UNTERNEHMER & MÄRKTE ge Werke werden verschwinden. Erst dann wird es wieder eine Normalität geben. Ihre Unternehmen Durst und Alupress sind in den am meisten von der Krise betroffenen Branchen tätig – werden sie die Krise unbeschadet überstehen?
Die Bauwirtschaft trifft die Krise besonders stark. Hätte man nicht gerade hier mehr Akzente setzen können?
Auf jeden Fall. Wir hätten uns gewünscht, dass die Baukostenabgabe reduziert oder abgeschafft würde. Das ist nicht geschehen und das hat einen einfachen Grund: Hätte das Land diese Ab-
Foto: Ludwig Thalheimer
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Gedanken gekommen, dass sie ja auch das Land verwalten müssten. Die Krise und die Wahlen sind sicher zu einem ungünstigen Zeitpunkt zusammengefallen. Dennoch: Man hätte vorher reagieren müssen.
Christoph Oberrauch ist dafür bekannt, Standpauken zu halten. Ob Staat, Region, Land oder öffentliche Körperschaften – Oberrauch nimmt kein Blatt vor dem Mund, um für die Rechte der Unternehmer zu kämpfen
se besser aufgestellt sind. Das betreiben wir im Moment ziemlich konsequent, es ist unsere langfristige Strategie. Es klingt brutal, aber in Krisenzeiten wird der Starke stärker, der Schwache verschwindet. Ähnlich einer natürlichen Auslese. Ziemlich rüde Ansichten. Hoffentlich nicht auf Kosten der Mitarbeiter ...
Nein, aber die momentane Nachdenkpause schadet uns keineswegs. Erstmals sind auch in Südtirol Arbeitsplätze in Gefahr. Das ist in gewisser Weise auch gut so. Sie werden sehen, nach der Krise wird der Arbeitsplatz wieder viel wertvoller sein. In Südtirol wurden Arbeitsplätze die letzten Jahre nicht mehr geschätzt – kein Wunder bei einer Arbeitslosigkeit von nur 2,4 Prozent. Es erfolgt wieder ein Umdenken in die richtige Richtung.
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Ja, vor allem das Konjunkturpaket und die Senkung der Irap-Steuer sind ein sehr positiver Beitrag zur Abmilderung der Krise und zur Stärkung des Standortes Südtirols. Allerdings hat Südtirol die Maßnahmen später gesetzt als andere Länder. Die USA haben bereits vor dem großen Paket in London Anfang April zwölf Pro-
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Ja, denn wer heute gut aufgestellt ist, wird aus der Krise noch stärker hervorgehen. Dies wird sowohl bei Durst als auch bei Alupress der Fall sein. Die Alupress hat kein Liquiditätsproblem, insofern können wir die Krise sogar als Chance für günstige Zukäufe von Firmen nutzen, damit wir nach der Kri-
Die Südtiroler Landesregierung hat nach dem Landeshaushalt von 140 Millionen der Wirtschaft nun ein Konjunkturpaket von einer Milliarde Euro zugesichert. Zeigen Sie sich damit zufrieden?
Südtirol Panorama Mai | 2009
zent des Bruttosozialprodukts für die Wirtschaft ausgegeben, Japan sogar 16 Prozent. Das nahe Trentino hat bereits Monate vorher 850 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Hat Südtirols Politik die Krise unterschätzt?
Es scheint so. Bereits im September waren wir uns darüber im Klaren, dass schlechtere Zeiten auf uns zukommen werden. Ich habe bereits damals beim Landeshauptmann vorgesprochen. Allerdings befand man sich zu genau jener Zeit im Wahlkampf, wodurch jedes Argument hintergründig war. Die Zeit danach haben sich unsere Politiker dann mit den Ergebnissen der Wahlen befasst, Posten und Politikergehälter verteilt. Wie sie dann langsam alle Posten verteilt haben, sind sie langsam auf den
gabe abgeschafft, hätten die Gemeinden, die den Großteil der Abgaben erhalten, Ausgleichsforderungen an das Land erhoben. Die Eurac hat auf Ihr Bestreben hin ein Projekt zur Messung und Reduzierung der Bürokratiekostenreduzierung für Unternehmen und Bürger in Angriff genommen. Geht das Projekt voran?
Das Projekt ist nicht so leicht zu realisieren. Jeder ist überzeugt, dass es eines Bürokratieabbaus bedarf, allerdings weiß niemand, wo man überhaupt ansetzen soll. Ein Hauptproblem liegt darin, dass außgerechnet die Beamten, die eigentlich den Großteil an Bürokratie verursachen, mit dem Abbau beauftragt werden. Damit wird der Bock zum Gärtner gemacht. Ein Projekt dieser Größenordnung müsste professionell angegangen werden. Frü-