FURIOS 05 – Massenuni

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Notiert von REBECCA CIESIELSKI, FANNY GRUHL, KATHARINA HILGENBERG und HENRICE STÖBESAND Fotos: CORA-MAE GREGORSCHEWSKI

»NEULICH HABE ICH DEN PROFESSOR VON NAHEM GESEHEN.« In der Vorlesung: Tanja, 21, studiert Russisch und Politik auf Lehramt. Zu den FU-Professoren hat sie ein besonderes VerhĂ€ltnis. Ich finde es manchmal sehr schlimm, so frĂŒh aufzustehen 
 dann ist jetzt auch noch Winter, das heißt ich stehe im Dunkeln auf und komme im Dunkeln nach Hause. Und der Hörsaal ist proppenvoll. Aber die Vorlesung hier ist klausurrelevant. Professor De Haan ist aufgeschlossen und witzig. Ich finde ihn aber nicht attraktiv oder dergleichen...ist ja auch schon Ă€lter. Neulich habe ich ihn mal von ganz Nahem gesehen. Das war besonders einprĂ€gsam. Denn sonst sitze ich oft hinten im Hörsaal, weil vorne nie Platz ist. Jedenfalls sieht Professor De Haan ganz anders von Nahem als von Weitem aus. Da Russisch an der HU kein so ĂŒberlaufenes Fach ist, sind in den »KlassenrĂ€umen« maximal 30 Leute. Es ist viel familiĂ€rer und man kann trotzdem noch zwischen 5 inhaltsgleichen Seminaren zu unterschiedlichen Zeiten wĂ€hlen. An der FU gibt es kaum solche Seminare. Die Bekanntschaften bleiben hier leider nur oberflĂ€chlich. Manchmal sitzt man in einer Vorlesung und ist ganz einsam. Die GrĂ¶ĂŸe der FU garantiert dafĂŒr viel Auswahl, nicht nur an Leuten, sondern auch an Kursen und Orten. Und es gibt viele tolle Professoren. Deshalb mag ich die FU. Außerdem bin ich Berlinerin. Ich habe ein Jahr in Texas und eins in Ghana verbracht, aber lĂ€nger möchte ich nicht von Freunden und Familie getrennt sein. Ich bin Lokalpatriotin. Ich liebe Berlin.

»RADIO IST SOWIESO BALD TOT« In der Mensa: AndrĂ© ist 31 und studiert Philosophie und Religionswissenschaften an der FU. Ich esse Nudeln mit Partyfrikadellen. Die heißen echt so! Ist aber auch nur ganz normales Hackfleisch. Ach ja: Außerdem Iebe ich in Potsdam, weil mir Berlin zu anstrengend wĂ€re. Ich muss nicht jeden Tag auf Partys gehen und wĂŒrde außerdem die Natur vermissen. Vor zehn Jahren habe ich ein Studium angefangen, in Rostock. Damals war Studieren noch anders. Man hatte mehr Vorlesungen und weniger kleine Seminare. Deshalb finde ich, dass die Umstellung auf Bachelor und Master das Studium etwas entanonymisiert hat. Es ist leichter, Kommilitonen in kleineren Seminaren kennenzulernen, als in Vorlesungen, in denen zum Teil mehrere hundert Studierende sitzen. Das Studium habe ich damals nach wenigen Semestern wieder abgebrochen, als ich ein Praktikum beim BBRadio bekommen habe. Beim Radio zu arbeiten war immer mein Traum. Jetzt bin ich wieder an der Uni gelandet. Ich wollte den Konkurrenzdruck und die nervenraubenden Arbeitszeiten nicht mehr. Hier kann ich mich endlich mit den Dingen beschĂ€ftigen, die mich wirklich interessieren. Außerdem ist Radio als Massenmedium in spĂ€testens zehn Jahren sowieso tot.

FURIOS 05/2011

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