„Wir gehen immer auf Nummer sicher und sichern die Währung in viele Richtungen ab“, erklärt Andreas Rogger von der GKN Driveline-Niederlassung in Bruneck
Euro-Raum gehen und nur ein Drittel außerhalb der EU, überwiegen laut Stefan Perini angesichts der derzeit kritischen konjunkturellen Phase Europas die Vorteile. Schnelle zusätzliche Erlöse seien im Export aber nicht drin, allein schon wegen der langfristigen Lieferverträge, die viele Unternehmen hätten. WÄHRUNGSRISIKEN ABSICHERN. Einen
entscheidenden Einfluss hat die Relation Dollar-Euro auf die Firmenperformance der Karl Pedross AG. Der Sockelleisten-
hersteller hat die letzten zwei Jahre einen Rückgang von 20 Prozent hinnehmen müssen. „Insgesamt exportieren wir 90 Prozent unserer Produkte. Davon gehen 80 Prozent in EU-Länder und 20 Prozent in Nicht-EU-Länder, vor allem nach Russland, Mexiko, Argentinien, Kolumbien, Chile und in die USA. Die bessere Wechselkursrelation hilft uns jetzt wettbewerbsfähig zu sein. Denn bislang haben Amerikaner aufgrund des stabilen Yuan verstärkt in China eingekauft. Jetzt hat sich auch dieser verteuert und dies erweist sich als Vorteil für uns“, meint Alfred Moser. Für den Sockelleistenhersteller könnte vor allem auch das stärkere britische Pfund interessant sein, denn rund 15 Prozent des Exports gehen nach Großbritannien. „Wir hatten die letzten Jahre erhebliche Verluste durch das schwache Pfund. Jetzt freut es uns natürlich, dass es gestiegen ist.“ Generell sei das Thema „Währung“ eine zweischneidige Sache, meint Andreas Rogger vom Unternehmen GKN Driveline in Bruneck: „Deshalb sichern wir die Währung in viele Richtungen ab. Im Moment könnte der schwache Euro für uns sicher ein Vorteil sein.“ In mehr als 100 Länder exportiert das Unternehmen, das einen Umsatzeinbruch von 30 Prozent erlitten hat. „Für die nächsten vier Monate haben wir zwar viele wichtige Aufträge erhalten, aber die Situation bleibt sicher noch relativ hart und sehr unsicher.“
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UNTERNEHMER & MÄRKTE
„Der Euro war lange Zeit völlig überbewertet und pendelt sich nun dort ein, wo er eigentlich hingehört“, meint Thomas Brandstätter von der Hans Zipperle AG in Lana
KOSTEN STEIGEN. Da viele Rohstoffe in Dollar gehandelt werden, dreht das gleichzeitig auch die Kostenschraube nach oben. „Wie viel uns die Rohstoffe kosten, hängt von zwei Faktoren ab: vom Ausgangspreis in Dollar und vom Wechselkurs. Aus heutiger Sicht schaut es so aus, dass sich die beiden Faktoren nicht gegenseitig verstärken sollten. Das IFO-Institut München rechnet für 2010 mit einem durchschnittlichen Rohölpreis von 80 US-Dollar pro Barrel, also nur mit einer leichten Steigerung“, meint Stefan Perini vom WIFO. „Auch in Berücksichtigung eines zusätzlichen leichten Wertverlusts des Euro im Verhältnis zum Dollar läge der Rohölpreis immer noch auf einem tragbaren Niveau, das heißt, es würden keine nennenswerten inflationären Tendenzen ausgehen.“
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FAZIT. Noch ist der Euro weit davon ent-
Vom schwachen Eurokurs profitieren im Moment alle Unternehmen, die kostenmäßig im Euro-Raum aufgestellt sind und umsatzmäßig im Dollar-Raum fakturieren
fernt, Probleme zu bereiten. „Eine Panik ist nicht angebracht, ein Hinweis auf bestehende Ungleichgewichte mehr als gerechtfertigt. Der Dollar dürfte in der zweiten Jahreshälfte 2010 zwar noch etwas an Wert gewinnen, sprich der Eurokurs sinken, aber nicht dramatisch. Außerdem lag er seit Einführung schon auf wesentlich niedrigerem Niveau. Unterschiedlich zu früher ist der Grund, der zu diesem Wertverlust geführt hat: Der Vertrauensverlust in den Euro-Raum im Zuge der Griechenlandkrise und die Angst vor einer möglichen Kettenreaktion durch die PIIGSStaaten“, meint Stefan Perini. ◀
Südtirol Panorama Juli | 2010
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