Meerforelle Salmo trutta Linnaeus, 1758
Männchen der Meerforelle (Salmo trutta) – oben, Weibchen der Meerforelle (Salmo trutta) – unten.
Historische Vorkommen
Verbreitung
Die bekannten Differenzierungsschwierigkeiten zwischen Lachs und Meerforelle machen eine Deutung der historischen Daten über das Vorkommen der Meerforelle, in Sachsen häufig als „Lachsforelle“ bezeichnet, problematisch. Die Meerforelle stieg früher zusammen mit dem Lachs, wenn auch in deutlich geringerer Stückzahl, zur Laichzeit bis nach Böhmen auf (Flasar & Flasarová, 1975). Dielhelm (1741) war offenbar der erste, der die Meerforelle unter dem Namen „Lachsforelle“ aus der Elbe kannte. 1863 führte von Siebold die Art für das untere Elbgebiet auf, ohne allerdings genauere Angaben zu machen. Reibisch (1869) gab für Sachsen ebenfalls die Elbe als Fundort an. Leonhardt & Schwarze (1903): „sehr vereinzelt in der Elbe beobachteter Wanderfisch. In anderen sächsischen Flüssen nicht mit Sicherheit nachgewiesen“. 1923 wurde bei Tetschen (Böhmen) ein Weibchen mit einem Gewicht von neun Kilogramm gefangen (Michel, 1929, Flasar & Flasarová, 1975). Nach Bauch (1958) kam die Meerforelle in den meisten Flüssen, in denen der Lachs bereits stark zurückgegangen war, wenn auch selten, so doch gelegentlich vor. Er berichtete von einem Exemplar, das 1950 bei Magdeburg und drei Fischen die 1953 bei Wittenberg gefangen wurden. Auch für die Oberlausitz wurde die Meerforelle (Lachsforelle) von verschiedenen Autoren, so von v. Meyer (1797) und von Frenzel (1709) angegeben, allerdings dürfte es sich um Vorkommen im Queiß (heute Polen), einem Nebenfluss des Bober, der in die Oder fließt, gehandelt haben.
Die Meerforelle war in Sachsen gegenüber dem Lachs wahrscheinlich immer seltener. Im Dezember 2001 wurde in der Kirnitzsch ein Weibchen (Rogner) von 62 cm Gesamtlänge und einem Gewicht von 2.526 g gefangen. Der Fisch wurde in die Kirnitzsch zurückgesetzt und drei Tage später, fünf Kilometer entfernt, im Lachsbach wieder gefangen. Sowohl die Markierung als auch die exakt übereinstimmenden Größendaten ermöglichten eine eindeutige Identifizierung beim Wiederfang (Geisler, 2002). Der Fisch befindet sich heute als Präparat in den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden (ehemals Staatliches Museum für Tierkunde Dresden) (Katalog-Nummer: MTD F 26148). Rudolph berichtet in der „Sächsischen Zeitung“ vom 8.4.2005 über den Fang einer weiteren Meerforelle bei Vogelgesang (Pirna) an der Elbe. 2007 wurde beim herbstlichen Lachs-Monitoring im Lachsbach erneut eine Meerforelle gefangen. Die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen weisen beide Meerforellen (2001 & 2007) als Emporkömmlinge des sächsischen Bachforellenstammes der oberen Elberegion aus. Somit handelt es sich bei beiden Meerforellen nicht um „Streuner“ aus dem norddeutschen Tiefland. Der letzte aktuelle Fang einer Meerforelle gelang am 12. November 2015 ebenfalls wieder im Lachsbach. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl von aufsteigenden Meerforellen aber deutlich größer ist. Langfristig ist mit einer Zunahme zu rechnen.
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Atlas der Fische Sachsens | 2016