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fit & gesund
Vergiftungen
die „unsichtbare“ Gefahr, die im Frühjahr in der Natur lauert
Tierklinik Rodaun - Leitung: Tierarzt Dr. Thomas Czedik-Eysenberg
Artikel verfasst von Mag. Eva Schmal-Filius und Mag. Laura Hallmann der Tierklinik Rodaun
Es wird Frühling. Überall grünt es und die Tage werden länger. Die Obstbäume tragen dicke Knospen und auch in den Gärten herrscht wieder reges Treiben. Alles wird vorbereitet für die blühenden Sommerbeete. Mensch und Tier genießen die wärmer werdenden Tage an der frischen Luft. Doch Vorsicht: In den Blüten, Stängeln und Wurzeln bzw. Zwiebeln von vielen schönen Frühjahrsblühern lauern giftige Inhaltsstoffe. Besonders für junge Hunde und Katzen üben gerade diese frühen Blüten einen unbändigen Reiz aus. Als Klassiker dürfte man die Primel nennen; ein beliebtes Mitbringsel und ein robustes Blühwunder für die erste Balkonkastenbepflanzung. Sowohl Blütenkelche wie auch Stängel gelten als starkes Kontaktallergen. Rötungen, Schwellungen und starker Juckreiz können die Folge sein. Bei Verschlucken können starke MagenDarm-Probleme wie Erbrechen, Durchfall und Krämpfe die Folge sein. Eine weitere sehr beliebte Frühjahrspflanze ist die Narzisse, sowohl als Schnittblume als auch als Beetpflanze. Bereits eine 15g schwere Narzissenzwiebel kann als letale (tödliche) Dosis angesehen werden. Glycorin ein Alkaloid der Amaryllisgewächse, das in allen Pflanzenteilen enthalten ist, führt schon in geringen Dosen zu Erbrechen und Durchfall, in höheren dann zu Krämpfen, Lähmungen und schlussendlich zu Kreislaufversagen. Eine ähnliche Verlaufsform ist bei dem Verzehr von Schneeglöckchen zu erwarten, die auch Alkaloide enthalten.
Fotos: Tierklinik Rodaun, Fenz, FamilyPet and GreaterGood, zvg
Das Maiglöckchen gilt sogar als wahrer Glykosid-Cocktail. Mehr als 30 verschiedene Arten dieser Wirkstoffgruppe sind in allen Pflanzenteilen enthalten. Schon in geringer Dosis kommt es hier zu Magen-Darm-Symptomatiken wie Erbrechen, Durchfall und starken Reizungen der enteralen Schleimhaut, bei höheren Dosen zusätzlich zu Herzrhythmus Störungen. Als beliebter Frühjahrsblüher sollte noch die Christrose oder auch Schneerose genannt werden. Bereits durch die Schneedecke reckt sie sich mit schlichten Blüten Richtung Sonne. Auch hier sind es die Herzglykoside die bereits in geringsten Mengen zu starker Magen-Darm-Symptomatik, Störungen des Zentralnervensystems und Lähmungen führen können. Hier sind es v.a. die Wurzeln die schon in geringster Menge tödlich sind. 0.3-1g gelten als letale Dosis.
Vor allem Gartenbesitzer kümmern sich im Frühjahr um den Heckenschnitt. Hier gilt nach wie vor die Thuje als klassischer Vertreter der Heckenpflanzen. Das Schnittgut ist hochgradig giftig und führt zu Krämpfen und Darmentzündung. Bei höherer Dosis können Leber- und Nierenschäden auftreten. Für tragende Tiere ist vor allem die tetanische (krampfende) Wirkung auf die Gebärmutter zu nennen, die durchaus schwangerschaftsgefährdend ist. Auch weit verbreitet ist die Eibe als Zierbzw Heckenpflanze – alle Pflanzenteile sind hochtoxisch außer die rot gefärbten Früchte. Bereits das Spielen mit Schnittgut kann lebensgefährliche Auswirkungen haben, da sogar der Kontakt mit der Rinde ausreicht um die toxischen Substanzen in den Organismus des Tieres zu bringen. Plötzliche Todesfälle ohne vorherige Symptome sind typisch. Nicht ganz so dramatische Verläufe äußern sich schon nach 30-90 min mit Erbrechen, Durchfall, Nierenentzündung und Blasenentzündung. Wurde eine größere Dosis des Giftes erwischt, dann kann es zu dramatischem Anstieg des Pulses und der Atemfrequenz kommen bis hin zum Tod durch Atemlähmung. Als Faustregel gilt: 30 Gramm der Nadeln sind für einen Hund bereits tödlich. Welpen benötigen entsprechend weniger. Die Herbstzeitlose blüht zwar erst im Herbst, doch das Blattwerk, welches hochgradig giftig ist, treibt im Frühjahr und kann damit auch sehr gefährlich für unsere Tiere werden. Vor allem deswegen, weil es verblüffende Ähnlichkeit mit dem Bärlauch hat! Colchicin, das Gift dieser Pflanze, kann ab einer Menge von 10-20mg zum Tode führen, wobei hier die ersten Symptome nach ca 3-6 Stunden auftreten. Auch der Efeu, eine an sich immergrüne Pflanze, die aber im Frühjahr stark treibt, gehört zu den Giftpflanzen. Beeren, Blätter und Stängel sind aber nur bei hoher Dosis giftig.
Prinzipiell raten wir Ihnen bei dem geringsten Verdacht der Aufnahme einer dieser Pflanzen sofort in die Tierklinik zu kommen. Wenn die Aufnahme des Giftes nicht länger als 3 -4 Stunden her ist, können wir Ihre Lieblinge erbrechen lassen und so zumeist einen Großteil der Substanzen noch vor der Resorption aus dem Organismus entfernen. Und noch etwas sei erwähnt: Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, natürlich gibt es noch etliche andere Pflanzengifte. Wenn Ihr Hund also etwas Verdächtiges frisst, nehmen sie Pflanzenteile mit und kommen sie zu uns. Wir wünschen Ihnen einen wunderschönen Start in die warme, grüne, blühende Jahreszeit! Genießen sie die nun wieder längeren Tage mit Ihrem Liebling in der Natur! Ihr Team der Tierklinik Rodaun SCS SHOPPING intern 2/2016
info TIERKLINIK RODAUN Terminambulanz - dadurch haben alle 4-beinigen Kunden möglichst kurze und stressfreie Wartezeiten! Krankenstation - Labor Operationsraum Ultraschall von Bauch und Herz - schmerzfrei und einfach diagnostisch! Schwerpunkt sanfte Chirurgie und Laparoskopie Kompetente Beratung (Ernährung, VCerhalten...) Hormonambulanz: Schilddrüse, Diabetes & Co – erfolgreiche Therapien nach neuestem Stand der Wissenschaft! Bei Fragen oder Problemen mit Ihrem Liebling stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung! Tierklinik Rodaun Dr. Thomas Czedik-Eysenberg Ketzergasse 396 A-1230 Wien Tel: 01 / 88 90 222 E-Mail: tierklinik@rodaun.com
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