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NeyTaxi

Ob vom Hafen zum Quartier oder fix zur Oase - wer sich auf Norderney schnell, bequem und zuverlässig von A nach B transportieren lassen möchte, fährt gerne mit dem Taxi. Der unter der eingängigen Rufnummer (04932) 2345 erreichbare Norderneyer Taxendienst hat sich in diesem Jahr neu aufgestellt. Das Inselunternehmen Norderney Beton, hinter dem die Spedition Fischer und der Baustoffhandel Garrels stehen, hat die 21 Taxi Konzessionen des bisherigen Inhabers Sven Gilles übernommen - inklusive sämtlicher Mitarbeiter und Fahrzeuge. Der Taxendienst bleibt damit auf der Insel fest verankert - und trägt ab jetzt den Namen NeyTaxi. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen - und nachgefragt, welche Veränderungen der Eigentümerwechsel mit sich bringt. Neben Daten und Fakten interessiert uns auch die menschliche Seite. Wer sind eigentlich die Männer und Frauen, die bei NeyTaxi hinter dem Steuer und in der Zentrale sitzen? Dabei haben wir zu unserer freudigen Überraschung festgestellt, dass es im Team sogar einen waschechten Zauberer gibt.

Ich fahr

TAXI

NeyTaxi startet durch

"Im kommenden Jahr werden wir den kompletten Fuhrpark austauschen und dafür 21 neue Fahrzeuge anschaffen - 17 VW Caddy und vier elektrisch angetriebene Mercedes EQV Vans", sagt Sven Groß-Hohnacker, der zuvor bei der Spedition Fischer tätig war und jetzt gemeinsam mit Dietmar Lorenz die Betriebsleitung des neuen Unternehmens übernommen hat. Dem 43-jährigen Norderneyer ist die Aufbruchsstimmung anzumerken, wenn er von den geplanten Maßnahmen spricht, um NeyTaxi in die Zukunft zu führen. Bereits im Herbst soll mit dem Umbau der Zentrale am Busbahnhof begonnen werden. "Wir möchten alles ein bisschen schöner machen - und wieder echtes Norderney Flair entstehen lassen." Für einen zeitgemäßen Auftritt nach außen wie nach innen sorgen nicht nur der neue Name und ein frisches Logo, sondern demnächst auch eine leger gestaltete Firmenkleidung, durch die die Fahrer und Fahrerinnen eindeutig als Teil des Unternehmens zu erkennen sind. "Um so schnell wie möglich den gesamten Fuhrpark auf Elektromobilität umstellen zu können, arbeiten wir außerdem gemeinsam mit den Stadtwerken am Ausbau der notwendigen Ladeinfrastruktur." Die größte Herausforderung für Sven und sein Team bleibt die Umstellung der Disposition auf ein digitales System. "Wir sind hier nicht in Berlin oder Hamburg. Es kommt darauf an, eine Lösung zu finden, die perfekt auf die besonderen Verhältnisse auf Norderney mit An- und Abreiseverkehr zugeschnitten ist", erklärt Sven.

Das NeyTaxi Team besteht aktuell aus 24 festangestellten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, dazu kommen sechs bis acht Aushilfen für die Wochenenden. Viele sind schon seit Ewigkeiten dabei - wie zum Beispiel die Fahrerin Karin Paduck-Raß oder Jessica Knoch, die sich in der Zentrale um die Disposition kümmert - und deren Stimme man kennt, wenn man auf Norderney schonmal telefonisch ein Taxi bestellt hat. Für Betriebsleiter Sven Groß-Hohnacker und die neuen Eigentümer bedeutet das im Vergleich zur Spedition und zum Baustoffhandel atypische Taxigeschäft in vielen Details noch Neuland. "Darum sind wir unheimlich froh, dass die Belegschaft eins zu eins komplett dabei geblieben ist und sagt, klar, wir machen mit - wir bauen das mit auf." Der Taxibetrieb läuft rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Wenn alle frei haben, ist bei NeyTaxi besonders viel los. "Vor allem die Schichteinteilung und Tagesdienstpläne wirken oft wie ein Puzzelspiel. Zum Glück habe ich Dietmar an meiner Seite, der schon seit 18 Jahren im Unternehmen ist und sich mit diesen Dingen bestens auskennt." Besonders beeindruckt zeigt sich Sven von der Kollegialität. "Wenn hier mal einer krank wird und die Hütte brennt, dann kannst du jeden und jede anrufen und die kommen - und dann läuft das." Um das Team noch besser für die anstehenden Herausforderungen aufzustellen, sollen weitere Fahrer und Fahrerinnen eingestellt werden. "Es bewerben sich auch viele Frauen. Wir haben inzwischen schon fünf Kolleginnen." Und dann gibt es noch den Zauberer, von dem wir eingangs gesprochen haben.

Der leichte niederrheinische Zungenschlag bleibt auch nach über 40 Jahren auf Norderney kaum zu überhören. Gilbert Hilden stammt ursprünglich aus Krefeld. Als junger Mann arbeitet er unter anderem auf Trabrennbahnen in Mönchengladbach und Düsseldorf. Als es ihn später an die Küste verschlägt, hilft die Erfahrung mit Pferden, eine Anstellung als Kutscher auf Juist zu ergattern. "Das klingt ein bisschen wie Taxi fahren - aber Du musst Ahnung und Respekt vor den Tieren haben." Auf Juist lernt Gilbert seine Frau kennen, gründet eine Familie und gelangt auf Umwegen Anfang der 1980er Jahre nach Norderney. "Seitdem hänge ich hier oben fest - und fühle mich auf der Insel sauwohl." Der Norderneyer hat in seinem Leben jede Menge Berufe ausgeübt. Auf der Insel fährt er jahrelang als selbstständiger Unternehmer mit seinem Milchwagen von Haus zu Haus und verkauft frische Milchprodukte. Bevor er 2015 aufs Taxi umsteigt führt er für Yusuf Cömertpay einen Fahrradverleih in der Friedrichstraße. Viele Inselgäste erinnern sich jedoch vor allem an Gilberts schillerndsten Beruf - als Gaukler und Zauberer.

"Ich hatte irgendwann angefangen zu jonglieren und stand am Strand, um zu üben, da kamen ein paar Kinder und fragten: Kannst Du auch zaubern?", erzählt Gilbert. "Ich habe mir dann aus Neugier in einem Zauberladen in Aurich meine ersten Tricks gekauft - und es sind nach und nach immer mehr geworden." Am Ende entsteht ein eineinhalbstündiges Zauberprogramm, mit dem der Norderneyer als Straßenkünstler am Strand und in der Fußgängerzone auftritt. Als in den 00er Jahren mit neuen Busangeboten und erweiterten Ladenöffnungszeiten das Geschäft mit dem Milchwagen immer schwieriger wird, eröffnet Gilbert mit Unterstützung zweier Freundinnen im heutigen Hotel Seesteg eine Zirkusschule für Kinder. Das markante Gebäude wird damals vor dem großen Umbau noch als Strandkorbhalle genutzt. "Im Sommer hatten wir da jede Menge Platz - für uns die perfekte Location." In drei Manegen können die Kinder in der Halle so spannende Dinge wie Einradfahren, Akrobatik, Jonglieren, Clownerie und natürlich Zaubern erlernen. "Das war ein richtiger kompletter Kinderzirkus - und unseren ersten großen Auftritt hatten wir am Weststrand mit über 3.000 Zuschauern."

Seit knapp acht Jahren fährt Gilbert jetzt Taxi auf Norderney. "Ich fühle mich wohl in der Firma. Der Zusammenhalt ist gut - und wir versuchen denen, die neu dabei sind, nach Kräften zu helfen. Es dauert ein bisschen bis man sich richtig gut auskennt." Um das Kinderheim in der Norderneyer Gartenstraße zu unterstützen, sammelt Gilbert eine zeitlang im Fußraum seines Taxis bei den Fahrgästen Kleingeld bis daraus ein klimpernder Teppich entsteht. "In gut einem halben Jahr ist dabei genug zusammengekommen, um 14 neue Fahrräder für die Kinder anzuschaffen." Zusammen mit seinen Freunden vom Motorradclub Old Skull macht der engagierte Norderneyer aus der Übergabe ein wunderschönes Fest für die Kids - mit leckerem Essen und einer Runde auf der Harley Davidson mit den gar nicht so "harten Jungs". In seiner Freizeit mietet Gilbert ab und zu für ein Wochenende ein Trike - ein dreirädriges Chopper Motorrad - und fährt mit Kollegen in den Harz, die Eifel oder die Holsteinische Schweiz. "Zwischendurch mal runter von der Insel und etwas anderes sehen - das tut gut."

Wie Gilbert und Dietmar und Karin und Melanie und all die anderen ist auch Betriebsleiter Sven Groß-Hohnacker jetzt ein Teil des neuen NeyTaxi Teams - und er fühlt sich sichtlich wohl in seiner Rolle. "Ich musste nicht lange überlegen, ob ich den Job machen will. Für mich bedeutet es eine tolle Herausforderung und eine spannende Aufgabe, bei einem Unternehmen mit so viel Potential von Anfang an dabei zu sein, die Weichen mitzustellen und alles neu aufzubauen. So eine Chance bekommst du auf der Insel nicht alle Tage." Seine ersten Arbeitswochen hat Sven im Auto verbracht, um das Taxigeschäft aus der Perspektive der Fahrer kennenzulernen - und zu verstehen wie das System auf der Insel funktioniert. "Da haben die Kollegen und Kolleginnen mich toll unterstützt und eingewiesen - wie wir das bei allen machen, die neu dazukommen", betont der gelernte Bankkaufmann. "Bei uns wird niemand ins kalte Wasser geschmissen." Inzwischen sitzt der Betriebsleiter immer häufiger am Schreibtisch. Die Planung und Umsetzung der ersten Teilprojekte stehen an. Wir werden Sven und das ganze Team von nun an regelmäßig dabei begleiten, wie aus Zukunftsmusik Wirklichkeit wird. Denn digitaler Wandel und der Weg in eine zeitgemäße Mobilität wird sich am Beispiel von NeyTaxi besonders gut nachvollziehen lassen.

NEYTAXI

neytaxi.de Am Busbahnhof 9 - 26548 Norderney (04932) 2345