Nordseeschnäpel, Große Maräne Coregonus maraena (Bloch, 1779)
Große Maräne (Coregonus maraena).
(1779) aus dem Madü-See in Pommern (Miedwie-See, nordwestliches Polen) beschrieben wurden. Damit wäre der Nordseeschnäpel als Coregonuns maraena (Bloch, 1779) zu bezeichnen. Darüber hinaus ist es durchaus auch möglich, dass aus Unkenntnis im Zuge von Besatzmaßnahmen Tiere aus dem Formenkreis, der früher als Coregonus lavaretus (Linnaeus, 1758) bezeichnet wurde, heute nach den genannten Autoren jedoch C. widegreni Malmgren, 1863 zuzuordnen ist, ausgebracht wurden.
Biologie Aufgrund der nomenklatorischen Unsicherheiten und der Tatsache, dass der Nordseeschnäpel bereits vor Jahrzehnten ausgestorben ist, ist es schwierig, eindeutige biologische Charakteristika dieser Art anzugeben, zumal durch Besatzmaßnahmen mit Fischen unklarer Herkunft die Zustände vor Ort nicht übersichtlicher wurden. Vom Nordseeschnäpel werden eine stationäre und eine Wanderform beschrieben. Die Laichzeit liegt im Oktober bis Dezember. Das Ablaichen erfolgt über Kies oder Sand. Die Nahrung besteht aus Zooplankton und Zoobenthos.
Historische Vorkommen Der Nordseeschnäpel stieg als anadromer Wanderfisch, vor dem Ausbau der Elbe zu einer Wasserstraße, zum Laichen weit flussaufwärts. Dabei drang er bis auf böhmisches Gebiet vor. 1883 gelang der Nachweis bei Roudnice (Fritsch, 1883, 1908, Hahnel & Lusk, 2005). Seine Hauptlaichgebiete lagen jedoch in der Gegend um Magdeburg. Der erste Nachweis dieser Art aus der Elbe stammt offen-
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bar von Siebold (1863), der berichtete, dass der Schnäpel auf seinen Laichzügen die Gegend um Magdeburg und Torgau erreichen würde. Reibisch erwähnte den Schnäpel nicht. Nitsche (in Sächsischer Fischerei-Verein, 1884 und in Steglich 1895) bemerkte jedoch, dass der Schnäpel „auch bis Meißen beobachtet“ würde. Bereits ab 1886 bemühte man sich den Nordseeschnäpel künstlich zu vermehren und so die Bestände aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus zu stützen. „Im November 1886 gelang dem Fischzüchter der Königlichen Landwirtschafts-Gesellschaft in Hannover, Fischmeister Juckel in Bienenbüttel, die bis dahin unbekannte künstliche Zucht des Nordsee-Schnäpels (Coregonus oxyrihynchus) an der Oberelbe bei Cumlosen in der Provinz Sachsen mit etwa 60 Tausend Eiern“ (Annonymus, 1890). Nach Bauch (1958) war der Schnäpel unterhalb von Magdeburg zeitweise häufig, vereinzelt käme er sogar bis Dresden. In den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen (Museum für Tierkunde) Dresden befindet sich ein Präparat dieser Art aus dem Jahre 1880. Dieser Fisch wurde in der Umgebung von Dresden gefangen. Das Präparat besitzt eine aufgeschnittene Bauchhöhle, so dass man die voll entwickelten Gonaden eines Weibchens erkennen kann. Dies beweist, dass diese Art auch in der Umgebung um Dresden abgelaicht haben muss. Die letzten Schnäpel der Elbe sollen 1933 bei Aken und 1939 an der Havelmündung gefangen worden sein. Kisker (1926) bemerkte: „Auf die anderen Wanderfische, den Schnäpel und den Maifisch, die bis in die Magdeburger Gegend aufsteigen, große Hoffnungen zu setzen, würde verfehlt sein, da der Strom in seiner heutigen Gestalt auch ihnen nicht mehr die notwendigen Laichgelegenheiten bietet. Durch künstliche Erbrütung von Schnäpeln, die der Fischerei-Verein der Provinz Sachsen und Anhalt seit Jahren in dankenswerter Weise in Arneburg betreibt, wird man die natürliche Vermehrung nie ganz ersetzen können.“
Atlas der Fische Sachsens | 2016