Südtirol Panorama - Oktober 2010

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Generaldirektor Ernesto Amenduni droht mit einem Arbeitskräfteabbau im Bozner Valbruna-Stahlwerk

Acciaierie Valbruna AG STAHLINDUSTRIE, BOZEN

▶ Eigenkapital: 610,4 Millionen Euro ▶ Mitarbeiter: 487 Extrem schwierig sei das vergangene Geschäftsjahr 2009 gewesen, so Ernesto Amenduni, Generaldirektor der Valbruna-Stahlwerke, im Interview mit dem Wochenmagazin ff. Seither hat Amenduni kein Interview in der heimischen Presse gegeben. Auch uns nicht. Amenduni hat seine Gründe: Der Stahlverbrauch ist in ganz Italien um 40 Prozent zurückgegangen, die Aufträge gar um 50 Prozent. Die Folge: Der Umsatz beträgt laut der letzten bei der Handelskammer eingereichten Bilanz vom 30.06.2009 nur noch 475 Millionen Euro, das ist ein Minus von 52,4 Prozent. Laut internen Informationen aus dem Unternehmen soll man das Geschäftsjahr 2009 am Ende sogar noch schlechter abgeschlossen haben – und zwar mit 343,8

Millionen Euro. Das wäre das schlechteste Ergebnis seit 2003. Und auch 2010 ist die Valbruna, europaweit führend bei der Herstellung von rostfreiem Spezialstahl, noch nicht imstande, das Werk in Vicenza und auch jenes in Bozen voll auszulasten. In Bozen sind derzeit von insgesamt 487 Mitarbeitern nur 150 im Dienst. Bis zum 24. Januar 2011 gilt noch die außerordentliche Lohnausgleichskasse. Sollte die Auslastung bis dahin nicht steigen, werde das Werk in Bozen, so Ernesto Amenduni gegenüber der ff, künftig nur noch Spezialstahl verarbeiten, aber nicht mehr die Schmelzöfen betreiben. 120 der insgesamt 487 Arbeitsplätze könnten dadurch verloren gehen. „Bis September werden wir der Landesverwaltung mitteilen, wie es mit dem Betrieb in Bozen weitergehen soll“, erklärt Ernesto Amendunis weiter. Bis Redaktionsschluss lag das Ergebnis nicht vor. Amenduni Familie, Eigentümer der Valbruna, hat die Stahlwerke

in Bozen im Jahre 1995 von der Familie Falck übernommen. Seit dem Jahr 2000 hat das Stahlunternehmen seinen Steuersitz in Bozen. Insgesamt 54 Millionen Euro hat das Land seit dem Jahr 1995 in die Stahlwerke investiert. Allein 32,5 Millionen Euro davon gingen an die Familie Falck für den Ankauf des Geländes, damit Valbruna den Betrieb schuldenfrei übernehmen konnte. Der Pachtzins an das Land beträgt 1,6 Millionen Euro, er wurde von der Landesregierung vor kurzem halbiert. Wie es mit dem Werk in Bozen weitergehen wird, ist noch ungewiss: Eins ist aber bereits jetzt klar, und zwar, dass Valbruna so schnell keine Liquiditätsprobleme haben dürfte. Denn trotz der Halbierung des Umsatzes gegenüber dem Vorjahr ist die Valbruna das vermögendste Unternehmen des Landes. Damit liegt das Eigenkapital in Höhe von 610,4 Millionen Euro höher als der (VP) erwirtschaftete Umsatz.

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