTA Invest GmbH

88 Europäische Immobilienmärkte – Einen Blick über den Tellerrand wagen

90 Fonds-Check – Erster Dachfonds der IMMAC group

92 Alternative Geldanlage – Edle Steinchen

INVESTMENTFONDS

94 „Intelligent investieren heißt auch verantwortungsvoll handeln“ – Interview mit Dr. Kristina Bambach, CFA, Portfoliomanagerin/Head of Responsible Investment, Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH

98 Finanzaufsicht – Weiteres Standortbeben in der Schweiz durch Investorenklage gegen FINMA

100 „Die Inflationsbekämpfung im Euroraum ist ungleich schwieriger als in den Vereinigten Staaten“ – Interview mit Stefan Breintner, Leiter Research & Portfoliomanagement bei DJE Kapital AG

102 Banken 2.0 – Finanzkrise reloaded?

104 Bessere Planbarkeit von Erträgen und Einkommen –Interview mit Peter Gorynski, Director Territorial Retail Sales Germany bei Franklin Templeton

106 Aktien – Gipfel erklommen?

108 Der positive Kreislauf des Geldes – Edda Schröder, Gründerin und Geschäftsführerin der Invest in Visions GmbH

ADVERTORIALS

37 Bestandsbörse – Sie wollen Ihren Bestand verkaufen?

43 Die Stuttgarter – Impulse für die Altersvorsorge

54 R+V Versicherungsgruppe – Zukunft gemeinsam gestalten

70 gvp Gesellschaft für Versicherungsprüfung mbH –Schadenmanagement mit Sachverstand

RUBRIKEN

03 Editorial

110 Vorschau/Impressum

68 Dystopie, Utopie oder bereits starke KI – Interview mit ChatGPT 80 Ferienimmobilien – So lässt es sich leben 88 Europäische Immobilienmärkte – Einen Blick über den Tellerrand wagen
05
72 Cyber-Riskmanagement – No Risk, more Fun

AUF EINEN BLICK

Das sind die wichtigsten Zahlen, Daten, Fakten aller relevanten Maklerpools, Verbände und Serviceanbieter. Im finanzwelt-Maklerpoolnavigator 2023 zeigen wir, welche Leistungen, Produkte, Prozesse, Marketing-, Vertriebs-, und Maklerunterstützung sowie Software und Weiterbildungen angeboten werden. Damit können Makler und Finanzberater sich einen umfassenden Überblick vom Markt verschaffen. Nur die Entscheidung, wer zu ihnen am besten passt, die können wir ihnen nicht abnehmen.

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht etwas besseres findet“, war immer mein Leitspruch, wenn es um die Ehe oder den richtigen Maklerpool geht. Im Zusammenhang mit dem finanzwelt-Maklerpoolnavigator dürfte die-

ser Satz das eine oder andere Mal gefallen sein. Denn im Gegensatz zu Haftungsdächern oder Vertriebsorganisationen ist ein Wechsel des Maklerpools in der Theorie immer recht einfach. „Abgestimmt wird mit den Füßen“, pflegte mir Jung DMS & Cie.-Chef Dr. Sebastian Grabmaier immer zu sagen. Und im Gegensatz zu den meisten Vertrieben gehört der Kundenbestand bei Pools ja dem Makler. Den kann er beim Wechsel natürlich mitnehmen. Komma, aber: Ein Wechsel bedeutet nicht nur neues Arbeitsumfeld, neue Geschäftspartner und neue Ansprechpartner, sondern sehr oft auch eine andere Software, vor allem ein anderes MVP. Klar kann man sich da auch deutlich verbessern. Gerade was die Technik betrifft, gibt es große Unterschiede zwischen den Pools. Aber eine komplett neue Arbeitsumgebung in-

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BERATER | DER FINANZWELT-MAKLERPOOLNAVIGATOR 2023
Foto: © patrickjohn71stock.adobe.com

klusive neuer Einarbeitung in MVP und Vergleichsprogramme klingt erst einmal abschreckend. Andererseits kann auch eine Softwareumstellung so oder so kommen. Der Markt ist ja in ständiger Bewegung. Und ob ich als Makler nach den Vorfällen in der letzten Zeit weiter mit meinMVP arbeiten wollen würde? Na ja ...

Produkte und Provisionen

Was ist neben der digitalen Macht (Hallo Wladimir) noch wichtig bei einem Maklerpool? Es ist die Produktauswahl. Hier geht es nicht darum, was besser ist: Fabrik oder Manufaktur. Oder böse ausgedrückt: Bauchladen oder Spezialist. Hier geht es darum, was ich als Makler und Finanzberater

anbiete und wie ich das Geschäft am besten einreichen kann. Früher hatte man als Makler einfach drei bis vier Anbindungen. Heute sind schon zwei Anbindungen eigentlich eine zu viel. Warum? Weil man ja möglichst mit einer Datenbank, einem MVP und einer Abrechnung arbeiten möchte. Früher hat man sein Investmentgeschäft einfach bei Netfonds oder FONDSNET eingereicht, sein Gewerbegeschäft bei der VEMA, vielleicht KV per vier oder fünf Direktanbindungen und Sachwerte bei der BIT Treuhand. Ganz schöner Aufwand, wäre doch besser, wenn man das reduzieren könnte. Man kann. Mittlerweile bilden alle großen Pools auch fast alles an Produkten ab. Einige haben die Kompetenz im eigenen Haus, andere kooperieren mit anderen Pools oder haben White Label-Lösungen. Frei nach

07

einem anderen (Ex-)Poolchef Oliver Pradetto: „Kooperation ist keine Krankheit.“ Oder wie es ein Freund von mir immer sagt: „Fake it, till you can make it.“

Natürlich spielen hier bei den Produkten neben der Abwicklung auch die durchgereichten Provisionen und Courtagen eine Rolle. Norbert Porazik von der Fonds Finanz hat dazu eine ganz einfache Meinung: „Was Du bei anderen bekommst, bekommst Du mindestens auch bei uns.“ Ein

Blick in unsere Tabelle für einen kurzen Überblick lohnt sich. Aber wie immer gilt: Viel (möglichst digitales) Geschäft gibt auch höchstmögliche Provisionen. Ebenso gilt auch: Leben und leben lassen. Wenn ein Pool viel Service und Vertriebsunterstützung bietet, sprich: einem viel Arbeit abnimmt, sollte einem das auch was wert sein. Die finanziellen Unterschiede, die sich bei den Provisionen ergeben, sollten eigentlich für den Profi keinen großen Unterschied machen.

*) Ohne Haftungsdach- und Assekuradeur-Umsätze **) fünf davon in der Maklerbetreuung

BERATER | DER FINANZWELT-MAKLERPOOLNAVIGATOR 2023 Pools und Verbünde in Zahlen Anzahl angebundene Makler Mitarbeiter im Innendienst PoolProvisionsumsatz* 2022 in € Gesamtumsatz 2022 in € Höhe Stornoreserven in € Höhe Eigenkapitalquote [pma:] Finanz- und Versicherungsmakler GmbH 1.800 64 k.A. 34.240.000,00 k.A. k.A. 1:1 Assekuranzservice AG 1.412 134 24.147.545,91 28.452.523,69 142.710 41 Akkurat financial service GmbH 190 26 26.000.000,00 26.000.000,00 0,00 21,9 allfinanztest.de GmbH Deutschland 400 10 95.444.948,00 95.444.948,00 60.424 10,3 Apella AG 4.672 60 43.817.000,00 47.939.000,00 4.837.830 26,9 aruna GmbH 2.600 49 39.000.000,00 39.000.000,00 k.A. 55 BCA AG 8.500 120 k.A. k.A. 0,00 k.A. blau direkt GmbH 1.500 150 142.000.000,00 152.000.000,00 5.200.000 k.A. DEFINET AG 280 70 32.000.000,00 32.000.000,00 k.A. 100 FinanzNet Unabhängige Finanzberater GmbH 4.212 6 9.200.000,00 9.260.000,00 10.000.000 100 FiNet AG FiNet Financial Services Network AG 444 42 19.425.044,00 25.474.447,00 1.800.000 25 Fonds Finanz Maklerservice GmbH 28.000 470 250.000.000,00 250.000.000,00 k.A. k.A. FONDSNET Holding GmbH 1.650 105 66.332.396,00 68.222.953,00 k.A. 14,99 germanBroker.net AG 560 85 ** k.A. 22.700.000,00 k.A. 22,2 Jung, DMS & Cie. AG 16.000 320 142.300.000,00 156.100.000,00 27.000.000 € 32,7 MIDEMA Assekuranz-Assecuradeurs GmbH 850 10 1.950.000,00 1.950.000,00 0,00 19 PHÖNIX MAXPOOL Gruppe AG 5.000 Rund 100 25.500.000,00 25.500.000,00 k.A. k.A. Qualitypool GmbH 13.000 160 k.A. k.A. k.A. k.A. SDV Servicepartner der Versicherungsmakler AG 9.900 90 k.A. k.A. k.A. k.A. VEMA Versicherungsmakler Genossenschaft eG 4.386 189 300.000.000,00 300.000.000,00 600.000 67,4 vfm Konzept Gruppe 257 84 50.000.000,00 53.500.000,00 k.A. 47,8 WIFO GmbH 3.100 52 18.200.000,00 18.300.000,00 5.500.000 8,07
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Familienunternehmen oder Superpool?

Denn vielen ist wichtiger als die paar Promille mehr (wer glaubt, ich rede von Alkohol, sollte mal wieder mehr LV-Geschäft machen), wie ein Pool oder Verbund personell aufgestellt ist. Hier gibt es harte Fakten und Softskills. Bei den harten Fakten teilt man einfach die Anzahl der angebundenen Makler durch die der Mitarbeiter und setzt das ins Verhältnis zum Umsatz. So kann man den Service quantitativ ablesen. Die Erfahrung zeigt aber – schon sind wir bei den Softskills – dass es Pools gibt, die diesen Wert durch Software oder persönlichen Einsatz wieder wettmachen. Da haben wir dann eben qualitative Unterschiede und die Grenzen, an die unsere quantitative Methodik stößt.

Was sagt eine Eigentümerstruktur aus?

Ich finde grundsätzlich Genossenschaftsmodelle sehr sympathisch, aber sind Aktien nicht fast genauso demokratisch? Und macht der Einstieg von Warburg Pincus nun die eher familiär geprägten blau direkt zum gesichtlosen Superpool? Oder war der Einstieg von HG Capital bei der Fonds Finanz eine Übernahme? Natürlich nicht. Private Equity-Firmen sind keine Heuschrecken, auch wenn das viele fälschlicherweise glauben. Es sind Inkubatoren, die ein Geschäft in verschiedenen Wachstumsphasen (Stages) durch ihren Einstieg zum Wachstum verhelfen. Feindliche Übernahmen, also Heuschrecken, gibt es nur bei Public Equity. Wer seine Anteile verkauft oder verwässert, macht das ja freiwillig und mit

Inhabergeführt

1:1 Produktgeber am Unternehmen nicht mehrheitlich beteiligt Produktgeber am Unternehmen mehrheitlich beteiligt

Akkurat Inhabergeführt

allfinanztest.de Inhabergeführt

Apella Inhabergeführt Partner (Makler) am Unternehmen beteiligt

aruna Inhabergeführt

BCA Streubesitz Produktgeber am Unternehmen nicht mehrheitlich beteiligt Partner (Makler) am Unternehmen beteiligt

blau direkt Inhabergeführt Investor am Unternehmen mehrheitlich beteiligt

DEFINET Investor am Unternehmen mehrheitlich beteiligt Management ist am Unternehmen beteiligt

FinanzNet Inhabergeführt

FiNet AG Streubesitz

Fonds Finanz Inhabergeführt Investor am Unternehmen mehrheitlich beteiligt

FONDSNET Inhabergeführt

germanBroker.net Partner (Makler) am Unternehmen beteiligt

Leitende Mitarbeiter dürfen sich, neben den angebundenen Maklern, beteiligen Jung, DMS & Cie. börsennotiert

MIDEMA

Inhabergeführt Streubesitz Produktgeber am Unternehmen nicht mehrheitlich beteiligt

PHÖNIX MAXPOOL Inhabergeführt

Qualitypool

SDV

VEMA

vfm

100 %ige Tochter der Hypoport AG

100 % SIGNAL IDUNA

Produktgeber am Unternehmen mehrheitlich beteiligt

Inhabergeführt Streubesitz Produktgeber am Unternehmen nicht mehrheitlich beteiligt

WIFO Inhabergeführt

Partner (Makler) am Unternehmen beteiligt

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[pma:]
Eigentümerstruktur

dem Ziel, zu wachsen und nicht ein Unternehmen zu kaufen und aufzuspalten. Das lernt man schon bei "Pretty Woman".

Ein Wort zur Methodik

Wir untersuchen und vergleichen beim finanzwelt-Maklerpoolnavigator erst einmal rein quantitativ. Das heißt, wenn wir nach digitalen Verkaufstools fragen, interessiert uns in erster Linie, ob und welcher Pool hat und welcher nicht, welches genau und was es kann oder nicht kann. Denn erstens würde das viel zu umfangreich im Detail, so abzufragen, und zweitens liegt die Usability immer im Auge des Betrachters, also bei Ihnen, dem Makler.

Wir sind auch auf die ehrlichen Angaben der Pools und Verbünde angewiesen. Hier und da werden stichprobenartig einige Aussagen verifiziert, aber da hier Lügen besonders kurze Beine hätten, gehen wir erst einmal von Aussagen

nach bestem Wissen und Gewissen aus. Bis jetzt gab es auch keinen Anlass zu Beschwerden. Wir bessern Aussagen dann nach, wenn offensichtlich eine Frage missverstanden wurde oder wir es tabellarisch so einfacher darstellen können. Und last, but not least: Es geht nicht darum, die Alleskönner in den Himmel zu loben und die kleineren Spezialisten vorzuführen.

Wer sicH als Makler auf ein Thema (z. B. Gewerbegeschäft) spezialisiert hat, ist bei einem Spezialisier-Pool oder Verbund auch viel besser aufgehoben. Denn letztendlich geht es beim finanzwelt-Maklerpoolnavigator nicht darum, wer besser ist, sondern darum, wer was macht, wer was kann und wer besser zu einem passt.

Alle Maklerpools stehen in den einzelnen Kategorien gut da und zeigen, dass sie ihre Hausaufgaben in den letzten Jahren gemacht haben. Den Rest entscheiden Sie. (lvs)

Wie viel Prozent der Provisionseinnahmen geben Sie mindestens an Ihre Partner weiter?

* ) Wir sind ein Maklerverbund und erhalten einen Overhead auf Umsätze aus Direktverträgen zwischen dem Makler und dem vermittelten Versicherer. Unser Makler bekommt bei allen wichtigen Produktpartnern eine **) bietet eine Bestprovisionsgarantie. Wenn Makler nachweisen, dass sie an anderer Stelle bessere Konditionen bekommen, zieht die Fonds Finanz mit dem Mitbewerber gleich. Sie gilt in den Sparten LV, PKV, DWS Riester und Geschlossene Fonds

BERATER | DER FINANZWELT-MAKLERPOOLNAVIGATOR 2023 Von der Abschlussprovision Von der Bestandsprovision Von der Dynamikprovision Von den Courtagen [pma:] k.A. k.A. k.A. k.A. 1:1 k.A. k.A. k.A. k.A. Akkurat 90 75 90 90 allfinanztest.de 30 0 30 30 Apella 91 80 90 90 aruna 80 50 80 75 BCA k.A. k.A. k.A. k.A. blau direkt 100 der marktüblichen Courtage 100 der marktüblichen Courtage 100 der marktübliche Courtage 100 der marktüblichen Courtage DEFINET 75 75 75 75 FinanzNet Höchstcourtage-Garantie * Höchstcourtage-Garantie * Höchstcourtage-Garantie * Höchstcourtage-Garantie * FiNet 80 - 90 80 - 90 80 - 90 80 - 90 Fonds Finanz Die Fonds Finanz ** Die Fonds Finanz ** Die Fonds Finanz ** Die Fonds Finanz ** FONDSNET 85 85 85 85 germanBroker.net 90 90 90 90 Jung, DMS & Cie. 80 70 80 70 MIDEMA 60 PHÖNIX MAXPOOL 88 88 88 88 Qualitypool 20 verschiedenen Vergütungsstufen SDV individuelle Vereinbarungen individuelle Vereinbarungen individuelle Vereinbarungen individuelle Vereinbarungen VEMA 90 90 90 90 vfm 100 *** 100 *** 100 *** 100 *** WIFO 87 75 87 87
Foto: ©
stock.adobe.com 10 finanzwelt 03 | 2023
hardyuno

Wie viel Prozent der Provisionseinnahmen geben Sie maximal an Ihre Partner weiter?

*** ) Wir sind ein Verbund, die vfm-Makler erhalten 100 % der Provision über Direktanbindungen von der Gesellschaft

****) Zusätzlich zahlen wir einen umsatzabhängigen Verbundbonus aus, der aus unserer Overhead-Provision finanziert wird

11 Von der Abschlussprovision Von der Bestandsprovision Von der Dynamikprovision Von den Courtagen k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 92 92 92 92 80 0 80 80 100 98 98 98 95 85 95 90 k.A. k.A. k.A. k.A. 100 der marktüblichen Courtage 100 der marktüblichen Courtage 100 der marktüblichen Courtage 100 der marktüblichen Courtage 95 95 95 95 Höchstcourtage-Garantie * Höchstcourtage-Garantie * Höchstcourtage-Garantie Höchstcourtage-Garantie 80 - 90 80 - 90 80 - 90 80 - 90 100 100 100 100 95 95 95 95 95 100 95 100 95 90 90 90 80 88 88 88 88 siehe vorherige Frage individuelle Vereinbarungen individuelle Vereinbarungen individuelle Vereinbarungen individuelle Vereinbarungen 100 100 100 100 **** **** **** **** 95 90 95 95

Sonstiges: *) Edelmetallhandel, Gas, Strom, DSL

Sonstiges: **) über Kooperationspartner

Sonstiges: ***) Photovoltaik als Kapitalanlage und Hausdachanlagen

Sonstiges: ****) Digitale Weiterempfehlung über TELLJA (49,90 € p.m.) / Finanzmathematische Analyse über Honorarkonzept (rabattiert) / Vorsorgetools fairadvisor.net plus über IVFP white-label (41,30 € p.m.) / Robo-Advisor über MAIESTAS_digital (www.vermoegensverwaltung.de)

BERATER
DER
Produktspektrum Leben PKV Sach KFZ Gewerbe Investment Sachwerte und Beteiligungen [pma:] X X X X X X X 1:1 X X X X X X Akkurat X X X X X X X allfinanztest.de * X X X X X X Apella X X X X X X X aruna X X X X X X** BCA X X X X X X X blau direkt X X X X X X DEFINET *** X X X X X X X FinanzNet **** X X X X X X X FiNet X X X X X X Fonds Finanz ***** X X X X X X X FONDSNET X X X X X X X germanBroker.net X X X X X X X Jung, DMS & Cie. ****** X X X X X X X MIDEMA X X PHÖNIX MAXPOOL X X X X X X Qualitypool X X X X X X SDV ******* X X X X X X X VEMA X X X X X X vfm X X X X X X X WIFO X X X X X X finanzwelt 03 | 2023 12
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FINANZWELT-MAKLERPOOLNAVIGATOR 2023

Sonstiges: *****) Vermögensverwaltungen ohne § 34f GewO

Sonstiges: ******) Zertifikate, Darlehen, PV-Anlagen, Standardisierte oder individuelle Vermögensverwaltungslösungen

Sonstiges: *******) Strom, Gas und gesetzliche Krankenkasse

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AnnexVersichrung Immobilien als Kapitalanlage ImmobilienTeilverkauf Bankprodukte (Konten, Kreditkarten...) Konsumentenkredite X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X** X** X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X
Finanzierung

Welche Art von Marketing-Unterstützung bieten Sie kostenlos an?

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Sonstiges: *) Sportsponsoring, SEA, SEO, Flyer, Poster, Plakate, Webbanner, Display-Werbung u.v.m

Sonstiges: **) multimediale Content Formate unserer Produktwelt

Sonstiges: ***) Endkunden-News, Endkunden-Rechner

Sonstiges: ****) Sparteninformationen, Broschüren als PDF, Flyer, Leistungsübersichten, Highlightblätter etc.

Sonstiges: *****) Google-my-Business Konten

Sonstiges: ******) Banner, Highlightblätter, Plakate

BERATER | DER FINANZWELT-MAKLERPOOLNAVIGATOR
Keine BriefMailings Anzeigen Telefonmarketing E-MailKampagnen Fertige Social-Media-Kampagnen Fertige LandingPages Leads HomepageBaukasten Videoproduktionen [pma:] X X X X X 1:1 X X X Akkurat X X X allfinanztest.de X X X Apella X aruna X X X BCA * X X X X X X X X X blau direkt** DEFINET X X X X FinanzNet X FiNet X X Fonds Finanz*** X X X FONDSNET X germanBroker.net**** X X X Jung, DMS & Cie. X X X X X X MIDEMA X PHÖNIX MAXPOOL X X X X X X X X X Qualitypool X SDV***** X X X X X X X X X VEMA X X X X X vfm X X X X X X WIFO****** X X X X X
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Welche digitalen Vertriebsunterstützungen bieten Sie Ihren Partnern an?

Online-Beratung Elektronische Unterschrift Endkunden-Portal Endkunden-App Scanner-App zur Erfassung von Fremdverträgen und anderen

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Dokumenten [pma:] X X X 1:1 X X X Akkurat X X X X allfinanztest.de X X X Apella X X X X X aruna X X X X X BCA X X X X X blau direkt X X X DEFINET X X X FinanzNet FiNet X X X X Fonds Finanz X X X X FONDSNET X X germanBroker.net X X Jung, DMS & Cie. X X X X MIDEMA PHÖNIX MAXPOOL X X X X X Qualitypool X X X SDV X X X X X VEMA X X X vfm X X X X X WIFO X X X X X
Wiedervorlagen und Aufgabensteuerung Bestandsübertragung Kündigungen (Vertragswechsel) Laufenden Bestandsaktualisierungen BestandskonsolidierungsService Provisionsabrechnungs-Service für Strukturen [pma:] X X X X 1:1 X X X X X X Akkurat X X X X X allfinanztest.de X X Apella X X X X X X aruna X X BCA X X X X X X blau direkt X X X X X X DEFINET X X X X FinanzNet FiNet X X X Fonds Finanz X FONDSNET X X X X X germanBroker.net X X X Jung, DMS & Cie. X X X X X X Welche Prozesse funktionieren für Ihre Partner voll automatisch?
Leben und Arbeitskraft Krankenversicherung Sachversicherung KFZ Gewerbe Investment AIF und Sachwerte [pma:] X X X X X 1:1 X X X X X Akkurat X X X X X X allfinanztest.de X X X X X X Apella X X X X X X aruna X X X X X BCA* X X X X X X X blau direkt X X X X X X DEFINET X X X X FinanzNet X X FiNet** X X X X X X Fonds Finanz X X X X X X X FONDSNET X X X X X germanBroker.net X X X X X X Jung, DMS & Cie.*** X X X X X MIDEMA X X X PHÖNIX MAXPOOL X X X X Qualitypool X X X X X SDV X X X X X X X VEMA X X X X X X vfm X X X X X X WIFO X X X X X X Sonstiges:
Vermögensverwaltung Sonstiges:
Robo Advisor - VIVIDAM finanzwelt 03 | 2023 16
welchen Produktarten sind Online-Abschlüsse möglich? Sonstiges:
Reiseversicherung Wiedervorlagen und Aufgabensteuerung Bestandsübertragung Kündigungen (Vertragswechsel) Laufenden Bestandsaktualisierungen BestandskonsolidierungsService Provisionsabrechnungs-Service für Strukturen Jung, DMS & Cie. X X X X X X MIDEMA X PHÖNIX MAXPOOL X X X X X X Qualitypool X X X X SDV X X X X X X VEMA X vfm X X X X X WIFO X X X X X X
welchen Produktarten sind Online-Abschlüsse möglich?
BERATER | DER FINANZWELT-MAKLERPOOLNAVIGATOR 2023
*)
**)
Bei
***)
Bei

Für welche Themen Sie Beratungssysteme (z. B. Bedarfsermittlung, Vesorgungslückenberechnung, steuerliche Berechnung...) an?

Sonstiges: *) Sachversicherung, BauFi und Bankprodukte

Sonstiges: **) Sachwerte

Sonstiges: ***) Sachversicherung

Sonstiges: ****) Tierversicherungen

Altersvorsorge Biometrie Krankenversicherung Gewerbeversicherung Investments Kapitalanlagen Finanzierungen Immobilien [pma:] X X X X X X X X 1:1 X X X X Akkurat X X X X X X X X allfinanztest.de X X X X Apella X X X X X aruna X X X X BCA X X X X X X X blau direkt X X X X X DEFINET X X X X X X FinanzNet X X X FiNet X X X X X X X X Fonds Finanz* X X X X X X X X FONDSNET X X germanBroker.net X X X X X X X Jung, DMS & Cie.** X X X X X X X X MIDEMA PHÖNIX MAXPOOL X X X X X X X X Qualitypool*** X SDV**** X X X X X X X X VEMA X vfm X X X X X X X WIFO X X X X X
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ZUKUNFTSSICHER ERFOLGREICH NACHHALTIG

Wer sich sicher für die Zukunft aufstellen möchte, muss sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Das gilt auch für die Beraterschaft – und zwar nicht nur inhaltlich in der Beratung, sondern auch für die eigene Arbeitsweise und unternehmerische Aufstellung.

Selbstständige, unabhängige Berater, Vermittler und Makler mit Zulassungen nach GewO oder KWG fallen in die Kategorien solo-selbstständig, Kleinstunternehmer oder KMU. Diese Gruppen werden branchenübergreifend in der Öffentlichkeit kaum mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht. Anders als bei Großkonzernen sei deshalb die Unternehmerpersönlichkeit und ihre Haltung zum Thema „nachhaltiges Wirtschaften“ von entscheidender Bedeutung, schreibt die Professorin für Nachhaltigkeitsmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Dr. Anja

Grothe, in ihrem Fachbuch „Nachhaltiges Wirtschaften für KMU – Ansätze zur Implementierung von Nachhaltigkeitsaspekten“. Es komme demnach bei kleinen Unternehmen besonders auf die Geschäftsführung an, sich ganzheitlich einer ökonomischen, ökologischen sowie sozialen Verantwortung zu stellen und ihr Unternehmen dementsprechend langfristig aufzustellen. Das lässt sich auch auf Finanzberater münzen. Als Unternehmerin oder Unternehmer gilt es, das Thema ganzheitlich zu denken und eine eigene Strategie zu entwickeln. Doch wie gelingt das?

Komplexer als gedacht

Laut Prof. Dr. Grothe ist der erste Schritt, sich zunächst einmal mit dem Thema zu beschäftigen, sich Wissen darüber anzueignen. Viele Maklerpools, Verbünde und die Branchen-

finanzwelt 03 | 2023 18 BERATER | NACHHALTIGKEIT IM BERATERALLTAG Foto: © CleverStockstock.adobe.com

verbände stehen den Beratern dabei mit Informationen, Schulungsangeboten und technischen Tools zur Seite. Auf den ersten Blick erscheinen „einfache“ Maßnahmen, wie der Verzicht auf Papier, weniger Fahrten mit dem Dienstwagen und Online-Kundenberatung naheliegend. Digitale Möglichkeiten erleichtern eine nachhaltigere Unternehmensausrichtung. So findet Sven Burkart, Geschäftsführer der WIFO GmbH: „Das Thema Nachhaltigkeit ist eines DER THEMEN unserer heutigen Zeit. Das nachhaltige Arbeiten erreichen unsere Vertriebspartner durch den Einsatz innovativer Beratungs- und Verwaltungstechnologien. Die Symbiose beider Welten in einer gemeinsamen Plattform wird somit auch zukünftig der richtige Weg in eine nachhaltige Zukunft im Berateralltag sein.“ Aber Achtung: Auch wenn mehr Digitalisierung der richtige Weg zu mehr Nachhaltigkeit sein könnte, sich nur darauf zu beschränken, sei zu kurz gedacht. Burkart erklärt: „Die ganze Kette, von der Stromerzeugung bis zum papierlosen Büro, muss auf nachhaltigen Prinzipien aufbauen.“ Diese Meinung teilt Dr. Bernward Maasjost, Vorsitzender der Geschäftsführung der [pma:] Finanz- und Versicherungsmakler GmbH: „Mehr Digitalisierung bedeutet nicht automatisch mehr Nachhaltigkeit, da auch Faktoren wie Energieverbrauch, Datenschutz, Elektroschrott in die Rechnung miteinbezogen werden müssen.“ Das verdeutlicht schnell, wie vielschichtig das Thema wirklich ist. Dennoch können Dr. Maasjost und Burkart bestätigen, dass die Nachfrage der Berater am Thema spürbar gestiegen ist – und das auch abseits von regulatorischen Vorgaben.

Treiber Regulatorik

Die Regulatorik sorgt bereits für eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ESG, was aber auch zu einer ganzheitlichen, nachhaltigen Aufstellung dazugehört. Dabei können Pools erneut unterstützen. So berichtet Dr. Maasjost: „Wir greifen bei [pma:] das Thema Nachhaltigkeit aktiv auf und rennen nicht den Entwicklungen am Markt hinterher. Dazu gehört aus unserer Sicht, das Thema sowohl aus ökologischer als auch ökonomischer Perspektive zu betrachten.“ Dafür biete [pma:] Halt und Orientierung im „Nachhaltigkeits-Dschungel“, definiere einen nachhaltigen Beratungsprozess (DIN

77230), um Kunden mit passenden Produkten zu versorgen und nehme Vertriebspartnern regulatorische Pflichten beim Thema Nachhaltigkeit ab. Die WIFO biete laut Burkart mit ihrem digitalen Maklerbüro das nötige Tool, um komplett papierlos zu arbeiten. Mit der digitalen bAV entfielen zudem lange Wegstrecken, da Kunden bequem von zu Hause aus beraten werden könnten. „Das spart immense Ressourcen. Zudem sind unsere Softwarelösungen ESG-konform“, erklärt Burkart.

Warum überhaupt nachhaltig?

„Ideen, um Wirtschaft und Umwelt (wieder) in Einklang zu bringen, sind so vielfältig wie die Natur selbst. Als Unternehmer stellt sich daher grundsätzlich die Frage: Wie will ich künftig Geld ausgeben oder wie will ich künftig Geld verdienen, bzw. kann ich Geld verdienen? Grüner Lifestyle ist daher keine Frage des ‚Ob‘, sondern des ‚Wie‘“, gibt Dr. Maasjost zu denken. Der [pma:]-Geschäftsführer sieht eine gestiegene Nachfrage an nachhaltigen Finanz- und Versicherungsprodukten als Chance für Makler: Durch passgenaue (Fonds-)Produkte für ESG-orientierte Kunden und einen gestiegenen Kundenbedarf bei der Versicherung von Schäden aus Klimarisiken generierten sie mehr Geschäft. Zudem reduzierten sie damit auch wieder ihren eigenen CO2-Fußabdruck. Auch Burkart bestätigt einen immensen Anstieg der Kundennachfrage an nachhaltigen Produkten. „Um nicht von der Marktentwicklung abgehängt zu werden, sollten sich Berater mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Am besten geht dies, wenn man sich direkt nachhaltig aufstellt. So können sie sich an zukünftige Entwicklungen schnell anpassen und weiterhin die Bedürfnisse ihrer Kunden optimal abdecken. Der positive ‚Nebeneffekt‘ ist zudem die gesteigerte Effizienz und somit auch oftmals ein noch ertragreicheres Geschäft“, so Burkart.

Um eine ganzheitliche, nachhaltige Aufstellung zu erreichen, gilt also: ESG inhaltlich in der Beratung beachten sowie unternehmerisch realisierbare Maßnahmen entsprechend der eigenen Einstellung identifizieren und umsetzen. Von der Ökostromversorgung des eignen Büros, einem E-Dienstwagen bis zum papierlosen Arbeiten gibt es dabei kaum Grenzen. (lb)

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Dr. Bernward Maasjost Vorsitzender der Geschäftsführung [pma:] Finanz- und Versicherungsmakler GmbH GmbH

Zeit für Veränderungen

Seit über zehn Jahren veranstaltet PremiumCircle das „VorsorgeFachForum“. Das Informations- und Beratungsunternehmen für die Gesundheits- und Versicherungswirtschaft bietet Vermittlern, Versicherern und Dienstleistern dabei spannende Vorträge und Möglichkeiten zum Austausch. Im Interview erklärt Marc P. Gorr, Leiter Vertriebsmarketing PremiumCircle Deutschland GmbH, warum das Konzept der Veranstaltung in diesem Jahr umgestaltet wurde, worauf sich PremiumCircle bei der Biometrie-Analyse konzentriert und welche News Makler auf keinen Fall verpassen sollten.

wir feststellen, dass sich viele Versicherer heute nicht nur in der Berufsunfähigkeitsversicherung, sondern zunehmend auch in der privaten Krankheitskostenvollversicherung immer mehr auf die ‚Hintertüren‘ in den Vertragsbedingungen beziehen und Leistungsansprüche einschränken. Hier gibt es auf dem PremiumMarketPlace eine komplexe Orientierung für die Vermittler. Wir haben einerseits die aus unserer Analyse heraus leistungsstärksten BU- und KV-Versicherer zu Gast, aber decken eben auch durch Vorträge im medizinischen und juristischen Bereich sowie dem Bericht eines betroffenen Leistungsempfängers quasi die Bandbreite dessen ab, was Vermittler im Bereich der biometrischen Vorsorgeberatung wissen müssen. Der Vermittler hat letzten Endes eine Aufgabe: Er sollte alle Informationen, die es über eine Produktsparte gibt, dem Kunden zur Verfügung stellen, damit dieser eine faktenbasierte Entscheidung für oder gegen ein Produkt treffen kann. Wir brauchen die Auflösung der Informationsasymmetrie.

finanzwelt: Warum haben Sie eine erfolgreiche Veranstaltung wie das VorsorgeFachForum so komplett neugestaltet?

finanzwelt: Biometrische Risiken sind ein komplexes Thema. PremiumCircle Deutschland ist für eine sehr systematische Aufarbeitung bekannt. Auf was wird sich fokussiert?

Marc P. Gorr» Wir setzen seit über 20 Jahren die qualitativen und quantitativen Standards bei der detaillierten Produktanalyse und Bewertung der relevanten biometrischen Versicherungsprodukte in der privaten Krankheitskostenvollversicherung, Tagegeld- und der Berufsunfähigkeitsversicherung. Zur komplexen Evaluierung von Kundenbedürfnissen und in der Folge für die vom Vermittler zu empfehlenden Produktlösungen ist es heute erforderlich, die politischen, sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen detailliert zu kennen, zu verstehen und nach Möglichkeit für den Beratungsprozess auch zu interpolieren. Insofern fokussieren wir uns in der fachlichen Betrachtung auf dem PremiumMarketPlace dieses Mal neben der bekannten aktuellen Produktanalyse und Standortbestimmung eben auch auf die oben beschriebenen gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

finanzwelt: Was gibt es für Neuigkeiten am Markt, die der Versicherungsmakler kennen müsste?

Gorr» Versicherungsmakler müssen heute immer mehr administrative Aufgaben für Versicherer übernehmen als noch vor einigen Jahren. Das betrifft beispielsweise Bereiche wie Gesundheitsfragen, Risikoprüfung oder verstärkt eben auch die Unterstützung im Leistungsfall. Im letzten Punkt können

Gorr» Es war nach zehn Jahren VorsorgeFachForum mit 37 durchgeführten Veranstaltungen einfach an der Zeit, die Kerninhalte einer dezidierten Produktstandortbestimmung, der Übermittlung von fachlicher Vertriebskompetenz und Themen rund um das politische Geschehen um ein moderneres Veranstaltungskonzept zu ergänzen. Auf dem PremiumMarketPlace steht neben den Vorträgen der Dialog zwischen den Vermittlern, Versicherern, Krankenkassen und Dienstleistern und PremiumCircle im Vordergrund.

Unser neues Veranstaltungskonzept besteht aus drei Bereichen: Der Conference Area, der Community Area und der Future Area. In der Conference Area findet unser gewohnter fachlich tiefgehender Wissenstransfer statt. Des Weiteren werden die Versicherer zu aktuellen Themen, rund um die Bereiche PKV und BU im moderierten Dialog zu aktuellen Themen und Fragen zur Risiko- und Leistungspolitik gemeinsam auf der Bühne stehen. In der Community Area findet der aktive Marktplatz statt, bestehend aus den Standbereichen der einzelnen Partner sowie einer Aktionsbühne, auf der auch alle Teilnehmer geladen sind, spontan ihre aktuellen Themen oder provokative Thesen zur Diskussion zu stellen. In der Future Area erwarten sie spannende Interaktionsmöglichkeiten sowie ein nachhaltiges und ausgewogenes Catering.

Mehr Informationen sowie die kostenlose Anmeldung finden Sie unter: www.premiummarketplace.de (fw)

finanzwelt 03 | 2023 20 BERATER | INTERVIEW

Insurance Today and Tomorrow

– Die Assekuranz in unsicheren Zeiten: Quo Vadis? –

14. und 15. September 2023, Düsseldorf

Keynotes:

Moderation:

Dr. Norbert Rollinger Vorstandsvors., R+V Versicherung AG, Präsident GDV

Klaus-Jürgen Heitmann

Vorstandssprecher, HUK-Coburg-Gruppe

Mit freundlicher Unterstützung von:

Dr. Stefan Lemke

Vorstandsmgl. CIO, AXA Konzern AG

Claudia Tuchscherer Vors. des Vorstands, ADAC Versicherung AG

Karsten Crede

Mgl. des Vorstands, ERGO Digital Ventures AG, Vors. des Vorstands, ERGO Direkt Versicherung AG

u.v.a.

Content Partner:

19. MCC - KONGRESS MCC • +49 (0)2421 12177-13 • kruse@mcc-seminare.de • www.insurancetodayandtomorrow.de
Prof. Dr. Heinrich R. Schradin Direktor, Institut für Versicherungswissenschaft, Universität zu Köln Professor für Angewandte Informatik, Hochschule München Prof. Dr. Jörg Puchan

MONEY SELLS

Hauptsächlich getrieben von der Digitalisierung haben sich Maklerpools in den vergangenen Jahren kräftig verändert. Damit kommen sie zwar den Wünschen der angeschlossenen Makler entgegen – doch kostet das auch eine Menge Geld. Selbst das Dickschiff am Markt musste dem Tribut zollen und hat sich auf viele Jahre gebunden.

Ohne Maklerpools geht in der Versicherungs- und Anlageberatung so gut wie nichts mehr. Und das schon seit Jahrzehnten. Sie sind ein Phänomen, das vor allen Dingen eines ausstrahlt: Verhandlungsmacht gegenüber den Produktgebern, was auf der anderen Seite aber auch Abhängigkeiten schafft. Ohne Zugehörigkeit gegenüber einem oder mehreren Pools sind Makler in einer immer komplexeren Welt nahezu handlungsunfähig. Um die Zielgruppe immer enger an sich zu binden, müssen sich Pools allerdings auch eine Menge einfallen lassen. Der erste Gedanke liegt auf der Hand: Den angeschlossenen Maklern müssen echte geldwerte Vorteile für ihre Kunden geboten werden, die sie auf eigene Faust nicht erzielen könnten. Doch die Entwicklung geht in eine ganz andere Richtung. blau direkt hat sie vorgezeichnet und sich ein völlig neues Gesicht gegeben. Das Lübecker Unternehmen sieht sich öffentlichkeitswirksam nicht mehr als Pool, sondern als Infrastrukturdienstleister. Dazu bedurfte es keiner großen Umorientierung; die Grundlagen waren vom Unternehmen über die Jahre hinweg geschaffen worden. Die digitalen Leistungen für blau direkt-Makler waren immer weiter verfeinert worden, etwa mit dem digitalen Versicherungsmanager simplr, der von Anfang an ein durchschlagender Erfolg wurde.

Makler können sehr sensibel reagieren

Jedoch war blau direkt nicht so aufgestellt, dass man das alles aus der Portokasse hätte finanzieren können. Es musste Geld her. Dafür war die Geschäftsführung bereit, ans Eingemachte zu gehen. Was sie auch tat: Im Sommer vergan-

BERATER | MAKLERPOOLS finanzwelt 03 | 2023 22

genen Jahres war es so weit und ein Raunen ging durch die Branche. Warburg Pincus LLC übernahm die Mehrheit am Maklerpool blau direkt. Oliver Pradetto, einer der Gründer und Mitglied der Geschäftsführung, legte sein Amt nieder. Das an sich war schon eine kleine Sensation. Es handelt sich bei Warburg Pincus um ein US-amerikanisches PrivateEquity-Unternehmen. Laut Geschäftsbericht 2021 hatte das Unternehmen ein Investitionsvolumen von 97 Mrd. US-Dollar, die weltweit in über 960 Unternehmen angelegt sind. Erstaunlich war dabei die Reaktion aus Lübeck: Es handele sich keineswegs um eine Übernahme, so der seinerzeitige Geschäftsführer Oliver Pradetto. Stattdessen sprach er von einer „vorübergehenden zweckgebundenen Erweiterung des Eigentümerkreises“. Die Wortwahl war extrem wichtig, Makler können sehr sensibel reagieren.

Hilfe aus den USA

Warburg Pincus – so die Lesart – sollte die nötigen Finanzmittel bereitstellen, um den hohen Wachstumskurs von blau direkt weiter aufrechtzuerhalten. 2020 war das Unternehmen laut Geschäftsbericht um fast 37 % gewachsen und hatte einen Provisionsumsatz von 81,7 Mio. Euro erzielt. Für 2021 hatten die Lübecker trotz Corona nach eigenen Angaben 123 Mio. Euro Einnahmen erwirtschaftet und waren daher um über 50 % gewachsen. Den Erfolg führte blau direkt auf seine Vorherrschaft in der Maklertechnologie zurück. „Durch die technische Überlegenheit würden sich immer mehr Makler entscheiden, ihre Bestände in die Verwaltung von blau direkt zu geben“, hieß es offiziell. Und es wurde eine klare Deadline vorgegeben: Nach einer Übergangsfrist von fünf Jahren soll Warburg Pincus „nach gegenwärtiger Planung“ wieder aus dem Kreis der Eigentümer ausscheiden. Laut

Pradetto werde die blau direkt-Geschäftsführung unverändert im vollen Umfang alle operativen Entscheidungen verantworten. Die bisherigen Eigentümer würden mit ihrem vollen Vermögen in blau direkt investiert bleiben. „Insofern rechnen wir kurzfristig mit keinerlei Einfluss auf den Vermittler“, betont Pradetto. Vermittler würden dann von einem noch leistungsfähigeren Service profitieren. Doch der Weg an die Spitze ist ein weiter, auch wenn blau direkt schon seit einiger Zeit massiv seine Investmentsparte ausbaut. Dazu wurde mit Oliver Lang ein eigener Geschäftsführer installiert. Der gebürtige Württemberger war zuvor sieben Jahre Chef beim Maklerpool BCA AG und dem Haftungsdach der Bank für Vermögen. Danach war Oliver Lang fast drei Jahre lang im Vorstand von Jung, DMS & Cie. für den Investmentbereich zuständig.

An der Spitze der deutschen Pool-Landschaft thront derweil mit nahezu uneinholbarem Vorsprung die Fonds Finanz aus München. Obwohl auch dort mittlerweile eine Zeitenwende eingesetzt hat. Ende 2021 hatten die Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter der Fonds Finanz Maklerservice GmbH, Norbert Porazik und Markus Kiener, 60 % ihrer Anteile an den britischen Investor HG Capital verkauft. Der Investor war durch bereits erfolgte Übernahme im Sachgeschäft kein unbeschriebenes Blatt im deutschen Versicherungsmarkt. Aus gutem Grund: Vor allem das Gewerbe- und Industriegeschäft wird von vielen Investoren als wichtiges zusätzliches Standbein gesehen. Im Grunde ändere dieser Deal für Fonds Finanz wenig. Noch heute führen Porazik und Kiener die Fonds Finanz. Und dies, obwohl die neue Eigentümerstruktur eine Laufzeit von gleich 25 Jahren vorsieht. Es steht also zu erwarten, dass die Vormachtstellung von Fonds Finanz auch künftig unangetastet bleiben wird. (hdm)

23 Foto: © wjarekstock.adobe.com Maklerpools im direkten Vergleich Gesellschaft Umsatz in Mio. Euro Provisionen in Mio. Euro Angebundene Makler 1:1 Assekuranzservice AG 46 45 1.300 Apella AG 51 50 2.917 Aruna GmbH 40 40 2.600 BCA AG 73 73 8.500 degenia Versicherungsdienst AG 14 14 4.350 Fonds Finanz Maklerservice GmbH 224,5 220,8 28.000 FondsKonzept AG 112 110 1.500 germanBroker.net 22 21 530 Jung, DMS & Cie. AG 146,8 142 16.000 Netfonds AG 193 101 über 5.000

Zugang zu neuen Gewerbekunden

Seit StaRUG und den Umsetzungsverpflichtungen aus Brüssel stehen Unternehmen, bzw. deren Geschäftsführer und Steuerberater in der Haftung. Als Makler können Sie ihnen helfen und damit Zugang zu neuen Gewerbekunden erhalten. Wie das funktioniert und warum Sie sich zum Kompetenztag am 13. Juni in Leipzig anmelden sollten, das erklärt im finanzwelt-Interview BVSV-Chef

Andreas Schwarz.

finanzwelt: Herr Schwarz, was verbirgt sich hinter StaRUG und welche Konsequenzen hat das für Makler, Berater und – viel wichtiger – für den Kunden?

Andreas Schwarz» StaRUG ist die Umsetzungsverpflichtung einer Vorgabe aus Brüssel und somit ein europäisches Gesetz. Geschäftsleiter und auch Steuerberater können hierdurch in Privathaftung genommen werden. Damit ist es auch das meistunterschätzte Gesetz in Deutschland. Miss-

BERATER | INTERVIEW
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achtung heißt Haftung! Makler und ihre Kunden betrifft es persönlich, je nach der gewählten rechtlichen Form ihres Unternehmens. Ansonsten ist das Thema für Makler und Berater spannend, weil sie mit den Lösungskonzepten des BVSV bestehenden Kunden helfen können und gleichzeitig einen exzellenten Zugangsweg zu neuen Gewerbekunden haben, der ihnen Türen öffnet, die für den ‚reinen‘ Versicherungsdienstleister oftmals verschlossen bleiben.

finanzwelt: Wieso kennen das Thema so wenige?

Schwarz» Am 18.12.2021 wurde dieses Gesetz durch den Bundestag direkt auf den 01. Januar verabschiedet. Also in Rekordgeschwindigkeit. Der Zeitpunkt war aber brisant. Wir erinnern uns kurz. COVID-19, Androhung von Schließung aller Geschäfte, keine Kirchenbesuche zu Weihnachten und Oma und Opa wurden ‚weggeschlossen‘. Rettungsschirme für Firmen über die Steuerberater zu beantragen war damals in aller Munde, somit ging dieses Gesetz in der Gesamtgemengelage unter. Gesetze zu kennen ist generell eine Holschuld, keine Bringschuld, d. h. Betroffene müssen sich selbst informieren oder haben die Kenntnis über ihren Steuerberater erlangt.

finanzwelt: Thema Haftungsfalle. Wie enthaften sich Steuerberater und Geschäftsführung, und welche Rolle kann und sollte der Makler dabei spielen?

Schwarz» Der Steuerberater haftet nur dann, wenn es bestandsgefährdende Risiken sind, auf die der Steuerberater NICHT explizit hinweist. Dies gilt auch außerhalb des beschränkten Mandatsgegenstands. Der Geschäftsleiter haftet zu 100 %. Es müssen die gesetzlichen Vorgaben beachtet werden: überwachen, dokumentieren und geeignete Gegenmaßnahmen einleiten. Dazu haben wir die Risk-Checks entworfen. Der Makler kann hier als Informationsvermittler und Lösungsanbieter in Kooperation mit dem BVSV agieren und führt dabei KEINE Rechtsberatung durch. Nach der Datenaufnahme im jeweiligen Risk-Check-Modul erfolgt die Auswertung durch das BVSV-Rechenzentrum und der Mandant erhält ein gerichtsfestes Sachverständigengutachten, mit dem er seinen Pflichten nach StaRUG nachkommt und somit enthaftet ist.

finanzwelt: Kann ich als Makler proaktiv Steuerberater und meine Kunden aus dem KMU-Bereich ansprechen?

Schwarz» Natürlich. Einerseits erfolgt die Kontaktaufnahme regional durch das vor Ort vertretene BVSV-Gewerbezentrum, und andererseits schließen wir als Berufsverband Kooperationen/Organmitgliedschaften mit anderen Verbänden, die ihrerseits ihren Mitgliedsunternehmen empfehlen, sich an das nächstgelegene Gewerbezentrum zu wenden – also eine duale Mandantengewinnungsstrategie.

finanzwelt: Wie schaffe ich die Voraussetzungen für eine diesbezügliche Beratung?

Schwarz» Dazu stellt der BVSV e. V. ein Tool zur Verfügung. Somit kann man leicht über das Büro und per Telko oder Onlinemeeting die entsprechenden Informationen abfordern und eintragen. Wir geben selbstverständlich hierbei die Hilfestellung per Webinaren, Intranet und persönlichem Austausch. Keiner wird hier allein gelassen.

finanzwelt: Also sollte sich jeder Makler mal den 13.06.2023 vormerken, denn da findet der BVSV-Kompetenztag statt, oder?

Schwarz» Das kann ich aus Überzeugung nur empfehlen. Bei dieser Veranstaltung sprechen kompetente Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte und Branchenvertreter, die mit dem Thema StaRUG mehr als vertraut sind, über die Marktsituation und die sich daraus ergebenden Chancen für den qualifizierten Versicherungsansprechpartner. Ebenso werden bestehende Betreiber unserer Gewerbezentren live über ihre Arbeit berichten und Fragen von interessierten Teilnehmern beantworten. Mehr Informationen dazu gibt es unter: www.bvsv-gewerbezentrum. de/livetag11

finanzwelt: Neben der Enthaltung und Dienstleistung gibt es auch an ansehnliches Vertriebspotenzial. Welche Produktarten können hier weiterhelfen?

Schwarz» Der Unternehmer erhält über den Risk-Check eine Übersicht aus dem gesamten Versicherungsbereich, wo er die Haftung hat. Kein Preisvergleich. Kein Bedingungswerkvergleich. Dargestellt als Ampelsystem in Grün oder Rot. Grün alles ok, bei Rot haftet er. Somit ist direkt geklärt, was diese Lücke im Versicherungsschutz für Auswirkungen haben wird. Bisher wollte noch jeder Geschäftsleiter dieses Risiko auf einen Dritten verlagern. Also eine Versicherung abschließen, damit die Haftung entfällt und die Ampel Grün anzeigt.

finanzwelt: Warum haben die großen Versicherer das Thema noch nicht auf dem Zettel? Schwarz» Haben sie doch! Die Umsetzungslösung ist das entscheidende. Versicherungen kann fast jeder zur Verfügung stellen. Allerdings kommt es darauf an, das richtige Instrument dazu bedienen zu können. Wir sind der Bundesverband der Sachverständigen für das Versicherungswesen und verstehen uns als Partner der Versicherungsunternehmen. Durch unsere Dienstleistungen und Arbeit sorgen wir für kontinuierlichen Neukundenzugang für den Vermittler und damit auch für eine Steigerung des Absatzes der Versicherungsprodukte, die er im Angebot hat. (fw)

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» StaRUG ist die Umsetzungsverpflichtung einer Vorgabe aus Brüssel und somit ein europäisches Gesetz. «

Warum nicht beides?

Das Provisionsverbot wirkt wie eine Gestalt im Dunkeln: Selbst in der EUKommission – dem Verfechter eben dieses Verbots – gibt es mittlerweile Stimmen dagegen. Wartet das Provisionsverbot in einer dunklen Gasse darauf, endlich zuschlagen zu können oder wartet es hinter der Bühne auf seinen großen Moment im Rampenlicht? Die Profis der Branche sind sich der Folgen einer Entscheidung dafür bewusst und argumentieren lautstark dagegen. Auch der Vorstandsvorsitzende von Jung, DMS & Cie., Dr. Sebastian Grabmaier, teilt diese Ansicht.

Wie finanzwelt bereits im April berichtete, scheint das Thema Provisionsverbot vorerst auf Eis gelegt. EU-Kommissarin Mairead McGuinness betonte auf der Konferenz in Stockholm, sie wolle sich stattdessen für eine höhere Transparenzpflicht und verschärfte Kontrollen einsetzen. Woher kommt der Sinneswandel, wenn es zuvor schien, als bestünde die EU-Kommission darauf und überhörte dabei geflissentlich die Warnungen der Branchenkenner?

„Ein Provisionsverbot scheint ein sozialistischer Traum zu sein, der aus populistischen Gründen immer wieder auftaucht“, erläutert Dr. Sebastian

Grabmaier. „Denn billige Finanzprodukte scheinen für manchen Politiker attraktiver zu sein als passende. Die Kosten einer fehlenden Beratung für den Verbraucher werden hier stets unter den Tisch gekehrt. Der aktuelle Grund ist allerdings, dass die Kommissarin Mairead McGuinness Stimmen für die Ministerpräsidentenwahl in Irland gewinnen will. Glücklicherweise ist ihr jedoch aufgrund der Opposition aller großen Mitgliedsstaaten rechtzeitig klar geworden, dass ihre Initiative in der EU auf jeden Fall fruchtlos bleibt. Folgerichtig hat die EU auf ein Provisionsverbot nun verzichtet.“ Dass Verbraucher eine unabhängige und qualifizierte Beratung verdienen, ist keine radikale Aussage. Zumindest sollte es keine sein. Auch AfW-Vorstand Norman Wirth äußerte sich im Vormonat in einer Pressemitteilung des Verbandes dazu. Letztlich käme es auf die Umsetzung an, allerdings seien mehr Bürokratie und Verbote sicherlich nicht hilfreich.

Tür und Tor für Altersarmut?

Die Altersarmut ist bereits ein bekanntes Problem. Es ist ein Worst-Case-Szenario, ein Gedanke, der unausweichlich ist. Ist im Fall eines solchen Verbots überhaupt eine Versorgung aller sozia-

len Schichten möglich, fragt man sich. Dr. Grabmaier sieht die Hauptgründe für Altersarmut darin, dass viele Menschen in ihrem Erwerbsleben aufgrund eines zu geringen Gehalts zu wenig in die Versorgungskassen eingezahlt haben. „Etwa weil sie oft in Teilzeit gearbeitet haben, im Niedriglohnsektor beschäftigt waren oder Kinder versorgen mussten – und somit nur geringe Rentenansprüche erworben haben.“ Ein Lösungsansatz könne sein, so Dr. Grabmaier weiter, Anreize für die private Vorsorge zu schaffen – etwa durch Steuerbefreiungen oder staatliche Zuschüsse. „Wie beispielsweise in der viel gescholtenen Riester-Rente angelegt. Diese Systematik könnte ausgebaut und durch Wegfall des Garantieerfordernisses reformiert werden. Zudem könnte man geringere Einkommen deutlicher von Steuern und Abgaben entlasten, um Liquidität für eine betriebliche und private Rente freizumachen.“ In einem Kommentar Anfang April bestätigte Dirk Schmidt-Gallas, Senior Partner bei Simon-Kucher & Partners, Strategy & Marketing Consulting, dass ein Provisionsverbot mittelfristig einen Großteil der Bevölkerung in die Armut stürzen würde, denn es lasse die Realität der Kunden außer Acht. Gäbe es da überhaupt jemanden, der von einem Provisionsverbot profitieren könnte?

finanzwelt 03 | 2022 26 BERATER | PROVISION VS.
HONORAR

„Finnland ist hier ein gutes Beispiel“, findet Dr. Grabmaier. „Hier haben die größten Versicherungsunternehmen im Markt die Provisionen abgeschafft. Die Folge war, dass es keinen ausländischen Versicherer gibt, der nach Finnland kommen will.“ Bei so wenig Produktauswahl habe es schließlich keine große Beratungsleistung mehr gebraucht. „Die Verbraucher haben in diesem oligopolistischen Markt das Nachsehen. Ein Provisionsverbot im deutschen, noch sehr fragmentierten Markt hätte zwei Folgen: Erstens würde es ein Vermittlersterben geben und zweitens kommen immer weniger Menschen in den Genuss unabhängiger Finanzberatung.“ Wer sich also versichern oder

fürs Alter vorsorgen wolle, müsse sich dann entweder selbst im Internet informieren – was aber ohne eigenes, finanzielles Hintergrundwissen schwierig sei. Der Preis wäre daher das markanteste Signal, nicht die Qualität des Produkts. „Oder Kunden gehen direkt zu Produktanbietern wie Banken und Versicherungen – bekommen dort aber in den wenigsten Fällen das für sie persönlich am besten passende Produkt, sondern meist hauseigene Lösungen“, erläutert der Vorstandsvorsitzende von Jung, DMS & Cie. „Es profitieren also in erster Linie die größten Versicherungsunternehmen mit großen eigenen Vertriebskanälen und Discount-Produktanbieter. Nicht umsonst war der große

US-ETF-Anbieter Vanguard einer der größten Fans eines europäischen Provisionsverbotes.“

Die Wogen in der Branche scheinen vorerst geglättet. Bei der Diskussion um ein „Entweder – Oder“ kommt allerdings eine einfache, letzte Frage auf: Kann es keinen goldenen Mittelweg geben? „Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch“, schließt Dr. Grabmaier. „Ein Nebeneinander aus Provisionsund Honorarberatung ist doch ein guter Mittelweg. Wer – warum auch immer –etwas gegen Provisionen hat, kann sich an einen Honorarberater wenden, für alle anderen bleibt es bei der bisherigen provisionsbasierten Beratung.“ (ml)

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Foto: © European Parliament, 2020
EU-Kommissarin Mairead McGuinness

Gutes Geld für gute Beratung

Das Damoklesschwert Provisionsverbot schwebt noch. In der Versicherungsbranche brodeln die Emotionen wie bei den Häuslebauern zu Habecks Heizungsplänen. Das Provisionsverbot für Versicherungsvermittler scheint vom Tisch, auch dank der Lobbyarbeit der Vermittlerverbände. Abschlussprovisionen stehen seit Jahrzehnten auf den Politiker-Agenden. Mehrere Provisionsgrenzen, längerfristige Stornohaftungen, aber ebenso Offenlegungs- und Verrechnungspflichten für Honorare oder Kickbacks veränderten bereits die Vergütungslandschaft. Versicherungsmakler sehen eventuell in puncto Abschlussvergütung bald einer Interessenkollision entgegen. Fallen die erwarteten Renditen in der Lebensversicherung niedrig aus, geraten die vermeintlich hohen Vertragskosten mit in den Kundenfokus. Als Sachwalter stellen Makler die Kundeninteressen voran, was ggf. zu Informationspflichten über Abschluss- und anderen Kosten führt. Das wäre ein für alle Beteiligten sensibler Beratungsmoment.

Gehen die Babyboomer in den kommenden Jahren in Rente, sind etliche klassische Lebensversicherungen fällig. In Folge von Krisen und Niedrigzinsen reduzieren sich die Erträge auf das vertraglich garantierte Mindestmaß, den sogenannten rechnungsmäßigen Zinsen. Ursprüngliche Modellrechnungen, die vor Jahrzehnten Kapitalverdopplungen versprachen, basierten auf damals hohen außerrechnungsmäßigen Zinserträgen. Diese bewegen sich jetzt auf der Nulllinie. Für viele Betroffene, zu denen vermutlich

ebenso Politiker und Verbraucherschützer zählen, stellen sich Fragen nach überhörten Warnhinweisen und zu hohen Kostenbelastungen. Entstehende Lücken rütteln an privaten Altersversorgungen, an den Immobilienfinanzierungen über Lebensversicherungen sowie an den betrieblichen Altersversorgungen mit kongruenter Rückdeckung via Lebensversicherung. Ohne Gegenlenkungen realisieren sich spürbare Vermögenseinbußen. Gehen die Differenzen in die Zig- und Hunderttausende, kommen die Rechtsbeistände der Immobilieneigner und Unternehmer fast zwangsläufig mit auf den Plan. Die Vertragskosten samt Provisionsfragen gelangen dabei mit ins Spiel.

Notwendige Vertragskosten

Ein generelles Provisionsverbot schüttet das Kind mit dem Bade aus. Die kundengerechte Beratung, Vertragsgestaltung, Bestandsbetreuung und Leistungsbearbeitung sind wertvoll, erzeugen Kosten und verdienen Entlohnung. Mittlerweile tragen die Lebensversicherten das Kapitalanlagerisiko der Versicherer über Fondsanlagen selbst. Finale Anlageerfolge sind ungewiss, so dass sich der Wachstumswettbewerb von den Ablaufsummen mehr auf die Absatzwege für Versicherer verlagert. Freie Vermittler nehmen häufig signifikante Positionen ein und Vergütungsangebote bis an Obergrenzen sind nicht überraschend. Am Ende der Finanzströme geht dieser Wettbewerb unterm Strich zu Lasten einer Kundenrendite. Der Dreisatz erscheint schlicht: Weniger Vertriebskosten führen zu mehr Kosten-

finanzwelt 03 | 2023 28 BERATER | VERGÜTUNG Foto: © peterschreiber.mediastock.adobe.com

gewinnen und erhöhen die Lebensversicherungsrenditen. Die öffentlichkeitswirksame Maximalforderung eines Provisionsverbots seitens der Politik verwundert bei solchen offensichtlichen Erwägungen kaum.

Wirtschaftliche Erfordernisse

Versicherer benötigen ein ertragreiches Wachstum für die Unternehmensstabilität zur dauerhaften Erfüllung erfolgter Versicherungszusagen. Kostensteigerungen durch Fachkräfteengpässe, wachsende Regulatorik, hohe Sicherheiten und technischen Fortschritt verkraften stabile Versicherer mit üppiger Solvenz besser. Ein zugkräftiger Vertrieb gehört dazu. Viele Kunden wünschen genügend Transparenz, um sich nach der Versicherungsberatung für einen kostenbewussten, solventen Risikoträger zu entscheiden. Danach sollten Jahresvertragsauskünfte mit Gegenüberstellung der Erträge und aufgeschlüsselten Abschluss-, Kapitalanlage-, Vertriebs- und Verwaltungskosten folgen. Eine Lebensversicherung mit erfreulichen Ergebnissen honorieren Kunden mit Mehrgeschäft und Weiterempfehlungen. Bei

Fazit

Misserfolgen können die Kunden und Berater aktiv gegensteuern. Die Kunden sind zufrieden, die Berater verdienen und die Versicherer wachsen.

Sensible Vertragstransparenz

Neben der externen Abschlussvergütung addieren sich interne Abschlussaufwendungen wie z. B. für Antragsarbeiten, Marketing, Tarifentwicklungen und Vertrieb zu den Abschlusskosten. Diese Kosten finanziert der Versicherer selbst oder mittels der Weitergabe von Geschäftsanteilen an Rückversicherer vor. Für diese Vorfinanzierung der Abschlusskosten kalkuliert der Versicherer Finanzierungszinsen in die Versicherungsbeiträge. Die internen Zinssätze dafür variieren und bewegen sich eher nahe eines Dispos als auf Sparbuchniveau. Als Bestandteil der Kalkulation zum Geschäftsgeheimnis deklariert erhalten Kunden vom Versicherer kaum Einblicke. Setzen sich allerdings Provisionsverbote durch, könnten bald alle Kostenstrukturen auf den Prüfstand gelangen. Dann stehen vermutlich solche Finanzierungen sowie die Bestandsvergütungen in allen Versicherungssparten ebenfalls im kritischen Fokus. (gg)

Scheinbar helfen gegen eine Politik der Provisionsverbote und strenger Regulatorik nur mehr Transparenz und zufriedene Kunden. Was anstandslos läuft, bleibt gewöhnlich unverändert. Die Honorarberater unter den Vermittlern zeigen, dass man mit Kunden über Provisionen erfolgreich sprechen kann. Die interne Abschlusskostenfinanzierung der Versicherer ist legitim. Kunden sollten selbst entscheiden, ob sie das Finanzierungsmodell der Versicherer wünschen oder ob beispielsweise die Honorarlösung besser passt. Solche Transparenz wird unter Umständen den Wettbewerb erneut verlagern. Befürchtete ruinöse Tendenzen begrenzt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, welche seit geraumer Zeit hohe Vertragskosten zur Lebensversicherung strenger unter die Lupe nimmt. Provisionsverbote, andere Kostengrenzen oder lediglich deren Androhung sind keine angenehmen Alternativen. Zum Verbot wird es eventuell noch lange hin sein. So denken viele Häuslebauer mit ihren Pellet-, Gas- oder Ölheizungen bislang ebenfalls.

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Janine Hardi hat sich als eine der wenigen Gründerinnen Deutschlands mit RentePlusImmobilie selbstständig gemacht. Damit hat sich die Rechtsanwältin der Beratung zum Thema Immobilienverrentung verschrieben. Besonders der Teilverkauf boomt bereits seit einigen Jahren regelrecht. Durch eine kritische Stellungnahme der BaFin vor wenigen Wochen hat der Markt allerdings einen Dämpfer bekommen. Im Interview mit finanzwelt klärt die Expertin zur aktuellen Situation auf und erzählt, wie sie als Juristin ihren Weg in die Finanzbranche gefunden hat.

finanzwelt: Frau Hardi, Sie sind von Hause aus Juristin, wie kamen Sie auf die Idee, sich mit einer Beratungsplattform für Immobilienverrentung selbstständig zu machen?

Janine Hardi» Ich beschäftige mich als Rechtsanwältin schon immer mit Immobilien in Sondersituationen. In Kombination mit meinem Mann, der Immobilienökonom ist, bringen wir alles mit, was man für gute Beratung in diesem Bereich wissen muss. Das Thema Altersfinanzierung reizt mich auch akademisch: Ich schreibe derzeit ein Buch zur Immobilienverrentung und bilde Berater für die IHK aus.

finanzwelt: Sie gehören zu den wenigen Gründerinnen in Deutschland. Warum ist es Ihrer Meinung nach

wichtig, sich dafür einzusetzen, dass mehr Frauen den Weg in die Selbstständigkeit gehen oder Führungspositionen anstreben?

Hardi» Frauen sind nicht besser und machen grundsätzlich auch nichts besser als Männer. Sie entscheiden anders als Männer dies tun. Das gelingt Frauen meiner Erfahrung nach nur, wenn sie nicht durch althergebrachte Rollenverteilungen eingeschränkt werden. Deshalb ist es für den wirtschaftlichen Erfolg nicht nur wichtig, Frauen in Führungsrollen zu hieven. Wenn diese dort dann so tun als seien sie Männer, trägt das nichts zur Diversität bei. Frauen sollten dazu befähigt werden, das, was in diesen Rollen von ihnen abverlangt wird, so umsetzen zu können, dass sie eigene Entscheidungen treffen. Wenn dies gelingt, werden wir hierdurch nicht nur den Fachkräftemangel in Deutschland beheben, sondern auch als Gesamtwirtschaft und Gesellschaft massiv profitieren. Divers aufgestellte Teams sind Studien zufolge in aller Regel erfolgreicher.

finanzwelt: Anfang März hat die BaFin in einer Stellungnahme den Immobilienteilverkauf unter dem Aspekt Verbraucherschutz sehr kritisch beurteilt. Welche Folgen hatte das für den Markt? Hardi» Für die Teilkaufgesellschaften dürfte seitdem die Refinanzierung ihres Produkts schwieriger geworden sein.

Refinanzierende Banken unterstehen anders als Teilkaufanbieter der Aufsicht durch die BaFin. Wer in der Bankenwelt legt sich ohne Not mit der BaFin an?

finanzwelt: Wie bewerten Sie als Teilverkauf-Expertin die Kritik der BaFin und von Verbraucherschützern? Was ist ganz konkret dran an Aussagen wie: ‚Die Abläufe des Teilverkaufs vermitteln möglicherweise ein falsches Bild vom Verkaufswert bzw. erzielbarem Verkaufspreis für die Immobilie‘ oder ‚Ein Teilrückkauf ist so teuer, dass er regelmäßig kaum in Frage kommt‘?

Hardi» Ins Zentrum stellt die BaFin die unabhängige Beratung. Als Anbieter können Teilkaufgesellschaften aber nur über ihr Produkt informieren, aber nicht mit Blick auf andere Möglichkeiten beraten. Deshalb bedarf es unabhängiger Beratung. Das Bild vom ‚falschen Immobilienwert‘ kann nur durch kompetente immobilienspezifische Beratung entkräftet werden. Deshalb erstellen wir im Rahmen jeder Beratung eine DesktopImmobilienbewertung, die eine gute Basis ist. Zum Thema Rückankauf kann ich berichten, dass ein solcher von den wenigsten gewünscht wird. Der Kernaspekt bei allen Aspekten muss sein, dass der Teilverkäufer sich im Klaren darüber ist, worauf er sich einlässt. Im Nachgang zur Stellungnahme der BaFin hatte ich ein Gespräch mit vier BaFinVertreterinnen, die meine Experten-

» Refinanzierende Banken unterstehen anders als Teilkaufanbieter der Aufsicht durch die BaFin. Wer in der Bankenwelt legt sich ohne Not mit der BaFin an? «

finanzwelt 03 | 2023 30 BERATER | INTERVIEW
„Der Teilverkäufer muss sich im Klaren sein, worauf er sich einlässt“

meinung zum Thema Teilverkauf wissen wollten. Das Gespräch verlief sehr positiv. Auch der regelmäßige Austausch mit den Verbraucherzentralen wird von mir gepflegt. Nur so wird die Altersfinanzierung transparenter. Um auch die Branche selbst zu vernetzen, habe ich im Herbst letzten Jahres einige ausgewählte Kooperationspartner von RentePlusImmobilie zusammengebracht und die Gründung eines Bundesverbands Immobilienverrentung initiiert. Das wird hoffentlich auch für mehr Transparenz sorgen.

finanzwelt: Worauf müssen Kundinnen und Kunden beim Teilverkauf wirklich achten?

Hardi» Bei RentePlusImmobilie beraten wir schon immer zu allen Möglichkeiten der Altersfinanzierung, auch dem Teilverkauf, wie folgt: 1. Unsere Kunden erhalten unseren kostenlosen Leitfaden Immobilienrente. 2. Entscheiden sie sich danach für eine Beratung, wird in einem Telefongespräch eine genaue Bedarfsanalyse anhand der individuellen Lebenssituation und der Immobilie erstellt. 3. Wird dies gewünscht, holen wir passende Angebote ein, die wir mit dem Kunden vergleichen. Danach begleiten wir die Kunden, bis eine finale Entscheidung gefällt wird. Um es kurz zu machen: Teilkaufkunden sollten sich von uns beraten lassen!

finanzwelt: Vor welchen Herausforderungen steht der Immobilienteilverkauf in diesem Jahr noch?

Hardi» Wir arbeiten derzeit an einem Produkt, das wir als ‚Beratung as a Service‘ Altersfinanzierern und dabei insbesondere den Teilkaufgesellschaften anbieten werden. Die Möglichkeit, die Maßgaben der BaFin von einem Externen wie RentePlusImmobilie auf Basis eines den deutschen Beraterstandards entsprechenden Protokolls erfüllen zu lassen, dürfte sowohl refinanzierende Banken beruhigen und auch den Druck von den Teilkaufgesellschaften nehmen. Transparenz und eine solide Refinanzierung sind die Hauptthemen der Branche, für die die Teilkaufgesellschaften kompetente Partner brauchen. (lb)

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Rechtsfragen zum Einsatz

Künstlicher Intelligenz im Finanzsektor

Die Künstliche Intelligenz (KI) hat sich in den letzten Jahren sprunghaft entwickelt und wird bereits in vielen Bereichen des Alltags eingesetzt, ohne dass ihre (Lern-) Algorithmen offengelegt werden. Immer mehr Banken nutzen bei der Kreditvergabe ohne Wissen ihrer Kunden Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz¹. Auch am Kapitalmarkt ist der Einsatz von KI nicht mehr wegzudenken, da die Investment-Industrie riesige Datenmengen verarbeiten muss.

Die Ergebnisse hängen insoweit nicht nur von der Qualität der Daten, sondern auch von der Effizienz des Lernens ab. So sollen es KI-basierte Chatbots bereits geschafft haben, bessere Anlageentscheidungen als einige der renommiertesten Investmentfonds Großbritanniens zu treffen². Andererseits stellt sich auch die Frage, wie sichergestellt werden kann, dass die Risikoprofile und Vorgaben der Anleger bei KI-basierten Anlageempfehlungen bzw. -entscheidungen berücksichtigt werden können und – sofern sie nicht eingehalten wurden – wer für etwaige darauf zurückzuführende Schäden verantwortlich ist.

Einsatzgebiete am Kapitalmarkt

Die Einsatzgebiete von KI im Finanzsektor sind vielfältig, beispielsweise bei Markt- und Risikobewertungen, dem algorithmischen Wertpapierhandel und dem sogenannten „Robo Advice“, der begrifflich eine Finanzdienstleistung umschreibt, welche KI-basierte Anlageempfehlungen bzw. -entscheidungen trifft und in der Regel automatisiert über Apps oder Webseiten vertrieben wird.

Aufsichtsrechtlicher Rahmen

Angesichts dieser Vielfalt überrascht es nicht, dass KI als solche bislang keiner technologiespezifischen, aber branchen- und entwicklungsstufenübergreifenden Regulierung unterliegt. Im Gegensatz zum algorithmischen Wertpapierhandel fehlen vorerst spezifische gesetzliche Vorgaben. Die angebotenen Finanzdienstleistungen reichen über die Anlageberatung hinaus, weil die betreffenden Anbieter teils Anlage- oder Abschlussvermittlung, teils auch Finanzport-

folioverwaltung betreiben. Die jeweiligen Geschäftsmodelle bedürfen daher insofern jeweils spezifischer rechtlicher Qualifikation, um die Zuordnung zu einer erlaubnispflichtigen Tätigkeit nach dem Kreditwesengesetz zu klären.

Speziell beim Robo Advice besteht darüber hinaus die aufsichtsrechtliche Verpflichtung, die Kunden im Vorfeld der Geeignetheitsprüfung zu informieren, in welchem Maße und Umfang Personen an der Erbringung dieser Finanzdienstleistung beteiligt sind und ob bzw. wie der Kunde Kontakt mit einem Mitarbeiter herstellen kann. Zudem ist ihnen zu erklären, dass sich die von Kunden erteilten Antworten unmittelbar auf die Beurteilung der Geeignetheit der empfohlenen oder in ihrem Namen getroffenen Anlageentscheidungen auswirken können. Die für die Anlageberatung oder Finanzportfolioverwaltung herangezogenen Informationsquellen sind ferner zu beschreiben. Schließlich bedarf es einer Erläuterung, wie und wann die Informationen über die Kundenmerkmale und persönlichen Verhältnisse des Kunden aktualisiert werden.

Zivilrechtlicher Rahmen und Haftungsfragen Wurden aufsichtsrechtliche Vorgaben nicht eingehalten, so können diese auch zivilrechtliche Ansprüche des Anlegers gegen den Finanzdienstleister zur Folge haben. Allein das Betreiben einer entsprechenden Finanzdienstleistung ohne die nach dem Kreditwesengesetz erforderliche Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht kann zu einer Haftung führen.

Ein Anlageberatungsvertrag kann bereits dann zustande kommen, wenn der Anleger bei Verwendung der KI-basierten Software davon ausgehen muss, dass die erhaltene Beratung an dessen persönliche Verhältnisse und Erwartungen angepasst wurde. Ein Vermögensverwaltungsvertrag dürfte in der Regel dann anzunehmen sein, wenn die Software darüber hinaus im eigenen „Ermessensspielraum” das Vermögen des Anlegers verwalten kann, ohne zwischendurch die Zustimmung des Anlegers abzufragen. Wichtig ist hierbei, dass der Einsatz eines KI-Softwaresystems die Haftung des

1BaFinJournal, Fachartikel vom 11.05.2023, „Wenn ein Algorithmus über den Kredit entscheidet”, abrufbar unter: https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2023/fa_bj_2305_Algorithmen_Kreditvergabe.html

2CNN, Online-Artikel vom 05.05.2023 „ChatGPT can pick stocks better than your fund manager”, abrufbar unter: https://edition.cnn.com/2023/05/05/investing/chatgpt-outperforms-investment-funds/

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Betreibers weder ausschließen noch erschweren darf. So haftet der Betreiber unter den normalen Voraussetzungen für Schadensersatz, wenn sich die KI-basierte Anlageempfehlung als pflichtwidrig erweist. Pflichtwidrig ist die Beratung dann, wenn sie nicht anleger- oder objektgerecht ist. Die verwendete KI-Software muss daher ständig fortentwickelt und gewartet werden, so dass es dem Branchenstandard entspricht und eine pflichtgemäße Beratung sichergestellt werden kann. Dies umfasst unter anderem, dass die Abfrage der Anlegerinformation verständlich gestaltet ist. Überdies muss eine regelmäßige Überprüfung des Programmverhaltens und dessen Outputs erfolgen.

Probleme im Bereich der Haftung könnten sich dann ergeben, wenn der Betreiber die oben genannten Pflichten einhält, dem Programm allerdings selbst einen Entscheidungsspielraum überlässt. Es stellt sich daher die Frage, inwieweit das Verhalten der Software dem Betreiber dann noch zugerechnet werden kann. Die Kategorisierung autonomer Entscheidungen als Werkzeug des Betreibers gestaltet sich als schwierig, da sich das Programm in der Entscheidungsfindung dem Einfluss des Betreibers entzieht. Die Anwendung der allgemeinen Regeln wirft dann regelmäßig KI-spezifische Fragen auf, gerade weil diese Regeln auf Entscheidungen von Menschen und nicht von Maschinen zugeschnitten sind. Hintergrund ist nicht nur der damit verbundene Steu-

erungs- und Kontrollverlust des Betreibers, sondern oftmals auch die Intransparenz der Entscheidungsfindung, die auf die Komplexität und Selbstlernfähigkeit von KI-Systemen zurückzuführen ist (sog. Black-Box-Phänomen).

Fazit und Ausblick

Der Einsatz von KI nicht nur im Finanzsektor wirft jedenfalls noch einige Rechtsfragen auf. Es bleibt abzuwarten, ob die Gesetzgebung mit der enormen Geschwindigkeit in der Entwicklung und Anwendung von KI-Systemen mitkommt. Auf europäischer Ebene liegt jedenfalls seit April 2021 ein Verordnungsentwurf der Kommission zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für Künstliche Intelligenz vor, der bis heute im Gesetzgebungsverfahren noch beraten wird.

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PERSONALITY & EVENTS

Horst Vogelsang verstorben

Der Maklerpool Apella AG trauert um ihren Kollegen Horst Vogelsang und dankt ihm für sein jahrelanges Engagement, welches den Maklerpool nachhaltig prägte. Vorstand und Kollegen drücken der hinterbliebenen Familie die tiefste Anteilnahme aus.

Publikums-AIF im Health & Care-Bereich

„Verifort Capital HC2“ heißt der zweite Alternative Investmentfonds (AIF) des Asset-Managers, der in Pflege- und Sozialimmobilien in Deutschland investiert. Als Artikel-8-Fonds nach der EU-Offenlegungsverordnung leistet der AIF einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung sozialer Ziele.

70 % halten eigene Altersvorsorge für unzureichend

Laut der repräsentativen Umfrage von Mentefactum und der R+V erwarten 70 % der Deutschen im Alter eine große finanzielle Versorgungslücke. Zugleich sorgt kaum jemand ausreichend fürs Alter vor. Demgegenüber rechnen lediglich 4 % damit, dass sie im Alter über die notwendigen finanziellen Mittel für ihren gewohnten Lebensstandard verfügen.

Stefanie Schlick wird in den Vorstand berufen

Zum 1. August 2024 soll Stefanie Schlick den Vorstandsvorsitz der SparkassenVersicherung Sachsen Lebensversicherung AG, der S.V. Holding AG und der Sparkassen-Versicherung Sachsen Allgemeine Versicherung AG übernehmen. Die einstige HDI-Vorständin folgt auf Gerhard Müller, der in den Ruhestand gehen wird. Zum 1. September 2023 wird sie in den Vorstand berufen.

Dr. Peters Group gewinnt

Michael Peters

Mit dem Vertriebsprofi Michael Peters hat die inhabergeführte Dr. Peters Group einen Finanzanleger mit langjähriger Erfahrung gewonnen. In seiner Position als Head of Institutional Sales & Product berichtet der 60-Jährige direkt an Nils Hübener, den CEO der Dr. Peters Group.

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Stefanie Schlick / Foto: © Stephan Floss Horst Vogelsang / Foto: © Apella Michael Peters / Foto: © Dr. Peters Group

Hartmann verlässt DFH

Der Jurist und Mitglied der Geschäftsführung, Jens Hartmann, verlässt nach 22 Jahren auf eigenen Wunsch die Deutschen Fonds Holding GmbH (DFH). Geschäftsführer Michael Ruhl bedankt sich, auch im Namen der DFH, für Hartmans nennenswerten Beitrag zum Unternehmenserfolg.

Fonds Finanz bildet 34d-Vermittler aus

Die Fonds Finanz fördert über 300 angehende 34d-Vermittler mit dem Ziel, sie zum erfolgreichen Abschluss der IHK-Sachkundeprüfung zu begleiten. Mit dem kostenfreien Schulungsangebot sollen im laufenden Jahr bis zu 1.800 Teilnehmende zum geprüften Versicherungsvermittler nach § 34d GewO ausgebildet werden.

Fast 25 % mehr Insolvenzen

Im 1. Quartal 2023 haben in Deutschland 2.691 Firmen Insolvenz angemeldet. Das sind 24 % mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres (2.175). Stark betroffen waren Betriebe aus dem Gastronomiegewerbe, aber auch Bauund Immobilienunternehmen. Grund dafür: Vor einem Jahr gab es z. B. noch vielfältige staatliche Unterstützungsprogramme.

Stabiler Ausblick für die LV 1871

Die LV 1871 a.G. München verzeichnet im 152. Jahr ihres Bestehens erneut ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Trotz aktueller geopolitischer Faktoren und Leitzinserhöhungen habe sich die LV 1871 als robust erwiesen und konnte gute Ergebnisse zum Wohl ihrer Mitglieder erzielen, so der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Reichel.

MORGEN & MORGEN:

Erwerbsunfähigkeit-Analyse 2023

Von den 17 durch M&M analysierten Tarifen erhalten aktuell 11 die Bestbewertung von fünf Sternen. Es folgen zwei Tarife mit vier Sternen. Durchschnittlich drei Sterne erhalten vier Tarife. Auf der Suche nach Absicherungsalternativen zur BU spielt der Beitrag eine entscheidende Rolle: Meist sind die Beiträge bei körperlich anstrengenden Berufen zu hoch.

Neuer Vorstandsvorsitzender für Helvetia

Fabian Rupprecht wurde zum neuen Vorsitzenden der Helvetia-Konzernleitung und Group-CEO ernannt. Ab Oktober 2023 nimmt er seine neuen Aufgaben auf und folgt damit auf Philipp Gmür, der nach 30 Jahren beim Versicherer seinen Rücktritt angekündigt hat.

Gothaer KMU-Studie 2023: Nachhaltige Transformation des Mittelstands erfordert Zeit, Geld und Know-how

Laut der aktuellen KMU-Studie der Gothaer ist für die Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit – nach der eigenen Überzeugung – die Umstellung der Energieversorgung am wichtigsten. Knapp jedes dritte Unternehmen versucht, die Emissionen seiner Gebäude zu reduzieren. Bei kleinen Unternehmen sind es 22 %, bei großen 42 %.

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Fabian Rupprecht / Foto: © Helvetia Jens Hartmann / Foto: © DFH

Die gesundwerker eG feiert Geburtstag

Die Süddeutsche Krankenversicherung a. G. (SDK) ist einer der Vorreiter beim Thema Gesundheit am Arbeitsplatz. Dafür hat sie Deutschlands erste Genossenschaft für betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) gegründet: die gesundwerker eG feiert ihr 10-jähriges Bestehen.

Neue Führungsspitze bei Fonds Finanz

Christine Schönteich ist am 15. Mai in die Geschäftsführung der Fonds Finanz berufen worden. Sie und Norbert Porazik bilden das neue Führungsduo. Markus Kiener wechselt am 1. Juni in die Geschäftsführung der INFINITECH GmbH, die als Holding die Firmengruppe rund um den Maklerpool vereint.

Vertriebsstart für Pluswertfonds 178

Mitte April startete die Hahn Gruppe den Vertrieb für ihren nächsten geschlossenen Publikums-AIF. Der Pluswertfonds 178 investiert mit einem Gesamtvolumen von 30,5 Mio. Euro in ein Nahversorgungszentrum in NRW. Die prognostizierte Ausschüttung liegt bei 4,25 % p. a., die Laufzeit endet zum 30.12.2037.

Makler-Champion 2023 gekürt

Das Maklerverwaltungsprogramm Ameise von blau direkt ist Spartensieger. ServiceValue hat in Zusammenarbeit mit dem Versicherungsmagazin eine Befragung unter Maklern durchgeführt. Die über 1.600 befragten Makler bilden mit ihren Abstimmungen zu 25 Einzelaspekten die Grundlage für die Makler-Champion-Auszeichnung.

Gute Nachrichten für Anleger der AS Unternehmensgruppe

Die AS Unternehmensgruppe Holding hat pünktlich zum Stichtag ihre 4. Vermögensanlage zzgl. Zinsen an ihre Anleger ausgeschüttet und vollständig zurückbezahlt. Die Laufzeit betrug 24 Monate bei einer Verzinsung von 6 % p. a. Alle Wohnungen des Projekts sind innerhalb weniger Wochen vollständig abverkauft worden.

Vollständige ESG-Abfragepflicht seit 20. April

Durch einen Fehler bei der Einführung der Nachhaltigkeitspräferenz-Abfragepflicht im vergangenen Jahr waren Vermittler mit Zulassung nach § 34f GewO bis dato nicht davon betroffen. Eine entsprechende Änderung des FinVermV verabschiedete der Bundesrat erst über ein halbes Jahr später. Seit dem 20. April 2023 gilt die Abfragepflicht damit aber auch für § 34f-ler.

Gibson folgt auf Drews

Susan Gibson übernimmt die Position Managing Director bei der Canada Life Assurance Group von Markus Drews. Dieser verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch und in bestem Einvernehmen. Gibson ist seit 2005 als Chief Digital & Innovation bei Irish Life tätig. Und wechselt damit von einer Tochter der kanadischen Great West Lifeco zu einer anderen.

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BRANCHENNEWS finanzwelt 03 | 2023 36
Markus Drews uns Susan Gibson / Foto: © Canada Life Christine Schönteich und Norbert Porazik / Foto: © Fonds Finanz

Sie wollen Ihren Bestand verkaufen?

Dann sollten Ihnen diese drei Fehler nicht passieren!

Sie haben sich entschlossen, in den Ruhestand zu wechseln? Sie wollen daher Ihren Bestand verkaufen und müssen nur noch einen Verkäufer finden, um Ihr Ziel zu erreichen? Dann hätten Sie endlich die Zeit, die Sie sich wünschen – und eine schöne Geldsumme, mit der Sie ein komfortables Rentnerleben genießen können? Ein guter Plan. Doch der Weg zum Ziel ist leider mit einigen Fallstricken verknüpft. Diese drei Fehler sollten Sie unbedingt vermeiden.

1. Zeitdruck

Man hat den Gedanken ans Aufhören von sich weggeschoben, bis es unvermeidlich war. Eine plötzliche Krankheit ändert alles: Nun will man das Unternehmen so schnell wie möglich loswerden und den Ruhestand genießen. Doch Zeitdruck ist eine schlechte Voraussetzung. Zwar geht der Verkauf eines Bestands schneller über die Bühne als der Verkauf eines Unternehmens, aber er kostet dennoch Zeit. Es muss ein Käufer gefunden, der Wert des Bestandes ermittelt, ein Kaufpreis vereinbart und ein Vertrag gestaltet werden. Wer das zum ersten Mal macht – und das sind nahezu alle Makler, die sich zur Ruhe setzen wollen – der muss sich diese Zeit nehmen. Zeitdruck reduziert übrigens auch den Kaufpreis. Kaufinteressenten spüren, wo dem Verkäufer der Schuh drückt – und unterbreiten deshalb geringere Kaufangebote.

2. Indiskretion

Wie soll man einen Käufer für seinen Bestand finden? Viele machen dann dies: Sie erzählen es einem Tennisfreund. Oder sprechen einen Maklerkollegen an. Was passiert daraufhin? Aus einer vertraulich erzählten Idee wird ganz schnell eine Nachricht, die sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Großflächige Feuer lassen sich bekanntlich nur schwer eindämmen. Das kann dazu führen, dass das Telefon klingelt und gleich mehrere Interessenten mit der Tür ins Haus fallen. Dann verbringt man eine Menge Zeit damit, die Schnäppchenjäger herauszufiltern. Es kann auch dazu führen, dass wichtige Kunden von der Nach-

richt erfahren und aus Verärgerung zu einem Kollegen wechseln. So verliert Ihr Bestand an Wert, bevor er verkauft wird.

3. Blauäugigkeit

Blaue Augen sind ja was Schönes – Blauäugigkeit nicht. Trotzdem passiert es immer wieder, dass Verträge „blauäugig“ geschlossen werden. Da gibt es den Makler, der ein Vertragsmuster für Bestandsverkäufe im Internet findet und dieses benutzt, weil es ja auch bei anderen funktioniert hat. Da gibt es die Fälle, in denen man anfängt zu verhandeln, bevor eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet wurde. Und es gibt die Fälle, in denen sich beide Seiten sympathisch sind, sich über den Bestandswert einigen, einen Verkaufspreis vereinbaren, bis sich herausstellt: Die Bank des Kaufinteressenten finanziert den Deal nicht.

Tipp

Um die Diskretion für Verkaufsinteressenten zu wahren, haben wir unter www.bestands-boerse.de/partner/finanzwelt eine Bestandsbörse ins Leben gerufen. Dort werden Namen erst dann übermittelt, wenn sowohl auf Verkäufer- als auch Käuferseite ernsthaftes Interesse besteht. Und selbstverständlich haben beide Seiten eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet. Zusätzlich können Sie sich als Verkäufer sicher sein, dass wir Ihnen nur Käufer mit entsprechender Bonität vorschlagen.

Zur Bestandsbörse:

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Alfred Platow spricht Klartext

Der Gründer der Ökoworld AG bezeichnet die Pläne der EU-Komission – denen zufolge Erdgas und Kernkraft in Europa künftig als grüne Energie gelten sollen – als politisch gesteuertes Greenwashing. Zudem korrigiert er in einem weiteren Statement seine Aussagen zur „Letzten Generation“ und betont, es sei ihm nur darum gegangen, Proteste für den Klimaschutz und die aus seiner Perspektive mutigen Klimaaktivisten zu unterstützen.

Das Auf und Ab des Provisionsverbots

Der Kostenvergleich in der Kantar-Studie umfasst nur Fonds und schließt z. B. Versicherungsprodukte explizit aus. Dann rudert EU-Kommissarin McGuinness zurück und die Pläne für ein Provisionsverbot scheinen vorerst vom Tisch zu sein. Der erste Entwurf der Kommission hat schließlich eine Revisionsklausel, die die Hintertür für ein evtl. späteres Verbot offenlässt. Der BVK warnt vor „Internetvertrieb“ und letztendlich könne – so Martin Klein von Votum – eine solche Regelung nicht auf die einzelnen Märkte allgemein angewendet werden.

Das kostet die private Absicherung des Pflegerisikos

In der PKV existieren bedarfsgerechte Pflegezusatzversicherungsprodukte, die eine Vollabsicherung im Pflegefall zu bezahlbaren Preisen ermöglichen. Zu diesem Ergebnis kommt die Rating-Agentur Assekurata in ihrer Studie. Die Pflegelücke steigt im stationären Bereich im Bundesdurchschnitt weiter auf 2.468 Euro an.

Vermittlerbeschwerden in 2022 um 34 % gefallen

Am 16.05. veröffentlichte der Versicherungsombudsmann seinen Jahresbericht für 2022. Darin weist er u. a. einen Rückgang der Beschwerden über Versicherungsvermittler zum Vorjahr von über 34 % aus. BVK-Präsident Michael H. Heinz meint, es zeige, dass der Berufsstand fair, vertrauensvoll und kundenorientiert arbeite.

Neuer Geschäftsführer bei neworld IM

Christian Scheuerl ist Geschäftsführer der neu gegründeten Gesellschaft neworld Investment Management. Im Fokus des Unternehmens stehen Anlageprodukte wie Serviced Apartments und Co-Living, Student Housing sowie Wohnkonzepte für Senioren.

PATRIZIA hat Wohnen-Fonds erfolgreich ausplatziert

PATRIZIA hat seinen jüngsten Wohnen-Fonds „PATRIZIA Europe Residential Plus“ vollständig platziert und insgesamt 273 Mio. Euro an Eigenkapital eingeworben. Bereits angebundene Objekte wurden auf einen Verkehrswert von rund 373 Mio. Euro beziffert, und weitere Objekte sollen künftig in den Fonds aufgenommen werden.

Neuer Managing Director für Fondsgeschäft

PATRIZIA erweitert die Führungsriege ihres Immobilienfonds-Geschäfts mit Michael Lindemann als Managing Director, der mehr als 25 Jahre Erfahrung im internationalen, regulierten Immobilienfondsgeschäft mitbringt. Er rückt damit neben Managing Director Nathalie Winkelmann.

Starker Jahresstart für die DFV

Die DFV Deutsche Familienversicherung AG hat am 17. Mai ihren Bericht für das 1. Quartal 2023 veröffentlicht. Der Frankfurter Direktversicherer hat mit einem Wachstum des Versicherungsumsatzes, einer Steigerung des Neugeschäfts und des operativen Ergebnisses einen starken Jahresauftakt hingelegt.

Verena Pickhardt wechselt zu Swiss Life Asset Managers

Verena Pickhardt übernimmt zum 1. Juli 2023 die Position des Head Sales & Marketing bei Swiss Life Asset Managers in Deutschland. Die Diplom-Betriebswirtin mit über 25 Jahren Praxiserfahrung in Versicherungswirtschaft und Finanzwesen wechselt von der DWS zu Swiss Life.

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Christian Scheuerl / Foto: © Jörg Steinmetz
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Verena Pickhardt / Foto: © Swiss Life
© Smiling Sun –smilingsun.org ÖKOWORLD AG Itterpark 1, 40724 Hilden, Tel.: 02103 | 28 41-410, E-Mail: vertriebsstelle@oekoworld.com, www.oekoworld.com DIE ÖKOWORLD SCHLIESST ATOMKRAFT ZU 100% AUS IHREN INVESTMENTS AUS!

Ex-Talanx-Topmanager ist jetzt Start-up-Investor

Der einstige Talanx-Vorstand Christopher Lohmann ist jetzt Start-up-Investor und hat mit seiner Beteiligungsgesellschaft Mulberry Ventures bereits in zwei Projekte investiert. Darunter das Berliner InsurTech „Emil“. Das übersichtliche Verwaltungsprogramm unterstützt auch beim Start von Produkten. Lohmann wurde zum Beiratsvorsitzenden ernannt.

Deutscher Versicherungs-Award 2023

Der alljährliche Deutsche Versicherungs-Award soll Verbrauchern eine spartenübergreifende Orientierung beim Produktangebot von Versicherern bieten. Dafür untersuchten Franke und Bornberg, n-tv und das Deutsche Institut für Service-Qualität über 5.000 Datensätze von Versicherern sowie 900 Servicekontakte. Insgesamt wurden 35 Preisträger in 34 Kategorien ausgezeichnet. Zu den Gewinnern gehörten u. a. Europa, Gothaer, VHV, SDK, Allianz, LV 1871, HDI, Alte Leipziger u.v.m.

Neuer Vorstand für Bayerische Versorgungskammer

Axel Uttenreuther wird zum 1. Juni neuer Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Versorgungskammer (BVK). Er folgt auf Daniel Just, der Ende Mai in den Ruhestand geht. Christine Draws rückt als erste Frau in den Vorstand auf. Am 17. Mai wurde Just im Münchener Residenzschloss verabschiedet sowie der neue Vorstand begrüßt.

Umfrage zeigt Nachfragerückgang bei älteren Immobilien

blau direkt hat insolvente Start-up-Bank übernommen

Nachdem das Startup „Ruuky” im Januar 2023 Insolvenz angemeldet hatte, verkündete es Anfang April, dass der zuständige Insolvenzverwalter einen Kaufvertrag mit blau direkt abgeschlossen habe. Laut der Neobank für Jugendliche und junge Erwachsene werde man das Geschäftsmodell nicht weiterführen, das gesamte Ruuky-Team werde aber übernommen. Warum der Lübecker Maklerpool das Unternehmen gekauft hat, ist unklar. Über eine Zukunftsausrichtung von Ruuky werde zu einem späteren Zeitpunkt berichtet.

DVAG ist Fanliebling

Das Familienunternehmen DVAG wurde erneut zum „Kundenchampion” gekürt und zeichnet damit ihr langjähriges, exakt auf die Wünsche der Kunden zugeschnittenes Beratungskonzept aus. Für Vorstandsmitglied Marcus Aßmuth ist damit bewiesen: Die Zusammenarbeit zwischen Kunde und Berater ist auf Langfristigkeit ausgelegt.

Die Pläne der Bundesregierung in Bezug auf Öl- und Gasheizungen sorgen laut einer Befragung von Homeday dafür, dass Kaufinteressenten immer mehr auf die Energieeffizienz von Gebäuden achten (68 %). 18 % schließen demnach eine Immobilie der Klasse F-H sogar ganz aus, 58 % seien nur bei entsprechendem Preisnachlass interessiert. Wie hoch dieser Preisnachlass sein sollte, ist aber noch unklar. Insgesamt 74 % nennen Wärmepumpen (40 %) und Fernwärme (34 %) als ihren bevorzugten Heizungstyp, nur 11 % setzen noch auf Gas und 2 % auf Öl.

Die Schere zwischen den Geschlechtern geht noch weiter auf

Die Ergebnisse einer repräsentativen Kantar-Umfrage von Fidelity International sind drastisch: Frauen sind, was ihre Finanzen betrifft, weniger optimistisch als Männer. Während sich 40 % der Frauen mit ihrer derzeitigen finanziellen Situation wohlfühlen, sind es bei den Männern 47 %.

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Christopher Lohmann / Foto: © Talanx AG

Leistungsstark: unsere Tier-KV

Rundum geschützt

Mit der neuen Tierkrankenversicherung der HanseMerkur sind Hunde und Katzen optimal abgesichert. Denn sie übernimmt im Krankheitsfall bis zu 100% der Tierarzt- und OP-Kosten –und das weltweit und bei jeder Tierrasse.

Eine gute Nachricht für Ihre Kunden und Ihren Vertriebserfolg, denn Hand in Hand ist HanseMerkur.

finanzwelt live auf der BIT

Die 21. BIT Kick-Off-Tagung fand am 27. April 2023 erneut im Radisson Blu Hotel in Frankfurt am Main statt. Die BIT Treuhand AG konnte mit ihrem hochkarätigen Tagungsprogramm für jede Menge Highlights und Vertriebsimpulse sorgen. Auch die finanzwelt war selbstverständlich mit dabei.

16. Vertriebsgipfel Tegernsee

Am 8. und 9. Mai war der Tegernsee Treffpunkt für Vorstände, Geschäftsführer, Vertriebs- und Marketingexperten sowie Verbands- und Medienvertreter. Ein Themenschwerpunkt war die Digitalisierung: Digitale Sachwerte, Tokenisierung, KI sowie bestehende Chancen für Vertrieb und Anleger wurden diskutiert.

INVESTMENTexpo 2023

Auch beim diesjährigen INVESTMENTexpo-Kongress am 11. und 12. Mai im Zoo Palast und Waldorf Astoria Hotel in Berlin waren finanzwelt und INTELLIGENT INVESTORS selbstverständlich mit von der Partie. Ein Treffpunkt für die Immobilienwirtschaft und institutionelle Investoren, um einen aktuellen Marktüberblick zu erhalten.

Female Insurance Summit in Köln

Am 13.06.2023 findet in Köln auf dem Arnoldiplatz 1 der Female Insurance Summit statt. Dort bietet sich die Möglichkeit, interessanten Vorträgen, u. a. zum Thema Resilienz und dem Umgang mit Vorurteilen, denen man als Frau im Vertrieb begegnet, zuzuhören und sich über den aktuellen Markt auszutauschen.

Hiscox Day 2023

Der Spezialversicherer Hiscox bot auch am diesjährigen Hiscox Day 2023 am 24. Mai ein umfangreiches und persönlich gestaltbares Programm: Teilnehmer der digitalen Tagung konnten sich von 9 bis 17 Uhr ihr ganz individuelles Programm zusammenstellen und dabei IDD-Punkte sammeln.

BiPRO-Tag 2023

Am 24. und 25. Mai fand der jährliche BiPRO-Tag statt. Dort kamen erneut rund 500 BiPRO-Mitglieder und Interessierte bei der informativen Veranstaltung zusammen, um sich über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Branche auszutauschen und das eigene Netzwerk zu pflegen.

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BIT-Kick Off Tagung / Foto: © Maria Leladze 16. Vertriebsgipfel Tegernsee / Foto: © Helge Schaubode INVESTMENTexpo 2023 Impressionen INVESTMENTexpo 2023 Fotos: © Alexander Heftrich

Impulse für die Altersvorsorge

Rekordinflation, schwankende Kapitalmärkte und politische Unruhen vergrößern die Sorgen und halten davon ab, mit einer privaten Altersvorsorge zu starten. Mit dem „RentenCheckup ‘23“ der Stuttgarter erhalten Vermittler 6 Initialzündungen, um Kunden an den Beratungstisch zu bekommen.

Die vergangenen Jahre waren sehr turbulent und stellten auch die Beratung zur privaten Altersvorsorge vor neue Herausforderungen. Pandemie, volatile Kapitalmärkte, Inflation auf Rekordniveau und politische Spannungen übten und üben großen Einfluss auf die Welt und jeden Einzelnen aus. Wenngleich die Sorgenfalten einiger Kunden angesichts der aktuellen Situation sichtbarer sind, so gehört der Blick dennoch in Richtung Zukunft. Denn die Notwendigkeit, die Einkommenslücke im Alter zu schließen, bleibt. Dabei die Kaufkraft zu erhalten, ist herausfordernd wie nie zuvor.

Rente? Einmal durchchecken – bitte!

Die Stuttgarter unterstützt Vermittler dabei, ihre Kunden gerade jetzt, in einem schwierigen Umfeld, ansprechen und beraten zu können. Dafür braucht es Argumente und wirkungsvolle Impulse. Unter dem Motto „Einmal durchchecken – bitte“ stehen verständliche Präsentationen, unterhaltsamer SocialMedia-Content für die eigenen Kanäle, Mailingvorlagen oder Argumentationsleitfäden zur Verfügung, die die Kundenansprache effektiver und die Beratung anschaulicher gestalten. So gelingt es – trotz herausfordernder Zeiten – für die Chancen und die Notwendigkeit einer privaten Altersvorsorge zu sensibilisieren.

Auf dieses Sixpack mit Vertriebsansätzen können Vermittler zugreifen!

Paket 1: „Vorsorge-Checkup ’23 in Zeiten hoher Inflation.“ Die hohe Inflation gefährdet die private Altersvorsorge. Ein Checkup bezüglich der Vorsorgesituation und ein Upgrade laufender Verträge gewährleisten Ihren Kunden den Kaufkrafterhalt im Alter.

Paket 2: „Vorsorge? Menschenskinder! – um die Kindergelderhöhung clever zu nutzen.“

Die Erhöhung des Kindergelds ist oft noch nicht fest verplant und wirkt wie ein „Bonus“. Ein guter Zeitpunkt, Eltern die Potenziale einer Kindervorsorge vorzustellen und den „Einkommensbonus“ in die Zukunft der Kinder zu investieren.

Paket 3: „Beruhigend gute Vorsorge, wenn die Kapitalmärkte verrücktspielen.“

Es herrscht nach wie vor oft Skepsis gegenüber kapitalmarktorientierter Vorsorge. Zeitgemäße Produkte kombinieren gewünschte Sicherheit und nötige Ertragschancen.

Paket 4: „Geschenkte Zukunft bringt die Basis-Rente auf den Tisch.“

Beiträge zur Basis-Rente können seit 2023 komplett steuerlich abgesetzt werden. Damit lassen sich die Zielgruppen der gutverdienenden Arbeitnehmer und Selbstständigen hervorragend aktivieren.

Paket 5: „Zukunft schenken – Steuern sparen zeigt Alternativen zum Vererben auf.“

Steuern belasten die Weitergabe von Vermögen. Zeigen Sie auf, wie diese Kosten gesenkt werden können, und nutzen Sie die langfristige Erbschaftsplanung als Vertriebspotenzial.

Paket 6: „Investition mit Steuervorteil für die Verwendung höherer Einmalbeträge.“

Einmalbeträge und private Altersvorsorge matchen perfekt. Dabei sind Fondspolicen gegenüber Fondsinvestments – trotz Vertragskosten – bei längerer Laufzeit häufig die bessere Wahl.

43 Downloaden Sie jetzt Ihr Vertriebs-Sixpack unter: www.checkup23.stuttgarter.de
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Es geht um Selbstbestimmung

„Finanzielle Freiheit ist kein Schön-, sondern ein Allwetterthema“ – davon ist LV 1871-Vorstand Hermann Schrögenauer überzeugt. Im finanzwelt-Interview spricht er mit Chefredakteur Lenard von Stockhausen über die aktuellen Schicksalsthemen der Branche, die Relevanz von Eigen-

initiative und finanzieller Freiheit. Außerdem wird darüber diskutiert, wie Vermittler ihr Geschäft für die Zukunft aufstellen können.

finanzwelt: Seit mehreren Jahren engagiert sich die LV 1871 für finanzielle Freiheit. Sie zeigen mit dem

„Financial Freedom Report“ ein umfassendes Bild zum Thema und haben sich dafür sogar Verstärkung von Boxprofi Regina Halmich geholt. Warum ist finanzielle Freiheit ein so wichtiges Thema für Sie?

Hermann Schrögenauer» In Deutschland besteht nach wie vor eine deut-

finanzwelt 03 | 2023 44 VERSICHERUNGEN | TITELSTORY

liche Tendenz, Finanzthemen als etwas Unangenehmes zu empfinden, mit dem man sich nur beschäftigt, wenn es unbedingt notwendig ist. ‚Über Geld spricht man nicht‘ – dieses Tabu ist tief verwurzelt und die Vermittlung von Finanzkompetenzen findet in der Schule und von öffentlicher Seite kaum statt. Viele Menschen verlassen sich allein auf ihr Einkommen, den Sozialstaat und die staatliche Altersvorsorge. Dabei stehen wir am Scheideweg: Die Lebenserwartung steigt, die Bevölkerung altert, der Generationenvertrag wackelt. Die staatliche Unterstützung allein reicht oft nicht mehr aus, um einen angemessenen Lebensstandard im Alter zu gewährleisten. Deshalb ist heute mehr denn je Eigeninitiative gefragt. Als Versicherer auf Gegenseitigkeit wollen wir die Menschen dafür sensibilisieren und auf ihrem persönlichen Weg unterstützen. Geschäftspartnern bietet das Thema einen optimalen Einstieg in die ganzheitliche Beratung.

finanzwelt: Ein bedeutendes Thema, finde ich, ist die finanzielle Bildung. Das ist so immens wichtig, um die richtigen Entscheidungen bezüglich der eigenen finanziellen Freiheit treffen zu können. Wie können Makler und Vermittler verhindern, dass gerade junge Menschen ihr Geld lieber in Krypto und NFTs anlegen, anstatt sich Stück für Stück eine sichere und diversifizierte Altersvorsorge aufzubauen?

Schrögenauer» Die Ergebnisse des ‚Financial Freedom Reports‘ und der Erfolg unseres TikTok-Kanals zeigen: Jugendliche haben großes Interesse an Finanzen und fordern Bildung und Kompetenzen in diesem Bereich selbst ein. Deshalb ist es aus unserer Sicht erst einmal ein gutes Zeichen, dass sich junge Menschen in Anlagefragen progressiver zeigen als ihre Eltern und Großeltern. Für unsere Geschäftspartner ist das eine große Chance. Sie stehen aber auch in der Verantwortung, sich im Informationsdschungel des In-

ternets deutlich zu positionieren und die Deutungshoheit in Finanzfragen nicht allein Krypto-Influencern und selbsternannten Investment-Experten zu überlassen. Das gelingt aktuell noch zu selten. Die gesamte Versicherungsbranche muss ihre Digitalpräsenz stärken und auf junge Menschen ausrichten. Dabei ist uns natürlich auch bewusst, dass das viele Geschäftspartner vor große Herausforderungen stellt. Deshalb unterstützen wir sie dabei, ihr Geschäft im Internet zu etablieren und die dazu nötige Digitalkompetenz aufzubauen – zum Beispiel mit konkreten Weiterbildungsangeboten wie dem Digital Partner Programm, unseren zahlreichen Media Hubs vor Ort und – ganz neu – mit unserer Online Marketing Academy. Die Schulungsinhalte bereiten Vermittlerinnen und Vermittler nicht nur auf den Vertrieb der Zukunft vor, sondern transportieren branchenrelevante Best Practices. Davon profitiert auch die individuelle Wettbewerbsfähigkeit unserer Partner.

finanzwelt: Wie definieren Sie persönlich finanzielle Freiheit und was kann ich von Ihnen lernen? Schrögenauer» Für mich ganz persönlich bedeutet finanzielle Freiheit, das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und finanzielle Ressourcen dabei als Werkzeug und nicht als einen limitierenden Faktor zu begreifen. Dabei geht es in erster Linie gar nicht um Luxus, sondern um Selbstbestimmung. Das Großartige am Thema finanzielle Freiheit ist ja, dass sie jeder Mensch auf seine Weise definieren und ausgestalten kann. Eins bleibt aber unabdingbar: Man muss sich aktiv mit den eigenen Finanzen auseinandersetzen. Denn ohne Vorsorge und Planung läuft man bei unvorhersehbaren Ereignissen und Schicksalsschlägen jederzeit Gefahr, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren oder in finanzielle Abhängigkeit von anderen Personen zu geraten. Deshalb sprechen wir mit unserer Financial Freedom Botschaf-

terin Regina Halmich gerade auch vulnerable Gruppen wie Frauen gezielt an und versuchen sie dazu ermutigen, das Thema Absicherung in die eigenen Hände zu nehmen.

finanzwelt: Inflation oder Demografie. Wo sehen Sie die größeren Probleme? Ist die finanzielle Unabhängigkeit in Gefahr?

Schrögenauer» Beides. Die demografische Entwicklung hat sich ja schon länger als Problem abgezeichnet und leider hat die Politik hier ein nachhaltiges Einschreiten über mehrere Wahlperioden hinweg verschlafen. Rekordinflation und steigende Energiekosten haben die Situation nun noch zusätzlich verschärft. Wir finden aber: Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten kommt finanzieller Unabhängigkeit eine besondere Rolle zu. Denn: Financial Freedom ist kein Schön-, sondern ein Allwetterthema. Im Rahmen seiner Möglichkeiten kann man sich in jeder Situation finanzielle Spielräume erarbeiten. Die Versicherungsbranche kann Menschen individuelle Wege dafür aufzeigen. Ganzheitliche Finanzberatung gehört in kompetente und zuverlässige Hände. Unabhängige Vermittler, die als einzige auch rechtlich auf der Seite ihrer Kunden stehen, bieten dafür die beste Anlaufstelle. Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit empfinden wir es als unsere Pflicht, unseren Geschäftspartnern dabei zur Seite zu stehen und sehen uns mit unserer attestierten Finanzstärke und starker Solvenzquote dafür gut aufgestellt. Auch unsere positiven Bewertungsreserven und eine konstant niedrige Stornoquote unterstreichen das.

finanzwelt: Kommen wir zum Thema BU und Investment. Denn Absichern und Anlegen, das ist ja die Kernbotschaft und Kompetenz der LV 1871. Fangen wir mit Absichern an. Gehört zu einem Gespräch über Altersvorsorge das Gespräch über BU dazu? Und wenn ja, warum?

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Schrögenauer» Definitiv. Um finanzielle Freiheit zu erlangen, sind eine gewinnbringende Geldanlage und eine entsprechende Altersvorsorge unerlässlich. Beides kann man sich mit der eigenen Arbeitskraft aufbauen. Aber: Was passiert, wenn die Arbeitskraft wegfällt? Deutschland ist und bleibt ein Land der Angestellten und trotzdem sichern immer noch zu wenige ihre Arbeitskraft ab. Doch ob Azubi, Angestellter, Schüler, Student oder Unternehmer – von einer Berufsunfähigkeit kann jeder betroffen sein. In Deutschland ist es laut der Deutschen Aktuarvereinigung im Schnitt tatsächlich jeder Vierte. Auch ist noch nicht jedem klar, dass psychische Krankheiten mittlerweile die häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit darstellen. Ein Bürojob kann also genauso betroffen sein wie ein körperlich anstrengender Beruf. Die entscheidende Rolle der Berufsunfähigkeitsversicherung wird hier klar: Nur sie kann finanzielle Stabilität für Menschen gewährleisten, die ihr Einkommen in erster Linie aus einem Arbeitsverhältnis generieren.

finanzwelt: Ich drehe meine Frage jetzt mal um: Gehört zu einer guten Arbeitskraftabsicherung anschließend auch die Altersvorsorge?

Schrögenauer» Ja, denn nur so lässt sich eine umfassende finanzielle Absicherung auch über das Arbeitsleben hinaus gewährleisten. Ein Beispiel: Wer bereits in jungen Jahren arbeitsunfähig wird, also noch bevor in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt wurde, kann keine staatliche Altersvorsorge aufbauen. Auch der Abschluss anderer Versicherungen wird dann schwierig bis unmöglich. Mit einer lebenslangen BU-Rente können bereits Grundschüler ihren Lebensstandard im Alter sichern. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist damit der eine wesentliche Baustein für finanzielle Unabhängigkeit – der andere wichtige Baustein ist die Altersvorsorge. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten.

finanzwelt: Wie kann denn die Altersvorsorge für finanzielle Unabhängig-

keit konkret aussehen? Das Spektrum ist ja sehr breit von Fondspolicen bis hin zum ETF-Portfolio. Schrögenauer» Finanzielle Unabhängigkeit, Investment und Altersvorsorge erfordern ein individuell schlüssiges Konzept, das auf die Bedürfnisse und Ziele des Einzelnen abgestimmt ist. Als Versicherer bieten wir unseren Kunden dafür unsere Investmentexpertise in einer Vielzahl moderner Vorsorgeprodukte und Anlagelösungen, mit denen sie ihre finanziellen Ziele erreichen können. Die Produktpalette reicht dabei von standardisierten Lösungen bis hin zu maßgeschneiderten Individualkonzepten. Neben der MeinPlan Familie, die für Berufseinsteiger, Berufserfahrene, Selbstständige, Kinder und gehobene Privatkunden attraktive Angebote im fondbasierten Bereich bereithält, bietet zum Beispiel auch unsere Liechtensteiner Tochter LV 1871 Private Assurance Lösungen für eher erfahrene, investmentaffine Anleger mit liquiden

Vermögenswerten ab 100.000 Euro an. Insgesamt gilt: Die Lebensversicherung von heute hat nicht mehr viel mit dem Produkt zu tun, das viele aus der Zeit vor den 2000ern im Hinterkopf haben. Unsere Finanzwelt hat sich in den letzten 20 Jahren maßgeblich verändert. Fondspolicen sind heutzutage unglaublich flexibel und anpassbar. Kundinnen und Kunden bestimmen die Höhe ihrer Beiträge immer wieder aufs Neue oder pausieren einfach. Mit der Cash-to-Go-Option können sie sich schon vor Vertragsende einen monatlichen Beitrag auszahlen lassen. Und: Bei uns können sie ihre individuelle Anlagestrategie immer wieder aufs Neue aus über 120 Einzelfonds oder vier exklusiven Portfolio-Lösungen zusammenstellen. Deshalb ist es längst an der Zeit, Versicherung und Investment in Zusammenhang zu bringen.

finanzwelt: Ihr Angebot in Liechtenstein ist ja gerade beim Thema Erben

finanzwelt 03 | 2023 46 VERSICHERUNGEN | TITELSTORY

und Schenken sehr interessant – welche Rolle spielt eine Versicherung hier?

Schrögenauer» Auch in der Nachfolgeplanung kann eine Versicherung ein wichtiger Baustein sein. Bei der Planung sollte man dabei aber nicht nur über die finanzielle Absicherung im Alter nachdenken, sondern auch Fragen zu Vermögensstruktur, Liquiditätsentwicklung, gesetzlicher Erbfolge und steuerlichen Aspekten berücksichtigen. Versicherungslösungen wie eine fondsgebundene Rentenversicherung bieten interessante Gestaltungsmöglichkeiten und können helfen, die Vorteile eines Wertpapierdepots mit Kontrollmechanismen zu verbinden. Auf diesem Weg kann eine individuelle Anlagestrategie gewählt und eine flexible Altersvorsorge gewährleistet werden. Insbesondere die Cash-toGo-Option ermöglicht es, zwischendurch Auszahlungen zu erhalten und auf unvorhergesehene Ereignisse flexibel zu reagieren.

finanzwelt: Wenn wir über fondsgebundene Lösungen sprechen, müssen wir nicht nur über den Deckungsstock, sondern auch über Garantien oder Ablaufleistungen reden. Welche Möglichkeiten bieten Sie diesbezüglich Ihren Kunden?

Schrögenauer» Die Erfüllung der Vorsorgeverpflichtungen hat bei uns oberste Priorität und insbesondere als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit sind wir dem Vorteil unserer Kunden verpflichtet. Unsere fondsgebundenen Rentenversicherungen berücksichtigen dabei Investmentvorlieben und die individuelle Risikoneigung unserer Kunden. Aufgrund der guten Solvenzquote unseres Deckungsstocks können wir dabei auch weiterhin eine nahezu hundertprozentige Absicherung anbieten. In der Branche weiß man allerdings schon lange, dass sich das über Jahrzehnte nicht rechnet. Um eine gute Performance zu erzielen, müssen heutzutage renditestarke Anlageklassen wie Aktien und Unternehmensanleihen beigemischt werden – unsere fondsgebundene Rentenver-

sicherung bietet das. Unabhängige Makler sollten Kunden dabei unterstützen, eine für sie passende, das heißt auch performante Altersvorsorgestrategie zu finden.

finanzwelt: Thema Provision: Bei der Frage der Vergütung streiten sich die Gelehrten. Die einen wollen die Provision deckeln, die anderen sogar verbieten. Ich halte letzteres für sehr gefährlich, da vermutlich Geringverdiener dann nicht mehr beraten und versichert werden. Wie sehen Sie das? Schrögenauer» Da stimme ich zu. Ein Verbot von Provisionen führt in meinen Augen nur zu einer Verschärfung der Rentenlücke beim Kunden und stellt den Sozialstaat im Endeffekt vor noch größere Herausforderungen. Deshalb ist es gut, dass die EU-Kommission vorerst davon Abstand nimmt. Letztendlich sollte aber doch die Qualität der Beratung im Vordergrund stehen und nicht die Höhe der Provisionen. Eine gute Beratung reicht schließlich jahrzehntelang in die Zukunft. Deshalb ist es wichtig, dass sie durch unabhängige

Makler erfolgt, die als einzige wirklich auf der Seite des Kunden stehen. Das hat eine Wertigkeit und braucht eine angemessene Vergütung – ganz unabhängig davon, wie man sie nennt.

finanzwelt: Welche anderen Möglichkeiten sehen Sie? Gibt es alternative Provisionsmodelle wie zum Beispiel weniger AP, mehr BP? Und welche Vorteile haben diese Modelle für den Vermittler/Makler?

Schrögenauer» Honorar und Provision sind für uns keine Gegensätze – vielmehr geht es um den individuellen Beratungsbedarf je nach Kundenbedürfnis. Deshalb bieten wir schon heute bewusst beide Welten an und geben Beratern und Kunden die Möglichkeit, aus insgesamt sechs Provisionsmodellen zu wählen. Eine davon ist das genannte ‚weniger AP, mehr BP‘-Modell, bei dem Geschäftspartner eine niedrigere Abschlussprovision (AP), aber stattdessen eine höhere Bestandsprovision (BP) über einen längeren Zeitraum erhalten. Der Vorteil hier: eine stärkere Bindung zwischen Kunde und

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Berater sowie ein langfristiger, regelmäßiger Einkommensfluss. Dadurch können sich Berater auch verstärkt auf die Betreuung bestehender Kunden konzentrieren und müssen nicht ständig nach neuen suchen. Ähnlich verhält es sich beim honorarbasierten Modell, bei dem Berater direkt vom Kunden bezahlt werden und somit unabhängig von Produktprovisionen sind. Das kann auch dazu beitragen, das Vertrauen von Kunden in die Beratungsqualität zu stärken, da der Berater direkt vom Kunden bezahlt wird und somit keinerlei Anreize hat, bestimmte Produkte aufgrund höherer Provisionen zu empfehlen. Wir plädieren hier aber nicht für einen Standard, sondern dafür, dass sich Versicherungsvermittler gemeinsam mit dem Kunden das Provisionsmodell auswählen, das ihren individuellen Bedürfnissen und Zielen am ehesten entspricht. Auch Mischformen wie reduzierte AP und höhere BP oder auch das NAV-Modell sprechen viele Kunden und Geschäftspartner an – insbesondere im Einmalbeitragsbereich.

finanzwelt: Irgendwie erinnert mich die politische Diskussion darum an die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen. Es ist politisch gewollt, aber wird kaum gestaltet oder gar unterstützt. Apropos: Wie handhaben Sie das im Hause und was empfehlen Sie Ihren Geschäftspartnern?

Schrögenauer» Wir tun unser Bestes, um unsere Geschäftspartner bei der Umsetzung der neuen Regelung zu unterstützen. Deshalb haben wir unseren Fondsfinder weiterentwickelt, mit dem Makler die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden flexibel und transparent abbilden können. Angesichts der regulatorischen Änderungen zum Thema Nachhaltigkeit haben wir alle unsere Fonds hinsichtlich der gesetzlich geforderten Datengrundlage und Unterlagen überprüft und die Fondsauswahl entsprechend angepasst. Wir empfehlen, geeignete Tools mit den nötigen Informationen bereits in der Beratung einzusetzen. Genau dafür eignet sich unser Fondsfinder, mit dem Makler das

Fondsuniversum interaktiv anhand Performance-, Stamm- oder ESG-Daten, Nachhaltigkeitspräferenzen und anderen Ausschlusskriterien filtern können, um das richtige Investmentprodukt für ihre Kunden zu finden.

finanzwelt: Da sind wir schon bei einem meiner Lieblingsthemen: ESG. Leider kommen die PS irgendwie nicht auf die Straße. Oder wie erklären Sie sich, dass fast 50 % der Menschen in Deutschland nachhaltig investieren wollen, aber nur 5 % es wirklich sind?

Schrögenauer» Klimawandel und Kriege zeigen, wie wichtig ethische, ökologische und soziale Aspekte auch bei der Geldanlage sind. Dass die meisten Menschen in Deutschland das Thema noch nicht im Blick zu haben scheinen, obwohl nachhaltiges Handeln an sich dem Großteil ja sehr wichtig ist, kann verschiedene Gründe haben. Über Geldanlage wird öffentlich ja sowieso noch viel zu selten gesprochen, gerade auch im Kontext von Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Dann könnte ich mir vorstellen, dass vielen Anlegern noch immer das Verständnis für die teils unklaren ESG-Kriterien fehlt. In den letzten Monaten wurde hier wieder viel zurückgestuft, weil es die Anforderungen nicht erfüllte und die Gesetzgebung geschärft werden musste. Nachhaltige Investments sind zudem noch oft mit dem Vorurteil verbunden, dass sie weniger rentabel wären als konventionelle Anlagen. Dabei war zuletzt häufig das Gegenteil der Fall. Im Kundengespräch können Vermittler hier ansetzen und gemeinsam mit Kundinnen und Kunden ein neues Bewusstsein für nachhaltiges Investment schaffen. Denn mit modernen Finanzprodukten können sie auch in Zeiten von Niedrigzins und Inflation ihr Einkommen im Alter sichern und gleichzeitig in eine nachhaltige Zukunft investieren. Das ist doch genau das, worauf es bei der finanziellen Freiheit ankommt.

finanzwelt: Herr Schrögenauer, vielen Dank für diese tiefen Einsichten in die LV 1871. (lvs)

finanzwelt 03 | 2023 48 VERSICHERUNGEN | TITELSTORY

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Das dicke Ende kommt noch

Die Zahl der Pflegebedürftigen wächst stetig. Für Experten ist es nur eine Frage der Zeit, ob man als Angehöriger oder als Bedürftiger von Pflege betroffen ist. Erstreckt sich die Pflegebedürftigkeit über Jahre und Jahrzehnte sind Betroffene oftmals ohne passende Absicherung. Das finanzielle Fiasko und die menschenunwürdige Versorgung drohen, wenn die Rechnungen zu den Pflegekosten offenbleiben. Die gesetzlichen Pflegeleistungen hinterlassen schon längst gravierende Lücken in den Kostenplänen zur ambulanten und stationären Pflege. Das jüngste Pflegestärkungsgesetz sorg-

te mit einer Umstellung von drei Pflegestufen auf fünf Pflegegrade eher für eine Neuordnung der drohenden Engpässe als für dauerhaft stärkende Lösungen.

Rund vier von fünf Pflegebedürftigen befinden sich in der häuslichen Pflege. Ohne die freiwilligen Leistungen der pflegenden Angehörigen wäre das Pflegesystem bereits kollabiert, vermuten Pflegeexperten. Die geburtenstärksten Jahrgänge, die wesentlich zur häuslichen Pflege beitragen, gelangen in der kommenden Dekade ins Rentenalter und wachsen selbst zu einem beträchtlichen Pflegerisiko heran.

finanzwelt 03 | 2023 50 VERSICHERUNGEN | PFLEGEVERSICHERUNGEN
Foto: © Thomas Reimerstock.adobe.com

Die Pflege zu Hause müssen dann andere schultern. Der wahre Pflegenotstand steht wohl noch bevor. Denn wie in der gesetzlichen Rentenversicherung charakterisiert das deutsche Pflegesystem ein Rechenexempel: Eine sinkende Zahl von Beitragszahlern versorgt die zunehmende Zahl an Leistungsempfängern. Die Möglichkeiten höherer Beiträge sind begrenzt und als Gegenmaßnahme bieten sich reduzierte Versorgungsleistungen an. Die Finanzlöcher bei den Pflegebedürftigen und deren Angehörigen wachsen fast zwangsläufig, denn parallel steigen die Pflegekosten. Der zunehmende Fachkräftemangel sowie die inflations- und krisenbedingten Kostenerhöhungen für eine Unterbringung und Versorgung befeuern die ohnehin schon angespannten Entwicklungen in der Pflege.

Lebensveränderte Umstände

Pflegebedürftigkeit droht von der Wiege bis zur Bahre. Nicht nur Hochbetagte sind gefährdet. Etwa 10 % der Betroffenen sind bis zu 45 Jahre alt. Darunter gehören rund 5 % in die Altersgruppe unter 20; die Hälfte davon ist sogar keine fünf Jahre alt. Angeborene Beeinträchtigungen, Infektionsfolgen, Krebserkrankungen oder Unfallereignisse treffen die Jüngsten ebenso wie Jugendliche und Erwachsene. Zur Pflegebedürftigkeit kommt häufig eine Berufs- bzw. Erwerbsunfähigkeit, was die Betroffenen sowie ggf. die zu versorgende Familie ohne eine umfassende Privatvorsorge wirtschaftlich aus der Kurve wirft. Bestenfalls sind die Pflegezeiten nur vorübergehend und Ausbildung, Studium oder Beruf werden wieder aufgenommen. Ansonsten kann eine Pflegebedürftigkeit sowohl Betroffene als auch Angehörige in die finanzielle Sackgasse führen.

Finanzielle Herausforderungen

Das Leben hört mit einer Pflegebedürftigkeit nicht auf. Der Unterhalt wird lediglich komplizierter und teurer. Besonders im Pflegefall ist finanzieller Spielraum gefragt, um die Lebensqualität zu erhalten oder sogar zu verbessern. Die meisten Pflegebedürftigen siechen nicht mit einem hohen Pflegegrad dahin, sondern wollen noch am Leben teilhaben. Bereiche wie Freizeitgestaltung, Mobilität oder Haus- und Kommunikationstechnik verändern sich, was ebenso wie für benötigte Pflegeausstattungen erhebliche Finanzbudgets erfordert. Gesetzliche Leistungen genügen dafür selten. Alleinstehende ohne häusliche Pflegeoption und finanzielle Mittel für eine ambulante 24/7-Pflege gelangen schnell an den Punkt, eine stationäre Pflege zu wählen und noch verbliebene Autonomie aufzugeben. Weiterhin unterschätzt bleibt die intensive physische und psychische Belastung für Pflegebedürftige und deren Angehörige. Krankheitsausfälle bis hin zum Burnout drohen und eine wirksame gesetzliche Hilfe ist hier nicht in Sicht.

Vielfältige Versicherungslösungen

Für Kunden ist die Wahl der passenden Pflegeabsicherung ohne Beratung kaum möglich. Dafür sind die Varianten zu vielschichtig. Jeder gesetzlich oder privat Krankenvollversicherte verfügt zunächst über eine Pflegepflichtversicherung, die eine Grundversorgung gewährleistet. Diese Versorgung reicht gewöhnlich nicht aus, um entstehende Pflegekosten zu tragen. Eine ausreichend bemessene private Pflegezusatzversorgung deckt den zusätzlichen finanziellen Bedarf. Dazu dienen Versorgungen über Pflege Bahr sowie über eine Pflegetagegeld-, Pflegekosten- oder Pflegerentenversicherung. Pflege Bahr ist eine staatlich geförderte Pflegetagegeldversicherung mit einem erleichterten Zugang für Vorerkrankte. Pflegetagegeldtarife mit herkömmlicher Risikoprüfung bieten gesunden Neukunden dementsprechend vorteilhaftere Konditionen. Das Tagegeld, welches abgestuft nach Pflegegraden gezahlt wird, ist nicht zweckgebunden wie bei einer Pflegekostenversicherung, die nachgewiesene ambulante und stationäre Pflegekosten erstattet. Eine lebenslange nach Pflegegraden abgestufte Rentenzahlung bietet ebenso ohne Zweckbindung die Pflegerentenversicherung. Die Varianten beinhalten je nach Kundenerfordernis verschiedene Vorteile sowie Risiken wie beispielsweise kommende Beitragsanpassungen. Zudem nehmen Personenversicherer z. B. in Berufsunfähigkeits-, Grundfähigkeitsoder Unfallversicherungen ebenfalls Pflegerisiken als erweiternde Assistance- oder Versicherungsleistungen in den Schutz mit auf. (gg)

Fazit

Die Versicherung finanzieller Folgen einer Pflegebedürftigkeit gilt in Beraterkreisen als ähnlich komplex wie die Vorsorge für die Rentenzeit, die Berufsunfähigkeitsabsicherung oder eine private Krankenvollversicherung. Kunden jeden Alters benötigen Pflegeschutz und eine dahingehende Versicherungsberatung. Mittlerweile ist das Thema Pflege, wie bereits zuvor die Altersversorgung, bei Privathaushalten und in Unternehmen angekommen. Betriebliche Krankenversicherer bieten beispielsweise erfolgreich Pflegemodule für Arbeitnehmer an. Die Pflegeversicherung schafft durch die Beratungsnähe zu anderen Personenversicherungen gute Möglichkeiten für mehr Neukundengeschäft sowie zur Bestandsverdichtung auch außerhalb der Pflegeschutzkonzepte.

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„Tradition und Moderne müssen Hand in Hand gehen“

Stillstand bedeutet auch für Unternehmen oftmals Rückschritt. Und das hat nicht selten negative Auswirkungen. Die Haftpflichtkasse hat auch im vergangenen Jahr allen Widrigkeiten Stand gehalten und ein gutes Ergebnis erwirtschaftet. Was es mit der Strategie „Gemeinsam Exzellent 2025“ auf sich hat und inwieweit sich der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit als attraktiver Arbeitgeber positioniert, darauf ging der Vorstandsvorsitzende Roland Roider im exklusiven finanzwelt-Interview näher ein. Zur Sprache kam in Roßdorf auch das 125-jährige Bestehen der Haftpflichtkasse.

finanzwelt: Herr Roider, auch 2023 bleiben wir nicht von Krisenerscheinungen verschont. Vor diesem Hintergrund: Wie hat sich das Geschäft der Haftpflichtkasse zuletzt entwickelt?

Roland Roider» Für die Haftpflichtkasse war das vergangene Jahr durchaus sehr erfolgreich. Mit gebuchten Bruttobeiträgen in Höhe von 243 Mio. Euro und einem Gewinn vor Steuern in Höhe von 24 Mio. Euro konnten wir wiederum ein überdurchschnittliches Wachstum erzielen. Wir festigten unsere starke Marktposition und das trotz eines durchaus herausfordernden Umfelds und den damit einhergehenden Widrigkeiten. 2022 war ein volatiles Kapitalmarktjahr, das in erster Linie von handfesten Sorgen um die steigende Inflation, den Ausbruch des Ukraine-Krieges und anderen Störfeuern geprägt war. Den Rückenwind aus 2022 haben wir ins laufende Jahr mitgenommen.

finanzwelt: Welche Themen machen Sie aktuell aus? Welche Aspekte werden auf die Branche im Allgemeinen künftig verstärkt zukommen?

Roider» Das Thema Inflation bleibt natürlich prägend. Zwar fallen die Inflationsraten in diesem Jahr nicht mehr ganz so hoch aus wie noch im Spätherbst, dennoch erweist sich die Preissteigerung als recht hartnäckig. Zudem stagniert die

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Wirtschaft und es bleibt zu hoffen, dass wir einer Rezession entgehen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir den Herausforderungen krisenfest begegnen und uns wappnen müssen. Abgesehen davon sehen wir generell natürlich die fortschreitende Konsolidierung als einer der wesentlichen Trends im Maklermarkt. Die Branche hat beispielsweise mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Zudem schreitet die Digitalisierung unaufhörlich voran. Ein verändertes Umfeld, das auch in seiner Komplexität neuer Antworten bedarf.

finanzwelt: Was beinhaltet in diesem Zusammenhang Ihre Unternehmensstrategie „Gemeinsam Exzellent 2025“?

Wohin geht die Reise?

Roider» Mit dieser Strategie nehmen wir die langfristigen Trends der Gesellschaft auf und erarbeiten profunde Lösungen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit als echte Megatrends sind keine leeren Worthülsen, sie müssen stets mit Leben gefüllt und intern adäquat und effizient umgesetzt werden. Das ist natürlich kein Selbstzweck – vielmehr hat die Haftpflichtkasse den Servicegedanken dabei stets im Blick. Kundenzentrierung, so wie wir sie verstehen, bedeutet, die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden rechtzeitig zu erkennen und zu berücksichtigen. Das ist ein fortlaufender Prozess. Nur so bleiben wir zukunftsfähig; auch als attraktiver Arbeitgeber.

finanzwelt: Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Roider» Gerne. Wir verstehen uns als agiles Unternehmen, das sich wandelnden Umständen schnell und wendig anpassen kann. Das Resultat sind gesteigerte Flexibilität, Effizienz und ein Mehr an Innovationsfähigkeit, die dann wiederum die Arbeitgeberattraktivität erhöhen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Mitarbeiter das höchste Gut eines Unternehmens sind. Insofern sind mobiles Arbeiten, Leistungen im Gesundheitsmanagement und eine Kultur des Miteinanders wichtig.

finanzwelt 03 | 2023 52 VERSICHERUNGEN | INTERVIEW
Digitalisierung und Nachhaltigkeit als echte Megatrends sind keine leeren Worthülsen, sie müssen stets mit Leben gefüllt und intern adäquat und effizient umgesetzt werden. «

finanzwelt: Wir haben es bereits angerissen – die Digitalisierung hält heutzutage überall Einzug. Wie wichtig sind Ihnen digitale Prozesse und welchen Wert messen Sie diesem Thema organisatorisch bei?

Roider» Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung wird der elektronische Datenaustausch zwischen Produktanbieter, Vertrieb und Kunde immer wichtiger. Der Kunde erhält zeitnah, möglichst in Echtzeit, alle Informationen zum Vertrag und der Makler kann sich auf die reine Beratungsdienstleistung konzentrieren. Der Datenschutz wird durch die BiPRO-Normen gewährleistet. Im Idealfall wird der Vertragsabschluss zu einem ‚positiven Erlebnis‘. Natürlich gilt es, diese Prozesse auch organisatorisch entsprechend aufzusetzen und zu begleiten. Dem trägt die Haftpflichtkasse mit einem neuen Vorstandsressort Rechnung.

finanzwelt: Wie schaut das konkret aus?

Roider» Ende 2022 haben wir beschlossen, ein neu geschaffenes Vorstandsressort Digitalisierung & Technik zu etablieren. Der Vorstand ist davon überzeugt, mit dieser Entscheidung wichtige Weichen für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens gestellt zu haben. Mit der Bestellung von Rolf Saalfrank haben wir dabei einen sehr erfahrenen Experten für Transformationsprozesse und zukunftsorientierte Technik.

finanzwelt: Neben der Digitalisierung ist die nachhaltige Transformation der Gesellschaft/Märkte ein weiterer Megatrend. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie und wie setzen Sie das um?

Roider» Zweifellos hat ESG große Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens. Der Schutz von Umwelt und Natur, sozial verantwortungsvolles Handeln sowie eine ethische Unternehmensführung sind für uns keine leeren Schlagworte. Und auch nicht neu. Wir leisten seit Jahren unseren Beitrag für ein ökologisch ausgerichtetes Unternehmen und sind uns der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Auch unsere Rechtsform als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit zeigt, welchen Stellenwert unseren Mitgliedern beigemessen wird. Intern haben wir einen Nachhaltigkeits-Arbeitskreis, der sich intensiv mit der Vielfältigkeit und Umsetzbarkeit des Themas befasst. Die Versicherungswirtschaft tut gut daran, voranzugehen und auch entsprechende nachhaltige Produktlösungen weiter zu forcieren.

finanzwelt: Die Haftpflichtkasse feiert 2023 ihr 125-jähriges Bestehen. Was nehmen Sie sich vor?

Roider» Tradition und Moderne müssen Hand in Hand gehen. Wir stehen zu den Wurzeln, die Vergangenheit hat uns geprägt und geformt. Dennoch wäre es fatal, sich nicht ausreichend auf die Zukunft und ihre Herausforderungen einzulassen. Innovationen, keine Scheuklappen und eine moderne Unternehmenskultur, orientiert am Wohl der Mitarbeiter, sind maßgebliche Faktoren, an denen wir gemessen werden wollen. Insofern bleiben wir unserem Kurs treu und freuen uns gemeinsam auf das, was vor uns liegt. (ah)

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Zukunft gemeinsam gestalten

Innerhalb der R+V Versicherungsgruppe bietet R+V mit Condor und KRAVAG Versicherungsschutz und innovative Lösungen für Unternehmen, private Haushalte und öffentlich-rechtliche Einrichtungen. Die R+V Versicherungsgruppe sichert Kundenrisiken seit über einem Jahrhundert ab und sorgt für die auf den jeweiligen Bedarf zugeschnittenen, nachhaltigen Schutz- und Servicelösungen. Nachhaltigkeit ist für Gesellschaft, Ökologie und Wirtschaft das zentrale Zukunftsthema, das für Versicherungsnehmer zum wichtigen Entscheidungskriterium in der Wahl von Schutzkonzepten und Versicherer avanciert.

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit

Zahlreiche Unternehmen erkennen die gravierenden Veränderungen, die das Thema Nachhaltigkeit in sich birgt. Eine durchgängig nachhaltige Ausrichtung kann große Vorteile im Wettbewerb um Kunden und Aufträge haben. Fachkräfte und Newcomer geben eher nachhaltig agierenden Arbeitgebern den Vorzug. In der betrieblichen und privaten Altersversorgung wächst das Vertrauen in die nachhaltigen Kapitalanlagen. Solche Investitionen entwickeln sich über die kommenden Jahrzehnte voraussichtlich bes-

finanzwelt 03 | 2023 54
ADVERTORIAL

ser als herkömmliche Anlagen mit Renditen zulasten von Natur und Umwelt. Trotz Inflation und Kaufkraftverlust akzeptieren breite Bevölkerungsgruppen unverändert höhere Preise für Bioprodukte sowie energiesparende Elektrogeräte. Auch für Versicherungsschutz mit hohem Nachhaltigkeitsfaktor gibt es eine dahingehende realistische Preisperspektive. Ausschreibungen und Angebotsvergleiche erweitern die Wahl um Nachhaltigkeitsmerkmale für Dienstleistungen und Produkte sowie für deren Anbieter. Für Behörden und Großunternehmen wird ein mangelndes Bekenntnis zur Reduktion von CO2-Emissionen bereits zu einem möglichen Wettbewerbsnachteil.

Zeichen der Zeit erkennen und nachhaltig handeln

Privathaushalte und Unternehmen stellen die Weichen zeitig in Richtung Nachhaltigkeit, damit die Kosten für Energie und Behördenauflagen im Rahmen bleiben. Denn die Politik setzt auf Maßnahmen, die den Energieverbrauch sowie die Emissionsbelastungen verringern sollen. Nachhaltigkeit durchzieht deshalb die Gesetzgebung und Richtlinien bereits in vielerlei Hinsicht. Niemand soll sich künftig den gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Verpflichtungen zur Nachhaltigkeit entziehen können. Europaweit richten sich die Gesetzesvorhaben seit geraumer Zeit nach den ESG-Kriterien. Die englische Abkürzung ESG steht für Environment, Social and Governance, also für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Diese Kriterien umfassen einen rücksichtsvollen Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen, individuelle Entwicklungs- und Sicherheitsbedürfnisse der Menschen sowie eine unternehmerische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Die Kriterien stehen ebenso für die genossenschaftlichen Werte der R+V, die konsequent und frühzeitig nachhaltig wirkende Maßnahmen in die Praxis umsetzt. Dazu gehören nachhaltige Servicelösungen und Versicherungs-Bausteine für Kunden und deren Risiken. Haftpflichtschutz für Umweltrisiken, spezielle Lösungen für E-Mobilität oder kraftstoff- und zeitsparende Unterstützungen für Logistiker sind einige Beispiele. Über

110 Mrd. Euro Investments der R+V Gruppe in der Personen- und Schadenversicherung unterliegen Regelungen, welche nachhaltige ethische Werte widerspiegeln und dabei die wirtschaftliche Rendite im Blick behalten.

Neue Zeiten bringen neue Chancen

Politik, Markt, Wettbewerb und Kunden treiben die Nachhaltigkeit voran. Für R+V ist Nachhaltigkeit der Schlüssel, der die Türen zum Kunden und in ganz neue Märkte öffnet. Deshalb hat R+V die ESG-Kriterien als Handlungsmaßstab integriert und in Folge Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie verankert. Mit den daran aus-

gerichteten Investitionen und Kapitalanlagen beeinflusst R+V sowohl den Kapitalmarkt als auch das wirtschaftliche unternehmerische Umfeld in Richtung Nachhaltigkeit. Die Betriebsabläufe unterliegen ebenso einer festen ökologieschonenden Klimastrategie ausgehend von dem Zielbild der papierlosen Bearbeitung über einen reduzierten Energieverbrauch und bis hin zur deutlichen Senkung klimaschädlicher Emissionen. Versicherungsmakler können für ihre Kunden in puncto Nachhaltigkeit vertrauensvoll auf die R+V Versicherungsgruppe zurückgreifen. Deren übersichtliche Unterlagen informieren selbst anspruchsvollere Kunden umfassend und vertiefen die Informationen zu den wichtigen Nachhaltigkeitsthemen. Das konsequente Nachhaltigkeitsverständnis setzt R+V in der Gestaltung passender Versicherungslösungen fort, damit Makler auch hier auf Nummer sicher gehen können.

Gemeinsam für den nachhaltigen Erfolg

Mit umfangreichen Mehrwerten und dem ausgezeichneten Netzwerk inklusive der Maklerbetreuung vor Ort sind Sie bei der R+V Versicherungsgruppe bestens aufgehoben. Dafür sorgen die innovativen Produkte, kosten- und zeitsparende digitale Services, eine hohe Fachexpertise sowie die Betreuung, um Versicherungsmakler und deren Kunden bei Risiken und anderen Herausforderungen zu begleiten. Mit Servicenummern der Experten, Hotline- und Online-Services sowie dem Maklerportal unterstützt die R+V Versicherungsgruppe im Neukunden- und Bestandsgeschäft.

Mehr Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit finden Sie im Maklerportal unter: makler.ruv.de/nachhaltigkeit

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Child in Time

„Ihr Kinderlein kommet …“ Allerdings sinkt die Geburtenzahl wieder gegenüber den Vorjahren. Rund 739.000 erblickten in Deutschland 2022 das Licht der Welt, was unter dem Durchschnitt der letzten Dekade liegt. Über 7,5 Millionen Kinder im Alter bis zehn sowie weitere 5 Millionen Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr benötigen aktuell passenden Schutz. Einige Personenversicherer bieten Service- und Versicherungslösungen bereits vor einer Schwangerschaft an. Jedes Alter der Kinder und Jugendlichen birgt Herausforderungen und Risiken. Kinderkrippe, Kindergarten, Schule, Hort, Ausbildung, Führerschein oder ein frühes Studium mit erster Wohnung führen in neue Lebensabschnitte mit speziellem Schutzbedarf; vorausgesetzt das Versicherungsschutzkonzept der Eltern passt noch.

Familienpläne und Überraschungenschöne

Kinder ändern alles. Ob nun strengstens geplant oder ganz unverhofft, verändern Kinder die persönliche und ebenfalls wirtschaftliche Lebenssituation. Private Krankenversicherer bieten deshalb u .a. zur Krankenvollversicherung besondere Services, die sich um Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt und erste Babyzeiten drehen. Sowohl die Familienplaner als auch die überraschten Neueltern erhalten fundierte Antworten auf ihre Fragen rund um das neue Familienleben. Die Services bieten für Versicherungsmakler eine gute Beratungsergänzung, zumal werdende Eltern auch den engsten Beratern nicht jedes Gesundheits- und Familien-

geheimnis anvertrauen. Zudem bieten die Serviceangebote umgehende Lösungsmöglichkeiten im Rahmen der versicherten privaten Leistungen an. Der Schutz einer privaten Krankenversicherung sollte gerade für jüngere Versicherte den Nachwuchs im Blick behalten. Dazu gehören ebenso Optionen zur privaten Absicherung des Neugeborenen auch in den Fällen einer Beeinträchtigung durch die Geburt. Die Beitragsentwicklung in der Hebammen-Berufshaftpflicht sowie zunehmend Nichtlebendgeborene deuten auf komplexere Geburtsrisiken hin. Ein Früherkennungsprogramm mit Vorsorgeuntersuchungen begleitet die gesundheitliche Entwicklung der Kinder bis ins Jugendalter, welches die gesetzlichen und privaten Krankenversicherer mittragen. Als neues Plus in der privaten Krankenversicherung gilt das Angebot von Telemedizin-Services per App, Internet oder Telefon. Gerade während der Schwangerschaft und nach der Geburt kann bereits bei ersten Krankheitsanzeichen sofort, 24/7 und ohne Weg zur Arztpraxis medizinischer Rat eingeholt werden. In akuten Fällen erfolgen gezielte Behandlungen und Überweisungen an Fachärzte.

Updates für Eltern und andere Versorger

Vor der Geburt ist vieles zu erledigen. Eine rechtzeitige Versicherungsberatung gehört mit dazu. Selbstverständlich sind Neugeborene in den modernen Konzepten zur privaten Haftpflicht-, Rechtsschutz-, Reise- und Unfallversicherung mit abgesichert. Ein Blick in den Policen-Bestand, um veraltete Bedingungen, zu niedrige Deckungen oder Singletarife zu identifizieren, lohnt sich doppelt. Kinder sorgen bei

finanzwelt 03 | 2023 56 VERSICHERUNGEN | ABSICHERUNG FÜR KINDER

den Eltern für mehr Aufmerksamkeit rund um das Thema Sicherheit und für höhere Vorsorgebereitschaft. Die akute Wohnungsnot drängt junge Familien verstärkt auf weniger Wohnfläche, was nach Neuanschaffungen für das Kind die bestehenden Versicherungssummen für Hausrat bei Totalschäden trotz eines Unterversicherungsverzichts sprengen kann. Großeltern und andere Verwandte sollten ebenfalls prüfen, ob und wie der dortige Versicherungsschutz beispielsweise eine Kinderaufsicht umfasst. Wie bei den Eltern ist der Versicherungsschutz manchmal nicht auf dem neuesten Stand. Nachwuchs gilt deshalb für Berater als angenehmer Anlass für Kundengespräche sowie zur Bestandsoptimierung.

Juniorschutz für den Familienzuwachs

Sofern der Nachwuchs gesetzlich krankenversichert ist, sind private Krankenzusatzversicherungen obligatorisch. Gerade der Zusatzschutz rund um Zähne und Zahnersatz gilt mittlerweile als unverzichtbar. Da der gesetzliche Unfallschutz für Kinder z. B. auf dem Schulweg oder in der Schule begrenzt ist, ergänzt eine private Unfallversicherung oder eine spezielle Kinderinvaliditätsabsicherung mit dem Einschluss schwerer Krankheiten die Schutzwirkung. Einige Unfallversicherer erweitern ihre Leistungen um die Folgen von Infektionen, Impfschäden, Krebs oder Zeckenbissen. Die Lebensversicherer bieten zudem Berufsunfähigkeitsversicherungen für Schüler an, die im Erwachsenalter fortgeführt werden können. Ein Vorteil liegt im zumeist besseren Gesundheits-

zustand in jungen Jahren, der ebenfalls bei der späteren Fortführung zählt. Die Absicherung einer dauerhaften oder vorübergehenden Pflege von Kindern und Jugendlichen, die überwiegend im Elternhaus mit entsprechenden wirtschaftlichen und zeitlichen Herausforderungen erfolgt, wird bei einer Absicherung akuter Risiken vielfach unterschätzt. Viel mehr verbreitet sind hingegen die Ausbildungs- und andere fondsgebundene Lebensversicherungen, welche häufig die Eltern oder Großeltern für Ausbildung, Studium oder sogar Altersvorsorge des Nachwuchses besparen. (gg)

Fazit

Sogenannte Kinderversicherungen sind Beratungsstandard. Selbst eingefleischte Junggesellen/innen ohne expliziten Kinderwunsch entscheiden sich um. Wenn in der privaten Krankenvollversicherung möglicher Nachwuchs obligatorisch berücksichtigt ist, schadet es nicht. Einer Beratung für den kommenden Nachwuchs im neuen Familienverbund, sei es nun alleinerziehend, klassisch mit zwei Eltern oder als Patchworkfamilie, sind natürliche Zeitgrenzen gesetzt. Wenn vor der Geburt noch Weichen zum Versicherungsschutz zu stellen sind, können selbst volle neun Monate knapp werden. Mit einem Blick in das weitere familiäre Umfeld ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten für Neugeschäft und zur Verdichtung des Bestandes.

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Run-Off

Doppelinterview mit Axel Kleinlein, ehemaliger Vorstand des Verbraucherverbandes „Bund der Versicherten“, und Sven Enger, ehemaliger Vorstand eines Lebensversicherers.

finanzwelt: Herr Kleinlein, Herr Enger, Sie beide Seite an Seite, wie passt das zusammen?

Axel Kleinlein» Herr Enger und ich teilen gleiche Überzeugungen. Ich habe lange Jahre von außen für die Versicherten gekämpft und ich darf sagen, Herr Enger hat es gewissermaßen von innen versucht.

Sven Enger» Ich habe nach meinem Ausscheiden aus der Versicherungsbranche vor rund zehn Jahren ein Buch über meine Beurteilung der Zukunft der Branche geschrieben. Und da sehe ich schwarz – für die Versicherten und für die Unternehmen.

finanzwelt: Anscheinend sehen ja auch manche Lebensversicherungen die Lage nicht mehr so rosig. Immer mehr Versicherungen gehen in den Run-Off oder verkaufen Bestände. Warum tun die das?

Kleinlein» Die finanzielle Lage vieler Unternehmen ist angespannt. Deswegen haben einige Unternehmen bereits angefangen, sich von ihren Beständen zu trennen. Eigentlich hat die Branche schon vor über zehn Jahren am Abgrund gestanden. Nur Dank Hilfe durch die Politik war es überhaupt mög-

lich, die Krisen zu bewältigen. Das ging aber immer auf Kosten der Versicherungsnehmer, die immer weniger Leistung bekommen. Bei einigen Run-Off-Unternehmen befürchte ich zum Beispiel, dass die Hoffnung auf hohe Überschussbeteiligung vergebens ist.

finanzwelt: Was bedeutet es denn aus Sicht eines Versicherungsmanagers für Kunden, wenn seine Versicherungsgesellschaft den Versichertenbestand in eine sogenannte Run-Off-Gesellschaft verkauft?

Enger» In erster Linie ist es ein Vorteil für die Versicherungsgesellschaft, die eigenen Verwaltungskosten so weit zu reduzieren, dass die Solvabilität steigt. Für den Kunden hat es keine Vorteile, denn die Rücklagen der Run-Off-Gesellschaften sind vergleichsweise gering. Bleiben die Zinsen niedrig, droht die Insolvenz und grundsätzlich haben die Finanzinvestoren im Hintergrund natürlich Interesse an ihrem eigenen Gewinn.

finanzwelt: Erwarten Sie in Sachen Run-Off noch mehr Bewegung?

Enger» Die Prognose, dass das Thema Run-Off-Gesellschaften noch an Dynamik zunehmen wird, ist sicher nicht überzogen. Insgesamt betrachtet ist das ungefähr so, als wenn Sie altes Gerümpel auf einen Recyclinghof bringen und dort professionell entsorgen lassen.

VERSICHERUNGEN | INTERVIEW
„Der
bei Lebensversicherungen wird noch zunehmen“
Axel Kleinlein

finanzwelt: Harte Worte! Aber wir sehen doch aktuell deutlich höhere Zinsen. Für die Versicherungsunternehmen sollte es doch einfacher werden, auch Gewinne und eine gute Überschussbeteiligung zu erzielen.

Enger» Die klassische Lebensversicherung mit dieser Überschussbeteiligung befindet sich nicht in einer vorübergehenden Delle, sondern eher in einem langfristigen Abwärtstrend. Letztendlich ist die kapitalbildende Lebensversicherung eher ein Sündenfall als ein Produkt mit Zukunft. Umso erstaunlicher ist, dass es immer noch Millionen Neuabschlüsse im Jahr gibt.

Kleinlein» Da kann ich nur zustimmen. Trotz aktuell höherer Zinsen sind die Versicherungsunternehmen ja noch immer in großem Umfang in den sehr niedrig verzinsten, älteren Kapitalanlagen investiert. Die werden die Versicherungsunternehmen aber so schnell gar nicht loswerden können. Denn hier schlummern stille Lasten, also drohende Verluste. Die müssten realisiert werden und das ginge zulasten der Überschüsse. Unterm Strich geht für die meisten Kunden die Niedrigzinsphase noch viele Jahre weiter. Ich rechne damit, dass die Versicherten erst in den 2030er Jahren nennenswert von den höheren Zinsen profitieren könnten – wenn überhaupt.

finanzwelt: Rentiert sich denn überhaupt noch eine Lebensversicherung?

Kleinlein» Das ist eine Suggestivfrage. Sie unterstellen, dass kapitalbildende Lebensversicherungen überhaupt jemals rentabel gewesen wären. Das kann ich nicht sehen. Im Durchschnitt machen die Kunden Verlust mit ihren Lebensversicherungsverträgen. Das ist schon seit über 100 Jahren so! Enger» Fondsgebundene Policen mögen auf den ersten Blick zwar attraktiver erscheinen, landen jedoch bei entsprechend negativer Kostenstruktur in derselben Falle!

finanzwelt: Herr Kleinlein, können Sie als Verbraucherschützer den betroffenen Kunden einen Tipp geben?

Kleinlein» Erst mal keinen neuen Vertrag abschließen. Wer schon einen hat, für den wird in vielen Fällen ein Storno angezeigt sein, also Beitragsfreistellung oder Kündigung. Oder, wenn möglich, die Rückabwicklung. Das geht dann, wenn der Versicherer im Kleingedruckten Mist gebaut hat. Und das ist überraschend oft passiert!

finanzwelt: Eine pessimistische Sicht von Seiten des Verbraucherschutzes. Herr Enger, wie schätzen Sie angesichts dessen die Entwicklung der Altersarmut in Deutschland ein?

Enger» Stellen Sie sich eher auf eine negative Entwicklung ein, denn da kommen mehrere Faktoren zusammen. Zwei seien explizit hervorgehoben, erstens der demografische Faktor. Die Menschen, die in den sogenannten „Baby-Boomer-Jahren“ geboren wurden, kommen jetzt zur Auszahlung. Und zum zweiten die Zinsentwicklung, die es bräuchte, um die gemachten Versprechen einzuhalten, ist seit Jahren negativ. So gesehen ist mittlerweile auch keine Seltenheit mehr, dass man selbst das eingezahlte Kapital als Kunde von der Versicherungsgesellschaft zurückerhält.

finanzwelt: Das klingt nicht fair, dabei ist doch die Branche stolz darauf, dass sie über die Überschussbeteiligung und über viele andere Regeln die Kunden fair behandeln. Gibt es da Nachholbedarf?

Kleinlein» Ja, es gibt dringenden Nachholbedarf! Wir sehen ja jetzt gerade, dass das die Versicherungsunternehmen strenger an die Kandare genommen werden und von der Aufsichtsbehörde BaFin die Aufgabe bekommen haben, besseres Wohlverhalten an den Tag zu legen.

Enger» Es gibt vor allem immer noch einen hohen Aufklärungsbedarf! Ich spreche in den letzten Monaten viel mit Vermittlern von Lebensversicherungen und Maklern und höre oft: „Das haben wir nicht gewusst.“ Wie sieht es da erst bei den Kunden aus! (lvs)

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Sven Enger

Wer den Cyber-Schaden hat, steht unter Verdacht

Täglich greifen über 300.000 neue Malware-Varianten deutsche Unternehmen an. Diese sollten auf aktuelle IT-Sicherheitssysteme setzen. Dennoch gelang es jüngst Hackern, mehrere hundert Unternehmen über eine seit 2021 bekannte Sicherheitslücke zu infiltrieren, da Updates fehlten.

Cyber-Versicherer suchen in solchen Fällen nach Mitverantwortlichen. Unternehmensorgane, Manager und externe IT-Dienste kommen unter die Lupe. Behörden und Datenschützer ermitteln mit, um eventuelle Gesetzesverstöße zu ahnden. Fahrlässiges, pflichtwidriges oder vorsätzliches Verhalten gefährdet den Ersatz aus Cyber-, Haftpflicht- und Rechtsschutz-Policen. Ohne diese Absicherungen droht ITDienstleistern und Managern jedoch das existenzielle Aus.

Unverhofft kommt oft, Malware öfter

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, vermerkte zuletzt jeden Monat weit über zehn Millionen frische Malware-Varianten. Der Gesamtverband der Versicherer moniert: „Dennoch scheinen weite Teile der deutschen Wirtschaft die Gefahr aus dem Internet bislang nicht ernst genug zu nehmen“. Der GDV führt weiter aus, dass „die Risiken durch Cyber-Kriminalität steigen, die Cy-

ber-Sicherheit stagniert.“ Mehr als 220 Mrd. Euro verliert die deutsche Wirtschaft jährlich durch Diebstahl, Spionage und Sabotage. Die wesentliche Ursache ist Cyber-Kriminalität mit steigender Tendenz. In zwei Jahren verdreifachten sich Lösegelder für gekaperte IT. Zwei von drei illegalen Systemzutritten erfolgen per E-Mail mit Schadcode im Anhang, Bild oder Link. Lediglich ein Drittel der Angreifer attackieren direkt ausgewählte Ziele. Unternehmen steuern dem entgegen, qualifizieren ihre Belegschaft und erhöhen IT-Sicherheitsbudgets. Für externe Berater, IT-Dienstleister und Unternehmensmanager sind Cyber-Gefahren das zentrale Thema. Selbst kleine Fehler öffnen Hackern leicht Tür und Tor. Audits und Analysen im Risikomanagement nach Cyber-Angriffen offenbaren die Versäumnisse. Gesetzliche Dokumentationspflichten wie beispielsweise das Verarbeitungsverzeichnis gemäß DSGVO, der Datenschutz-Grundverordnung, machen Datenschützern und Strafverfolgern die Mängel, welche die Cyber-Attacken begünstigten, schnell transparent.

Schuld und Sühne … und Verantwortung

Früher war die Rollenverteilung im Haftpflichtfall klar: Der Verursacher schädigt das Opfer schuldhaft und leistet Ersatz. Eventuell traf den Geschädigten noch eine Mitschuld,

finanzwelt 03 | 2023 60 VERSICHERUNGEN | REGRESSE Foto: © Skórzewiakstock.adobe.com

aber die strafrechtliche Verfolgung galt dem Schädiger. Heute zielen Cyber-Attacken sowohl auf die Unternehmen als auch auf die dortigen Daten von Dritten. Das Strafgesetzbuch, kurz StGB, schreibt deshalb beispielsweise Medizinern und Rechtsberufen intensive Abschottung besonders schützenswerter Daten vor. Versicherungsmakler kennen das im Umgang mit Gesundheitsdaten zur Lebens- und Krankenversicherung. Auf den illegalen externen Datenzugriff folgen Strafermittlungen gegen Hacker sowie den eventuell Mitverantwortlichen für IT-Sicherheitslücken. Behörden und

ein Fehlverhalten offenlegen. Erfolgreiche Cyber-Angriffe schaffen Fakten, die punktgenau den Schutz und die Sicherheit für Daten und IT in Frage stellen. Versicherer müssen jedes Fehlverhalten ergründen, um die Versichertengemeinschaft und sich selbst wirtschaftlich zu schützen. Entweder führen die Ermittlungen via Obliegenheiten oder Ausschlüsse zur Ersatzkürzung oder zu den Cyber-Kriminellen, bei denen selten etwas zu holen ist, sowie zu den weiteren Verantwortlichen. So gelangen Gesellschaftsorgane und Manager des geschädigten Unternehmens sowie

ganze Regional- bzw. Stadtverwaltungen verloren bereits die IT-Systemzugriffe an Kriminelle. Lösegelder waren dabei als Folge noch das geringere Übel. Die DSGVO verordnet den Schutz personenbezogener Daten in Europa inklusive Unterbindung unbefugter Datenzugriffe. Erfolgen Zugriffe bei Cyber-Attacken, sind per se angegriffene Unternehmen nebst Manager des Datenschutzverstoßes verdächtig. Zuweilen sind bei illegalen Zugriffen ebenfalls externe IT-Dienstleister für die Sicherheitslücken verantwortlich und ersatzpflichtig. Eine Durchsetzung der Ersatzforderungen fällt bei nachgewiesenen Sorgfaltspflichtverletzungen oftmals leichter. So flankieren Anzeigen bei Datenschützern und Strafverfolgern die externen Regresse und können bei einer festgestellten Mitverantwortung das Strafmaß für Unternehmen und deren Manager verringern.

Völlig losgelöst und ungeschützt

Ein Schutz über Cyber-, D&O-, Haftpflicht-, Rechtsschutz-, Vertrauensschaden- und weiteren Versicherungen gehört für Beteiligte zum Pflichtprogramm. Die Herausforderung für Versicherungsmakler: Nach schwerem Verstoß gegen Schutz- und Sicherheitsgepflogenheiten kürzen Versicherer den Ersatz. Und fordern eventuell Schadenersatz zurück, wenn fortschreitende Regulierung oder Strafverfolgung

externe IT-Dienstleister und andere Berater in den zusätzlichen Interessenfokus. Sind diese versichert, wird auf deren Versicherer zurückgegriffen. Behördlich festgestelltes Fehlverhalten unterstützt den Regresserfolg und stellt den Ersatzwillen der Versicherer wegen Ausschluss oder Obliegenheit wiederum auf die Probe. In solchen Fällen geraten Versicherungsvermittler mitunter zwischen die Fronten, wenn ihre Beratungen im Hinblick auf Ausschlüsse, Obliegenheiten und Regresse ausblieben. (gg)

Fazit

Cyber-Kriminelle hinterlassen häufig multiple Schäden. Zum wirtschaftlichen Verlust kommen ermittelnde Datenschützer, Strafverfolger sowie zuständige Aufsichtsbehörden. Die Versicherer ahnden Versäumnisse in puncto Cyber-Sicherheit mit Ersatzkürzungen und minimieren die Schadenaufwendungen durch Rückgriffe gegen Mitverantwortliche. Manager und IT-Dienstleister wähnen sich dabei bis zur Cyber-Attacke vielfach in einer trügerischen Sicherheit. Zu Recht zählen die Berufs-, Cyber- und Managerabsicherungen zur Königklasse in der Versicherungsberatung.

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Nachhaltig handeln bedeutet, das Entscheidende mit Voraussicht zu unternehmen

Die R+V Versicherungsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, zu den führenden nachhaltigen Unternehmen der Versicherungsbranche zu zählen. Gemeinsam mit dem Verbund, den Partnern und Kunden geht sie voran für eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft. Im Interview mit finanzwelt schildert Philipp Bäcker, Leiter Nachhaltigkeit der R+V Versicherung AG, die aktuellen und kommenden Herausforderungen für mehr Nachhaltigkeit in der Gesellschaft, Ökologie und Wirtschaft.

finanzwelt: Aus welchen Gründen ist Nachhaltigkeit für die R+V, für Ihre Versicherten sowie für unsere Gesellschaft so bedeutend?

Philipp Bäcker» Wer keine Antwort auf den Klimawandel und das wachsende Bedürfnis nach Nachhaltigkeit hat, dem fehlt in Zukunft die Geschäftsgrundlage. Für Versicherer gilt das im Besonderen: Extremwetterereignisse nehmen zu und verursachen Schäden in bislang unbekanntem Ausmaß. Zugleich gibt es viele neue, insbesondere technologische Entwicklungen, die Absicherung und Finanzierung brauchen. Versicherungen machen den Fortschritt möglich, indem sie ihren Kunden Sicherheit auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft geben. Viele unserer Kunden haben sich bereits auf den Weg begeben, ihr Geschäftsmodell zu transformieren: Sie entwickeln beispielsweise Lösungen zur Dekarbonisierung oder Minderung sozialer Ungleichheit. In dieser Transformation begleiten wir unsere Kunden auf Basis unserer genossenschaftlichen Werte.

finanzwelt: Welche Aufgaben haben Nachhaltigkeitsbeauftragte und was sind deren besondere Herausforderungen?

Bäcker» R+V hat bereits seit 2012 einen Nachhaltigkeitsbeauftragten. Seitdem hat sich jedoch das Profil stark geän-

dert: Nachhaltigkeit hat sich von der Betriebsökologie und dem sozialen Engagement zum Herz eines Versicherers fortbewegt, zur Absicherung von Risiken und zur Anlage von Kundengeldern. Aber: Aus unserer Sicht ist Nachhaltigkeit keine regulatorische Pflichtübung, sondern Notwendigkeit und Chance zugleich. Als Nachhaltigkeits-Abteilung haben wir uns drei Ziele gegeben – wir wollen Wachstumstreiber, Impulsgeber und ‚Enabler‘ sein: Wachstumstreiber, um die erfolgreiche wirtschaftliche Historie der R+V fortzuschreiben. Impulsgeber, um Nachhaltigkeits-Aktivitäten in jedem Winkel des Unternehmens anzustoßen. Und ‚Enabler‘, um alle Kolleginnen und Kollegen zu befähigen, sich mit Hirn und Herz für eine nachhaltige Zukunft der R+V einzubringen.

finanzwelt: Achten Versicherungsmakler bereits stärker auf Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl von Versicherern? Und warum sollten Sie es unter Umständen zukünftig stärker tun?

Bäcker» Nachhaltigkeit erfordert heute ein Multi-Stakeholder-Management: Die Erwartungen von Gesetzgebern, Aufsehern, Vertriebspartnern oder Nichtregierungsorganisationen – um nur einige zu nennen – auszubalancieren, ist eine tagtägliche Herausforderung. Der Austausch mit Versicherungsmaklern ist für uns hilfreich, weil sie einerseits aggregiert die Interessen vieler Kunden widerspiegeln, andererseits einen guten Marktüberblick haben. Insofern sind Makler auch wichtige Bindeglieder zwischen Versicherern und Kunden, um die Nachhaltigkeits-Bemühungen auf beiden Seiten zu unterstützen. Gerade für die jüngere Generation werden Nachhaltigkeitskriterien bei Kaufentscheidungen immer wichtiger, auch beim Kauf von Versicherungsprodukten. Kompetente Beratung und ein passendes Produktangebot werden daher in Zukunft entscheidend für den Vertriebserfolg sein!

» Wer keine Antwort auf den Klimawandel und das wachsende Bedürfnis nach Nachhaltigkeit hat, dem fehlt in Zukunft die Geschäftsgrundlage. «

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finanzwelt: Wohin wird sich das Thema Nachhaltigkeit für die Gesellschaft und damit für die R+V weiterentwickeln?

Bäcker» Wir leben mitten im entscheidenden Jahrzehnt bis 2030, in dem wir als Gesellschaft den Wandel meistern müssen. Damit dies gelingt, müssen nichtfinanzielle und finanzielle Ziele stets gleichbedeutend betrachtet werden. Der Bewusstseinswandel in der Gesellschaft wie auch bei den Mitarbeitenden der R+V findet bereits statt. Für uns als Versicherer ist das spannend, weil wir einerseits Fortschritt möglich machen, indem wir die damit verbundenen Risiken absichern. Andererseits können wir Kunden in ihrem Transformationsprozess begleiten, weil wir den Überblick über die verschiedenen Entwicklungen all unserer Kunden haben. Um für unsere Kunden und Vertriebspartner ein kompetenter Ansprechpartner zu sein, bauen wir das Know-how in der Organisation stetig aus. Letzten Endes soll jeder Mitarbeitende zu einem Agenten des Wandels werden, um im eigenen Verantwortungsbereich einen Bei-

trag zu leisten, die R+V zu einem der führenden nachhaltigen Versicherer in Deutschland zu machen.

finanzwelt: Welche nachhaltigen Vorhaben planen Sie für die kommenden Monaten und, soweit absehbar, Jahre? Bäcker» R+V hat sich im Jahr 2021 in der neuen Unternehmensstrategie ein ambitioniertes Ziel gegeben: R+V möchte mit Nachhaltigkeit die erfolgreiche Wachstumsgeschichte der ersten 100 Jahre weiter fortsetzen. Mit der im Jahr 2022 grundlegend überarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategie haben wir gemeinschaftlich konkretisiert, auf welche Handlungsfelder wir dabei den Fokus legen wollen: Wir bekennen uns zur Reduktion der CO2-Emissionen auf Null in unserer Kapitalanlage und unserem Versicherungsgeschäft bis spätestens zum Jahr 2050, in unserem Geschäftsbetrieb schon bis zum Jahr 2025 (Scope 1 & 2). Zugleich wollen wir die Kunden mit innovativen, nachhaltigen Produkten und Services begeistern. An der Umsetzung arbeiten wir alle Tag für Tag mit großem Engagement! (gg)

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» Gerade für die jüngere Generation werden Nachhaltigkeitskriterien bei Kaufentscheidungen immer wichtiger, auch beim Kauf von Versicherungsprodukten.

Wenn es am Set brennt

„Wir schaffen hier Tausende von Arbeitsplätzen, ihr Vollidioten! Das ist Fakt! Es gibt für euer Verhalten keine Entschuldigung. Jeden Tag habe ich das Studio, die Versicherungen und die Produzenten am Telefon und muss über den Fortgang der Produktion Bericht erstatten. Sie verlassen sich auf uns, dass wir hier Filme machen!“

Wer da so höchst verärgert und emotional reagierte, war kein Geringerer als Hollywood-Superstar Tom Cruise. Bei den Dreharbeiten zu „Mission Impossible 7“ kam es zu einem denkwürdigen Wutausbruch, dessen heimlich mitgeschnittene Tonaufnahme im Netz geleakt wurde. Adressaten der Tirade waren zwei unachtsame Filmtechniker, die am Set in

London im Herbst 2020 weder die COVID-Masken- noch die Abstandsregeln eingehalten hatten. Der US-Schauspieler, der gleichzeitig als einer der Produzenten des Films fungiert, hatte aufgrund der Corona-Pandemie bereits mit mehreren Unterbrechungen und Verschiebungen der Dreharbeiten zu kämpfen. Das Gesamtbudget steigerte sich dadurch auf rekordverdächtige 290 Mio. Dollar. Drei Jahre später startet nun „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ weltweit am 13. bzw. 14. Juli in den Kinos.

Eine Filmproduktion ist nicht erst seit der Corona-Pandemie enormen Risiken ausgesetzt. Sei es ein teures HollywoodProjekt, eine Low-Budget-Arbeit für ein Filmfestival oder

VERSICHERUNGEN | FILMVERSICHERUNGEN FÜR DIE MEDIENBRANCHE – TEIL 1 finanzwelt 03 | 2023 64
Tom Cruise in „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“. Der Blockbuster startet beim Verleih Paramount am 13. Juni in den deutschen Kinos.

ein Beitrag für die Nachrichten eines TV-Senders. Doch was passiert eigentlich, wenn die Technik plötzlich streikt, der Hauptdarsteller krankheitsbedingt ausfällt oder wenn sich am Set Unfälle ereignen? Dreh-Verzögerungen oder gar Abbrüche kosten Geld. Gegen die unterschiedlichsten Risiken am Set können Filmversicherungen abgeschlossen werden, die zum Beispiel Technik, Requisiten, Gebäude, Fahrzeuge absichern, beteiligte Personen oder auch das filmische Material. Für Produzenten, Studios, Sender, Festivals oder Dienstleister der Filmbranche stellt die Filmversicherung also ein „Must-have“ dar. In der Regel werden die unterschiedlichen Risiken einer Filmproduktion im Paket versichert. Als Risikominimierung bündeln sich mehrere Einzel-Produkte wie Filmausfallversicherung, Personenausfallversicherung, Sachausfallversicherung, Elektronik- und Technikversicherung, Datenträgerversicherung, Requisiten- und Ausstattungsversicherung, Produktionshaftpflichtversicherung, Filmmaterialversicherung sowie Filmfertigstellungsversicherung, der sogenannte Completion Bond.

Abgestimmte Versicherungspakete für Produktionsfirmen und TV-Sender

In der Regel suchen sich Produktionsunternehmen einen Filmversicherungspartner, der als Makler zu großen Konzernen wie Allianz, Gothaer, Hiscox und Ergo fungiert und für die Filmwirtschaft perfekt abgestimmte Pakete schnürt. Die Policen werden entweder individuell für jede einzelne Filmproduktion abgeschlossen oder aber – gerade im Fall von TV-Sendern – als langjährige Versicherungsvereinbarungen. Bevor die Verträge unterzeichnet sind, legt der Filmversicherer den Deckungsbeitrag fest. Dieser errechnet sich aus den Kosten der Filmproduktion: fixe Kosten wie Miete der Räumlichkeiten oder das Personal, variable Kosten wie Material, Studiomieten oder Requisiten. Neben der Kalkulation der zu erwarteten Kosten ist auch die Länge der Dreharbeiten ein wichtiger Faktor, der zuvor vom Versicherungsunternehmen abgefragt wird. Auch die Möglichkeit einer Selbstbeteiligung kann ein Produzent in Erwägung ziehen. Diese mindert die Beitragssätze der Versicherung, erhöht allerdings das finanzielle Risiko im Schadensfall. Versichert werden also Unfälle, technische und gesundheitliche Risiken aber auch Wetterrisiken. In den meisten Fällen nicht versicherbar sind

unternehmerische Risiken (wenn beispielsweise der erwartete Filmerfolg ausbleibt) oder handwerklich-künstlerische Risiken. Eingeschränkt versicherbar sind rechtliche Risiken, wie Urheberechte und Verträge, dazu gehören auch kaufmännische Risiken wie Finanzierung, Fehlkalkulation und Missmanagement.

Aktuell besonders in den Fokus geraten ist die Personenausfalldeckung. Bei einer Filmproduktion sind Regisseur, Darsteller oder Kameraleute nur sehr schwer oder gar nicht zu ersetzen. Mit der Personenausfallversicherung ist der Produzent gegen Unfall, Krankheit oder gar Tod der Personen versichert. Die in solchen Fällen entstehenden Mehrkosten durch Unterbrechung der Produktion, durch Umbesetzung oder Nachdreh oder auch die bereits aufgewendeten Kosten im Fall eines Abbruchs werden dem Produzenten erstattet. Allerdings: Bis heute wird der Produktionsbranche keine coronabedingte Ausfallversicherung angeboten. Und das hat nichts mit den inzwischen abklingenden Infektionszahlen zu tun, sondern mit der Unabwägbarkeit pandemieverursachter Versicherungsfälle. In der ersten Corona-Welle mussten Versicherer in vielen Fällen für den Film-Shutdown haften und empfindliche Kosten in ihre Bilanzen schreiben. John Neal, der Geschäftsführer von Lloyd‘s of London, warnte vor drei Jahren noch eindringlich, dass „die Versicherungsschäden der Pandemie über alle Branchen hinweg sich pro Jahr auf mehr als 100 Mrd. Dollar addieren“ – eine völlige Überforderung der Versicherungswirtschaft.

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Johannes Kagerer Leiter Politik und Sektionsbetreuung Allianz Deutscher Produzenten –Film & Fernsehen e.V. Hendrik Bockelmann Geschäftsführer DFG Deutsche FilmversicherungsGemeinschaft
Fotos: © Paramount
Tom Cruise am Set mit Regisseur Christopher McQuarrie.

Die mächtige Allianz Deutscher Produzenten, die größte Interessenvertretung der Hersteller von Film-, Fernsehund anderen audiovisuellen Werken in Deutschland, hat sich aktuell auf die Agenda geschrieben, das Thema coronabedingte Ausfallversicherung mit allen Marktteilnehmern zu diskutieren. „Denn die nächste Pandemie kommt bestimmt“, wie es Johannes Kargerer, Leiter Politik in der Produzentenallianz auf finanzwelt-Anfrage beschreibt. Mit den größten Filmversicherungsanbietern und den filmpolitischen Vertretern sei man bereits im intensiven Austausch, so Kargerer. Ob die privatwirtschaftlich organisierte Versicherungsbranche überhaupt geeignet ist, die Betroffenen derartiger Katastrophen finanziell zu entschädigen, ist umstritten. Klar dagegen ist: Ohne einen staatlichen Notfallfonds dürfte bei einer potenziellen neuen Corona-Welle die gesamte Filmproduktionsbranche vor die Hunde gehen. Und dies bei einem jährlichen Umsatz von rund 5 Mrd. Euro.

DFG: Der Spezialist für Versicherungsschutz von Kinound TV-Produktionen

Der Markt der Filmversicherungen in Deutschland ist ebenso übersichtlich wie anspruchsvoll. Einer der ersten Ansprechpartner für deutsche und europäische Produzenten ist sicherlich die Deutsche FilmversicherungsGemeinschaft (DFG) mit Sitz in Hamburg. Die DFG, ein Markenzeichen der Firma BDJ Assekuradeur GmbH, gibt es schon so lange, wie es den Tonfilm gibt. Mit fast 100 Jahren Erfahrung kümmert man sich um „alles, was nicht im Drehbuch steht“, so Geschäftsführer Hendrik Bockelmann. Als Assekuradeur stellt man nach eigenen Angaben rund 40 % aller deutschen Filmpolicen aus. Spezialisiert ist die DFG auf den Versicherungsschutz für nationale und internationale Kinound TV-Produktionen und arbeitet daher eng mit allen führenden TV-Sendern und Produktionsfirmen zusammen. Die DFG ist nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland und gehört zu den Top 3 in Europa. Als Mitversicherungsgemeinschaft ist sie mit Vollmachten der Versicherungsgesellschaften ausgestattet, Risikoträger – in unterschiedlichen prozentualen Anteilen – sind die AXA Versicherung AG, Vienna Insurance Group, Helvetia Versicherungs-AG, Württembergische Versicherung AG, Nürnberger Allgemeine Versicherung AG, SV Sparkassen Versicherung Gebäudeversicherung AG und Bayerischer Versicherungsverband Versicherungsaktiengesellschaft. Die Pluspunkte der DFG sind neben der jahrelangen Erfahrung vor allem das spezialisierte Team und die direkte Verbindung zur Filmbranche. „Als Partner der Produzenten ist es unser ganzes Ziel, ihre Produktionen bestmöglich vor Risiken zu schützen und abzusichern“, berichtet Bockelmann und ergänzt: „Beraten, Weiterlernen und Risiken abnehmen können – das ist das, was wir erreichen.“ (sg)

VERSICHERUNGEN | FILMVERSICHERUNGEN FÜR DIE MEDIENBRANCHE – TEIL 1 finanzwelt 03 | 2023 66
Fotos: © Thomas Söllner / Roland Rampsch / annastock.adobe.com

über 30 Jahre Erfahrung

2 Standorte: Frankfurt und Pfungstadt

über 60.000 Implantatbehandlungen

Eigenes zahntechnisches Meisterlabor

Vollnarkose im gesicherten Klinikumfeld

Angst- und schmerzfreie Behandlung

Weitere Informationen und Online-Terminbuchung: www.zahnklinik-jung.de

“Wohlfühlen und Vertrauen sind die Basis für eine erfolgreiche Behandlung. Für Ihr neues Lebensgefühl.”

Dystopie, Utopie oder bereits starke KI

Künstliche Intelligenz, oder kurz KI, erobert die Privathaushalte und Unternehmen mit fast endlos wirkenden Möglichkeiten. Von der Küchenmaschine bis zur industriellen Produktionsstätte soll KI das Leben erleichtern. Für Unternehmensmanager gehört KI deshalb zu den Top-Themen. Mit der Anwendung ChatGPT erreicht KI nunmehr eine breitere Öffentlichkeit. Die KI befindet sich noch in der Testphase und informiert Anwender auf Anfrage über vielfältige Themenbereiche. finanzwelt befragte ChatGPT zu den Möglichkeiten einer KI in der Versicherungswirtschaft.

finanzwelt: Wann sprechen wir von einer Künstlichen Intelligenz bzw. einer KI?

ChatGPT» Eine KI ist ein System, das in der Lage ist, komplexe Probleme zu lösen, indem es Methoden des maschinellen Lernens, der Mustererkennung und der künstlichen Intelligenz einsetzt. Eine KI kann beispielsweise Muster in Daten erkennen, Entscheidungen treffen, Probleme lösen und automatisierte Handlungen ausführen, ohne dass sie dazu ausdrücklich programmiert werden muss. Es gibt verschiedene Arten von Künstlicher Intelligenz, von einfachen regelbasierten Systemen bis hin zu komplexen, lernfähigen Systemen wie Deep-Learning-Netzwerken. Eine KI kann auch als ‚schwach‘ oder ‚stark‘ bezeichnet werden, wobei eine starke KI in der Lage ist, komplexe Aufgaben zu lösen, die normalerweise menschliches Denken erfordern, während eine schwache KI nur in bestimmten Bereichen oder Aufgaben eingesetzt werden kann. In der Regel sprechen wir von einer Künstlichen Intelligenz, wenn ein System in der Lage ist, durch selbstlernende Algorithmen und/oder vorprogrammierte Regeln komplexe Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen, ohne dass ein menschlicher Operator eingreifen muss.

finanzwelt: Wie wird KI die Versicherungswirtschaft voraussichtlich beeinflussen?

ChatGPT» Die Verwendung von Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Die Chancen sind: 1. Effizienzsteigerung: KI kann repetitive, langweilige und zeitintensive Aufgaben übernehmen, die von Menschen erledigt werden müssen, was die Arbeitsbelastung verringern und die Produktivität erhöhen kann. 2. Ver-

besserung der Entscheidungsfindung: KI kann dabei helfen, Daten zu analysieren und Entscheidungen auf der Grundlage dieser Daten zu treffen, was zu besseren und fundierten Entscheidungen führen kann. 3. Fehlerreduzierung: Durch die Automatisierung von Aufgaben und Prozessen können menschliche Fehler reduziert und die Qualität von Produkten und Dienstleistungen verbessert werden. 4. Personalisierte Erfahrungen: KI kann dazu beitragen, personalisierte Erfahrungen und Dienstleistungen für Kunden und Nutzer bereitzustellen.

Die Risiken sind: a) Arbeitsplatzverluste: Die Automatisierung von Aufgaben und Prozessen kann zu einem Arbeitsplatzverlust für Menschen führen, die diese Aufgaben bisher erledigt haben. b) Datenschutz und Sicherheit: KI-Systeme verarbeiten oft große Mengen an sensiblen Daten, was ein hohes Risiko für Datenschutzverletzungen und Sicherheitsprobleme darstellen kann. c) Verzerrung und Diskriminierung: KI-Systeme können aufgrund von Verzerrungen in den Daten oder Algorithmen diskriminierende Ergebnisse liefern. d) Mangel an menschlicher Interaktion: Die Verwendung von KI-Systemen kann dazu führen, dass menschliche Interaktionen und Beziehungen in der Arbeitswelt abnehmen, was sich negativ auf die Arbeitsatmosphäre und das Engagement der Mitarbeiter auswirken kann.

Es ist wichtig, dass bei der Verwendung von KI in der Arbeitswelt ein Gleichgewicht zwischen den Chancen und Risiken gefunden wird und dass der Einsatz von KI verantwortungsvoll und ethisch erfolgt.

finanzwelt: Wie wird KI speziell die Tätigkeit von Versicherungsmaklern verändern?

ChatGPT» Die Verwendung von Künstlicher Intelligenz wird die Tätigkeit von Versicherungsmaklern voraussichtlich auf verschiedene Weise verändern: 1. Automatisierung von Verwaltungsaufgaben: KI-Systeme können dazu beitragen, Verwaltungsaufgaben, wie die Verwaltung von Kundeninformationen und Dokumenten, die Bearbeitung von Anträgen und das Einrichten von Versicherungspolicen, zu automatisieren. Dies kann den Maklern Zeit und Mühe sparen und es ihnen ermöglichen, sich auf die Beratung und Betreuung ihrer Kunden zu konzentrieren. 2. Verbesserung der Kunden-

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betreuung: KI kann dazu beitragen, die Kundenbetreuung zu verbessern, indem es den Maklern dabei hilft, personalisierte Angebote zu erstellen, die auf den individuellen Bedürfnissen und Risiken der Kunden basieren. KI kann auch dabei helfen, die Kundenkommunikation zu verbessern, indem es automatisierte Antworten auf häufig gestellte Fragen liefert und Kundendaten automatisch aktualisiert. 3. Risikoanalyse: KI kann dazu beitragen, Risikoanalysen durchzuführen, indem es große Mengen an Daten analysiert, um Trends und Muster zu identifizieren. Dies kann den Maklern helfen, bessere Entscheidungen bei der Auswahl von Versicherungsprodukten für ihre Kunden zu treffen. 4. Veränderung der Geschäftsmodelle: KI kann dazu beitragen, dass sich die Geschäfts-

modelle von Versicherungsmaklern ändern, indem sie sich auf datengesteuerte Dienstleistungen konzentrieren, anstatt nur Versicherungspolicen zu verkaufen. Makler können sich auf Beratungs- und Analyseleistungen konzentrieren, die auf den individuellen Bedürfnissen ihrer Kunden basieren.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Verwendung von KI die Rolle von Versicherungsmaklern nicht vollständig ersetzen wird. Makler können weiterhin eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von persönlicher Beratung und Unterstützung für ihre Kunden spielen. Die Verwendung von KI kann jedoch dazu beitragen, die Effizienz und Effektivität der Arbeit von Versicherungsmaklern zu verbessern. (gg)

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Schadenmanagement mit Sachverstand

Die coronabedingte Verschnaufpause ist zu Ende. Entspannten sich die Schadenverläufe während der Pandemie in 2020, verzeichnen Schadenversicherer danach tiefrote Ergebnisse. Der Gesamtverband der Versicherer, kurz GDV, fertigt noch für 2022 die Statistik zur deutschen Versicherungswirtschaft. Erste Auswertungen beunruhigen. Stark steigende Einbruchzahlen mit rund 80.000 Fällen, und etwa 10.000 mehr gegenüber 2021, sowie die heftigen Stürme aus dem Februar belasten die Bilanzen der Versicherungsunternehmen. Schadenexperten befürchten eine zunehmend restriktivere Regulierung.

Behalten die Experten recht, rechnet die gvp Gesellschaft für Versicherungsprüfung GmbH besonders bei mittleren und großen Schäden mit langwierigen Schadenfallprüfun-

gen, kritischen Rückfragen und weniger Spielraum in Zweifelsfällen. Die Versicherer stehen vor wirtschaftlichen Herausforderungen und Schadenaufwendungen gehören zur Ausgabenseite. Für Privathaushalte und Unternehmen geht es oftmals um mehr, wenn ein Schadenersatz in Folge von wiederholten Nachweisforderungen oder Leistungseinreden für längere Zeit ausbleibt.

Schäden werfen ihre Schatten voraus

Für Gebäudeeigentümer zählen Feuer und Naturereignisse zu den größten Bedrohungen. Mitunter bleibt nur noch der Abbruch der Gebäudereste. Aufräumungs-, Abbruch- und Schutzkosten sowie kontaminiertes Bodenreich katapultieren den Ersatz selbst für durchschnittliche Einfamilienhäu-

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ser in die Millionen-Euro-Nähe. Mehrfamilienhäuser, Villen oder gewerbliche Objekte liegen häufig bei einem Vielfachen. Ausufernde Bauauflagen, fehlende Fachkräfte und ansteigende Materialkosten sprengen den Versicherungsschutz und werfen für geschädigte Eigentümer existenzielle Fragen auf. Versicherungsmakler gelangen schnell zwischen die Fronten. Eine intensive Interessenvertretung im Kundenlager kann das gute Verhältnis zum Versicherer für anderweitige Geschäfte beeinträchtigen. gvp ist auf solche großen und komplexen Schäden spezialisiert und kennt das Dilemma, in das die Kunden, Makler und Versicherer dann rutschen. Lasten finanzieller oder gar existenzieller Druck auf dem Kunden, verhärten sich die Fronten. Deshalb sorgt gvp möglichst frühzeitig für Entspannung. Die Experten der gvp setzen sich mit den Schadenbeteiligten zusammen und schaffen in puncto Ersatzhöhe Klarheit. Die Versicherungsnehmer stellen realistische Ersatzansprüche und gvp fordert die fehlenden Leistungen bei den Versicherern nach. Eine enge Terminhaltung und laufende Prüfung der geführten Korrespondenz beschleunigen die Schadenabwicklung. Diese umfangreiche Interessenverfolgung für die geschädigten Kunden kostet sehr viel Zeit und bindet qualifizierte Mitarbeiter, die im Maklerbüro an anderer Stelle beispielsweise für Neugeschäft oder Bestandsverdichtung fehlen. Ein Einsatz der gvp lohnt sich für Versicherungsmakler also gleich mehrfach.

Mit Schadenverstand ins Verfahren

Komplizierte Sachverhalte sowie unterschiedliche Sichtweisen auf Schadenhergänge bremsen die Schadenregulierung aus. In solchen Fällen erwägen Geschädigte die Gänge zum Anwalt und vor Gericht. In der Sachversicherung lösen sogenannte Sachverständigenverfahren diese Konflikte. Bevor Meinungsdifferenzen in langwierigen Rechtsstreitigkeiten enden, können sich beide Parteien des Versicherungsvertrages auf dieses Verfahren, das im VVG allgemeiner und in den Bedingungen oft spezieller beschrieben ist, einigen. Ein Verfahren gegen den Willen des Versicherungsnehmers ist in der Regel nicht möglich. Um die Schadenregulierungen wieder auf zeitnahen Kurs zu bringen, können die Verfahren strategische Vorteile schaffen. Hier unterstützt gvp mit notwendiger Schadenexpertise, denn ein solcher Weg ist in Ruhe abzuwägen. Sofern die Kosten für das Sachverständigenverfahren mitversichert sind, wäre eine Hürde, zumindest bis zur dafür vereinbarten Summe, genommen. Jede Seite beauftragt ihre Sachverständigen, die sich wiederum auf einen Obmann einigen, welcher über die strittigen Punkte entscheidet. Grundsätzlich zahlt jeder seinen Sachverständigen und übernimmt jeweils hälftig die Kosten für den Obmann. In modernen Versicherungskonzepten sind die Kosten komplett vom Versicherer zu tragen. Die getroffenen Entscheidungen sind sowohl für den Versicherer als auch für

den Versicherungsnehmer bindend. Nur in wenigen Ausnahmefällen, wenn z. B. einer der Sachverständigen erheblich vom wirklichen Sachverhalt abweicht, können Schiedssprüche und deren Bindungswirkung gerichtlich außer Kraft gesetzt werden.

gvp begleitet die Kunden vor, während und nach dem Sachverständigenverfahren. Vorbereitung, Zielsetzung und Begleitung des Verfahrens sowie die Suche nach vorteilhaften Alternativen wie etwa einem selbstständigen Beweissicherungsverfahren bei Gericht erfordern Fachexpertise. Denn solche Verfahren bergen Chancen und Risiken, die abzuwägen sind. Ebenso bestimmen die Qualität und die Zuverlässigkeit der Sachverständigen sowie des Obmanns über den zeitgerechten Verfahrensfortgang bis zur Entscheidung in den Streitpunkten. Mangelhafte Vorbereitung oder Sachverständigenauswahl wirken ansonsten nachteilig und die Bindungswirkung des Verfahrens manifestiert die Nachteile. Eine Mitwirkung der gvp minimiert solche Risiken.

Schäden aktiv managen für mehr Ersatz

Für große und komplexe Schäden erhalten Versicherungsmakler sowie andere Branchenexperten die auf den Schadenhergang zugeschnittene Unterstützung von gvp. Mit speziellen Services sorgt gvp für ein Schadenmanagement mit zufriedenen Kunden und in Extremfällen für deren Existenzsicherung. Eine Zusammenarbeit kennzeichnet umfassende Schadenexpertise und geringere Haftungspotenziale bei überschaubaren Kosten. Rund 200 Schadenfälle mit weit über 150 Mio. Euro Ersatzvolumen befinden sich im aktuellen Schadenportefeuille der gvp.

Der Kontakt zur gvp Gesellschaft für Versicherungsprüfung GmbH erfolgt im Internet über: https://g-vp.de/kontakt/ Information zum Schadenmanagement mit einem Unterlagen-Download findet sich unter: https://gvp.de/leistungen/ schadenmanager/

Kontakt gvp Gesellschaft für Versicherungsprüfung mbH

Dieselstraße 2 - 6 97082 Würzburg

Tel. 0931 / 452 325 - 120

Fax 0931 / 452 325 - 320

konrad.hahn@g-vp.de www.g-vp.de

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No Risk, more Fun

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, schlug 2022 Alarm: Im Cyber-Raum sei die Gefährdung hoch wie nie. Für Unternehmen avancierten Cyber-Gefahren 2022 zum größten Geschäftsrisiko und hielten im Allianz-Risikobarometer 2023 den 1. Platz.

Cyber-Attacken nehmen überproportional zu und gelten in Folge der kontinuierlichen Weiterentwicklungen als unvorhersehbar. Die Kriminellen steigern die Angriffsintensität. Beispielsweise weiten sich die Erpressungsversuche mit Ransomware von angegriffenen Unternehmen auf deren Zulieferer und Kunden aus. Ein Angriff liefert Einblicke in dortige vertrauliche Daten quasi nebenbei. In den E-MailServern der Angriffsopfer befinden sich Originalvorlagen für gezieltere Phishing- und Fake-President-Mails. Lediglich mit Cyber-Versicherungen sind solche Herausforderungen nicht zu lösen. Eventuell befeuern diese sogar die Gefährdungslage der Unternehmen.

Liebesgrüße aus Moskau

Für die Zunahme an Cyber-Angriffen verorten Experten unter anderem den Ukraine-Krieg. Hackerkolonnen sorgen per Russlands Gnaden für Chaos bei den Ukraine-Verbündeten und deren kritischen Infrastrukturen. Die kriminellen Banden beschaffen zudem systematisch Devisen zur Kriegsfinanzierung. Nordkorea sowie in puncto Wirtschaftsspionage China stehen ebenfalls unter Verdacht, der Cyber-Kriminalität gewissen Vorschub zu leisten. Professionelle, aber unpolitische kriminelle Organisationen erweitern die Geschäftsbereiche Drogen, Schmuggel oder Raub um lukrative Cyber-Attacken. Hacken vom Wohnzimmer-PC aus ist bequem, einfach und gefahrarm – Synergien inklusive. Zur Beute gehören vertrauliche Daten, Firmengeheimnisse und Interna zu Sicherheitssystemen, die Cyber-Angreifer wahlweise veräußern oder später selbst verwenden. Als besonders gefährlich gelten deshalb unerkannte Datenzugriffe, bei denen sukzessive ille-

gale Datenkopien in kriminelle Kanäle gelangen und der Schadensumfang sich unterhalb der Wahrnehmungsgrenze ausweitet.

Leben und sterben lassen

Opfer einer umfangreichen Cyber-Attacke kämpfen um ihre Unternehmensexistenz. Neben eigenen Konto-, Kundenund Mitarbeiterinformationen sind Partnergeheimnisse, wie z. B. von Arbeitsgemeinschaften, Dienstleistern oder Lieferanten, in ernster Gefahr. Selbst etablierten Handels- oder Produktionsketten drohen nach Hacker-Angriffen das plötzliche Aus oder zumindest kapitale Schäden. Bundesweite Attacken auf deutsche Handelskammern oder auf Supermarktketten via internationalem Zahlungsdienstleister lassen die Möglichkeiten erahnen. Fehlt passendes Risikomanagement, sind selbst Kleinbetriebe und Mittelständler den Angriffsfolgen auch ohne direkte Attacke ausgesetzt. Versicherungsschutz mit weitreichender Deckung ist deshalb ein elementarer Managementpart. Ohnehin fordern CyberVersicherer IT-Sicherheitsmaßnahmen auf Basis eines soliden Risikomanagements und bieten Kontakt zu speziellen IT-Dienstleistern. Fraglich bleibt, ob diese Diensteanbieter individuelle Erwartungen erfüllen oder ob die hauseigenen IT-Berater mit bereits erworbenen Unternehmenskenntnissen die bessere Wahl darstellen. In jedem Fall sind Versicherungsmakler gefordert, ihren Teil zum Risikomanagement des Unternehmenskunden beizutragen. Zur Erfassung und Analyse von Haftungen oder notwendigen Einbruchsicherungen ist spezielle Expertise sowie Interaktion mit anderen IT- und Wirtschaftsexperten in komplexen Fällen gefragt.

Cyber-Risiken bergen durchweg komplexe und zunehmend überraschende Konstellationen. Ein Beispiel ist der Brand bei einem großen europäischen Cloud-Anbieter 2021 in Straßburg. Große Teile von rund 100.000 dort betriebenen Servern für Unternehmen und Regierungsinstitutionen gingen in Rauch auf. Die Nutzer waren ohne Daten zu E-Mails,

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Finanzunterlagen, Kunden, Produkten oder Webseiten. Der Cloud-Anbieter brachte überdies die Datensicherungen der Nutzer in den gleichen Servergebäuden unter. Etliche Betroffene waren ohne genügenden Feuer- bzw. Cyber-Schutz, der solche Wechselwirkungen und Infrastrukturschäden mit absichert. Nutzten geschädigte Unternehmen die Cloud zur alleinigen Datensicherung, war die Katastrophe perfekt.

Sag niemals nie

Selbst finanziell stabile Unternehmen geraten bei umfassenden Datenverlusten an die Existenzgrenzen. Ohne eine Möglichkeit zur Datenwiederherstellung auf aktuellerem Stand vermeiden auch Notfallpläne selten die nahende Pleite. Die Risikoanalyse zu den wahrscheinlichen Cyber-Gefahren gilt als wichtige Voraussetzung zur Gestaltung einer Risikoabsicherung. Der Gesamtverband der Versicherer, kurz GDV, bietet Interessierten dazu auf Webseiten einen Cyber-Sicherheitscheck an. Unternehmensmanager und andere Entscheider sollen dort „schnell und einfach feststellen, wie gut die IT-Sicherheit ist.“ Das Ergebnis erleichtert die ersten Schritte zur passenden Cyber-Versicherung und

unterstützt die profunde Risikoanalyse seitens der Berater. Wie Blitzschlag, Starkregen, Sturm oder andere Naturgewalten können Cyber-Attacken jeden Betrieb direkt oder indirekt treffen. Selbst Betrieben mit Pappordnerarchiven und Papierrechnungen droht Gefahr, wenn Hauptzulieferer oder Großkunden durch Cyber-Attacken ausfallen. Diese Auswirkungen können jeden treffen und das unternehmenseigene Risikomanagement ist gefordert. Eine fundierte Versicherungsberatung bleibt ein wichtiger Teil davon. (gg)

Fazit

Unternehmen benötigen ein Risikomanagement, das unter anderem Datenschutz, Cyber-Gefahren sowie IT-Sicherheit berücksichtigt. Ohne tiefgehendes ITRisikomanagement spielen Unternehmen Russisch Roulette. Versicherungsmakler mit wenig Kompetenz in IT-Risikofragen spielen mit. Einerseits in Beratungen zur Cyber-Versicherung und andererseits ebenso als gefährdetes Unternehmen.

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Seltsame Methoden

Die Absicherung von Berufsunfähigkeit ist für die Menschen besonders wichtig. Es gibt hierbei neue Trends. Es gibt aber auch Vertriebsmethoden mit Gschmäckle. In erster Linie sollten Makler deshalb genau wissen, mit wem sie sich einlassen.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist eine besonders ertragsstarke Versicherungssparte, und für Makler ist sie auch eine höchst profitable. Zugleich zählt die BU für Menschen, die auf ihr Arbeitseinkommen angewiesen sind, zu den wichtigsten Versicherungspolicen. Entsprechend groß ist in der Branche der Wettbewerb um Neukunden und Wechs-

ler. Daher hat das Marktforschungs- und Beratungsinstitut HEUTE UND MORGEN die Customer Journey zur Berufsunfähigkeitsversicherung nach 2014 und 2019 erneut unter die Lupe genommen. Dominanter Abschlussweg in der BU-Sparte bleiben klar die Berater: Zwei Drittel (65 %) der Kunden schließen aktuell unmittelbar persönlich über einen Berater ab (insbesondere über zuvor bereits bekannte Versicherungsvertreter oder Makler; selten auch über Bankberater). Weitere 14 % schließen telefonisch über einen Berater ab (inkl. Anbieter-Hotlines von 3 %). Während der Corona-Pandemie hat der telefonische Abschlussweg hinzugewonnen (plus sieben Prozentpunkte im Vergleich zu 2019). Versicherer sollten insge-

finanzwelt 03 | 2023 74 VERSICHERUNGEN | BU-VERTRIEB Foto: © Alex S/peopleimages.comstock.adobe.com

samt darauf achten, dass Online-Kontaktpunkte Beratungsgespräche fördern und nicht behindern oder reduzieren. Online über Vergleichsportale (11 %) oder über die Homepages der Versicherer (10 %) schließt nur jeder fünfte BU-Kunde ab (Neukunden und Wechsler dabei gleichermaßen). Gegenüber 2019 ist dies ein Zuwachs von sechs Prozentpunkten. „Online-Kanäle gewinnen auf den verschiedenen Stationen der Customer-Journey zur Berufsunfähigkeitsversicherung an Bedeutung, können aber die persönliche Komponente auch zukünftig nicht ersetzen“, sagt Cathrin Cramer, Studienleiterin bei HEUTE UND MORGEN. „Persönliche Berater wie auch Mouth-to-Mouth-Empfehlungen aus dem nahen sozialen Umfeld bleiben zentrale Kontaktpunkte und wichtige Abschlussund Wechseltreiber. Erfolgt eine persönliche Beratung, erfolgt deutlich häufiger auch ein Abschluss.“

Pools bieten viel Hilfe

Häufigste angegebene Gründe für den Nichtabschluss einer BU-Versicherung nach erfolgter aktiver Informationsphase sind ein als zu hoch wahrgenommener Preis beziehungsweise die (eingeschränkte) aktuelle finanzielle Situation. Nur wenige BU-Interessierte geben hingegen als Begründung an, keine gute Beratung erhalten zu haben (6 %). Personen, die bereits eine BU besitzen, entscheiden sich am häufigsten gegen einen Wechsel, wenn sie keine konditionsbezogenen oder finanziellen Verbesserungen gegenüber dem bisherigen Anbieter feststellen. Eins ist klar: Der Wettbewerb um die Kunden brennt. Makler finden hier umfangreiche Hilfe bei ihren Pools. Aber es buhlen auch andere um ihre Gunst. Etwa Vertriebe, die mit aggressiven Marketingmethoden ein ganz besonderes Bild vermitteln. Das der vermeintlichen Unabhängigkeit von Anbieterinteressen. Doch es ist nicht immer weit her damit. Bestes Beispiel hierfür ist ein Vertrieb, der in

den vergangenen Jahren einen eigenen Biometrie-Zweig aufgebaut hat. Mit geschicktem Marketing auf allen Social-Media-Kanälen ist es in der Folge gelungen, intensive Kontakte zu einigen Print-Medien aufzubauen, die sich dem weiten Bereich der Finanzen widmen. Damit war der Boden für mehr bereitet.

Läuft wie geschmiert

Natürlich waren auch einzelne Biometrie-Versicherer auf diesen Vertrieb und seine geschickte Außendarstellung aufmerksam geworden. Also trat man in Verhandlungen. In der Folge gelang es dem Vertrieb, einige wenige dieser Versicherer mit dem Versprechen vieler neuer Maklerverbindungen einzubinden, dass sie sich mit jeweils 10 % beteiligten. Unter ihnen auch zwei Versicherer, die schon viele Jahre zuvor gerne Umsätze mit externen Vertrieben machten. Hierzu eine Rückblende auf das Jahr 1981: Ein Unternehmen aus München hatte erstmals in Deutschland eine Software auf den Markt gebracht, mit der sich PKV-Tarife vergleichen lassen konnten und auf diese Art die beste Absicherung für jeden Kunden individuell errechnen ließ. Dumm nur für die Kunden, dass das Programm Betrug Tür und Tor öffnete. Denn es ließen sich Schleifen in die Software einbauen, mit denen die Suche immer wieder zu bestimmten Versicherern führte. Und zu denen gehörten auch zwei Versicherer, die sich jetzt in Sachen BU eingekauft haben. Nachtigall, ick hör dir trapsen… Es mag sich jedenfalls jeder ein Bild davon machen, ob es da mit der Objektivität in der Beratung noch gut gestellt ist. Und ob man als Makler wirklich gut in diesem Kontext aufgehoben ist. Was die seinerzeitige „PKV-Beratung“ betrifft: Die eingebundenen Versicherer sahen ihr Neugeschäft förmlich explodieren. Und der Vertrieb generierte damit MillionenUmsätze. (hdm)

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Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/536354/umfrage/verteilung-der-ursachen-von-berufsunfaehigkeit-in-deutschland/, zuletzt abgerufen 26.10.2017

Das neue Normal?

Baufinanzierungen bleiben auch 2023 ein schwieriges Thema. Von niedrigen Zinsen musste man sich unlängst verabschieden, Werte von 1 % wie im Januar 2022 sind jetzt unvorstellbar. Wer heute eine Immobilie finanzieren möchte, muss sich auf ein neues Zinsniveau einstellen – und zwar langfristig. Eine individuelle Beratung zum Thema ist und bleibt wichtiger denn je.

Nach einer regelrechten Achterbahnfahrt seit Beginn des letzten Jahres haben die Bauzinsen die 3 %-Marke konstant überschritten und scheinen bei Werten zwischen 3 bis 4 % zum Stehen zu kommen. Im Januar 2023 lag der repräsentative Bestzins laut Dr. Klein Privatkunden AG bei 3,44 %. Im März waren die Bauzinsen CHECK24 zufolge im Schnitt auf 3,31 % gesunken, nur um bis Ende

April in die nächste Runde zu starten und wieder auf Top-Werte zwischen 3,64 und 3,96 % (Dr. Klein) zu sausen. Die Dynamik bleibt hoch. Ob die Bauzinsen sich schon auf die nächste Fahrt einstellen oder doch bereit für eine Pause sind, ist nicht ganz klar. Robert Annabrunner, Leiter Drittvertrieb Deutschland, Privatkundenbank Deutschland, Deutsche Bank, ist sicher:

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SACHWERTE & IMMOBILIEN | BAUFINANZIERUNG 2023

„Nach dem steilen Anstieg der Hypothekenzinsen im vergangenen Jahr wird Baugeld kaum noch teurer. Im Februar waren für Darlehen mit fünf- bis zehnjähriger Zinsbindung durchschnittlich 3,6 % zu zahlen, ein Plus von 0,1 Prozentpunkten gegenüber November. Wir erwarten, dass die Zinsen bis zum Jahresende ungefähr auf diesem Niveau bleiben werden.“ Dahingegen schließt Ines Schmidt, Spezialistin für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Dresden, noch höhere Bauzinsen im Jahr 2023 nicht aus: „Ich erwarte einen leichten Anstieg der Baufinanzierungszinsen, begleitet von einer hohen Volatilität. Die Inflationsrate, insbesondere die Kerninflation, bleibt trotz bereits erfolgter Zinsanhebungen weiterhin deutlich zu hoch. Meiner Meinung nach ist noch nicht alles im aktuellen Zinsniveau vollständig eingepreist.“

Die anhaltend hohe Inflation, die Zinsschritte der EZB und die Entwicklungen der Bundesanleihen wirken sich neben den Zinsen auch auf die Immobilienpreise aus. „Der historische Zinsschock, den wir aktuell sehen, hat den Boom bei Immobilienpreisen beendet. Aber er hat nicht zu einem Einbruch der Preise geführt, sondern nur zu einer Preisdelle. Wir glauben deshalb, dass bei weiter hoher Inflationsrate auch die Immobilienpreise und die Mieten weiter steigen werden“, so Annabrunner. Er rechne langfristig mit attraktiven Renditen bei Immobilieninvestments. Allerdings hielten sich viele potenzielle Käufer in der aktuellen Situation immer noch zurück, weiß Schmidt. Viele warteten auf eine Stabilisierung des Zinsmarktes. „Das führt zu einem größeren Angebot, und Verkäufer sind vermehrt zu Preisverhandlungen bereit. Beim Neubau halten die immer noch hohen Bau- und Materialkosten sowie hohe Bodenwerte die Preise auf einem stabilen Niveau“, erläutert die Expertin. Laut CHECK24 lassen sich höhere monatliche Belastungen im Vergleich zur Niedrigzinsphase durch Preisrabatte sogar ausgleichen. In einer Beispielrechnung bedeutete ein Preisnachlass von

mindestens 16 % beim Immobilienkauf eine identische Monatsrate bei einer Finanzierung zu aktuellen Konditionen im Vergleich zu einer Niedrigzins-Finanzierung im Vorjahr. Der Grund: Durch den geringeren Kaufpreis sank die Höhe des benötigten Darlehens.

Tilgung sinkt, Ausfälle sind nicht zu befürchten

Das neue Niveau der Bauzinsen wirkt sich insgesamt auch auf die Struktur von Baufinanzierungen aus. Seit dem Zinshoch im Oktober 2022 sank die durchschnittliche Tilgungsrate laut Dr. Klein. Vor Oktober 2022 lag sie durchschnittlich bei 2 % oder mehr, im März 2023 bei durchschnittlich 1,89 %. Mit dieser Entwicklung spiegeln die Standardraten die Dynamik der Zinsen wider. Darlehensnehmer versuchen so, monatliche Kosten zu senken. Aus dem gleichen Grund sind auch die Darlehenssummen geschrumpft. Ende März 2023 liegen sie im Schnitt unter 300.000 Euro. Weiterhin stabil bleibt allein der Beleihungsauslauf, denn lange Laufzeiten und Zinsbindungen wirken sich positiv auf die angebotenen Zinsen aus. Ines Schmidt erklärt: „Die Wahl der Zinsbindung hängt von individuellen Faktoren ab und wird sorgfältig mit den Kunden abgewogen. Lange Zinsbindungen eignen sich besonders für Sicherheitsorientierte.“ Annabrunner empfiehlt ganz klar eine Laufzeit von mindestens zehn Jahren. „Für sicherheitsorientierte Kunden dürfen es auch gerne 15 Jahre sein – zumal der Abstand bei den Konditionen aktuell zwischen zehn und 15 Jahren gering ist.“

Die meisten Darlehensnehmer warten aktuell auch bei der Anschlussfinanzierung lieber ab. So fiel ihr Anteil im März 2023 auf ein Rekordtief von 3,06 %. Annabrunner rät: „Es ist richtig und auch wichtig, sich frühzeitig vor Auslaufen des Darlehens zu informieren. Wie hoch sind die aktuellen Zinssätze? Wie sehen die Zinsprognosen der Fachleute aus? Lohnt sich der Abschluss eines Forward-Darlehens? Auch wenn die Prolongation erst in zwei oder drei Jahren ansteht, sollte man bereits verschiedene Angebote für die Anschlussfinanzierung einholen und in Ruhe vergleichen. Aber auch hier gilt: Die regelmäßige Information verbessert die Entscheidungsgrundlage. Ob man schon drei Jahre vorher ein Ablösedarlehen abschließt oder erst wenige Monate vor dem Auslaufen des Darlehens, ist von der Einschätzung der Zinsentwicklung und auch ein wenig von der persönlichen Risikobereitschaft abhängig.“ Trotz der Zurückhaltung sieht Schmidt auch kein systemisches Risiko im Zinsniveau und geht nicht davon aus, dass Menschen, die gerade vor einer Anschlussfinanzierung stehen, in Bedrängnis geraten werden. „Die Banken haben bei Vertragsabschluss eine höhere fiktive Annuität oder einen ‚Stresszins‘ berücksichtigt, um die Tragbarkeit der Finanzierung über die gesamte Laufzeit zu gewährleisten“, so die Dr. Klein-Spezialistin. Neues Zinsniveau, geringere Darlehenssummen bei mehr Eigenkapitaleinsatz, kleinere Tilgungsraten und lange Laufzeiten – das sind Baufinanzierungen 2023. Um dabei die beste Lösung zu finden, kommt es auf eine individuelle und bedarfsgerechte Beratung an. (lb)

77 Foto: © Jaruwan photostock.adobe.com
Ines Schmidt Spezialistin für Baufinanzierung Dr. Klein Privatkunden AG Robert Annabrunner Leiter Drittvertrieb Deutschland Privatkundenbank Deutschland Deutsche Bank AG

Das pauschal richtige Modell gibt es nicht

Charifi» Das sind sicherlich die Eigentumsverhältnisse, die anfallenden Kosten und die persönliche Planung zur weiteren Verwendung der Immobilie. Das pauschal richtige Modell gibt es nicht; sehr wohl aber das richtige Modell für den einzelnen Kunden. Wir empfehlen eine ganzheitliche Beratung mit Blick auf die Gesamtsituation über das Produkt hinaus. Ebenso ist das Einbeziehen der Erben sinnvoll, um die für den Kunden passende Lösung zu finden.

finanzwelt: Zusammen mit den Volksbanken Raiffeisenbanken haben Sie eine Lösung entwickelt: VR ImmoFlex. Bitte erläutern Sie uns die Charakteristika?

Sie wollen Ihr Haus durch eine Sanierung, Renovierung oder Modernisierung altersgerecht umgestalten? Gleichzeitig steckt viel Geld im eigenen Haus, das Sie nicht verkaufen wollen, da sie so lange wie möglich darin leben möchten. Mit VR ImmoFlex könnten Sie sich finanziellen Spielraum schaffen. Zu den Hintergründen befragte die Redaktion Arasch Charifi, Generalbevollmächtigter und Segmentleiter Private Banking & LuxCredit, DZ PRIVATBANK S.A., der das Konzept erläuterte.

finanzwelt: Das Thema Immobilienrente hat deutlich an Bedeutung gewonnen. Das Eigenheim im Alter zu Geld machen und weiter darin wohnen, klingt verlockend. Wie nehmen Sie die Diskussion um Immobilienverwertung und insbesondere den Teilverkauf wahr? Arasch Charifi» Wir erleben eine Zeitenwende im Lebenszyklus der Immobilie. Immer mehr Best Ager wollen freie Liquidität, um an ihrer Immobilie weiter zu gestalten, energetische Sanierungs- oder Renovierungsmaßnahmen vorzunehmen, aber auch um ihren gewohnten Lebensstandard zu erhalten und lang ersehnte Wünsche zu realisieren.

finanzwelt: Was gilt es bei den verschiedenen Varianten, abseits der emotionalen Beweggründe, zu beachten?

Charifi» Um die individuellen Bedürfnisse des Kunden und die Kreditwürdigkeitsprüfung zur Kapitaldienstfähigkeit kümmern sich die Volksbanken Raiffeisenbanken direkt vor Ort. Grundsätzlich kann hierbei jede Immobilie beliehen werden. Das heißt, die Immobilie dient dann der Besicherung des Darlehens, ob eigengenutzt oder vermietet. Der Vorteil von VR ImmoFlex liegt unter anderem darin, dass der Kunde wählen kann, ob er z. B. lediglich die Zinszahlung oder auch Tilgungen leisten möchte. Die von der DZ PRIVATBANK angebotene Finanzierungslösung mit flexiblen Zinskonditionen erlaubt den Kunden insgesamt eine extrem hohe Individualität in der Auszahlung (einmalig und in Raten) sowie in der Gestaltung der Rückzahlung. Die hohe Individualität und Flexibilität sowie die Tatsache, dass der Kunde weiterhin zu 100 % Eigentümer seiner Immobilie bleibt, zeichnen VR ImmoFlex im Besonderen aus. VR ImmoFlex wird in der Regel als flexibles Darlehen mit täglicher oder monatlicher Zinsbindung nachgefragt, da bei Abschluss die Kreditlaufzeit oft unbekannt ist. Auch längerfristige Zinsbindungen von 1 bis 10 Jahren können angeboten werden. VR ImmoFlex ist bei allen teilnehmenden Volksbanken Raiffeisenbanken verfügbar. Sie übernehmen die Beratung des Kunden und sind erster Ansprechpartner vor Ort. Der durch die DZ PRIVATBANK zur Verfügung gestellte Kredit wird daher grundsätzlich in den Geschäftsräumen der Volksbanken Raiffeisenbanken abgeschlossen. (ah)

Welche Besonderheiten VR ImmoFlex aufweist und wie das Produkt ankommt, lesen Sie im ausführlichen Interview online unter: www.finanzwelt.de

finanzwelt 03 | 2023 78 SACHWERTE & IMMOBILIEN | INTERVIEW
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Der Deutsche und sein Urlaub: Eine Liebesgeschichte ohnegleichen. Voneinander getrennt durch Lockdowns, FFP2 und andere pandemiebedingte Maßnahmen, finden die Protagonisten nun langsam wieder zueinander. Doch entfremdet haben sie sich nicht: Ferienimmobilien bleiben eine interessante Investition, die sich auch in Zeiten von Homeoffice und Work-Life-Balance sehen lassen kann.

Wer hätte gedacht, dass sich der (Inlands-)Tourismus so schnell erholen würde: Ganze 450 Millionen Übernachtungen in Ferienimmobilien gab es im Jahr 2022 (Destatis/Engel & Völkers Residential). Die Spuren, die die Reiseeinschränkungen hinterlassen haben – im Jahr 2021 verzeichnete Destatis 310 Millionen Übernachtungen – wollen die Urlauber getilgt wissen und reichen mit purer Willenskraft fast an den Rekord von 2019 (495 Millionen Übernachtungen) heran. Es ist der

Traum einer wohlverdienten Auszeit mit Sand zwischen den Zehen, dem Rauschen des Meeres in den Ohren und der Wärme der Sonne im Gesicht. Ein emotionaler Aspekt der Selbstverwirklichung, gepaart mit flexibler Urlaubsplanung, ist eine Kombination, die auch bei den Preisen Luft nach oben erlaubt.

Hohe Preise? Kein Problem!

Der diesjährige Marktbericht zeigt durchschnittliche Angebotspreise im 4. Quartal 2022 auf: Eigentumswohnungen (ETW) auf Sylt mit 12.984 Euro/m² sind keine Überraschung. Im Vergleich zu 2021 ist das also schon ein Plus von 7 %. Selbstverständlich ist der Preis abhängig von der Lage. Bei einem Strand in Laufnähe klingelt also ordentlich die Kasse. Auf Juist und Norderney sind Preise von über 3 Mio. Euro

So lässt es sich leben

finanzwelt 03 | 2023 80 SACHWERTE & IMMOBILIEN | FERIENIMMOBILIEN Foto: © fotoart-wallrafstock.adobe.com

in Toplagen also zu erwarten. Wie man auf solche Preise kommt? Der emotionale Liebhaberpreis liegt 2023 für Juist bei 15.000 Euro/m² und für Norderney bei etwa doppelt so viel, nämlich 31.000 Euro/m².

Tegernsee und Starnberger See können darüber wahrscheinlich nur lachen: Für einen Quadratmeter ETW in sehr guter Lage müssen es am Tegernsee z. B. schon mal bis zu 22.000 Euro/m² sein. Der Starnberger See ist mit 16.000Euro/m² nur etwas günstiger. Aber diese Zahlen sollten eines nicht überschatten: Immobilien sind und bleiben weiterhin eine stabile Geldanlage. Bei Ferienimmobilien, wie sie zum Beispiel auf den genannten Inseln zu haben sind, spielt der Faktor Lage eine besondere Rolle: Es gibt nämlich nicht gerade überall Toplagen, und daher werden die begrenzten Bauflächen die Preise für den Bestand weiterhin stabil halten.

Laut Dr. Klein ist ein weiterer Vorteil einer Immobilie als Geldanlage das hübsche kleine Wort „Steuervorteil“. Geltendmachung des Erhaltungsaufwandes sowie Abschreibungen in Höhe von jährlich 2 % auf beispielsweise die Sanierungskosten sind solche Vorteile. Sollten Sie als Besitzer die Kapitalanlageimmobilie nach zehn Jahren doch verkaufen wollen, dann gibt’s den Wertzuwachs steuerfrei. Außerdem werden Immobilien immer gebraucht – es ist wie mit dem Fahrradfahren: Fängt man einmal mit der Suche nach einer Wohnung oder einem Haus an und hat den Dreh nach dem ersten Umzug raus, vergisst man das nicht so schnell wieder. Deshalb ist man als Vermieter mit einer Immobilie in guter Lage schon einmal gut beraten. Und gibt es eine bessere Lage als mitten im Urlaubsparadies?

Kann es überhaupt Nachteile geben?

Um realistisch zu bleiben: Ja, auch Nachteile gibt es bei Immobilien als Investition. Da es sich um eine solche handelt, muss es für den Fall der Fälle auch Rücklagen geben. Beispielsweise für Reparaturen oder die generelle Instandhaltung der Immobilie. Immerhin soll sie sich stets von ihrer besten Seite zeigen können, nicht wahr? Also auch immer wiederkehrende Kosten nicht vergessen, wie etwa für die notwendigen Versicherungen. Allein mit dem Kauf einer Immobilie ist es daher nicht getan. Da wäre das Honorar für den Notar, der Eintrag ins Grundbuch sowie die Maklerprovision und die Grunderwerbersteuer. Dr. Klein zufolge können die sogenannten Kaufnebenkosten bis zu 15 % des Kaufpreises der Immobilie ausmachen. Laut der Website von „Homeday – Mein Immobilienmakler“ werden die Kaufnebenkosten für Immobilien je nach Bundesland berechnet. Für Schleswig-Holstein, und somit Sylt, lägen die Kaufnebenkosten zum Beispiel bei 12,07 %. Überraschenderweise liegen die Kaufnebenkosten in Bayern mit 9,07 % am niedrigsten im Vergleich der Bundesländer.

Ferienimmobilien und Inflation

Tatsächlich sind Ferienimmobilien im Inland eine weitgehend stabile Kapitalanlage, wenn man die Entscheidung für den Kauf mit Bedacht trifft. Laut E&V Marktbericht ist im Verlauf des Jahres 2023 durchaus damit zu rechnen, dass die Inflation abschwächt und genauso der Zinsanstieg. Das bedeutet – wie üblich – keine 180-Grad-Wendung, sondern Preiskorrekturen, solange die Zinsen sich im Höhenflug befinden. In diesem Sinne ist aber auch ein Happy End zu erwarten, denn: Wo die Nachfrage zurückgegangen ist, wird sie auch wieder ansteigen. Der Moment, wenn die Zahlen langsam wieder ertragbar werden, muss geduldig abgewartet werden. Er kommt nicht immer per Newsticker aufs Handy, sondern man muss den Markt im Auge bealten. Ferienimmobilien sind – ob zur Vermietung oder für den Eigenbedarf – eine Investition für’s Leben. (ml)

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Beliebtes Investitionsobjekt

Hahn Gruppe packt Edeka-Markt in Voerde zum dritten Mal in Publikums-AIF

Die Hahn Gruppe ist Spezialistin für den großflächigen Einzelhandel. Seit Jahrzehnten bietet das Unternehmen aus Bergisch Gladbach privaten Anlegern die Beteiligung an Fach- und Supermärkten an. Mit dem aktuellen AIF „Pluswertfonds 178“ finanzieren die Investoren zu Tickets ab 20.000 Euro plus 5 % Agio ein Nahversorgungszentrum in Voerde. Nicht zum ersten Mal…

Besonderheit: Die typische Immobilie in einem HahnFonds ist mindestens 1.500 Quadratmeter groß. Aus einem einfachen Grund: Ab dieser Größe erlauben die Städte

und Kommunen zusätzliche Märkte nur sehr zurückhaltend und nach langjährigen Prüfungen. Anlegern bietet dieses begrenzte Angebot eine gewisse Investitions-Sicherheit, denn die bestehenden Märkte sind nicht nur für die aktuellen Nutzer interessant, sondern auch für die Konkurrenz, sollten die Flächen ausnahmsweise frei werden.

Weil die großen Fach- und Supermärkte einen dauerhaften Wert darstellen, verwertet Hahn die Immobilien mehrfach, und das nicht nur zweimal. Der Markt in Voerde ist bereits Objekt des dritten Publikumsfonds der Hahn Gruppe. Mit

SACHWERTE & IMMOBILIEN | FONDS-CHECK Foto: © Hahn Gruppe finanzwelt 03 | 2023 82

den Vorgängern sind die Anleger nicht schlecht gefahren, denn sie haben Rückflüsse von 172 % in 14 Jahren bzw. 185 % in elf Jahren erzielt.

Objekt: Das Nahversorgungszentrum in Voerde bietet 11.500 Quadratmeter Fläche und befindet sich auf einem mehr als doppelt so großen Grundstück. Ankermieter Edeka nutzt mit 10.900 Quadratmetern den Löwenanteil der Fläche und zahlt dafür 11,38 Euro pro Quadratmeter. Edeka ist mit einem Umsatz von 68,8 Mrd. Euro Umsatz-Primus der Branche. Weitere Mieter sind unter anderem DM-Drogeriemarkt, Ernstings Family, eine Apotheke und eine Bäckerei.

Einnahmen: Die Mieter überweisen jährlich 1,53 Mio. Euro an den Fonds. Hahn rechnet in seiner Prognose damit, dass die Mieten bis zum geplanten Verkauf der Immobilie Ende 2037 auf 1,85 Mio. Euro steigen – ein Plus von 21 %. Die Mieten im Einzelhandel sind in der Regel indexiert. Steigen die Lebenshaltungskosten, klettern auch die Mieten. Daher erlaubt auch dieser Fonds einen gewissen Inflationsschutz. Übersteigt die Inflationsrate 10 %, wird die Miete um 6,5 % teuer. Der Vertrag mit dem Ankermieter hat eine Laufzeit bis April 2037 und endet damit kurz vor der geplanten Liquidation des Fonds. Hier ist der Anbieter gefragt. Er muss den Vertrag entweder rechtzeitig verlängern oder einen neuen Nutzer suchen.

Kalkulation: Der AIF kommt inklusive Agio auf ein Gesamtvolumen von rund 30,5 Mio. Euro, wobei sich die Anleger mit insgesamt 17,5 Mio. Euro plus Agio beteiligen. Die Altanleger halten knapp zwei Mio. Euro, und das Fremdkapital liegt bei rund 10 Mio. Euro. Das Darlehen in Höhe von 10,75 Mio. Euro verzinst sich zu 3,4 % effektiv, wobei die Konditionen bis Ende September 2032 fix sind. Anschließend rechnet das Emissionshaus mit 4,0 % und 1,5 % Tilgung weiter. Die anfängliche Tilgung beträgt knapp 1,6 %. Hahn nennt darüber hinaus eine interessante Kennzahl: Die Restschuld im Vergleich zu den prognostizierten Mieteinnahmen zum Ende der Zinsfestschreibung beträgt das 5,65-fache. Müssen die Zinsen neu verhandelt werden, will Hahn das Darlehen jedoch um 1,6 Mio. Euro erhöhen, um dann anstehende Modernisierungsarbeiten zu finanzieren. Das entspricht ungefähr einer weiteren Jahresmiete.

Meiner Meinung nach...

Gewinn-Szenario: Hahn zählt zu den wenigen AIF-Anbietern, die in ihren Verkaufsprospekten noch eine Prognoserechnung veröffentlichen. Auch wenn dahinter nur eine grobe Schätzung steckt, können sich Anleger dennoch daran orientieren. Demnach bekommen die Fondszeichner jährliche Ausschüttungen von 4,25 %. Läuft alles nach Plan, kommen sie bis zum Ende der Laufzeit auf einen Gesamtrückfluss von 167 %, was einen jährlichen Vermögenszuwachs von 4,1 % vor Steuern bedeutet. In diesem Fall zahlt ein Käufer das 16-fache der Jahresmiete, die bei diesem Rechenbeispiel auf 1,85 Mio. Euro gestiegen ist – also einen Kaufpreis von 29,6 Mio. Euro. Auf sechs Seiten spielt Hahn im Verkaufsprospekt zahlreiche Szenarien durch, die jeweils auf ein abweichendes Ergebnis kommen. Deutlich wird dadurch vor allem eins: Auch dieser Immobilienfonds ist eine unternehmerische Beteiligung mit vielen Unwägbarkeiten.

Kosten: Die Initialkosten summieren sich auf rund 18 % des Eigenkapitals inklusive Agio. Laufend fallen bis zu 2,6 % des Nettoinventarwertes für die Verwaltung des AIF an.

Steuern: Bei einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren erzielen Anleger Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung.

Anbieter: Hahn hat bereits 187 Beteiligungen konzipiert, darunter 157 Publikumsfonds, 28 Private Placements und zwei 6b-Fonds. Die Leistungsbilanz ist vergleichsweise gut. Die Vermietungsquote liegt bei 98 %. Die Märkte mit 1,5 Millionen Quadratmetern Fläche an 137 Standorten kommen auf ein Gesamtvolumen von 3,2 Mrd. Euro.

Wie bei Hahn nicht unüblich, wandert hier ein Objekt von einem Fonds in den anderen. Der Markt in Voerde war bereits Fondsimmobilie im Pluswertfonds 68 aus dem Jahr 1994, damals noch eine GbR-Gesellschaft. Nach einer ersten Umwandlung beteiligten sich Anleger des Pluswertfonds 150 daran, der wiederum nach elf Jahren aufgelöst wurde. Nun steht das Nahversorgungszentrum im Mittelpunkt des „Pluswertfond 178“. Ein Angebot für Fondszeichner, die wissen wollen, worauf sie sich einlassen, denn im Gegensatz zu vielen anderen AIF handelt es sich hier nicht um einen Blind-Pool mit geplanten Investitionen, sondern um ein konkretes Objekt. Derzeit findet der Lebensmittelhandel nahezu ausschließlich stationär in den Supermärkten statt, und ein Paradigmenwechsel ist nicht in Sicht. Bleibt das in den kommenden Jahren so, dürfte der Standort mit seinem 11.500 Quadratmeter großen Markt dauerhaft von der Branche der Lebensmittelhändler gefragt bleiben, weil neue Objekte dieser Größe nur sehr restriktiv genehmigt werden.

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„Eigentlich müsste es auf ELTIFs einen regelrechten Run geben“

Privatanleger, die in langfristige Infrastrukturprojekte investieren und an deren Erträgen partizipieren möchten, haben seit dem Jahr 2015 über einen European LongTerm Investment Fund (ELTIF) die Möglichkeit dazu. Mit ihrem Investment können sie zu Kapitalgebern für vielfältige Projekte in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Energiewende oder Innovationen im Mittelstand werden. Doch dem von der Europäischen Union entwickelten Fondsvehikel ist bislang kein echter Durchbruch gelungen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig.

Ein entscheidender Grund ist für Dirk Holz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Commerz Real Fund Management S.à.r.l. „ganz klar die Mindestanlagesumme von 10.000 Euro und ein nachweisliches Vermögen ab 100.000 Euro. Damit ist der ELTIF einer wohlhabenden Klientel vorbehalten.“ André Krüger, Senior Key Account Manager Sales NonBanks bei der Commerz Real, ergänzt: „Hinzu kommt, dass der Vertrieb mit sehr aufwendigen, zum Teil prozessgebundenen Aufklärungs-, Abfrage- und Dokumentationspflichten verbunden ist. Mal abgesehen von der Fleißarbeit für Finanzmakler muss all das ja auch auf den Depotplattformen abgebildet werden.“ Beide sprechen aus Erfahrung, denn mit klimaVest hat die Commerz Real im Oktober 2020 einen der derzeit größten ELTIFs für erneuerbare Energien in Luxemburg für deutsche Investoren aufgelegt.

Je höher die investierte Summe, desto umfangreicher der Beratungsbedarf

Anfang des Jahres hat das Fondsvermögen des klimaVest die Marke von einer Milliarde Euro überschritten. Das ist angesichts der genannten Hürden als Erfolg zu werten. Gleichzeitig passt es in das Bild, das Scope Fund Analysis in der im Jahr 2022 veröffentlichten „Europäischen ELTIF-Studie“ zeichnete. Demnach hat die Nachfrage seit 2020 deutlich angezogen. Die Studienautoren führen das unter anderem auf Lerneffekte im Vertrieb wie auch bei den Depotplattformen zurück. „Gleichzeitig registrieren wir bei freien Vertrieben und Einzelvermittlern einen großen Unterstützungsbedarf“, weiß André Krüger aus der Erfahrung mit § 34f-Vertriebspartnern zu berichten. Insbe-

sondere bei hohen Investitionssummen ist eine fundierte Beratung gefragt. Das lässt sich für Commerz Real an der digitalen Beratungsstrecke, über die man den klimaVest auch in Eigenregie abschließen kann, gut nachvollziehen. „Die aktuell noch sehr umfangreiche Datenabfrage veranlasst viele, den Vorgang abzubrechen und auf die persönliche Beratung umzuschwenken“, vermutet Krüger. Doch das wird sich durch die überarbeitete, am 20. März 2023 im EU-Amtsblatt veröffentlichte ELTIF-Reform ändern. Schon deshalb wurde sie im Markt förmlich herbeigesehnt.

finanzwelt 03 | 2023 84 SACHWERTE & IMMOBILIEN | ELTIF-REFORM

Die Reform wird für Schubkraft sorgen

Auch Dirk Holz setzt hohe Erwartungen in die Reform: „Selbst wenn der ELTIF in Märkten wie Frankreich, Italien, Luxemburg, Spanien und mittlerweile auch Deutschland an Relevanz gewonnen hat, wird die Reform noch einmal deutlich für Schubkraft sorgen.“ Da mit Inkrafttreten der ELTIF-Reform Ende Dezember dieses Jahres die hohen Untergrenzen für Vermögen und Anlagesumme fallen werden, steigt automatisch die Zahl der potenziellen Zeichner. Finanzvermittler dürften sich nicht nur auf die steigende Nachfrage freuen, sondern auch über den vereinfachten Beratungsprozess. „Der bürokratische Aufwand der ELTIFGeeignetheitsprüfung wird wegfallen. Stattdessen gelten bei der Beratung die Vorgaben der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II wie bei jedem anderen Fondsprodukt“, erläutert André Krüger.

Wer mit einem Investment in Sachwerte vor allem einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Transformation leisten möchte, dürfte nach Inkrafttreten der ELTIF-Novelle einer breiteren Auswahl gegenüberstehen. In den Maschinenräumen der Asset-Manager wird bereits kräftig gewerkelt. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass ELTIF nicht gleich ELTIF

ist: Unter dem Oberbegriff sind ganz unterschiedliche Ausgestaltungen möglich. Daher sollten Interessenten sich das jeweilige Produkt genau ansehen und nur kaufen, was sie verstehen. „Ein Fonds, der wie klimaVest gezielt in erneuerbare Energien investiert, generiert über Einspeisevergütungen und langfristige Stromabnahmeverträge sogenannte Power Purchase Agreements, stetige Mittelzuflüsse. Das ist vergleichbar mit den langfristigen Mietverträgen eines Immobilienfonds“, erklärt André Krüger.

Aktienfonds schon wieder auf Talfahrt

Gerade die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie sensibel viele Investmentfonds, insbesondere in Aktien, auf die verschiedenen Krisen reagieren. Indizes wie DAX oder Dow Jones befinden sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf Achterbahnfahrt. Kaum wähnte man Licht am Horizont, schicken die Pleite der Silicon Valley Bank und die Übernahme der Credit Suisse die Kurse erneut auf Talfahrt. Auch aus diesem Gesichtspunkt heraus könnten die künftig leichter zugänglichen ELTIFs auf großes Interesse stoßen. Davon sind auch Dirk Holz und André Krüger überzeugt: „Eigentlich müsste es auf ELTIFs einen regelrechten Run geben.“ (fw)

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Ein Platz an der Sonne

Der Klimawandel ist ein Thema, das nicht mehr wegzudenken ist. Zukunftspläne werden nur noch mit einer guten Portion Hoffnung und Daumendrücken gemacht. Wer der Umwelt etwas Gutes tun und seinen Beitrag für eine grüne Zukunft leisten will, der macht mit Solarfonds einen Schritt in die richtige Richtung. Sich ökologisch und gleichzeitig finanziell absichern? Was alles dazugehört, darüber spricht Jörg Busboom, geschäftsführender Gesellschafter der ÖKORENTA Invest GmbH, im Interview mit finanzwelt.

finanzwelt: Aufgrund des Klimawandels sind nachhaltige bzw. ressourcenschonende Möglichkeiten der Energieversorgung hoch im Kurs. Erfahren Sie derzeit eine erhöhte Nachfrage an Ihren AIFs?

Jörg Busboom» Ja, und zwar eine sehr deutliche. 2022 war für uns ein herausragendes Vertriebsjahr und auch aktuell setzt sich die hohe Dynamik fort. Wir haben inzwischen einen großen Meilenstein in unserer Firmenhistorie erreicht und fast 1 Mrd. Euro Assets under Management. Unsere Sachwertinvestments in erneuerbare Energien treffen definitiv den Nerv der Zeit, denn durch die permanente Medienpräsenz der Energie- und Klimakrise werden wir alle täglich zur Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung aufgefordert. Dass auch die Geldanlage dabei eine wichtige Rolle spielt, wird Anlegern immer mehr bewusst. Abgesehen davon führt das hohe Strompreisniveau ganz konkret dazu, dass Investments in erneuerbare Energien sehr einträgliche Erlöse erzielen und so lukrativ wie nie zuvor sind. Derzeit verbessert die Politik die Rahmenbedingungen für neue Ökostromkapazitäten aus Wind- und Solarenergie durch den Abbau zeitfressender Faktoren in den Genehmigungsprozessen. Vor allem im Solarsektor greifen diese Maßnahmen bereits: Die Bundesnetzagentur hat für die Photovoltaik im laufenden Jahr den höchsten Zubau al-

ler Zeiten gemeldet. So können wir davon ausgehen, dass Investments in grüne Energien auch perspektivisch hochspannend bleiben.

finanzwelt: Welche Produkte bieten Sie aktuell an? Busboom» Derzeit haben wir einen Publikums-AIF und einen Spezial-AIF für professionelle und semiprofessionelle Investoren im Vertrieb. Mit dem ÖKORENTA Erneuerbare Energien 14 beteiligen sich Privatanleger an einem breit diversifizierten Portfolio an Onshore-Windenergie und Photovoltaik-Freiflächen mit starkem Schwerpunkt in Deutschland und ergänzend in Europa. Eine Beteiligung ist ab 10.000 Euro möglich – bei einem Anlagehorizont von 11 Jahren. Von den 40 Mio. Euro Basisvolumen des Fonds sind derzeit bereits rund 31 Mio. Euro eingeworben; aufgrund der hohen Nachfrage und guter Investitionsmöglichkeiten werden wir die Erhöhungsoption des Fondsvolumens auf bis zu 100 Mio. Euro ziehen. Mit dem ÖKORENTA ÖKOstabil 15 richten wir uns an institutionelle Investoren und High-Net-Worth-Individuals, die sich ab einer Zeichnungssumme von 200.000 Euro und mit einem Anlagehorizont von 11 Jahren an einem diversifizierten Portfolio aus Windund Solarenergie beteiligen wollen und deren besondere Anforderungen an Reportingstandards in diesem Produkt Berücksichtigung finden. Bei beiden AIFs ist parallel zur Platzierung die Investitionsphase in vollem Gang und die Anlegergelder haben bereits ‚die Arbeit aufgenommen‘.

finanzwelt: ÖKORENTA arbeitet seit 1999 für eine klimafreundliche Zukunft – wie gewährleisten Sie, dass auch entlang der Wertschöpfungskette alles nachhaltig bleibt? Busboom» Unsere aktuellen Fonds haben wir als Artikel9-Produkte konzipiert. Damit entsprechen sie der höchsten Nachhaltigkeitskategorie gemäß EU-Norm und verpflichten uns zu größtmöglicher Kontrolle entlang der Wertschöp-

» Unsere aktuellen Fonds haben wir als Artikel-9-Produkte konzipiert. Damit

finanzwelt 03 | 2023 86 SACHWERTE & IMMOBILIEN | INTERVIEW
entsprechen sie der höchsten Nachhaltigkeitskategorie gemäß EU-Norm und verpflichten uns zu größtmöglicher Kontrolle entlang der Wertschöpfungskette. «

» Abseits volatiler Aktien-, Anleihe- und Rohstoffmärkte bietet die grüne Stromproduktion Anlegern reale Wertschöpfung aus dem Stromverkauf.

fungskette. Die Assets für die Portfolios unserer Fonds unterziehen wir vor dem Erwerb im Rahmen einer Environmental Due Diligence eingehenden Prüfungen, um das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele zu gewährleiten. Dazu gehört zum Beispiel die Verfügbarkeit langlebiger und recyclingfähiger Geräte und Bauteile oder die Einhaltung lokal geltender Umweltvorschriften. In jährlichen Reportings dokumentieren wir das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele.

finanzwelt: Mit den meteorologischen Veränderungen und immer häufiger auftretenden Naturereignissen müssen PV-Anlagen und Windräder sicherlich zusätzlich abgesichert werden. Wie garantieren Sie die Absicherung der Anlagen, in die der AIF investiert, in diesem Kontext? Busboom» Das ist ein Thema, das an Bedeutung zunimmt und auf welches wir großen Wert legen. Die Energieanlagen sind auf Ebene der Betreibergesellschaften durch Haftpflicht-, Allgefahren- sowie Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherungen gegen Schäden gut abgesichert. Restrisiken lassen sich jedoch nicht – wie in keinem Lebensbereich – zu 100 % ausschließen. Ich denke da zum Bei-

spiel an unwetterbedingte Folgen für die Herstellung von Komponenten und/oder die Beeinträchtigungen von Lieferketten.

finanzwelt: Für welche Anleger eignen sich diese Investitionen und wie können Berater die Anleger dabei unterstützen?

Busboom» Für alle, die ein nachhaltiges, krisenfestes und robustes Sachwertinvestment in einem Zukunftsmarkt mit herausragenden Bedingungen suchen. Abseits volatiler Aktien-, Anleihe- und Rohstoffmärkte bietet die grüne Stromproduktion Anlegern reale Wertschöpfung aus dem Stromverkauf. Die Kapitalanlage korreliert weder mit den klassischen Finanzmärkten noch unterliegt sie konjunkturellen Risiken, denn Strom wird immer und überall gebraucht. Es gibt also viele gute Argumente, die Beratern im Kundengespräch zur Verfügung stehen. Der zusätzliche Hinweis, dass unsere Bestandsfonds regelmäßig solide Auszahlungen leisten, deren Höhe bei den jüngeren vollregulierten AIFs teilweise sogar über Plan liegt, sollte Anlegern ausreichend Gründe liefern, um sich für eine Kapitalanlage in ÖKORENTA Fonds zu entscheiden. (ml)

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Einen Blick über den Tellerrand wagen

Die deutsche Immobilienbranche ächzt unter dem Druck des aktuellen Marktumfelds. Besonders die Zinsanpassung der EZB betrifft aber nicht nur Deutschland. Für Anlegerinnen und Anleger, die in Immobilien investiert sind oder investieren möchten, ist deshalb auch ein Blick über die deutschen Grenzen hinaus interessant.

Anfang Mai veranlasste die EZB ihren insgesamt siebten Zinsschritt und hob den Leitzins um weitere 0,25 % auf

3,75 % an. Damit bleibt die Immobilienfinanzierung ein schwieriges Anliegen, und das nicht nur hierzulande. Marcus Lemli, CEO Germany und Head of Investment Europe bei Savills, berichtet: „Wir stellen in ganz Europa eine reduzierte Investmentaktivität fest. Vor allem in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien fielen die Transaktionsvolumina zuletzt deutlich. Die südeuropäischen Märkte verzeichneten geringere Rückgänge, unter anderem weil die Renditen dort höher sind. Nach zum

Teil deutlichen Preiskorrekturen nimmt die Transaktionsaktivität in Großbritannien derzeit wieder etwas zu.“ Auch Dr. Stefan Behrendt, Research Analyst bei Commerz Real, sieht europaweit Ähnlichkeiten zum deutschen Markt. „Vor allem stellt die stark gestiegene Zinslandschaft die Investoren vor neue Herausforderungen. Die Preise müssen sich erst an das neue Zinsniveau anpassen.“ Hinzu komme die Bankenkrise, die derzeit für weitere Unsicherheiten bei der (Anschluss)-Finanzierung sorge, so dass vor allem Projektentwicklungen

SACHWERTE & IMMOBILIEN | EUROPÄISCHE IMMOBILIENMÄRKTE finanzwelt 03 | 2023 88
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nicht immer wie gewünscht umgesetzt werden könnten. „Auf der Nachfrage-/ Mieterseite stellt sich die Situation jedoch robust dar. Niedrige Leerstandsquoten in den urbanen Zentren gepaart mit weiterhin hohen Zuzugsraten in die Ballungszentren führen zu einer stetigen Verknappung der Mietflächen“, so Dr. Behrendt.

Trotz der länderübergreifenden Rückgänge wirken länderspezifische regulatorische Unterschiede und weitere Faktoren. Der Analyst von Commerz Real sieht Deutschland aber weiterhin als stabilen Anker. „Vor allem angloamerikanische Investoren schauten in den letzten Monaten nach Investitionsmöglichkeiten in Deutschland – auch getrieben durch den günstigen Eurokurs. UK und vor allem London ist weiterhin bei südostasiatischen und arabischen Investoren beliebt. Dazu kommen noch die Nordics, mit Abstrichen bei Finnland aufgrund der geografischen Nähe zu Russland, die weiterhin als stabile Märkte gelten. Um Italien machen derzeit die Investoren wieder vermehrt einen etwas weiteren Bogen, jedoch ist in keinem europäischen Land derzeit eine Abverkaufswelle zu beobachten.“ Frankreich und besonders Paris würden dahingegen eine gesonderte Position einnehmen. Durch staatliche Preiskontrollen sei die Inflation in 2022 dort nicht so hoch gewesen, so dass Investoren bis in den Spätherbst weiter aktiv waren. Mittlerweile sei aufgrund der EZB-Zinspolitik aber nun auch hier Zurückhaltung zu beobachten. „Ein neu-

es, an die Zinslandschaft angepasstes Preisniveau, kristallisiert sich erst nach und nach heraus. Es wird noch bis in den Spätsommer dauern, bevor man von erhärteten Tendenzen reden kann“, so Dr. Behrendt. Laut Philipp Schaper, CEO European Real Estate Patrizia SE, würden sich die Renditen in Europa immer mehr angleichen. „Schwankungsbreiten von ca. 1,5 % in der Spitzenrendite sind nicht unbedingt die Treiber von Investitionsentscheidungen“, so Schaper. Vergleiche, welches Land wo besser oder schlechter abschneidet, seien aber mit Vorsicht zu genießen, da sich die Vorzeichen für einen Vergleich auch schnell ändern könnten.

Büro, Wohnen oder Gewerbe?

Um die Situation an den europäischen Märkten noch besser greifen zu können, lohnt sich auch ein Blick auf die einzelnen Assetklassen: „Das Segment der Logistikimmobilien erweist sich als besonders widerstandsfähig und auch Handelsimmobilien schlagen sich relativ wacker. Im Gegensatz dazu verzeichnet der Büroimmobiliensektor einen starken Rückgang in allen Ländern. In Deutschland ist auch der Wohnimmobilienmarkt von einem deutlichen Rückgang betroffen, während er in vielen anderen Ländern zu den stabilsten Segmenten gehört“, führt Lemli aus. Auch Dr. Behrendt beschreibt einen „boomenden“ Logisitksektor, mit großer Nachfrage auf Nutzer- wie auch Investorenseite. Allerdings gebe es assetübergreifend auch eine Zweiteilung der Märkte: Gute Lagen, flexible Flächenkonfigurationen und ESG-An-

passungen seien bereits jetzt extrem stark nachgefragt, Tendenz steigend. Objekte, die aktuellen Anforderungen nicht gerecht werden, weckten dagegen zukünftig kaum Mieter- und Investoreninteresse. Entscheidend dabei seien auch steigende umweltpolitische Regulationen. Besonders Bestandsentwickler erhielten damit in den nächsten Jahren aber gute Value-AddOptionen.

Wie geht es weiter?

„Der Superzyklus der vergangenen Jahre ist definitiv zu Ende“, erklärt Schaper. „Nach fast zwölf Jahren Aufwärtstrend müssen wir erst wieder lernen, mit Rückentwicklungen umzugehen.“ Der Experte sieht dafür positive Chancen im anhaltenden Nachfrageüberhang im Wohnsegment. Lemli zufolge erwartet Savills spürbar steigende Transaktionsvolumina frühestens gegen Ende des Jahres. „Voraussetzung für eine Belebung der Märkte ist eine Stabilisierung des Zinsumfelds“, so Lemli. Eine ähnliche Ansicht vertritt laut Dr. Behrendt auch Commerz Real: „Vieles hängt von der aktuellen Bankenkrise ab und wie diese sich weiter auf die Finanzierungsmärkte durchschlägt. Die Neukreditvergabe ist fast gänzlich zum Erliegen gekommen und Nachfinanzierungen sind auch nur mit deutlich ungünstigeren Kreditnehmerkonditionen zu bekommen.“ Investment- und stärker noch Projektfinanzierungsmärkte seien davon betroffen. Das führe aber wiederum zu Begünstigungen bei Bestandsgebäuden, die aktuellen Anforderungen entsprechen würden. (lb)

Wie homogen sind die Märkte?
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Philipp Schaper CEO European Real Estate PATRIZIA SE Dr. Stefan Behrendt Research Analyst Commerz Real AG Marcus Lemli CEO Germany/Head of Investment Europe Savills

Erster Dachfonds der IMMAC group

Pflegeheim-Portfolio für private Kapitalanleger

Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird allein durch die zunehmende Alterung bis 2055 um 37 % steigen. Das Statistische Bundesamt (Destatis) schätzt in seiner Pflegevorausberechnung, dass ihre Zahl von rund 5,0 Millionen Menschen Ende 2021 auf 6,8 Millionen im Jahr 2055 steigen wird. Schon 2035 werden etwa 5,6 Millionen Menschen Pflege benötigen, ein Plus von 14 %. Neue Heime sind daher unbedingt nötig.

Seit rund 25 Jahren steht der Name IMMAC für Beteiligungsmodelle mit Pflegeheimen und ähnlichen Sozialimmobilien. Und stets wussten die Anleger, an welchen Objekten sie sich beteiligen. Nun jedoch erweitert IMMAC seine Angebots-Palette, was der aktuellen Situation auf den Märkten für Pflegeheime geschuldet ist. Erstmals bietet das Unternehmen einen Dachfonds an, mit dem sich die Zeichner an einem risikogemischten Portfolio aus mehreren Immobilien beteiligen, die noch nicht feststehen.

Konzept: Das Konzept des „Immobilien Renditedachfonds Deutschland“ ist das eines typischen Blind Pools. „Vor dem Hintergrund permanent steigender Baupreise und hoher Kaufpreisfaktoren für Bestandsimmobilien ist es zu einer großen Herausforderung geworden, Investitionsobjekte zu identifizieren, die unsere Qualitätsanforderungen erfüllen und gleichzeitig eine nachhaltige Rendite für Anleger in Aussicht stellen“, begründet IMMAC in seinen Verkaufsunterlagen die Entscheidung für den ersten Dachfonds der Unternehmens-Historie.

Objekte: Der Fonds beteiligt sich nicht direkt an den Immobilien, sondern zeichnet Anteile an Zielfonds. In Frage kommen Publikums-AIF und Spezialfonds ausschließlich der IMMAC group selbst und somit Pflegeheime, Objekte des Betreuten Wohnens, Reha-Zentren, Kliniken, Therapiezentren und Hotels. Geeignete Zielfonds sind nicht nur kommende Angebote, sondern auch bereits aufgelegte Fonds.

Kalkulation: Der Dachfonds will zu Tickets ab 10.000 Euro mindestens rund 6,5 Mio. Euro einsammeln. Das maximale Volumen liegt bei 32,7 Mio. Euro. Der Dachfonds verzichtet auf Fremdkapital. Komplett ohne Darlehen geht es jedoch nicht, denn die Zielfonds sind teilweise mit Krediten finanziert. Die Zeichner profitieren von den Mieteinnahmen und

dem späteren Verkaufserlös. IMMAC will die Ausschüttungen anteilig monatlich überweisen, die zwischen 3 und 5 % p. a. erreichen sollen.

Anbieter: Bislang hat IMMAC 129 Investmentvermögen aufgelegt mit insgesamt 168 Investitionsobjekten, in der Regel Pflegeheime. Davon hat IMMAC zehn Fonds mit in Summe 43,8 Mio. Euro Eigenkapital aufgelöst. Die durchschnittliche Jahresrendite der aufgelösten Fonds übertraf stets 6 %. Vor wenigen Wochen meldete die IMMAC-Gruppe den Einstieg eines Bankenkonsortiums unter der Führung der Hannoverschen Volksbank. Das Konsortium beteiligt sich mit 80 % an dem Spezialisten für Fonds mit Sozialimmobilien.

Markt: Der Pflegemarkt in Deutschland legte im Jahr 2020 um rund 8 % gegenüber dem Vorjahr zu. Das geht aus den Veröffentlichungen zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes vom April 2022 hervor. Die stationäre und (teil)ambulante Pflege verursachte Kosten in Höhe von rund 67 Mrd. Euro und damit mehr als 15 % der gesamten Gesundheitsausgaben. Die aktuelle Pflege-Statistik zählt 818.000 Menschen und damit knapp 20 % aller rund 4,1 Millionen Pflegedürftigen als Bewohner vollstationärer Pflegeeinrichtungen. Das RWI in Essen geht in seinem Basis-Szenario davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2040 auf 5,56 Millionen Menschen steigt. Bleibt die Quote derjenigen in stationärer Pflege unverändert, sind knapp 1,2 Millionen Heimplätze nötig. Den Bedarf an Betreutem Wohnen gibt bulwiengesa mit 4 bis 6 % der 65-Jährigen und Älteren an.

Mit speziellen Förderprogrammen will die Bundesregierung den Bau von Pflegeimmobilien ankurbeln. Die neuen KfWFördermittel „Klimafreundlicher Neubau – Wohngebäude“ lösten im März 2023 das vorherige KfW-Förderprogramm „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ ab. Die Fördermittel sind stark nachgefragt und ermöglichen es Eigentümern, Entwicklern und Investoren, dringend benötigte Angebote im Bereich Pflege zu schaffen. „Die Nachfrage nach ambulanten und stationären Pflege- und Wohnplätzen wird auch in den kommenden zehn bis 15 Jahren stark wachsen. Es ist daher zwingend erforderlich, zusätzliche Kapazitäten zu schaffen“, sagt etwa Jan-Bastian Knod, Head of Healthcare & Residential Advisory bei Cushman & Wakefield.

finanzwelt 03 | 2023 90 SACHWERTE & IMMOBILIEN | FONDS-CHECK Foto: © Lucian Milasanstock.adobe.com

Aber auch der Pflegemarkt ist nicht komplett vor Fehlentwicklungen geschützt. Nicht alle Betreiber halten durch. Stellvertretend dafür steht die Pleite der Convivo Unternehmensgruppe mit Sitz in Bremen. Der Betreiber hat mit immerhin 4.800 Mitarbeitern mehr als 18.000 Menschen betreut. „Auch wir haben zehn Häuser an Convivo verpachtet. Wir haben aber die Schieflage früh erkannt und konnten Pachtrückstände vermeiden. Alle Betriebe in den von IMMAC-Fonds gepachteten Objekten sind gut belegt und schreiben schwarze Zahlen. Ist ein Haus gut belegt und wirtschaftlich, funktioniert die Weiterführung des Betriebs auch mit einem anderen Betreiber“, sagt Thomas F. Roth, gemeinsam mit Florian Bormann für den Vertrieb der IMMAC-Fonds verantwortlich.

Hotelmarkt: Über seine Tochter Deutsche Fondsvermögen DFV bietet IMMAC Kapitalanlegern außerdem die Beteiligung an Hotels an. Mit einem Anteil bis zu 35 % können Hotels ebenfalls Assets im Dachfonds darstellen. Die vergangenen Jahre waren schwierig, vor allem wegen Corona. Eine Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau erwarten manche Experten erst im Jahr 2025 und rechnen damit, dass sich die Hotels in den Stadtzentren zügiger erholen als in der Peripherie, und die Nachfrage nach günstigen Zimmern eher anzieht als nach teuren Unterkünften.

Kosten: Die einmaligen Kosten summieren sich auf maximal 9,6 % des Eigenkapitals zuzüglich Ausgabeaufschlags.

Die laufenden Gebühren betragen rund 1,4 % des Nettoinventarwertes.

Meiner Meinung nach…

Erster Dachfonds der IMMAC-Gruppe nach dem Blind-Pool-Konzept. Anleger beteiligen sich an einer Reihe von IMMAC-Zielfonds für private und institutionelle Investoren. Mit dem Konzept reagiert das Unternehmen auf die steigenden Zinsen und Baukosten, die Fonds mit einzelnen Neubauten nach Ansicht des Managements kaum noch rentabel machen. Aber auch mit dem Dachfonds-Konzept wachsen die Erträge nicht in den Himmel. Im Basis-Szenario rechnet IMMAC mit einem Plus von rund 50 % bis zur geplanten Auflösung des Fonds Ende 2038.

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Edle Steinchen

Denkt man an Edelsteine, erscheinen glänzende Juwelen vor dem geistigen Auge: Rubin, Saphir, Smaragd –ein Stein schöner als der andere. Nicht nur als Schmuckstück, sondern vor allem als Geldanlage ist das Nischenprodukt besonders interessant. Oliver Kleimaier, Geschäftsführer des Deutschen Edelsteinhauses, und Chris Pampel, Geschäftsführer des Deutschen Edelstein Kontors, erklären gemeinsam mit zuvielbezahlt.deFinanzexperte Marco Reuss die Vorteile dieser Form der finanziellen Absicherung. Und die drei Herren glänzen nicht nur mit Fachwissen, sondern auch mit Begeisterung für ihr Geschäftsfeld.

„Edelsteine sind nach wie vor immer nur als Ergänzung zu einem bereits gut strukturierten Anlageportfolio zu sehen. Wir empfehlen hier maximal eine Beimischung von 10 %, um Klumpenrisiken zu vermeiden“, erklärt Chris Pampel. Um das aufkommende Bild einmal zu schärfen: Die Edelsteine sind klein, und auch kein Indiana Jones hat sie auf einem seiner Abenteuer entdeckt. Der Wert dieser Edelsteine wird anhand der 4 Cs bemessen: Carat, Color, Clarity und Cut. Am besten weisen

sie in allen vier Kategorien Top-Werte auf und haben bis auf Schliff und Politur keine weitere Behandlung erfahren. Der Ring der Großtante spielt vermutlich nicht in dieser Liga. In der freien Natur kommen Farbedelsteine nicht gerade faustgroß vor, aber eine Mindestgröße muss schon sein.

Mit der Inflation rücken die hübschen Steinchen als Geldanlage immer mehr in den Fokus. In erster Linie habe sich die Nachfrage verändert, so Pampel. „Während vermögende Familien und Adelshäuser schon seit Jahrhunderten auf Edelsteine setzen, um ihr Vermögen über politische und wirtschaftliche Krisen hinweg zu schützen und bequem an Dritte oder in die nächste Generation zu übertragen, wächst die Nachfrage in den letzten Jahren vor allem bei Anlegern aus der gehobenen Mittelschicht.“ Bevor ein Edelstein in Investmentqualität sich als ein solcher bezeichnen darf, muss er allerdings eingehend geprüft werden. Natürlich, denn Deutschland wäre nicht Deutschland ohne Genauigkeit. Auch das Deutsche Edelsteinhaus will nachweisliche Qualität, betont Oliver Kleimaier, denn es sei sich seiner Rolle in generationsübergreifendem Vermögensaufbau

bewusst. Das bedeutet: Einkaufsexperten vor Ort, internationale anerkannte Prüflabore und IHK-Gutachter.

Interessant für Finanzmakler?

Finanzexperte Marco Reuss beantwortet diese Frage klar und deutlich: „Durchaus. Besonders bei Anlegern mit höheren Vermögen, die schon ‚alles haben‘, kommt häufig die Frage nach Möglichkeiten zur weiteren Diversifikation des Portfolios auf.“ Die Core-Satellite-Strategie bedeute nämlich, dass Aktien, Edelmetalle und Immobilien stets die Basis – den Core –eines sicheren und gewinnbringenden Investments darstellen. „Bei größer werdenden Vermögen kann es dann Sinn ergeben, kleinere Satellit-Investments beizumischen. Dazu gehören für uns auch Farbedelsteine, welche bei unseren Kunden sehr beliebt sind.“ Er rät Interessenten außerdem – und da stimmen Kleimaier und Pampel ebenfalls überein – sich an den bereits erwähnten Gutachten zu orientieren. Erfahrung im Investmentbereich oder Kenntnisse über rechtliche und steuerliche Aspekte seien bei einem Nischenprodukt wie Edelsteinen ebenfalls

finanzwelt 03 | 2023 92 SACHWERTE & IMMOBILIEN | ALTERNATIVE GELDANLAGE Foto: © NPD stockstock.adobe.com
DEUTSCHES EDELSTEINHAUS DEH GmbH
Farbedelstein Mindestgröße Rubin 1 Carat Smaragd ab 1,5 Carat Saphir ab 2 Carat

wichtig, um seine Kunden umfassend beraten zu können. „Des Weiteren sollte der Experte über ein umfassendes Netzwerk von Verkäufern, Käufern und anderen Akteuren auf dem Edelsteinmarkt verfügen.“

Stabilität, Mobilität und Inflationsschutz – aber Nachhaltigkeit?

Farbedelsteine als Teil des Portfolios scheinen derzeit die stabilste Option zu sein, um Vermögen zu sichern und aufzubauen. „Es handelt sich bei uns um einen natürlichen Sachwert, mit jahrhundertlanger Tradition, welcher endlich ist. Das liegt hier buchstäblich

in der Natur der Sache“, weiß Oliver Kleimaier. „So kann bei einem Edelstein-Investment neben reinem Werterhalt durchaus auch im Weiteren von jährlichen Zuwächsen ausgegangen werden, welche durchschnittlich bei 4 bis 6 % liegen können, so hat es die Vergangenheit gezeigt.“ Wenn dieser Sachwert endlich ist, ergibt sich die Frage: Wie sieht es mit dem Aspekt Nachhaltigkeit in dieser Nische aus? Immerhin ist es ein Thema wie derzeit kein anderes. „Im Gegensatz zu Gold und Diamanten lohnt sich der Einsatz von großen Maschinen bei Farbedelsteinen aufgrund des seltenen Vorkommens nicht“, meint Chris Pampel. „Aus ökologischer Sicht ist das natürlich

umweltschonender, da hier bei weitem nicht so immense Erdmassen bewegt werden.“ Der Grund, warum die Wertschöpfungskette durch Experten und Einkäufer vor Ort so eingehend geprüft werde, sei, um legitimierte Quellen sicherzustellen – wie etwa kleine Minen in Familienbesitz, die nicht von Konflikten profitieren und sich an die Charta der Menschenrechte halten. Beispielsweise auch, um menschenunwürdige Bedingungen bei der Minenarbeit unumstößlich ausschließen zu können.

Hoch im Kurs

Geht es um Gold, lässt sich der Wert leicht an der Grammzahl messen. Wie sieht es nun in der Welt der Farbedelsteine aus? Selbstverständlich entscheiden Angebot und Nachfrage auch hier über die Kursentwicklung. Je seltener ein Farbedelstein, desto teurer ist er natürlich. Besonders interessant wird es, wenn sich in einem begehrten Abbaugebiet keine Steine in Investmentqualität mehr finden lassen. Dann passiert das, was immer passiert, wenn ein begehrter Rohstoff zur Neige geht: Die Preise steigen rapide. (ml)

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Chris Pampel Geschäftsführer Deutsches Edelstein Kontor

investieren heißt auch verantwortungsvoll handeln“

Diejenigen, die beispielsweise gerne ins Theater oder Kino gehen, wissen um die Bedeutsamkeit dessen, was sich hinter den Kulissen abspielt. In diesen Situationen ist man näher an den Darstellern dran; fast eine Art Tuchfühlung. Auch in der Finanzindustrie lohnt ein Blick abseits der Daten und harten Fakten. Hinter Fonds und jeglichen Produkten stehen Menschen. Und keine KI wird diesen Prozess vollständig ersetzen. Es reizt mich, besondere Charaktere zu interviewen und ansatzweise herauszufinden, wie er/sie zu dem geworden ist, was er/sie heute verkörpert. In der dritten Folge dieser Reihe durfte ich Dr. Kristina Bambach, CFA, Portfoliomanagerin/Head of Responsible Investment, Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH etwas kennenlernen. An ihrem Wohnort Berlin-Kreuzberg traf ich sie Anfang Mai zum Gespräch.

Freitagmorgen, 10.30 Uhr: Bei einem Kaffee folgt der erste Austausch mit Dr. Kristina Bambach, die mir hellwach und locker gegenübertritt. Handeln wir zunächst die Fakten einmal ab, d. h. wie ist die gegenwärtige Lage an den Kapitalmärkten? Just an diesem Tag (04.05.) geht der DAX mit einem Plus auf circa 15.960 Punkten aus dem Handel.

finanzwelt: Mit Blick aufs Börsenparkett und dem Verlauf einiger Indizes könnte man meinen, jegliche Störfeuer seien verschwunden. Ein Irrglaube, oder?

Dr. Kristina Bambach» Absolut. Die Inflationsthematik ist weiter sehr präsent. Wider einiger Erwartungshaltungen ist die Preissteigerung hartnäckig, insbesondere in Europa. Zwar hat die EZB zum siebten Mal in Folge die Zinsen im Euroraum erhöht, ist aber am Zinsgipfel noch nicht angekommen. Auf der anderen Seite der Welt ist die US-Notenbank mit

finanzwelt 03 | 2023 94 INVESTMENTFONDS | INTERVIEW
„Intelligent

der jüngsten Zinsanhebung bereits auf den Zinsgipfel zugesteuert; dort sollte das Zinsplateau erreicht sein. Allerdings erwarten wir auch keine Zinssenkung in naher Zukunft. Insbesondere der US-Arbeitsmarkt trotzt (bis dato) dem Zinserhöhungszyklus und zeigt sich nach wie vor als robust.

finanzwelt: Was bedeutet das für die Asset Allokation?

Dr. Bambach» Die Lage lässt keinen Raum für Pauschalisierungen. Mit anderen Worten: Natürlich sind Aktien, auch in gemischten Portfolien, immer einen Blick wert und unverzichtbarer Baustein. In wirtschaftlich eher unsicheren Zeiten – die wir absehbar sehen – messen wir dabei beispielsweise dem Qualitätsbegriff eine noch bedeutsamere Rolle zu. Auch zu Wachstumsaktien haben wir eine Meinung: Sie kommen zurück, aber es gilt nicht, blindlings zu kaufen, sondern behutsam auszuwählen. Generell erscheint es sinnvoll, auf die treibenden Kräfte einzelner Unternehmen zu schauen und nicht auf deren etwas willkürliche Einteilung in Schubladen. Mit dem Zins ist, auf der anderen Seite, auch das Anleihensegment wieder interessant geworden. Werfen Sie einen Blick auf mögliche Renditen im Investment Grade oder gar High Yield-Segment. Allerdings ist auch in diesen Segmenten eine fundierte Analyse unerlässlich.

finanzwelt: Genug der „harten Fakten“. Sie sind auch Head of Responsible Investment in Ihrem Hause und haben DIE Nachhaltigkeit im Blick. Ist ESG mittlerweile etwas in den Hintergrund gerückt?

Dr. Bambach» Vielleicht für den Moment, aber unbestritten gehört das Thema Nachhaltigkeit zu den wesentlichen Megatrends. Folglich wird es sowohl Investoren als auch Anbieter von Investmentlösungen weiter begleiten und hohe Aufmerksamkeit erfordern. Getrieben unter anderem durch Klimawandel, neue Technologien und den gesellschaftlichen Druck. Investoren und Unternehmen müssen sich kritische Fragen zu ihrem Nachhaltigkeitshandeln gefallen lassen.

ESG ist das New Normal und alle Finanzakteure tun gut daran, sich darauf einzustellen.

finanzwelt: Gibt es ein allgemeingültiges, statisches Verständnis nachhaltigen Investierens?

Dr. Bambach» Ich denke, es gibt kein allgemeingültiges, einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit. Und das wiederum ist gut so. Die zugrundeliegenden Kriterien sind doch immer eher subjektiver Natur. Insofern ist die Annahme, die nachhaltige Kapitalanlage sei statisch, ein Trugschluss. Das Gegenteil ist der Fall. Sie muss ständig neu hinterfragt werden.

finanzwelt: Soziale Aspekte spielen in einer sich rasch wandelnden Gesellschaft eine Rolle. Wie ist es um die soziale Komponente bei ESG bestellt?

Dr. Bambach» Die soziale Komponente gewinnt bei der Vermögensallokation zunehmend an Bedeutung. Zu Recht. Natürlich ist die Messung entsprechender Standards im Vergleich zu ökologischen Kriterien schwieriger. Aber es gibt internationale Standards wie den UN Global Compact oder OECD-Richtlinien. Innerhalb dieses Spektrums sind die Menschenrechte der unumstößliche Bezugspunkt. Beispielsweise durch die Sicherstellung menschenwürdiger Arbeit, Gleichberechtigung, Diversity u.v.m.

finanzwelt: Welchem ESG-Verständnis folgt Ihr Haus?

Dr. Bambach» Für unser Haus ist intelligentes Investieren gleichbedeutend mit verantwortungsvollem Handeln. Das eine geht nicht ohne das andere. So hat Eyb & Wallwitz zum Beispiel die Prinzipien für verantwortliches Investieren (PRI) bereits 2012 unterschrieben. Zudem treten wir als aktiver Investor bei Hauptversammlungen auf und suchen den direkten Dialog mit Unternehmen, um ein Umdenken zugunsten der Nachhaltigkeit voranzutreiben. Wir dürfen nicht vergessen, dass alle am gleichen Strang ziehen sollten. Nachhaltigkeit ist eine globale Notwendigkeit.

95 Fotos: © Pavol Putnoki

finanzwelt: Mit welchen Folgen müssen Unternehmen rechnen, bei denen Nachhaltigkeit nicht so ernst genommen wird?

Dr. Bambach» In einer schnelllebigen, hochgradig vernetzten Welt müssen Unternehmen ihren Nachhaltigkeitsansprüchen glaubhaft gerecht werden. Im anderen Fall droht ein enormer Reputationsschaden. Diesem Risiko kann sich kein Konzern aussetzen.

Mittlerweile schlendern wir durch den Kreuzberger Kiez. Kreuzberg gehört zu den buntesten, spannendsten und multikulturellsten Vierteln der Hauptstadt und ist schon lange ein Hotspot für Cafés, Restaurants und Clubs. Kreuzberger Nächte sind bekanntlich lang. Aber auch architektonisch bietet insbesondere der Bergmannkiez einiges und überzeugt durch Bauten der Gründerzeit. Wenige Straßen weiter finden sich aber auch Ruheoasen zwischen den ganzen Wohnblöcken. Sie bieten Möglichkeiten, dem Alltag für eine kurze Zeit zu entfliehen. Hier führen wir das Interview fort und kommen zum persönlichen Bezug.

finanzwelt: Sie sind promovierte Wirtschaftsmathematikerin. Man schließt damit nicht unbedingt auf eine Tätigkeit als Portfoliomanagerin. Wie kamen Sie dazu?

Dr. Bambach» Die Fächer Mathematik und Wirtschaftswissenschaften haben eine große Schnittmenge. Weite Bereiche der VWL/BWL sind stark quantitativ orientiert und erfordern den Einsatz mathematischer Verfahren. Der Kerngedanke, mathematische Probleme zu lösen, die sich aus ökonomischen Fragestellungen ergeben, reizte mich und bestärkte mich schlussendlich, mit dem erworbenen Wissen und den Fähigkeiten diese Herausforderung bei Eyb & Wallwitz anzunehmen. Übrigens: Mathematik ist nicht grau. Sie ist facettenreich, wie alles im Leben.

finanzwelt: Im Herbst 2020 sind Sie zum Münchner Vermögensverwalter gekommen. Welche Gründe haben den Ausschlag für Eyb & Wallwitz gegeben?

Dr. Bambach» Um eine Entscheidung zu fällen, ist es erforderlich, sich darüber im Klaren zu sein, welche Kriterien einem persönlich wichtig sind. Rationale Komponenten spielen eine Rolle, können nicht außer Acht gelassen werden. Im Zweifel folge ich aber meinem Bauchgefühl. Nach Gesprächen mit den Verantwortlichen bei Eyb & Wallwitz, dem Auseinandersetzen mit der zugrundeliegenden Investmentphilosophie und der Unternehmenskultur habe ich ganz bewusst dieses Angebot angenommen. Das Gesamtpaket stimmte einfach.

finanzwelt 03 | 2023 96 INVESTMENTFONDS | INTERVIEW

finanzwelt: Wie darf man sich Ihre Tätigkeit vorstellen?

Dr. Bambach» Die Aufgaben im Portfoliomanagement sind sehr vielfältig. So gehören unter anderem die Analyse von Kapitalmärkten und Generierung von Investitionsideen im Aktien- und Rentenbereich dazu. Das Management von Portfolios unter Ertrags- und Risikogesichtspunkten sowie kundenspezifischer Vorgaben ist ein weiterer Baustein. Ferner habe ich die Funktion als Head of Responsible Investment inne, d. h. ich kümmere mich um die ESG-Belange. Zudem bin ich für den hauseigenen Podcast mitverantwortlich.

finanzwelt: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie persönlich?

Dr. Bambach» Es geht doch im Kern darum, wie gut und sinnstiftend wir Menschen in Zukunft leben werden. Die zunehmend spürbaren Folgen des Klimawandels zeigen uns beispielsweise, dass wir mit unserem Verhalten unsere Umwelt verändern. Wir können die Ökosysteme nicht erhalten, wenn wir so weitermachen wie bisher und wenn keine nachhaltigeren Entscheidungen getroffen werden. Das gilt es im Auge zu behalten, auch persönlich. Zentral ist auch, dass es dabei neben der ökologischen auch eine soziale und eine wirtschaftliche Dimension gibt. Ein Dreiklang. Das persönliche Verhalten im Alltag gilt es diesbezüglich stets zu hinterfragen.

finanzwelt: Was kann der Einzelne schon leisten, hört man immer wieder

Dr. Bambach» Egal, ob beim Einkaufen oder im Verkehr, je-

der Einzelne kann etwas tun. Weniger Fleisch essen, Strom sparen, bewusster einkaufen, Müll vermeiden. Man muss nur anfangen, es zu tun und das eigene Denken dahingehend zu reflektieren und ggf. zu verändern. Wir müssen die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft bewerkstelligen. Mut, nicht zu verzagen und nachzulassen, gehört ebenfalls dazu.

finanzwelt: Sie arbeiten in München, ihr Lebensmittelpunkt ist hingegen Berlin. Hier sitzen wir heute.

Dr. Bambach» Beide Städte versprühen natürlich ihren besonderen Reiz und Charme. Berlin ist für mich dabei nicht nur politische Hauptstadt, sondern mit dem vielen Grün und den zahlreichen sozial-ökologisch fokussierten Initiativen ein guter Ort zum Leben. Die Kreativität der Stadt gibt mir Energie. Der Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen ist sicherlich ein weiterer besonderer Aspekt, der viele, auch mich, anzieht. (ah)

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Weiteres Standortbeben in der Schweiz

durch Investorenklage gegen FINMA

Nach dem spektakulär anmutenden Scheitern der Credit Suisse und deren Flüchten in den – so schien es zumindest bisher – sicheren Hafen aus UBS und Unterstützung der Regierung sowie Aufsicht scheint weitere Bewegung in die Causa der gefallenen Bank zu kommen.

Zwar waren Beobachter und der Markt zunächst davon ausgegangen, dass die staatlich orchestrierte und mit Liquiditätshilfe der Schweizerischen Nationalbank SNB und des Bundes ausgestattete Übernahme durch den Konkurrenten UBS für Beruhigung sorgen würde. Gleichwohl kämpft die Credit Suisse mit einem anhaltenden Kundenschwund, dem Abfluss von Kundengeldern und weiteren Problemen. Zusätzlich zu diesen Komplikationen haben nun Investoren angekündigt, die Eidgenössische Finanzaufsicht FINMA wegen deren Vorgehen bei der Rettung der einstigen Vorzeigebank zu verklagen. Hintergrund ist die Entscheidung der Schweizer Finanzaufsicht. Die Aufsicht hatte zwar die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS genehmigt, diese jedoch von Bedingungen abhängig gemacht. So hatte die FINMA dazu entschieden, die Additional-Tier-1-Anleihen im Zuge der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS auf null abzuschreiben. Diese Abschreibungen

hatten einen Umfang von rund 16 Mrd. Franken und sollten damit eine Steigerung des Kernkapitals auslösen.

Unter den Klägern befinden sich Berichten zufolge namhafte Unternehmen wie die Allianz-Tochter Pimco und der US-Vermögensverwalter Invesco, die signifikante Positionen in Nachranganleihen der Credit Suisse gehalten hatten. Ein Standortbeben für den Finanzplatz Schweiz hat die Übernahme mit der Realisierung, nunmehr nur noch eine Großbank von internationaler Statur zu haben, bereits ausgelöst. Nun stellt sich damit die Frage, inwieweit durch eine potenziell erfolgreiche Klage gegen die Finanzaufsicht weitere staatliche Strukturen gravierend in Mitleidenschaft gezogen und eine intensivierte Vertrauenskrise geschaffen werden.

Situation in Deutschland

Auch in der Bundesrepublik stellen sich seit Jahrzenten ähnliche Überlegungen. Hier hat sich in den späten 70er Jahren aus einer Kombination von Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in den Fällen der „Wetterstein-Fonds“ und der Herstatt Bank sowie Nachjustierungen des Gesetzgebers

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Foto: © Rafael Henriquestock.adobe.com

ergeben, dass die Vorgängerbehörde der Finanzaufsicht BaFin den Kapitalmarkt nur im öffentlichen Interesse beaufsichtige und der einzelne Anleger keine Individualschutz ableiten könne. Dass die Sicherung individueller Ansprüche bei der Wahrnehmung der Kapitalmarktaufsicht nicht Aufgabe des Staates sei, hat dabei oftmals massiven Widerstand nach sich gezogen. Dieser Widerstand hat sich dabei häufig in erfolglosen Klagen gegen die Aufsicht entladen. So wurden im Rahmen von Rechtsstreiten nach der Insolvenz der Containerfirma P&R Anlegeransprüche durch das OLG Frankfurt verneint. Auch im Zuge der Wirecard-Affäre und dem schwierigen Agieren durch staatliche Behörden wurden zum einen wieder Rufe nach einer Modernisierung der Haftungssituation laut. Zum anderen sah sich die Bundesanstalt mit konkreten Klagen konfrontiert. Auch hier haben Gerichte gleichwohl wieder zugunsten staatlicher Stellen entschieden: Sowohl das Landgericht Frankfurt als auch das Oberlandesgericht Frankfurt verneinten Schadensersatzansprüche geschädigter Wirecard-Anleger.

Die Argumentation der Exekutive wie der Judikative ist dabei immer wieder dieselbe: Die Schutzrichtung staatlicher Aufsicht könne sich nur auf den Markt als Ganzes beziehen, Ansprüche privater Individuen und einzelner Firmen würden die Ausgangslage verkomplizieren. Ebenso kann man immer wieder lesen, dass in Anlegerschutzprozessen gegen die Aufsicht ein besseres Ergebnis bei rechtzeitigem Einschreiten gerade nicht nachgewiesen werden könne. Ausgeblendet wird dabei jedoch stets der Punkt, dass auch der Finanzmarkt – gerade die moderne, digitalisierte Form – auch nur

eine Summe seiner Teile ist. Systemstabilität, Anlegerschutz sowie die Verhinderung von Marktversagen werden dabei auch durch Einzelne geltend gemacht. Ebenso bliebe es etwa dem Gesetzgeber unbenommen, eine von vielen als verfehlt wahrgenommene Rechtsprechung und Gesetzeslage zu korrigieren und entsprechende Änderungen in den das BaFin-Handeln regelnden Gesetzen durchzuführen. So könnte etwa debattiert werden, in besonders evidenten Fällen von nachlässigem Behördenverhalten die Anspruchsvoraussetzungen zu senken. Ebenso könnte die grundsätzlich zutreffende Aufgabenwahrnehmung im öffentlichen Interesse um Ausnahmetatbestände ergänzt werden, um verlorenes Vertrauen in den Staat zurückzugewinnen.

Es geht dabei nicht darum, einen weiteren Sündenbock oder möglichst lohnende Ziele für marodierende Anlegerschutzanwälte zu schaffen. Staatliche Aufsicht muss sich agil, mutig und ohne überzogene Angst vor Litigation-Repressalien bewegen können. Es geht vielmehr um die Incentivierung eines angemessenen Aufsichtsverhaltens durch die den Staat verkörpernden Beamten, das Fehlverhalten frühzeitig unterbindet aber gleichwohl einem modernen Kapitalmarkt durch eine Atmosphäre des konstruktiven Möglichmachens den Weg bereitet. Finanzaufseher müssen sich als Teil des Finanzmarktes verstehen, der eine wesentliche Grundlage für den Wohlstand des Landes, in dem auch sie leben, bildet. Eine so gedachte und gelebte moderne Auffassung von Aufsicht kann den Finanzstandort Deutschland auf einen Schlag wettbewerbsfähiger machen als alle staatlichen Finanzspritzen zusammen. Zu oft kam es in der Vergangenheit auf der einen Seite zu einem Mangel an Hartnäckigkeit gegenüber systemischen Fehlverhaltens, gleichzeitig aber der Gängelung von Unternehmen mit modernen Ansätzen auf der anderen Seite.

Inwieweit dabei die Auffassung, eine BaFin-Haftung käme quasi nie in Frage, in Zeiten stetiger Veränderung im Kapitalmarkt noch tragfähig ist, kann dahingestellt bleiben. Staatliche Stellen in der Bundesrepublik sind jedenfalls gut beraten, im sich zusammenbrauenden Sturm aus weiterer geopolitischer Volatilität und stetiger Verselbstständigung digitaler Sachverhalte derartige Entscheidungen gut abzusichern und die Auswirkungen auf einzelne Anleger intensiv zu bedenken.

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Inflationsbekämpfung

Staaten“

Das 1. Halbjahr neigt sich dem Ende zu. Sicher ist, dass die Inflation hartn ä ckig bleibt und uns weiterhin besch ä ftigt. Aber auch geopolitische Risiken sind nicht auszublenden. Wie sich ein erfolgreicher Mischfonds managen l ä sst, welche Bedeutung dem gelben Edelmetall zukommt – das und Weiteres erl ä uterte Stefan Breintner, Leiter Research & Portfoliomanagement bei DJE Kapital AG, im exklusiven finanzwelt-Talk.

finanzwelt: Wir nähern uns der Halbzeit in diesem Jahr. Mit Blick auf das Geschehen an den Kapitalmärkten: Welche Themen sind und bleiben bestimmend?

Stefan Breintner» Die Geldpolitik und damit einhergehende mögliche Zinsschritte bleiben die zentralen Themen an den Börsen. Das gilt sowohl für Europa als auch die USA. Erst vor kurzem hat die US-Notenbank den Leitzins das zehnte Mal in Folge erhöht, um der Inflation Herr zu werden. Die EZB hat die Zinsen ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Natür-

„Die
im Euroraum ist ungleich schwieriger als in den Vereinigten
finanzwelt 03 | 2023 100 INVESTMENTFONDS | INTERVIEW

lich könnten auch unerwartete geopolitische Störfeuer das Handeln an den Kapitalmärkten entscheidend verändern, Stichwort: Taiwan-Konflikt. Trotz aller Drohgebärden halten wir das aber aktuell für eher unwahrscheinlich.

finanzwelt: Dann bleiben wir fürs Erste bei der Inflation. Wie schaut es dies- und jenseits des Atlantiks mit der Inflationsbekämpfung aus?

Breintner» Es ist zunächst wichtig, zwischen der Gesamtinflation und der Kerninflation zu unterscheiden. In den USA hat die Notenbank früher mit Zinsanhebungen begonnen, insofern ist der Zinssteigerungszyklus weiter fortgeschritten. Zuletzt ging die US-Gesamtinflation auf 4,9 % zurück. Gleichzeitig blieb die wichtige Kerninflation, die Preise für Energie und Lebensmittel herausrechnet, bei 5,5 %. Wir bleiben aber zuversichtlich, dass die Gesamtinflation im 2. Halbjahr weiter fallen wird und mit Zeitverzug auch bei der Kernrate eine gewisse Entspannung eintritt. Natürlich müssen die Notenbanker parallel auch die Finanzmarktstabilität im Blick behalten und dürfen etwaige Risiken an den Kapitalmärkten (Stichwort: Pleiten von Regionalbanken) nicht unterschätzen.

finanzwelt: …und die EZB?

Breintner» Die Inflationsbekämpfung im Euroraum ist ungleich schwieriger als in den Vereinigten Staaten. Während sie in den USA vor allem nachfragegetrieben ist, liegt der Teuerung in Europa auch ein strukturelles Problem zugrunde. Das haben wir bei der Energieknappheit im Jahr 2022 verstärkt gesehen. Europa ist und bleibt anfälliger für externe Schocks, aber mit Blick auf die 2. Jahreshälfte 2023 dürfte ebenso in Europa die Gesamtinflation von zuletzt 7 % weiter zurückgehen. Auch in Europa ist die Kernrate mit zuletzt 5,6 % auf einem hohen Niveau. Es ist ein schmalerer Grat, auf dem die EZB ihre Entscheidungen fällt, auch mit Blick auf die Heterogenität innerhalb Europas.

finanzwelt: Die Zinsen sind zurück, damit vermeintlich auch die Attraktivität von Anleihen. Sie sind mitverantwortlich für den Mischfonds DJE - Zins & Dividende. Wie sind Sie momentan positioniert?

Breintner» Unser DJE - Zins & Dividende ist ein ausgewogener Mischfonds, dem ein Absolute-Return-Gedanke zugrunde liegt. Besonders wichtig ist uns, in Abwärtsphasen größere Verluste zu vermeiden. Circa 54 % waren zum Stichtag 30.04. in Anleihen investiert, 44 % in Aktien. Regional sind unsere Schwerpunkte Europa und die USA. Auf Sektorebene haben wir unter anderem Übergewichtungen in den Bereichen Versicherungen (insbesondere Rückversicherungen) und defensiver Konsum. Auch im Technologiebereich sind wir stärker vertreten.

finanzwelt: Welche Sektoren sehen Sie kritisch?

Breintner» Angesichts des veränderten Marktumfelds bleiben wir für den Immobiliensektor vorsichtig. Das gilt auch

mit Blick auf die wirtschaftliche Lage für zyklische Werte. Bei den Banken gilt es, den Blick auf die Marktführer zu lenken.

finanzwelt: Rekordgewinne bescheren Aktionären steigende Dividenden. Auf welche Faktoren gilt es bei Dividendenstrategien prinzipiell zu achten? Reicht eine hohe Dividendenrendite?

Breintner» Dieser Aspekt ist wichtig, reicht aber nicht aus. Allein auf hohe Renditen zu schielen, greift zu kurz und kann sogar kontraproduktiv sein. Mitunter sogar ein Warnzeichen. Für uns ist besonders wichtig, dass die freie Mittelgenerierung (der sog. freie Cashflow) eines Unternehmens die Dividendenzahlung vollständig deckt. Ferner bevorzugen wir natürlich Unternehmen, die ihre Dividendenzahlung jedes Jahr steigern bzw. zumindest konstant halten. Die aktuelle durchschnittliche Dividendenrendite der Unternehmen im DJE – Zins & Dividende liegt bei ca. 3,5 %.

finanzwelt: Überdies sind Sie auch für den DJE – Gold & Ressourcen verantwortlich. Bitte erläutern Sie das Investmentkonzept.

Breintner» Der 2003 aufgelegte, global investierende Aktienfonds hat seinen Anlageschwerpunkt auf Gold- und Edelmetallaktien, diversifizierten Rohstoffkonzernen und Basismetallproduzenten, aber auch Öl- & Gasproduzenten. Aus Diversifikationsgründen haben wir bewusst keinen reinen Goldfonds, sondern investieren eben breiter in Basismetalle, die ihrerseits auch vom Megatrend der Dekarbonisierung profitieren. Alle zuvor genannten Bereiche haben eine Gemeinsamkeit: die Endlichkeit der Ressourcen bzw. eine in vielen Bereichen (Beispiel: Kupfer) sehr angespannte Angebotssituation. Die oftmals fehlende Infrastruktur kombiniert mit mangelnder politischer Stabilität hemmen zudem den Abbau in einigen Regionen.

finanzwelt: Wie ist Ihr genereller Ausblick für Gold und Edelmetalle? Welche Faktoren geben Rücken- bzw. Gegenwind?

Breintner» Niedrigere Renditen und ein eher schwächerer US-Dollar liefern den Goldpreisen Rückenwind. Sorgen um die Stabilität des Finanzsystems bzw. die Angst vor einer neuen Bankenkrise haben 2023 geholfen, 2022 war es vor allem die starke Goldnachfrage der Zentralbanken. Wichtigster Einflussfaktor auf den Goldpreis wird mittel- bis längerfristig aber weiterhin die Realzinsentwicklung sein. Phasen fallender Realzinsen sind grundsätzlich positiv für den Goldpreis.

finanzwelt: Abschließend ein paar Takte zu Europa – werden wir zwischen den USA und Asien zerrieben?

Breintner» Europa und vor allem Deutschland müssen aufpassen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Vergleich bzw. zu den USA haben vor allem deutsche Unternehmen derzeit aufgrund zu hoher Energiekosten und zu hoher bürokratischer Anforderungen klare Wettbewerbsnachteile. Ich sehe viele der jüngsten politischen Entscheidungen sehr kritisch. (ah)

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Finanzkrise reloaded?

Knapp 15 Jahre nach der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise löste die Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) im Frühjahr eine Diskussion um die Stabilität der Finanzinstitute aus. Im Zuge der Übernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch den Konkurrenten USA wurden diese Stimmen lauter. Wie sicher sind die Institute? Wackeln die Riesen? Eines scheint sicher – die Lage ist mit der aus 2008/09 nicht unbedingt vergleichbar.

Rückblicke in die Historie sind vielleicht nicht immer hilfreich, aber gelegentlich geben sie eine Orientierungshilfe. „Bankenkrise und Zinserhöhungen: Aufprall in der Realität“, titelte beispielsweise das Magazin Capital Anfang Mai. Schon werden Vergleiche zur Situation von vor mehr als 15 Jahren gezogen. Auch damals ging die Krise von den USA aus, konkret vom Geschehen auf den Immobilienmärkten. Die Finanzkrise, die sinnbildlich im Kollaps der Lehman Brothers ihren Ausdruck fand, erschütterte zuerst das Finanzsystem und ging dann in eine veritable Verschuldungskrise in Europa über. Zwar gelang es den Zentralbanken, ausreichend flüssige Mittel bereitzustellen. Dennoch verloren viele Marktteilnehmer das Vertrauen in die Finanzinstitute und hielten sich bei Investitionen zurück. Die Folge war, dass der Handel auf den Kapitalmärkten zum Erliegen kam. Die Börsenkurse rauschten ab und die Volkswirtschaften rund um den Globus rutschten in eine schwere Rezession. Soweit der Blick zurück. Und 2023? Sehen wir Ähnliches?

Zinswende – Fluch oder Segen?

Nach der Pleite der SVB und der „Rettung der Credit Suisse“ war die Verunsicherung groß: Ist die lange ersehnte Zinswende doch eher Fluch als Segen? Wie schaut es bei den

Risiken der Finanzinstitute aus? Die Pleite der Silicon Valley Bank kam für viele Marktteilnehmer wie aus dem Nichts und sorgte für Angst vor einer erneuten Bankenkrise. Finanzaktien weltweit verloren zig Mrd. US-Dollar an Börsenwert. So rutsche die Aktie von JP Morgan im März innerhalb von zwei Wochen von 144 auf 125 US-Dollar ab. Bei anderen Instituten sah es ähnlich aus. Nervosität kam auf, leichte Panik setzte ein, die dann in einem Abverkauf dieser Finanzwerte mündete. Hinzu trat die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Auch in Europa ging es mit den Kursen bergab. Der STXE 600 Banken-Index sackte von 168 auf 138 Punkten ab. Stand 24. März 2023. Doch diese miese Stimmung scheint sich im Laufe der zurückliegenden Wochen wieder gebessert zu haben. So hat sich die Aktie von JP Morgan seit ihrem Tief wieder deutlich auf 137 US-Dollar (08.05.) erholt. Ganz ähnlich sieht es bei weiteren großen US-Banken aus. Die Citigroup konnte den Gewinn im 1. Quartal um 8 % auf 4,6 Mrd. US-Dollar erhöhen und die Bank of America machte ebenfalls deutlich mehr Gewinn als im Jahr zuvor. Die großen Player im Bankenmarkt profitierten von stark gestiegenen Zinseinnahmen.

Krise abgesagt? Das wäre doch zu kurz gesprungen. Denn viele kleinere US-Regionalbanken haben indes weiter mit den Auswirkungen der Zinserhöhungen zu kämpfen. Das rührt daher, weil es zu Bewertungsverlusten bei Staatsanleihen kam und Kreditausfälle bei Gewerbeimmobilien zunahmen. „Wie groß wird die Regionalbankenlawine noch?“, titelte die WirtschaftsWoche Anfang Mai. Auslöser waren weitere Pleiten, so beispielsweise die First Republic Bank. Das Finanzinstitut hatte zuvor noch einen satten Abfluss von Einlagen im 1. Quartal zu beklagen. Kurzum übernahm JP Morgan in letzter Sekunde die Bank. Doch das Vertrauen

finanzwelt 03 | 2023 102 INVESTMENTFONDS | BANKEN 2.0
Quelle: https://www.boerse-frankfurt.de/index/euro-stoxx-banks, Abruf am 08.05.2023 Performance EURO STOXX Banks Zeitraum 1 Monat 3 Monate 6 Monate 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre Tief 98,73 90,57 90,00 72,30 72,30 48,15 Hoch 110,97 119,73 119,73 119,73 119,73 119,73 Entwicklung -0,65 % -8,77 % 12,71 % 24,60 % 9,89 % 92,11 %

in die Bankenlandschaft, zumindest in den USA, bleibt erschüttert. Wer ist der nächste Kandidat, den es in Folge der Zinserhöhungen erwischt?

Und die europäischen Finanzinstitute?

„Die europäischen Großbanken haben sich im vergangenen Jahr unterm Strich erfreulich positiv entwickelt“, so das Fazit einer Studie aus dem Hause EY. „Trotz der Belastungen aus Krieg, Inflation und Energiekrise konnten die Institute von der Zinswende profitieren und ihren Gewinn teils deutlich erhöhen.“ EZB-Gouverneur Luis de Guindos sagte auf einer Pressekonferenz, die europäischen Banken befänden sich in wesentlich besserem Zustand als die amerikanischen Institute. Er erwarte keine Ansteckung durch die Ereignisse in den USA. Nun denn… Für die USA gilt, dass die Politik der Notenbanken Wirkung zeigt. Die Kreditvergabepolitik der USBanken hat sich in den letzten Monaten deutlich verschärft und wirkt inflationsdämpfend. Eine Rezession, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen ist, könnte

jedoch die Ausfallraten speziell im Gewerbeimmobiliensegment ansteigen lassen. Dann wären weitere Regionalbanken in schwerem Fahrwasser. (ah)

Fazit

In Krisenzeiten bedarf es Vertrauen. Nur wenn diese garantiert ist und nicht über Unsicherheiten hinwegtäuscht, bleiben Anleger zumindest gelassen. Indes ist der Kurs der Notenbanken beim Kampf gegen die Inflation scheinbar alternativlos. In der Summe werden die größten Player am Markt noch stärker, die schwächeren scheiden aus oder werden übernommen. In den vergangenen mehr als zehn Jahren hatte die Finanzmarktstabilität Priorität. Eine Krise à la 2008/09 ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht sichtbar. Dennoch sollten Investoren genau auf das Geschäftsmodell und die Bilanzstärke der Banken schauen.

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Foto: © Andreas Prottstock.adobe.com

Bessere Planbarkeit von Erträgen und Einkommen

Nach der Trendwende am Anleihemarkt sind Renten-Laufzeitfonds wieder sehr angesagt. Deren Erträge scheinen im derzeitigen Umfeld besser zu kalkulieren als bei traditionellen Bonds. finanzwelt sprach hierzu mit Peter Gorynski, Director Territorial Retail Sales Germany bei Franklin Templeton.

finanzwelt: Nach mehr als einem Jahrzehnt niedriger und teilweise negativer Anleiherenditen können nun wieder akzeptable Niveaus erreicht werden. Erklärt das auch das gestiegene Interesse an Festgeldanlagen?

Peter Gorynski» Die Anleger sind zunehmend auf der Suche nach Anlagelösungen, die regelmäßige Erträge liefern und gleichzeitig eine positive Wirkung entfalten. Im aktuellen Marktumfeld sind wir in der Lage, ein qualitativ hochwertiges, gut diversifiziertes Portfolio aufzubauen, das hauptsächlich in vorrangige Investment-Grade-Anleihen zu einer attraktiven Rendite investiert. Unser Fonds zahlt einen jährlichen Ertrag aus und hat das Ziel, PAR am Ende der Laufzeit des Fonds zurückzugeben. Als Artikel-8-Fonds müssen mindestens 90 % der Anleihen ein ESG-Rating aufweisen.

finanzwelt: Was sind die Merkmale von Anleihefonds mit Ziellaufzeit?

Gorynski» Im Allgemeinen zahlen Target Maturity Bonds Fonds einen jährlichen Ertrag aus und haben das Ziel, am Ende der Laufzeit des Fonds PAR zurückzugeben, indem sie in ein

diversifiziertes festverzinsliches Portfolio investieren. In volatilen Märkten für festverzinsliche Wertpapiere kann ein Fonds mit fester Laufzeit dazu beitragen, Erträge und Einkommen besser zu planen. Darüber hinaus glauben wir, dass der europäische Unternehmenskreditsektor mit seinen gesunden Fundamentaldaten und attraktiven Renditen interessante Möglichkeiten für researchorientierte Anleger bieten kann.

finanzwelt: Was sollte generell bei einer Investition in eine solche Strategie beachtet werden?

Gorynski» Kunden sollten beachten, dass sie bei einem vorzeitigen Verkauf ein Zinsänderungsrisiko haben können. Außerdem ist wie bei jedem anderen festverzinslichen Instrument das Ausfallrisiko das größte Risiko bei kündbaren und unbefristeten Anleihen, das berücksichtigt werden muss. Durch unser Kredit-Research versuchen wir natürlich, Ausfälle zu vermeiden, und der im Fonds gehaltene Puffer dient dazu, ihn im Falle eines Ausfalls zu schützen. Das Portfolio wird laufend überwacht – Kreditnamen werden entfernt, wenn unsere Analysten ihre Meinung über den Emittenten ändern, und neue Namen werden gekauft, wenn wir bei Neuemissionen oder auf dem Sekundärmarkt Chancen sehen.

finanzwelt: Wie ist die Allokation des Franklin Responsible Income 2028 Fund?

Gorynski» Der Fonds investiert hauptsächlich in Schuldtitel, die von Unternehmen weltweit (einschließlich Schwellenländern) ausschließlich in Euro begeben werden, wobei es keine vorgeschriebenen Branchen- oder Marktkapitalisierungsgrenzen gibt. Da das Anlageziel eher durch eine flexible und anpassungsfähige Anlagepolitik zu erreichen ist, kann der Fonds auch nach Anlagemöglichkeiten in anderen Arten von Wertpapieren, einschließlich staatlichen und staatsnahen Schuldtiteln, suchen. Der Fonds kann bis zu 40 % in hochverzinsliche Anleihen und bis zu 10 % in hybride Unternehmensanleihen investieren.

finanzwelt: Für welche Anlegerprofile sind Target Maturity Bond Funds geeignet?

Gorynski» Diese Art von Fonds eignet sich für jeden Anlegertyp, der Hilfe bei der Einkommensplanung sucht und sich verpflichten kann, während der Laufzeit des Fonds voll investiert zu bleiben. Letztes ist aber kein Muss. Ein Schwerpunkt auf Emittenten mit Investment-Grade-Rating in unserem Fonds kann in einem sich verlangsamenden Wachstumsumfeld mehr Sicherheit bedeuten. (ah)

finanzwelt 03 | 2023 104 INVESTMENTFONDS | INTERVIEW
ALLE SAGTEN: „DAS GEHT NICHT.“ DANN KAM EINER, DER WUSSTE DAS NICHT, UND HAT ’S EINFACH GEMACHT. ÖKOWORLD KLIMA ÖKOWORLD AG | Itterpark 1, 40724 Hilden, Telefon: 02103 | 28 41-410 E-Mail: vertriebsstelle@oekoworld.com, www.oekoworld.com Geben Sie Geld eine klimafreundliche Richtung. Mit unserem Klimaschutzfonds ÖKOWORLD KLIMA. Für Gewinn mit Sinn. Der konsequente Klimaschutzfonds für mehr Zukunft.

Jahr sind an den Kapitalmärkten gut verlaufen. Die harte Rezession wurde abgewendet. Doch mit Blick nach vorne könnte sich der zartblaue Himmel etwas verdüstern. Wolken ziehen auf. Der DAX kratzt an der 16.000er-Marke, doch Impulse für eine anhaltende Rallye fehlen. Im Fazit könnte es ungemütlicher werden für Aktien-Investments.

Beim Blick auf die Anzeigetafel in der Frankfurter Börse müsste vielen die Sonne sprichwörtlich aufgehen. Der deutsche Aktienindex nähert sich zum Stichtag 09.05. den 16.000 Zählern an. Mitte März standen wir noch bei 14.700 Punkten; seit Jahresbeginn hat das Börsenbarometer circa 2.000 Punkte hinzugewonnen. Ein Plus von gut 13 %. Das ist wahrlich ein ordentlicher Schluck aus der Pulle. Wie war das noch mit Rezession zu Jahresbeginn? Doch Vorsicht, liebe Anleger, die Zukunft könnte ungemütlicher werden. Das Klima rauer; das Fahren auf der Überholspur ein Ende finden. Ist das jetzt nur voreiliger Pessimismus? Nein, etwas Wasser müssen wir im Wonnemonat Mai in den Wein gießen.

Gipfel erklommen?

Produktion schwächelt, Wachstum bröckelt

So hat das Neugeschäft der deutschen Industrie zuletzt deutlich nachgegeben. Laut Statista war der Einbruch so hoch wie seit der Hochphase der Corona-Krise nicht mehr. „Auch die Produktion war mit -3,3 % deutlich rückläufig, ebenfalls vor allem im Segment der Autoindustrie sowie der Bauwirtschaft, die erheblich unter den stark gestiegenen Zinsen leidet. In den kommenden Monaten dürfte sich der private Konsum inflationsbedingt schleppend entwickeln und die höheren Zinsen weitere Nachfrage vonseiten der Industrie ausbremsen. Hinzu kommt eine zwar wieder stärker wachsende chinesische Wirtschaft, die sich allerdings sehr stark auf den vor allem binnenwirtschaftlich relevanten Dienstleistungssektor konzentriert. Die Industriedynamik beschleunigt sich auch in China nur langsam, wie die im März um 9,3 % (Vergleich mit dem Vorjahr) gesunkenen Exporte Deutschlands nach China belegen“, bemerkt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL. Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, legte jüngst in einem Artikel dar, dass er für die zweite Jahreshälfte keine Konjunkturerholung, sondern eher ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts erwarte. Die gestiegenen Zinsen rund um den Globus könnten dauerhaft die Nachfrage nach deutschen Gütern schmälern.

Fehlende Stimuli aus dem Ausland

Der deutsche Außenhandel leidet vor allem auch unter der gesunkenen Nachfrage aus den USA und China. Im März gibt es einen Dämpfer. Von Januar bis einschließlich März wurden Waren „Made in Germany“ im Gesamtwert von 398,2 Mrd. Euro ins Ausland geliefert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im März lagen die Ausfuhren mit 129,7

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Die ersten Monate im laufenden Carsten Mumm DONNER & REUSCHEL Aktiengesellschaft

Mrd. Euro allerdings um 5,2 % niedriger als im Februar des laufenden Jahres. Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) wird bei diesen Zahlen etwas hellhörig. Geopolitische Risiken, hohe Inflationsraten sowie gestiegene Zinsen lassen das Auslandsgeschäft der deutschen Unternehmen einbrechen, zumindest für den Moment. Zwar ist die chinesische Wirtschaft seit ihrer Wiedereröffnung zu Jahresbeginn wieder am Wachsen, aber das in erster Linie bedingt durch die Binnenwirtschaft. Hier bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt und welche Weichen gestellt werden. Doch was bedeutet dieses Szenario für den Aktienmarkt? Selters statt Sekt? Gewinne mitnehmen, ganz frei nach dem Motto: „Sell in May and go away?“

Der Blick auf den Verlauf der wichtigsten deutschen Indizes zeigt, dass in den vergangenen Wochen eher die großen Dickschiffe im DAX gekauft wurden. Dem Plus von circa 13 % beim Leitindex seit Jahresbeginn steht ein Zuschlag von lediglich 7 % beim MDAX gegenüber. Das ist auch ein Indiz dafür, dass viele kleinere, konjunkturabhängige Unternehmen einerseits vorsichtiger agieren, andererseits

DAX 40 Performance

auch weniger gekauft werden. Das Damoklesschwert einer schweren Rezession schwebt zwar nicht mehr über Deutschland, aber die Gefahr eines Abschwungs ist nicht gebannt. Heißt das nun konsequenterweise, seine Positionen zu verkaufen? Der DAX hat in den zurückliegenden mehr als 30 Jahren zwischen Mai und September mal zugelegt, mal mit Abschlägen reagiert. Ein fundamentaler Trend aus der Börsenweisheit „Sell im May and go away“ lässt sich folglich nicht ableiten. Jedoch scheinen die fetten Monate des anhaltenden Zugewinns bei den Börsenindizes vorerst vorüber. Das gilt für DAX und MDAX/SDAX. Es fehlt an Impulsen für Zuwächse. Das sollten Sie Ihren Beratern mit auf den Weg geben.

Investitionen in deutsche Unternehmen grundsätzlich „ja“, aber selektiv und gerichtet auf das Geschäftsmodell und dessen Standhaftigkeit in Krisenzeiten. Zumal, und das darf bei der Diskussion um Aktien nicht mehr fehlen, es wieder Alternativen bei festverzinslichen Wertpapieren gibt. Der Anleihenmarkt lockt mit Renditen, man mag es nach der Dürrephase in den zurückliegenden Jahren kaum glauben. (ah)

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YTD 1M 3M 6M 1J 5J Performance 14,57 % 2,28 % 3,51 % 16,54 % 16,66 % 23,55 % Hoch 16.011,56 16.011,56 16.011,56 16.011,56 16.011,56 16.290,19 Tief 13.976,44 15.625,79 14.458,39 13.557,08 11.862,84 8.255,65 Volatilität 8,99 % 2,58 % 7,82 % 11,01 % 19,08 % 47,75 %
Quelle: finanzen.net, Abruf am 09.05.2023

Der positive Kreislauf des Geldes

Der Bereich Mikrofinanz ist vergleichsweise jung, vor rund 17 Jahren hat er es ins Bewusstsein der Finanzbranche geschafft. Den ersten entsprechenden Mikrofinanzfonds für Privatanleger in Deutschland gibt es seit 2011. Im Interview erklärt Edda Schröder, Gründerin und Geschäftsführerin der Invest in Visions GmbH, welche Vorteile Investitionen in Mikrofinanz bringen, wie sie funktionieren und warum sie sowohl für Beratende als auch Kundinnen und Kunden mit Interesse an nachhaltigen Geldanlagen so attraktiv sind.

finanzwelt: Frau Schröder, stellen Sie sich und Invest in Visions (IIV) doch einmal vor?

Edda Schröder» IIV ist ein Finanzportfolioverwalter mit mehreren Mikrofinanzfonds für Privatanleger und professionelle Investoren. Mikrofinanz vergibt unverbriefte Darlehensforderungen an Finanzinstitute in Entwicklungs- und Schwellenländern. Diese werden an Menschen vergeben, die sich selbstständig machen möchten oder einen Betriebsmittelbzw. Investitionskredit für ihr kleines Unternehmen benötigen und sonst keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben. Im Fokus liegt der soziale Impact. Unsere zwei Ziele sind: finanzielle und soziale Rendite. Ich selbst komme aus dem Asset Management, war jahrelang bei Schroders in der Geschäftsführung. Durch die KfW bin ich damals auf Mikrofinanz gestoßen. So sah ich die Möglichkeit, Geld sinnvoll und wirkungsvoll zu investieren. Deshalb habe ich 2006 die Invest in Visions GmbH gegründet. 2011 hat sich die Gesetzeslage für Investmentfonds geändert, so dass wir den ersten Mikrofinanzfonds in Deutschland auflegen konnten, der zum öffentlichen Vertrieb zugelassen war. Seit Beginn meiner Selbstständigkeit vor über 16 Jahren überzeugt mich das Konzept immer noch.

finanzwelt: Wie funktioniert der IIV Mikrofinanzfonds und wie hat er sich seit Beginn entwickelt? Gab es 2011 einen Boom, nachdem Sie den Fonds aufgelegt haben? Schröder» Den ersten medialen Boom gab es bereits 2006, als Professor Yunus [Muhammad Yunus, Gründer der Grameen Bank und einer der Begründer des Mikrofinanz-Ge-

dankens, Anm. d. R.] den Friedensnobelpreis für dieses Thema erhielt. Damals wurden Luxemburger Mikrofinanzfonds für das institutionelle Geschäft entwickelt. Als wir 2011 mit dem Fonds starteten, war es schwierig, Anleger zu gewinnen. Es war ein ganz neues Konzept am deutschen Markt. 2014, als die Niedrigzinsphase begann und das Thema Nachhaltigkeit immer präsenter wurde, wurde die Anlageklasse Mikrofinanz für Anleger interessanter und hatte sich bereits nach drei Jahren als Portfoliobaustein bewährt. Mittlerweile liegt das Fondsvolumen bei 850 Mio. Euro, insgesamt verwalten wir knapp 1 Mrd. Euro. Um Rendite für unsere Anleger zu generieren, vergeben wir Darlehen an Finanzinstitute in den Emerging Markets, aktuell sind es ca. 92 Mikrofinanzinstitute. Die durchschnittliche Darlehenssumme liegt zwischen 5 und 6 Mio. US-Dollar. Die Darlehensgrößen an Endkreditnehmer variieren zwischen 50 und 25.000 oder 30.000 USDollar. Es können auch Gruppenkredite, z. B. an Frauen, oder kleine Darlehen ohne Sicherheiten vergeben werden. Die durchschnittliche Darlehensgröße an die Endkreditnehmer liegt bei ca. 1.400 US-Dollar. Unsere Laufzeiten für die Darlehen mit den Instituten liegen bei etwa 20 Monaten, für die Endkreditnehmer sind diese kürzer, ca. drei bis neun Monate für z. B. Betriebsmittelkredite. Zur Veranschaulichung: Eine Schneiderin muss Stoff kaufen und nimmt dafür ein Darlehen auf. Aus der Gewinnspanne der damit hergestellten Waren kann sie das Darlehen zeitnah zurückzahlen und auch davon leben. Die teilweise sehr hohen Gewinnspannen machen das möglich. Auf diese Weise finanzieren wir u. a. auch den Agrarsektor, den Handel, aber auch z. B. Sanitärgeschäfte etc. Alles, was im regionalen, normalen täglichen Gebrauch benötigt wird. Zahlt uns das Mikrofinanzinstitut die Zinsen und später das Darlehen zurück, erhält der Investor daraus seine Rendite. Das nennen wir den ‚positiven Kreislauf des Geldes‘.

finanzwelt: Sind Sie bei der Auswahl der Endkreditnehmer beteiligt oder entscheiden das die Mikrofinanzinstitute vor Ort allein? Welche Kriterien gelten dabei?

Schröder» Generell entscheiden das die Institute selbst. Wir geben jedoch vor, was nicht finanziert werden darf. In den

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Darlehensverträgen haben wir z. B. ESG-Ausschlusskriterien. Alkohol, Pornografie und Waffen dürfen gar nicht, fossile Brennstoffe nur bis zu einem gewissen Grad gefördert werden. Zudem überprüfen wir die Geschäftsmodelle stichprobenartig vor Ort.

finanzwelt: Und viele Ihrer Endkreditnehmer sind Frauen?

Schröder» Richtig, das ist so gewollt. Frauen werden gezielt ausgesucht, weil Mikrofinanz als eines der sozialen Ziele gerade Frauen in ihrer finanziellen Unabhängigkeit fördern möchte. Zudem habe ich selbst schon beobachtet, dass Frauen in vielen Ländern eine andere gesellschaftliche Wertstellung erhalten, wenn sie zum Haushaltseinkommen beitragen. Und: Wächst das Einkommen, können die Kinder zur Schule gehen, eine Ausbildung kann finanziert werden. Genau das ist das Ziel, das wir erreichen möchten. Manche sagen aber auch, die Scheidungsraten hätten seitdem zugenommen (lacht).

finanzwelt: Für welche Investoren eignet sich Ihr Publikumsfonds?

Schröder» Es gibt viele Privatanleger, die eine Investitionsmöglichkeit suchen, um etwas Gutes zu tun, ihr Geld vor Wertverlust zu schützen und sogar noch eine Rendite zu erzielen. Seit Gründung des Fonds hatten wir nie ein negatives Jahr. Auch 2022 nicht. Für Mikrofinanz gilt: Es gibt nur sehr geringe Korrelationen zu anderen Anlageklassen, eine stetige Rendite, eine geringe Volatilität und man tut noch etwas Gutes. Die Reihenfolge dieser Argumente variiert, aber wir sind sowohl für Privatpersonen, Family Offices, Stiftungen als auch als Portfoliobeimischung für Vermögensverwalter interessant. Mikrofinanz ist ein Portfoliostabilisator und eignet sich damit für verschiedene Zielgruppen.

finanzwelt: Wie sehen Ihre Pläne für 2023 aus?

Schröder» Wir arbeiten gerade an einem neuen Projekt, regulatorisch bedingt nur für professionelle Anleger. Dabei geht es um das aktuelle und sehr wichtige Thema erneuerbare Energien in Entwicklungsländern, hauptsächlich in Sub-Sahara Afrika. In den 55 Ländern, die zu dieser Region gehören, gibt es ca. 550 Millionen Menschen, die keinerlei Zugang zu Energie haben. Dort wollen wir ansetzen und den Menschen von vornherein erneuerbare Energien näherbringen. Dafür ist der Start eines Fonds geplant, der in Unternehmen investiert, die die Energieversorgung mit Solarenergie vorantreiben und eine entsprechende Infrastruktur errichten und sicherstellen. Aktuell befinden wir uns noch in der Vorbereitung. (lb)

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Denkmalschutz

Aus Alt mach Neu. Schönes muss nicht immer vergänglich sein. So können auch Denkmalschutzimmobilien eine lohnende Kapitalanlage sein. Nicht nur, dass der Gesellschaft ein schützenswertes Bauwerk erhalten bleibt, durch Steuersparmöglichkeiten erhöht sich die Rendite für Anleger, die die Immobilie vermieten. Wir liefern Ihnen einen Überblick.

Europa-Fonds

Beim Vergleich zu den USA hinkt Europa oftmals hinterher. Zumindest war das längere Zeit der Fall. In der jüngeren Vergangenheit haben europäische Aktienfonds durchaus Boden gut gemacht. Dennoch bleiben die strukturellen Probleme des „alten Kontinents“ bestehen. Das offenbarte auch die Abhängigkeit von Energielieferanten. finanzwelt blickt auf interessante Opportunitäten im europäischen Umfeld.

Oldtimer

Für Oldtimer ist eine Kfz-Haftpflicht gesetzlich vorgeschrieben. Doch ab wann zählt Ihr Fahrzeug überhaupt zu den Oldtimern? Wie schaut es mit dem H-Kennzeichen aus? Welche Tarife gibt es am Markt und worin bestehen die Unterschiede? Ein Nostalgie-Thema, das doch für viele Kunden interessant ist. Die Highlights präsentieren wir in der nächsten Ausgabe.

IMPRESSUM

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AUTOREN DIESER AUSGABE

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Prof. Dr. Hans-Peter Schwintowski

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In der nächsten Ausgabe erwarten Sie unter anderem diese Themen:

FMM-FONDS: SUBSTANZ, UNABHÄNGIGKEIT, WACHSTUM

Kontinuität, Beständigkeit und ein langfristiger Anlagehorizont machen in der Vermögensanlage den Unterschied. DJE-Gründer Dr. Jens Ehrhardt managt den FMM-Fonds seit dessen Auflage vor über 35 Jahren, und von Anfang an konnte der Fonds überzeugen. Trotz verschiedener Krisen und Crashs, Katastrophen, Kriege und einer Pandemie.

Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt des betreffenden Fonds und das PRIIPs-KID, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen. Darin sind auch die ausführlichen Informationen zu Chancen und Risiken enthalten. Diese Unterlagen können in deutscher Sprache kostenlos auf www.dje.de unter dem betreffenden Fonds abgerufen werden. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte kann in deutscher Sprache kostenlos in elektronischer Form auf der Webseite unter www.dje.de/zusammenfassung-der-anlegerrechte abgerufen werden. Alle hier veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information, können sich jederzeit ändern und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar.

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Der positive Kreislauf des Geldes

5min
pages 108-111

Gipfel erklommen?

2min
pages 106-107

Bessere Planbarkeit von Erträgen und Einkommen

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pages 104-106

Finanzkrise reloaded?

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Inflationsbekämpfung Staaten“

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Weiteres Standortbeben in der Schweiz durch Investorenklage gegen FINMA

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investieren heißt auch verantwortungsvoll handeln“

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Edle Steinchen

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Erster Dachfonds der IMMAC group

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Einen Blick über den Tellerrand wagen

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Ein Platz an der Sonne

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Die Reform wird für Schubkraft sorgen

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„Eigentlich müsste es auf ELTIFs einen regelrechten Run geben“

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Beliebtes Investitionsobjekt

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So lässt es sich leben

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ANGESPANNTES MARKTUMFELD UND SCHWIERIGE ZEITEN?

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Das pauschal richtige Modell gibt es nicht

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Das neue Normal?

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Seltsame Methoden

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No Risk, more Fun

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Schadenmanagement mit Sachverstand

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Dystopie, Utopie oder bereits starke KI

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Nachhaltig handeln bedeutet, das Entscheidende mit Voraussicht zu unternehmen

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Wer den Cyber-Schaden hat, steht unter Verdacht

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Run-Off

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Child in Time

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Zukunft gemeinsam gestalten

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„Tradition und Moderne müssen Hand in Hand gehen“

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Das dicke Ende kommt noch

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Impulse für die Altersvorsorge

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Ex-Talanx-Topmanager ist jetzt Start-up-Investor

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Erwerbsunfähigkeit-Analyse 2023

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Rechtsfragen zum Einsatz

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Gutes Geld für gute Beratung

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Warum nicht beides?

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Zugang zu neuen Gewerbekunden

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ZUKUNFTSSICHER ERFOLGREICH NACHHALTIG

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AUF EINEN BLICK

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ZUKUNFT GEMEINSAM GESTALTEN Sie wollen nachhaltigen Erfolg. Wir begleiten Sie!

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