miramar

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miramar

stephan flommersfeld gedichte alexandra deutsch monotypien und objekte



miramar



erwacht in der frühe des morgens fingerige ausblühungen auf deiner haut dornröschen



meeresglßhen das gehirn des kalmars taktet den schlaf und gebiert unzählige kinder die fiebrig die mutter erleuchten


petit allegro sprung in den raum federbusch und arabesque t辰nzer im tutu flechtet die hand um die h端fte landschaft aus zuckenden augenlidern bebenden nasenfl端geln und zitternden lippen ein specht ersch端ttert das blau


check in die zellmembran öffnet den ionenkanal ein ventrikel dockt an und bezieht eine kammer deren wände ein echolot mit signalen beschallt




rendezvous krakenkrakelee kragt farbe ein narbenteppich deckt die see und in der abendlichen stille h端llt ein kreis die fiebrigen medusen die in ihrer mitte einen maat mit garn besticken




ventrikel bogen zur mitte radial krümmt fächerungen wölbt spannt aus zellulär taktet die zeit stößt an membran vereinzelt tastet ein fangarm wimpern durchkämmen die luftblase



typhon in meinen hundert kĂśpfen verspannen seidenspinner die pfahllosen stege schwanenflaum verdichtet die wimpern zu wattigen flĂźgeln buntglasig schmilzt das licht und tropft auf die strudelnden borsten der kalmar drosselt die zufuhr der irisierenden sterne


tagundnachtgleiche gewölbeblau umrändert die küsten fleißige adlaten filtern sonnentau und flechten gelb in die planktonnetze


capri der pantoffel sirrt zur mulde strudelt seine heiterkeit schnürt sich ein und öffnet flugs die hälften zu roten mündern wulstig stülpt er aus die ränder pulst und atmet in der dünung schwebt ein mädchen flagellaten keimen trompeten putzen ihre trichter und die fischer fächern ihre netze auf





katzenmystik das ulcus erodiert in fiebernächten bestäubt mit seinen haploiden pollen rosarote katzenzungen trächtig keimt zur stunde das miau die najaden wachen an der wiege quellen in dem kinde blau



zeitzone verknöcherte steine möweneinmaleins ich höre das gären des schlammes die zeit zögert sie stelzt storchengleich am rande des haffs


unkraut der nucleus zerfasert in feinfingrige verästelungen die den garten durchgarnen und wuchern in die hecken des nachbarn





hortus diffusus rosenstock krautet die mistel im rÜntgendurchleuchteten paradies zerteilt ein hummer den apfel


zehenzergang wimpertierchen strahlen zeh scheinen fuß und walken hohle stacheln hüllen stillgewässer eine tamarinde fasert auf und ringelspitzt ins blau würzt mit ihrem mark den tee



blackberry rubinrote beeren glimmen unpaarig siebenz채hlig gegliedert dir ins gefieder



ekliptisch im äußersten punkt der balance gibt der körper der schwerkraft nach muskulär stemmt das bein durch den hals die speiche umzirkelt die elle konvulsiv zuckt der zeh das auge tastet am glas züngelnd das paar verzitternd die worte im sand


godzilla ich bin der große allumbei der ringsdings der zattubeck der imding der seine arme durch die straßen schlängelt mit seinen füßen die bürgersteige malmt und von jedem einen schnappschuß macht damit er einen moment aufrufen kann wenn sich das große tor öffnet und er an die schwelle tritt




brandung beim tauchgang stĂźlpt die trunkene molluske den tetraeder Ăźber sprudelnde garnelen gefaltete sterne Ăśffnen sich langsam und atmen die gischtige luft



der erste morgen im dschungel tagt orangen der urhahn bugsiert auf die lichtung ein ei


alexandra deutsch die künstlerin erfindet objekte, die ihre exotik gegen allzu schnelle zuordnungen behaupten. sie saugt die energie tropischer welten auf, in denen ihre wesen genauso ein zuhause finden könnten wie auf fernen planeten. rhythmisch schwebend organisiert sie in ihren monotypien die farbe, verortet ihre organismen in einer eigenwilligen kartografie. www.alexandra-deutsch.de

stephan flommersfeld der autor unternimmt nächtliche reisen zu inseln mit prächtigen aviarien, verfängt sich in der ein oder anderen strophe eines improvisierten liedes und manchmal imitiert er sich selbst, ahnend, daß er selbst es ja gar nicht ist oder so nicht sein kann oder will. www.stephan-flommersfeld.de wöllstein / wiesbaden 2012, © bei den künstlern




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