Ausgabe Dezember 2016

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DEZEMBER 2016

Film, Sound & Media

Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“

Das Magazin für die österreichische Entertainment& Medienbranche


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Inhalt

DEZEMBER 16

EDITORIAL Ein schwieriges Jahr neigt sich dem Ende zu: politisch gab es mehr negative als positive Überraschungen, der wirtschaftliche Aufschwung lässt auf sich warten, die Justiz mahlt gründlich aber langsam und so sind bald alle österreichischen Fördertöpfe ausgetrocknet, wenn nicht bald Gesetze geschaffen werden, die die großen globalen Player an die Kandare nehmen. Worte diesbezüglich hat man schon viele gehört, jetzt wären Taten dringend erforderlich! Das Musikjahr 2016 war überschattet vom Tod sehr vieler MusikerInnen, leider auch einige jung Verstorbene darunter. Das Filmjahr war ein ganz ordentliches, die ÖsterreicherInnen bekommen langsam wieder Vertrauen in das heimische Filmschaffen und gehen wegen so unterschiedlicher Filme wie zB. Hotel „Rock‘N‘Roll“ oder „Bauer Unser“ wieder ins Kino. Der neue Medienminister will einen Schwerpunkt auf Kunst legen. Wäre jedenfalls an der Zeit (Interview Drozda S. 34). FIlm, Sound & Media nutzt die ruhige Zeit zum Jahreswechsel, um neue Dinge auszuprobieren. Ab nächstem Jahr wird es einen wöchentlichen Newsletter geben, der quasi die „News“ unserer Website aussenden wird. Wir freuen uns über Ihr Interesse. Wir wollen hier auch die Gelegenheit nutzen, um uns beim Team der Rechtsanwaltskanzlei KSW zu bedanken, das nun mehrere Jahre mit seinen Analysen die rechtlichen Aspekte diverser Ereignisse aus unserer Branche aufzeigte, immer auf den Punkt gebracht, immer höchst aktuell und dazu noch verständlich geschrieben. Wir werden sie vermissen, aber für Ersatz sorgen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viele positive Erwartungen, bleiben Sie uns gewogen, eine erholsame Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Jahr 2017! wünscht das Film, Sound & Media-Team

Cover: „Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter!“ Wer würde dieser Aufforderung des Dichters William Shakespeare widersprechen? Zum vierten Mal gibt es eine CD mit Beiträgen prominenter österreichischer KünstlerInnen die „Licht ins Dunkel“ unterstützen. Diese Silberscheibe besitzt zudem einen entscheidenden Mehrwert: 5 Euro gehen direkt an die mächtigste Spendenkampagne des Landes. Die versammelt Fixsterne der österreichischen Musiklandschaft – von Seiler und Speer bis Rainhard Fendrich, Peter Cornelius, Julian le Play, Virginia Ernst, Clara Luzia oder Andy Baum (um nur ein paar zu nennen). Dazu Namen, an die wir uns mit Liebe und Respekt erinnern: Georg Danzer und Sigi Maron. Und natürlich auch Newcomer, junge Kräfte und aktuelle Bands wie etwa die famosen Pizzera & Jaus, Avec, DelaDap oder Freischwimma, die Sie vielleicht schon auf Ö3, FM4 oder einem der Regionalradios des ORF – von Vorarlberg bis zum Burgenland – gehört haben. So ist „Licht ins Dunkel 2016/2017“ die aktuelle Fortsetzung einer jährlich erscheinenden Compilation, die einen repräsentativen Querschnitt durch die Szene bietet und generell Aufmerksamkeit für Musik aus Österreich schafft. Im Vorjahr wurden mit diesem Tonträger über 20.000 Euro Spenden für „Licht ins Dunkel“ erlöst. Licht ins Dunkel 2016/2017 (monkey music)

musicbiz 4 news 8 Ifpi: 4,2 Mrd. Euro in neue Musikproduktionen 9 60 Jahre ÖMR: Rettet Musik die Welt? 10 Analyse: der Amazon Prozess 12 Comic Con: Hot Spot der Popkultur 13 new releases made in A. 14 Gedenken: 2016 - das Jahr der Verluste

filmbiz 16 news 20 ÖFI: Nachjustierungen erwünscht 21 AFC: positiver Ausblick auf 2017 24 Öst. Filmpreis: die Nominierungen auf einen Blick 26 Lars Eidinger: Rolle als unfruchtbarer Misanthrop 28 Autlook Filmsales: Synergien nutzen 30 epo-film: Generationswechsel vollzogen

media 32 news 34 Bundesminister Drozda: Kunst im Fokus 36 RMS: All Time High erreicht 37 VÖZ: Werbeabgabe & Mwst. im Visier 38 VIACOM: Modern Gatekeepers & GenX Today 40 FH St. Pölten: Forum Medientechnik

rubriken 23 Brief von der Akademie 39 reden-wir.at 42 Bücher, DVDs & Co 44 dates 45 soundmobil 46 sounds right

Impressum: Medieninhaber &Herausgeber: KronosVerlagGmbH., 1130Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-4067585, e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion: Mag. IreneSchwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer MedienProduktions- & HandelsGmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- EuroDVR: 092752.

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musicbiz Die Kategorie „Songwriter des Jahres - presented by AKM“ bei den Amadeus Austrian Music Awards geht auf eine Initiative der AKM zurück. Mit diesem Award sollen die Songwriter, also die KomponistInnen und MusiktextautorInnen, in den Blickpunkt gerückt werden. Bedingungen für die Bewerbung: • Songwriter hat/haben Lebensmittelpunkt in Österreich und/ oder ist/sind österr. Staatsbürger • eingereichte Komposition/Song muss im Jahr 2016 erstver öffentlicht worden sein und käuflich erwerbbar sein • eingereichte Komposition/Song muss den Amadeus Genres zuordenbar sein: Alternative, Jazz/World/Blues, HipHop/ Urban, Electronic/Dance, Hard & Heavy, Pop/Rock, Schlager, Volkstümliche Musik • Es darf nur 1 Komposition/Song des/derselben Songwriter eingereicht werden Bewerbungsunterlagen & Einreichung: • ausgefülltes Formblatt; abrufbar unter www.komponistenbund.at/ • mp3 des eingereichten Songs (128 kbit/s) (Kein .mp4 oder .wav – es werden ausschließlich Einreichungen mit mp3 berücksichtigt!). Beides zusammen ist im Bewerbungszeitaum per E-Mail an info@komponistenbund.at zu senden (Betreff: Songwriter-Amadeus) Bewerbungszeitraum: noch bis 31. Dezember 2016

2. Bewertet werden die Kategorien Recording, Mixing und Mastering und künstlerische Produktion. 3. Die Songs müssen den Amadeus-Genres entsprechen(Alternative, Jazz/World/Blues, HipHop/Urban, Electronic/Dance, Hard & Heavy, Pop/Rock, Schlager, Volksmusik) 4. Der kommerzielle Release muss physisch oder digital im Jahr 2016 stattgefunden haben. 5. Als kommerzieller Release gilt die Veröffentlichung eines Albums oder einer EP (mindestens 3 originäre Titel). 6. Für die Einreichung erforderlich sind: - Name des Labels oder Tonstudios - Angaben zum eingereichten Album - Namen der für Recording, Mixing und Mastering und künstlerische Produktion verantwortlichen Personen. - Angabe zum kommerziellen Release (zB Datum der Veröffentlichung) - Ein Link zum Download eines Referenztitels oder zu Snippets in einem Maximalvolumen von 100 MB - Der Titel oder die Kompilation muss entweder in unkomprimiertem Format oder in den Formaten aac (mfit) oder mp3hq (high quality) zur Verfügung gestellt werden. Es wird gebeten, die Einreichung mit den oben angegebenen Informationen sowie dem Link zum Download bis spätestens 2.1.2017 per E-Mail an jabri@fama.or.at zu senden.

Gold Hot Chili Peppers Foto © Daniel Kubera

Amadeus I: Songwriter des Jahres - presented by AKM

Amadeus II: Best Sound 2017 Zum nunmehr 5. Mal vergibt der Fachverband der Film-und Musikwirtschaft (FAMA) in Kooperation mit der IFPI Austria den den „Amadeus Best Sound“ für die Kategorien Recording, Mix, Mastering und künstlerische Produktion. Die ersten 3 in den Kategorien werden in alle Amadeus-Kommunikationsaktivitäten (Presseinformationen, Amadeus-Website, Social Media) eingebunden, im Rahmen der Verleihung im Volkstheater und in der Fernsehübertragung in Form einer Zuspielung präsentiert und zur Amadeus-Verleihung geladen. Da auf Grund des eingeschränkten Platzkontingents am LiveEvent keine weitere Aufnahmekapazität mehr besteht, werden wir uns bemühen, weiter gereihte Einreichungen bei einem Gästekontingent für die anschließende Party im Volksgarten zu berücksichtigen. Tonstudios und Labels sind eingeladen, ein von ihnen aufgenommenes, gemischtes oder gemastertes Album oder EP einzureichen. Voraussetzungen: 1. Der Antragsteller ist ein Label oder Tonstudio mit zum Zeitpunkt der Einreichung aufrechter Gewerbeberechtigung und einem Betriebsstandort in Österreich.

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l-r: Flea (RHCP), Anna Mendt (Brand & PR Manager Warner Music Austria), Franz Pleterski (Marketing Director Warner Music Austria), Josh Klinghoffer (RHCP), Chad Smith (RHCP) unten: Anthony Kiedis (RHCP), Amanda Szvetitz (Brand & PR Manager, Warner Music Austria)

Die Red Hot Chili Peppers brachten im November die ausverkaufte Stadthalle in Wien zum Toben. Vor ihrem Konzert nahm die Band einen Gold-Award für ihr aktuelles Album „The Getaway“ für Albumverkäufe in Österreich entgegen. Überreicht wurde die Auszeichnung vom Team der Warner Music Austria rund um Marketing Director Franz Pleterski.


Foto © Brad Heaton

Vom Bürgermeister Michael Häupl höchstpersönlich wurden das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien“ an WienerliedSänger Roland Neuwirth und Robert Opratko, Musiker, Arrangeur und Komponist verliehen. Seit 1980 ist Robert Opratko für die AKM Andreas Mailath-Pokorny, Roland (Gesellschaft der Autoren, Neuwirth Komponisten und Musikverleger) tätig, zunächst als Vizepräsident, seit 2013 bis zum heutigen Tag als Präsident. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bezeichnete im Rahmen der Ehrung Roland Neuwirth als „Erneuerer des Wienerliedes“ und Robert Opratko als „Doyen der Unterhaltungsmusik“: „Beiden gelingt Michael Häupl, Robert Opratko es, Menschen zu unterhalten, ohne den Qualitätsanspruch aufzugeben. Das ist die hohe Kunst der Kunst“. Den Wiener Dialekt mit seiner feinen Färbung, Nuancen und Doppeldeutigkeit beherrsche er wie kein anderer, so Rudolf Pietsch, Assistent am Institut für Volksmusikforschung an der Musikuni, in seiner Laudatio auf seinen langjährigen Freund und Kollegen Roland Neuwirth, ehe er selbst zur Geige griff und ein selbstgeschriebenes Gstanzl zum Besten gab. „Der Lebensweg Robert Opratkos reicht für einige Karrieren. Er spielte Jazz und Tanzmusik, wurde von vielen Kolleginnen und Kollegen als Arrangeur in Anspruch genommen, leitete unzählige Unterhaltungsshows, stand am Dirigentenpult des Theaters an der Wien und ist Präsident der AKM“, betont Viktor Gernot in seiner Laudatio. „Opratkos Name ist verbunden mit Marianne Mendt, Harald Juhnke, Catharina Valente, Peter Alexander, Udo Jürgens und vielen Stars mehr“. Nicht zuletzt habe Robert Opratko 25 Jahre am Konservatorium unterrichtet, wo auch ein gewisser Viktor Gernot zu seinen Schülern zählte: „Er hat seine Studenten stets auf Augenhöhe behandelt“. Roland Neuwirth bedankte sich bei jedem einzelnen seiner Musikern, bei Sängerin Doris Windhager, Alfred Treiber und der Ö1-Redaktion, die viel für ihn getan habe, bei den Sendungsmachern von Ohne Maulkorb, die ihm ins Fernsehen gebracht haben, und nicht zuletzt bei seinem Mit-Geehrten Robert Opratko, der ein offenes, weites Herz habe und der eine Platte von den Extrem-Schrammeln aufgenommen hat. „Ich mache seit 67 Jahren Musik. Ich habe mit 17 Jahren begonnen, in verschiedenen Formationen und Orchestern zu arbeiten. Ich habe immer nur Musik gemacht, das war mein Leben“, bedankte sich Robert Opratko auch bei seiner Familie, die ihn bestärkt hat.

Edelmetall für Twenty One Pilots

l-r: Das WMA-Team Amanda Szvetitz, Franz Pleterski, Dunja Stachl überreicht die Auszeichnungen an Josh Dun & Tyler Joseph, Twenty One Pilots sowie an Chris Woltman, Element1 Music/Management Twenty One Pilots

Im Rahmen ihres Konzertes in der Wiener Stadthalle Anfang November überreichte das Team von Warner Music Austria, rund um Marketing Director Franz Pleterski, zwei Auszeichnungen an das US-amerikanische Duo Twenty One Pilots. Tyler Joseph und Joshua Dun wurden mit Platin für die Single „Stressed Out“ und Gold für die Single „Ride“ ausgezeichnet. Das Konzert in Wien war das größte Konzert der aktuellen Europatour und sogar das drittgrößte Konzert der Band weltweit.

European Boarder Breakers Award für Filous Und wieder wird ein Österreicher mit dem European Boards Breakers Award ausgezeichnet und zwar der junge Filous., der als Autodidakt, Multiinstrumentalist und Produzent begann bereits im Jahr 2014 Tracks von Künstlern wie José González und Kodaline zu remixen begann. Seinen ersten eigenen Track ’How Hard I Try’ mit Vocals von James Hersey veröffentlichte er im darauffolgenden EBBA-Gewinner Filous Jahr. Noch während Filous die Schule abschloss, erzielte ’How Hard I Try‘ über 10 Millionen Streams und wurde Teil seiner Debüt EP ’Dawn‘. Die Preisverleihung findet am 11. Januar in Groningen im Rahmen des Eurosonic - Noorderslag-Festivals statt. Der EBBA Award zeichnet MusikerInnen für ihr „erstes international erfolgreiches Album“ außerhalb ihres Heimatlandes aus. Gewählt wird nach Kriterien wie „Erfolg des Debütalbums“, Festival-Engagements außerhalb des Heimatlandes und auch nach „Sendezeit-Statistik“ der öffentlich rechtlichen Rundfunksender. Schließlich ist die europäische Rundfunkorganisation (EBU) Partner des EBBA Awards und FM4 Teil der EBU.

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Foto © Florian Wieser

Fotos © PID/Christian

Goldene Verdienstzeichen an Opratko & Neuwirth


musicbiz Roman Gregory singt Dean Martin

Mit seinem prägnanten Schmäh begeisterte er im Studio 44 Gäste wie Schelhammer & Schattera Direktor Gerald Neuber, SPÖ Kultursprecherin Elisabeth Hakl, Abgeordneter zum Nationalrat a.D. Kurt Eder, Mister Donauinsel Thomas Waldner, Kabarettist Reinhard Nowak, Theaterregisseur Paulus Manker mit Moderatorin Elisabeth Auer, die Konzert-Promotoren Chris Tresper, Helga Kienast und Alfred Pulletz, die Musiker Peter Müller und Andi Fasching, Autor Christian Gruböck und Theaterintendant Daniel Truttmann u.v.m.

60 Jahre, 23 CDs, eine Karriere

l-r: Dietmar Hoscher, Paulus Manker, Elisabeth Auer, Roman Gregory, Reinhard Nowak

Was, wenn Dean Martin Meidlinger gewesen wäre? Dann hätten seine Welthits wohl so geklungen wie die swingenden musikalischen Juwelen, die Roman Gregory auf seiner neuen Doppel CD/DVD zum Besten gibt und die er denn auch programmatisch „WIEN MARTIN – Live in der Eden Bar“ nennt. Da wird dann eben aus „That‘s Amore“ umgehend „Es gibt Zores“ und aus „C’est ci bon“ ein hoffnungsfrohes „I geh in Pension“. „I’m Going To Houston“ heißt auf Wienerisch „I hob an Husten“, und die Großstadt-Einsamkeit von „Detroit City“ kehrt als nicht minder melancholische „Espresso Gitti“ wieder. Schon seit mehr als zehn Jahren begeistert der vielseitige Künstler Roman Gregory Publikum mit seiner mitreißenden Show aus Witz und Musik und auf Wienerisch neu getexteten Dean-Martin-Songs. Der dringende Wunsch seiner Fans, das Programm endlich auch auf Live-Tonträger zu bannen, konnte nun mit Unterstützung der Casinos Austria Music Line verwirklicht werden. Gregory stellte seine neue CD im Rahmen eines Konzerts im Studio 44 der Casinos Austria Gruppe vor, begleitet von einem hingebungsvoll groovenden Ensemble – Horst Mayr am Akkordeon, Edi Mayr an der Gitarre und Hans Nemetz am Schlagzeug. „So viel Witz und musikalische Spielfreude hätten auch Dean Martin selbst gut gefallen. Roman Gregory ist ein VollblutEntertainer, der es versteht, sein Publikum in den Bann zu ziehen“, freute sich Casinos Austria Vorstandsdirektor Dietmar Hoscher, der Initiator der Casinos Austria Music Line, über den erfolgreichen Abend: „Es freut mich, dass Casinos Austria zum Gelingen dieses Projektes beitragen konnte.“ Die Casinos Austria Music Line hat sich als CSR-Projekt das Ziel gesetzt, musikalische Vielfalt in Österreich zu fördern, vor allem Musikprojekte, die ohne diese Unterstützung nicht zustande kommen könnten. „Wir sehen das als Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung“, betont Hoscher. Ähnlich wie sein 1995 verstorbenes Vorbild aus Kalifornien kann auch Roman Gregory auf jenen vielseitig verworrenen Karriereweg verweisen, der den echten Entertainer auszeichnet: Er war Boxer, ist Präsident eines Fußballclubs und RadioModerator, vor allem aber Sänger der Kultband Alkbottle.

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Spätestens seit seinem mit bis heute 3,7 Millionen verkauften Einheiten alle Rekorde brechenden Album „Mensch“ ist Herbert Grönemeyer der Nordstern der deutschsprachigen Popmusik. Zu seinem 60. Geburtstag veröffentlicht Grönland/ Universal jetzt mit „Alles“ Herbert Grönemeyers erste, seine gesamte Karriere umfassende Werkschau — alle Studioalben, ausgewählte Live-Alben, die zwei Film-Soundtracks zu „The American“ und „A Most Wanted Man“, eine CD mit raren Tracks, eine Remix-CD sowie sein englischsprachiges Album „I Walk“ auf 23 CDs. Die streng auf 2.000 Exemplare limitierte und nummerierte Vinylausgabe enthält auf 25 Schallplatten alle remasterten Studioalben, sowie Download-Codes zu den Bonus-Alben zusätzlich zu den digitalen Versionen aller Alben. Die luxuriös ausgestattete Box wurde von Walter Schönauer, dem legendären Art Direktor der Zeitschrift Tempo, Vanity Fair und Rolling Stone sowie zahlreicher GrönlandVeröffentlichungen Herbert Grönemeyer gestaltet. Das der Box beiliegende Buch enthält Texte und Essays von Joachim Hentschel, Frédéric Schwilden, Rainer Schmidt, Michael Lentz, Wolfgang Höbel und Pat Blashill sowie rare Fotografien von u. a. Anton Corbijn, Ellen von Unwerth, Jürgen Teller, Jim Rakete sowie dem kürzlich verstorbenen Daniel Josefsohn. Nicht nur hat Herbert Grönemeyer alle Autoren und Fotos selbst vorgeschlagen — die gesamte Box, wie auch das Remastering historischer Studioalben wurde von Herbert Grönemeyer persönlich von Anfang bis Ende intensiv begleitet und überwacht. Das macht „Alles“ zu einer autobiografischen Veröffentlichung mit begehrenswertem Objektcharakter. Zusätzlich zu „Alles“ erscheint mit „Live in Bochum“ das Bochumer Konzert aus dem Jahr 2015 im Rahmen der „Dauernd jetzt“-Tour – eine außergewöhnlich intensive Performance mit einer ganz besonderen, auf den Anlass hin abgestimmten Setlist.


musicbiz Where the magic happens

Key to Light

Alles für Stage, Set & Scenery gibts in Berlin zu sehen

Die StageISetIScenery in Berlin ist vom 20. bis 22. Juni 2017 der Treffpunkt für Hersteller, Lichtdesigner und Beleuchter. Modernste Beleuchtungstechnologien für Bühne, Event, Show und Studio werden in den Messehallen unter dem Funkturm vorgestellt. Scheinwerfer, Lichteffekte, LED-Beleuchtung,

Spektakuläre Musikshow Foto © Lepsi

Ganz offensichtlich im Porgy & Bess während des dreitägigen Blue Bird Festival, das wirklich alle emotionalen Facetten, die Mus hervorzaubern kann, Ende November bot. Insgesamt 13 MusikerInnen und Bands haben uns auf vielfältige Arten verzaubert, berührt und uns Gänsehaut verpasst - bekannte und unbekannte, große Namen und up-and-coming Stars. Coeur de Pirate gab mit ihrer Band ein energetisches Pop-Set Coeur de Pirate zum Besten und wechselte zwischendurch zum Klavier, wo sie solo französisch- und englischsprachige Songs spielte und unter anderem ihrem kürzlich verstorbenen Landsmann Leonard Cohen mit ihrer Version von „Hallelujah“ Tribut zollte. Der Headliner des zweiten Tages, Lee Ranaldo, machte seinen Sonic-Youth-Wurzeln alle Ehre: mit seiner Band El Rayo war er für die rockigste - und lauteste - Show des Festivals verantwortlich und machte nach Mitternacht nochmal richtig Stimmung. Moddi gewann am dritten Tag die Herzen des Publikums nicht nur mit seinen intensiven Songs, sondern auch mit seiner erfrischenden Bühnenpräsenz und seinen Geschichten. Sarah Jaffe lieferte einen starken Auftritt als letzter Act des Festivals - einzigartige Stimme, großartige Songs, eine Entdeckung für viele BesucherInnen. Aber auch andere bislang wenig bekannte KünstlerInnen wie Haley Heynderickx, Alice Phoebe Lou oder I Have a Tribe haben an diesen Abenden viele neue Fans gewonnen - womit das Blue Bird wieder einmal sein Ziel erreicht hätte: Menschen mit der Liebe zu Musik, die sie noch nicht kannten, anzustecken.

Laser, Lichtsteuerungen, Dimmer, Beleuchtungsanlagen, Lichttechnik Installationen und Architekturlicht – hier finden Fachbesucher international renommierte Firmen und ein anspruchsvolles Rahmenprogramm.

Erstmals können Fachbesucher in einem 200 Quadratmeter großen LightLab in Halle 20 aktuelle Fragestellungen im Bereich Licht - sei es im Theater, Film- oder Eventbereich - diskutieren und in Workshops, Roundtables und Live-Präsentationen Tipps und Tricks für Ihren Berufsalltag mitnehmen. Kuratiert wird das LightLab von Manfred „Ollie“ Olma, Inhaber des international renommierten Planungsbüros für Lichtund Mediendesign mo2 design. „Das Programm des LightLabs 2017 steht unter dem Motto „Key to Light“, erläutert Ollie Olma. „Im LightLab möchte ich Einblicke in die Verwendung, aber auch Entwicklung neuester, innovativer Licht- und Videosteuerungstechnik geben, die aus meiner Sicht ein Schlüssel jeder erfolgreichen Inszenierung sind und meine Erfahrungen mit Fachbesuchern teilen und diskutieren.“

Aufgrund des Megaerfolgs nach seinem ersten Konzert in der Wiener Stadthalle wird Geigenvirtuose David Garrett nächsten April eine Zusatzshow geben. Zweieinhalb Stunden lang rockt der charmante Stargeiger zusammen mit seiner Band und großem Orchester eine gigantische Show auf einer 360-Grad drehenden Mittelbühne, bei der er alles übertrifft, was er bisher auf die Bühne gebracht hat. Die Wiener Stadthalle D war restlos bis auf den letzten Platz ausverkauft - gesamt sind schon jetzt über 200.000 Tickets für die Tour verkauft Das Bühnendesign liefert die perfekte Kulisse für das David Garrett explosive Programm: Zum ersten Mal überhaupt sind David Garrett und die Band auf einer 360-Grad drehenden Mittelbühne zu erleben und sind ebenso wie die Neue Philharmonie Frankfurt und die Tänzer des Deutschen Fernsehballetts dem Publikum auf allen Plätzen direkt zugewandt. Spektakuläre Lightshows visualisieren die atemberaubende Energie der Musik mit überdimensionalen schwebenden Licht-Ufos. Der Weltklasse-Geiger David Garrett bringt seine Fans mit Songs von seinem aktuellen Album „Explosive“ (Universalmusic) ebenso zum Jubeln wie mit brandneuen Songs, darunter auch „Purple Rain“ – eine Hommage an Prince und gespielt auf einer extra für diesen Song und für David Garrett designten violetten Elektrogeige. So sorgt David Garrett, der mit seinen sensationellen Crossover-Shows international gefeiert wird, auch bei der neuen Tour wieder für zahllose atemberaubende Momente. Tickets für die Zusatzshow am 23. April 2017 sind noch zu haben.

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musicbiz

4,2 Mrd. Euro in neue Musikproduktionen 4,2 Milliarden Euro investiert die Musikindustrie jährlich in die Entdeckung, den Aufbau und die Vermarktung von KünstlerInnen. Davon entfallen 2,6 Mrd. Euro allein in den Aufbau neuer Talente. In großen Ländern werden bis zu zwei Millionen Euro investiert, um einen Künstler am Markt zu etablieren. Diese Zahlen wurden im Rahmen des IFPI „Investing in Music“- Reports 2016 erhoben.

Dietmar Lienbacher

Dietmar Lienbacher, Präsident des Verbands der Österreichischen Musikwirtschaft IFPI Austria: „Mu- siklabels sind die größten Investoren in Musikerkarrieren. Sie investieren mehr in den Aufbau von neuen Talenten als die Pharmaindustrie in Forschung und Entwicklung. Nirgendwo sonst bekommt ein Künstler ein derart vielfältiges und professionelles Service aus einer Hand geboten wie bei einem Musiklabel. Viele KünstlerInnen entscheiden sich auch deshalb für eine Zusammenarbeit mit einem Label, weil sie sich dann besser auf ihr kreatives Schaffen konzentrieren können.“ Franz Medwenitsch, Geschäftsführer IFPI Austria: „Im Vorjahr schafften 34 heimische Alben den Sprung unter die Top 100 der Verkaufscharts. Ohne Investitionen der Labels in Künstlerkarrieren wären auch die Wertschöpfungseffekte in verwandten Branchen nicht möglich, und die sind mit 3,35 Milliarden Euro jährlich und 60.000 Jobs allein in Österreich bedeutend.“

Investitionsintensive Musikbranche: 2,6 Mrd. Euro allein für neue Talente Franz Medwenitsch

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Die Musikwirtschaft ist eine außerordentlich investitionsintensive Branche. Keine anderer Wirtschaftssektor investiert einen so hohen Anteil seines Umsatzes in Forschung & Entwicklung. 2,6 Milliarden Euro werden für so genanntes „A&R (Artist & Repertoire)“, also in den Aufbau von neuen Talenten investiert. Das entspricht rund 17 % der gesamten Musikindustrie-Einnahmen. So kommt beispielsweise der Technologie-Hardware Sektor auf 15,1 % oder der Pharma- und Biotechnologie Sektor auf 13,3 %. Das Finden und Aufbauen von Nachwuchstalenten ist die Kernaufgabe und gleichzeitig die größte Herausforderung der Musikwirtschaft. So wurde mehr als ein Fünftel der Künstlerinnen und Künstler mit Label-Vertrag in den letzten zwölf Monaten neu unter Vertrag genommen.

Branche Anteil Forschung & Entwicklung in %

Musik (A& RÄquivalent zuF& E) 16,9 Technologie-Hardware 15,1 Pharma- undBiotechnologie 13,3 Software& Computer Services 10,6 KfZ, KfZ-Teile 5,5 Freizeitartikel 3,0
 Quelle: InvestinginMusicReport 2016(2015EUIndustrial R&DInvestment Scoreboard)

Musiklabels sind Partner bei Produktion, Marketing und Vertrieb Der Report beleuchtet auch die vielschichtige Zusammenarbeit zwischen KünstlerInnen und Labels. Neben der finanziellen Unterstützung in Form von Vorauszahlungen für Musikproduktionen profitieren KünstlerInnen auch von vielen weiteren Serviceleistungen der Labels, etwa die Unterstützung bei Marketing und Promotion, bei Konzert-Tourneen sowie bei Kontakten zu Radio- und TV-Stationen. In den größten Musikmärkten wie die USA werden bis zu zwei Millionen US$ investiert, um einen Künst- ler zu etablieren. Investment, um KünstlerIn am US-Markt zu etablieren Vorauszahlungen Musikproduktion Videoproduktion Tour Support MarketingundPromotion Gesamt

US$ 50.000-350,000 US$ 150.000-500,000 US$ 25.000-300,000 US$ 50.000-150,000 US$ 200.000-700,000 US$ 500.000-2,000,000

Quelle: InvestinginMusicReport 2016

Der „Investing in Music“- Report ist eine Publikation der IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) in Zusammenarbeit mit dem internationalen Netzwerk der unabhängigen Musik- labels WIN (Worldwide Independent Network). Der komplette Report zum Download: www.ifpi.at


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Rettet Musik die Welt? Beim sachlich und musikalisch vielfältigen und hochkarätigen Festakt fokussierte die Generalsekretärin des Internationalen Musikrats Silja Fischer (Paris) die weltweite Umsetzung der fünf Menschenrechte in puncto Musik (siehe unten), die mdw-Rektorin Ulrike Sych betonte die grundlegende Bedeutung musikalischer Bildung und Gabriele Eschig, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO Kommission, die Umsetzung der UNESCO Kovention zur kulturellen Vielfalt. Grußbotschaften wurden von Vertreterinnen und Vertretern des Europäischen Musikrats und des Bundeskanzleramts vorgetragen. Ehrenpräsident Gottfried Scholz erzählte aus der Gründungszeit, die bis 1989 vom „Kalten Krieg“ geprägt war, ein Streichquartett des ersten Präsidenten des ÖMR Gottfried von Einem gelangte zur Aufführung. Der amtierende ÖMR-Präsident Harald Huber dankte allen Interessensverbänden für die hervorragende, oftmals ehrenamtliche Arbeit und betonte die grundlegenden Werte des Musikrats: „Wir sind der Meinung, dass die Verbindung von künstlerischer Qualität und sozialem Engagement eine wesentliche und nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Kraft darstellt. Von Musik gehen entscheidende Impulse aus, um unsere Gesellschaft im Sinne der Humanität tagtäglich weiterzuentwickeln - auch wenn es um die Aufarbeitung traumatisierender Kriegserfahrungen geht. In dieser Hinsicht sind wir tagtäglich gefordert und werden nicht müde werden, die sozialen, emotionalen und intellektuellen Potenziale eines lebendigen Musiklebens einzubringen.“ Musikschulen sind mit über 200.000 SchülerInnen hinter der allgemeinen Pflichtschule der zweitgrößte Schultyp in Österreich - ex aequo mit der Gesamtzahl der SchülerInnen in Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS). Musikschulen scheinen aber derzeit in allen einschlägigen Statistiken und Grafiken nicht auf. Dies führt zu einer Reihe von absurden und kontraproduktiven Tatbeständen: - Musikschulunterricht ist institutionell nicht in das Angebot ganztägiger Schulformen eingebunden. - Instrumentale Fähigkeiten, die an Musikschulen erworben werden, sind für die erfreulicherweise neu geschaffene Matura im Fach „Instrumentalmusik“ nicht anrechenbar.

Das Interesse an Kooperationen zwischen Schulen und Musikschulen ist groß, braucht aber einen institutionellen Rahmen: Das vom Bildungsministerium derzeit stillgelegte Dialogforum sollte daher rasch wieder seine Arbeit aufnehmen! Kooperation ist auch an anderen Baustellen des österreichischen Bildungswesens das derzeit aktuelle Stichwort: Die Absicherung von Qualität und Quantität des schulischen Musikunterrichts im gesamten Bundesgebiet durch Modelle der Zusammenarbeit von Musikunversitäten, Konservatorien und Pädagogischen Hochschulen („PädagogInnenbildung Neu“) ist derzeit ein Gebot der Stunde. Erstmals ist es gelungen, neben dem Bundeskanzleramt (Sektion Kunst & Kultur) und dem Außenministerium auch das Wirtschaftsministerium für eine stärkere Unterstützung der Initiative „Austrian Music Export“ (AME) zu gewinnen. AME wird gemeinsam vom Österreichischen Musikfonds und von MICA - Music Austria organisiert und braucht dringend längerfristige Perspektiven, um die Präsenz von Musik aus Österreich international wirksam zu steigern und zu fördern.

Foto © Daniel Willinger

Der durchaus politisch verstandene Feiertag des Österreichischen Musikrats (ÖMR) zu seinem 60-jährigen Bestehen am 10. November 2016 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) zeigte neue Wege der Kooperation zwischen Musikschaffenden und Ministerien auf: das Bildungsministerium wird der Integration der Musikschulen mehr Aufmerksamkeit schenken, das Wirtschaftsministerium die Konzepte von „Austrian Music Export“ unterstützen.

Der Österreichische Musikrat feierte 60-jähriges Jubiläum

Fünf Musikrechte (International Music Council - IMC)

1. AlleKinder undErwachsenenhabendas Recht, sichinaller Freiheit musikalischauszudrücken

2. AlleKinder undErwachsenenhabendas Recht, musikalische AusdrucksformenundFähigkeitenzuerlernen

3. AlleKinder undErwachsenenhabendas Recht auf Zugangzu musikalischenAktivitäten: zur Teilnahme, zumHören, zum musikalischenSchaffenundzur Information 4. Musikschaffendehabendas Recht, sichals KünstlerInnenzu entwickelnunddas Recht auf KommunikationinallenMedien, indemihnenangemesseneEinrichtungenzuihrer Verfügung stehen 5. Musikschaffendehabendas Recht auf angemesseneAnerken nungundVergütungfür ihreArbeit

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Der Amazon-Prozess Foto © Andreas Kolarik

Wie der internationale Konzern Amazon versucht, das Urheberrecht zu seinen Gunsten zu beugen und was es für MusikerInnen bedeutet. Markus Deisenberger (mica) mit einer ausführlichen Analyse.

Markus Deisenberger

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Der Branchenriese Amazon und die österreichische Verwertungsgesellschaft AUME (Austro Mechana) kämpfen gleich an mehreren Fronten gegeneinander.[1] Worum es geht: Amazon weigerte sich, die aus der Festplattenabgabe entstehenden Ansprüche zu bezahlen. Um die Rechte aller KünstlerInnen auf Vergütung für privates Kopieren in Österreich durchzusetzen, klagte die AUME den Konzern Amazon daraufhin. Diese Klage der AUME und der prozessuale Ausgang sind für fast alle europäischen Länder von großer Relevanz, weil die Klage bis vor den Europäischen Gerichtshof geführt wurde und somit in Folge viele europäische Systeme betreffen. Wenn man so will, blickt Europa derzeit nach Österreich und bangt, wie die anhängigen Verfahren letztlich entschieden werden. Schon 2013 hatte der EuGH entschieden, dass Amazon für nach Österreich gelieferte CD- und DVD-Rohlinge sowie Speicherkarten eine Abgabe entrichten müsse. Amazon hatte damals argumentiert, dass die österreichische Gesetzgebung gegen EU-Recht verstoße. Mittlerweile wurde das Urheberrecht in Österreich reformiert und die Festplattenabgabe noch deutlicher bestätigt. Der europäische Gesetzgeber sagte dabei sehr deutlich, dass es auf das Ausmaß der Nutzung ankomme. Die Höhe der Entschädigung hängt also vom durchschnittlichen tatsächlichen Privatkopieren ab. Deshalb müssen auch regelmäßig Studien darüber angestellt werden, wie viel z.B. auf einem Handy im Durchschnitt privat urheberrechtlich geschütztes Material gespeichert wird. Von diesen Zahlen, einem repräsentativen Gesamtumfang ausgehend sollte der tatsächliche Tarif gebildet werden. Sobald feststeht, wie viele Kopiervorgänge es gibt, weiß man auch, welcher Schaden, der den UrheberInnen entsteht, vergütet werden muss. Je mehr kopiert wird, desto höher wird der Tarif. So die Theorie. In der Praxis hat der österreichische Gesetzgeber mit der Novelle zum Urheberrechtsgesetz allerdings eine Obergrenze eingezogen. Alle Überlegungen, dass die erhobenen Vervielfältigungshandlungen im Tarif abgebildet werden müssen, seien damit obsolet geworden, meinte der Jurist Paul Fischer von der AUME in einem Interview mit mica – music austria. Warum? „Weil man jetzt von einem Richtwert runter rechnen muss“, so der Jurist. Von insgesamt 29 Millionen Euro (Obergrenze), die allerdings zwei Ansprüche beinhalten, die papierene Kopie, die sogenannte Reprographievergütung, und die digitale

Kopie, die Speichermedienvergütung. Nun gibt es einen parlamentarischen Entschließungsantrag, in dem ein Verhältnis von 20 Mio. (für die Speichermedienvergütung) zu 9 Mio. (für die Reprographievergütung) erwähnt wird. D.h. man kann davon ausgehen, dass 20 Mio. für die Speichermedienvergütung vorhanden sein sollen. Im Ergebnis, so Fischer, sei die tatsächliche Nutzung damit zwar ein Indiz für den anzuwendenden Tarif, aber aufgrund der Obergrenze bei weitem nicht mehr so wichtig wie eigentlich einmal angedacht. Fraglich ist auch, ob die österreichische Rechtslage überhaupt noch EU-rechtskonform ist. Das könnte man aus den genannten Gründen durchaus in Zweifel ziehen. Zurück zur Auseinandersetzung zwischen AUME und Amazon: In weiterer Folge hatte sich der Konzern dann geweigert, eine Festplattenabgabe auf SD-Karten und Mobiltelefone mit eingebauten SDKarten abzuliefern und war daraufhin neuerlich von der AUME vor Gericht gebracht worden. Strittig war dabei auch die Frage, ob der Gerichtsprozess überhaupt in Österreich stattfinden dürfe, weshalb der Oberste Gerichtshof (OGH) als Letztinstanz den Europäischen Gerichtshof (EuGH) um eine Einschätzung bat. Amazon argumentierte etwa, dass der Konzern lediglich Mobiltelefone in Österreich verkaufe, was keine strafbare Handlung sei. Daher fühle sich Amazon für die Abgabe der Entschädigung für private Vervielfältigungen nicht zuständig. EuGH: Amazons Argumente unbegründet Henrik Saugmandsgaar Oe, Generalanwalt des europäischen Gerichtshofs, hielt diese Argumente nun „für unbegründet“. „Dass Verkäufer von Festplatten – und eine solche sei ja nun einmal auch eine SD-Karte – eine pauschale Vergütung einheben, sei durch die EU-Gesetzgebung gedeckt“, so der Jurist.[2] So weit so gut. Der EuGH hat demnach im Sinne der AUME, der Festplattenabgabe und der dadurch begünstigten UrheberInnen entschieden. Wer aber nun denkt, die Sache sei damit letztgültig erledigt und das vom OGH noch ausständige und im Sinne der zitierten EuGH-Meinung zu fällende Urteil nur noch Formsache, irrt. Denn ein weiterer Prozess beschäftigte sich vor dem Handelsgericht Wien mit Aspekten des Verwertungssystems und der Kulturförderung an sich. Das hat folgenden Hintergrund: Der EuGH hatte 2013, wie bereits erwähnt, die Rechtmäßigkeit des Systems der AUME grundsätzlich bestätigt, aber er hat sie auch von einigen Voraussetzungen abhängig gemacht, die noch von den nationalen Gerich-


musicbiz ten zu klären seien. Diese Möglichkeit hat Amazon aufgegriffen und attackiert nun im fortgesetzten nationalen Verfahren die Rechtmäßigkeit und überhaupt den Anspruch von Kunstschaffenden auf Privatkopiervergütung. Ist die SKE-Förderung diskriminierend? Amazon argumentiert, bisher seien europäische Systeme – wie auch jenes des SKE-Fonds als Teil der AUME – von Gesetzes wegen darauf ausgerichtet, die Mitglieder der jeweiligen Gesellschaft zu unterstützen. Diese Kulturförderung im allerweitesten Sinne auch regionaler oder heimischer KünstlerInnen aber könnte – obwohl die Vergabe durch den SKE-Fonds de facto nie an eine Staatsbürgerschaft gebunden war und aus einer Vergütung, die den UrheberInnen jedenfalls gebührt, passierte – diskriminierend sein, meint Amazon. Das Handelsgericht Wien hat diesem Standpunkt Amazons – aus juristischer Sicht eher unerwartet – Recht gegeben. Das Oberlandesgericht Wien hat diese Entscheidung im Berufungsverfahren auch bestätigt. Die endgültige Klärung in Österreich erfolgt nun durch den Obersten Gerichtshof (OGH) in dritter und letzter Instanz. Eine Entscheidung wird noch für den Winter 2016 erwartet. Brigitta Zöchling-Jud vom Institut für Zivilrecht Wien geht davon aus, dass eine mittelbare Diskriminierung nicht vorliegen kann. In einem Artikel (in Medien & Recht 1/16) nimmt sie dabei Bezug auf die Entscheidung des EuGH in Sachen Amazon, und die Ausführungen des Generalanwaltes Mengozzi, wonach eine Diskriminierung nur dann vorliege, wenn ausländische UrheberInnen von den sozialen und kulturellen Einrichtungen rechtlich oder tatsächlich ausgeschlossen werden, was – wie schon angedeutet – de facto nicht der Fall ist. Ob der Zugang von ausländischen UrheberInnen auch in gleichem Maße genutzt wird, ist dagegen unerheblich. Zöchling-Jud hält aber auch fest, dass selbst für den Fall, dass die SKE ausländische UrheberInnen mittelbar diskriminieren, daraus keineswegs ein Entfall der Vergütungspflicht zu folgern wäre. Mit anderen Worten: Selbst wenn man – wider Erwarten – zum Urteil gelangt, die sozialen Einrichtungen diskriminieren, bringt das Amazon nicht viel, denn die durch den EuGH ja bestätigte Einhebung der Festplattenabgabe, um die es dem Konzern ja eigentlich geht, bleibt ihnen nicht erspart. Trotz dieser eindeutigen Rechtsmeinung von profilierter Seite bleibt allerdings – bis die Entscheidung vorliegt – streng genommen unklar, ob die Vergütung für alle Kunstschaffenden rechtskonform eingehoben wurde oder nicht. Daran aber schließt sich die Frage, ob die AUME diese Gelder überhaupt verteilen darf, sei es individuell oder über die SKE. Das aber hatte wiederum ganz konkrete Auswirkungen auf österreichische UrheberInnen, denn die AUME sah sich aufgrund der geschilderten Unwägbarkeiten aus unternehmerischer Sorgfalt und Vorsicht rechtlich gezwungen, mit einem Stopp aller neuen Zahlungen aus der Speichermedienvergütung zu reagieren. Beirat und Generalversammlung haben

beschlossen, dass die SKE bis zur Entscheidung des OGH keine neuen Förderzusagen geben dürfen. Die Beiratssitzungen des SKE-Fonds der AUME, in deren Rahmen über Fördervergaben entschieden werden, mussten vorerst verschoben werden. Anträge an die SKE können aktuell nicht (gültig positiv) entschieden werden. Konkret bedeutet das: Anträge können weiter eingereicht werden, entschieden wird aber erst dann, wenn eine für die UrheberInnen positive Entscheidung des OGH vorliegt, eine Entscheidung also, die die Entscheidungen der Vorinstanzen nicht bestätigt. Auch der Österreichische Musikfonds musste deswegen seinen aktuellen Call absagen. Ganz ähnlich verhält es sich mit Förderansuchen an die LSG Interpreten. Wenn man so will, sind österreichische UrheberInnen also gleich mehrere Male vom Ausgang des Verfahrens betroffen: Einmal durch die Festplattenabgabe selbst, dann aber auch durch mögliche Förderungen durch die SKE, den Musikfonds oder die LSG Interpreten. Ob MusikerInnen und wenn ja ob weiterhin in den Genuss dieser Gelder kommen, ist derzeit noch ungewiss. Wie man daher zu diesem Rechtsstreit auch stehen mag, Faktum ist, dass wichtige Strukturen, die MusikerInnen in Österreich – ob nun über Ausschüttungen der SKE oder Förderungen des Musikfonds bzw. der LSG – Produktionen ermöglicht und Tourneen finanziert haben, durch das beim OGH anhängige Verfahren gefährdet sind. In einem strukturschwachen Land wie Österreich, in dem nur die wenigsten von ihrer Musik leben können, sind aber genau diese Förderungen für MusikerInnen und deren Produktionen unterschiedlichster Genres überlebensnotwendig.

Markus Deisenberger Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von mica – music austria [1] siehe Markus Lidauer, Das Gerichtsverfahren Austro Mechana gegen Amazon führt zu Verschiebungen der SKE-Beiratssitzungen, Mai 2016: http://www.musicaustria.at/das-gerichtsverfahren-austro-mechana-gegen-amazon-fuehrt-zu-verschiebungender-ske-beiratssitzungen/
 [2] http://derstandard.at/2000031288412/FestplattenabgabeAmazon-droht-Niederlage-vor-EU-Hoechstgericht

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Vienna Comic Con 2016 Hotspot der Popkultur Von 18.-19. November fanden in der Messe Wien zeitgleich die Vienna Comic Con, die Video Con und die spielespass-Messe statt. War schon die erste Ausgabe der Comic Con im Jahr 2015 ein großer Erfolg, so besuchten heuer rund 22.000 Besucher die Comic- und Entertainment-Expo. Das bedeutet ein eindrucksvolles Besucherplus von 29%.

Full House bei der Comic Con in der Messe Wien

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Die Veranstalter Reed Exhibitions und ReedPOP sehen ihre Erwartungen mehr als erfüllt. „Die zweite Ausgabe des Popkultur Spektakels hat die bereits sehr erfolgreiche Premiere des Vorjahres definitiv in den Schatten gestellt. Zigtausende Fans, volle Hallen und zwei Tage lang Partystimmung pur – das ist eine Mischung, die nach Erfolg und vor allem nach Fortsetzung riecht. Die VIECC hat sich etabliert und ist am besten Weg zum Megaevent der Popkultur in Mitteleuropa“, freuen sich die Reed Exhibitions Messe Wien-Geschäftsführer, CEO Martin Roy und Benedikt BinderKrieglstein. Neben den zahllosen Themen- und MerchandisingStänden waren es vor allem die Stargäste der Veranstaltung, die auf großes Faninteresse stießen. Darsteller aus Film, TV, Comic und Cosplay wie Jeri Ryan (Seven of Nine in Star Trek: Voyager), Michael Cudlitz (The Walking Dead), Kristian Nairn und Gemma Whelan (beide Game of Thrones), Chris Rankin (Harry Potter), Billy Boyd (Herr der Ringe) und Mark Pellegrino (Supernatural, Dexter). Im Rahmen von Autogramm- und Fotostunden sowie Panels kamen die Fans ihren Stars nahe. Auch die zahlreichen Comic- und Mangazeichner konnten sich über einen wahren Besucheransturm freuen. So zeichnete beispielsweise Lucky LukeZeichner Achdé bis weit nach Veranstaltungsschluss für seine Fans. Begehrtes Fotomotiv waren die unzähligen Cosplayer, die die Gänge und Hallen säumten. Als besten Cosplayerin wurde Okkido Cosplay aus Ungarn

ausgezeichnet; sie stellte eine Inquisitorin des Ordo Hereticus aus dem Tabletop-Spiel Warhammer 40.000 dar. Im Rahmen der heurigen Comic Con fand erstmals die Video Con Vienna statt. Diese gemeinsam mit dem Kooperationspartner Diego5 durchgeführte Veranstaltung brachte mehr als 30 heimische und internationale Youtube-Stars in die Messehalle C. Mit dabei unter anderem Joanna Zhou von „Cute Life Hacks“, Venicraft, Chaosflo44, Celina Blogsta, Fancyrella, Daniel von DATV sowie Dzeni vom YouTube-Kanal „Inspired by Dzeni“. Extra aus Deutschland reisten iBlali, Phil Laude und OG von Y-Titty und Christezz an. Die Fans standen teilweise mehrere Stunden lang in der Schlange, um Autogramme und Selfies von ihren Stars zu ergattern. Nach dem Wegfall des jährlichen Spielefests im Austria Center füllt die neue spielespass-Messe das Vakuum. Das heurige Debüt fand zeitgleich mit der Comic Con statt und konnte nicht zuletzt durch die dadurch entstandene Synergie vom Stand weg 15.000 Besucher verzeichnen. Das Angebot der 40 Aussteller reichte von Gesellschaftsspielen über Aktionsspiele, Fantasy- und Rollenspiele, Puzzles und Sammelfiguren bis zu Spielzeug, stellte somit die ganze Bandbreite an Spielmöglichkeiten für Kinder, Familien und Erwachsene vor. Steht zu erwarten, dass die Vienna Comic Con im kommenden Jahr den heurigen Besucheransturm noch toppen wird. Die VIECC 2017 findet am 18. und 19. November in der Messe Wien statt.


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Made in A. YASMO & Die Klangkantine: Zwei (gtg)

Vienna Brass Connection: Open Minded (Preiser)

Yasmin Hafedh hat sich als Yasmo den Ruf als eine der vielschichtigsten und interessantesten female MCs des deutschen Sprachraums erarbeitet. Von den Poetry Slams fand sie zum Hip Hop und von dort zum Rappen mit einer ausgewachsenen Jazz-Band. Nach ihrem 2013 erschienenen zweiten Album „Kein Platz für Zweifel“, das ihr nicht nur jede Menge neuer Fans und Airplay einbrachte, sondern auch eine Nominierung für den österreichischen Musikpreis „Amadeus“, sowie ein spektakuläres Live-Duett mit Nazar am Popfest Wien, ist jetzt in Zusammenarbeit mit der Klangkantine ein Album entstanden, das musikalisch eine perfekte Symbiose aus Hip Hop und Jazz bildet und textlich weiterhin gleichermaßen clever wie kritisch das Leben und unsere Gesellschaft hinterfragt.

Weltoffen, vorurteilslos, unvoreingenommen und aufgeschlossen zu sein – das haben sich die Musiker der Vienna Brass Connection fest vorgenommen. Und wir können hier getrost nur die männliche Form verwenden, denn das Orchester besteht nur aus Männern, wobei die „Carmen Fantasy“mit der Gastviolinistin Marie-Theres Klettner aufgenommen wurden. Die geballte Kraft von siebzehn Blechbläsern und drei Schlagwerken zieht sich durch alle Stücke, wobei sich dies nicht unbedingt in der Lautstärke manifestiert, eher in einem kumpelhaften Ton jedes einzelnen Instruments. Keiner spielt sich in den Vordergrund und doch darf jeder einzelne die Besonderheit seines Blechblasinstruments und natürlich auch die Schlagwerker demonstrieren. Zu verdanken ist dies einem gefühlvollen Dirigenten wie Johannes Kafka ,der klugen Auswahl an Stücken und der besonderen Arrangements. Film ab, Musik an!

Renate Reich: Home „Ein guter Song kommt mit ganz wenig aus. Mit Gitarre und Stimme beispielsweise. Der Rest ist frei erfunden“. So klar formuliert die Sängerin Renate Reich ihr musikalisches Credo. Mit ihrer unverkennbaren, samtigen Stimme, feinfühlig und virtuos unterstützt von ihren Mitmusikern, allesamt Meister ihres Faches, entstehen sehr angenehme Klanglandschaften, die zwischen Singer/Songwriter mit jazzigen Anklängen changieren. Dass sie auch als Vocalcoach tätig ist, hört man nicht nur am exzellenten Englisch. Als Bonustrack gibt es eine Interpretation des Songs „Roxanne“ von dem von ihr bewunderten Musiker Sting und wenn man das weiß, kann man sich das gesamte Album von vorne wieder mit ganz anderen Ohren anhören. Plattenpräsentation: 18.01., Wien, Porgy

Murbeat: Wach Auf! Laut der steirischen Band sollte jeder polyglotte Österreicher die Worte Murr und Beat kennen und dass, sie sich einfach bedingen. Guter Einstieg dieses funkigen Rockquintetts aus Graz, die Alltagsthemen ziemlich witzig angehen, aber dabei nicht banal bleiben, sondern diese mit einem Quäntchen Bosheit garnieren. Der Titelsong, im Reggaerythmus gehalten ist ein klassischer Wohlfühlsong und Wanda‘s Bussi kriegt auch seinen Senf ab. Spritzige, mitreißende Dialektmusik aus Österreich.

Alexander J. Eberhard : P.A. Cat (ein_klang Records) Weitab vom Mainstream bewegt sich das Label ein_klang Records und bietet daher umso mehr überraschende Alben an. Der Komponist & Bratschist veröffentlicht mit P.A.Cat acht Stücke, die tatsächlich « zeitlos » ( wie das letzte auch heißt) klingt. Diese sogenannte neue Musik, die zwischen Abstraktion und Improvisation zu pendeln scheint, fordert heraus, doch wenn man sich einmal in dieses Klangforum begeben hat, zieht es einem förmlich hinein und man möchte wissen, wie die Musik weitergeht. Wäre es ein Film, wäre es ein hypnotischer , grotesker Thriller.

Periklis Liakakis : 3 elektronische Opern (ein_klang Records) Der geborene Athener Periklis Liakakis ist in Wien schon längere Zeit als Komponist zeitgenössischer Musik tätig. Auf vorliegender 3er-CD bilden literarische Vorlagen den Ausgangspunkt für die Kompositionen. In allen Arbeiten wird das stimmliche Material vom Komponisten eingehend bearbeitet, gesampelt, geloopt, verzerrt, gefiltert, transportiert. Die Texte stammen u.a. von der vielfach gespielten Theaterautorin Dea Loher, von Bodo Hell und Sophie Reyer nach dem Theaterstück « Alice im Wunderland ». Sehr schräg, sehr witzig, theoretisch und sinnlich zugleich. Ein langes Abenteuer, das nie langweilig wird.

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2016

Das Jahr der Verluste Das Jahr 2016 wird wohl als jenes in die modernere Musikgeschichte eingehen, in dem viele herausragende KünstlerInnen ihr Leben verloren. Hier eine kleine Gedenktafel (nach Todestagen - kein Anspruch auf Vollständigkeit) _________________________________

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DAVID BOWIE

NIKOLAUS HARNONCOURT

8. Jänner 1947 - 10. Jänner 2016 __________________________________

06.Dezember1929 – 5.März 2016 Der Maestro veränderte die klassische Musik: Während alle auf epische Inszenierung setzten, ließ er historische Instrumente wieder hervorholen. Mit seiner „Klangrede“ brachte er die Musik zum Sprechen, und vor dem Orchester hätte er sich am liebsten auf den Boden gesetzt. _________________________________

GLENN FREY 6. November 1948 -18. Jänner 2016 Glenn Frey war Gründungsmitglied der Eagles (Hotel California) _________________________________

PAUL KANTNER 17. März 1941 - 28. Jänner 2016 Der Mitbegründer der Rockband Jefferson Airplane starb mit 74 Jahren nach einem Herzinfarkt. _________________________________

JIM REEVES 30. April 1968 - 1. Februar 2016 Mit der Band Squeeze (Blue Jeans, Without You) _________________________________

MAURICE WHITE 19. Dezember 1941 - 3. Februar 2016 Der Gründer von Earth, Wind & Fire starb mit 74 Jahren. _________________________________

VANITY 04. Jänner 1959 - 15. Februar 2016 Nur 2 Monate später starb ihr Entdecker Prince, der Vanity als Sängerin seiner eigenen Band bzw. in der Girlgroup Vanity 6 beschäftigte. Todesursache: Nierenversagen _________________________________

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GEORGE MARTIN 2. Jänner 1926 - 8. März 2016 „Fünfter Beatle“ werden viele genannt, aber der Produzent Sir George Martin war wahrlich einer von ihnen. _________________________________

KEITH EMERSON 2. November 1944 - 10. März 2016 Der Mitbegründer der britischen Rockband Emerson, Lake & Palmer _________________________________

FRANK SINATRA JR. 10. Jänner 1944 - 16. März 2016 Auch der Sohn des legendären Sängers Frank Sinatra war Musiker. Frank Sinatra Jr. war Dirigent und musikalischer Direktor bei den Live-Auftritten seines weltberühmten Vaters und sang selbst. _________________________________

PHIFE DAWG 20. November 1970 - 22. März 2016 Phife Dawg, der mit bürgerlichem Namen Malik Isaac Taylor hieß, war Gründungsmitglied der US-Rap-Formation A Tribe Called Quest. _________________________________


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ROGER CICERO

TOOTS THIELEMANS

6. Juli 1970 – 24. März 2016 Er war Deutschlands Swing-Künstler im 21. Jahrhundert, sang beim Eurovision Song Contest und war nie ohne Hut unterwegs. Roger „Mister Swing“ Cicero ist nur 45 Jahre alt geworden. _________________________________

29. April 1922 - 22. August 2016 Wie kein Zweiter hat er der Mundharmonika im Jazz zu Respekt verholfen. Der Belgier spielte mit Ella Fitzgerald, Benny Goodman, Charlie Parker, Django Reinhardt, Quincy Jones, Paul Simon, Billy Joel, Dizzy Gillespie, Gilberto Gil, Bill Evans, Jaco Pastorius uvm. _________________________________

LEON HAYWOOD 11. Februar 1942 - 5. April 2016 hatte 1975 mit „I Want’a Do Something Freaky to You“ und 1980 mit „Don’t Push It, Don’t Force It“ seine größten Hits _________________________________

MERLE HAGGARD 6. April 1937 - 6. April 2016 Country-Star Songs wie „Are The Good Times Really Over“, „Mama Tried“ und das reaktionäre „Okie From Muskogee“ _________________________________

PRINCE 7. Juni 1958 - 21. April 2016 Nach Bowie schockte auch der unerwartete Tod von Prince die Musikwelt. _________________________________

WOLFGANG „WÖLLI“ ROHDE

BOBBY VEE 30. April 1943 - 24. Oktober 2016 Erfolge feierte der Rock-’n’-Roll-Sänger mit Liedern wie „Take Good Care of My Baby“ und „Susie Baby“. _________________________________

PETE BURNS 5. August 1959 - 23. Oktober 2016 Der Pop-Exzentriker starb mit 57 Jahren an einem „massiven Herzinfarkt“. Er war Sänger der New-Wave-AchtzigerjahreBand Dead or Alive, die mit „You Spin Me Round (Like a Record)“ und „That‘s the Way (I like it)“ Welthits landete. _________________________________

ANDREAS FULTERER

9. Jänner 1950 – 25.April 2016 Schlagzeuger bei Die Toten Hosen _________________________________

27.Februar 1961 - 26. Oktober 2016 Solokünstler/Band: Kastelruther Spatzen, Seiser Buam, Alpensextett ________________________________

JOHN BERRY

LEONARD COHEN

13. Mai 1963 - 19. Mai 2016 Mitbegründer der Hiphop-Band Beastie Boys _________________________________

21. September 1934 - 7. November 2016 Der Ausnahmekünstler hatte erst im Vormonat sein letztes grandioses Album „You Want It Darker“ veröffentlicht. _________________________________

SIGI MARON 14. Mai 1944 - 18. Juli 2016 Aufrechter Sänger, Gitarrist, Komponist, Texter, der sich nie verbiegen ließ. ________________________________

LOU PEARLMAN 19. Juni 1954 - 19. August 2016 Dem Produzenten verdanken wir Boybands wie N‘Sync und die Backstreet Boys. ______________________________

ALAN VEGA 23. Juni 1938 - 16. Juli 2016 Sänger des radikalen US-Duos Suicide _________________________________

VICTOR BAILEY 27. März 1960 - 11. November 2016 begleitete Musiker wie Sonny Rollins, Miriam Makeba, Lenny White uvm, 4 Jahre spielte er beiWeather Report, danach tourte er als Tour- und Studiomusiker mit Joe Zawinul, David Gilmore“ Sting, Madonna, Lady Gaga u.a. _________________________________

SHARON JONES 4. Mai 1956 - 18. November 2016 US-Soulsängerin Sharon Jones verlor am 18. November ihren Kampf gegen den Krebs. Bekannt wurde Jones ab 2002 durch Alben mit den Dap Kings beim unabhängigen Label Daptone Records. _________________________________

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filmbiz KV für Filmschaffende Am 21.11.2016 hat nach Verhandlung des KV Nichtfilmschaffende am 7.11.2016 nun auch die Verhandlungsrunde des Kollektivvertrags der Filmschaffenden mit den Vertretern der Arbeitnehmerschaft, der Gewerkschaft younion, stattgefunden. Nach langen Diskussionen über die derzeitige Entwicklung des Verbraucherpreisindex wurde letztlich im Hinblick auf die schwierige wirtschaftliche Lage der Branche ein Kollektivvertragsabschluss von 1,25 % vereinbart. Daneben wurde vereinbart, noch in den nächsten Wochen eine Konsolidierung des bestehenden Kollektivvertrags für Filmschaffende, unter Berücksichtigung des geänderten arbeitsrechtlichen Umfelds zu verhandeln und tunlichst bereits für den kommenden Kollektivvertag 2017 in Kraft zu setzen. Wesentliche Vorarbeiten konnten hier bereits abgeschlossen werden und wird mit dieser Konsolidierung des arbeitsrechtlichen Teils des KV jedenfalls ein transparenteres und rechnerisch genaueres Verhältnis der verschiedenen, auf die Bedürfnisse der Filmwirtschaft zugeschnittenen Arbeitszeitmodelle erreicht. Insgesamt zeigt dieser Abschluss, dass trotz des schwierigen wirtschaftspolitischen Umfelds die Verhandlungspartner jenes Augenmaß bewiesen haben, das die filmspezifischen Herausforderungen der nächsten Jahre berücksichtigt, was Filmförderung und Investment der Sender betrifft, und sich gemeinsam weiterhin für Rahmenbedingungen einsetzen, die filmisches Arbeiten in Österreich noch ermöglichen.

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FAMA NEWS

Reform der Gewerbeordnung Am 2.11. haben ÖVP und SPÖ einen kontroversiell diskutierten Entwurf der Gewerbeordnung vorgelegt. Zentral ist, dass Anmeldegebühren wegfallen und Genehmigungsverfahren vereinfacht werden sollen. Außerdem dürfen Unternehmer mehr Nebentätigkeiten durchführen. Eckpunkte der Reform lauten wie folgt: 1. Reform des Betriebsanlagenrechts (=schnellere und einfachere Verfahren) 2. Kostenentlastung der Betriebe bei Gewerbeanmeldung 3. Erleichterungen von Neugründungen 4. More of E-Government 5. Ausweitung der Nebenrechte als Grundlage für mehr Wettbewerb 6. „Höhere Berufsbildung“ soll duale Ausbildung stärken Von den meisten Änderungen ist der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft nicht unmittelbar betroffen. Allerdings: es ist ein Entwurf. Änderungen im parlamentarischen Prozess sind zu erwarten. Der Entwurf fällt deutlich weniger radikal aus als angekündigt. Immerhin war ein einheitlicher Gewerbeschein für alle freien Gewerbe angekündigt. Dies hätte vor allem auch zu Zuordnungsproblemen bei den relevanten Kollektivverträgen geführt (in Österreich werden über 98% aller unselbstständigen Arbeitsverhältnisse über KV geregelt). Bezüglich Punkt 5 – der Ausweitung der Nebenrechte – ergibt sich folgende wichtige Änderung: In Zukunft können Unternehmen 30% (bislang 10%) der ausgeübten Tätigkeiten pro Wirtschaftsjahr mit Arbeiten in anderen freien Gewerben erwirtschaften. Dies wird natürlich einerseits zu mehr unternehmerischer Freiheit führen; die Differenzierung gegenüber z.B. filmähnlichen Dienstleistungen wie der Fotografie wird dadurch aber nicht vereinfacht. Die Änderungen im Betriebsanlagenrecht sind positiv. Aus Sicht der Fama belastet das teure und administrativ aufwändige BA-Verfahren Unternehmen in der Praxis mehr als die möglicherweise lästige, aber letztlich wenig relevante Mehrfachanmeldung von Gewerben. Derzeit befindet sich die Gewerbeordnung noch in der Begutachtungsphase und wird voraussichtlich 2017 in Kraft treten. Es handelt sich also lediglich um einen Entwurf, der sich noch verändern kann und voraussichtlich auch wird. Wir halten Sie jedenfalls auf dem Laufenden.

ÖFI, FISA und Filmfonds Wien mit gemeinsamer Abschlussprüfung Die drei österreichischen Filmförderungen Österreichisches Filminstitut, Filmstandort Austria und der Filmfonds Wien haben angekündigt, die Abschlussprüfung für von ihnen geförderte Filmprojekte gemeinsam durchzuführen. Hierzu wurde am 14.11.2016 eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Zweck der Vereinbarung soll die generelle Effizienzsteigerung des Prüfwesens sein. Je Projekt gibt es einen federführender Abschlussprüfer, der die Zusammenarbeit mit den jeweils anderen Organisationen koordiniert. Durch die engere Zusammenarbeit kommt es aber auch zur Aufwandssenkung bei Produktionen. Schließlich soll auch eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Förderpartnern entstehen. Begrüßenswert!


Online-Plattform für legale Content-Anbieter Das Amt der Europäischen Union für Geistiges Eigentum (EUIPO) entwickelt derzeit eine Plattform zur Präsentation von legalen Content-Angeboten („European Aggregator of Legal Offers“, genannt „agorateka“), die als Modell für einzelne Mitgliedsstaaten gelten soll. Hiermit soll einerseits die Auffindbarkeit und der Zugang zu legalen Internet-Diensten und -Angeboten auf nationaler und internationaler Ebene gestärkt und andererseits, die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle gefördert werden. Die Film- und Musikwirtschaft führt bereits Gespräche mit dem Bundeskanzleramt, um eine attraktive und umfangreiche Online-Präsenz für legale Anbieter zu etablieren, um alle digitalen Content-Anbieter in Österreich positiv zu positionieren. Eine Plattform als One-stop-shop wäre ein Bekenntnis zur Innovation und zum Kultur- und Unterhaltungsangebot im Land und würde das Konsum-Verhalten gegenüber legalen Anbieter positiv beeinflussen, sowie zur Bewusstseinsbildung zur Legalität von Angeboten und zur Rechtssicherheit beitragen.

Cannes-Flair in Hohenems

Cannes-Feeling in der Otten Gravour Hohenems

Die Fachvertretung der Film- und Musikwirtschaft und das Filmwerk Vorarlberg unter Obmann Teddy Maier präsentierten kürzlich in der Otten Gravour in Hohenems die heurigen Gewinner-Beiträge des Cannes Lions Festivals. In gemütlicher Atmosphäre, bei coolen Drinks und feinen Snacks konnten sich die rund 200 Gäste selbst ein Bild von den besten, beim Werbefestival in Cannes ausgezeichneten TV-Spots, sowie den herausragenden Arbeiten der Kategorien Outdoor, Direct, Media, Promo und PR machen. Rund 160 Gewerbetreibende in Vorarlberg bieten Dienstleistungen im Bereich der Film- und Musikproduktion an.

Film Forum Linz 2016 Das Festival der Jungen! Anfang November war es wieder soweit: Das Film Forum Linz, der Wettbewerb der besten Werbe- und Wirtschaftsfilme Österreichs, fand zum sechsten Mal statt und wurde einmal mehr zum Schaufenster der Filmbranche. Die Veranstaltung, bei der Filmschaffende netzwerken und sich austauschen können, hat sich inzwischen erfolgreich in der österreichischen Szene etabliert.

Die Gewinner beim Film Forum Linz 2016

Im Rahmen der Filmgala gab es mit Preisen in sechs unterschiedlichen Kategorien ein hohes Maß an Abwechslung. Zudem unterstützt das Festival durch die Kategorie „Future – der junge Filme“ ganz gezielt auch den Nachwuchs der Filmschaffenden. Insgesamt gab es 101 Einreichungen aus acht Bundesländern. Von den Einreichungen wurde dieses Jahr beinahe ein Drittel ausgezeichnet. Das Festival sei laut Initiator Claus Muhr dieses Jahr von einer neuen Qualität geprägt worden. Noch nie war das Niveau der Nominierungen so hoch. Viele Teilnehmer, die in den letzten Jahren einen Preis sicher gehabt hätten, mussten dieses Mal leider leer ausgehen. Ganz leer? Eine Auszeichnung erhalten alle Nominierten jeder Kategorie, als Zeichen der Wertschätzung und um aufzuzeigen, dass Entscheidungen häufig äußerst knapp ausfallen. Die Kategorie „Future – der junge Film“ ist für den Veranstalter von besonderer Bedeutung. Beim Sprechen über die jungen Filmschaffenden kommt der oberösterreichische Fachgruppenobmann der Film- und Musikwirtschaft und Organisator, Claus Muhr, ins Schwärmen. Die studentischen Filmemacher unterschiedlicher österreichischer FHs „kommen und drängen sich auf den Markt, und das mit einer super Qualität!“ Besonders die MultiMediaArt der FH Salzburg hat sich zu einer ernstzunehmenden Ausbildungsstätte entwickelt, so der Obmann. Die Wirtschaftskammer Oberösterreich – dort fand das Film Forum statt – hat’s gedankt: Präsident Rudolf Trauer war beeindruckt ob der hohen Anzahl an Nachwuchs und Muhr freute sich über den neuen Flair in der Kammer: „Die Wirtschaftskammer war selten so voll von jungen Menschen wie beim Film Forum Linz“. Bei der Preisverleihung legen die Organisatoren einen großen Wert auf Fairness und Chancengleichheit. So befinden sich in der Jury bewusst keine Auftraggeber, sondern Experten aus den Bereichen Film, Kommunikation und Marketing. Außerdem werden alle nominierten Filme in voller Länge gezeigt, um so die Entscheidungen transparent zu machen. Bernhard Holzhammer, CEO von Wildruf Film und Gewinner in gleich zwei Kategorien – „Tourismus-Film“ sowie „TV und Kino-Spot“ – freut sich über die Auszeichnungen und darüber, dass die harte Arbeit gewürdigt wird. Was ihm am Film Forum Linz besonders gefällt ist, dass es sich auf Wirtschafts- und Werbefilme konzentriert und man durch die Arbeit der Kollegen Inspirationen erhält.

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filmbiz Filmpremiere in der Josefstadt Foto © APablo Levia

Wenn es sogar für den 86-jährigen Doyen Otto Schenk eine Premiere in „seinem“ Theater in der Josefstadt“ gibt, dann muss es etwas Besonderes sein. Es handelte sich um die Kinopremiere des Films „Liebe, möglicherweise“ des Regisseurs Michael Kreihsl und Schenk, der quasi sein Alter Ego in diesem liebevollen Episodenfilm darstellt, saß im Publikum. Letzteres zeigte sich überaus begeistert über die Geschichte einer Handvoll Otto Schenk im Mittelpunkt des ganz normaler Menschen in Interesses Wien, auf der Suche nach Liebe, Erlösung, Glück . Mit einem deutschsprachigen AllStar-Ensemble (u.a. Otto Schenk, Gerti Drassl, Devid Striesow, Edita Malovcic, Silke Bodenbender), die alle bei dieser Kinotheaterpremiere anwesend waren, macht sich Autor & Regisseur Michael Kreihsl auf die Suche nach Sinn und Unsinn des Lebens. Unprätentiös, viel Lokalkolorit, sehr gute Dialoge, subtile Kamera, überraschende Wendungen kein Wunder, dass Moderatorin Gabi Flossmann den Vergleich mit der englischen RomCom „Love Actually“ zog. Seit 2. Dezember im Kino

„Die Blumen von Gestern“ reüssierte in Tokio Der neue Film von Chris Kraus, die deutsch-österreichische Koproduktion „Die Blumen von Gestern“ wurde beim renommierten Tokyo International Film Festival mit Chris Kraus erfolgreich in Tokio einem der weltweit höchstdotierten Festivalpreise ausgezeichnet. Jurypräsident Jean-Jacques Beineix (Diva, Betty Blue) übergab während der feierlichen Preiszeremonie die mit einem Geldpreis von 50.000 US-Dollar verbundene Preisstatue an den Regisseur Chris Kraus mit den Worten: „Ich liebe diesen Film.“ Die Jury (der u.a. auch Nicole Rocklin, Produzentin des aktuellen Oscargewinners Spotlight, sowie die Regisseurin und Berlinale-Gewinnerin Mabel Cheung angehörten) hob die Leistung der Schauspieler und der Regie hervor: „Ein großartig gespielter und bis ins Feinste inszenierter Film über die Institutionalisierung des Holocaust.“ Zusätzlich gewann „Die Blumen von Gestern“ auch den Publikumspreis Wowow Viewer’s Choice Award (dotiert mit 10.000

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US-Dollar). In der 31-jährigen Geschichte des Festivals sind bisher noch nie Hauptpreis und Publikumspreis zusammengefallen. Autor, Regisseur und Produzent Chris Kraus nahm beide Preise mit Dank für „zwei Entscheidungen entgegen, die außerhalb unserer kühnsten Erwartungen lagen.“ „Wir freuen uns unendlich über diese Preise, zeigen sie doch, dass „Die Blumen von Gestern“ mit der Mischung aus Tragik und Humor universell ist und die Geschichte auch international verstanden wird,“ sagte auf der Bühne die Produzentin Kathrin Lemme (Four Minutes Filmproduktion). Produzent Danny Krausz (Dor Film) merkte an, dass „schon der Chris-Kraus- Film „Vier Minuten“ vor zehn Jahren einen umjubelten Auftritt In Tokio gehabt hatte, bevor er in die japanischen Kinos kam.“ „Die Blumen von Gestern“ handelt von einem expressiven Liebesduell zwischen zwei emotional versehrten Holocaustforschern (dargestellt von Lars Eidinger, s. dazu Interview auf S. 30, und dem französischen Shooting Star Adèle Haenel). In weiteren Rollen sind Jan Josef Liefers und Hannah Herzsprung zu sehen.

Cineplexx-Eigentümer Langhammer erhält „Golden Ticket“ Christian Langhammer, Eigentümer von Österreichs größtem Kinobetreiber Cineplexx, wurde in Barcelona mit dem „Exhibitor of the Year Award“ ausgezeichnet. Im Rahmen des Verleihausschusses wurde l-r: Michael Stejskal, Christian Lamghammer, Christian Dörfler Langhammer dafür nun auch vom Fachverband der Film- und Musikwirtschaft (FAMA) ausgezeichnet. Im Beisein von Obmann und Geschäftsführer des Fachverbands Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe, Christian Dörfler und Bernhard Gerstberger, wurde dem Filmmann von Michael Stejskal, Obmann des Filmverleihs, in feierlicher Atmosphäre ein „Golden Ticket“ überreicht. Im Jahr 2009 wurde Cineplexx International gegründet, um ins europäische Ausland zu expandieren. Im Fokus steht bis heute der südosteuropäische Raum. Heute ist Cineplexx mit 41 Multiplex- und 6 traditionellen Standorten in Österreich, Kroatien, Serbien, Slowenien, Montenegro, Mazedonien, Albanien, Griechenland und Italien vertreten und bespielt insgesamt 296 Säle. Dabei hat das Unternehmen insgesamt rund 1.300 Mitarbeiter und machte im Jahr 2015 einen Umsatz von etwa 125 Mio. Euro. Insgesamt empfingen die Cineplexx-Kinos letztes Jahr 12 Mio. Besucher.


filmbiz „If she can see it, she can be it“ Katrina Daschner gewann mit ihrem Treatment „Wanda und Nikita“ den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Drehbuchwettbewerbs IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT Frauen*figuren jenseits der Klischees. Jurybegründung: „Auf unkonventionelle, zarte und wilde Art und Weise erzählt Katrina Daschner eine große, anarchische Liebesgeschichte zweier Heldinnen, Wanda und Nikita. Gleichzeitig ist es die Geschichte eines Abschieds, einer Trennung, die beide in etwas Ungewisses entlässt. Mit präzisem, feministischem Blick entwirft die Autorin ein Road Movie, eine Flucht, die die Protagonistinnen und uns durch unterschiedliche Zeiten und Räume führt, die Vergangenheit, die die beiden Frauen verbindet, ihre Phantasien und Alpträume. Provokant und leichtfüßig experimentiert sie dabei mit dem Genre und kreiert einen assoziativen Raum, in dem Fragmente von Erzählung, Figuren, Körper und Landschaften sich zu einem Drama verdichten, in dem Katrina Daschner das klassische Drama abwesend ist. In Zeiten, in denen zeitgenössisches Kino stark von Gleichklang und Konditionierung bedrängt wird, sind wir sehr froh mit diesem Preis die Entwicklung eines Drehbuchs für dieses Projekt zu unterstützen..“Der Preis geht an Wanda und Nikita von Katrina Daschner. Katrina Daschner lebt seit 20 Jahren als Künstlerin und Filmemacherin in Wien, wo sie auch mehrere Performance Salons gründete. Zuletzt den queeren Club Burlesque Brutal. Von 2005 – 2010 lehrte sie an der Akademie der bildenden Künste und erhielt 2010 den Otto-Mauer-Preis. Ihre Arbeiten werden international in Ausstellungen und bei Filmfestivals gezeigt. Wanda und Nikita ist ihr erstes Treatment für einen Langfilm.

Hollywood-Produzenten feierten Premiere in Salzburg Rund ein Jahr ist es her, dass das Team von Thriller Films aus L.A. und Bobby Emprechtinger, gebürtig aus der Mozartstadt, zu Gast in Salzburg waren, nun holten sie sich für die Premiere ihrer Komödie „Euro Club“ Verstärkung in personam von Eric Roberts. Dieser ist nicht nur der Bruder von Actrice Julia Roberts, sondern auch Schauspieler in Filmen wie „Batman –

l-r: Produzent Zeus Zamani, Schauspielerin Luisa de Paula, Produzent und Schauspieler Bobby Emprechtinger, Tom Barcal

The Dark Night“ oder „The Expendables“. Außerdem vor der Kamera: der Brite Vinnie Jones („X-Men“, „Passwort: Swordfish“), der deutsche Darsteller Tom Barcal aus der TV-Serie „Alles was zählt“ sowie Model und DJane Micaela Schäfer. Emprechtinger forcierte auch, dass österreichische Schauspieler in der Hollywood-Komödie mitspielen: Neben ihm selbst waren Sabine Petzl, Pia Niederwimmer-Raunjak und Daria Trenkwalder an Bord. Regie führte Ali Zamani. Nun fand die Österreich-Premiere von „Euro Club“ im Mozart Kino in der Salzburger Innenstadt statt.

Georg Lhotsky Schauspieler & Regisseur ______ 1937 - 2016 Georg Lhotsky verstarb in der Nacht auf den 28.11.016 im Alter von 79 Jahren. Der österreichische Schauspieler und Regisseur wurde 1937 in der Tschechoslowakei geboren, ehe er 1944 nach Österreich floh. Dort schloss er 1965 ein Schauspielstudium ab. Es folgten Anstellungen am Theater in der Josefstadt, dem Neuen Theater in der Scala und am Deutschen Theater Berlin. Später wechselte er zu Kino- und Fernsehfilm. Neben mehreren Tatortepisoden inszenierte er auch den Kinofilm „Moos auf den Steinen“. Mit diesem gelungenen Einstand als Regisseur wurde er nicht nur von Österreich zum Auslandsoscar nominiert, er gilt damit auch als Begründer des Neues Österreichischen Films. Die österreichische Filmbranche beklagt den Verlust eines großartigen Schauspielers und Regisseurs.

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„Wir brauchen Nachjustierungen“ Im anhaltend kompetitiven und schnelllebigen Kinomarkt haben einige sehr verschiedene österreichische Filme heuer Besucherzahlen um die 50.000er Marke erzielt. Ein Grund für den Geschäftsführer des Österreichischen Filminstituts Roland Teichmann, weiterhin die Vielfalt heimischen Schaffens zu fördern. Breitenwirksame Komödien wären als Zugpferde wünschenswert, um das teure Medium Film weiterhin erhalten zu können.

„Auch ohne gesetzliche Vorgabe haben wir im Filminstitut bereits zielgerichtete Maßnahmen gesetzt, die die Beteiligung von Frauen am Filmschaffen stärken und zu mehr Transparenz führen sollen.“

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Können Sie schon einen ersten Rückblick über das Filmjahr 2016 bieten? Was waren die Highlights, wo gab es Verbesserungen, wo Defizite? ROLAND TEICHMANN: Das Filmjahr 2016 war aus bisheriger Sicht insofern bemerkenswert erfolgreich, als es seit Längerem wieder einmal gelungen ist, eine schöne Dichte an Erfolgen im oberen Mittelfeld zu erzielen. Oft beeinflussen ja Ausreißer nach oben die Statistik. Filme wie zB „Vor der Morgenröte“, „Toni Erdmann“, „Hotel Rock&Roll“ und „Maikäfer Flieg“, um nur einige zu nennen, haben im anhaltend kompetitiven Roland Teichmann und schnelllebigen Kinomarkt Besucherzahlen um die 50.000er Marke erzielt. Das ist ein wirklich schönes Ergebnis und zeigt auch die Vielfalt im Erfolg unseres Filmschaffens. Ziel der Förderung ist eine gesunde Balance zwischen nationalem Box-Office und internationaler Relevanz. Ich denke wir sind hier nach wie vor auf einem guten Weg. Auch heuer gab es wieder Diskussionen über eine neue Organisationsstruktur in Bezug auf die Juries des ÖFI Gibt es konkrete Veränderungen ? TEICHMANN: Diese Diskussionen sind berechtigt und wichtig. Man muss sich von Zeit zu Zeit immer wieder kritisch hinterfragen, um nicht in Stillstand zu geraten. Die Meinungen was „das beste“ System ist, gehen naturgemäß auseinander. Ich denke, wir brauchen keine Revolutionen, sondern Nachjustierungen, um in Zukunft noch mehr Kontinuität zu erzielen. Heuer wurde erstmals die Steuerabsetzbarkeit für Investitionen in die Filmwirtschaft gesetzlich geordnet: gibt es schon erste Partnerschaften, Erfolge? TEICHMANN: Leider Nein. Es gestaltet sich schwierig, potentielle Spender zu finden. Wir sind gerade dabei, auch mit anderen Stellen des Bundes wie zB dem Bundesdenkmalamt, die in diesem Bereich bereits mehrjährige Erfahrung haben, Modelle zu entwickeln, die für die Filmförderung nutzbar und

tauglich sind. Ich hoffe, dass wir 2017 hier erste Erfolge erzielen können, aber es wird nicht einfach sein, insbesondere da es bei der Herstellung von Filmen immer um verhältnismäßig hohe Summen geht. Wie steht das ÖFI zur Frauenquote ? TEICHMANN: Die Gender-Debatte beherrscht die Branche seit einiger Zeit. Ich halte diese Debatte für unausweichlich und notwendig. Auch ohne gesetzliche Vorgabe haben wir im Filminstitut bereits zielgerichtete Maßnahmen gesetzt, die die Beteiligung von Frauen am Filmschaffen stärken und zu mehr Transparenz führen sollen. Details dazu siehe insbesondere http://equality.filminstitut.at/ Darüber hinaus wird im Aufsichtsrat gerade ein „Gender-Paket“ diskutiert, das hoffentlich mit 1.1.2017 in Kraft treten wird. Darin enthalten sind wirkungsorientierte Maßnahmen zur verstärkten Beschäftigung weiblicher Filmschaffender im Rahmen der Filmförderung des Österreichischen Filminstituts (ÖFI). Da all das noch in Diskussion und Abstimmung befindlich ist, möchte ich im Detail aber nicht weiter vorgreifen. Was sagen Sie als oberster Filmförderer zur Neuorganisation der Filmfestivals, eine Notwendigkeit oder eine befürchtete Sparmaßnahme? TEICHMANN: Filmfestivals sind ein großartiger Multiplikator und unverzichtbarer Bestandteil der kuratierten Filmvermittlung an ein breites Publikum. Aufgrund der Vielzahl an Festivals ist es jedoch nötig, eine stärkere Abstimmung zwischen den Förderern auf Bundes- und Landesebene zu finden. Das ÖFI wird sich dabei tendenziell wieder stärker auf Festivals konzentrieren, die in direkter Wechselwirkung zu den von uns geförderten (Lang-)Filmen stehen. Wie hat sich die Quantität und Qualität der Filmeinreichungen in den letzten Jahren verändert?


filmbiz TEICHMANN: Die Quantität und somit auch der Wettbewerb um Fördermittel ist definitiv gestiegen. Ein Zeichen für die Vitalität und Produktivität der heimischen Filmbranche. Die Qualität ist konstant. Was braucht es, um die Publikumszahlen für heimische Filme zu erhöhen? TEICHMANN: Noch mehr wettbewerbsfähige Genre-Filme, insbesondere Komödien, die auf ein breites Publikum abzielen. Filme mit starker nationaler Identität und Themen, die für unsere Gesellschaft und Kultur relevant sind. 2017 verspricht da ein gutes Jahr zu werden. Wie stehen Sie zur Idee, der EU-Kommission die Audiovisuelle Richtlinie betreffend, dass 20 % der ausgestrahlten Programme von VoD-Anbietern europäischen Ursprungs sein sollen WIeviel Geld erwarten Sie sich davon für die heimische FIlmbranche?

TEICHMANN: Quoten halte ich grundsätzlich für problematisch, da sie immer auch ein Zwangselement beinhalten. Idealerweise sollte sich Qualität und Relevanz durchsetzen. Dennoch ist es vertretbar, den europäischen Film gezielt zu unterstützen und ihm insbesondere dem marktbeherrschenden US-Film gegenüber eine bessere Ausgangslage zu verschaffen. Ich denke eher nicht, dass dadurch ein Füllhorn ausgeschüttet wird. Aber allein die Tatsache, dass der europäische Film dadurch noch stärker im wachsenden Online-Markt sichtbar wird, ist uneingeschränkt zu begrüßen. Was waren Ihre persönlichen filmischen Highlights im Jahre 2016? TEICHMANN: Die Überraschungserfolge von „Toni Erdmann“ und „Vor der Morgenröte“. Sie zeigen, dass man mit Qualität und Anspruch internationale Anerkennung und großen Publikumserfolg erzielen kann.

„Quoten halte ich grundsätzlich für problematisch, da sie immer auch ein Zwangselement beinhalten. Idealerweise sollte sich Qualität und Relevanz durchsetzen.“

„Wir wollen unberechenbar bleiben“ Austrian Film Commission (AFC)-Geschäftsführer Martin Schweighofer blickt im Film, Sound & Media-Interview auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2016 zurück und erklärt warum er und sein Team jedes neue Jahr bei Null beginnen. Wie resümieren Sie das Jahr 2016 aus Sicht der AFC? MARTIN SCHWEIGHOFER: Das Jahr 2016 war ein wirklich gutes Jahr und hat Ergebnisse gebracht, die eigentlich über meinen Erwartungen lagen. Beginnend in Berlin, wo Händl Klaus „Kater“ seinen Zug rund um die Welt begonnen hat, über die Erfolge von Nikolaus Geyrhalters „Homo Sapiens“, Ruth Beckermanns „Die Geträumten“ oder Patric Chihas „Brüder der Nacht“ – all das zeigt einmal mehr auf, Martin Schweighofer dass die Marke Austrian Film sehr präsent ist, immer wieder überraschen kann und im besten Sinn auch unberechenbar bleibt. „Mister Universo“ von Rainer Frimmel und Tizza Covi zum Beispiel hat in Locarno einige Preise erhalten, „Die Nacht der 1000 Stunden“ von Virgil Widrich erhielt den Publikumspreis in Südkorea oder auch „Safari“ von Ulrich Seidl, ein Film der rund um die

Welt gezeigt wird – der Österreichische Film ist omnipräsent und international anerkannt. Dieser Erfolgslauf bei den internationalen Festivals hält nun schon relativ lange an, welche Spezifikation bot 2016? SCHWEIGHOFER: Was mich heuer besonders freut - obwohl das nicht zur Kernkompetenz der AFC gehört -, ist die Performance des österreichischen Films nicht nur international sondern auch in den heimischen Kino. So haben in diesem Jahr einige Filme sehr gute Besucherzahlen aufzuweisen, beginnend vom Sensationserfolg „Bauer unser“ von Robert Schabus über Mirjam Ungers „Maikäfer flieg“ , Dieter Berners „Egon Schiele“, „Was hat uns bloß so ruiniert“ von Marie Kreutzer, oder „Hotel Rock´n´Roll“ von Michael Ostrowski und Helmut Köpping mit über 50.000 Besuchern. So eine breite Basis hat der

„Was mich heuer besonders freut obwohl das nicht zur Kernkompetenz der AFC gehört -, ist die Performance des österreichischen Films nicht nur international sondern auch in den heimischen Kino.“

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filmbiz SCHWEIGHOFER: Der Rhythmus ändert sich ja nicht. Das Jahr beginnt mit für uns mit Saarbrücken, Sundance und Rotterdam, dann kommt Berlin im Februar und so weiter. Noch ist es zu früh, um konkrete Teilnahmen zu postulieren, aber das Lineup für 2017 sieht sehr vielversprechend aus. Michael Haneke hat mit „Happy End“ einen neuen Film am Start. Josef Haders erste Regiearbeit „Wilde Maus“ steht in den Startlöchern. Wir erwarten neue Filme von Barbara Albert, Ruth Mader, Stefan Ruzowitzky, Katharina Mückstein, Harald Sicheritz u.v.m. Mit großer Spannung erwartet wird auch „Untitled Fragments“,

Michael Haneke kehrt mit „Happy End“ auf die Leinwand zurück

„Die Marke Austrian Films muss auch weiterhin im Fokus stehen. Unter dem Motto: die Erfolge von Gestern sind die Herausforderungen von Morgen.“

österreichische Film in den heimischen Kinos schon lange nicht mehr gehabt. Wichtig zu erwähnen sind natürlich auch die Co-Produktionen „Vor der Morgenröte“ und die Cannes Sensation „Toni Erdmann“, die weltweit große Erfolge feiert und auch beim kommenden Auslands-Oscar zu beachten sein wird. Wie sehen Sie die internationale Entwicklung? SCHWEIGHOFER: Die Marke Austrian Films muss auch weiterhin im Fokus stehen. Unter dem Motto: die Erfolge von Gestern sind die Herausforderungen von Morgen. Im Vordergrund steht dieser Facettenreichtum des heimischen Filmschaffens, der es immer wieder schafft, zu überraschen und mit neuen, frischen Projekten zu reüssieren. Wir versuchen jedes Projekt entsprechend zu platzieren und alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Eine Zahl von Oktober und November: in diesem Zeitraum hatten österreichische Filme unglaubliche 236 Festivaleinsätze weltweit. Ein absoluter Rekord! Gleichzeitig gilt es die rasanten Entwicklungen etwa im Verwertungsbereich, Streaming-Plattformen und so weiter stets im Auge zu behalten und auch hier Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Stichwort Überraschungen – was hat Sie persönlich 2016 überrascht? SCHWEIGHOFER: Der große internationale Erfolg von „Die Liebhaberin“ von Lukas Valenta Rinner – eben erst gab es wieder drei bedeutende Preise in Turin und Mar del Plata – hat mich positiv überrascht. Für „Win Win“ von Daniel Hoesl andererseits hätte ich mir mehr Zuspruch erwartet. Was erwarten Sie sich von 2017?

Welterfolg: „Toni Erdmann“ , ab Weihnachten auch auf DVD

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Josef Hader gibt mit „Wilde Maus“ sein Regie-Debut

das der tragisch verstorbene Michael Glawogger begonnen und seine Cutterin Mona Willi nun fertiggestellt hat. Ich denke, dass 2017 an die Erfolge der letzten Jahre nahtlos anschließen wird. Wie sehen Sie die allgemeine Situation für die Filmbranche? SCHWEIGHOFER: Natürlich dreht sich sehr vieles um die Mittel, die zur Verfügung stehen und natürlich wird immer mehr gefordert. Ich gehe aber davon aus, dass man nicht damit rechnen kann und soll. Als Präsident der European Film Promotion, einem 37 Länder umfassenden paneuropäisches Netzwerk, habe ich einen sehr guten Überblick über die allgemeine Situation am europäischen Filmmarkt. Und ich kann mit einer gewissen Genugtuung sagen, dass Österreich hier nicht die Rolle des „vierten Zwergs von links“ spielt.


filmbiz Foto © Johannes Puch

„Bauer Unser“ bewegt die Menschen Auf ein Rekordergebnis bewegt sich der Dokumentarfilm „Bauer Unser“ von Robert Schabus zu, nach drei Wochen hält er bei einem Stand von 55.000 BesucherInnen in den österreichischen Kinos und ist weiterhin ein Mundpropaganda-Hit. Vor allem in den ländlichen Regionen wurden die Säle gestürmt. Robert Schabus Der Film ist in jene Zuschauerdimensionen vorgedrungen, die bisher den Filmen von Erwin Wagenhofer (We feed the World, Let‘s Make Money, Alphabet) vorbehalten blieben. Auch die Produktionsfirma Allegro Film setzt damit ihre großen Erfolge im Dokumentarfilmbereich fort.

BRIEF VON DER AKADEMIE Kontinuität In Filmteams österreichischer und auch der meisten europäischen Filme fehlt meist ein Berufsstand, respektive sind dessen Pflichten einem anderen Tätigkeitsbereich angegliedert: Das Berufsbild “continuity”. In unseren Breitengraden übernimmt die Wahrung von Anschlüssen die Person, die als Skript / script supervisor engagiert ist. Natura non facit saltus - ist eine Grundthese antiker Philosophie und Naturwissenschaft seit Aristoteles. Die Natur macht nirgendwo Sprünge, nicht ohne Entwicklung, sei jene internen oder externen Ursprungs. Kontinuität bedingt lückenlosen Zusammenhang, eine Stetigkeit, einen fließenden Übergang und gleichmäßigen Fortgang, schlicht: eine ständig bestehende Möglichkeit zur Entwicklung, besser: die Notwendigkeit einer Entwicklung. Kontinuität schließt auch aus, dass etwas ins Nichts verschwindet oder aus dem Nichts entsteht. Kontinuität per se ist im österreichischen Filmschaffen selten. Sehr selten. Dies betrifft ProduzentInnen wie AutorInnen und RegisseurInnen meist gleichermaßen. So wie sich Prozesse beziehungsweise Veränderungen in der Natur nicht sprunghaft, plötzlich oder diskontinuierlich vollziehen, sondern durch stetige Entwicklung, können vielleicht diverseste filmästhetische Handschriften entstehen, aufblühen, sich eben dann entwickeln, wenn: Kontinuität gewährleistet ist.

„Bauer Unser“ schafft tolle Einspielergebnisse

Wie die Zuschauerzahlen zeigen und wie sich in zahlreichen Diskussionsveranstaltungen bestätigt hat, trifft der Film einen Nerv. „Billige Nahrung – teuer erkauft“ ist der Untertitel dieses Films, und am Beispiel der österreichischen Bauern zeigt Regisseur Robert Schabus ebenso plausibel wie eindrucksvoll, welche Auswirkungen eine weltweit ungebremste wirtschaftsliberale Politik für die Bauern, für uns Konsumenten, für die Umwelt und für die Landwirtschaft in der Dritten Welt hat. Der Filmemacher selbst sieht seinen Film als eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit, weil es nicht nur um landwirtschaftliche Produkte sondern vielmehr um soziale und ökologische Zusammenhänge geht. Am Rande zeigt der Film auch ein weitgehend hilfloses oder arrogant-abgehobenes Politikverständnis auf Ebene der EUKommission und ist damit ein weiterer Diskussionsanstoß zur Frage, warum sich zornige und frustrierte WählerInnen zunehmend von der europäischen Idee ab- und rechtspopulistischen Demagogen zuwenden. Dazu Schabus: „In Wahrheit ist die heutige politische Strategie eine gezielte Politik der Entpolitisierung von Wirtschaft und damit natürlich auch von Gesellschaft. Das ist eine schreckliche Entwicklung.“ Sehr deutlich wird in dem Film gezeigt, wer die einzigen Profiteure des derzeitigen landwirtschaftlichen Systems sind: international agierende Konzerne und die Industrie, die großen Einfluss auf die politisch Verantwortlichen ausübt.

Es entstehen so Handschriften, die zu Markenzeichen werden, in jedwede Richtung. Kontinuität fördert definitiv filmhandwerkliche Fähigkeiten, aller Beteiligten. Wenn diese dann wiederum kontinuierlich gepflegt und perfektioniert werden können.. Na? Schlecht?! RegisseurInnen sind neben dem Umsetzen ihrer kreativen Vision auch Gestalter einer originalen Schöpfung. Voraussetzung dafür ist eine Anzahl diverser Fähigkeiten, um alle Elemente, dramaturgischer, inszenatorischer, visueller Natur zu einem Werk zu formen. Hilfreich ist es auch, künstlerische und technische Mitarbeiter motivieren zu können, deren Kreativbeiträge koordinieren zu können etc…. kurzgefasst: das Regiehandwerk zu beherrschen. Dem gerissenen Kreuzband Anna Veiths wird in der Zwangspause das reine Betrachten der Rennen von Kolleginnen nicht zur Stärkung verhelfen und ein Rennantritt ohne kontinuierliche Praxis wird wenig erfolgreich verlaufen. Mit Sicherheit sogar desaströs. Selbst von Usain Bolt erwartet niemand, dass er wiederholt Weltrekorde läuft, wenn man ihm rät, dass er sich zwischen zwei Olympiaterminen mal kurz vier Jahre theoretisch mit dem Sprinten beschäftigen soll. Vielleicht ist es kühn über Kontinuität nachzudenken, in einer Großteils öffentlich subventionierten Film-/Kulturlandschaft Europas/Österreichs. Warum eigentlich!? Vermessen ist es nicht! Vielleicht naiv? Naiv im Sinn von ursprünglich, natürlich: Nein, ist es nicht! Mit dem Fehlen der Set-Tätigkeit “Continuity” als eigenständigem Berufsstand konnte sich die Filmbranche in den letzten Jahrzehnten halbwegs arrangieren. Das wird auch noch weiter funktionieren. Das schon... Das mit diskontinuierlichen Biographien österreichischer Filmschaffender auch? Peter Payer ist Regisseur und Mitglied der Akademie des Österreichischen Films (Inszenierung Gala Verleihung Österreichischer Filmpreis 2017 - 1. Februar 2017 Wiener Rathaus)

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Österreichischer Filmpreis 2017 - die Nominierungen BESTER SPIELFILM

_________________________ Egon Schiele: Tod und Mädchen P: Franz Novotny, Alexander Glehr, Bady Minck, Alexander Dumreicher-Ivanceanu R: Dieter Berner _________________________ Kater P: Antonin Svoboda, Bruno Wagner R: Klaus Händl _________________________ Thank You For Bombing P: Tommy Pridnig, Peter Wirthensohn R: Barbara Eder

BESTER DOKUMENTARFILM

_________________________ Brüder der Nacht P: Ebba Sinzinger, Vincent Lucassen R: Patric Chiha _________________________

BESTE WEIBLICHE HAUPTROLLE

Manon Kahle - Thank You For Bombing _________________________

Hilde Berger, Dieter Berner Egon Schiele: Tod und Mädchen _________________________

Siegfried Friedrich - Dreams Rewired – Mobilisierung der Träume _________________________

Valerie Pachner Egon Schiele: Tod und Mädchen _________________________

Barbara Eder, Tommy Pridnig Thank You For Bombing _________________________

Paul Gallister - Die Mitte der Welt _________________________

Maresi Riegner Egon Schiele: Tod und Mädchen

Klaus Händl - Kater _________________________

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BESTE MÄNNLICHE HAUPTROLLE

Martin Gschlacht - Stille Reserven _________________________

Karina Ressler - Stille Reserven _________________________

Josef Hader - Vor der Morgenröte _________________________

Klemens Hufnagl - Brüder der Nacht _________________________

Joanna Scrinzi - Kater _________________________

Peter Simonischek - Toni Erdmann

Gerald Kerkletz - Kater _________________________

Monika Willi, Claudia Linzer Thank You For Bombing

Raphael von Bargen Thank You For Bombing _________________________

BESTE WEIBLICHE NEBENROLLE

Tatja Seibt - Homesick _________________________

Henry Philipp Fussenegger _________________________ Pitter Patter Goes My Heart Christoph Rainer _________________________ Wald der Echos Luz Olivares Capelle

Marion Mitterhammer Stille Reserven _________________________

Krista Stadler - Maikäfer flieg

BESTE MÄNNLICHE NEBENROLLE

_________________________

Leena Koppe Was hat uns bloß so ruiniert

BESTES KOSTÜMBILD

_________________________ Caterina Czepek - Maikäfer flieg _________________________ Alette Kraan Die Nacht der 1000 Stunden _________________________ Martina List - Hotel Rock’n’Roll _________________________ Christine Ludwig Thank You For Bombing

Branko Samarovski - Nebel im August _________________________

BESTE MASKE _________________________

Heribert Sasse - Deckname Holec

Monika Fischer - Vorauer Andreas Meixner - Vor der Morgenröte _________________________

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BESTE REGIE

Helene Lang - Thank You For Bombing _________________________

Dieter Berner Egon Schiele: Tod und Mädchen _________________________

Michaela Payer, Reinhard Kirnich Nebel im August

Klaus Händl - Kater

BESTES SZENENBILD

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Karl Markovics - Nebel imAugust _________________________

Barbara Eder - Thank You For Bombing _________________________

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BESTER SCHNITT

_________________________ Ulrike Kofler Was hat uns bloß so ruiniert _________________________

Kinders P: Arash T. Rihai, Karin C. Berger R: Arash T. Rihai, Arman T. Riahi _________________________

Absent Nikki Schuster _________________________

Virgil Widrich Die Nacht der 1000 Stunden

Christopher Slaski, Guy Farley A Good American

BESTE KAMERA _________________________

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BESTER KURZFILM _________________________

BESTE MUSIK

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Holz Erde Fleisch P: Flavio Marchetti, Katharina Mückstein, Michael Schindegger, Natalie Schwager, Sigmund Steiner, R: Sigmund Steiner _________________________

Safari P: Ulrich Seidl, R: Ulrich Seidl

BESTES DREHBUCH

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Alexandra Maringer Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft _________________________ Renate Martin, Andreas Donhauser Hotel Rock’n’Roll _________________________ Johannes Salat Stille Reserven

BESTE TONGESTALTUNG

_________________________ Andreas Hamza, Thomas Pötz, Sebastian Watzinger Alles unter Kontrolle _________________________ Jörg Kidrowski, Veronika Hlawatsch, Bernhard Maisch Die Mitte der Welt _________________________ Dietmar Zuson, Thomas Pötz, Sebastian Watzinger Maikäfer flieg


filmbiz Demnächst im Kino:

Bob

8./9. Dezember Sing 3D (Universal) Gleißendes Glück (Thimfilm) Sühnhaus (Stadtkino) Office Christmas Party (Constantin) Alle Farben des Lebens (Constantin) Marie Curie (Filmladen) Die Vampirschwestern 3 - Reise nach Transsilvanien (Sony) 15./16. Dezember Rogue One: A Star Wars Story (Disney) Jacques- Entdecker der Ozeane (Thimfilm) Die Tänzerin (Thimfilm) Paula (Polyfilm) Shut In (Constantin) Die Geträumten (Stadtkino) 22./23. Dezember Allied - Vertraute Fremde (Constantin) Nocturnal Animals (Universal) Gemeinsam wohnt man besser (Thimfilm) Eine schöne Bescherung (Polyfilm) Valana (Disney) Angriff der Lederhosenzombies (Luna) Meine Zeit mit Cézanne (Filmladen)

Die feine Gesellschaft

Allied - Vertraute Fremde (Constantin) Einfach das Ende der Welt (Filmladen) 05./06. Jänner The Happy Film (Polyfilm) Verborgene Schönheit Passengers 3D (Sony) Plötzlich Papa (Constantin) Die Überglücklichen ((Filmladen) 12./13. Jänner The Great Wall 3 D (Universal) Ballerina (Constantin) Bob, der Streuner (Constantin) Why Him (Fox) Die Blumen von gestern (Filmladen) Die Hollers - Eine Wahnsinnsfamilie (Sony) Die Liebenden von Balutschistan (Stadtkino) La La Land (Constantin) Why Him? (Fox) 19./20. Jänner

Vier gegen die Bank (Warner) Assassin‘ Creed (Fox) Wedding Doll (Thimfilm) Love & Friendship (Polyfilm)

Manchester by the Sea (Universal) xXx: Die Rückkehr des Xander Cage (Constantin) Ritter Rost 2- Das Schrottkomplott (Constantin) History of Now (Thimfilm) Live By Night Hidden Figures-Unbekannte Heldinnen (Fox) Die Hölle (Luna)

Personal Shopper

Meine Zeit mit Cézanne

25./27./29./30.1 Dezember

Die Hölle

26./27. Jänner Monster Trucks (Constantin) Mein Blind Date mit dem Leben (Constantin) Resident Evil- The Final Chapter (Constantin) Suburbia (Thimfilm) Die feine Gesellschaft (Thimfilm) Die schönen Tage von Aranjuez (Polyfilm) Split Personal Shopper (Filmladen) Wendy - Der FIlm (Sony) Jackie (Constantin) Hacksaw Ridge (Constantin) 02./03. Februar The Salesman (Thimfilm) Rings (Constantin) Tim Thaler oder das verkaufte Lachen (Constantin) Loving (Universal) Die irre Heldentour des Billy Lynn (Sony) Bastards Patriots Day The Founder Elle (Filmladen) Kundschafter des Friedens (Filmladen) Mein Leben als Zucchini (Thimfilm) 09. Februar Fifty Shades of Grey - Gefährliche Liebe (Universal)

Jacques - Entdecker der Ozeane

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Der unfruchtbare Misanthrop Foto © Agentur Schneider

Viel jünger als im Film, viel lebendiger als seine von ihm dargestellten Figuren ist der deutsche Schauspieler Lars Eidinger im Interview. Als würde er zum ersten Mal zu seiner Rolle im Film (Die Blumen von Gestern) oder allgemein zum Beruf des Schauspielers befragt werden, beginnt er interessante Gedanken zu spinnen. LARS EIDINGER Parallel zu seiner erfolgreichen Theaterkarriere feierte Lars Eidinger 2009 mit „Alle ANDEREN“(Regie: Maren Ade) seinen Durchbruch als Filmschauspieler. Seitdem gibt der vielfach preisgekrönte Charakterdarsteller vor allem ambivalenten, innerlich zerrissenen Figuren Tiefe und Kontur auf der Bühne, im Fernsehen und auf der großen Leinwand. 2014 an der Seite von Juliette Binoche in „Sils Maria“und 2016 als Partnerin von Kristen Stewart in „Personal Shopper“.

Lars Eidinger

„Wenn man seine Arbeit gut macht, ergeben sich aus jedem Projekt neue Arbeitszusammenhänge, wobei kein Schauspieler seine Karriere planen kann, da sind immer zu viele Unsicherheitsfaktoren dabei, man weiß ja nie was kommt.“

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Sie sind seit 17 Jahren Schauspieler an der Schaubühne Berlin, in den letzten Jahren vermehrt im Film aktiv. Wohin zieht es Sie mehr? LARS EIDINGER: Die Theaterbühne ist meine künstlerische Heimat, und ich werde es wohl nie ganz aufgeben, aber ich bin sehr zufrieden, dass mir auch soviel interessante Filmrollen angeboten werden. Nächstes Jahr stehen sechs Filme an. Besonders freut es mich als frankophilen Menschen mit gelerntem Schulfranzösisch, dass mich Regisseur Guillaume Galliennes (Maman und ich) besetzt hat, das war eine große Herausforderung, auf französisch zu drehen, und öffnet mir vielleicht eine Tür nach Frankreich. Wenn man seine Arbeit gut macht, ergeben sich aus jedem Projekt neue Arbeitszusammenhänge, wobei kein Schauspieler seine Karriere planen kann, da sind immer zu viele Unsicherheitsfaktoren dabei, man weiß ja nie was kommt. Und um eines klar zu stellen, beim Film spielt auch der finanzielle Aspekt eine Rolle, da verdiene ich an einem Tag so viel wie in einem Monat am Theater. Mit der Schaubühne Berlin müssen wir viel auf Tourneen gehen, um die Art wie wir Theater machen, zu finanzieren.

Die Subventionen reichen da nicht aus. Was das Budget betrifft steht das Theater in keinerlei Verhältnis zum Film. Im Grunde ist das reine Liebhaberei. In dem Film von Chris Kraus spielen Sie einen Holocaustforscher, der aufgrund seiner persönlichen Familiengeschichte tragisch betroffen ist und durch die Begegnung mit der französischen Jüdin Zazie Neues erfährt. Was gefiel Ihnen beim ersten Lesen des Drehbuchs? EIDINGER: Das Element des Zwischenmenschlichen hat mich berührt, wie wichtig es für deren beider Entwicklung ist und wie das Gleichgewicht zwischen den jeweiligen Figuren immer wieder kippt. Es gibt keine eindeutige Zuweisung, es werden alle Möglichkeiten offen gelassen, man muss sie nur ergreifen und diese Freiheit macht meiner Meinung nach die Stärke des Films aus. Die Verschiedenheit der Charaktere - ob es nun der ernsthafte Wissenschaftler versus des liebestollen Karrieristen, der impotente Mann versus der ihn noch immer liebenden Ehefrau oder eben die beiden Hauptfiguren sind erzeugt die Spannung. Das ist die Frage ob er konsequent oder halsstarrig ist, ob sein Ärger aus Unsicherheit oder Arroganz herrührt, ob man ihm überhaupt zutraut, jemals sein Geheimnis zu lüften, da braucht es offenbar den frischen Geist der französischen Assistentin, sie macht erst den Film zur RomCom? EIDINGER: Natürlich braucht es zwei und die Figur der Zazie ist ihm anfänglich wirklich penetrant und die Dialoge, die sich daraus entwickeln sind ungeheuer komisch, aber man darf seine Figur nie verraten, sie an den vordergründigen Witz verraten. Er wird aus unglücklichen Umständen beruflich übergangen, seine Bemühungen bei einer Überlebenden fruchten nicht, seine Frau bemitleidet ihn, letztlich zeigt nur Zazie Interesse an ihm, warum erklärt sich aus der Geschichte. Der impotente Mann findet plötzlich in Wien zum physischen Liebesglück, ist das nicht zu klischeehaft? EIDINGER: Wir hatten diese Szene anders gedreht als sie dann im Film geschnitten ist, viel ausführlicher. Aber ich kann die Entscheidung nachvollziehen, nicht das Pathologische einer Impotenz realistisch


filmbiz nachvollziehbar zu machen, sondern sich auch die symbolische Ebene zu konzentrieren, wie jemand zu einem unfruchtbaren Misanthropen mutiert und wie die Liebe ihn wieder zum Menschen macht. Wie haben Sie sich diese Figur angeeignet, hat man als Deutscher eine besondere Achtung vor dem Beruf des Holocaustforschers? EIDINGER: Das sehe ich als Voraussetzung für den Beruf des Schauspielers, dass man sich die zu spielende Figur komplett aneignet, aber nicht durch Imitation realer „Vorbilder“, sondern zu ergründen, wievielt davon in einem selbst steckt. Ich selbst habe wahnsinnig viele Anteile an dieser Figur Toto an mir selbst entdeckt und diese entsprechend hervorgeholt. Dieser misanthrope Soziopath, ist auch in mir angelegt, beispielsweise bei größeren Menschenansammlungen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Man muss sich oft sehr disziplinieren, um nicht der Aggression freien Lauf zu lassen, eigentlich kriegt man ja Angst vor Leuten, die so hasserfüllt durchs Leben gehen, wobei Toto viele Gründe für seine Unzufriedenheit hat. Und zum Thema Holocaust: Ich habe in einer Studie gelesen, dass eine Mehrheit der Befragten davon ausgeht, dass ihre Großeltern dem „Dritten Reich“ ablehnend gegenübergestanden haben, was bei einem Massenphänomen wie dem Nationalsozialismus natürlich mehr als fragwürdig ist. Ich finde man trägt eine große Verantwortung, sich der Vergangenheit filmisch zu stellen. Weil man immer Gefahr läuft Geschichte zu verklären oder gar zu verfälschen. Und da darf man nicht leichtfertig sein. Sich einfach die Wangen zu schattieren und mit Grabesstimme zu sagen, jetzt geht’s nach Auschwitz, das unterläuft die Dimension. Da wird die Fiktion der Realität nicht gerecht. Deswegen war ich froh, dass unser Film keine Rückblenden hat, sondern in der Jetztzeit spielt und tatsächlich in erster Linie davon handelt, inwieweit denn unsere Generation noch berührt ist. Wie stark sind wir davon noch geprägt? Welche Rolle spielt bei der Auslegung unserer Persönlichkeit oder unserer Charakteristik die Geschichte unserer Großeltern?

2 deutsche Stars als Paar: Lars Eidinger, Hannah Herzsprung

Wievielt Mut braucht es heutzutage, um das Thema Holocaust in einer Art Komödie auf die Leinwand zu bringen? EIDINGER: Ich weiß nicht, Mut ist ein Schlagwort, jetzt hatte unlängst Kulturministerin Monika Grütters in einer Rede anlässlich des Deutschen Filmpreises gefordert, dass Filmemacher mutiger werden müssten. Aber Mut birgt auch immer das Risiko des Scheiterns. Im Film sind die Mutigen immer diejenigen, die etwas virtuos beherrschen, meist Gefahren aus dem Weg zu räumen und bestehen, aber mich interessiert genau so der Superheld, der vom Hochhaus abstürzt und mit dem Gesicht auf dem harten Beton aufschlägt. Dazu gehört auch Mut. Können Sie jungen SchauspielerInnen einen Rat geben, was es braucht, um in diesem Beruf Erfolg zu haben? EIDINGER: Man muss solange in die Ecke pissen bis es stinkt.

Die Blumen von gestern Toto, Holocaustforscher mit hochaggressiven Verhaltensstörungen, wird von seiner französischen Kollegin Zazie mit Sex, Wahrheit und Jiu-Jitsu zurück ins Leben geholt. Drehbuch: Chris Kraus Kamera: Sonja Rom Schnitt: Brigitta Tauchner Ton: André Zacher Kostümbild: Gioia Raspé Szenenbild: Silke Buhr Musik: Anette Focks

„Um eines klar zu stellen, beim Film spielt auch der finanzielle Aspekt eine Rolle, da verdiene ich an einem Tag so viel wie in einem Monat am Theater.“

„Im Film sind die Mutigen immer diejenigen, die etwas virtuos beherrschen, meist Gefahren aus dem Weg zu räumen und zu bestehen, aber mich interessiert genau so der Superheld, der vom Hochhaus abstürzt und mit dem Gesicht auf dem harten Beton aufschlägt.“

Besetzung: Lars Eidinger (Totila), Adèle Haenel (Zazie), Jan Josef Liefers (Balthasar), Hannah Herzsprung (Hannah) Produzenten: Danny Krausz, Kurt Stocker Produktionsleitung: Peter Hermann, Isabel Sztriberny ab 16. Jänner 2017 im Kino

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Synergien nutzen Eigentlich ist die Jungmutter Andrea Hock von Autlook Filmsales in Karenz, aber nachdem ihr der Dokumentarfilm solch ein Anliegen ist, ließ sie sich zu einer Keynote anlässlich des Dok.Day.Vienna überreden. Sie begeisterte damit das Fachpublikum, uns stand sie im Interview Rede & Antwort. „Oft wird ein Kinostart oft nur mehr als Werbetool für den Onlinestart angesehen, ich gebe zwar viel Geld für diesbezügliches Marketing aus, hoffe auf wohlwollende Kritiken vornehmlich noch immer in Printmedien und versuche aber dann über den Onlinevertrieb Geld zu verdienen.“

Andrea Hock

Sie sind seit 7 Jahren im FIlmvertrieb tätig, wie kam es dazu, was gefällt Ihnen daran? ANDREA HOCK: Wie so vieles im Leben spielte auch dabei Zufall eine Rolle, ich wollte ursprünglich ins Ausland und nur eine begrenzte Zeit im Kulturbereich in Österreich tätig sein, aber dann gefiel mir die Arbeit so gut, dass ich hängen geblieben bin, obwohl die Anfangszeiten sehr schwierig waren. Bei meiner ersten Mipcom hatte ich zwar an die 70 Meetings, aber es blieb fast nichts hängen, 2/3 Absagen nagen schon am Selbstbewusstsein, man gibt sich selbst die Schuld, da man ja von den vertretenen Filmen überzeugt ist. Ich war aber nicht die einzige, der es so ergangen ist, um 2009/10 war die Dokumentarfilmbranche in einer großen finanziellen Krise, die sie zum Glück überstanden hat. Kann man als Neuling überhaupt im FIlmsales beginnen? HOCK: Schwierig, da die persönlichen Kontakte und Netzwerke enorm wichtig sind. Ich war zu der damaligen Zeit nicht ganz neu, da ich davor ein Jahr auf sehr sehr vielen Festivals unterwegs war, aber es dauert sicherlich seine Zeit. Deswegen sind solche Veranstaltungen wie der dok.day.Vienna o.ä.

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so wichtig, um Gleichgesinnte zu treffen, sich gemeinsam etwas aufbauen, denn aus dem kleinen österreichischen Markt heraus kann man nur international agieren. Die Märkte sind von Übersättigung geprägt, viele Einkäufer treffen sich nur mehr mit ihren favorisierten Sales Agents und lesen ihre Emails gar nicht mehr. Wie wird dies bei Autlook praktiziert? HOCK: Wir sind ein Team von 7 Frauen jede hat ihren Bereich und wir sind sehr sehr viel unterwegs. Es bleibt uns quasi nur der Sommer bzw. Weihnachtspause, um gemeinsam Strategien und Arbeitspläne zu entwickeln. Es freut einerseits, dass wir sehr sehr viele Anfragen bekommen, aber als FullserviceAgentur können wir nur ca. 25 Filme jährlich betreuen. Der deutschsprachige Markt wäre dafür auch zu klein, also muss man in sehr viele Territorien hineingehen und Verträge abschließen bzw. schauen, dass die Filme auf möglichst vielen Festivals vertreten sind, denn mit einem solchen Hintergrund hat man bessere Verkaufsargumente. Leger formuliert, kann ein Film zB. mit einer Sundance-Label aufwarten, erzeugt er automatisch mehr Nachfrage. Wie finanzieren Sie den Aufwand? HOCK: Um es klar zu stellen, wir werden als Worldsales nicht gefördert, das muss alles über den Verkauf eingespielt werden. Es gibt Initiativen wie zB. Moving Docs, wo wir Mitglied sind und die von EU-Geldern unterstützt werden, um den europäischen Markt besser miteinander zu verbinden, ansonsten heißt es verkaufen, verkaufen, verkaufen. Wohin geht der Trend beim Dokumentarfilm? HOCK: In Zeiten unserer Ich-Kultur boomen große Gesellschaftsthemen, sei es Umweltschutz, Nahrung, Gentechnik o.ä. alles, was mich unmittelbar betrifft, wird mit Interesse aufgenommen ebenso wie Aktivistenfilme. Man kann popkulturelle Phänomene zB. daran ablesen, was im Kino funktioniert und natürlich müssen die Filme eine starke, cinematografische Sprache haben, sonst macht sich niemand auf den Weg ins Kino. Es ist wahnsinnig schwierig, Prophezeiungen zu treffen, da sich der Markt so schnell dreht, im Moment sind eben diese Themen gefragt, in einem Jahr vielleicht vermehrt Politdokus, who knows? Gilt das ebenso für Fernsehdokumentationen? HOCK: In etwa, wobei es bei Fernsehdokus noch um die Zeitspanne geht, hier sind vor allem 1-Stünder gefragt, aber die klare Machart und die universelle


filmbiz Einsetzbarkeit müssen in jedem Fall vorhanden sein. In den letzten Jahren hat eine starke Kommerzialisierung der Doku eingesetzt. Es gibt eine Riege an Dokus, die teilweise mit kleinen Spielfilm Budgets für den Markt produziert werden, international erfolgreich sind und dann oft die langen Dokumentarfilmslots besetzen.

Johannes Rosenberger, Mastermind des dok.day Vienna

Beim dok.day.Vienna waren sehr viele TVRedakteurInnen anwesend, die präzise über Ihre Sendungen Auskunft gaben. Sind diese Informationen für Filmemacher wichtig, reicht es nicht, wenn die Vertriebsleute, sich damit auskennen? HOCK: Wenn man früh genug in ein Projekt eingebunden ist, können wir als Vertrieb die Partnersuche übernehmen und internationale Koproduktionen anregen. In vielen Fällen kommen Filme aber erst in einem späteren Stadium zu uns, wenn die Finanzierung schon abgeschlossen ist. Daher ist es auch für Filmemacher wichtig, die verschiedenen Sendeplätze zu kennen, um logische Zusammenarbeiten zu forcieren und Synergien, v.a. im deutschen Sprachraum, zu nutzen. In Zeiten sinkender Budgets, steigt die Notwendigkeit internationaler Kooperationen. Man weiß zB. dass der ORF mit den Sendungen „kreuz & quer“, „dok.film“ und „Weltjournal“ zwei starke Marken hat, die sehr gut mit den heimischen Dokumentarfilmern zusammenarbeiten, aber wer weiß schon, dass es ähnliche Sendungen beim WDR, BR oder beim Schweizer Fernsehen gibt? Da lassen sich zahlreiche Synergien erfinden, sei es unter den Sendungsverantwortlichen selbst oder wenn ich mit diesbezüglichen Vorstellungen mit meinen Projekten antreten, wird es einfacher sein, Geld zu lukrieren. Die TV-Redakteure kennen den Markt, wissen, was gefragt ist, diese Stärke sollte besser genutzt werden. Wir beschäftigen uns noch immer viel mit Kinostarts, welche Relevanz hat diese Form in Zeiten von Streaming noch? HOCK: (Wie man aus Hollywood weiß) Oft wird ein Kinostart oft nur mehr als Werbetool für den Onlinestart angesehen, ich gebe zwar viel Geld für diesbezügliches Marketing aus, hoffe auf wohlwollende Kritiken vornehmlich noch immer in Printmedien und versuche aber dann über den Onlinevertrieb Geld zu verdienen. Im homogenen US Markt ist diese Vorgehensweise sehr erfolgreich, in Österreich

sind die Ergebnisse noch nicht überzeugend. Es gibt ja immer mehr Plattformen, mittlerweile u.a. ganz spezielle wie zB. Yaddo, die sich dem anspruchsvollen Dokufilm widmet. Das Problem der Unübersichtlichkeit an Online-Angeboten gilt ja auch für den Dokumentarfilm und da sind ausgewählte Plattformen, die von Experten kuratiert werden, sicher eine Hilfestellung. Yaddo bietet sogar Kooperationen mit Filmemachern bzw. linearen Sendern an. Ich verstehe grundsätzlich nicht, warum TV-Sender nicht mehr aus ihrer Marke machen, um den Konsumenten im Streamingangebot einen Pfad weisen. Vielleicht ist es die für viele unklare Rechtesituation? HOCK: Online-Rechte richtig zu verwalten ist sicherlich eine Herausforderung. Da ist die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Vertrieb sehr hilfreich, weil wir die jeweiligen Sendefenster und Rechtepakete besser koordinieren und kombinieren können - dann kann der gleiche Filme sowohl auf Netflix, als auch im Fernsehen laufen. Man muss auf die neuen Sehgewohnheiten eingehen und dem Publikum mehrere verschiedene Andockpunkte für hochwertige Filme bieten. Deswegen plädiere ich auch für die Zusammenarbeit einzelner Formate, Synergien machen Sinn, wenn sie dieselben Sendegefäße befüllen. Es gibt wirklich viele Überschneidungen und Möglichkeiten.

Sehen Sie die Zukunft des Dokumentarfilms positiv? HOCK: Dieses Genre wird oft als teures Hobby angesehen, laut einer Umfrage können 80 % der europäischen Dokumentaristen nur schlecht von ihren Einnahmen leben und da ist oft nicht mal die jahrelange Recherche inbegriffen. Wenn man den Dokumentarfilm ausbluten lässt, dann geht langfristig die Diversität unserer Gesellschaft verloren. Wenn man unangenehme Themen ausspart, dann sehe ich schwarz für die Zukunft. Die Fördergelder müssen angepasst werden, die Sender müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Wenn man an solch Veranstaltungen wie den dok.day teilnimmt, ist man positiv gestimmt, da es ein ungeheures Zusammenhaltsgefühl gibt, einer dem anderen an seinem Erfahrungsschatz teilhaben lässt und gerade für Neulinge essenzielle Informationen geboten werden. Es wäre schön, wenn es mehr solche Workshops geben würde, damit wir uns nicht nur auf die Diagonale als nächstes Highlight freuen dürfen!

Autlook Filmsales is a worldwide sales agent for powerful and acclaimed feature docs, auteur-driven, cinematic and or issue driven with strong international appeal. Our recent lineup include Song of Lahore by zweifachen Oscar-Gewinnerin Sharmeen Obaid-Chinoy & Andy Schocken, Who Is Gonna Love Me Now? by Tomer Heymann and Barak Heymann (Berlinale Panorama Publikumspreis 2016), Becoming Zlatan by Magnus and Fredrik Gertten (Kinostarts in Deutschland, Frankreich, UK, Spanien, Benelux, China u.v.m.), The Visit-An Alien Encounter by Michael Madsen (Sundance 2015), Bikes Vs Cars by Fredrik Gertten, Art and Craft by Sam Cullman & Jennifer Grausman, Toto and his Sisters by Alexander Nanau (European Film Award - Best Documentary 2015).

„Dieses Genre wird oft als teures Hobby angesehen, laut einer Umfrage können 80% der europäischen Dokumentaristen nur schlecht von ihren Einnahmen leben und da ist oft nicht mal die jahrelange Recherche inbegriffen.“

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Mut und Wagnis Foto © Diagonale/Alexi Pelikanos

1973 übernahm Dieter Pochlatko nach dem überraschenden Tod seines Vaters dessen Produktionsfirma epo-film, heuer übergab er an seinen Sohn Jakob. Was sich ändern könnte und worin sich der heimische Markt insbesondere vom deutschen unterscheidet erklärt das Vater-Sohn-Duo im harmonischen Doppelinterview.

Dieter & Jakob Pochlatko

„Ich bin das Auslaufmodell, Jakob ist die Zukunft und das sage ich ohne gekränkte Eitelkeit, sondern weil es Tatsache ist.“ Dieter Pochlatko

Sehr höflich gehen die beiden Pochlatkos miteinander um, keiner fällt dem anderen ins Wort, beide vertreten ihre Meinung und auch wenn es unterschiedliche Auffassungen gibt, werden diese diszipliniert vorgetragen. Wenn man will, könnte man diese Charakterzüge auch an ihren Filmen erkennen, ob es nun Spielfilme wie „Atmen „oder „Jack“ sind oder Dokus wie „Margarethe Ottilinger“ oder „Monumente aus Stein“, man erkennt die ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Thema, die Qualität der Geschichten, das Streben nach Besonderem, den Respekt vor der Gattung Film. Selbst im Besprechungszimmer der epo-film finden sich dafür Beweise wie zB. die erste Kamera, mit der Dieter Pochlatko drehte und damit ins FIlmwesen einstieg, die einen prominent sichtbaren Platz hinter Schutzglas hat und über das Geschehen wacht. Auch wenn die epo-film breit aufgestellt ist und von Kinospielfilmen bis hin zu Werbespots alles im Portfolio aufbietet, ist die Faszination für den großen Spielfilm bei beiden spürbar. „Kinofilm ist ja heutzutage fast nur mehr eine Reverenz, als Produzent bekommst du von jedem Kinoticket ca. 1 Euro, und das bei einem Budget von 2 Millionen, leider schneiden da zu viele Stellen mit“, erklärt Dieter Pochlatko und schwärmt gleichzeitig von den kommenden Projekten. Julian Pölsler, mit dem die epo-film eine jahrelange Zusammenarbeit verbindet, dreht nicht nur einen neuen Polt-Film, mit Starschauspielerin Iris Berben in einer bedeutenden Rolle, sondern auch wieder eine Verfilmung von

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Marlen Haushofer mit den beiden Hauptdarstellern Martina Gedeck und Matthias Brandt. An diesem Beispiel können die Pochlatkos ihre Verwunderung über deutsche Produzenten nicht geheim halten. „Wenn man bedenkt, dass die beiden Hauptdarsteller im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt sind, in ihrer Heimat aber Stars, wenn man weiß, dass „Die Wand“ auch in Deutschland ein sehr schöner Erfolg war, dann wundert es, warum sich dafür keine Koproduzenten finden ließen. In Deutschland ist die Angst vor Risiko viel größer, da wird lieber auf sichere Themen gesetzt.“ Jakob Pochlatko, der seit 2011 sukzessive ins Filmbusiness eingestiegen ist, kennt die „Goldenen Zeiten“ nur vom Hörensagen und ist trotzdem mit Feuer und Flamme dabei. „Es ist eigentlich irrwitzig heutzutage Produzent sein zu wollen, es gibt keine Planungssicherheit, man trägt immer ein sehr hohes finanzielles Risiko, vieles wird abgelehnt aus für mich undurchsichtigen Gründen, man ist immerzu beschäftigt, entweder mit den harten Mühen des Alltags oder den schöneren Beschäftigungen wie Drehbuchlesen am Wochenende und trotzdem konnte ich mir nichts anderes vorstellen, als meinem Vater zu folgen“, begeistert sich der Anfangdreißiger für seinen Beruf. In diesem Alter sei der Enthusiasmus verständlicherweise noch viel größer, aber auch der Senior will sich noch nicht ganz aufs Altenteil zurückziehen. „Wir haben wieder so tolle Projekte laufen, die ich noch begleiten möchte, aber die Hauptverantwortlichkeit habe ich schon übergeben“, betont Dieter Pochlatko die Unabhängigkeit des Sohnes. Was sieht er als die größten Unterschiede zu seinem Einstieg in den 70er Jahren an? „Damals war alles noch neu, Fernsehen hatte eine ganz andere Bedeutung, Kinobesuche waren essenziell und auch die Produktionen liefen auf ganz anderem Niveau ab. Es herrschte die Handschlagqualität, während es heutzutage Unmengen an Juristen braucht, um alles vertraglich abzusichern“, erinnert der Ältere. „Unmengen vielleicht nicht, es reicht, wenn ich etwas mache“, wirft der ausgebildete Jurist Jakob P., der seine Magisterarbeit über „Urheberrechtliche Fragestellungen im europäischen Film unter besonderer Berücksichtigung der Cessio Legis-Regel in Österreich und der Auswirkungen der Urheberrechtsgesetz-Novelle 2005“ schrieb ein, es erleichtert die Arbeit, wenn man sich auskennt, egal worin. „Bei uns war Film immer im Gespräch, wir haben ihn sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen,


filmbiz auch wenn dies keine passende Metapher ist, und daher wurde mir während meines Gerichtsjahres klar, dass ich gerne in die Fußstapfen meines Vaters steigen würde, außerdem half es, dass dass ich jahrelang quasi über die Schulter schauen durfte und mir dadurch schon früh, ein großes Filmwissen anhäufte, sei es in kaufmännischen oder künstlerischen Belangen“, erklärt Jakob seinen Werdegang. „Als Produzent muss man auf alles schauen und muss vorgeben, wohin die Reise geht, da ist Dominanz keine schlechte Eigenschaft, aber ich denke wir haben den Übergang gut hinbekommen. Ich bin das Auslaufmodell, Jakob ist die Zukunft und das sage ich ohne gekränkte Eitelkeit, sondern weil es Tatsache ist. Ob es in technischen Belangen oder auch in Zugängen mit der nachwachsenden Generation an Filmemachern ist, er ist der geeignete Mann“, ist der Vater stolz. Idealerweise wird die epo-film dadurch auch für die jüngere, filmische Generation interessant, da Jakob eher als Partner angesehen wird und viele Anfragen erhält. „Es macht Spaß zu sehen, dass Österreich ein unglaubliches Reservoir an interessanten Filmleuten hat, wir haben gerade mit Catalina Molina ihren ersten Langfilm abgedreht ( Drachenjungfrau) sowie mit Marie Kreuzer (Notlüge, der erste Teil der geplanten ORF- Stadtkomödien-Serie). Oder auch die Spieldokumentation „Sie nannten ihn Spencer“, des jungen Tausendsassas und FH-Absolventen Karl-Martin Pold, der vor acht Jahren begann, sich auf die Spuren des Darstellers Bud Spencer zu heften. Das wird eine sensationelle Spieldoku, nach den ersten Screenings bereiten wir sehr optimistisch den Kinostart im Frühjahr 2017 vor. Aber wir verlassen keineswegs den bewährten Weg, den die epo-film eingeschlagen hat“, verweist der Jungproduzent auf die noch recht junge Nische im Portfolio der Firma.

Jakob Pochlatko

Dieter Pochlatko

Weiterhin sei man dem ORF sehr verbunden, liefere im Schnitt jährlich drei Dokus für Universum ab, dazu je nach Auftragslage zwei Fernsehfilme und sei auch als Koproduktionspartner für nichtösterreichische Sendanlässlich des Interviews gerade zeitlich so passte, wird gerne erwähnt, dass im Österreicherranking der beliebtesten 1000 Tatortsendungen, die Plätze 2 + 3 die von der epo-film Produzierten einnahmen (Tod unter der Orgel, Regie: Walter Bannert/ Tatort Paradies, Regie: Sicheritz, der Vollständigkeit halber sei auch der österreichische Spitzenplatz erwähnt ‘Sternschnuppe’ Regie: Michi Riebl). Die ORFBudgets für Dokus seien zwar eingefroren, aber dafür gäbe es jetzt mehr Sendeplätze und die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Redakteuren funktioniere einwandfrei. Selbiges gelte es über das Fördersystem in Österreich zu sagen, wobei es immer zu Auffassungsunterschieden kommen wird, aber das läge in der Natur der Sache. Und was wünschen sich Vater & Sohn generell von der Filmbranche: Mehr Mut und Wagnis. Und falls den aufmerksamen LeserInnen noch ein Pochlatko entgangen sein sollte, der befindet sich gerade in New York, wo Regisseur Florian Pochlatko ein Filmstipendium absolviert.

„Bei uns war Film immer im Gespräch, wir haben ihn sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen, auch wenn dies keine passende Metapher ist, und daher wurde mir während meines Gerichtsjahres klar, dass ich gerne in die Fußstapfen meines Vaters steigen würde.“ Jakob Pochlatko

„Drachenjungfrau“ Bei der diesjährigen Diagonale uraufgeführt, am 15. Dezember im ORF und schon jetzt preisgekrönt – im Rahmen der 38. Biberacher Filmfestspiele Anfang November wurde Catalina Molinas Salzburger Landkrimi „Drachenjungfrau“ als bester Fernsehfilm mit dem mit 3.000 Euro dotierten „Fernsehbiber“ gewürdigt. Jury-Begründung: „…Erfrischend und originell ist nicht nur das Ermittlerduo, sondern die durchwegs gelungene Besetzung bis in die kleinsten Rollen hinein. Eine atmosphärische Bildsprache und die liebevolle Inszenierung diesen starken Debütfilms machen uns neugierig auf weitere Arbeiten der Regisseurin Catalina Molina. Ein mutiger Film mit einer eigenen Handschrift wie wir ihn uns häufiger wünschen würden.“

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media TV: Österreich ganz vorne! Hunderte Sender rittern in Österreich um die Gunst des Publikums. Durch dieses Überangebot - und dem damit verbundenen „Senderchaos“ auf der Fernbedienung - steigt die Verunsicherung der Zuseher. Um mehr Transparenz für die Kunden und ein faire Verteilung der Programmplätze zu gewährleisten, gründeten die Medienhäuser Red Bull Media House, ATV Privat TV, R9 Regional TV, Goldbach Media Austria und IP Österreich den „Verein zur Förderung von TV-Programmlisten mit Österreich-Bezug“. Obmann Walter Zinggl: „Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, aktiv dazu beizutragen, dass die österreichischen TV-Konsumenten leicht verständliche, logische und den Marktgegebenheiten entsprechende TV-Programmlisten bei möglichst allen Verbreitern vorfinden.“ Angesprochen werden sollen Kabelnetzbetreiber, SAT-Anbieter, aber auch die Hersteller von TV-Geräten.“ Wertschöpfung für österreichische Programmleistungen sichern Ab sofort wird der Verein Gespräche mit allen relevanten Marktteilnehmern zur Kommunikation seiner Vereinszwecke aufnehmen. „Es geht uns um eine gerechte und faire Reihung und Verteilung von Programmplätzen bei den verschiedenen Distributoren, wobei österreichische Programmleistungen und Wertschöpfungen ein besonderes Gewicht haben sollen. Aber selbstverständlich auch die Quotenrelevanz in den österreichischen Haushalten. Als Programmanbieter wissen wir, dass die Reihung in den TV-Programmlisten von mittel- und langfristiger Bedeutung für den Erfolg ist, und es kann nicht sein, dass nur ökonomische Stärken die Messlatte darstellen. Wir werben gemeinsam dafür, dass die österreichischen Konsumenten für sie freundliche Programmierungen auf allen Verbreitungswegen vorfinden.“ Weitere Funktionen des Vereins: ObmannStellvertreter ist Gerhard Grill (ATV Privat TV), Kassier Josef Almer (Goldbach Media Austria), Kassier-Stellvertreter Marcin Kotlowski (R9 Regional TV), Rechnungsprüfer Josef Mandlmayr (Red Bull Media House). www.oesterreichliste.at

Conchita juriert für RTL Sie sind Schauspieler, Moderatoren, Profiköche oder Spitzensportler - kurzum: sie sind prominent und wollen nun auch als SängerInnen durchstarten. In der neuen RTL-Show „IT TAKES 2“ treten neun Prominente an, um der Welt zu zeigen, dass sie auch musikalisch überzeugen können. Conchits Wust in RTL-Show Zuerst einmal müssen sie die prominent besetzte Jury, die anfänglich nicht weiß, wer sich da sängerisch betätigt, für sich überzeugen. Die dreiköpfige

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Jury besteht aus der ESC-Gewinnerin Conchita, dem spanischdeutschen Popsänger Álvaro Soler und dem irischen-amerikanischen Sänger, Musiker und Komponisten Angelo Kelly. In den Niederlanden startete „IT TAKES 2“ Mitte März dieses Jahres sehr erfolgreich und geht aktuell in die zweite Staffel. Produziert wurde „IT TAKES 2“ im November 2016 von Talpa Germany in Köln. Die Ausstrahlung der fünfteiligen Showreihe ist für 2017 geplant.

Stars beim TVOG-Finale Mitte November wurde das lang erwartete neue Album „24K Magic“ von Bruno Mars veröffentlicht und die weltweite Tour announced, die den Sänger am 3. Juni auch nach Wien bringen wird. Nun wurde bekannt gegeben, dass Bruno Mars neben OneRepublic und Emeli Sandé Mitte Dezember zu unseren deutschen Nachbarn kommt und beim großen Finale von „The Voice Of Germany“ am 18.12. live auftreten wird.

Harry Potter zauberte magische Reichweiten Harry Potter hat die Sky Zuschauer in Deutschland verzaubert und das beweisen die zusammenfassenden Reichweiten der Sonderprogrammierung. Vom 4. bis zum 20. November wurde der Sender Sky Hits in den Pop-up-Channel „Sky Cinema Harry Potter HD“ verwandelt. In dieser Zeit wurden rund um die Uhr alle acht Filme des Fantasy-Epos von Warner Bros. Entertainment gezeigt. Die Sonderprogrammierung erreichte in Deutschland in den zwei Wochen eine Kontaktsumme von 12,86 Millionen Kontakten. Pro Sendetag wurde „Sky Cinema Harry Potter HD“ von 432.000 verschiedenen Zuschauern eingeschaltet, insgesamt sahen 2,76 Millionen unterschiedliche Zuseher aus Deutschland die Harry-Potter-Filme. Damit war die Sonderprogrammierung die erfolgreichste in der Sendergeschichte. Sky Hits konnte die Tagesreichweite als Pop-up-Channel verdoppeln und den Tagesmarktanteil versechsfachen. Der beliebteste Film bei den Zuschauern war der sechste Film der Reihe „Harry Potter und der Halbblutprinz“ mit 1,28 Millionen Kontakten in Deutschland. Gesehen wurden die Potter-Filme zu 91 Prozent live linear zu Hause. 8 Prozent der Kontakte wurden nichtlinear erzeugt, davon 6 Prozent via Sky On Jemand und 2 Prozent Diva Sky Go.


Erfolg für heimische Werber Beim eurobest Festival 2016 konnten auch heimische Werbeagenturen unter großer Konkurrenz Erfolge erzielen: 116 Jury-Mitglieder bewerteten 4.526 Arbeiten, von denen 490 mit einem Award ausgezeichnet wurden. Demner, Merlicek & Bergmann ergattert mit der bereits mehrfach ausgezeichneten Kampagne „The BMW Animal Detecting Billboards“, die unter anderem auch beim diesjährigen Cannes Lions International Festival of Creativity einen Silber-Löwen erhielt, für den Automobilhersteller BMW in der Kategorie „Outdoor“ einen Silber-Award. „Einmal alles!“ darf es für die Kampagne „Inferno“ von Falter sein: Bronze und Silber in der Kategorie „Digital Craft“ sowie Bronze und Gold in der Kategorie „Design“. Bereits vier goldene und zwei silberne Löwen erhielt die Kampagne beim diesjährigen Cannes Lions International Festival of Creativity. Die Einreichung der Kampagne erfolgte jedoch durch die deutsche Agenturmutter Jung von Matt für die österreichische Niederlassung Jung von Matt/Donau und wird somit nicht Österreich zugerechnet. Die bereits mehrfach ausgezeichneten Kampagne „Save Me – The Ski Pass That Saves Lives“ von Serviceplan Austria für den Auftraggeber Ötztal Tourismus erhält einen Bronze-Award in der Kategorie „Outdoor“. Eingereicht wurde durch Serviceplan München und wird somit ebenfalls Deutschland zugerechnet. Der österreichische Auftraggeber Hansaton Austria holt sich mit der Kampagne „Sound Memories“ einen Bronze Award

in der Kategorie „Healthcare“. Umsetzung und Einreichung erfolgten durch die Schweizer Agentur „Freundliche Grüße“. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie erfolgreiche Kampagnen aus Österreich im europäischen und internationalen Vergleich abschneiden. Die heimischen Agenturen spielen im Spitzenfeld mit“, unterstreicht ORF-Enterprise CEO Oliver Böhm die Rolle heimischer Agenturen.

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media

Schwerpunkt Kunst Foto © BKA/Andy Wenzel

„Der Film, die Musik, das Haus der Geschichte, die Literatur, als auch die Baukultur und Architektur stehen mit einer Vielzahl an neuen Initiativen auf meiner Agenda“, so Bundesminister Thomas Drozda im Film Sound & Media-Interview. Die Branche kann im kommenden Jahr offenbar mit einem Verbündeten rechnen.

Thomas Drozda

„Es gibt eine Ungleichbehandlung von klassischen Medien und digitalen Medien – dafür werden wir sowohl in Österreich aber auch auf europäischer Ebene eine gerechte Lösung finden müssen.“

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Was sind die Schwerpunkte Ihrer Kulturpolitik? DROZDA: Ich habe einen Schwerpunkt auf das zeitgenössische Kunstschaffen gelegt. Warum? Die Analyse der vergangenen Budgets ergab ein klares Bild: die Förderungen für Künstlerinnen und Künstler und die „Freie Szene“ wurde in den letzten Jahren nicht angehoben. Deshalb habe ich unmittelbar nach Amtsantritt die Stipendien um 200 Euro erhöht und den AlleinerzieherInnen-Bonus umgesetzt. Alleinerziehende bekommen heute 400 Euro mehr, das ist eine erhebliche Verbesserung. Im kommenden Jahr folgen weitere Maßnahmen, beispielsweise bauen wir unsere Atelierprogramme aus und stellen drei Millionen mehr für Einrichtungen wie Literatur- und Architekturhäuser zur Verfügung. Darüber hinaus haben wir die finanzielle Absicherung der Bundesmuseen und einen Prozess zur Modernisierung der Museumsstrukturen in Angriff genommen. Der Film, die Musik, das Haus der Geschichte, die Literatur, als auch die Baukultur und Architektur stehen mit einer Vielzahl an neuen Initiativen auf meiner Agenda. Gerade in Zeiten einer sich auseinander dividierenden Gesellschaft: kann Kultur unsere Gesellschaft zusammenhalten, wenn ja, wodurch? DROZDA: Künstlerinnen und Künstler reflektieren mit ihren Arbeiten vielfach gesellschaftliche Herausforderungen, weisen frühzeitig auf politische und gesellschaftliche Missstände hin und stoßen damit Veränderungen an. Deshalb habe ich mein Ministerium geöffnet und einen gesellschaftspolitischen Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern gestartet. Mir ist es wichtig, den Stimmen der Kunstschaffenden wieder mehr Gehör zu verschaffen. Und es geht mir auch darum, aktuelle Themen breit und vielschichtig zu diskutieren. Das ist in einer Zeit, die

oft auf Schlagzeilen fokussiert wichtiger denn je. Auf der anderen Seite, setzten wir auch mittels Kunstund Kulturprogrammen einen Schwerpunkt auf das Thema Integration. 2016 haben wir im Rahmen des Calls „zusammen:halten“ 15 Projekte mit 200.000 Euro realisieren können. Im kommenden Jahr stehen 300.000 Euro zur Verfügung. Wie ist der Status quo in Sachen Urheberrecht? DROZDA: Die Debatte über ein zeitgemäßes, europaweites Urheberrecht wird – wie Sie wissen – von den unterschiedlichen Interessensgruppen mit viel Engagement geführt. Das hat sich auch in den Diskussionen rund um die Novelle des österreichischen Urheberrechts gezeigt. Vor diesem Hintergrund und dem kürzlich präsentierten Urheberrechtspaket der Europäischen Union möchte ich gemeinsam mit dem zuständigen Justizminister in zentralen Punkten – Stichwort Urhebervertragsrechts – zu effektiveren Regelungen für Künstlerinnen und Künstlern kommen. Deshalb habe ich die Interessensvertretungen zu einem Round Table eingeladen. Sie sprachen bei der von Ihnen veranstalteten Enquete zum Thema Medienförderung von Produktionsförderung und dass man die großen globalen Player zur Kassa bitten möchte. Wie weit sind da Vorbereitungen gediehen? DROZDA: Das derzeitige System der Presseförderung in Österreich basiert weitgehend auf der Vertriebsförderung. Wir diskutieren derzeit unser Konzept einer plattformneutralen Medienförderung für journalistische Produkte, die vor allem eines im Fokus hat: die Journalisten, die mit ihrer Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur Meinungsvielfalt und dem demokratischen Diskurs leisten. Dass Konzerne wie google und facebook in Österreich keine Steuern zahlen, dem österreichischen Mediensektor aber Konkurrenz machen und vom heimischen Werbemarkt profitieren, ist unfair. Es gibt eine Ungleichbehandlung von klassischen Medien und digitalen Medien – dafür werden wir sowohl in Österreich aber auch auf europäischer Ebene eine gerechte Lösung finden müssen. Der Musikfonds, hat seinen letzten Call abgesagt, Schuld sind die offenstehenden Verhandlungen v.a. mit Amazon. Was können Sie als Kulturminister in dieser Causa machen? DROZDA: Wie auch immer das Amazon-Verfahren ausgeht: Als Kunst- und Kulturminister werde ich mich selbstverständlich für die faire Vergütung von künstlerischen Leistungen und ein effektives Fördersystem einsetzen.


media Viele Künstlerinnen und Künstler haben mich auf die Erhöhung der Stipendien, die Stärkung der „Freien Szene“ und die Atelierprogramme im In- und Ausland angesprochen. Gerade in diesem Bereich kommen die Mittel 1:1 bei den Kunstschaffenden an und da möchte ich weiter ansetzen.

RTR: Open Data Die Regulierungsbehörde für Rundfunk und Telekommunikation erhebt in Ausübung ihrer gesetzlichen Aufgaben seit Jahren eine Vielzahl an Kennzahlen und Marktinformationen aus den Bereichen Medien, Telekommunikation und Post. Zahlreiche dieser Daten werden bereits jetzt in unterschiedlicher Form auf der Website der RTR veröffentlicht. „Neu ist, dass wir ab sofort den Großteil als ‚Open Data‘ zur Verfügung stellen. Das heißt, diese Daten sind ‚nackt‘ und können elektronisch weiterverarbeitet werden“, geben die beiden Geschäftsführer der RTR, Dr. Alfred Grinschgl und Mag. Johannes Gungl, bekannt. „Das Ziel, das wir mit der Verbesserung unseres Informationsangebots verfolgen, ist die Unterstützung der interessierten Öffentlichkeit sowie die einfachere Weiterverwendung der Datensätze“, so die beiden Geschäftsführer. Das Datenangebot der RTR ist sowohl mittels Download-Files als auch über eine moderne Schnittstelle abrufbar/zugänglich. Im Rahmen von Open Data werden jene Informationen veröffentlicht, die auch bisher über die Website der RTR zugänglich waren. Zu jedem Datensatz steht eine Beschreibung zur Verfügung. Der Aktualisierungszyklus richtet sich jeweils nach den Anforderungen der Datensätze selbst. So werden Daten teilweise täglich neu veröffentlicht, etwa zugeteilte Rufnummern oder das Verzeichnis der Hörfunkveranstalter. Andere Daten werden quartalsweise aktualisiert wie etwa Daten zum Postmarkt oder unregelmäßig Frequenzen für Telekommunikationsdienste je nach Zuteilung. Die Daten der RTR stehen auf der Website unter data. rtr.at zur Verfügung und sind auch über das behördenübergreifende Open Government Portal www.data.gv.at/ zugänglich.

Foto © BKA/Hans Hofer

Im Österreichischen Filminstitut gab es rege Diskussionen um ein neues Jurymodell, aber keine Einigung. Wie könnte ein ideales Fördermodell aussehen, haben Sie Ideen für ein neues Filmförderungsgesetz? DROZDA: Alle Beteiligten, also von den Produzentinnen und Produzenten bis hin zu den Autorinnen und Autoren, beteiligen sich konstruktiv an der laufenden Diskussion. Ich bin mir sicher, dass wir bald eine gute Lösung präsentieren können. Abgesehen davon, konnten wir in den vergangenen Wochen einige wichtige Entscheidungen treffen. Beispielsweise ist es uns gelungen, ein zielgerichtetes Maßnahmenpaket für mehr Gendergerechtigkeit im Film zu schnüren. So wird das ÖFI künftig mehr Mittel an jene Filme ausschütten, die mit hoher weiblicher Beteiligung in allen Teilen der Filmproduktion hergestellt wurden. Was waren Ihre persönlichen beruflichen Highlights als Kulturminister 2016? DROZDA: Die Resonanz auf die Maßnahmen im zeitgenössischen Kunstbereich war überwältigend.

GfK: Kooperation mit Hollywood-Studios und Fernsehfirmen Bereits seit über 15 Jahren ermittelt GfK Entertainment die offiziellen DVD- und Bluray-Verkaufszahlen für Deutschland und viele weitere Länder. Nun baut das Unternehmen seine Marktabdeckung weiter aus und schließt zukünftig auch die Wachstumsmärkte Internet Video on Demand (iVoD) und Electronic-SellThrough (EST) mit ein. Wie GfK Entertainment und die in der DEG: The Digital Entertainment Group organisierten Film- und Fernsehfirmen bekannt gaben, wurde GfK Entertainment damit beauftragt, aggregierte digitale Film- und Seriendaten für 17 Länder aufzubereiten. Im Rahmen der Kooperation erstellt GfK Entertainment länderbezogene Analysen, getrennt nach den Vertriebswegen Internet Video on Demand und Electronic-Sell-Through. Kunden erhalten die Möglichkeit, einzelne Titel und Genres über verschiedene Plattformen zu vergleichen und ihre Marketing-, Merchandisingund Distributionsmaßnahmen entsprechend zu planen. Dadurch gelingt es ihnen, in einem internationalen Umfeld erfolgreich am Markt zu agieren. Folgende Länder werden abgedeckt: Deutschland, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Schweden, Spanien, Australien, Neuseeland und Japan.

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RMS: All Time High Das Jahr 2016 wird für den österreichischen Radiovermarkter RMS wohl als eines der ereignisreichsten in die Firmengeschichte eingehen. Doris Ragetté, Head of Research & Communications bei RMS Austria über die Höhen und Tiefen des Radiojahres 2016 und über den Ausblick 2017.

Doris Ragetté

„Die Wirtschaftsdaten stehen vorsichtig auf rosa, die Rückmeldungen seitens unserer Kunden lassen ebenfalls auf ein gutes Jahr 2017 hoffen und die richtig gestellten RadiotestDaten lassen auf ein gutes Radiojahr 2017 für die RadioKombis der RMS schließen.“

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Wie beurteilen Sie das Radio-Jahr 2016 für die Mediengattung Radio im Allgemeinen und wie sieht das Jahr 2016 für die RMS-Austria aus? DORIS RAGETTÉ: Dieses Jahr war für uns von vielen Hochs, aber leider auch von einem sehr tragischen Tief geprägt: wir hatten einen besonders erfolgreichen Radio Research Day, bei dem Mike Graf mit einer tief berührenden Ansprache sich von der Branche verabschiedet hat. Dann Mikes Ableben, was uns sehr getroffen hat. Was jedoch die Umsätze betrifft für Radio und speziell für RMS Austria, war 2016 ein sehr, sehr gutes Jahr. Wir wissen ja noch nicht, wie Radio insgesamt abschließen wird, aber alleine die RMS TOP Kombi liegt bereits über 5 Mio. brutto über Plan und mehr als 4 Mio. über Vorjahr. Im Oktober hatten wir überhaupt ein „all time high“ in unserer gesamten Geschichte. Das freut uns natürlich ganz besonders und spornt uns an. Wie beurteilen Sie die Querelen rund um die Unregelmäßigkeiten beim Radiotest bzw. wie sieht hier die aktuelle und künftige Situation aus? RAGETTÉ: Die Radiotest-Causa war für die gesamte Medienbranche ein unglaubliches Desaster. Das Vertrauen in die Marktforschung ganz generell ist durch diesen unglaublichen Vorfall schwer angeschlagen. Oberstes Ziel ist es nun, das angeschlagene Vertrauen wieder herzustellen und vor allem den Mediaagenturen wieder valide Daten zu bieten. Deshalb haben die Auftraggeber des Radiotests ja auch die von GfK als korrigierte nachgelieferte Daten einem externen Auditor zur Überprüfung übergeben. Das Audit ist nun abgeschlossen und der Radiotest bietet wieder Planungssicherheit. Die Auftraggeber des Radiotests werden sich jedoch nächstes Jahr ganz intensiv mit einer Neuausschreibung beschäftigen. Gibt es Ihrer Meinung nach signifikante Veränderungen am Radiomarkt in Österreich?

RAGETTÉ: Die richtig gestellten und auditierten Daten zeigen ja ganz deutlich, dass sich die Marktverhältnisse eindeutig und signifikant zu Gunsten der Privatradios verschoben haben. Die Privatradios sind nicht mehr nur in Teilmärkten, sondern auch als TOP Kombi, also als nationaler Verbund eindeutig auf derselben Reichweitenhöhe wie der Mitbewerb. Alles, was heute noch unter 50% Share liegt, plant an der neuen Realität vorbei. Aber auch Webradio entwickelt sich sehr positiv: durch die Hinzunahme von Webradio können weitere, allen voran jüngere Zielgruppen, bestens erreicht werden. Die Aktivitäten rund um das Thema DAB+ nehmen in den letzten Monaten zu - wie sieht hier die Einschätzung aus Sicht der RMS aus? RAGETTÉ: Wir als Vermarkter stehen diesem Thema sehr neutral gegenüber. Wir vermarkten sowohl UKW als auch Webradio, daher können wir ohne Probleme auch DAB+ vermarkten. Wir sind jedoch der Meinung, wenn DAB+ der neue Technologiestandard im Hörfunk wird, dass der Abschalttermin für UKW langfristig geplant und kommuniziert werden muss. Ein kurzfristig anberaumter Abschalttermin von UKW wäre für die gesamte Gattung Radio höchst gefährlich. Wie schätzen Sie generell die Entwicklung von digitalem/Web-Radio mittelfristig ein? RAGETTÉ: Webradio wird sich auch mittelfristig positiv entwickeln – so wie schon in den letzten Jahren sich Webradio äußerst positiv entwickelt hat. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass auch „klassisches“ Radio weiterhin bestehen und seine Hörerschaft haben wird – so wie auch Print nicht tot ist und ebenso auch das lineare Fernsehen nach wie vor höhere Reichweiten hat als die TV-Angebote im Internet. Was erwarten Sie vom Radio-Jahr 2017? RAGETTÉ: Wir sehen 2017 sehr optimistisch entgegen. Die Wirtschaftsdaten stehen vorsichtig auf rosa, die Rückmeldungen seitens unserer Kunden lassen ebenfalls auf ein gutes Jahr 2017 hoffen und die richtig gestellten Radiotest-Daten lassen auf ein gutes Radiojahr 2017 für die Radio-Kombis der RMS schließen. Wir arbeiten außerdem schon am Programm des Radio Research Day 2017, der nächstes Jahr am 18. Mai stattfinden wird. Und so viel sei schon jetzt verraten: wir haben wieder ein sehr abwechslungsreiches und spannendes Programm mit vielen interessanten Referenten zusammen gestellt, auf das wir uns schon jetzt sehr freuen. Ebenso freuen wir uns auf unser Sommerfest, das im Juli stattfinden wird.


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VÖZ: Werbeabgabe & Mwst. Zum Jahresende formuliert der Verband der Österreichischer Zeitungsherausgeber wesentliche Themen, die wohl im kommenden Jahr einer gründlichen Behandlung bedürfen. 23 Verfassungsbeschwerden gegen Werbeabgabe

Radio (203 Millionen Euro) und Plakat (256 Millionen Euro) zusammen. „Wir als Verband der Druckereien unterstützen den Vorstoß der österreichischen Verleger gegen die Ungleichbehandlung bei der Werbeabgabe. Es ist nicht nachvollziehbar, warum für ein und dieselbe Werbung in unterschiedlichen Medien verschiedene Abgaben anfallen. Dass Onlinewerbung als einzige Werbeform von der Werbeabgabe ausgeklammert ist, bevorzugt Onlineplattformen und entspricht nicht einem fairen Wettbewerb“, so der Präsident vom Verband Druck & Medientechnik Gerald Watzal.

„Die österreichische Werbeabgabe klammert den stetig wachsenden Onlinebereich aus und widerspricht dadurch dem Gleichheitssatz unserer Bundesverfassung. Schluss mit dieser Ungleichbehandlung – entweder die Abgabe wird auf den Onlinebereich ausgeweitet und für alle gesenkt oder komplett gestrichen“, erklärt VÖZPräsident Thomas Kralinger. Die öster- Thomas Krallinger reichische Werbeabgabe gilt für Werbung in Druckwerken, Hörfunk und Fernsehen sowie auf Plakaten, Infoscreens und ähnlichen Werbeträgern im öffentlichen Raum. „Onlinewerbung ist im Werbeabgabengesetz nicht ent„Mehrwertsteuer auch für halten. Die europaweit einzigartige digitale Ausgaben reduzieren“ Abgabe verzerrt so den Wettbewerb und begünstigt vor allem amerikani„Auch in Österreich werden immer sche Onlinekonzerne, die in Österreich mehr Zeitungen und Magazine weder einen Beitrag zur Wertschöpdigital gelesen. Die Änderung der fung leisten noch Arbeitsplätze schafMehrwertsteuersätze würde die fen“, beklagt VÖZ-Geschäftsführer GeEntwicklung der digitalen Presserald Grünberger. Gerald Grünberger landschaft vorantreiben und würÖsterreichs Verleger haben sich daher dazu entschlossen, ihre Werbeabgabebescheide für de positive Effekte auf Wirtschaftswachstum und das Jahr 2015 zu bekämpfen. Insgesamt 23 Verfas- Medienvielfalt in der Europäischen Union haben“, sungsbeschwerden wurden vom Rechtsanwalt des so VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger. Die EUVÖZ und des Österreichischen Zeitschriften- und Kommission hat heute bekannt gegeben, dass sie es Fachmedienverbandes (ÖZV) Paul Pichler einge- den Mitgliedsstaaten künftig freistellen will, ob sie bracht. „Wir sind der Meinung, dass das Werbeab- den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Printmegabengesetz mit der Nichtberücksichtigung von dien auch für elektronische Angebote anwenden. Onlinewerbung gegen Artikel 7 unserer Bundesver- Der VÖZ hatte schon lange auf eine Angleichung fassung verstößt, wonach vor dem Gesetz alle gleich gedrängt. „Wir fordern die österreichische Bundeszu behandeln sind. Jetzt ist der Verfassungsgerichts- regierung auf, den Vorschlag der EU-Kommission im hof am Wort – mit einer Entscheidung ist im Früh- weiteren legislativen Prozess zu unterstützen und so jahr 2017 zu rechnen. Wir sind zuversichtlich, dass eine nachhaltige Entwicklung der heimischen Pressich die Verfassungsrichter unserer Argumentation selandschaft in Zeiten der digitalen Transformation zu ermöglichen“, so Grünberger. anschließen“, so Pichler. „Das Werbeabgabengesetz stammt aus dem Jahr Digitale Zeitungen und Magazine profitieren der2000. Der Gesetzgeber hat Onlinewerbung damals zeit nicht von den Bestimmungen der reduzierten nicht berücksichtigt, weil sie noch keine große Rol- Mehrwertsteuersätze für physische Publikationen. le gespielt hat. Heute ist der Onlinebereich mit 17,2 Der VÖZ und europäische Verlegervertreter setzten Prozent aller Werbespendings bereits das drittgröß- sich dafür ein, das System an die heutige Realität te Stück des heimischen Werbekuchens“, so Kralin- anzupassen und zu reformieren. Der EU-Kommisger. 2015 flossen laut Werbeplanung.at über 680 sionsplan sieht vor, es den Mitgliedstaaten zu erMillionen Euro der Gesamtwerbespendings in Rich- möglichen, die niedrigeren Mehrwertsteuersätze tung digitaler Kanäle. Das brutto Werbevolumen im auf gedruckte Zeitungen und Magazine auf digitale Onlinebereich ist mittlerweile größer als jenes von Ausgaben zu erweitern.

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VIACOM: Modern Gatekeepers & GenX Today Im Rahmen der Round Table-Veranstaltungsreihe des Medienvermarkters Goldbach Austria, wurden einem Fachpublikum aus der Marketing- und Medienbranche erstmals die neuen internationalen Viacom International Media Networks Studien inklusive Österreich-Ergebnisse präsentiert.

l-r: Simone Reitbauer, Viacom, Josef Almer, Goldbach Media, Antje Rauh, Viacom

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„Wer seine Zielgruppen erfolgreich ansprechen möchte, muss sie kennen. Wir sehen es als unsere Aufgabe als Vermarkter, nicht nur Werbezeiten zu verkaufen, sondern auch das Know-how in unseren Branchen mit anzubieten. Die Studienergebnisse unseres Partners „Viacom“ geben Werbern ein wichtiges Werkzeug an die Hand, um Kampagnen nicht nur im optimalen Umfeld sondern auch in der richtigen Sprache und passend für das Zielpublikum umzusetzen“, fasst Josef Almer, hierzulande als Goldbach Media Geschäftsführer u.a. verantwortlich für die Vermarktung von VIVA, Comedy Central und Nickelodeon den Mehrwert zusammen. Zu Beginn stand die „Gen X“, die Jugend der 80er und 90er, im Fokus. Antje Rauh, Research & Insights Manager bei Viacom, präsentierte die Learnings über die Generation, die Sex mehr als Freundschaft schätzt, keine Midlife-Crisis durchlebt, wenig Gefallen an traditionellen Geschlechter- und Familienrollen und den Arbeitsplatz neu definiert hat. Die Studie untersucht weltweit die sogenannte Generation X (Gen X), um zu erfahren, was aus der zynischen, rebellischen „Faulenzer“-Jugend der 80er und 90er geworden ist, nachdem sie auf den Arbeitsmarkt strömte und Familien gründete. Diese Generation zählt aktuell fast 2 Milliarden Menschen weltweit, davon sind im Durchschnitt 180 Mio. Zuschauer der einzelnen Viacom-Marken. Obwohl in der Vergangenheit fast ausschließlich die Millennials und Baby-Boomers in den Mittelpunkt gestellt wurden, zeigt die Studie, dass es die Generation X war, die das „Erwachsensein“ neu erfand.

„Mit so viel Konzentration auf Millennials, Post-Millennials und Baby-Boomers, wurde die Generation X größtenteils von der Forschung ignoriert, mit ‚Gen X Today‘ wird der eigentliche Einfluss der Generation X aufgezeigt, als weltweiter Innovationstreiber und als Generation, die Geschlechterrollen hinterfragt und das Erwachsensein neu definiert“, erklärt “, Antje Rauh Im Anschluss stellte Simone Reitbauer, Director Research & Insights bei Viacom, die neue internationale Studie zur Mediennutzung von Kindern im Alter von 6-13 Jahren vor. Die Kerninhalte: Für Eltern ist nichts wichtiger als das Wohlbefinden ihrer Kinder: Sie möchten, dass ihre Kinder glücklich, gesund und sicher sind. Doch wie passen Kinderfernsehen und -videoangebote in dieses Unterfangen? Beeinflussen Eltern die Mediennutzung ihrer Kinder angesichts des fast unbegrenzten Angebotes? Oder halten sie sich doch mehr zurück, als im Allgemeinen erwartet? Dazu wurden etwa 2.500 Kinder zwischen 3 und 13 Jahren zusammen mit deren Eltern zum Thema Mediennutzung und elterliche Einflussstrategien befragt, davon über 300 in Österreich. Die wichtigsten Ergebnisse: Sicherheit ja, aber Familie, Gesundheit und Glück gehen vor; Sicherheit insbesondere im Bereich Medien; Eltern nehmen Einfluss auf Zugang und Zeit – statt auf Inhalte; Bei Kinderprogrammen legen Eltern Wert auf kindgerechte Inhalte – und auf Spaß für ihr Kind.


media „Fix&Foxi“ TV bester Kindersender 2016

REDEN-WIR.AT

Ulrike Wittmann, MSc/akad. gepr. PR-Beraterin

Mahnwache

l-r: Alexander Neemann, Stefan Piech, Laurence Robinet übernehmen stolz den Award „Bester Kindersender 2016” von Franco Cataldo, Eutelsat Deputy Chief Commercial Office

Der Gewinner des Eutelsat TV-Preises für den besten Kindersender wurde Ende November bei der Preisverleihung „The Night of Satellites“ im beeindruckenden Ambiente des Palazzo del Ghiaccio in Mailand bekanntgegeben. „Fix&Foxi“ TV, der erste Sender der Welt der nach einem bekannten Comic Charakter benannt ist, überzeugte durch Originalität und hohen Qualitätsanspruch auf nationaler und internationaler Ebene. Die Eutelsat TV Awards haben dieses Jahr wieder viele der weltweit kreativsten, mutigsten und innovativsten über Satellit verbreiteten Themensender in acht Kategorien ausgezeichnet. Mit 120 Teilnehmern aus 40 Nationen verzeichnete der Wettbewerb einen neuen Teilnehmerrekord. Die Sieger wurden von einer unabhängigen, internationalen Jury mit Fachleuten aus den führenden TV-Märkten der Welt ermittelt, unter dem Vorsitz des preisgekrönten RAI Journalisten Duilio Giammaria. Laurence Robinet, Chief Broadcast Officer bei der Your Family Entertainment AG freut sich über diese besondere Auszeichnung: „Wir möchten uns vom ganzen Herzen bei den Juroren für ihr Vertrauen in Fix&Foxi bedanken. Dieser Preis ist ein weiterer Ansporn, unseren Sender „Fix&Foxi“ TV weiter mit viel Liebe und Kreativität voranzutreiben, aber dabei das Wichtigste nie aus den Augen zu verlieren: die ewige Magie einer guten Geschichte! So möchte ich abschließend den großen Poeten Khalil Gibran zitieren: „Dinge, die man als Kind geliebt hat, bleiben im Besitz des Herzens bis ins hohe Alter. Das Schönste im Leben ist, dass unsere Seelen nicht aufhören, an jenen Orten zu verweilen, wo wir einmal glücklich waren.“

Haben Sie sich schon einmal gelähmt gefühlt? Gelähmt von Vorkommnissen, die für Sie persönlich weit entfernt sind? Ereignisse, die Sie aus den Medien filtern und am liebsten gedanklich verwerfen möchten? Aber nicht können, weil Sie ja unbeweglich geworden sind? Selbiges ist mir bei der Berichterstattung über ein Video, das eine Gruppe an Jugendlichen zeigt, die auf eine junge Frau brutal einschlagen und sie bei ihrer Peinigung filmen, passiert. Das Video wurde von den Tätern in einen Social Media-Kanal gestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mehr als einmal angeklickt. Mehr als einmal geteilt. Und länger als einen Tag online. Es gibt zahlreiche Beispiele für digitale Kommunikation jenseits von Gut und Böse, das war aber wohl die Spitze des Eisbergs. Ich kann und will nicht auf die strafbare Handlung näher eingehen. Das liegt nicht in meiner Kompetenz und ja, es überfordert mich emotional. Darum kümmern sich nun die zuständigen Experten und Behörden. Was mich aber intensiv beschäftigt, ist, welches Unternehmen eine Bühne für diese verantwortungslose Kommunikation bietet und sie vor allem zulässt? Das Unternehmen, gegründet vor 12 Jahren, war ursprünglich blümchenblau als global vernetzende Kommunikations-Plattform angedacht. Wer nicht auf dieser Plattform war, war „out“. Wer sich nicht registrierte, war als „Misfits“ abgestempelt. Mittlerweile ist dieser Social-Media Kanal ein Ballungszentrum an Aggression, Unwürdig- und Grenzwertigkeit. Das Unternehmen präsentiert sich heute als verantwortungslose Dialog-Plattform. Anders kann ich es mir nicht erklären, wenn ein dem Strafrecht zuzuordnendes Video online gestellt werden kann. Wir vermissen Sicherheitsmechanismen. Wo ist die Web-Security, die Kontrolle über die Kommunikation sichert und dem Unternehmen einen Persilschein für Verantwortung ausstellt? Wo ist ein ernst zu nehmendes und greifendes Corporate Social Responsibility (CSR)-Programm? CSR ist kein bloßes Spendenprogramm von Unternehmen, das sie sich anlässlich der heranschreitenden Adventzeit in Erinnerung rufen. CSR ist viel mehr! „CSR ist …… die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Damit Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung in vollem Umfang gerecht werden, sollten sie auf ein Verfahren zurückgreifen können, mit dem soziale, ökologische, ethische, Menschenrechts- und Verbraucherbelange in enger Zusammenarbeit mit den Stakeholdern in die Betriebsführung und in ihre Kernstrategie integriert werden“, so Ansger Zerfaß im „Handbuch für Unternehmenskommunikation“. Im übrigen verwendet die Europäische Kommission diese Formulierung wortgleich. Und was wir noch wissen: Wird dies nicht beherzigt, geht Unternehmensreputation verloren. „Die Unternehmensreputation ist heute der bedeutendste immaterielle Vermögensgegenstand eines Unternehmens. Eine gute Reputation verschafft Unternehmen langfristige Effizienzvorteile und kann von Wettbewerbern nicht kurzfristig kopiert oder neutralisiert werden“. Eine spannende und einleuchtende Sichtweise von Jay Barney, Professor für Strategisches Management an der Ohio State University und Begründer der Ressourcentheorie. Entsprechend dem ressourcenorientierten Ansatz werden Unternehmen als Ansammlung von Ressourcen konzeptualisiert und Reputation damit Bestandteil des Unternehmenswertes. Eine gute Reputation stellt in der Tat einen wertbildenden Faktor dar. Charles Fombrun, Gründer und Chairman des Reputation Institutes in New York, kommt auf den Punkt: „The key point of course, is that reputation consits of perceptions – how others see you“. Das bedeutet, das Ansehen und der Ruf eines Unternehmens liegen in der Wahrnehmung der Außenstehenden. Best case: Das Wahrgenommene wird mit dem angestrebten Ansehen in Einklang gebracht. Werte, wie „Glaubwürdigkeit“, „Vertrauenswürdigkeit“, „Verantwortungsbewusstsein (!!)“ und „Berechenbarkeit“ sind Faktoren, die zu einer positiven Wahrnehmung eines Unternehmens führen. Je höher das Unternehmen nach diesen Werten eingeschätzt wird, desto stabiler ist seine Reputation. Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut. (Laotse) www.reden-wir.at

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Forum Medientechnik Das Forum Medientechnik und das All Around Audio Symposium an der Fachhochschule St. Pölten widmeten sich aktuellen Entwicklungen im Bereich der Medientechnik. Die Fachtagungen betrachteten, wie die omnipräsenten digitalen Technologien den Alltag und die Medienproduktion verändern. Am Programm standen unter anderem Vorträge zu Augmented Reality, Lernspielen und Datenjournalismus. Foto © Martin Lifka

kann: „Jedes Tool verändert, erweitert oder verbessert einen kleinen Aspekt unseres Lebens. Dieses Ziel hat jede mobile App – Augmented Reality oder Wearables sind nur die aktuellsten Schlagwörter. Geniale und inspirierende Apps lassen sich jedoch nur gestalten, wenn sie nützliche Informationen auf raffinierte Weise in die Welt der NutzerInnen einfließen lassen. Das gilt es bereits bei der Planung zu berücksichtigen, besonders in Bezug auf die User Experience.“ Das Forum Medientechnik bot ein breites Spektrum an Inhalten: Ein Team des Departments Medien und Digitale Technologien der FH St. Pölten zeigte, wie ortsbezogene Lernspiele für mobile Anwendungen gestaltet werden können und Tassilo Pellegrini vom Department Medien und Wirtschaft der FH St. Pölten stellte neue Entwicklungen zum Erstellen elektronischer Informationen im Bereich der Finanzberichterstattung vor.

Audiovisuelle, interaktive und mobile Medien durchdringen längst den Alltag. In nahezu allen Lebensbereichen verändern sie das Handeln und beeinflussen Wahrnehmung, Denken und Fühlen. Das neunte Forum Medientechnik der FH St. Pölten präsentierte aktuelle Ergebnisse aus der angewandten Forschung und Entwicklung, neue theoretischwissenschaftliche Erkenntnisse und Fallbeispiele sowie praxisbezogene Projekte, Formate, Dienste und Prototypen. Am Programm standen die Themenbereiche Datenanalyse, Informationsvisualisierung, digitale Medien sowie mobile Anwendungen.

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Wie Medientransparenz mit Hilfe von neuen Methoden des Datenjournalismus untersucht werden kann, präsentierten Forscher der FH St. Pölten gemeinsam mit ProjektpartnerInnen; ein Team der TU Wien zeigte, wie automatische Musikgenre-Klassifikation funktioniert und Michael Zeiller von der FH Burgenland stellte eine Analyse von interaktiven Infografiken in deutschsprachigen Online-Zeitungen vor. „Die Tagung bot einen intensiven fachlichen Dialog zwischen Agenturen, Studios und Produktionsfirmen mit Studierenden, Lehrenden, ForscherInnen sowie EntwicklerInnen und schafft eine Basis für neue Kooperationen“, so Wolfgang Aigner, Organisator der Tagung und Leiter des Instituts für Creative\Media/Technologies.

Tobias Schreck von der TU Graz hielt die Keynote zu visuell-interaktiver Datenanalyse für Wissenschaft, Technik und Firmen. „Visual-Analytics-Systeme integrieren automatische und visuell-interaktive Datenanalysetechniken. Das ermöglicht NutzerInnen komplexe Daten zu verstehen und Nutzen aus Ihnen zu ziehen“, sagt Schreck.

Teil der Veranstaltung war auch ein „Graduate Consortium“ unter Leitung von FH-Dozent Grischa Schmiedl, bei dem Master-Studierende die Forschungsansätze ihrer Abschlussarbeiten mit einem fachkundigen Publikum diskutierten.

Andreas Jakl von der Softwarefirma Tieto erklärte im abschließenden Vortrag zur Tagung, wie die neue Technik in der Welt der NutzerInnen ankommen

Mit dem (Re-)Design akustischer Umwelten und musikalischen Wahrnehmungsfragen befasste sich das All Around Audio Symposium, das heuer zum

Audio-Symposium


media frei zu gestalten. Mit der umfangreichen thematischen Bandbreite von All Around Audio konnten wir interdisziplinäre Projekte anregen und vor allem unseren Studierenden spannende Perspektiven für ihre berufliche Zukunft öffnen“, sagt FH-Dozent Michael Iber, der das All Around Audio Symposium organisiert hat. Die Veranstaltung fand im Rahmen der internationalen Woche des Departments Medien und Digitale Technologien statt. Fotos © FH St. Pölten/Jakob Gramm

zweiten Mal stattfand. 14 Vortragende aus dem universitären Umfeld und der freien Wirtschaft berichteten über die Analyse sozialer Medien als Marketinginstrument in der Musikindustrie, das Erkennen musikalischer Inhalte durch Verfahren des maschinellen Lernens, elektronische Musikarchäologie und neue technische Entwicklungen im Audiobereich. „Moderne Technologie erlaubt es zunehmend, unsere Umgebung nach eigenen Vorlieben akustisch

Das neunte Forum Medientechnik der FH St. Pölten

Golden Wire 2016 Studierende und Alumni der FH St. Pölten aus den Studiengängen Medientechnik und Digitale Medientechnologien stellten beim 13. Golden Wire ihr Können unter Beweis und traten zum Wettbewerb an. Die Preise wurden im Rahmen einer Gala an der FH St. Pölten vergeben. Die Preise wurden in den Kategorien Animation, Short Film, Sound & Music, Docu & TV Production, Interactive, Grafik Design und Alumni Projects verliehen.

Die ausgezeichneten Projekte 2016:

Die Golden Wire Preisträger 2016

§ Animation: „Inception” von Ralf T. Berger § Short Film: „Zwischenwelt“ von Sabine Stindt, Pia Homeister, Stephan Grohs, Paul Kogler, Christoph Martinek, Florian Pichler, Stefan Sieder, Alexander Clement, Stefanie Maier § Sound & Music: Filmmusik zu „BECOME“ von Raphael Maier, Julian Fischer, Maximilian Döringer § Docu & TV Production: „Es muss etwas geschehen“ von Sabine Stindt, Stephan Grohs, Michael Blauensteiner, Christoph Martinek, Paul Kogler § Interactive: „A Slice of Reality” von Felix Blasinger, Max Heil, Christoph Steigenberger, Johannes Traun § Grafik Design: Filmplakat „Zwischenwelt“ von Sabine Stindt § Alumni Projects: „The Observer“ by GOLIF von Benjamin Paya, Eva Mittermüller „Seit Jahren nehmen Studierende und Alumni der FH St. Pölten erfolgreich an vielen Fachkonferenzen und Wettbewerben teil und setzen damit ein kraftvolles Lebenszeichen für das hohe Potenzial in unserem Haus. Mit dem Golden Wire wurde ein exklusiver Medienpreis für unsere Studierenden sowie Absolventinnen und Absolventen geschaffen, der als Aushängeschild für innovative, technisch-kreative Arbeiten gilt“, sagt Alois Frotschnig, Organisator des Golden Wire und Leiter des Departments Medien und Digitale Technologien der FH St. Pölten.

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media BÜCHER, DVD & CO Muslimus modernus Es beginnt mit Gewalt in Istanbul und endet ebendort, dazwischen lässt die Erzählerin ihr bisheriges Leben Revue passieren. Auf dem Weg zu einer schicken Dinnerparty, wo traditionellerweise über Heimat und Politik geredet wird (von den Männern) und über Schulen, Diäten und Reisen (von den Frauen) verliert Peri bei einem Diebstahl ihre Handtasche. Warum sie sich in Gefahr begibt um ein bestimmtes Foto zu retten, erfährt man im Laufe dieses einzigen Abends. Der höchst erfolgreichen Schriftstellerin Elif Shafak gelingt es wieder einmal, in quasi heiterem Plauderton ernsthafte Anliegen zu thematisieren. Sie beschreibt präzise den Weg ,den sehr viele Türken eingenommen haben und der viele aus dem Land treibt: weg von der Säkularisierung, hin zur pseudoreligiösen Autokratie. In ihrer Geschichte haben es ja nicht mal die Eltern geschafft, friedlich trotz Auffassungsunterschiede zusammen zu leben, was soll das für eine Riesengesellschaft wie die der Türkei oder Europa bedeuten? Elif Shafak: Der Geruch des Paradieses (Kein & Aber)

Wievielt sichtbares Leid ist zumutbar? Tschetschenien, Bosnien, Afghanistan und den Irak - der ehemalige Kriegsfotograf Bruno Daldossi hat viel Grauen gesehen, miterlebt und fotografisch festgehaltenm getreu dem Motto der Fotografenlegende Robert Capa: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran!“ Nun eher am Ende seiner Berufslaufbahn stürzt ihn aber ein ganz anderes Ereignis in größte Verzweiflung, nämlich dass ihn, den Mann der bei Frauen immer gut ankommt, seine langjährige Lebensgefährtin Marlis verlassen hat. Was als äußerer Faden der Geschichte dient, nämlich sein Versuch sie wiederzugewinnen, - während sie in Venedig beim neuen Glück weilt, besäuft er sich auf Lampedusa - , ist im Grunde nur Hülle für die wirklichen Gedanken der Autorin und die kreisen um die Verantwortung eines Fotografen. Soll man besser helfen als abbilden, haben uns die vielen Fotografien schon stumpf werden lassen, wie objektiv kann ich über Elend berichten, wie viel Wahrheit halten wir aus, wie viel Einfühlung, wie viel Nähe sind uns möglich? Die schreibende Zunft kriegt in diesem Roman noch mehr ihr Fett ab, verstärkt wird der fast dokumentarische Ansatz des Buches durch die den Kapiteln vorangestellten Bildbeschreibungen, die Auskunft über die jeweilige Fotografie geben. Und wie prophetisch klingen ihre Worte zu einer Zeit, in der die Sehnsucht nach dem starken Mann so präsent ist: „Nur die Wankelmütigen und Unsicheren bewahren die Welt vor Mord und Totschlag“. Sabine Gruber: Daldossi oder Das Leben des Augenblicks (C.H.Beck)

Hinter den Kulissen der Verlage Wenn Kritiker oder Verleger selbst zur Feder greifen, stehen deren Ergüsse unter besonders strenger Beobachtung: kann er es besser, das, worauf sein Leben beruht? Im vorliegenden Fall hat sich der New Yorker Verleger Jonathan Galassi (Farad, Straus and Giroux) dieser Aufgabe gestellt und sie sehr listig gelöst. Im Mittelpunkt seiner Geschichte steht der junge Lektor Paul, der ein Riesenbe-

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wunderer der großen Dichterin Ida Perkins ist; alles kennt er von ihr auswendig, ihre Lyrik, ihr Leben, ihre Lieben, aber er ist beim falschen Verlag angestellt. Er arbeitet nämlich beim Verleger Homer Stern, dessen Rivale Sterling Wainwright ist die Heimat der von allen bewunderten Dichterin. Wie die beiden Verlegerpersönlichkeiten miteinander umgehen und trotz aller Konkurrenz vom Respekt vor dem geschriebenen Wort geprägt sind, ist kundig und ein wenig nostalgisch geschildert. Das Kapitel über die Frankfurter Buchmesse ist besonders gelungen, da es Platz für zahlreiche Spitzen gegen die europäischen Verleger bietet, zum Teil werden recht unverblümt die Namen in sein Spitzwerk eingeflochten. Nur das Wort E-Reader zu erwähnen, sei „als hätte er laut gepupst oder den Holocaust erwähnt“, beschreibt Paul ein Frankfurter Abendessen. Gemeinsam wird beklagt, dass den heutigen Verlegern das literarisch-historische Bewusstsein fehle und nur mehr nach kommerziellen Kriterien agiert werde. Und dabei gäbe es so wunderbare Lyrik, an die sich der Autor via seiner Mittelsfrau Ida Perkins probiert. Ob gelungen ist Ansichtssache, als Ganzes ist die Geschichte aber empfehlenswert. Jonathan Galassi: Die Muse (S. Fischer)

Besoffen unter Booker-Preisträgern Bob Dylan müsste für die Hauptfigur Francis Plug der ideale Literaturnobelpreisträger sein: er weiß, wie man mit jahrzehntelangem Ruhm und öffentlichen Auftritten umgeht, viele Nachwuchsautoren jedoch nicht und für diese ist vorliegendes Handbuch gedacht: Francis Plug - Hobbyautor, Berufsgärtner und Sonderling sorgt für Chaos und Verwirrung, wo immer er auftaucht. Und am liebsten taucht er auf Autorenlesungen auf. Dort sucht er das Gespräch mit literarischen Größen wie Salman Rushdie, Margaret Atwood, Julian Barnes oder Hilary Mantel. Denn Plug sammelt Material für ein großes Buchprojekt: einen Ratgeber für angehende Schriftsteller, der ihnen dabei helfen soll, öffentliche Auftritte zu meistern. Dieser Hybrid aus tatsächlichen Begegnungen mit berühmten Autoren und der dazu fantasierten Geschichten, die sich kenntnisreich auf den Inhalt der jeweiligen Bücher beziehen und meist in irgendeinem Pub enden, ist hochgradig komisch. Und angesichts der unzähligen Preise fragt man sich als Leserin schon, ob diese außer fürs Verlagsmarketing irgendeinen Sinn haben? Paul Ewen: Francis Plugs Handbuch für Autoren (Manesse)

Meryl Streep verfilmt es Was für ein Debüt: über 850 Seiten lang verfolgt man gespannt die ursprüngliche Mutter-Kind-Geschichte, die doch soviel mehr Ebenen umfasst: Ein Anruf der Anwaltskanzlei Rogers & Rogers verändert schlagartig das Leben des Literaturprofessors Samuel Anderson. Er, der als kleines Kind von seiner Mutter verlassen wurde, soll nun für sie bürgen. Wie es Hill gelingt, den Bogen von den 1968er Jahren in die Jetztzeit zur „Occupy Bewegung“ zu schlagen, eine zarte Liebesgeschichte, viel


media BÜCHER, DVD & CO Mythologisches, viel Kritisches über Politik, Werbung, Universitäten, Verlagswesen zu vereinen, ist große Klasse. Jede seiner Figuren ist differenziert geschildert, es gibt keine einfachen Lösungen, jeder trägt an jedem eine gewisse Mitschuld. Sorgsam breitet er sein Netz aus, sodass am Ende sich alles aufdröselt und die im Buch geforderte Hoffnung einlöst. In Amerika ein Bestseller, hat sich doch die große Meryl Streep schon die Rechte an der Verfilmung gesichert. Nathan Hill: Geister (Piper)

Fein ziselierte Freundschaften Treue, ein großes Maß an Aufmerksamkeit und Höflichkeit, große Klarheit und zugleich große Distanz - das sind nur ein paar der Parameter, die für den Zeichner Sempé Freundschaft ausmachen. In einem überaus großzügigen Bildband wird anhand seiner Zeichnungen klar, wie er Beziehungen sieht, egal ob unter Menschen, Tieren oder Mensch & Tier. Es gibt ein tiefes Einverständnis, das oft nicht in Worte zu fassen ist, aber anhand seiner Pinselstriche erkennbar. Ob es der vertrauensvolle Blick der Kuh in die Augen des Bauern ist, radfahrende Frauen, die sich an der Kreuzung zuwinken oder auch ein Pärchenabend, immer steckt ein Geheimnis hinter den Gezeichneten. Man weiß nicht, was sie aneinander haben, aber man sieht, dass sie einander schätzen. Und wie man es von Sempé gewohnt ist: ein leichter spöttischer Strich ist immer dabei. Wunderbares Weihnachtsgeschenk! Sempé: Freundschaften (Diogenes)

Sexuelle Belästigung hat immer Saison Leider, leider, leider brandaktuell nach dem GAU der amerikanischen Wahlen ist der HBOFilm „Confirmation“ über eine unappetitliche Geschichte, die in der Präsidentschaftszeit von George Bush Jr . 1991 wahrhaftig passierte. Der afroamerikanische Richter Clarence Thomas (Wendell Pierce) wurde für einen Sitz im United States‘ Supreme Court nominiert, doch da machen erste Gerüchte über sexuelle Belästigungen seiner früheren Untergebenen die Runde. Obwohl sie sich anfangs sträubt, wird die Jusprofessorin Anita Hill (Kerry Washington) nach Washington gebeten, um dort ihre Aussagen zu machen. Wie die Politjustiz dann zu mahlen beginnt, ist leider wieder einmal sehr eindrücklich dargestellt. Hoffnungsvoll stimmt der Schluss des Films, wo berichtet wird, dass sich immer mehr Frauen in den USA gegen sexuelle Belästigung wehren. Offenbar noch immer viel zu wenig, wie wir im US-Wahlkampf durch Mr. Trump erfahren durften. Ein grundsolider Film, der eine verantwortungsvolle Haltung gegenüber diesem Thema einnimmt, mit ausgezeichneten Schauspielern, der vielleicht etwas schärfer ausfallen hätte können. Confirmation (Warner) R: Rick Famuyiwa

Jugend auf Überholspur Hypnotischer Sound, sexy Bilder, unfassbare Momente voller Schönheit und Gewalt. Nach „Drive“ und „Only God Forgives“ startet Kultregisseur Nicolas Winding Refn erneut einen Angriff aufs Auge und bringt das Hirn des Zuschauers zum Beben. Als das junge aufstrebende Model Jesse (Elle Fanning) aus der staubigen Provinz nach L.A. kommt, scheinen ihre Träume im Handumdrehen Realität zu werden: unter Vertrag bei einer großen Agentur, auf der Überholspur gegen erfahrenere Models und neue Muse des obsessiven StarFotografen Jack. Und dann fängt der FIlm erst an… The Neon Demon (Koch) R: Nicolas WInding Refn D: Elle Fanning, Keanu Reeves, Jena Malone, Abbey Lee, Bella Heathcote, Christina Hendricks u.a.

Alle 3 sind sterilisiert Action gibt es in diesem Episodenfilm rund um einen Dackel so gut wie keine, wenngleich Regisseur Solondz viele Situationen einbaut, die man gerne rasch beendet sehen würde. Es beginnt damit, dass ein einsamer Bub von seinen Eltern den Hund bekommt ,dieser jedoch in der Garage im Käfig leben muss, bis er stubenrein bzw. er sterilisiert wird. Dort in der Tierarztpraxis hat die Assistentin Mitleid und nimmt ihn zu sich. Als ein ehemaliger drogenabhängiger Schulfreund auftaucht, fährt sie mit ihm mit und hinterlässt den Hund einem Pärchen mit Down Syndrom. Böser Kommentar dazu: „ Sie sind alle drei sterilisiert“. Dann hat ihn der großartige Danny deVito, der einen erfolglosen Drehbuchautor namens Dave Schmerz darstellt und schlussendlich sehen wir ihn als Begleiter einer älteren, blinden Dame. Die Übergänge sind fließend, der Hund herzzerreißend, Witz und Ernsthaftigkeit halten sich die Balance. Ein kleiner ruhiger Film über Leute, die man sonst weniger beachtet. Wiener Dog (Hoanzl) R: Todd Solondz, D: Julie Delphy, Kieran Culkin, Greta Gerwig, Danny DeVito, Ellen Burstyn u.a.

Unübertroffener Miles New York, 1980. Seit fünf Jahren hat Miles Davis (Don Cheadle) keine Platte mehr veröffentlicht. Der Jazzmusiker lebt zurückgezogen, trinkt, kokst und trauert seiner großen Liebe Frances Taylor (Emayatzy Corinealdi) nach. Doch plötzlich geht ein Gerücht um: Miles Davis arbeitet an einem neuen Album. Der Musikjournalist Dave Braden (Ewan McGregor) wittert eine Sensationsstory und bedrängt den Trompeter zu einem Interview. In Rückblenden, untermalt vom hypnotischen Sound, wird das Leben dieses Ausnahmenmusierks aufgerollt. Filmisch höchst beeindruckend, musikalisch soundso und Regisseur und Darsteller Don Cheadle ist eine Klasse für sich! Miles Ahead (Sony) R: Ron Cheadle

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dates TALIB KWELI

MICHAEL SEIDA

Mit einer kräftigen Portion X-Mas-Swing und -Rock bringt der SimmeringerInnen seine Fans in ausgelassene Weihnachtsstimmung, 17.12., Wien, Simm City

15.12., Wien, Grelle Forelle

TRUMPETS IN CONCERT

Barockmusik, fromme Weisen, Christmassongs festlicher kann man sich auf die Weihnachtszeit nicht einstimmen! Die Weihnachtskonzerte der Trumpets in Concert bedeuten seit 17 Jahren für hunderte Familien einen festlichen und gefühlvollen Höhepunkt der Weihnachtszeit. Traditionelle Weihnachtslieder, klassische Stücke, Balladen und Ohrwürmer lassen uns die Freude und Würde des Weihnachtsfestes hautnah spüren. A Very Special Christmas ist ein besonderer Abend, festlich, nachdenklich, fröhlich und voll Geborgenheit. 10./ 15./ 17. 12., Wien, Minoritenkirche

THOMAS QUASTHOFF

12.12., Wien, Konzerthaus

GRANADA

Bald spielt‘s Granada, das neueste Projekt vom österreichischen Singer/Songwriter. Projekt verbindet seine musikalischen Alleinstellungsmerkmale mit verschiedensten Einflüssen. Rock à la The Strokes oder The Hives hört man raus, dann wieder ein wenig Balkan à la Shantel, dann wieder eine Tuba, die an Songs von STS erinnert, dann eine urtypisch österreichische Quetschn. Großartiges Songwriting, catchy Gesang und so dermaßen frisch, dass es so schon lange nicht mehr gehört wurde. 13.12., Wien, Wuk

ALKBOTTLE

26 Jahre gibt es die Band schon und daher ist die Antichristmasparty mit den Meidlingern auch schon liebgewordene Tradition, Fett via Christkindl nett sich diese Messe, bei der es sehr sehr lustig zugeht. 17.12., Wien Geometer

DAME

Auf die Veröffentlichung seines mittlerweile sechsten Studioalbums („Straßenmusikant“) folgt eine kleine Österreich-Tournee. Im Rahmen ebendieser macht der für den Amadeus-Award nominierte Rapper neben Dornbirn, Linz, Graz, Salzburg und Innsbruck auch im Gasometers Halt. 18.12., Wien, Gasometer

CLUESO

18.+19.12., Dornbirn, Salzburg

WANDA

21.+22.12., Salzburg, Innsbruck

BOCK AUF KULTUR ABSCHLUSSVERANSTALTUNG

SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR

Für sein aktuelles Studioalbum Viva Diaspora hat sich Shantel stark von dem krisengeschüttelten, anarchisch-kreativen Athen inspirieren lassen. Viva Diaspora möchte sich nicht im aktuellen Crossover- und Remix-Einerlei positionieren. Viva Diaspora ist kühner Wurf und Position zugleich: So können akustische, traditionelle und mediterrane Songs heute klingen, und so können sie sich auch in einem zeitgenössischen Partykontext entfalten. 15.12., Wien, Wuk

DISNEY IN CONCERT

15.12., Graz, Stadthalle

WATZMANN

Aufgrund der großen Nachfrage haben sich die Protagonisten kurzfristig entschlossen für die LiebhaberInnen des Kultstücks, die keine Karten mehr ergattern konnten, einen Zusatztermin vor Weihnachten einzuschieben. Der Berg hört also noch immer nicht auf, die Darsteller sowie das Publikum mit Inbrunst zu rufen. 15.12., Wien, Stadthalle

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Die Bock auf Kultur Abschlussveranstaltung findet mit [dunkelbunt] LIVE, Coffeeshock Company, Edgar Tones & The Su‘sis + Überraschungsact i statt. 22.12., Wien, Wuk

GROSSSTADTGEFLÜSTER

Eigentlich riechen die ungünstig gealterten berufsjugendlichen Dödels von GSGF schon nach Verwesung, tun aber so, als wäre es der Schweiß harter Arbeit an der nun erschienenen „Ich boykottiere dich-Episode 2“. Fünf liebevoll, aus reinster Seide gesponnene Songs, die sich gewaschen haben... 13.01., Wien, Grelle Forelle

2017 DIE LOCHIS

14.01., Wien, Gasometer

MAX MUTZKE

16.01., Wien, Porgy

DROPKICK MURPHYS

20.01., Wien, Gasometer

ÁNGELA TRÖNDLE & PIPPO CORVINO

Die beiden Musiker präsentieren das Ergebnis ihrer fast einjährigen Zusammenarbeit in Form ihres neuen Tonträgers „Getting Out of the Envelopes“, ein cooles Mischding zwischen Jazz, Pop & Electronik. 20.01., Wien, RadioKulturHaus

POWERWOLF

21.01., Wien, Gasometer

SIDO

25./27./28.01, Wien, Graz, Innsbruck

JENNIFER ROSTOCK

26.01., Graz, Orpheum, 11.02., Wien

ANDREA BERG

Die Berg. Eine absolute Ausnahmekünstlerin der deutschen Musik. 1992 begann mit dem Album „Du bist frei“ ihre einzigartige Karriere. 22 Jahre später kann sie sich über mehr als 13 Millionen verkaufte Tonträger freuen – und über zahlreiche Bestwerte: über 900 Wochen in den deutschen Album-Charts, davon allein 347 Wochen mit ihrem „Best Of“ (in Österreich hält sich das Album seit über 600 Wochen in den Charts) und über 100 Gold- und Platin-Auszeichnungen. 26.-28.01., Linz, Graz, Wien

JOSÉ GONZALES & THE GOTHENBURG

28.01., Wien, Gasometer

GREGORIAN

01.02., Wien, Stadthalle

SASCHA GRAMMEL

6.-9.02., Salzburg, Graz, Linz, Wien

ENNIO MORRICONE

08.02., Wien, Stadthalle

BASTILLE

08.02., Wien, Gasometer


mobil SOUNDMOBIL I MAZDA MX5

SOUNDMOBIL II SKODA FABIA MONTE CARLO

Der Mazda MX-5 ist die die perfekte Verkörperung der Mazda-Jinba-Ittai-Philosophie. Erneut ist es gelungen die legendäre Marken-Ikone intuitiver denn je zu gestalten. Von der einfachen Schraube bis hin zur fortschrittlichen SKYACTIV-Technologie – sämtliche Details am Mazda MX-5 fügen sich nahtlos ineinander und vermitteln dem Fahrer ein hohes Maß an Kontrolle. Ob als Roadster mit Stoffverdeck oder als RF mit elektrisch vesenkbarem Hardtop, der Mazda MX-5 bringt einen mit seiner Designsprache „KODO – Soul of Motion“ zum Staunen. Die leichte Karosserie und das außerordentliche Design lassen die pure Freude am offenen Fahrgenuss hautnah erleben. Hinzu kommen umfassende Verbesserungen in punkto Leistung, Technik und Wirtschaftlichkeit – kein Wunder also, dass der Mazda MX-5 bereits mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht wurde. Konnektivität spielt im Mazda MX-5 eine zentrale Rolle. Über die Koppelung mit einem mobilen Gerät kann man Textnachrichten sicher lesen und beantworten oder auf Facebook und Twitter auf dem Laufenden bleiben. Die Bedienung über das 7-Zoll-Farbdisplay mit Touchscreen und den HMI Multi Commander ist sehr intuitiv. Highlight des Bose-Sound-Systems sind die in die Kopfstützen des MX-5 Sports-Line integrierten Lautsprecher. Damit genießen

Die Monte Carlo-Modelle von Skoda sind eine Hommage an alle, die mit viel Engagement an den Erfolgen der tschechischen Marke im Rallyesport mitgewirkt haben. Diese langjährige Rennsporttradition hat Skoda in seine Monte Carlo-Modellreihe einfließen lassen. Das markante Design des Fabia Monte Carlo ist durch Elemente wie das große, schwarze Panoramaglasdach, den schwarzen Kühlergrill, schwarze Leichtmetallfelgen und schwarze Außenspiegel geprägt. Schwarz in Schwarz – Frontspoiler, Heckdiffusor und Leichtmetallfelgen sorgen beim Fabia Monte Carlo für das gewisse Extra an Dynamik und Stil. Ein einteiliges Panoramaglasdach aus getöntem Sicherheitsglas vollendet den sportiven Look. Das Interieur zeichnet sich mit markant gepolsterten Sportsitzen, Edelstahlpedalen und Zierelementen im Karbon-Design am Armaturenbrett aus. Zudem bietet der Fabia viel Platz für Passagiere und Gepäck. Der Fahrgastraum ist etwas länger und breiter als bisher und Fahrer und Beifahrer haben mehr Kopffreiheit. Der Kofferraum hat ein Ladevolumen von 330 Litern (530 beim Fabia Combi) und ist damit der größte seiner Klasse. Die Funktionalität des Fabia macht ihn auf Anhieb sympathisch: Ob es sich um das Gepäcknetzprogramm handelt, das wirklich als Programm

man seine Musik bei offenem oder geschlossenem Verdeck in der überragenden Klanqualität eines Live-Konzerts. Bei der Skyactiv-Technologie dreht sich alles darum, den Fahrspaß noch weiter zu steigern. Sie erstreckt sich auf sämtliche Fahrzeugkomponenten – Motor, Getriebe, Fahrwerk und Karosserie – und vereint Purismus mit Fortschritt. In Verbindung mit dem Hinterradantrieb, der idealen Gewichtsverteilung von 50:50 und dem niedrigen Schwerpunkt gelingt der Skyactiv-Technologie die Synthese aus Fahrspaß und Wirtschaftlichkeit. Der Mazda MX-5 wurde von Grund auf so konstruiert, dass Fahrer und Beifahrer rundum geschützt sind. Neben der hochfesten Karosserie gewährleisten die verschiedenen Technologien der i-Activsense-Systeme die Sicherheit, ohne dabei den Komfort und den Fahrspaß des MX-5 zu schmälern. Und diesen Fahrspaß kann man wohl als legendär bezeichnen: mit 1.000.000 verkauften Exemplaren zwischen Februar 1989 und April 2016 ist der MX-5 der meistverkaufte Roadster weltweit und wird wohl auch in seiner vierten Generation, dafür sorgen, dass dieser Erfolgslauf weitergeht. Der MX 5 besticht durch tolle Optik, purem Cabrio-Erlebnis und hochwertiger Technologie. Mit einem Wort: ein perfektes Weichnachstsgeschenk.

bezeichnet werden kann, oder der im Tankdeckel integrierte Eiskratzer, um diesen an frostigen Tagen nicht extra lange suchen zu müssen – der Fabia wartet mit einer Vielzahl solcher angenehmen Details auf, die wirklich positiv überraschen. Alle FabiaModelle sind mit der erweiterten elektronischen Differenzialsperre XDS+ ausgestattet, die für Sicherheit in Kurven sorgt. Ein weiterer Schutzengel an Bord ist der Frontassistent mit automatischem Bremssystem. Der dynamischen 4-Zylinder-TSI-Motor mit 110PS verrichtet solide Arbeit und bietet bemerkenswerte Kraftstoffeffizienz. Und für Musikfreunde bietet das Soundpaket „Skoda Surround” sechs Lautsprecher. Mittels einer besonderen Software können zusätzlich zwei virtuelle Lautsprecher im vorderen und hinteren Bereich aktiviert werden. Das System ermöglicht außerdem einen beeindruckenden virtuellen Subwoofereffekt. Auch recht witzig: mithilfe der SmartGate-App kann man sein Smartphone oder Tablet mit dem Fabia verbinden, um nach der Fahrt interessante Informationen beispielsweise über Kraftstoffverbrauch, Fahrdynamik uvm. abzurufen. Der Fabia Monte Carlo macht insgesamt eine sehr gute Figur und sollte auch die letzten Skoda-Zweifler leicht überzeugen können.

160 PS, Verbrauch 6,6 L, Höchstgeschwindigkeit 214 km/h Beschleunigung: 7,3 (0-100 km/h) Preis: ab 32.690.- Euro (inkl. aller Steuern)

110 PS, Verbrauch 4,8 L, Höchstgeschwindigkeit 196 km/h Beschleunigung: 9,4 0-100 km/h) Preis: ab 18.000.- Euro (inkl. aller Steuern)

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Dash Cams – Kollision mit dem Datenschutz auf Knopfdruck? Man sieht sie immer häufiger auf Armaturenbrettern in Autos und an Motorradhelmen: “Dash Cams”. Das sind kleine Videokameras, mit denen Fahrzeuglenker ihre Fahrten dokumentieren. Damit kann man nicht nur die Fahrt auf besonders malerischen Strecken festhalten, sondern hat gleichzeitig einen „digitalen Zeugen“, wenn es einmal krachen sollte. Die Videoaufnahmen aus solchen Dash Cams werden nach Verkehrsunfällen gerne zum Beweis der eigenen „Unschuld“ Gerichten, Behörden und Versicherungen vorgelegt. Die Nutzung der Dash Cams ist aber rechtlich nicht unbedenklich. Schließlich birgt eine Videoaufnahme das Potenzial, dass auf den Bildern Personen in identifizierbarer Weise festgehalten werden. Dies kann – neben persönlichkeitsrechtlichen Aspekten – insbesondere Probleme mit dem Recht auf Datenschutz hervorrufen. Die Daten einer Person dürfen gemäß § 7 Datenschutzgesetz 2000 („DSG“) im Allgemeinen nur „verarbeitet“ (zB auf einem Video festgehalten) werden, sofern der Betreiber der Dash Cam die notwendigen rechtlichen Befugnisse besitzt und er dabei keine schutzwürdigen Geheimhaltungsinteressen anderer Personen beeinträchtigt. Daneben gibt es im DSG eigene Bestimmungen über den Betrieb einer Videoüberwachungsanlage. Als Videoüberwachung versteht § 50a DSG eine systematische, insbesondere fortlaufende technikgestützte Feststellung von Ereignissen, die ein bestimmtes Objekt (überwachtes Objekt) oder eine bestimmte Person (überwachte Person) betreffen. Wer die Datenschutzbestimmungen im Zusammenhang mit solchen Videoüberwachungen missachtet, riskiert empfindliche Verwaltungsstrafen von bis zu EUR 10.000. Die österreichischen Verwaltungsbehörden hatten sich kürzlich mit einer besonderen Variante der Dash Cam auseinanderzusetzen und dabei zu klären, ob es sich um eine Videoüberwachung iSd DSG handelt. Im zu beurteilenden Fall beantragte der Antragsteller die Zulassung einer Datenanwendung als „Beweissicherung bei Verkehrsunfällen“. Seinem Antrag lag ein System zugrunde, bei dem zwei Kameras in Fahrzeugen eingesetzt werden. Eine ist dabei auf den Bereich in Fahrtrichtung und die andere hinten im Fahrzeug entgegen der Fahrtrichtung installiert. Die Kameras sollen die von ihnen aufgenommenen Bilder aus Gründen der Beweissicherung für jeweils 60 Sekunden auf einem Zwischenspeicher aufzeichnen. Von anderen Dash Cams unterscheidet sich das konkrete System dadurch, dass diese Zwischenaufzeichnung grundsätzlich verschlüsselt erfolgt. Nur im „Anlassfall“, also bei einer starken Erschütterung des Fahrzeugs (zum Beispiel durch eine Kollision im Straßenverkehr) aber auch wenn ein „SOS-Button“ gedrückt wird, erfolgt eine Aufnahme und Verarbeitung samt Speicherung der Daten in leserlicher Form für eine längere Dauer von insgesamt maximal 90 Sekunden. Entgegen der Ansicht des Antragstellers befand die österreichische Datenschutzbehörde am 25. Februar 2014, dass sie dieser Dash Cam keine Genehmigung erteilen könne. Sie qualifizierte die Datenanwendung nämlich als Videoüberwachung, für deren Betrieb in der Öffentlichkeit es dem Antragsteller an der rechtlichen Befugnis fehle. Auch das Bundesverwaltungsgericht wies den Antragsteller, der gegen die Entscheidung der Datenschutzbehörde Beschwerde erhoben hatte, ab. Das Gericht meinte, dass der Antragsteller als Privatperson nicht den öffentlichen Raum,

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sondern nur solche Bereiche überwachen dürfe, an denen ihm ein Hausrecht zukomme (das wären zB seine Eigentums- oder Mietwohnung). Der Antragsteller zog gegen die abweisende Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vor den Verwaltungsgerichtshof (VwGH, Entscheidung Ro 2015/04/0011 vom 12.09.2016). Hier berief er sich zunächst darauf, dass das Kamerasystem die Daten nur intern aufzeichne, niemand darauf zugreifen könne und daher auch kein „Verarbeiten von Daten“ vorliege. Dem hielt der VwGH entgegen, dass Datenanwendungen immer in ihrer Gesamtheit zu betrachten seien. Im Fall dieses Dash Cam-Systems erfolge zwar zunächst eine verschlüsselte Zwischenspeicherung der Kamerabilder. Dies erfolge aber in der klaren Absicht, im Anlassfall die dauerhafte und unverschlüsselte Abspeicherung der Aufnahmen zu ermöglichen. Somit könne, wenn die Kameras Personen erfassen, insgesamt auch eine Verarbeitung personenbezogener Daten vorliegen. Der Antragsteller machte des Weiteren geltend, dass er mit seiner Kamera ja kein bestimmtes Objekt überwache, und daher keine Videoüberwachung vorliege. Der VwGH führte aus, dass es bei der Videoüberwachung nicht darauf ankomme, dass ein bestimmtes Objekt erfasst werde, sondern lediglich ob Ereignisse überwacht werden, die ein bestimmtes Objekt „betreffen“. Im vorliegenden Fall betreffen die überwachten Ereignisse (zB Straßenverkehr) das Fahrzeug, in dem das Dash Cam-System installiert ist, was wieder für eine Videoüberwachung spreche. Der VwGH stellte insgesamt klar, dass es Situationen geben kann, in denen ein privater Betreiber einer Videoüberwachungsanlage berechtigt wäre, auch den öffentlichen Raum mitzufilmen. Ein solcher Fall liegt zB bei Überwachung des eigenen Hauseingangsbereichs vor, in dessen Zusammenhang notwendigerweise auch ein Teil der öffentlichen Straße im Bild zu sehen ist. Eine Beeinträchtigung personenbezogener Daten ist aber nur dann zulässig, wenn sie das gelindeste Mittel darstellt. Der VwGH berücksichtigte insbesondere, dass das gegenständliche Dash Cam-System eine Speicherung personenbezogener Daten ganz ohne Einschränkung durch Drücken des „SOS-Buttons“ ermöglicht. Schon allein deshalb könne das System nicht mehr als gelindestes Mittel qualifiziert werden. Der VwGH bestätigte daher die Versagung der Genehmigung für das Dash CamSystem.Offen bleibt nach dieser Entscheidung, ob die strengen Regeln auch für ein System gelten würden, das über keinen SOS-Button verfügt. Da fragt man sich, ob Fahrzeuglenker die Kollision mit anderen Fahrzeuglenkern oder dem Datenschutz mehr fürchten?

Mag Patrick Kainz, LL.M.


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