FF Spezial Bauen 20-2023

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BAUEN

ff 20

Mit Flair und Klasse: So planen Südtirols Architekten im Süden.

LAGO MAGGIORE

Brixner Architekten entwerfen skulpturales Betonhaus.

GARDASEE

Eine mediterrane Villa in Cisano aus Naturstein und Glas.

HAUS AUS STROH

So leben zwei Baufrauen in einem Passivhaus aus Strohballen.

Beilage zu ff 20/2023 I Vers. in Post.45% I Art. 1 Abs. 1 I Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) NE/BZ Poste Italiane SpA I Taxe percue / Tassa pagata
18.05.2023 HÄUSER AM SEE
karlpichler.it

INHALT EDITORIAL

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, ein sonniger Sommer und eine starke Architektur – zwei Lebensgefühle, die Emotionen wecken. Bringt man beides zusammen, können die wunderbarsten Kreationen entstehen. Drei solcher Traumhäuser haben wir am Gardasee und am Lago Maggiore entdeckt. Entworfen von Südtiroler Architekten, realisiert von Südtiroler Handwerkern.

Warum diese Kombination bei Auftraggebern so gut ankommt, lesen Sie im Interview mit Michael Auer. Zugleich sieht der Bauunternehmer und Präsident des Südtiroler Baukollegiums die Branche im Wandel. In Südtirol scheinen die Jahre des Booms erstmal vorbei zu sein. Dabei gibt es auch hierzulande viele Beispiele für eine junge, kraftvolle Architektur. Zwei davon stellen wir Ihnen in diesem Heft vor: die moderne Interpretation eines Hotels in Barbian sowie den innovativen Bau eines Passivhauses aus Stroh in Rabland. Lassen Sie sich inspirieren.

Viel Vergnügen beim Lesen!

Verena Spechtenhauser

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GARDASEE

Flair und Klasse: das Feriendomizil einer deutschen Unternehmerfamilie.

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LAGO MAGGIORE

Brixner Architekten entwerfen skulpturales Betonhaus.

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BRANCHE IM WANDEL

Rückgang in Südtirol, Aufbruch im Süden? Michael Auer im Gespräch.

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OFFENE SICHT

Eine mediterrane Villa in Cisano aus Naturstein und Glas.

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IM TRAPEZ

Der archaische Neubau einer Hotelanlage in Barbian.

46 | HAUS AUS STROH

So leben zwei Baufrauen in einem Passivhaus aus Strohballen.

R © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl No. xx / 2022 3 WOHLBEFINDEN
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Foto: Franziska Unterholzner IMPRESSUM „ff – Bauen“, 18.05.2023, Beilage zu ff 20, Herausgeber: FF-Media GmbH, Eintragung Landesgericht Bozen 9/80 R.ST. vom 27.08.1980, Nr. ROC 06262, Beiträge nach GvD Nr. 70/2017 erhalten. Presserechtlich
Verena Pliger; Konzeption & Redaktion:
Elisabeth Forer-Naumann,
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verantwortlich:
Verena Spechtenhauser; Grafik & Layout: Sabine Rainer; Werbung:
Roswitha Rauter, Michael Disertori, Bernhard Elzenbaumer; Titelseite: Alex Filz.
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf mit grafischen, mechanischen, elektronischen
mit digitalen Mitteln reproduziert werden. Jeglicher Missbrauch wird im Rahmen des Gesetzes verfolgt.

Willkommen im Süden: Mit dem Anwesen am Ostufer des Gardasees, hat sich eine deutsche Unternehmerfamilie ihren lang ersehnten Wunsch erfüllt. Aus den Früchten der umliegenden Olivenbäume gewinnt die Familie ihr eigenes Olivenöl.

ORT ZUM VERWEILEN TORRI DEL

Einst Privathaus eines italienischen Ingenieurs, heute

Die Bauherren sind sich sicher: Irgendwann

Text: Verena Spechtenhauser

VERWEILEN

Feriendomizil einer deutschen Unternehmerfamilie.

Irgendwann bleiben sie für immer.

Spechtenhauser | Fotos: Alex Filz

BENACO

DEN SEE.“

Als sich der Architekt Philipp Nösslinger das ungenutzte Gebäude am Ostufer des Gardasees zum ersten Mal von Nahem ansah, war er vom katastrophalen Zustand des Hauses gelinde gesagt überrascht. Keller und Untergeschoss waren feucht, das Dach marode und auch bauphysikalisch ließ das ehemalige Privathaus eines italienischen Ingenieurs aus den 1970er-Jahren mehr

als zu wünschen übrig. Mit dem Außengrundriss des Gebäudes, den klaren Formen und Linien und der Ausrichtung zum See konnte er sich hingegen sofort anfreunden: „Ich beschloss auf Anhieb, bei einem etwaigen Umbau die Form von Gebäude und Dach so wenig wie möglich zu verändern“, erzählt Nösslinger vom Architektur- und Generalplanungsunternehmen G22 Projects in Lana.

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„IN DIESEM PROJEKT SPÜRT MAN MEINE PERSÖNLICHE BEGEISTERUNG FÜR
PHILIPP NÖSSLINGER

Ins Unendliche gebaut: Der Infinitypool wurde bewusst auf eine tiefere Ebene gesetzt. Über die Stufen erreicht man die mit einer Pergola überdachte Außenterrasse mit Outdoor-Küche. Als Bodenbelag dient der frostsichere und rutschfeste Kalkstein „Giallo d’Istria“.

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1. Maßgefertigt: Das Mobiliar aus Räuchereiche wurde komplett vom Architektenteam designed. Vereinzelte Fronten sind mit Leder überzogen oder mit Glasöffnungen ausgeführt. Der Marmorboden soll in den Sommermonaten Kühle ausstrahlen.

2. Wohnlich: Das Erdgeschoss ist der Treffpunkt der Familie. Dort befindet sich neben dem Ess- und Wohnbereich auch die Küche inklusive Hausbar und Kaffeeecke.

Die Arbeitsflächen der Küche sind aus dem pflegeleichten Quarzit „Carbon Grey“.

3. Begehbar: Der vier Meter tiefe und drei Meter breite Weinschrank wurde von Philipp Nösslinger speziell für die Küche der Villa entworfen. Er enthält drei Lagerschränke, ein Ausstellungsregal und einen Kühlschrank für Eiswürfel.

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Nur wenige Wochen zuvor war der neue Besitzer des Gebäudes, ein deutscher Unternehmer, auf sein Team zugekommen. Sein Wunsch: Er wollte das alte Haus in ein modernes Feriendomizil für sich und seine Familie verwandeln. Ihm und seiner Frau sollte das Haus zu einem späteren Zeitpunkt als saisonaler Zweitwohnsitz dienen.

UM EINE KERNSANIERUNG, das war bald klar, würde man bei diesem Bauvorhaben wohl nicht umhinkommen. Vorher galt es jedoch ein nicht unwesentliches Problem zu lösen. Die Liegenschaft in leichter Hanglage befand sich in einer schwierigen urbanistischen Situation, genauer gesagt belastete eine Bausünde das Projekt: „Es wurde seinerzeit mehr Volumen an Bestand verbaut, als die Gemeinde eigentlich genehmigt hatte. Kein

Einzelfall bei älteren Gebäuden“, erklärt Nösslinger. Mit den baubehördlichen Gegebenheiten der Gegend kennt er sich aus, es ist nicht das erste Projekt, das sein Unternehmen am Gardasee betreut. Nach zahlreichen Gesprächen mit den zuständigen Ämtern einigte man sich darauf, das Haus auf den ursprünglich genehmigten Stand zurückzubauen. Erst dann konnte das von G22 Projects erdachte, neue Projekt eingereicht werden.

ALS DIE ARBEITEN schließlich begannen, blieben am Ende nur mehr die vier Außenwände des alten Gebäudes stehen. Grundriss und Raumeinteilung, Fassade sowie Haustechnik und Bauphysik wurden zugunsten eines modernen Wohnkomforts komplett überarbeitet. Das Innere der Villa ließ der Architekt weitestgehend aushöhlen. Nur einige wenige charakterisierende

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„BEI EINEM HAUS, DAS NUR WENIGE WOCHEN IM JAHR BEWOHNT WIRD, GEHT ES UM DIE BALANCE ZWISCHEN KOSTEN UND NUTZEN.“

Separee: Das private Obergeschoss hebt sich in Farbe und Materialwahl vom restlichen Haus ab. Von der Chaiselongue aus lässt sich der See wunderbar überblicken. Vor allem in den Wintermonaten sollen die Räumlichkeiten ein wohlig warmes Wohngefühl ausstrahlen.

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Elemente des Bestandes, wie Rundbögen und Treppen, blieben erhalten. Keller und Untergeschoss mussten trockengelegt und entfeuchtet werden. Außerdem wurde eine neue Unterkellerung geschaffen. Doch wie steht es um die energetische Sanierung? „Bei einem Haus, das nur wenige Wochen im Jahr bewohnt ist, sollte eine gute Balance zwischen Kosten und Nutzen im Vordergrund stehen“, sagt Nösslinger. Er und sein Team ließen eine Wärmepumpe einbauen, die das Haus mit Wärme und Kälte versorgt. Eine in der Decke integrierte und in beide Richtungen funktionierende Anlage ersetzt im Sommer die Klimaanlage. Für eine bessere Wohnqualität wurde eine Luftentfeuchtungsanlage installiert, sie soll der Bildung von Schimmel vorbeugen. Um den maximalen Ausblick auf den See in das Haus zu holen, wurden die ursprünglichen Fensteröffnungen großflächig erweitert – eine statische Herausforderung.

AUF DREI EBENEN und insgesamt 450 Quadratmetern schaffte das Team von G22 Projects viel Platz für die Familie. Im Obergeschoss entstand ein privater Rückzugsort für das Ehepaar, mit Wohnzimmer und Kamin, Arbeitszimmer, zwei Bädern und einem Master-Bedroom mit Ankleideraum. „Mir war es wichtig, dem Bauherrn ein Gefühl von Wärme zu geben. Er soll das Gefühl haben, angekommen zu sein, egal zu welcher Jahreszeit er den See besucht“, erklärt Architekt Philipp Nösslinger. Diesem Credo folgend wurde bei der Innenausstattung auf zusätzliche Wohnlichkeit geachtet, unter anderem durch die Verlegung eines sehr hellen, fast weißen Eichenbodens im Wohnbereich. Im Erdgeschoss, dem Treffpunkt der Familie, findet sich eine vom Architekten designte offene Küche mit begehbarem Weinschrank aus Räuchereiche und einem großen Ess- und Wohnbereich. Im Untergeschoss, das sich auf einer Seite hin zur

≥ ORT ZUM VERWEILEN R © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl No. 20 / 2023 11 www.gamperdach.it Lana . T 0473 56 15 09 HANDWERK PUR. 12
1. Reduziert: Um den Räumen Ruhe zu verleihen, wurde das Interior bewusst minimalistisch gehalten. 2. Schminkecke: Jedes Detail im Haus wurde mit Sorgfalt gewählt, um unterschiedliche Atmosphären und Blickbeziehungen zu schaffen. Die Bewohner und Gäste der Villa sollen sich vom ersten Moment an wie zu Hause fühlen.

DER ARCHITEKT IM GESPRÄCH

Überregional:

Ihr Unternehmen wurde als „Full Service Partner“ engagiert. Was bedeutet das?

Philipp Nösslinger: Als der Bauherr auf uns zukam, suchte er ein Planungsbüro, das ihm nicht nur gute Architektur und anspruchsvolles Innendesign bieten konnte. Es sollte auch in der Lage sein, vor Ort alle wichtigen Prozesse zu begleiten und jene Probleme zu lösen, die vor, während und nach dem Bauprozess auftauchen können. Als einziger Ansprechpartner haben wir uns von der Urbanistik bis zum Rasenroboter um alles gekümmert. Auch nach Abschluss des Projektes stehen wir dem Bauherrn weiter zur Verfügung, organisieren zum Beispiel den Gärtner oder die Poolreinigung.

Ist das der Grund, warum sich viele Bauherren aus dem deutschsprachigen Ausland gezielt an Südtiroler Architekturstudios wenden? Tolle Architekten gibt es ja auch im restlichen Italien.

verwirklichen sie nicht nur

Das stimmt. Aber wenn es um die Betreuung von Bauherren aus der DACH-Region geht, sind Südtirols Architekten gegenüber ihren italienischen Kollegen aufgrund des Sprachverständnisses im Vorteil. Hinzu kommt das Verständnis für beide Kulturen. Als Südtiroler kann man sich in die Gedankenwelt der deutschen Bauherren hineinversetzen, auch weil viele hiesige Architekten im deutschsprachigen Ausland studiert oder gelebt haben.

Gleichzeitig ist dem Südtiroler Architekten auch die italienische Arbeits- und Lebensweise nicht fremd …

Dies ist besonders hilfreich, wenn es zum Beispiel um das Verständnis der Rechtsunsicherheit und der Unberechenbarkeit mancher Behörden geht. Die meisten DACH-Bauherren begreifen gewisse Mechanismen nicht, sie sind für sie unvorstellbar, auch wenn sie selbst aus der Baubranche kommen. Hier fungieren wir als Übersetzer der Kulturen. Dem Bauherrn gibt dies jene Sicherheit, die er braucht.

Arbeiten Sie ausschließlich mit Südtiroler Firmen oder binden Sie auch lokale Unternehmen vor Ort in den Bauprozess mit ein?

Ich bevorzuge tatsächlich einen Mix aus beidem. Das hat oft praktische Gründe. So haben wir bei der Villa E ganz bewusst ein Bauunternehmen vom Gardasee engagiert. Der Baumeister dort war mit dem Bestand und dem Terrain bestens bekannt. Das stellte für uns eine große Erleichterung dar, auch weil man sich bei vielen Dingen auf seine Erfahrung verlassen konnte. Es gibt aber auch Gewerke bei denen ich es vorziehe mit Südtiroler Handwerksbetrieben zusammenzuarbeiten, einfach weil die Qualität, aber auch die proaktive Zusammenarbeit untereinander nicht zu toppen ist. Sich komplett gegen lokale Betriebe zu verschließen, wäre nicht sinnvoll und würde nur zu Unmut vor Ort führen.

Wie interessant sind Baustellen im Süden für unsere Handwerker?

Das kommt sehr auf die Größe und Art der Baustelle an. Je größer und attraktiver das Projekt, desto eher steigt auch die Bereitschaft außerhalb unserer Provinz zu arbeiten. Wir haben aber auch kleinere Projekte, bei denen wir uns schwertun Südtiroler Betriebe zu akquirieren. Fakt ist, dass unsere Handwerker mit der Arbeit in Südtirol schon recht gut ausgelastet sind und keine weiteren Kapazitäten für komplizierte Bauvorhaben aufbringen können.

Ist das auch eine Frage der Logistik?

Vielleicht zu einem gewissen Teil. Besonders am Gardasee wird immer wieder an Orten gebaut, deren Erreichbarkeit nicht unbedingt einfach ist. Das schreckt unsere Betriebe natürlich ab. Oft scheitert es aber auch an der Bereitschaft der Arbeiter für längere Zeit auswärts zu arbeiten. Verallgemeinern lässt sich beides aber nicht.

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Foto: Luca Meneghel Norbert Gufler, Claudine Holstein und Philipp Nösslinger (rechts) leiten seit 2013 die G22 Projects GmbH in Lana. Mit großem Erfolg Projekte in Südtirol, sondern auch im südbayrischen und im italienischen Raum. Aktuell etwa entwickeln sie Projekte im Piemont, in Sizilien, in Reggio Emilia, in der Nähe von Rom und am Gardasee.

Fluch und Segen: Beim Aushub der Garage, die Platz für insgesamt sechs Autos bietet, stießen die Arbeiter auf massiven Fels. Später kam genau dieser Stein für den Bau der Mauern im Garten sowie deren Verkleidung zum Einsatz.

Natur öffnet, liegt die Einliegerwohnung der Kinder. Für beide Stockwerke wurde weißer Marmor als Bodenbelag gewählt.

EIN HAUS IM SÜDEN bedeutet immer auch Leben im Freien. In diesem Fall ist der Außenbereich rund ein Hektar groß. Im Zuge der Sanierung wurde ihm viel Aufmerksamkeit ge-

Flankiert: Der Vorbesitzer ließ für seine beiden Kinder vor dem Haupteingang zwei Palmen pflanzen. Um sie nicht zu beschädigen, wurde bei der Sanierung des Anwesens sprichwörtlich um sie herumgebaut. Das war der Wunsch des neuen Besitzers.

schenkt. Die Vorfahrt, der Olivenhain, der Poolbereich, die Außenküche und die diversen, durch Pergolen geschützten Ebenen sind Wohnzimmer und erweiterter Lebensraum zugleich. Das einst verlassene Haus des italienischen Ingenieurs ist so wieder zu einem Ort geworden, den man nur allzu gern mit seinen Liebsten teilt. n

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DEM FELS ENTSPRUNGEN

300 Meter über dem Lago Maggiore erhebt sich ein Haus aus Beton. Wie ein Teleskop ragt es in die Landschaft. Erdacht wurde das preisgekrönte Gebäude in Südtirol.

Text: Verena Spechtenhauser | Fotos: Gustav Willeit

Gerd Bergmeister kann sich noch sehr gut an das erste Treffen mit dem Bauherrn aus Frankfurt erinnern. Direkt vor Ort, am oberitalienischen Lago Maggiore, standen sie gemeinsam auf dem soeben erworbenen Felsgrundstück, bestaunten die Aussicht und waren begeistert von der einzigartigen Lage. Auf das Brixner Studio bergmeisterwolf war der architekturaffine Bauherr über das Internet aufmerksam geworden. Die Art, wie Gerd Bergmeister und seine Frau Michaela Wolf Architektur denken, gefiel ihm auf Anhieb. Gerne war er bereit den beiden kreativen Köpfen freie Hand bei der Planung seines Hauses zu lassen. „Nur eine Sache war ihm wichtig“, erinnert sich der Architekt, „der Entwurf sollte den Rohstoff Beton integrieren.“

MIT DEM KOPF voller Eindrücke und einem kleinen Stück Fels in der Tasche kamen die Architekten zurück nach Südtirol. Dort begannen sie damit, die verschiedenen Höhenschichten des Bauplatzes mithilfe eines Kartonmodells zu rekonstruieren und eine Reihe von Entwicklungsstudien zu generieren. Der Gedanke, das Gebäude auf einen Sockel zu stellen und über das Grundstück hinausragen zu lassen, entstand während dieses Prozesses. Ebenso die Idee Gesteinsmehl vom mitgebrachten Felsen aus Cannobio in den Beton zu mischen. Die Wirkung überzeugte sie sofort, die Körnung der Felszusätze zeigte sich bei Sonneneinfall in einem zartrosa Ton. Um diesen Effekt besser zur Geltung zu bringen, wurden Teile der Betonoberfläche gestockt. In Kombination mit glattem Beton entstand schließlich

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CANNOBIO
Gleichgewicht: Der Bau des 160 Quadratmeter großen Gebäudes war eine statische Herausforderung. Stimmige Proportionen und eine optimale Positionierung des Baukörpers auf dem Grundstück sorgten für ein gelungenes Gleichgewicht zwischen Natur und Landschaft.

Schwebend: Dieses Haus am Lago Maggiore scheint direkt aus dem Berg zu wachsen. Je nach Wetterstimmung ändert sich die Atmosphäre des Gebäudes. Bei richtiger Sonneneinstrahlung schimmert der Beton in zartem Rosa.

Smart: Auf Wunsch des Besitzers wurde das Haus mit smarter Technik ausgestattet. Die Photovoltaikanlage wurde direkt in die Dachfläche integriert. Dadurch ist sie von außen unsichtbar.

1. Fließend: Im Innenbereich sorgen helle Farben und leichte Stoffe für südliches Flair. Die Fronten der Küche sind aus weiß lasierter Eiche, sie ergänzen den schlichten Beton. Das Holz ist gebürstet, die Farbe konnte so bis in die Fugen eindringen. Die Holzstruktur wird so haptisch greifbar.

2. Durchscheinend: Die Fensterfronten zu beiden Seiten der Küche vermitteln Transparenz. Besonderer Effekt: Auch von der nach hinten ausgerichteten Terrasse haben die Bewohner den See im Blick.

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ein Materialspiel der besonderen Art, hervorgerufen einzig aus der unterschiedlichen Behandlung ein und desselben Rohstoffs. Bald stellten sich die Architekten die entscheidende Frage: Warum bauen wir nicht ein Haus komplett aus Beton? „Das Wissen um die Vorliebe des Bauherrn für diesen Baustoff entpuppte sich für uns als absoluter Glücksfall. Denn für das Haus, das uns

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DIE ARCHITEKTEN

Michaela Wolf und Gerd Bergmeister alias bergmeisterwolf sind weit über die Grenzen Südtirols hinaus bekannt – für ihre federführende Architektur. Die Identität eines Ortes zu erforschen, zu verstehen und neu zu interpretieren ist Teil ihrer Philosophie. Ihr Studio mit Sitz im historischen Kern von Brixen ist Werkstatt und Denkschmiede zugleich. Ihr aktuelles Projekt im Süden: eine Limonaia am Gardasee.

im wahrsten Sinne des Wortes vorschwebte, war Beton einfach perfekt“, lacht Bergmeister.

VOR ORT WURDEN die Böden und Terrassen, das Schwimmbad, das Bad und Teile der Küche aus Sichtbeton gegossen. Das so entstandene Volumen erinnert an eine Skulptur. Es ist das

≥ DEM FELS ENTSPRUNGEN
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Foto: Manuel Ferrigato/bergmeisterwolf

Nichtperfekte, das den Beton ausmacht. Darin sind sich die Architekten und der Bauherr einig. Zur besseren Wärmedämmung wurde in die äußere Betonhülle Schaumglas integriert, ein zum Großteil aus Altglas bestehendes Recyclingprodukt. Obwohl das Gebäude von außen schlicht wirkt, hatten die Architekten in der Bauphase mit einigen komplexen Details zu kämpfen: Die Qualität des Betons, die Abstimmung zwischen den verschie-

denen Betonarten, aber auch die Stärke des Betonrahmens, die überall exakt gleich sein musste, stellten eine nicht unerhebliche Herausforderung dar.

DER IN DEN FELSBODEN eingelassene Sockel erfüllt die Funktion einer Achse, welche die Richtung der Auskragung bestimmt und das langgestreckte Obergeschoss gut dreizehn Meter parallel

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≥ DEM FELS ENTSPRUNGEN 18 No. 20 / 2023 R © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
Durchblick: Gerd Bergmeister und Michaela Wolf versuchten, wo immer möglich, Blickbeziehungen in die Natur zu schaffen – auch in der Dusche.
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Aus einem Guss: Auch im Badezimmer hatdie dreiköpfige Familie einen wunderbaren Ausblick auf den Lago Maggiore. Das Badezimmer wurde komplett aus Beton gefertigt. Ein Wandspiegel vergrößert den Raum optisch. natürlich. nachhaltig. einmalig.

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„DER BESITZER HAT DAS GEFÜHL, IN EINER SKULPTUR ZU WOHNEN.“

1. Schattenspender: Die grünbraune Metallstütze hebt sich in Form und Farbe vom übrigen Gebäude ab. Der überdachte Freiraum dient in den heißen Monaten als Rückzugsort.

2. Formenspiel: In geschwungenen, abfallenden Linien zieht sich das Geländer aus Metall am Baukörper entlang und unterbricht die Horizontalität des Gebäudes.

3. Reduziert: Für den Bau des Außenvolumens kamen die drei Materialien Beton, Stahl und Glas zum Einsatz.

zum Berg nach außen hebt. Das Ergebnis: Die Bewohner haben den See ganzseitlich im Blick. Im Sockel integriert, befinden sich der Weinkeller sowie Technik- und Aufenthaltsräume. Daneben wurde Platz für eine Doppelgarage geschaffen. Das Wohnen selbst spielt sich im Obergeschoss ab, hier ist Raum für den Küchenund Wohnbereich, das Hauptschlafzimmer und das Bad. Mitgetragen wird dieser Teil des Hauses von einer V-förmigen Stütze aus grünbraunem Metall. Der darunter geschaffene überdachte Freiraum generiert Schatten und bietet Platz für das in den Boden eingelassene Schwimmbad mit Blick auf den See. „Bauen im Süden bedeutet auch immer, dem Leben im Freien gleich viel Bedeutung beizumessen wie jenem im Inneren. Je nach Jahreszeit und Bedürfnis suchen die Bewohner unterschiedliche Plätze zum Verweilen. Damit im Haus das ganze Jahr über gelebt werden

kann, haben wir sowohl im als auch um das Haus herum solche Räume geschaffen“, so Bergmeister.

DIE STARKE BEZIEHUNG zwischen dem Draußen und dem Drinnen, zwischen Natur und Konstrukt, ist ein wichtiger Aspekt des Hauses und findet sich an fast allen Stellen wieder.

So ist auch der Garten rund um das Gebäude wild geblieben und mit heimischer Vegetation bewachsen. Nur ein kleiner Bereich wurde vom Besitzer mit Rasen gezähmt: „Wir bauen keine Stützmauer oder begradigen Grundstücke, sondern passen das Gebäude immer an die Umgebung an und nicht umgekehrt.“

Vor wenigen Monaten waren Michaela Wolf und Gerd Bergmeister das letzte Mal in Cannobio. Die besondere Kraft und Wirkung des Platzes, so erzählen sie, spürt man noch immer. n

≥ DEM FELS ENTSPRUNGEN 20 No. 20 / 2023 R © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
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GERD BERGMEISTER

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BRANCHE IM WANDEL

Die Aufträge für heimische Bauunternehmen gehen zurück – zumindest in Südtirol. Immer mehr gebaut wird im Süden. Wie die Branche mit diesen Veränderungen umgeht –Michael Auer, der Präsident des Baukollegiums, im Gespräch.

Text: Verena Spechtenhauser | Foto: Alexander Alber

Der Präsident: Michael Auer, 43, steht seit fünf Jahren dem Südtiroler Baukollegium vor. Das Kollegium feierte Anfang Mai sein 30-jähriges Bestehen. Daneben führt Auer den Familienbetrieb Erdbau GmbH mit Sitz in Sinich bei Meran.

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BAUWIRTSCHAFT

Das Baugewerbe zählt zu den tragenden Säulen der Südtiroler Wirtschaft. Zwei Milliarden Euro generiert die Branche an Wertschöpfung. Sie zählt 18.000 direkt Beschäftigte. 40.000 weitere sind im Baunebengewerbe tätig, auch sie hängen von einer funktionierenden Bauwirtschaft ab. Zahlen, die beeindrucken. Zumindest auf den ersten Blick. Doch die Auftragslage wird immer schwieriger. Der Ukraine-Krieg, die Energiekrise, die hohen Materialkosten und jetzt der Bettenstopp drücken auf die Stimmung. Wie es mit der Branche nun weitergehen kann – Michael Auer, selbst Bauunternehmer und seit fünf Jahren Präsident des Südtiroler Baukollegiums, im ff-Gespräch.

Herr Auer, wie geht es der Südtiroler Bauwirtschaft?

Michael Auer: Die Stimmung in unserem Sektor schwankt. Noch ist die Auslastung in Südtirol gut, aber man kann an den Zahlen einen deutlichen Rückgang erkennen. So etwa im Privaten, dort sprechen wir von einem Rückgang von rund 4,6 Prozent bei der Vergabe von Baukonzessionen. Zurückgegangen sind aber auch die Arbeitsstunden. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es ein Minus von 3,8 Prozent. Wobei dieser Rückgang unter anderem auf den Bau des Brenner-Basis-Tunnels und den damit verbundenen Dynamiken zurückzuführen ist. Fakt ist aber: Wir befinden uns auf einem relativ tiefen Niveau, so tief wie seit Jahren nicht mehr.

Woran liegt das?

Dass Baugrund in Südtirol teuer ist, ist schon lang bekannt. Auch das Bauen selbst wird kostenintensiver. Dies ist nicht nur auf den Ukraine-Krieg und die darauffolgende Energiekrise zurückzuführen, sondern auch auf die erhöhte Nachfrage aufgrund des Superbonus 110%. Dazu kommt, dass der europäische „Greendeal“ klimaschädlichen Produkten zunehmend den Kampf ansagt. Ein Beispiel: Beton unterliegt gerade einer enormen Preissteigerung, da der Inhaltsstoff Zement teurer geworden ist. Nicht nur da Zement in seiner Herstellung sehr energieintensiv ist, sondern auch aufgrund der europäischen CO-Steuer. Und wir sprechen hier nicht

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≥ BRANCHE IM WANDEL R © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl No. 20 / 2023 23

nur von Baustoffen, die innerhalb Europas produziert werden, sondern auch von jenen, die von außerhalb Europas importiert werden. Alle Produkte, die nicht dem europäischen Grünen Deal entsprechen, werden mit hohen Zöllen sanktioniert. Das spüren wir natürlich enorm.

Europa möchte bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent sein. Ist das nicht ein positives Signal? Absolut! Der Wechsel in ein möglichst klimaneutrales Zeitalter muss schnellstmöglich vollzogen werden. Auch wir als Südtiroler Baukollegium schreiben uns die emen Nachhaltigkeit und Klimawandel auf die Fahnen. Insbesondere was die Nutzung lokaler Ressourcen wie etwa Schotter aus lokalen Schottergruben und die vermehrte Verwendung von Recyclingmaterial betrifft. Im Südtiroler Klimaplan 2040 bewerten wir positiv, dass es in einem Passus um die Verwendungspflicht von Recyclingmaterialien in Bauwerken geht. Wir sind jedoch der Meinung, dass Klimaneutralität nur Hand in Hand mit einer starken Wirtschaft funktionieren kann. Einer Wirtschaft, der genügend finanzielle Mittel für Forschung und Entwicklung zur Verfügung stehen. Denn eines muss uns klar sein: Der Wandel hin zu einem COneutralen Bausektor wird mit hohen Kosten verbunden sein.

Wie eingangs bereits besprochen, wird in Südtirol immer weniger gebaut. Richtung Süden, etwa am Gardasee, bekommt man ein anderes Bild. Viele Baukräne tragen Namen von Südtiroler Unternehmen. Können wir von einem Südtiroler Bauboom im Süden sprechen?

Nein, das zu behaupten, fände ich übertrieben. Was aber stimmt: Südtiroler

Bauunternehmen sind mutiger geworden diesen Schritt zu gehen. Das hängt aber mit dem Markt zusammen. Sprich: Es sind oft Investoren aus der DACH-Region, die in Italien bauen. Südtiroler Projektanten sind in diesem Zusammenhang sehr gefragt. Und sie wiederum nehmen oft Firmen mit auf die Baustellen, mit denen sie schon lange gut zusammenarbeiten.

Also geht der Impuls nicht primär von den Bauunternehmen selbst aus?

Nein, denn das Territoriale ist einfach zu wichtig. Jedes Territorium mit einer hohen Bautätigkeit schaut in erster Linie auf sich selbst. Südtirol ist hier nicht ausgenommen, auch unsere Politik versucht richtigerweise öffentliche Arbeiten vor Ort zu binden. Alles andere wäre kontraproduktiv für die Wertschöpfung unseres Landes. Die Rechnung ist ganz einfach: Wenn die öffentliche Hand einen Euro in die Bauwirtschaft investiert, dann kommen drei Euro aus direkten, indirekten und induzierten Effekten retour. Man muss aber schon zwischen reinen Bauunternehmen und jenen Bauunter-

nehmern unterscheiden, die gleichzeitig Investoren sind. Da steckt natürlich eine andere Motivation dahinter.

Mit welchen Herausforderungen müssen Bauunternehmen im Süden rechnen?

Dem Baugewerbe wird in Italien ein hohes Maß an Misstrauen entgegengebracht. Es spricht doch Bände, dass das nationale Gesetz für öffentliche Vergaben vom Ministerium für Antikorruption verfasst wird. Dieses negative Image, das der Baubranche noch immer anhaftet, hat dazu geführt, dass das Bauwesen in Italien sehr stark reglementiert wird. Das schlägt sich in aufwendiger Bürokratie nieder. Viele Bauvorhaben verzögern sich, manche werden sogar komplett gestoppt. Zusätzlich werden emen wie Urbanistik, Umweltdelikte oder Arbeitssicherheit in Italien äußerst streng gehandhabt. Das soll nicht heißen, dass dies in Südtirol nicht geschieht, auch bei uns finden regelmäßige und notwendige Kontrollen statt. Die Konsequenzen etwa bei Urbanistikfragen unterscheiden sich aber deutlich. Und last but not least: die Zahlungsmoral. Viele Südtiroler Unternehmen warten bis zu einem halben Jahr auf ihr Geld oder werden im schlimmsten Fall überhaupt nicht bezahlt. Einigen Betrieben ist das schon zum Verhängnis geworden.

Das klingt nach einem großen Risiko für Unternehmen und Investoren. Trotzdem bauen viele Südtiroler Hoteliers am Gardasee und das am liebsten mit Südtiroler Firmen. Woran liegt das? Der in Südtirol verhängte Bettenstopp spielt hier sicher eine wichtige Rolle. Entwicklung und Investition sind für das Hotelgewerbe wichtig und der Gardasee eignet sich dafür hervorragend. Gerade was das ema gehobene Hotellerie angeht, hat die Gegend großes Potenzial. Hier hat man am Gardasee lange geschlafen. Wir Südtiroler sind gut darin Chancen zu erkennen. Und wir arbeiten am liebsten mit jenen Firmen zusammen, die wir schon lange kennen und denen wir vertrauen können. Außerdem bieten Südtiroler Unternehmen hervorragende Qualität. Was noch hinzukommt: Südtiroler Banken finanzieren lieber Projekte, an denen heimische Firmen beteiligt sind. Das Ausfallrisiko ist geringer und die Budgettreue garantiert.

Sind die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter bereit auf Baustellen außerhalb Südtirols zu arbeiten?

Für Südtiroler Arbeiter kann Arbeiten im Süden eine gute Erfahrung sein. Auch wenn es logistisch eine Herausforderung ist, sich zu weit vom eigenen Standort zu entfernen. Sehr häufig müssen sie von ihren Arbeitgebern aus ihrer Komfortzone gelockt werden, mit attraktiven Angeboten. Auch da wir einen allgemeinen Fachkräftemangel haben und viele Arbeiter direkt vor Ort akquiriert werden. n

≥ BRANCHE IM WANDEL 24 No. 20 / 2023 R © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl
„DIE BAUBRANCHE HAT IN ITALIEN IMMER NOCH EIN SCHLECHTES IMAGE“

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Pole Position: Die Wohnanlage aus dem Jahr 1970 liegt direkt am See und wurde nun von den Architekten Seeber aus Vahrn neu interpretiert.

Nah am Wasser: Der private Salzwasserpool verfügt über einen eigenen Technikraum und eine Überlaufrinne aus Naturstein.

OFFENE

Zwei Vahrner Architekten entwerfen

Entstanden ist ein mediterraner

Text: Verena Spechtenhauser

CISANO

SICHT

entwerfen eine Villa nahe Bardolino. Wohntraum aus Stein und Glas.

Spechtenhauser | Fotos: Samuel Holzner

OFFENE
CISANO

Eingebettet zwischen sanften Hügeln und ruhigem Wasser liegt der kleine Ort Cisano am Ostufer des Gardasees. Dort haben die Architekten Paul und Johannes Seeber vom Studio Architekturplus mit Sitz im Eisacktal eine moderne Villa aus Glas und Naturstein neu erdacht. Das Gebäude befindet sich direkt entlang des Sees und

ersetzt ein Gebäude aus den frühen 1970er-Jahren. Die neuen Besitzer, eine Familie aus Bayern, entschloss sich das in die Jahre gekommene Haus neu aufzubauen.

Der Wunsch der neuen Besitzer an das zukünftige Haus am See: Es sollte ein ganzjährig bewohnbarer moderner Rückzugsort im Süden werden.

28 No. 20 / 2023 R © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl

Naturschön: Das mit Naturstein verkleidete Ziegelmauerwerk lehnt sich an die traditionelle Bauweise der Umgebung an. Zugleich bietet es Schutz vor Witterung. Die Kieselsteine entlang der Hausmauer dienen zur Regenwasserrückhaltung.

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1. Großzügig: Für mehr Licht wurde der Wohnbereich auf vier Meter erhöht. So kann durch die Fenster am oberen Mauerrand zusätzliches Licht in den Raum fallen. Die Decke ist mit Holzlamellen überzogen. Der Kamin sorgt in den Wintermonaten für angenehme Wärme.

2. Offen: Die großzügige Küche ist von dreifachverglasten Fenstern umgeben. Die klare Anordnung und die reduzierte Farbwahl wurden von den Architekten maßgeblich mitgestaltet. Beim Holzboden entschied sich der Bauherr für geölte Eiche.

3. Dekorativ: Essbereich und Küche befinden sich in einem einzigen Raum. Die vier Meter hohen Schiebefenster geben den Blick auf den See frei. Die Wand hinter dem Esstisch wurde mit einer Platte aus brasilianischem Naturstein verkleidet.

30 No. 20 / 2023 R © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl 1 2 3

DIE ARCHITEKTEN

Paul und Johannes Seeber verbindet die Leidenschaft für Architektur. Gemeinsam führen Vater und Sohn das Studio Architekturplus in Vahrn. Paul Seeber war einer der ersten Architekten in Südtirol, der nach Klimahausneutralen Standards geplant und gebaut hat. Zu den bekanntesten Projekten des Studios gehört die Passivhaussiedlung Christelehof in Milland und das Hotel My Arbor in St. Andrä bei Brixen.

SCHON BEIM ERSTEN BESUCH des Grundstücks war den Architekten klar, dass sie das neue Gebäude so offen und lichtdurchflutet wie nur möglich konzipieren möchten. „Das Anwesen war wie geschaffen dafür“, erzählt Paul Seeber im Gespräch. Zurück in ihrem Büro in Vahrn ließen sie ihrer Kreativität freien Lauf. Ideen entstanden und wurden wieder verworfen, bis

schließlich der passende Entwurf vor ihnen lag. Ein heller und langgezogener Kubus mit Flachdach in Split-Level-Bauweise. Im Norden in den Hang gebaut, im Süden komplett geöffnet und mit bis zu vier Meter hohen und sechs Meter breiten Fensterfronten verglast. So fällt auch an trüben Tagen genug natürliches Licht in die Villa. „Die von uns gewählte Split-Le-

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vel-Bauart erwies sich ideal für die Hanglage. Durch die Verteilung der Räume auf zwei Ebenen konnten wir den Besitzern überall im Haus einen wunderschönen Panoramablick auf den See garantieren“, erklärt Seeber die Entscheidung.

NICHT NUR DIE LAGE des Gebäudes wurde versetzt – etwas weiter in Richtung See, sondern auch die Räumlichkeiten wurden neu eingeteilt. Insgesamt zwölf offen gestaltete Räume in-

klusive Nebenräume stehen nun der Familie zur Verfügung. Der größte Teil des gemeinsamen Lebens am See spielt sich im Erdgeschoss ab. Eine offene Küche mit Esszimmer und Wohnbereich, zwei Schlafzimmer sowie Tages-WC und Bäder gehen hier fast nahtlos ineinander über. Vorgelagert ist allen Räumen eine großzügige Terrasse aus hellem Naturstein, bequem zu betreten durch die in die Fensterfronten eingebauten Schiebetüren.

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1. Klares Prinzip: Die Sandtöne und die Naturmaterialien ziehen sich durch das gesamte Haus und finden sich auch im Bad wieder. 2. En Suite: Auf Wunsch des Bauherrn grenzt das Badezimmer direkt an das Schlafzimmer. Ebenfalls eingebaut wurde eine Sauna mit dunkel getönten Scheiben. 3. Edle Inszenierung: Die glatte Oberfläche der freistehenden Badewanne bildet einen interessanten Kontrast zur rauen Wand. Die bronzefarbenen Armaturen wirken edel.

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IM UNTEREN BEREICH des Hauses findet sich Platz für die Hobbys der Bewohner. Der loungige Billiardraum, der Ruheraum sowie das Gästezimmer schließen ebenerdig an den ebenfalls mit Naturstein ausgelegten Poolbereich an. Daneben, jedoch leicht nach hinten versetzt, befindet sich eine halb in den Hang gebaute Garage.

Um dem im oberen Teil des Hauses gelegenen Wohnzimmer mehr Leichtigkeit zu verleihen, wurde die Raumhöhe dort auf vier Meter aufgestockt. Wie eine Schachtel wurde das so entstandene würfelförmige Volumen in entgegengesetzte Richtung auf den langgezogenen Baukörper gesetzt. Das weiß verputzte Mauerwerk hebt dieses spezielle Element optisch hervor. So bricht es auf angenehme Art und Weise mit dem restlichen Teil der Fassade. Auch hier ist der Naturstein ein wiederkehrendes Material. Als Fassaden-Verkleidung gibt er dem Haus mediterrane Wärme und eignet sich zugleich als zusätzlicher Witterungsschutz.

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1. Abgeschirmt: Für mehr Privatsphäre wurden an der Nordseite des Hauses bewusst kleinere Fenster eingesetzt. Fliegengitter schützen vor lästigen Eindringlingen.

2. Zurückgezogen: Wie eine kleine Höhle: Der Hauseingang wurde bewusst nach hinten versetzt.

AUF WUNSCH DES BAUHERRN wurde das Haus mit rund 16 Zentimeter dicken Holzfaserplatten gedämmt. Außerdem wurde das Gebäude mit einer Betonkernaktivierung sowie einer Wärmepumpe ausgestattet. Die in den Decken und Wänden des Hauses gespeicherte, thermische Energie kann so zum Heizen im Winter und Kühlen im Sommer genutzt werden. Platz geschaffen wurde auch für eine eigene E-Auto-Ladestation. Die auf dem Dach installierte Photovoltaikanlage liefert dafür einen Teil des Stroms. Gesteuert wird das Haus über Smart-Home-Systeme, die zusätzlich zur Energieeinsparung beitragen.

DIE VILLA IN CISANO bleibt nicht das einzige Projekt von Johannes und Paul Seeber im Süden. In Salò, auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, wartet schon die nächste Baustelle auf die Architekten aus Vahrn: „Wir bauen sehr gerne im Süden“, sind sich Vater und Sohn einig, „im Gegensatz zu Südtirol mit seiner verankerten Kubatur hat man dort einfach mehr Möglichkeit, großzügiger zu planen.“ n

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IM TRAPEZ BARBIAN

Archaisch und zeitlos. So präsentiert sich der Ersatzneubau des Barbianerhofes. Ein radikaler Bruch zur traditionellen alpinen Hotelarchitektur.

Text: Verena Spechtenhauser | Fotos: Simone Bossi

DIE ARCHITEKTEN

Martina Stuppner, Marco Formenti und Sarah Auckenthaler haben ihr Metier in Österreich und Portugal erlernt. Seit 2020 führen sie gemeinsam das Architekturbüro alpina architects in Bozen. In ihren Entwürfen untersuchen sie alpine Ursprünge und interpretieren diese auf innovative Weise neu. Im Moment arbeiten sie unter anderem an der Erweiterung der Bozner Mittelschule Josef von Aufschnaiter. Außerdem haben sie den Planungswettbewerb des Mehrzweckgebäudes für das Dorf Villanders gewonnen.

Mitten im Dorfzentrum von Barbian bilden drei Volumina auf einer langgezogenen ruhenden Basis das Hotelgebilde Barbianerhof. Das zentrale Muttergebäude aus der Mitte der 1970er-Jahre wurde im Herbst 2021 abgerissen und durch einen modernen dreistöckigen Flachbau aus Beton ersetzt, der auf den ersten Blick so gar nicht zur traditionellen alpinen Hotelarchitektur seiner Umgebung passen will. Erdacht wurde der Ersatzneubau vom jungen Bozner Architektenteam alpina architects. Es ist das erste gemeinsam verwirklichte Projekt des Studios. Die renommierte Plattform für Architektur und Design Archilovers wählte den Zubau prompt unter die besten

Projekte des Jahres 2022. „Das ist für uns natürlich eine tolle Anerkennung“, freuen sich Martina Stuppner, Sarah Auckenthaler und Marco Formenti.

ABER WOHER nehmen drei junge Architekten ihren Mut für diesen durchaus nonkonformen Hotelentwurf? „Unser Konzept entwickelte sich Schritt für Schritt aus den Vorgaben des Bauherrn“, erklärt Sarah Auckenthaler. So bat der Hotelier darum, ein Gebäude mit Flachdach zu entwerfen, das in einem zweiten Moment problemlos erweitert werden kann. Im neuen Trakt sollten modulare Einheiten mit identischer Aussicht und Größe ihren Platz finden: „Dem Kunden war es wichtig,

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Zeitgenössisch: Der Zubau dieses Hotels in Barbian hebt sich durch seine klare Form von der umliegenden Architektur ab. Die Fassade des Turms hat einen glatten, fast schon nüchternen Auftritt.

Hereinspaziert: Der Haupteingang –ein langgezogener Kubus aus brüniertem Edelstahl – führt direkt zur Rezeption. Die interne Erschließung wurde im Zuge des Umbaus neu aufgeschlüsselt und dadurch vereinfacht.

Wiederkehrend: Die entlang der Fassade aufgereihten Trapeze bilden ein harmonisches Gesamtbild. Der helle Sandton verleiht dem linearen Gebäude aus krudem Beton die notwendige Wärme. „Wir haben uns mit dem Rohstoff Beton von Anfang an wohlgefühlt“, sagen die drei Architekten.

1. Haptisch: Glatt, gestockt und strukturiert – das Zusammenspiel von drei unterschiedlichen Betonoberflächen wirkt im Detail besonders effektvoll.

2. Geometrisch: Die Terrasse auf dem Flachdach ist ein zusätzliches Zimmer im Freien. In der fast schon brutalistisch wirkenden Umrandung findet sich die Geometrie des Trapezes wieder.

dass der Gast aus allen Winkeln der Räume heraus die gegenüberliegende Bergwelt im Blick hat, auch aus der Dusche“, erzählt Auckenthaler weiter. Konkrete Vorstellungen hatte der Bauherr auch bei der Materialität des Baukörpers, nämlich auf Holz zu verzichten und dafür mit langlebigen und pflegeleichten Materialien zu arbeiten.

EINE REIHE kniffliger Aufgabenstellungen, die dem jungen Team einige schlaflose Nächte bereitete. Schließlich bringt es

durchaus seine Schwierigkeiten mit sich, in einen vorgefertigten Bestand hineinzubauen. Schlussendlich präsentierten sie dem Bauherrn einen langgestreckten, drei Stockwerke hohen Baukörper, der auf einem bereits bestehenden Sockelgeschoss ruht. Bei den Materialien entschieden sich die Architekten für Stahl, Glas und – der Tempistik wegen – für Fertigteile aus Beton. „Im Hotelsektor ist Zeit sprichwörtlich Geld. Es war beeindruckend zu sehen, wie schnell so ein Gebäude entstehen kann“, erinnert sich Martina Stuppner.

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INSGESAMT 19 ZIMMER mit einer Größe von circa 32 Quadratmetern sowie eine Dachterrasse mit Blick auf das Schlerngebiet konnten die drei im neuen Ersatzbau unterbringen. Während sich das Gebäude zum Berg hin verschließt, öffnet es sich mithilfe großer Fensterfronten in Richtung Tal. Um den neuen Trakt mit der bereits bestehenden Rezeption, dem Wellness-Bereich sowie den Aufenthaltsräumen in den unteren Geschossen zu vereinen, wurde von den Architekten zusätzlich ein neuer zentraler Haupterschließungskern erdacht. Das Ziel: die Verbindungswege im Hotel optimieren.

JEDE GUTE ARCHITEKTUR braucht eine Identität. Im Fall des neu entstandenen zentralen Hoteltraktes ist es die Form des Trapezes. Dieses lassen die Architekten sowohl im Grundriss als auch an der Fassade, den Fenstern und dem Geländer in rhythmischer Wiederholung aufleben. „Wir haben uns von der typischen Geometrie der Umgebung und hier besonders von den Erdpyramiden inspirieren lassen“, betont Marco Formenti. Die kontinuierliche Wiederholung der Elemente besticht besonders in der Gestaltung der Fassade. Ein architektonischer Kniff, den bereits die alten Griechen verwendeten, um Harmonie zu schaffen.

Modular: Jede Zimmereinheit folgt derselben Komposition und ist mit einem eigenen Balkon ausgestattet. Das pulverbeschichtete Geländer steht dabei im filigranen Gegensatz zum harten Beton. Trapeze dienen auch hier als Fassadenelement und dienen als optische Unterteilung der Zimmer.

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1+2 Spielerisch: Die Trapezform wurde von den Architekten auch ins Gebäudeinnere transportiert –zu finden etwa im Stiegenhaus und im Flur. Die geometrische Form findet sich auch in den Fenstern, dem Treppengeländer und der Beleuchtung wieder.

3. Nahtlos: Der neue Baukörper schließt direkt an das bereits bestehende Haus an. Auch farblich harmonieren die beiden Volumina.

Das Rohmaterial Beton wurde von den Architekten dabei wie Stein behandelt, inspiriert von eben jenem Stein, der sich in Farbe und Form auf der anderen Seite des Tales wiederfindet. Die Trapeze scheinen wie von Hand in die Fassade gemeißelt zu sein. Die drei unterschiedlichen Haptiken von Beton geben dem Ganzen eine zusätzliche Tiefe – ähnlich einem Relief aus der Antike.

DIE EINFACHHEIT DER MATERIALIEN und Formen setzt sich bis zu einem gewissen Punkt auch im Inneren des neuen Gebäudes fort, etwa in den Gängen und im Stiegenhaus. So haben sich die Architekten im Flur für einen Teppich in einem feinen Karminrot entschieden. Er sorgt für eine gedämpfte Geräuschkulisse und ist ungewohnter Farbtupfer im ansonsten klar gehaltenen Ambiente. n

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RABLAND

HAUS AUS STROH

Zwei Baufrauen teilen einen Wunsch. Sie möchten so ökologisch wie möglich wohnen. Das Ergebnis: ein Passivhaus aus Strohballen.

Text: Verena Spechtenhauser | Fotos: Samuel Holzner

Sabine Kaserer und Marlis aler sind sichtlich stolz auf ihr neues Zuhause. Seit einem guten Jahr leben die beiden Krankenpflegerinnen zwischen Mauern aus Strohballen. Ihr ökologisches Wohnhaus ist – für Südtiroler Verhältnisse – genau so ungewöhnlich wie ihr Lebensmodell: „Zwei Frauen in einer Wohngemeinschaft. Und dann bauen sie auch noch ein Haus aus Stroh. Da haben

sich die Nachbarn schon etwas gewundert“, erzählt Kaserer lachend.

DOCH BEGINNEN WIR am Anfang der Geschichte. Einige Jahre zuvor hatte Sabine Kaserer in Rabland von ihren Eltern ein Fertigteilhaus aus den 1970er-Jahren geerbt. Eine umfassende Sanierung des Leichtbaus war nicht mehr sinnvoll. Nach Absprache mit dem Schlanderser Architekten und Baubiologen Michael

Reichegger von der Architekturgemeinschaft 15 entschlossen sich die Baufrauen für den Abbruch des Gebäudes. Das massive Kellergeschoss hingegen konnte beibehalten werden und sollte als Basis für einen neuen, zweistöckigen Bau dienen.

EINE VORSTELLUNG DAVON, wie der Neubau aussehen sollte, hatten die Baufrauen von Beginn an: „Wir wollten gesund, ökologisch, ressourcenschonend

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Selbstversorger: Die Südfassade des 115 Quadratmeter großen Strohhauses ist komplett verglast. Im Winter sorgt die Sonneneinstrahlung für wohlige Wärme, während im Sommer Balkon und Dachüberstand das Gebäude vor Überhitzung schützen.

Seltenes Exemplar: Um die fünfzehn Strohballenhäuser gibt es derzeit in Südtirol. Die Tendenz ist steigend, auch weil die Baukosten überschaubar bleiben.

Beeindruckend: An der Tiefe der Fenster lässt sich die Dicke der Mauern gut erkennen.

1. Abgestimmt: Die Zwischendecke im Erdgeschoss besteht aus Massivholz, für den Bodenbelag wurde Sichtestrich gewählt. Die Wände sind mit Lehm verputzt und nicht gestrichen.

2. Hell: Die Verkleidungen im Inneren sowie der Boden im Obergeschoss sind aus unbehandelter Weißtanne gefertigt. Das hochwertige Holz besitzt wenige Astanteile und wird nicht gelbstichig.

3. Kurios: Die Box aus Holz wurde mitten in den offenen Wohnraum platziert und enthält eine Vorratskammer. Das Fenster in der Nische gewährt einen Blick in das Innenleben der Hauswand.

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und naturnah bauen. Das Haus sollte zu uns und unserem Lebensstil passen und in seinem Kontext Sinn machen“, erklärt Kaserer. Mit Materialien, die keine Giftstoffe produzieren und problemlos in die natürlichen Kreisläufe rückgeführt werden können. Mit genügend Speichermöglichkeiten für Sonnenenergie und einer Dämmung, die einen möglichst geringen Energie- und Heizaufwand nach sich zieht. Und, auch das war den beiden Frauen wichtig, einem gesunden Klima für die Handwerker auf der Baustelle. Nach reiflicher Überlegung fiel die Wahl von Michael Reichegger auf das Baumaterial Stroh. Ein in Europa seit Jahrhunderten genutzter Dämmstoff, der zuletzt in Vergessenheit geraten war. „Wir waren überrascht über seinen Vorschlag, es war eine Möglichkeit, von der wir noch nie gehört hatten. Nachdem Michael uns über den Baustoff ausführlich informiert hatte, waren wir aber Feuer und Flamme“, sagt Sabine Kaserer.

EIN KNAPPES JAHR dauerte die Arbeit am Strohballenhaus. Als Bauweise wurde vom Architekten eine Kombination aus Holz und 1,20 Meter dicken, 70 Zentimeter hohen und 300 Kilogramm schweren Strohgroßballen gewählt. Eine seltene Variante, denn normalerweise werden die Kleinballen in eine Holzrahmenkonstruktion eingebaut: „Wir hatten das Glück genügend Platz für die Benutzung von Großballen zur Verfügung zu haben. Sie übernehmen einen erheblichen Teil der Gebäudelasten, dämmen und speichern perfekt,“ erklärt Michael Reichegger, der sich seit vielen Jahren mit dem ema ökologische Baumaterialien auseinandersetzt.

DIE WIE LEGOSTEINE aufeinandergestapelten Ballen sind innen und außen mit Lehm und Trasskalk verputzt. Der dadurch erzielte Effekt, sei es bei der Wärmedämmung und Wärmespeicherung als auch bei der Raumakustik, ist hervorra-

gend. In den Wintermonaten braucht es so nahezu keine Heizung. Im Ziegeldach selbst finden sich Holzsparren mit einer dazwischenliegenden Strohdämmung. Als zusätzlicher Hitzeschutz ist eine fünf Zentimeter dicke Schicht aus Stroh und Kalk auf die Dämmung montiert. Die auf dem Dach installierte Photovoltaikanlage deckt den durchschnittlichen Jahresverbrauch an Strom.

ES GEHÖRT MUT und Vertrauen dazu, sich für ein Strohballenhaus zu entscheiden. Mittlerweile kann jedoch auf umfassende Erfahrungswerte zurückgegriffen werden. Auch dank der Passeirer Architektin Margareta Schwarz. In Südtirol ist sie Pionierin auf diesem Gebiet, seit 2002 realisiert sie fast ausschließlich Strohbauprojekte. „Wir würden uns immer wieder für ein Haus aus Stroh entscheiden“, ist sich auch Sabine Kaserer sicher. „Eine gemütlichere Atmosphäre haben wir in keinem anderen Haus verspürt.“ n

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Aufwendig: „Der Einbau derStrohballen und das Verputzen der Strohoberflächen ist vergleichsweise arbeitsintensiv. Der Aufwand zahlt sich aber aus“, sagt Architekt Michael Reichegger.

Was ist das Besondere am Baustoff Stroh?

Michael Reichegger: Stroh ist ein natürliches Nebenprodukt, das während der Getreideernte entsteht. Es ist im besten Fall regional verfügbar, wächst jedes Jahr aufs Neue nach und braucht in der Herstellung wenig Energie. Außerdem ist es nicht gesundheitsschädlich und produziert auch keinen Müll. Dadurch hat Stroh einen vorbildlichen ökologischen Fußabdruck. Hinzu kommt, dass die Anschaffung von Stroh relativ günstig ist. Setzt man bei Bauprojekten Stroh in Verbindung mit Holz und Lehm ein, erhält man ein exzellentes Dämmmaterial mit einer sehr guten Wärmespeicherfähigkeit, einem wohngesunden Raumklima und einer guten Schalldämmung.

Mittlerweile wurden in Europa mehrere Zehntausend Strohhäuser realisiert.

Das klingt nach einem wahren Wundermaterial.

Nun ja, beachtet man verschiedene Qualitätsmerkmale, dann ist es das auch. Stroh darf auf keinen Fall feucht gelagert oder feucht eingebaut werden. Der Anteil von Gräsern und Beikräutern muss gering gehalten werden. Außerdem sollte die Pressung und Bindung der Ballen so kompakt wie möglich sein. Mittlerweile kann man zertifizierte Strohballen kaufen. Man muss also nicht mehr zum Bauern aufs Feld.

Gibt es Probleme mit Mäusen oder anderem Ungeziefer?

Nein, das ist eigentlich kein ema. Mäuse bevorzugen in der Regel

lockeres Stroh. Der Restkorngehalt in den Strohballen ist so gering, dass sich die Nager davon gar nicht ernähren können. Dasselbe gilt für Insekten. Wenn Strohballen fachgerecht verputzt und somit lückenlos sind, schaffen es Mäuse und Insekten erst gar nicht in die Ballen einzudringen.

Wie schaut es mit der Brandgefahr aus?

Auch hier kann ich beruhigen. Natürlich ist loses Stroh leicht entflammbar. Beim Bauen wird es jedoch in verdichteter Form benutzt. Durch die Pressung sind die Halme im Strohballen von der Sauerstoffzufuhr abgeschlossen. Dadurch gilt das Material als normalentflammbar und ist auch als solches zertifiziert.

Wie gut kennen sich Südtiroler Handwerker beim Strohbau aus? Hier besteht mit Sicherheit noch Nachholbedarf. Viele Handwerker sind mit dem Baustoff Stroh noch nicht in Kontakt gekommen und stehen dem Material entsprechend skeptisch gegenüber. Andere hingegen sind interessiert und bereit, sich mit dem ema Stroh auseinanderzusetzen. Diese Erfahrungen haben wir beim Bau in Rabland gemacht. Die wenigen Handwerker, die bereits mit Strohballen gearbeitet haben, sind fachlich sehr kompetent. Mich persönlich hat das ema Stroh gefesselt und ich könnte mir durchaus vorstellen noch weitere Strohbauten zu planen und zu realisieren.

Das Team: Das Strohhaus in Rabland wurde von derArchitekturgemeinschaft 15 aus Schlanders geplant. Michael Reichegger (rechts im Bild) arbeitet seit 2014 mit Daniele und Paolo Capra, Leo Gurschler und Klaudia Giongo (nicht im Bild) freiberuflich zusammen.

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Werbeanzeige für Retailkunden. Werbemitteilung zur Verkaufsförderung: Die Informationsbroschüre, inklusive der VID (vorvertraglichen Informationsdokumente) und der Versicherungsbedingungen, liegt zur Einsicht bei unseren Beratern und in allen unseren Filialen auf bzw. ist unter www.volksbank.it abrufbar.

Wohnträume erfüllen

Sie planen den Kauf, Bau oder die Renovierung Ihres Eigenheims? Wir informieren Sie rund ums Thema Wohnen und vor allem über die Finanzierung, die zu Ihnen passt. Fragen Sie nach: Unsere Expertinnen und Experten sind für Sie da.

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Werbeinformation zur Verkaufsförderung. Werbekampagne für Retailkunden.
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