Südtirol Panorama - Oktober 2010

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TOP 250

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Foto: Alexander Alber

Die Spitze der Würth Italia: Geschäftsführer Nicola Piazza und Verkaufsdirektor Sieghard Gschnell

Würth GmbH BOZEN

▶ Personalkosten: 174,8 Mio. Euro ▶ Mitarbeiter: ca. 4.800 Kaum ein Gebäude kommt ohne die Produkte der deutschen Firma Würth aus. Die Palette reicht von Schrauben über Dübel bis hin zu Werkzeugen. Die umsatzstärkste Auslandsgesellschaft der Baden-Württembergischen Firma liegt nirgendwo geringeres als in Neumarkt. Dennoch stand die italienische WürthGruppe, zu der 20 Gesellschaften gehören, im Geschäftsjahr 2009 unter enormer Belastung: Mit 576,8 Millionen Euro verbuchte das Unternehmen einen Umsatzeinbruch von 15,2 Prozent. Zusätzlich musste insgesamt ein Verlust von acht Millionen Euro hingenommen werden – 2008 lag dieser noch bei 400.000 Euro. Den höchsten Verlust musste das Mutterunternehmen Würth Italia GmbH mit 6,2

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Südtirol Panorama Oktober | 2010

Millionen Euro hinnehmen. Nur vier der 20 Gesellschaften haben einen Gewinn erzielt, es sind dies die Tunap GmbH, die Unifix GmbH, die Masidef GmbH und die Würth Elektronic GmbH. War Würth Italien im letzten Jahr noch der größte Arbeitgeber des Landes, so ist er in diesem Jahr mit Personalkosten in Höhe von 174,8 Millionen Euro auf Platz Nummer zwei zurückgefallen. Das sind fast 20 Millionen Euro an Personalkosten weniger als im Vergleich zum Vorjahr. Zum Teil konnte in diesem Bereich eingespart werden, da insgesamt 450 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt wurden. Die aktuelle Entwicklung sieht allerdings gut aus: In den ersten acht Monaten des laufenden Geschäftsjahrs konnte ein Umsatzwachstum von neun Prozent festgestellt werden. Für 2011 plant die Würth Gruppe aggressive Investitionen und erwartet sich damit eine Umsatzsteigerung (GM) von 15 Prozent.

ENTLASSUNGEN BEI DEN ZULIEFERERN. Aus den Daten der Arbeitsmarkt-

beobachtungsstelle geht hervor, dass die Beschäftigung in den letzten zwei Jahren zugenommen hat. „Der Grund dafür ist die Legalisierung von rund 1.000 so genannten „Badanti“, das heißt von Betreuungspersonal, das von Familien eingestellt wird. Zusätzlich hat die Arbeit auf Abruf vor allem im Tourismus einen deutlichen Zuwachs erfahren“, so Gudauner. Diesen recht zuversichtlichen Zahlen steht ein Rückgang der Beschäftigung in der krisengebeutelten Bauwirtschaft und in der verarbeitenden Industrie gegenüber. „Bis Anfang dieses Jahrzehnts konnte die Bauwirtschaft in Südtirol laufend Beschäftigungszuwächse verbuchen. Von Herbst 2007 bis Herbst 2009 gingen in dieser Branche allerdings mehr als 1.000 Stellen verloren, das bedeutet ein Rückgang von sechs Prozent“, verdeutlicht Karl Gudauner. In der verarbeitenden Industrie traf es besonders die Zulieferer der Autoindustrie und die exportabhängigen Produktionsbereiche. So etwa die GKN Driveline in Bruneck, wo vor allem Männer ihren Arbeitsplatz verloren haben. Bei der Firma Hoppe kam es zu Beschäftigungsrückgängen von zehn Prozent, bei King Italiana von 19 Prozent. ATYPISCHE ARBEITSVERTRÄGE ALS PROBLEM. Ungefähr drei Viertel der Süd-

tiroler Arbeitnehmer sind nur mit einem befristeten, flexiblen oder atypischen Vertrag angestellt. Diese Verträge müssen nach Ablauf der Frist nicht verlängert werden. Bei atypischen Arbeitsverträgen sei laut Gudauner die Flexibilität mit einer geringeren sozialen Absicherung verbunden. So gibt es bei Cocopro-Verträgen keinen Urlaubsanspruch, und die Sozialbeiträge sind geringer als bei einer Festanstellung. „Vor allem Neueingestellte bekommen häufig nur einen atypischen Vertrag und sind somit die ersten, die bei einer Krisensituation entlassen werden. Dadurch entsteht eine Kluft zwischen Stammbelegschaft mit unbefristeten Arbeitsverträgen und der Randbelegschaft mit prekären Arbeitsverträgen. Wer keinen fixen Arbeitsplatz hat, ist leicht dazu zu bringen, auf kollektivvertraglich vorgesehene Rechte zu verzichten, also zum Beispiel für Überstundenleistungen keine Entlohnung zu verlangen“, warnt Karl Gudauner. ◀


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