UNTERNEHMER & MÄRKTE
Foto: R. Federspieler
„Lesen heißt für mich eintauchen, teilhaben dürfen an der Welt der anderen“, meint Dorothea Resch
Dorothea Resch FREIE FOTOGRAFIN, PARIS
„Ich bin froh, momentan nicht in Paris zu sein“, gibt die in Steinegg aufgewachsene Dorothea Resch zu. Zum Zeitpunkt des Interviews herrscht in Paris das reinste Chaos: Es gibt keinen Sprit und Demonstranten blockieren das Wirtschaftsleben. Seit elf Jahren lebt die freie Fotografin nun in der französischen Hauptstadt. Als Au-pair hatte sie es nach der Matura nach Südfrankreich gezogen. Dort packte sie dann die Lust auf ein Studium. In Salzburg und Oxford studierte sie Germanistik und Publizistik und entdeckte neben ihrer Leidenschaft zum Schreiben auch das Fotografieren. Nach Abschluss des Studiums ging Resch wieder nach Frankreich. Ein Jahr lang erlernte sie an der Pariser Fotoschule „Spéos“ das Handwerk des Fotografierens. „Ich hatte in diesem Jahr viel ge-
16
Südtirol Panorama November | 2010
lernt, allerdings fehlte es mir noch an praktischer Erfahrung. Deshalb entschied ich, weiterhin in Paris zu bleiben“, erzählt sie. In Folge arbeitete die Steineggerin in einer Fotoagentur und assistierte mehreren Fotografen, darunter Peter Lippmann und Deidi von Schaewen. Im Jahr 2001 fiel der Startschuss für die Selbstständigkeit. Unternehmerisch fährt die Fotografin heute zwei Wege: Studiofotografie für Kunden wie Dior oder den Kosmetikkonzern Clarins und Reportagen für Zeitschriften und Unternehmen. Diese Reportagen führten sie in den letzten Jahren unter anderem nach Indien, Syrien oder Martinique, wo Resch Aufträge für Presse und Unternehmen übernahm. „Mich faszinieren neue, fremde Welten. Das kann ein exotisches Land sein, aber auch ein mir fremder Stadtteil in Paris, ein chinesisches Produktionsunternehmen oder der Felsenkeller in Pfatten.“ Neues sehen, Men-
schen und ihre Lebensgeschichten: das sind Themen der persönlichen Projekte, an denen die Fotografin neben ihren Aufträgen arbeitet. Bücher spielten schon vor dem Studium eine zentrale Rolle im Leben von Dorothea Resch. „Die ersten in einem Buch veröffentlichten Fotos waren für mich ein großer Moment. Ich hatte ein Hotel in Marrakesh fotografiert und der Verlag ‚Taschen‘ veröffentlichte die Bilder auf 16 Seiten. Ab diesem Moment wusste ich, ich will weiterhin mit Verlagen zusammenarbeiten“, erklärt Resch. Der Weg zum Erfolg war jedoch alles andere als leicht. „Ich habe mit einem Kunden angefangen und dann sukzessive mein Netzwerk ausgebaut, basierend auf persönlichen Kontakten und meinen erworbenen Kenntnissen. Mir fiel es zunächst schwer, meine Ellbogen einzusetzen, aber mein Südtiroler Sturschädel war mir in gewissen Lebenslagen oft sehr hilfreich“, lacht Resch. (GM)