AUS DER PH
Interdisziplinärer Austausch zum Thema Essen und Trinken Ein Praxislehrprojekt zu einem Thema aus dem Alltag dient als kooperatives Handlungsfeld für pädagogische Fachpersonen in Institutionen. Von Barbara Ateras und Claudia Ermert
T
ischmanieren, Umgang mit Lebensmitteln, Essen als Sinneserfahrung – Wie war das in meiner Kindheit, wie ist es jetzt? Über diese und weitere Fragen reflektierten Studierende der Schulischen Heilpädagogik (SHP), Heilpädagogischen Früherziehung (HFE) und Logopädie in einer kooperativen Lehrveranstaltung im Rahmen der interdisziplinären Studien am Institut Spezielle Pädagogik und Psychologie der PH FHNW. Ein Thema mit vielen Facetten, von der funktionalen sensomotorischen Nahrungsaufnahme bis zum Essen als genussvolle Lebensqualität. Von vielfältigen Esskulturen zu sozialer Normiertheit und vielem mehr. Essen und Trinken findet nicht nur in Familien statt, sondern gehört ebenfalls in den Alltag der meisten pädagogischen Institutionen. Dabei bieten die vielfältigen Aspekte der Nahrungsaufnahme fast selbstverständlich ein kooperatives Handlungsfeld für pädagogische Fachpersonen in Institutionen. Dieses interdisziplinäre Vorgehen wird im Praxislehrprojekt «Essen und Trinken» aufgegriffen und in diesem Sinne erweitert durch eine Kooperation mit der Fachstelle Tagesbetreuung des Erziehungsdepartements Kanton Basel-Stadt. Sabine Ammann und Karin Grütter von der Fachstelle Tagesstruktur unterstützen das Projekt und ermöglichen die Kontaktaufnahme mit Tageseinrichtungen in dem Kanton Basel-Stadt. Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe Ziel der Kooperation mit den Institutionen in diesem Projekt ist ein Fach- und Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe zwischen den Fachpersonen für Betreuung (FaBe) in den Tageseinrichtungen und den Studierenden der FHNW aus den Fachbereichen Logopädie, SHP und HFE. Informationen über die reale Essenssituation vor Ort und Fragen zu einer bestmöglichen Integration von inkludierten Kindern bei den Mahlzeiten sollen besprochen und evaluiert werden – in Form von Interviews und gezielten Beobachtungen in den Institutionen. Dies bildet die Grundlage, um das kooperative Handeln zwischen den Fachpersonen FaBe, HFE, SHP und Logopädie konkret zu erarbeiten und die Theorie-Praxis-Verknüpfung
50 DAS HEFT PH-Magazin Nr. 7 2022
für Studierende sowie pädagogischen Fachpersonen fruchtbar zu machen. Pandemiebedingt konnte die Kooperation mit den Fachpersonen für Betreuung vor Ort noch nicht wie geplant im Frühjahrsemester 2022 durchgeführt werden und wurde im allseitigen Einvernehmen auf das Frühjahrsemester 2023 verschoben. Trotz dieser Einschränkung findet die studienübergreifende Lehrveranstaltung mit dem Thema «Essen und Trinken als kooperatives Handlungsfeld» im Rahmen der interdisziplinären Studien statt. Auch die Leitung der Veranstaltung ist in Kooperation zweier Dozierender aus diesen Fachbereichen gestaltet. Bezüglich der Thematik der Veranstaltung und dem Kooperationsgedanken wird seitens der Studierenden und der Fachstelle Tagesbetreuung grosses Interesse signalisiert. In der Praxis erweist sich das Thema Essen und Trinken in Institutionen als ein sehr breites Handlungsfeld, das einer klaren Strukturierung und Eingrenzung bedarf. Zu beobachten ist eine starke Motivation der Studierenden sich in fachübergreifende Themen einzuarbeiten sowie über die Praxiserfahrungen zwischen den verschiedenen Fachbereichen zu reflektieren. Aus der Vielfalt der Thematik ergeben sich prospektiv Projekterweiterungen, beispielsweise in weitere pädagogische Fachbereiche sowie Kooperationen mit den entsprechenden Institutionen vor Ort, wie Primarstufe oder Kindergarten-/Unterstufe. «Output» des Projektes sind eine Informationsveranstaltung durch die Studierenden über die lösungsorientierte Auswertung der Interviews und Beobachtungen sowie ein Leitfaden zu der Umsetzung einer gleichberechtigten Teilhabe an Mahlzeiten für alle Kinder innerhalb der Institution.
BARBARA ATERAS UND CLAUDIA ERMERT sind Dozentinnen in der Professur für berufspraktische Studien und Professionalisierung am Institut Spezielle Pädagogik und Psychologie der PH FHNW.