UNI FRIZZ Frankfurt Sommersemester 2019

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›› UNI FRIZZ ARENA

Texte: Jürgen Mai

THEATERMACHER MICHAEL QUAST ERINNERT SICH

„Wir waren jeden Abend im Theater“

H

© Dominic Reichenbach

at er Sie nicht angerufen? Moment, ich renne zur Probebühne und hole ihn…“ Michael Quast ist in diesen Tagen nicht einfach zu erreichen, kann den vereinbarten Telefontermin für das Interview über einen Rückblick auf sein eigenes Studium zunächst nicht einhalten. Er hat beim Proben ganz einfach die Zeit vergessen. Der Frankfurter Theatermacher hat ein straffes Pensum. Der Umbau des Cantate-Saals in den neuen Goethehöfen im Großen Hirschgraben in der Innenstadt schreitet voran. Hier möchte die Fliegende Volksbühne im September ihre neu hergerichtete feste Spielstätte beziehen. Vorher steht Barock am Main (10.7.-4.8.) auf dem Programm mit dem Molière-Stück „Der Tartüff “ in hessischer Mundart im Hof der Höchster Porzellanmanufaktur. Und der Dauerbrenner „Goethe: Faust 1“, eine kommentierte Darbietung des Klassikers als Humorbuch, feiert am 2. Juni (11 Uhr) im Goethe-Haus sein 20-jähriges Jubiläum. Ein straffes Pensum – das kennt Quast noch aus der Zeit seines Studiums an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Wenn auch aus anderer Perspektive. „Wir waren jeden Abend im Theater und haben uns dank der Freikarten der Hochschule Aufführungen in Stuttgart angeschaut. Das war eine ungeheuer intensive Zeit“, so der 60-Jährige. Dass er überhaupt das Studium beginnen konnte, verdankt der gebürtige Heidelberger einer besonderen Regelung der Hochschule. „Ich hatte die Schule ein Jahr vor dem Abitur beendet. Aber man konnte damals ein künstlerisches Studium auch ohne Abitur beginnen. Eintrittskarte war das Schreiben eines Aufsatzes über ein künstlerisches Thema“, so Quast. Gesagt, getan. Er brachte den Aufsatz zu Papier und nahm das sechssemestrige Diplom-Studium auf: „Wir waren alle total mo-

tiviert und rund um die Uhr an der Hochschule. Es war kein Studium, in dem man Lektüre-Apparate abarbeiten oder büffeln musste, um Scheine zu erwerben. Wir konnten Ideen ausprobieren, Projekte für die Bühne machen und unsere Interessen verfolgen.“ Auf die Frage, ob es bei seiner heutigen Theaterarbeit noch Denkweisen oder Handlungsmuster gibt, die auf seine Zeit im Studium zurückgehen, muss Quast nicht lange überlegen: „Es gibt ein paar Lehrer, die wichtig für mich waren. Schauspieler, die damals unter Claus Peymann am Staatstheater Stuttgart gearbeitet haben. Oder der Leiter Felix Müller, der übrigens auch einmal im Theater am Turm (TAT) in Frankfurt tätig war.“ Kontakt zu seiner Hochschule hat er heute keinen mehr: „Es gab mal eine Anfrage zu einer Jubiläumsveranstaltung, die ist aber im Sande verlaufen.“ Aber bei der Namensvetterin, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in der Eschersheimer Landstraße in Frankfurt, ist Quast immer mal wieder vor Ort, um sich Inszenierungen des Nachwuchses anzusehen.

ZU GUTER LETZT: DER ABSACKER

Lebensfreude Pur

DIE LIEBLINGE DER PROFS

›› Mainkurstraße 19, Frankfurt-Bornheim, Mo-Fr 19-5 Uhr, Sa/So 22-5 Uhr, lebensfreude-pur.com

Für den Kinderschutz: Prof. Maud Zitelmann Maud Zitelmann hat eine Professur für Jugendhilfe und Kinderschutz an der University of Applied Sciences (UAS) Frankfurt inne. Die 2013 mit dem Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre ausgezeichnete Botschafterin des Deutschen Kindervereins setzt sich dafür ein, dass Menschen, die im Kinderschutz arbeiten, eine bessere Ausbildung erhalten. Wir haben Sie zu Ihren Lieblingen befragt.

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Lieblingsbuch: Als Fachbuch nenne ich „Pflegekinder“ von Monika Nienstedt und Arnim Westermann. Bei Romanen ist es „Ein Ort für die Ewigkeit“ von Val McDermid – ein Krimi als Trilogie, der die komplexe gesellschaftliche Verleugnung von Missbrauch abbildet. Lieblingsort: Spaziergänge im Wald.

Lieblingsfilm: Es gibt so viele gute Filme. Ich entscheide mich für „Harold and Maude“. Lieblingsmusik: Reinhard Mey. Einzelne seiner Songs sind manchmal etwas flach. Aber das Gesamtwerk als Summe der Teile ist große Kunst. Liebstes Zitat: „Man muss wissen, bis wohin man zu weit gehen kann“ von Jean Cocteau. Das hat mir einmal ein Lehrer in mein Poesiealbum in der Schule geschrieben. Leibgericht: Thailändisches Essen, weil es so anders schmeckt als die Gerichte aus meiner Kindheit.

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frizz-frankfurt.de

Würde man eine Umfrage starten, wo sich eine der verrücktesten Kneipen in Frankfurt befindet, würden mit Sicherheit viele auf das Bahnhofsviertel oder Sachsenhausen tippen. Auf das Hinterland der Berger Straße kämen nur die wenigsten. Bis sie einmal die „Lebensfreude Pur“ in der Mainkurstraße angesteuert haben. Besitzerin Luzie Hartel hat den Laden Ende der 1990er Jahre eröffnet und seitdem schon einige Schlagzeilen produziert. Sie hat entschlossen das Rauchverbot bekämpft und betreibt ihren Laden nach wie vor als Raucher-Kneipe. Und sie hat sich gegen die sogenannte „Putzfrauensperrstunde“ aufgelehnt, wonach Kneipen von 5-6 Uhr eine Stunde schließen müssen. Denn um diese Zeit ist es in der Lebensfreude Pur oft noch gerappelt voll, quatscht man, genießt Rockmusik, fragt sich, was es wohl mit dem „Foto Slam“ im Veranstaltungskalender auf sich haben könnte, oder betrachtet erstaunt das Ambiente aus Dunkelheit, Plüsch, Kitsch und Dunst. Und bestellt noch einen Absacker, z.B. Sion Kölsch vom Fass (0,2 l) für 1,80€, Apfelwein von Matsch & Brei (0,5 l) für 4,40 € oder Henninger vom Fass (0,3 l) für 3 €.


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