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Buch des Monats April 2021 Juan Gabriel Vásquez „Lieder für die Feuersbrunst”
Foto: Benjamin Weber
Begründung der Jury (Auszug)
Kulturhäppchen im Schaufenster! #darmstadtbildetbanden präsentiert sich im Luisencenter Darmstadt W Zahlreiche Darmstädter Kulturinstitutionen haben sich Ende
In einer von neun Erzählungen des derzeit bedeutendsten kolumbianischen Schriftstellers (*1973) heißt es, die Trägheit der Gewalt gleiche unterirdischen Strömen, in die niemand die Hand tauchen könne. Sie durchzieht, fast leitmotivisch, sein gesamtes Erzählwerk. In der Titelgeschichte spannt Vásquez den Bogen vom ausgehenden 19. Jahrhundert über den ersten Weltkrieg bis in unsere Zeit und schildert sprachmächtig das gewaltsame Ende einer Vorkämpferin für Frauenrechte in einem bis heute gesellschaftlich gespaltenen Land. Während ihr Haus niederbrennt, kann ihr Sohn den reaktionären Killern entkommen. Ihm bleibt die Erinnerung, die er als erwachsener Mann im Buch festhält; der einzige Trost, den er hat, wie alle Kinder dieses in Brand gesteckten Landes. Es sind allesamt scheinbar belanglose Ereignisse, die die Erzählungen in Gang setzen. Für Vásquez kommt dem Zufall dabei eine zentrale Bedeutung zu: Er ist das konstitutive Element, das dem Leben eine völlig neue Wendung gibt mit seinen Brüchen, Verwerfungen und Zerstörungen. PETER BENZ / DARMSTÄDTER JURY „BUCH DES MONATS“ 240 Seiten, gebunden, Lesebändchen Schöffling & Co Verlag, Frankfurt am Main, 2. Februar 2021 ISBN: 978-3-89561-018-9; 22,- €
letzten Jahres unter dem Motto „Darmstadt bildet Banden“ zusammengeschlossen, um die Vielfalt der Kulturlandschaft virtuell zu zeigen. Jetzt wird die Brücke zur Innenstadt geschlagen.
Schon zum zweiten Mal wird der „Kathrin-Preis / Kathrin Lemke Scholarship for Young Jazz Improvisers“ verliehen – dieses Jahr an die Kölner Saxofonistin Luise Volkmann (Foto). „Ihre intensive Auseinandersetzung mit den afroamerikanischen Wurzeln und Konventionen des Jazz […] nimmt Diskurse auf, die in der heutigen Zeit viele junge Menschen weltweit bewegen“, so Juryvorsitzender Wolfram Knauer über die Preisträgerin. Luise Volkmanns Musik beinhaltet immer auch eine politische Aussagekraft. Luise Volkmann wird in der Woche vom 12. bis 17. April ihre Werkstattphase gestalten – abschließend soll am 17. April ein virtuelles PreisträgeJT rin-Konzert stattfinden.
YouTube: #darmstadtbildetbanden / Facebook: @darmstadtbildetbanden
Preisverleihung & Preisträgerin-Konzert: 17. April 2021
M www.staatstheater-darmstadt.de
M www.kathrin-preis.de
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Foto: Jürgen Volkmann
Zum zweiten Lockdown entstand der Zusammenschluss „Darmstadt bildet Banden“, den u. a. das Staatstheater Darmstadt mit vielen anderen engagierten Kulturanbietern initiiert hat. In einem virtuellen Adventskalender hatten sich Darmstädter Kulturinstitutionen vorgestellt, um die Vielfalt und das Potenzial der Kultur auch in der Pandemie zu zeigen. Seit Januar liefert der „Banden-Mittwoch“ Woche für Woche auf dem YouTube-Kanal spannende, kulturelle Einblicke, seit Kurzem auch auf der dafür eingerichteten Facebook-Seite. Das Projekt kommt auch ins Analoge: Darmstädter Kulturinstitutionen zeigen in einem temporär verfügbaren Schaufenster des Luisencenters Darmstadt in der Innenstadt kleine, wöchentlich wechselnde Kulturhäppchen – natürlich angepasst an die aktuellen Bestimmungen. Immer mittwochs stellt eine andere Institution aus. Unter den ersten Ausstellenden sind u. a. Theater Transit, das Kunstforum der TU Darmstadt, der Konzertchor Darmstadt / Kulturverein Residenzfestspiele e.V. sowie theater die stromer. „Wir möchten den Gemeinschaftsgedanken in die Stadt tragen und zeigen, dass die Kultureinrichtungen zusammenhalten“, so Julia Reichelt vom Kunstforum der TU Darmstadt, das eine Rückschau auf die Outdoor-Ausstellung „Trautes Heim“ und eine Vorschau auf „Hilde Stolz. Eine Zeitreise durch Darmstadt 1950-1990“ zeigen wird. Ist das Thema Sterben etwas fürs Luisencenter? Das fragt das Theater Transit. Ein seltsam kaltes Krankenhausbett soll in dem Schaufenster platziert werden; mehr zum Thema zeigt die interaktive Ausstellung „leben aus gestorben“ am Waldfriedhof. Das Schaufensterprojekt bringt coronakonform ein Stück Kultur zurück in die Innenstadt – ermöglicht durch das Luisencenter. MN
Politischer Jazz Saxofonistin Luise Volkmann erhält Kathrin-Preis 2021
FRIZZ MAG | #457 | APRIL 2021