Jedes dieser Portfolios dient der Umsetzung wichtiger pädagogischer Aufgaben. Dennoch sollte die Aufzählung nicht dazu führen, dass mit dem Anspruch der Vollständigkeit bewährte Dokumentationsformen modifiziert werden. Wesentlicher erscheint die Fragestellung, ob die pädagogischen Aufgaben in der Praxis damit eine Umsetzung erfahren, z.B. • Werden kindliche Lern- und Entwicklungsprozesse in Kindertageseinrichtungen oder Kindertagespflegestellen dokumentiert? • Reflektieren pädagogische Fachkräfte ihre Arbeit mit den Kindern? • Werden Kinder im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule und den Hort begleitet und beteiligt? In Sachsen haben sich vielfältige Formen und Methoden zur Dokumentation entwickelt und sind Bestandteil der pädagogischen Konzeptionen von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen. Einige Beispiele werden unter Ziffer 9 dieser Broschüre von den Praktikern selbst dargestellt. Im Folgenden soll deshalb ausschließlich auf das Entwicklungsportfolio eingegangen werden, weil die Dokumentation von kindlichen Lernund Entwicklungsprozessen in Form eines Portfolios als eine zentrale Aufgabe von Erzieher/innen und Tagespflegepersonen verstanden wird und diese Dokumentationsform in der pädagogischen Praxis eine Validierung erfahren hat. Entwicklungsportfolios zur Dokumentation von kindlichen Lern- und Entwicklungsprozessen Aufbauend auf dem Bildungsverständnis des Sächsischen Bildungsplans erfordert der Umgang mit Portfolios das entsprechende Verständnis der Erzieher/in und der Kindertagespflegepersonen über das neue Bild vom Kind und über Lernstrategien der Kinder. So hat das Kind eine Entscheidungsposition inne, indem es festlegt, was es wann und wie lernt. Diese Selbstbestimmung des Kindes führt zu der neuen Rolle der Erzieher/in und der Kindertagespflegeperson, als Begleiter/in des Kindes auf seinem individuellen Entwicklungs- und Lernweg. Dabei werden die Perspektiven des Kindes berücksichtigt und es werden ihm Beteiligungsrechte bei der Gestaltung seines Portfolios einräumt, getragen von einer wertschätzenden Grundhaltung gegenüber dem Kind. Das Portfolio selbst kann niemals das Ziel der Bildungs- und Erziehungsarbeit sein, sondern es ist ein Werkzeug, um Bildungs- und Erziehungsziele umzusetzen. Dementsprechend verfolgt die der Portfolioarbeit zugrunde liegenden Philosophie folgende pädagogische Grundsätze: • • • • • • •
Verschiedenheit (Diversität) wird als gegeben angesehen. Das Kind wird als ganze Persönlichkeit gesehen. Die Stärken und Kompetenzen des Kindes stehen im Focus. Kinder lernen durch die aktive und kokonstruktive Auseinandersetzung mit der Welt. Lern- und Entwicklungsprozesse finden an allen Orten statt. Die wichtigste Lernform des Kindes ist das Spiel. Aufbauend auf ein demokratisches Grundverständnis haben Kinder Beteiligungsrechte.
Entwicklungsportfolios dokumentieren, wie sich das Kind in der Zeit seines Besuches der Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege weiterentwickelt hat. Mithilfe des Portfolios werden individuelle Lernprozesse des Kindes dargestellt, der Weg zur Zielerreichung und das Ziel selbst dokumentiert und die Lernfortschritte reflektiert. Das Dokumentieren und Präsentieren der persönlichen Entwicklungsgeschichte in der Kindertageseinrichtung und in der Kindertagespflege ermöglicht dem Kind positive Erinnerungen an das Lernen und zeigt in anschaulicher Weise die Entwicklung und das Wachstum des Kindes. | 33