Notiert von Carolin Benack, Filip Tuma und Daniela Hombach Fotos: Filip Tuma
Tanja Börzel und ThoMas Risse: »Wir sind beide heftig« Die beiden Professoren lernten sich kennen, als sie noch Studentin und er schon Professor war. Heute sind sie verheiratet und am OSI. Tanja Börzel: Zum ersten Mal traf ich ihn Weihnachten 1993 an der Uni Konstanz. Ich kam aus Kanada, musste meine Diplomarbeit schreiben und hatte plötzlich diesen jungen Professor vor mir. — Thomas Risse: Ich bot ihr eine Promotionsstelle an, aber sie lehnte ab. — Wir sahen uns erst drei Jahre später wieder, in Florenz. — Sie zeigte mir die Stadt. — Das war so ein Ebenenwechsel. — Dann ging alles recht schnell, wir machten sofort alles öffentlich und heirateten im folgenden Jahr. Beim Auswahlverfahren an der FU hatte ich nie das Gefühl, dass ich hier als »Familienticket« behandelt werde. Die Stelle wurde nicht extra geschaffen um mich an die FU zu holen. — Ich war zunächst der Meinung, dass das zu früh kommt und sie sich gar nicht bewerben sollte. Ein Kollege hatte ihr dazu geraten. Wir hatten aber auch beide ein Angebot von der LSE – das hat ihrer Verhandlungsposition sicher nicht geschadet. Wir sind beide sehr engagiert im Beruf und haben eine starke Durchsetzungskraft, aber wir sind nicht immer einer Meinung – es kracht auch mal. — Mit Partnern, die nichts mit Politikwissenschaft zu tun haben, wäre es viel schwieriger Beruf und Privates zusammenzubringen. — Die Übergänge verschwimmen zwar, aber vieles wird auch einfacher. Ich habe unheimlich viel von ihm gelernt. — Und ich von ihr.
Sakharet und David: »BÄM!« Sie haben sich im Sinologiestudium kennen gelernt, in China sind sie ein Paar geworden. Beide sind ordentlicher als der jeweils andere. Sakharet: Wir kennen uns seit 2003, wir haben zusammen angefangen zu studieren, im Chinesischsprachkurs bei Frau Brexendorff. — David: Ich hätte gesagt bei Professor Deng. Unsere Beziehung hat sich langsam entwickelt. Wir waren lange befreundet, dann waren wir ein Jahr lang zusammen in China und BÄM!, waren wir zusammen. — Vorher haben wir uns jahrelang angeschmachtet. Der größte Unterschied zwischen uns ist unsere Haarfarbe. — Ich bin mehr Chinese als Sakhi, Sakhi ist tendenziell eher Italienerin. — Wir sind total langweilig. Wir streiten uns nie. — Doch, wir streiten uns andauernd. — Ich bin ordentlicher. — Ich bin ordentlicher! — Du weißt, wer jetzt lügt. In zehn Jahren mache ich entweder Folk-Musik in einer schäbigen Kneipe, wo mich versoffene Gäste vom Spielen abhalten wollen, oder ich werde meine Seele an eine große Firma verkaufen, hoffentlich für einen nicht unerheblichen Betrag. Sakhi ist auf jeden Fall Teil meiner Pläne. Wenn sie mitmacht … — Ich habe absolut keinen Plan, was die Zukunft für mich bringt. Vielleicht werde ich irgendwo in China etwas machen, im Bereich Kultur, bilaterale Beziehungen … ich weiß es nicht. Ich würde dabei schon Rücksicht auf David nehmen, so wichtig ist mir die Beziehung dann doch. Ein guter Schlusssatz, ne? Furios 04/2010
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