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Das schönste Eigentor der Bundesliga
I
ch kann zwar immer noch darüber lachen. Aber kommentieren will ich dieses Tor nicht mehr. Es reicht.“ Helmut Winklhofer (heute 51 Jahre alt) mag nicht mehr. Immer und immer wieder wird seine Profikarriere auf diese eine Peinlichkeit reduziert. Zehn Jahre lang hat er für den FC Bayern und für Bayer 04 Leverkusen verteidigt, Titel gewonnen, in 140 Bundesligaspielen auch acht Tore erzielt. Geblieben aber ist diese Panne. Viele Weitschuss-Tore wurden zum „Tor des Monats“ gewählt. Aber sein Treffer aus rund 35 Metern hat einen besonderen Platz in der Bundesliga-Geschichte. Es war ein Eigentor. Und es war das erste Eigentor, das zum Tor des Monats gewählt wurde. Am 10. August 1985 mussten die Bayern zum Saisonauftakt nach Uerdingen. Für Winklhofer das erste Spiel im Bayern-Trikot nach seiner Rückkehr aus Leverkusen. Gefühlte 1000mal hat er erzählt, „Ich stand was dann passierte: ungefähr 15 Meter in der eigenen Hälfte, als ein Querpass auf mich zukam. Ich wollte den Ball eigentlich nur über den Fuß meines Gegenspielers lupfen. Doch daraus wurde leider ein richtig schöner Weitschuss.“ Der Ball flog und flog und flog auch über Torwart Jean-Marie Pfaff, senkte sich aus 35 Metern in den rechten Torwinkel zum 1:0 für Uerdingen. Es war der Endstand, die großen Bayern verloren mit Stars wie Matthäus, Lerby, Augenthaler, Hoeneß oder Wohlfarth in der westdeutschen Provinz durch dieses Eigentor. Der Ur-Bayer lebt heute in Rimsting am Chiemsee, betreibt dort eine Werbeagentur. Dem Fußball hat er notgedrungen abgeschworen – das Knie. Bis 2011 hat er viereinhalb Jahre lang noch den Kreisligisten ASV Rott am Inn trainiert. Schmunzelnd erzählt Fußball-Obmann Helmut Pauker: „Ja, ja, auf Weihnachtsfeiern haben wir das Selbsttor gerne mal eingespielt, um die Leute aufzuheitern. Da hat der Helmut dann immer herzhaft mitgelacht.“ Das Eigentor hat ihn berühmt gemacht. Das Eigentor an sich war zwar „aber auch der Katsche schön, (Schwarzenbeck) oder der Franz (Beckenbauer) haben herrliche Eigentore erzielt“, so Winklhofer. Eine Dimension erhielt dieser Treffer erst dadurch, dass mit dieser Wahl ein bis dato ungeschriebenes Tabu gebrochen wurde. Erstmals hatten es die damals eher biederen Sportschau-Macher gewagt, ein Eigentor zur Wahl der fünf schöns-
ten Treffer des Monats zu stellen. „Bis dahin galt es Winklhofer: als ungeschriebenes Gesetz, keine Selbsttore zur Wahl zu stellen. Aber irgendwie wollten sie den FC Bayern einmal vorführen.“ Als die Einladung zur Sportschau kam, um die Siegerplakette persönlich in Empfang zu nehmen, landete der Anruf bei Manager Uli Hoeneß. Der fühlte sich ebenso brüskiert wie Winklhofer und Pfaff. Also verweigerte der FC Bayern die Annahme der Wahl – und sorgte auch deshalb dafür, dass noch 27 Jahre später über dieses Missgeschick geredet wird.
HÖHENANGST KENNEN WIR NICHT DAS VERBINDET UNS MIT UNSERER FORTUNA – VIEL ERFOLG JUNGS!
Das Tor, das für Aufsehen sorgte: Vor Norbert Eder erwischt Helmut Winklhofer den Ball und versenkt ihn aus gut 35 Meter ins eigene Netz. Uerdingen bezwang die Bayern durch diesen Treffer mit 1:0. Foto: Witters
Erst Monate später bei der obligatorischen Weihnachtsfeier des FC Bayern in der Schlossgaststätte Leutstetten, zu der auch Journalisten eingeladen wurden, erhielt Winklhofer die Auszeichnung. Eberhard Stanjek, damals Sportchef des Bayrischen Rundfunks, hatte „Hier, die Plakette mitgebracht. Helmut, schau her, hier hast du das umstrittene Objekt.“ Winklhofer: „Wir kannten uns gut. Er hat sie mir so en passant zugesteckt.“ Im kleinen Kreis sozusagen und ohne die mediale Aufmerksamkeit, die sein Treffer schon Monate zuvor genug gehabt hatte. Und wo liegt die Medaille heute? Winklhofer muss „Meine nicht lange überlegen. Karriere passt in eine Schatulle, die in meinem Büro steht. Da sind alle Medaillen und Plaketten aufgehoben. Da liegt auch die Sportschau-Medaille.“
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