Grundlagen Bestimmungsmerkmale 9. Bestimmungsschlüssel der Fische Sachsens (einschließlich Fremdarten, Neozoen)
seitlich wenig zusammengedrückte Arten mit einer weit hinten einsetzenden Rückenflosse leben bevorzugt auf dem Bodengrund, seitlich stark zusammengedrückte mit einer ebenfalls weit hinten einsetzenden Rückenflosse an der Wasseroberfläche, während hochrückige, seitlich stark zusammengedrückte Fische, bei denen die Rückenflosse etwa in der Körpermitte einsetzt, hauptsächlich in den mittleren Wasserschichten leben. Die Stellung des Maules weist auf den Bereich des Habitates hin, in dem am häufigsten die Nahrung aufgenommen wird, und damit ebenfalls auf die bevorzugt besiedelten Gewässerzonen: oberständiges Maul (nahe der Wasseroberfläche), endständiges Maul (mittlere Wasserschichten) und unterständiges Maul (nahe dem Bodengrund; Abb. 65). Bei einzelnen Arten (z. B. Rapfen, Ukelei, geschlechtsreifen Lachsmännchen) wird an der Verwachsungsnaht der beiden Unterkiefer (Symphyse) eine Verdickung (Symphysisknopf) ausgebildet (Abb. 66). Diese passt zumeist in eine Ausbuchtung im gegenüberliegenden Zwischenkiefer (Praemaxillare). Der unterschiedliche Körperbau sowie die Stellung der Flossen zueinander werden durch die morphometrische Vermessung des Fischkörpers erfasst. Dabei werden bestimmte Strecken (Abb. 67) vermessen und mit der Standardlänge ins Verhältnis gesetzt, um unterschiedlich große Tiere vergleichen zu können. Die Standardlänge ist die Länge des Fischkörpers ohne Schwanzflosse. Letztere verbiegt leicht oder ist häufig zerstört, so dass die Fischgröße unter Einbeziehung der Schwanzflosse (Total- oder Gesamtlänge) als Grundlage für Vergleichszwecke wenig geeignet ist. Strecken auf dem Kopf (Augendurchmesser, Schnauzenlänge usw.) werden mit der Kopflänge ins Verhältnis gesetzt. Um die Verhältnisse zu bilden, sind sowohl die Angaben als Prozent der Standardlänge (bzw. Kopflänge), z. B. die Kopflänge ist 24,34 % der Standardlänge oder
Unbekannte Fische (Tiere und Pflanzen ganz allgemein) werden anhand eines Bestimmungsschlüssels identifiziert. Dabei werden in einer Tabelle Entscheidungsfragen gestellt, die bei konsequenter Anwendung zur richtigen Art führen (dichotomer Bestimmungsschlüssel). Um diese Entscheidungsfragen richtig beantworten zu können, muss man natürlich auch in der Lage sein, die einzelnen Merkmale richtig zu erkennen und sachkundig zu beurteilen. Aus diesem Grunde erfolgt hier zunächst eine kurze Darstellung der wichtigsten Bestimmungsmerkmale der Fische.
9.1. Die wichtigsten Bestimmungs merkmale der Fische 9.1.1. Der Körper Der meist stromlinienförmig gestaltete Körper der Fische ist so ausgebildet, dass er dem Wasser möglichst wenig Widerstand entgegensetzt. Die wichtigsten Körperteile und -regionen eines Fisches sind in Abb. 64 dargestellt. Man kann aus der Körperform der Fische ihren bevorzugten Aufenthaltsort erkennen. Dorsoventral abgeplattete,
Dorsale
Caudale
Maxillare
Nacken
Adipose (Fettflosse)
Kiemendeckel Pectorale
Ventrale
Kinn
Anale
Kehle Brust
Bauch
Schwanzstiel
Abb. 64: Wichtige Körperteile eines Knochenfisches.
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Atlas der Fische Sachsens | 2016