UNTERNEHMER & MÄRKTE nesisch spricht“, erzählt der passionierte Golfspieler, als seine Frau Gerda das Restaurant betritt. Franz Senfter lässt für seine Frau ein Gedeck bringen. Auch sie liebt traditionelle Küche, schließt sich dem geschmorten Kitz an und versieht den Koch gleich mit einem Kompliment: „Endlich mal wieder eine richtige Kruste, überall gibt es nur noch rosa gebratene Filets.“
Der Investor. Franz Senfter rangiert in der Liste der Wochenzeitschrift ff unter den reichsten Südtirolern. Sein Vermögen wird mit 250 Millionen Euro beziffert. Eine stolze Summe, bedenkt man, dass der gebürtige Innichner seine Karriere als Metzger in der familiengeführten Metzgerei gestartet hat. Heute ist sein Unternehmen Senfter Holding Nummer eins in Italien in Sachen Export von Wurstwaren und hält seit 2001 genau die Hälfte der Anteile am Joint Venture „Grandi Salumifici Italiani“ mit Sitz in Modena. Die Produkte werden in 30 Länder weltweit exportiert. 2009 wurde mit rund 1700 Mitarbeitern und 13 Produktionseinheiten, davon zwei in Südtirol (Klausen und Innichen), ein Umsatz von 585 Millionen Euro erzielt. Das sind 84 Millionen mehr als noch im Jahr zuvor. Präsident Franz Senfter führt die Steigerung auf die Übernahme der beiden toskanischen Schinkenmacher Alimentare Toscana und F.lli Parmigiani zurück, aber auch auf das eigene Wachstum von 7 Prozent. Franz Senfter hat sein Spektrum an Tätigkeiten über den Bereich Wurstwaren hinaus Jahr für Jahr erweitert. Der Unternehmer ist Präsident gleich mehrerer Gesellschaften: der lokalen Finanzierungsgesellschaft Euregio Finance AG (Gesellschaftskapital von 9,5 Millionen Euro im Jahre 2009), der BZSHolding (Beteiligung an der Air Alps), der Haunold AG, des Südtiroler Speck Consortiums, der Franz GmbH (Tourismusanlage mit Hotel-Apartments in Innichen) sowie Vizepräsident der HelmRotwand AG. Mit der Übernahme der Firma Ibet Bozen arbeitet er in China an der Verwirklichung eines Großprojektes zur Produktion von Biogas.
Kleine Tirtlan mit Zichoriesalat, Ei und geröstetem Speck
EINSTIEG IN STROMMARKT. Ihrem Mann dagegen ist es wichtig, endlich zur Sache zu kommen. Endlich auch das Thema anzusprechen, über das in Südtirol so viel diskutiert wird: die Euregio Finance. Also jene 2003 gegründete lokale Finanzierungsgesellschaft, die im Moment vor allem das Energiegeschäft im Visier hat. Als Präsident hat er ganz eigene Vorstellungen für den Einstieg in diesen boomenden Markt. Die 2010 verfallenen Enel-Konzessionen hätten ihn nie interessiert. Dafür nimmt er sich die in der Emiglia Romagna tätige Energieund Servicegesellschaft Hera zum Vorbild. „Sie hat sich aus verschiedenen gemeindeeigenen Strukturen konstituiert und ist jetzt an der Börse. Warum versuchen wir das nicht auch mit der Sel AG? Damit könnte die Bevölkerung auch einen Nutzen aus der Landesenergiegesellschaft ziehen. Aber im Moment ist das noch kein Thema, denn die Sel ist noch fest in der Hand des Landeshauptmannes“, erklärt er. Die Nachfrage nach einem Dessert verneint er, er entscheidet sich für einen Espresso. HOFFNUNG JATROPHA. Franz Senfter ist
ein Stratege, ein Mann mit einem guten Riecher. Neben der Wasserenergie ist es eine exotische Pflanze, die den Pusterer im letzten Jahr verzaubert hat. Jatropha ist ihr Name, Bioöl ihr Erzeugnis. „Diese giftige Pflanze, die in Afrika selbst auf unfruchtbaren Böden gedeiht, könnte eine Revolution in der Produktion von Bioöl sein, denn sie konkurriert nicht mit dem Anbau von Nahrungsmitteln. Um Bioöl aus den Samen der Pflanzennüsse zu raffinieren, haben wir die Konzession für ein Grundstück in Mozambique erworben sowie Liefervereinbarungen mit Guinea getroffen“, erzählt Franz Senfter euphorisch. Er glaubt an das Projekt, genauso
Sizilianische Scampi in Vinaigrette von Zitrusfrüchten
wie er nach wie vor an den deutschsprachigen TV-Sender SDF glaubt, ein Projekt der EF-Tochtergesellschaft Rosengarten AG. Eigentlich sollte der Privatsender seit Herbst Qualitätsfernsehen aus Südtirol senden. Gelungen ist das auch nach dem verzögerten Sendestart bis heute noch immer nicht zur Gänze: „Wir waren technisch einfach überfordert, einerseits mussten wir die Umstellung von analog auf digital bewältigen und andererseits auch noch einen neuen Sender entwickeln. Vergleicht man aber die Situation zwischen heute und Herbst 2009, so haben wir uns aus programmtechnischer und qualitativer Perspektive wesentlich weiterentwickelt. Die Zuseherzahlen liegen bei 40.000 Zusehern täglich. Deshalb bin ich nach wie vor überzeugt, dass der Sender kein Fehler war. Sie werden sehen, wir werden die Qualität stetig steigern. Beim italienischsprachigen Sender Video Bolzano 33 ist uns das ja bereits sehr gut gelungen“, meint Senfter. Auf die Frage, ob nicht ein Einstieg ins boomende Online-Business günstiger gewesen, muss er selbst passen: „Meine Mitarbeiter unterbreiten mir Vorschläge und ich bewerte sie.“ Gibt Franz Senfter also nur die Vision vor? „Ja sicher, mein Erfolg hängt von meiner Wahl der guten Manager ab.“ ◀ VERENA PLIGER
„Schöneck“Chefkoch Karl Baumgartner kennt mittlerweile die kulinarischen Vorlieben von Franz Senfter
Bärlauchravioli mit Spargel-Büf- Pusterer Kitzlein mit Bergfelricotta-Füllung auf Safransoße kräutern in Lardo gebraten
Südtirol Panorama Mai | 2010
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