Filmpodium Programmheft Juli/August/September 2021

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The Story of Film

ROMA, CITTÀ APERTA

THE BIG SLEEP

Italien 1945

USA 1946

Rom, 1944: Hunger und Angst beherrschen die Stadt, Razzien, Verhaftungen und Folter durch die SS sind an der Tagesordnung. Der Widerstandskämpfer Manfredi flüchtet in die Wohnung von Francesco und ­dessen Verlobter Pina. Einen Tag später wird Francesco von der SS verhaftet – wahnsinnig vor Angst läuft Pina ihm hinterher. Noch während der NS-Besatzung Italiens geplant und nach der Befreiung mit bescheidenen technischen und finanziellen Mitteln gedreht: ­Roberto Rossellinis Roma, città aperta ist eines der Schlüsselwerke des Neorealismus. «Auf der Suche nach neuen Themen und Stilen, die die veränderten Realitäten widerspiegelten, entwickelten die italienischen Filmemacher eine neue Sprache des Kinos. Eine Reihe von Filmen zwischen Roma, città aperta und Umberto D war zentral. (...) Diese Filme hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf das Kino in Lateinamerika, Indien, Iran und anderswo und ermöglichten ein postkoloniales Weltkino. (...) Rossellini erzählte verstörende Geschichten. (...) Er vermied absichtlich dramatische Schlüsselmomente hoher Emotionen (...), ‹wenn ich aus Versehen eine schöne ­Einstellung mache, schneide ich sie heraus›, und beseitigte damit Drama und visuellen Glanz (...). Rossellini machte das Dissidentenkino der 1920er-Jahre zu einer nationalen und politischen Filmbewegung, obwohl – vielleicht wenig überraschend – die Strenge seiner Techniken an den Kinokassen wenig Anklang fand.» (Mark Cousins: The Story of Film)

Der alte General Sternwood wird erpresst und engagiert Privatdetektiv Philip Marlowe, der der Sache nachgehen soll. Bei seinen Ermittlungen gerät Marlowe immer tiefer in eine Mordaffäre und ihm wird klar, dass die Töchter seines Auftraggebers selbst eine undurchsichtige Rolle in dem Fall spielen. Marlowe findet sich bald in einem düs­ teren Labyrinth wieder, aus dem es nur schwer ein Entkommen gibt. «Raymond Chandlers berühmteste Figur war Philip Marlowe, (...) ‹The Big Sleep› sein erstes wichtiges Buch; es wurde (...) 1946 von Howard Hawks verfilmt. Humphrey Bogart spielte darin Marlowe, eine Rolle, die noch viele Schauspieler verkörpern sollten. Der Film wurde aus zwei Gründen der einflussreichste Film noir (seit Double Indemnity): Erstens war die Handlung so kompliziert, dass nachfolgende Regisseure ermutigt wurden, ihre Filme weiter in Richtung des narrativen Wahnsinns von Caligari zu führen. Zweitens wurde das Drehbuch von Leigh Brackett mitverfasst (...), einer faszinierenden Schriftstellerin. Ihre Co-Autorenschaft bei The Big Sleep wirft die Frage auf, wie Films noirs ihre weiblichen Figuren darstellen. Lauren Bacall in The Big Sleep sowie Barbara Stanwyck in Double Indemnity (...) durchdringen ihre Filme auf unheimliche Weise; die Männer sprechen ständig von ihnen, sie aber spielen mit den Männern und führen deren Untergang herbei. » (Mark Cousins: The Story of Film) 116 Min / sw / 35 mm / E/d/f // REGIE Howard Hawks // DREHBUCH William Faulkner, Jules Furthman, Leigh Brackett,

103 Min / sw / DCP / I/d // REGIE Roberto Rossellini // DREH-

nach dem Roman von Raymond Chandler // KAMERA Sidney

BUCH Sergio Amidei, Federico Fellini, nach einem Stoff von

Hickox // MUSIK Max Steiner // SCHNITT Christian Nyby //

Sergio Amidei // KAMERA Ubaldo Arata // MUSIK Renzo

MIT Humphrey Bogart (Philip Marlowe), Lauren Bacall (Vivian

­Rossellini // SCHNITT Eraldo Da Roma // MIT Anna Magnani

Sternwood), John Ridgely (Eddie Mars), Martha Vickers

(Pina), Aldo Fabrizi (Don Pietro Pellegrini), Marcello Pagliero

(Carmen Sternwood), Dorothy Malone (Buchhändlerin), ­

(Giorgio Manfredi alias Luigi Ferraris), Maria Michi (Marina

Peggy Knudsen (Mona Mars), Regis Toomey (Bernie Ohls).

Mari), Francesco Grandjacquet (Drucker Francesco).


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