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3D-Drucker im Werkraum von Marc Fischer
3D-Drucker im Werkraum
Making ermöglicht Schüler*innen den Kontakt zu neuen Technologien und den Erwerb von überfachlichen Kompetenzen. An der PH FHNW läuft seit diesem Jahr das Beratungsangebot «making@ school».
Von Marc Fischer
Im Holzwerkraum der Schule Bellach-Lommiswil-Selzach (BeLoSe) stehen neuerdings auch ein 3D-Drucker, ein Schneidplotter und Lötstationen. Zudem hat die Schule mehrere Mikrocontroller angeschafft. Kurz: In den letzten Wochen ist ein sogenannter Makerspace entstanden, den seit dem neuen Schuljahr hauptsächlich zwei fünfte und eine sechste Klasse wöchentlich nutzen. «Nach den ersten Lektionen im Makerspace sind die Schüler*innen begeistert. Natürlich übt die Technik eine gewisse Faszination aus. Aber auch das erforderliche Mindset überzeugt die Kinder. So hat eine Schülerin betont, dass sie es toll finde, dass man Fehler machen darf», sagt Andreas Bänninger, Pädagogischer ICT-Support (PICTS) und Lehrer an den Schulen des Schulkreises.
«Erstmals mit dem Konzept Making und Makerspaces in Kontakt gekommen bin ich im Rahmen des CAS PICTS, den ich an der PH FHNW absolviert habe», so Bänninger. «Das Konzept hat mich fasziniert und ich habe mich dann auch in meiner Zertifikatsarbeit damit befasst.» Es blieb nicht beim theoretischen Rahmen. Bänninger schlug der Schulleitung vor an der Schule BeLoSe einen Makerspace einzurichten – und stiess dabei auf offene Ohren.
Doch was versteht man genau unter Making und was passiert in einem Makerspace? Lorenz Möschler ist an der Beratungsstelle Digitale Medien im Unterricht – imedias der PH FHNW verantwortlich für das Beratungsangebot «making@school», das seit diesem Jahr läuft. «Im Making-Unterricht geht es um den Kompetenzaufbau in einer anregenden und aktivierten ‘Werkstatt’. Dabei ist die Erarbeitung der Future Skills – Kreativität, Kollaboration, Kooperation und kritisches Denken – ebenso zentral wie Problemlösen oder das Erleben von Selbstwirksamkeit», erklärt Möschler. «Making ermöglicht eine starke Interdisziplinarität und das Ausbrechen aus der Fächerstruktur.» Der Fokus liege zwar auf Medien/Informatik und Technischem Gestalten, so Möschler weiter. «Doch Making hat auch hohe sprachliche Komponenten und ermöglicht die Auseinandersetzung mit Themen aus dem Bereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE).
Ein Makerspace ist also ein offener Lernraum, ausgestattet mit herkömmlichen Werkzeugen wie Sägen, Bohrmaschinen oder Nähmaschinen ergänzt mit digitalen
Lorenz Möschler
Schülerinnen arbeiten im neuen Makerspace der Schule Bellach-Lommiswil-Selzach. Foto: Karen Conde Cruz

Geräten und Fertigungstechnologien wie 3D-Drucker oder Lasercutter. Lorenz Möschler ist überzeugt: «Making macht Spass, regt zum Erfinden und Tüfteln an, fördert Kreativität und motiviert Schüler*innen, sich mit selbstgewählten Themen intensiv auseinanderzusetzen.»
Kontakt mit neuen Technologien ist wertvoll
Diese Überzeugung teilt auch Andreas Bänninger. «Durch das kollaborative Arbeiten im Makerspace werden überfachliche Kompetenzen stark gefördert», sagt er. Es gehe für die Schüler*innen im Makerspace auch darum, Wissen zu teilen und die Inputs von anderen wertzuschätzen. «Dazu kommt, dass es sicherlich sinnvoll ist, wenn die Schüler*innen mit neuen Technologien in Kontakt kommen. Das bringt ihnen Vorteile, wenn sie sich für Lehrstellen in diesen Berufsfeldern bewerben.» Und wie sieht es mit den Lehrpersonen aus? Welche Kompetenzen, gerade im technischen Bereich, müssen sie mitbringen? «Aus meiner Sicht ist es am wichtigsten, dass die Lehrpersonen Offenheit mitbringen und Unerwartetes aushalten können», sagt Lorenz Möschler. Und eine gewisse technische Affinität sei tatsächlich von Vorteil. Im Schulkreis Bellach-Lommiswil-Selzach werden Unsicherheiten von Lehrpersonen so aufgefangen, dass Andreas Bänninger als Pädagogischer ICT Support jeweils als Unterstützung der Lehrpersonen am MakerspaceUnterricht teilnimmt. Zudem wird den Lehrpersonen empfohlen, das Weiterbildungsangebot der PH FHNW zu nutzen, damit allfällige Ängste ab- und Kompetenzen aufgebaut werden können. Als grösseren Knackpunkt als allfällige Bedenken von Lehrpersonen erachtet Bänninger das Budget der Schulen. Nicht überall seien grössere Investitionen möglich, um einen Makerspace direkt an der Schule einzurichten. «Allerdings ist es auch möglich, Making im Unterricht in einem kleineren Rahmen zu integrieren», ist Bänninger überzeugt.