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42 Am Ende 0411 HA:! Muster HA 20.03.11 15:08 Seite 42

AM ENDE N Interview: Sebastian Krziwanie

Herr Hechler, vollenden Sie bitte diesen Satz: An Halle hat mich in letzter Zeit besonders aufgeregt, ... dass es die Stadt Halle und die Moritzburg als Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt nicht geschafft haben, dem international renommierten und geschätzten Maler Willi Sitte zu seinem 90. Geburtstag eine adäquate Würdigung seines Lebenswerkes zu schenken. Ausstellungen finden in Merseburg und in Durbach (Baden-Württemberg) statt. Erst als man sich darüber in der Öffentlichkeit empörte, passierte was. Nun soll es im Oktober in der Villa Kobe eine Personalausstellung unter dem Motto „Liebe, Lust, Erotik“ geben. Es freut mich sehr, dass es in Halle doch noch Menschen mit einem Gespür für kunsthistorische Zusammenhänge gibt.

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Das letzte Wort hat ... K Das letzte Wort in diesem Monat hat Steffen Hechler. Hechler, 48, ist der dienstälteste Oldschool-DJ der Stadt, privater Stadtführer und bekennender Hallenser.

Was muss sich ändern?

Wie würden Sie Halle beschreiben, für den, der Halle nicht kennt?

Schön wäre es, wenn Halle endlich mal aus seinem zu starren Korsett heraustreten würde. Sicherlich ist die Stadt mit Händel eng verknüpft. Aber nicht nur! Ich finde, dass Halle mehr ist, als diese zwei Wochen im Juni. Ein modernes und zukunftsorientiertes Image erlangt man damit nicht gerade. In Halle gibt es so vieles, worauf man sich beziehen und stolz sein kann. Da sind die Franckeschen Stiftungen, die Universität und die Leopoldina oder auch die Burg Giebichenstein. Außerdem braucht Halle wieder mehr junge Themen. Warum sind denn z.B. die Sputnik Turntable Days aus Halle ausgezogen? Warum gibt es in Halle keine geförderte musikalische Clubkultur?

Beschreiben? Ich würde den Unwissenden in die Stadt entführen. Mein Stadtspaziergang beginnt in den Franckeschen Stiftungen, führt weiter zum Stadtgottesacker, dem einzigen nördlich der Alpen existierenden Campo Santo Friedhof Europas, bis zum Markt. Vorbei am wunderschönen Marktensemble mit den fünf Türmen führt mich der Weg zum Händelhaus und zur Neuen Residenz – ein architektonisch und geschichtlich höchst interessanter Gebäudekomplex. Der Ausspruch „Halle ist Kunst, Kunst ist Halle“ setzt sich am alten Exerzierplatz mit unserer wunderschönen Moritzburg fort. Dieser sehr persönliche Spaziergang endet nach dem Durchschreiten der grünen Lunge Halles: über

FRIZZ April 2011

die Peißnitz, entlang des Riveufers bis zur Burg Giebichenstein. Und zum Schluss dann ein schön gezapftes Bier in der Gosenschänke oder im Brohmers. Welcher Ort ist Ihnen in Halle der liebste? Ich freue mich jetzt schon auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, um unter der Linde in meinem Garten zu sitzen. Leider wird mir das Vergnügen nicht mehr lange erhalten bleiben, denn die Stadt lässt auch hier ein Bewusstsein für Tradition vermissen. Die Villa „Am Kirchtor 5“ ist auch als Stiftungshaus und Wohnort des bekannten und vielleicht „letzten“ Oberbürgermeisters der Stadt, Richard Robert Rive, bekannt – momentan zerfällt das Haus, wie so viele in der Stadt, in alle Einzelteile.

Wenn Sie in die Zukunft schauen, welche Pläne und Visionen haben Sie? Mein Fußballverein VfL Halle 96 hält die Klasse und der Verein bekommt überraschend nun doch den versprochenen Kunstrasenplatz. Und auch dem FC. St. Pauli gelingt am letzten Spieltag der Saison mit einem Tor in der 90. Minute der Klassenerhalt. Halle wird zu Recht europäische Kulturhauptstadt 2016, die Rolling Stones geben ihr letztes Konzert auf den Passendorfer Wiesen und ich bin der King vom Fuchsberg. Und es menschelt endlich wieder in der Stadt. Und worauf freuen Sie sich in der nächsten Zeit? Ich freue mich, auf einen guten Wein mit lieben Freunden am Süßen See im Weingut Rene Schwalbe und auf schöne Tage zu Ostern 2011 in meiner zweiten Lieblingsstadt Prag.


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