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KUNST

Galerie Maurer

„Konturen der Natur“ zeigt Arbeiten von Aja von Loeper, Joseph Stephan Wurmer und Paul Diestel. Von Loeper raut in ihren Arbeiten mithilfe ihrer Buchenkolben große Flächen von Kartons auf und regt damit die Oberfläche des 250-GrammKartons an, sich zu wölben. Joseph Stephan Wurmer lotet in seinen Skulpturen die charakteristischen Eigenschaften des Materials Holz aus und für Paul Distel ist die Natur Vorbild. Er nimmt Ausschnitte der Natur – wie Blattknospen, Larven eines Falters oder Samen – und verarbeitet diese. ›› Bis 6.3.2021, Fahrgasse 5, Do-Fr 13-18+Sa 11-16 Uhr u.n.V., galerie-maurer.com

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Museum Angewandte Kunst

Spannende Kurator:innenTalks finden sich unter „das Angewandte digital“. Zuletzt sprach die Stellvertretende Direktorin und Kuratorin für Design, Kunst und Medien, Grit Weber, mit Song Tieu, eine der Preisträgerinnen des ars viva-Preises, deren Werke in der aktuellen Ausstellung „ars viva 2021“ zu sehen sind. Tieu setzt sich in ihren Arbeiten überwiegend mit soziokulturellen und identitätspolitischen Fragestellungen auseinander. Dabei bezieht sie eigene Erfahrungen von Migration und Fremdheit in ihre Arbeit ein. ›› museumangewandtekunst.de/ angewandte-digital

Schirn

Die Künstlerin Caroline Monnet präsentiert in der Rotonde der Schirn ihre immersive Videoarbeit „Transatlantic“ (2018, 15 Min.), welche die 22-tägige Reise der Künstlerin auf einem Frachtschiff von Europa nach Kanada dokumentiert. Monnets Installation zeigt u.a. die Auswirkungen der kolonialen Geschichte zwischen Europa und Nordamerika, Handel und Migration sowie die traumatischen Erfahrungen der Indigenen Menschen. Das Thema der Repräsentation Indigener Völker und Kulturen in der heutigen Gesellschaft zieht sich durch Monnets ganzes Oevre. ›› 10.2.-16.5.2021, Mi+Do 10-22/Di+Fr-So 10-19 Uhr, schirn.de

Tina Kohlmann. Paradoxical Passages

›› Bis 20.2.21, Philipp Pflug Contemporary, Di-Fr 12-18+Sa 10-14 Uhr, ppcontemporary.com. VORANKÜNDIGUNG

Das Material, das Tina Kohlmann für ihre Skulpturen verwendet, hat einen ganz eigenen Reiz. Aus großen Steinscheiben, gebogenen Kupferrohren und farbigem, herabhängendem Kunsthaar entstehen Skulpturen, die an Exponate ethnologischer Sammlungen erinnern. Gesichter oder Masken mit ganz ursprünglicher Kraft. Kohlmann verwendet hauptsächlich Scheiben aus Achat oder Bergkristall in allen Far-

© Wolfgang Günzel, Offenbach am Main

ben, schillernd und aus der Tiefe der Erde gewachsen. Eine weitere Werkserie bilden rätselhafte, regenbogenfarbige Figuren mit langen, ausufernden Schlaucharmen. Mit einem Gerüst aus Gips und mit flüssigem Kunststoff betropft stehen sie da, triefend, schleimig und gekrönt von Gefäßen, als ob sie Teil eines heiligen, unbekannten Rituals wären. Schlangen, ebenfalls ein uraltes Motiv in der Kunst, winden sich durch Kohlmanns Skulpturen. Allerdings nicht als etwas Bedrohliches, Verführerisches – eher freundlich lächelnd. Durch das große Schaufenster kann die Ausstellung übrigens auch noch während des Lockdowns gut eingesehen werden. Ann Wente-Jaeger

Flo Maak. Collected Stories

›› 5.2.-27.3.21, Bernhard Knaus Fine Art, Di-Fr 13-18+Sa 11-15 Uhr, bernhardknaus.com VORANKÜNDIGUNG

Devil’s Weed, Communist Pacha – die Namen, die Chromolaena odorata umgangssprachlich auch hat, zeigen schon, dass diese Pflanze bei Menschen nicht gerade beliebt ist. Das grüne Kraut mit den kleinen weißen Blüten wächst in allen Teilen der Erde, gilt aber besonders in Asien und Teilen Afrikas als invasive Art. Ein aggressives Unkraut, das nicht nur andere Pflanzen, son-

© Bernhard Knaus Fine Art, Frankfurt

dern auch Tiere verdrängt und besonders gerne an Orten gedeiht, die nicht mehr wirklich gesunde Natur sind: Straßenränder oder Weiden etwa. Flo Maak, Student und Meisterschüler von Wolfgang Tillmans und Willem de Rooij, erzählt in der zentralen Installation der Ausstellung von der weltweiten Verbreitung von Chromolaena odorata und geht Fragen nach Herkunft, Zugehörigkeit und Migration nach. Auch in einer weiteren Werkgruppe beschäftigt er sich mit dem Zusammenleben auf unserem beschädigten Planeten. Er dokumentiert die graue, karge Gerölllandschaft rings um den Ätna, geformt vom Vulkanismus – der aber weder aggressiv noch zerstörerisch ist, sondern einfach Teil eines natürlichen Energiekreislaufs. Ann Wente-Jaeger

Gilbert & George. The Great Exhibition

›› 12.2.-16.5.2021, Schirn, Mi+Do 10-22/Di+Fr-So 10-19 Uhr, schirn.de

Das britische Künstlerduo Gilbert & George ist zugleich Subjekt und Objekt seiner Arbeit. Als Living Sculptures verkörpern sie ihre Kunst und sind Thema und Gegenstand ihrer großformatigen Collagen und gerasterten Bildwelten. Eine künstlerische Einheit, die nicht zwischen Kunst und Leben unterscheidet. Das Paar beherrscht die Kunst der Selbstinszenierung bis zur Perfektion. Ihr Markenzeichen: stets korrekt und very british gekleidet. Die Retrospektive zeigt das Œuvre des exzentrischen Londoner Künstlerduos, das um Tod, Hoffnung, Leben, Angst, Sex, Geld und Religion kreist und welches nach wie vor von ungebrochener Brisanz und Bedeutung ist. Seit mehr als fünf Dekaden wirbeln Gilbert & George die Kunstwelt auf, zeigen gesellschaftliche Themen in ihrer Widersprüchlichkeit: fröhlich und tragisch, grotesk und ernst, surreal und symbolisch. Ziel des Duos – das über sich selbst sagt: „We are two people but one artist“ – sei es nicht zu schockieren, sondern vielmehr unter dem Credo „Kunst für alle“ sichtbar zu machen, was sich in der Welt abspiele. George bezeichnet sie gar als Erfinder der politischen Inkorrektheit: „(…) in gewisser Hinsicht haben wir die politische Inkorrektheit erfunden! Als wir in den siebziger Jahren die Dirty Words Pictures machten – queer, shit, fuck, tart, cunt usw. –, sagten sogar die aufgeklärtesten unter unseren Unterstützern: Nun wird’s aber etwas dumm und kindisch. Werdet erwachsen! Aber sie hatten unrecht. Solche Arbeiten sind relevanter denn je.“