RWTH Aachen - Architektur B.Sc. Abschlussarbeiten 2019

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B. Sc. Abschlussarbeiten

RWTH

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B. Sc. Abschlussarbeiten


RWTH Aachen University Fakultät fßr Architektur

B. Sc. 2019 Abschlussarbeiten

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Inhalt

5

Ruderclub am Rursee, Eifel Lehrstuhl Baukonstruktion

15

Minimal Infrastructure, Piskera Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens

35

Mobile Fabrik Lehrstuhl für Individualisierte Bauproduktion

47

Stadtarchiv Stolberg, Am Zinkhütter Hof Lehrstuhl für Künstlerische Gestaltung

73

Ausblick Landschaftswandel, Garzweiler Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur

87

Spazio Condiviso, Tarent Lehr- und Forschungsgebiet Raumgestaltung

109

Waterfront, Havanna Institut für Städtebau und europäische Urbanistik

131

Scope House, Wohnen mit / in einer Maschine Lehrstuhl und Institut für Wohnbau und Grundlagen des Entwerfens



01

RUDERCLUB AM RURSEE Eifel Lehrstuhl Baukonstruktion Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hartwig Schneider

Juniorprofessur Werkzeugkulturen Prof. Dipl.-Ing. Carolin Stapenhorst, PhD Betreuung Dr.-Ing. Christian Schätzke

Rudern ist eine der ältesten Formen sich auf Binnengewässern fortzubewegen und seit Mitte des 19.Jahrhunderts eine beliebte Breitensportart. Auch die RWTH Aachen bietet auf der Anlage „Wildenhof“ in Woffel bach am Rursee die Möglichkeit zu rudern und verschiedene andere Wassersportarten auszuüben. Die Bauten des Wildenhofs aus den 1960er / 70er Jahren entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen einer modernen Wassersportanlage. Im Rahmen des Entwurfs soll daher für einen Ruderclub am Rursee ein prototypisches Gebäude entwickelt werden, das den vielfältigen funktionalen Anforderungen, die mit der Ausübung dieses Sports zusammenhängen (Lagerung und Wartung der Boote, Transport, Clubleben), gerecht wird und gleichzeitig das besondere Potenzial des Ortes architektonisch ausschöpft. Schwerpunkt der Anlage bildet der Sportbereich, der sowohl zur Aufbewahrung und Wartung der Boote dient. Die Bootshalle ist so zu konzipieren, dass unterschiedliche Bootsgrößen (Einer, Zweier, Vierer und Achter) und die zugehörigen Riemen oder Skulls gelagert werden können. Die Halle ist über ein oder mehrere Tore von ca. 3 x 3 m zu erschließen. Im Außenbereich ist ein Rüstplatz zum Reinigen und Fertigmachen der Boote vorzusehen. Der Clubbereich dient vornehmlich dem Aufenthalt und der Durchführung von Veranstaltungen und Festen der RWTH und ist als räumlich möglichst variable Zone zu planen.

Das Außengelände wird im Sommer auch von Campern genutzt. Daher sind die Sanitäreinrichtungen so zu konzipieren, dass sie von Campinggästen mitgenutzt werden können. Als Konstruktionswerkstoff ist die überwiegende Verwendung von Holz und Holzwerkstoffen vorgeschrieben. Die Kombination mit Stahlbeton und Stahl ist selbstverständlich möglich. Darüber hinaus ist eine Auseinandersetzung mit den Aspekten der Vorfertigung vor dem Hintergrund möglichst kurzer Bauzeiten aber auch hinsichtlich der Spuren, die ein Bau am Ort hinterlässt, notwendig. Im Außenbereich können die vorhandenen PKW-Stellplätze genutzt werden. Der Nachweis weitere Stellplätze ist nicht erforderlich. Fahrradstellplätze sind gemäß Raumprogramm nachzuweisen.


Ruderclub am Rursee Thomas Berger Der Wildenhof am Rursee beherbergt seit 1959 den Rudersport der RWTH Aachen. Er dient sowohl dem Training als auch als Campings- und Wochenendziel für Hochschulangehörige. Die Grundgedanken dieses Entwurfes liegen auf der klaren Trennung der verschiedenen Gebäudefunktionen, einem geschlossenem Baukörper sowie einer starken Interaktion mit dem Ort. Während der geschlossen wirkende Baukörper und die Fassade der saisonalen Nutzung und einer Integration in den Uferbereichs des Sees dienen, erlaubt die Fassade durch ihre Diaphanität die natürliche Umgebung auch im Innenraum zu erleben. Die klare und funktionale Raumaufteilung erleichtert auf der einen Seite die Ausübung des Rudersports, auf der anderen Seite laden die Clubräume für einen Aufenthalt und ein Clubleben ein.

5


B

WC H HAR

Technik

Campingküche

Kiosk Clubbereich

Schulungsraum

Müllraum

Sanitätsraum

Putzmittel

Büro

WC B WC D

A

Umkleiden D

Sanitär D

Sanitär H

Umkleiden H

A

B

+ 6,97 m

+ 6,97 m

+ 4,08 m

+ 3,05 m

+ 2,925 m

+ 2,25 m

B

OKFF ± 0,00 m

OKFF ± 0,00 m

OKG - 0,205 m

-0,505 m

Geräteraum

Bootshalle

A

A

10.3

11.1

11.2

Rüstplatz

11.3

B 11

OKFF - 4,505 m

- 4,845 m

- 5,485 m

- 5,885 m

B

OKFF ± 0,00 m

C

D

E

A

± 0,00 m

OKG - 0,205 m

10.3

11.1

11.2

11.3

11

6


Ruderclub am Rursee Niklas Häggmark Die zwei Baukörper bilden durch ihren gleichen Dachüberstand und die Materialwahl trotz konstruktiver Unterschiede ein Ensemble. Die Platzierung dieses Ensembles auf dem Grundstück schafft auf einer Seite einen ruhigen, von einer Baumgruppe abgeschlossenen Ort für Camper und Urlauber, und auf der anderen Seite einen großzügigen Freiraum, der als Rüstplatz für die Ruderboote wie auch als Wiese für alle nicht ganz so Ruhebedürftige dient. Dabei dient das Clubhaus als Barriere zwischen lärmender Erschließung und Ankunft, die aber durch den Grundriss mit vier Durchgängen aufgelockert wird und keine feste Grenze schafft. Es spielt mit dem steil zum Wasser abfallenden Gelände, indem es sich buchstäblich hineinlegt und seine Neigung im Dach aufnimmt. Das Bootshaus dahingegen steht fest verankert am Ufer, greift aber das Thema der Durchlässigkeit mit seiner offenen Fassadenschalung auf, wodurch permanente Durchblicke auf den Rursee gewährleistet sind und das Wasser auch hier durchschimmern kann.

7


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Ruderclub am Rursee Stephan Thumm

[Zeichnungstitel] Maßstab: 1:1000

C

1

B

B

A

A

C

Lageplan

Das von mir entworfene Gebäude zeichnet sich durch seine unmittelbare Nähe zum Wasser und seinen dennoch minimalen Eingriff in den Baumbestand aus. Die Dreischiffigkei teilt sich in zwei obere, nördliche und zur Zufahrt sowie zum Campingplatz ausgerichtete Schiffe und ein tiefer liegendes, südliches Schiff, welches in erster Linie den Clubbereich und einen Kiosk bzw eine Bar beinhaltet. Die westlichen Teile der Schiffe sind jeweils der Hauptuferstelle gewidmet, während sich die östlichen Teile eher zurückhalten und die Sanitärund Technikräume beinhalten. Getrennt werden diese Teile durch einen offenen Gang, welcher der Erschließung dient. Von  aussen jedoch sind die unterschiedlichen Funktionen der Bauten kaum zu abzulesen. Ein immer gleichbleibender Abstand der vertikalen Lattung in der Fassade sorgt für ein homogenes Äußeres. Der ansonsten sehr transparente Clubbereich direkt am Wasser lässt sich so bei gleichbleibendem Latten-Abstand durch eine Schiebe-Klapp-Vorrichtung schliessen und sich so vor Sonne und Wind schützen. Die Halle im oberen Bau ist lediglich durch die vertikale Lattung eingekleidet, was für eine hervorragende Luftzirkulation bei gleichzeitigem Schutz vor Sonneneinstrahlung sorgt.

9


Ansicht West

M 1:200

+5,32 +3,90 +2,92 +1,50 ±0,00

-1,80

Schnitt C-C

M 1:200

Ansicht Süd

M 1:200

+2,92 +1,50

-1,80

Schnitt A-A

M 1:200

+5,32 +3,90

±0,00

Schnitt B-B

M 1:200

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Ruderclub am Rursee Franziska Wilk Die Wassersportstätte “Wildenhof”, der RWTH Aachen bietet Studenten und Mitarbeitern die Möglichkeit am Rursee zu rudern, verschiedene Wassersportarten auszuüben und zu campen. Da das aktuelle Bestandsgebäude nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht wurde ein Gebäude entworfen, welches den funktionalen Anforderungen des Ortes gerecht wird. Mit der zurücknehmenden Platzierung auf dem Grundstück rahmt der Entwurf die Natur des Ortes. Um funktionale Anforderungen zu optimieren enstand ein Kalt- und ein Warmhaus. Die Bootshalle, das Kalthaus, bietet neben der Lagerung von Ruderbooten, Skulls, Riemen und einem Bootsanhänger, einen Werkstattbereich. Da mehrere Räume des Clubbereiches von vielen unterschiedlichen Nutzern gemeinsam genutzt werden, hat jeder Raum seine eigene Haustür. Um Flure zu vermeiden erfolgt die Erschließung über eine Loggia, welche gleichzeitig einen fließenden Übergang zwischen Innen und Außen herstellt. Dreh- und Angelpunkt des gesamten Entwurfes ist der Kiosk in der Mitte des Langhauses. Dieser wird von allen genutzt und stellt die Verbindung zwischen den verschiedenen Nutzergruppen her. Konstruktion und Fassade bestehen aus Lärchenholz. Um eine kurze Bauzeit zu gewährleisten besteht die Fassade aus vorgefertigten Elementen.

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+5,452

+5,452

+5,452

+2,95

+2,95

+2,95

±0,00

±0,00

±0,00

DACHAUFBAU

ELEMENTSTOSS

Faserzement Wellplatte unbeschichtet Windrispenverband diffusionsoffene Dichtungsfolie Sparrenpfetten 80/120 mm DACHAUFBAU dazwischen Wärmedämmung 90 mm Dampfsperre Faserzement Wellplatte unbeschichtet Bretterschalung Lärche 19,5/95 mm Windrispenverband Dachbinder 10/22 mm diffusionsoffene Dichtungsfolie Sparrenpfetten 80/120 mm dazwischen Wärmedämmung 90 mm Dampfsperre Bretterschalung Lärche 19,5/95 mm Dachbinder 10/22 mm DACHAUFBAU

Element Festverglasung 120/10 cm Element Wand 120/10 cm

Faserzement Wellplatte unbeschichtet Windrispenverband diffusionsoffene Dichtungsfolie Sparrenpfetten 80/120 mm dazwischen Wärmedämmung 90 mm Dampfsperre Bretterschalung Lärche 19,5/95 mm Dachbinder 10/22 mm

4,80 1,20

1,20

1,20

1,20

1,20

1,20

4,80 1,20

1,20

1,20

1,20

1,20

1,20

1,20

1,20

1,20

1,20

1,20

4,80 1,20

FASSADENSCHNITT CLUB M1:33

FASSADENSCHNITT CLUB M1:33

WANDAUFBAU ELEMENTSTOSS horizontal 15,5 mm Lärchenholzschalung Dampfsperre Element Festverglasung Wärmedämmung 45 mm 120/10 cm Element Wand 10 120/10 Flachpressplatte mm cm

Luftschicht 10 mm WANDAUFBAU Lärchenholzschalung horizontal 95/19,5 mm Lärchenholzschalung horizontal 15,5 mm Dampfsperre Wärmedämmung 45 mm Flachpressplatte ELEMENTSTOSS10 mm Luftschicht 10 mm Lärchenholzschalung horizontal mm Element Festverglasung 120/1095/19,5 cm Element Wand 120/10 cm WANDAUFBAU Lärchenholzschalung horizontal 15,5 mm Dampfsperre Wärmedämmung 45 mm Flachpressplatte 10 mm Luftschicht 10 mm Lärchenholzschalung horizontal 95/19,5 mm

BODENAUFBAU

ELEMENTSTOSS ECKPUNKT

Lärchenholzdielen 25/95 mm Flachpressplatte 20 mm Dampfsperre Nebenträger 100/200 mm BODENAUFBAU Randträger 120/200 mm dazwischen Wärmedämmung 200mm Lärchenholzdielen 25/95 mm diffusionsoffene Dichtungsfolie Flachpressplatte Spanplatte 20 mm 20 mm Dampfsperre Nebenträger 100/200 mm Randträger 120/200 mm dazwischen Wärmedämmung 200mm diffusionsoffene Dichtungsfolie Spanplatte 20 mm BODENAUFBAU

Element Festverglasung 115/10 cm Element Öffnungsflügel 115/10 cm Verbindungspfosten 10/10 cm allseitig Elementanschlusspunkte ELEMENTSTOSS ECKPUNKT

Lärchenholzdielen 25/95 mm Flachpressplatte 20 mm Dampfsperre Nebenträger 100/200 mm Randträger 120/200 mm dazwischen Wärmedämmung 200mm diffusionsoffene Dichtungsfolie Spanplatte 20 mm

Element Festverglasung 115/10 cm Element Öffnungsflügel 115/10 cm Verbindungspfosten 10/10 cm allseitig Elementanschlusspunkte

ELEMENTSTOSS ECKPUNKT Element Festverglasung 115/10 cm Element Öffnungsflügel 115/10 cm Verbindungspfosten 10/10 cm allseitig Elementanschlusspunkte

12 VERBINDUNGSDETAILS M1:15

VERBINDUNGSDETAILS M1:15



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MINIMAL INFRASTRUCTURE Piskera Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Anne-Julchen Bernhardt

Lehrstuhl Baukonstruktion Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hartwig Schneider Betreuung Dipl.-Ing. Milica Lopicic Dipl. Ing. Wolfgang Zeh

Das Projekt „Minimal Infrastructure Piskera” soll untersuchen, welche kleinstmöglichen Eingriffe vorgenommen werden müssen, um eine infrastrukturelle Ertüchtigung einer unbewohnten Insel im Nationalpark Kornaten zu erreichen. Das Entwerfen des Bootshafens der Insel Piskera, oder besser gesagt von Allem, was diese Marina in ihrer sehr empfindlichen Umgebung innerhalb der Kroatischen Kornaten unterstützt, wird uns vor die Herausforderung stellen, wie Einfachheit in etwas sehr Komplexes gebracht werden kann. Die Antwort wird in verschiedenen Maßstäben gesucht werden, im Hin- und Herspringen zwischen Makro- und Mikroebene, im Ausgraben schwer fassbarer Grenzen von Innen und Außen, von feinen Details und dem großen System, im stetigen Wechsel des Blickes zwischen Land und Meer und dem Ausloten einer funktionalen Schönheit in einer arkadischen Landschaft. Piskera ist eine kleine Insel innerhalb der Kornaten - einer unter Naturschutz stehenden Inselgruppe mit fast 150 Eilanden in der Kroatischen Adria. Die Kornaten sind - anders als ein Großteil der übrigen kroatischen Inseln fast nicht besiedelt. Lediglich ein Paar kleine Häfen machen die Inselgruppe zu einem einzigartigen Segelparadies. Bereits im Mittelalter waren weite Teile der Kornaten von Hirten und Bauern bevölkert. Piskera bildet mit seiner Nachbarinsel Vela Panitula in einer vom offenen Meer im Westen geschützten Meerenge einen idealen Ankerplatz. Mit

neuen Techniken im Fischfang wuchs auch die Rolle der Fischerei in der Region. Mitte des 16. Jhd. wurde auf Vela Panitula eine venezianische Festung errichtet. Dort wurden die Steuern der Fischer erhoben. Gegenüber entstand eine Siedlung mit über 30 Hütten, Lagerhäusern, und Docks, die nur im Sommer genutzt wurde. Eine bewegliche Brücke verband Piskera und Vela Panitula. Heute ist lediglich noch die 1560 eingeweihte, einschiffig Kirche in Gebrauch, Siedlung und Festung sind kaum noch zu erahnen. Viele Inseln der Kornaten werden von Trockensteinmauern geprägt. Die mörtellos aufgeschichtete Mauern dienten zur Abgrenzung von Weideflächen oder zur Terrassierung des Geländes. Ein Paar wenige Trockensteinmauern sind auch auf Piskera noch erkennbar. Auf Piskera gibt es bereits ein Paar Stege für Boote und die kleine ACI Marina Piskera. ACI ist der staatliche Betreiber vieler Marinas der Kornaten. In unterschiedlichen Größen und mit variierendem Serviceangebot sind die Marinas mit Versorgungszentren in einer vom Meer geprägten Landschaft, Ziele zwischen den unbewohnten Inseln, oft nur über das Wasser erreichbar. Behutsam soll diese Infrastruktur auf Piskera nun von Ihnen analysiert und ersetzt, verändert, erweitert oder überbaut werden.


Minimal Infrastructure, HRV Irina Baier In einer Bucht zwischen den kroatischen Inseln Piskera und Panitula Vela soll eine Marina entstehen. Wie viel Infrastruktur braucht es, um den Seglern einen minimalen Komfort zu schenken? Was soll ihnen darüber hinaus angeboten werden? Wie viel muss reglementiert werden und welche Verhaltensweise der Besucher kann durch die Architektur bereits vorgegeben sein? Der Segler wird von Wänden durch die linearen Steinformationen der Insel geleitet. Es entsteht eine Sequenz, die dem Besucher gerahmte Blicke auf die raue Schönheit der umgebenden Natur eröffnet. Sie leitet vorbei an einem Selbstbedienungsladen, Toiletten, Duschen und Waschbecken und wird überhöht auf der Plattform, wo ein Kamin in den kälteren Monaten unter dem Dach an der Wand einen minimalen Schutz vor den Elementen bietet. Die auf die Plattform überleitende Mauer geht auf dieser in ein Sprungbrett über, von dem aus die Segler in die Adria gleiten können. Während die Wände aus Beton und Kalkstein, aus dem auch die Inseln sind, bestehen, sind die andockenden Funktionen in einer Holzbalkenkonstruktion konzipiert. Ihr einziger Kontakt mit dem Boden erfolgt über die Wände und über Stützen im vorderen Bereich. Die Wände wiederum vermitteln die technischen Aspekte mit der Topografie. Sie laufen unterirdisch weiter und beherbergen Wassersowie Stromleitungen.

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Schnitt 1-1 M 1.200

Schnitt 2-2 M 1.200

Schnitt 3-3 Schnitt 3-3 M 1.50

M 1.100

2

3 4

4

1

Dachaufsicht ca. M 1.1000 Dachaufsicht M 1.200

3

1

2

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Primary Rocks, Piskera Yuil Chang Die Lage des Entwurfs ist unter dem Höchsten Punkt der Insel und führt zu einem Treffpunkt verschiedener Achsen. Das Temporäre Wohnhaus der Arbeiter wird auf eine Höhere Lage zwischen der Marina und dem neuen Entwurf verschoben und befi det sich nur zum Teil unter der Erde. Das Gebäude ist als Bindungsglied der neuen und der Alten Architektur zu sehen. Der Entwurf verbindet die bereits vorhandene Marina mit der Klippe, die davor nur vom Meer aus Entfernung zu sehen war. Diese beiden Achsen werden auch mit dem Meer verbunden, die man mit einer Treppe zu Fuß erreichen kann. Diese Achsen führen unterirdisch zu einer mit natürlichen Licht bestrahlten Rotunde. Alle Achsen befinden sich in verschiedenen Höhen des Untergrunds und man kann somit diese Ebenen nur durch eine Wendelrampe, die sich in der Rotunde befindet, erreichen. Diese Rampe ermöglicht eine besondere Interaktion der verschiedenen Besucher, die nur aneinander vorbei zu den verschiedenen Ebenen gelangen können. Die Rotunde ist ein Aufenthaltsort für alle Besucher, die gleichzeitig auch den Wert des Felsens durch das Licht betonen.

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Minimal Infrastructure Justus Dunkel Der Luxus von Zivilisation und Infrastruktur an einem abgelegenen Ort bringt Verantwortung mit sich. Die Mittelmeerküste bietet gerade in der Hochsaison der Marina genug regenerative Energie, deren Nutzung einen nachhaltigen Standort ermöglicht. Meerwasserentsalzung wird günstiger und energieeffizienter und stellt eine sinnvolle Möglichkeit der Wasserversorgung an diesem Ort dar. Die Marina verbraucht bis zu 30.000 Liter Wasser am Tag. Durch die mechanische Filterung von Grauwasser kann dieses ein zweites Mal benutzt werden. Um das Technik-Layout trotz der Differenzierung von Wassersorten simpel zu halten, wird für den Wassertransport die Topografie genutzt. Es gibt nur eine Pumpe, danach bewegt sich das Wasser durch die Lageenergie bergab. Der Wasser-Ablauf und der technische Leitungsstrang verlaufen quer über die Insel. Erschließungs-technisches Gegenstück zu den Leitungen bildet eine vom Hauptpier zur Hügelspitze führende Treppe, an der die Funktionen angeordnet sind. Am höchsten Punkt der Insel steht ein Vertikal-Windkraftwerk. Über die Treppe und die Gebäude zieht sich eine Pergola-Struktur, die die PV-Module trägt und die Wege beschattet. Die technischen Elemente, die in ihrer ersten Funktion der regenerativen Energiegewinnung dienen, werden gleichzeitig Teil der Architektur.

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ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

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ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

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Entwicklung Entwurf ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

Die Aufgabe sah den Entwurf einer Marina im kroatischen Kornati-Nationalpark auf der Insel Piskera vor. Die die Bearbeitung begleitende Kernfrage lautete: Was ist minimal notwendig und im Hinblick auf den Ort maximal zuträglich? Der vorliegende Entwurf untersucht das umfassende Raumprogramm der Marina im Hinblick auf die jeweiligen Anforderungen und ordnet die einzelnen Funktionen im Spannungsfeld zwischen reiner Funktionalität und absolutem Ortsbezug ein. Des weiteren wird der Versuch unternommen, den aus der Untersuchung resuktierenden Ansprüchen aller Bestandteile des Programms innerhalb einer Konstruktion gerecht zu werden. Statt sich einer klassischen Bruchsteinarchitektur im Sinne des Genius Loci zu bedienen, beherbergt ein Stahlskelettbau die Räumlichkeiten der Marina. Die Modularität und Flexibilität bietet technischen Funktionen effiziente Raum, der geringe Fußabdruck der Stahlstützen wahrt den Respekt vor dem Ort. Entscheidendes Kriterium ist jedoch die dem Skelettbau eigene Qualität der Modellierung des Übergangs zwischen Innen und Außen über die Ausfachung, die die Anforderungen der heterogenen Programmpunkte von Bootshalle bis Wohnen erfüllt und den Spagat zwischen Funktionalität und Ortsbezug meistert.

Lageplan - M 1:1250

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Lennard Flörke

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Minimal Infrastructure, Piskera

Perspektive Marina

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Perspektive Restaurant


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Grundriss Marina OG - M 1:100

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Grundriss EG Restaurant - M 1:100

Fassadenschnitt Marina - M 1:20

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2

4

EXTENDABLE SURFACE 4

RETRACTABLE BOXES: STANDART BOX COOL BOX FREEZER BOX CHECKOUT BOX

ROTABLE SYSTEM

TOILET WASHBASIN WASHING MACHINE SHOWER

2.5

4

6 SQ M COVERS ELECTRICITY REQUIREMENT FOR A BOAT / SUPPLEMENTARY ELECTRICITY GENERATION FOR UNITS

SHELF SYSTEM

5

ELECTRICITY AND WATER CONNECTIONS FOR BOAT

PV - SURFACE

DOCK

DOCK MODULE

STORAGE MODULE

SANITARY MODULE

Adaptable Floating Marina Andrea Nyc

RIJEKA

PULA

NOVALJA

ZADAR

MUTHER

KORNATI

SIBENIK

SPLIT

3RD YEAR

PISKERA SUMMER S 1 : 10 000

COAST OF CROATIA S 1 : 250 000

PV - SURFACE

PV - SYSTEM

COVERS ELECTRICITY REQUIREMENT FOR THE TECHNIC

TRANSFORMER AND BATTERY

BOLT SYSTEM 7.08

2.5 16.65

7.08

WASTE TREATMENT SYTEM

EVAC UMCC MULTI CHAMBER COMPACTOR 2,1x1,2x0,9M REDUCES VOLUME ABOUT 90%

SOLAR TERMAL SYSTEM HEAT EXCHANGER AND BUFFER STORAGE 4

TECHNIC IS ANCHORED BY PNEUMATIC SYSTEM

WASTE WATER SYSTEM EVAC MBR 2K 1,4x2,5x2,2 M

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Auf der Insel Piskera, Kroatien stehen die Gebäude mehr als die Hälfte des Jahres leer. Dem wirkt die Adaptable Floating Marina entgegen. Aus sieben Schwimmmodulen kann eine Vielzahl an Nutzungen, an einem beliebigen Ort auf dem Meer, in der gewünschten Größe erschaffen werden. Im Sommer liegt die Marina vor Piskera, im Winter kann man sie in anderen Formationen vor der Küste Kroatiens finden Die Marina besteht aus 5 Wachstumsstufen, angefangen mit einem Steg, ausgelegt auf 21 Boote und einem Grundstock an Elementen: Rezeption, Shop, Freizeitangebote, Restaurant und Mitarbeiterunterkunft. Je Wachstumsstufe kommt ein Steg hinzu, sowie die Elemente um Module erweitert werden. Basis eines jeden Elements ist die Technikplattform, welche zum Verweilen einlädt und die Marina autark werden lässt. An diese lassen sich durch Bolzenverbindungen schnell und einfach Module angliedern. Alle Module sind multifunktional nutzbar, dank einer Vielzahl an Subsystemen. Es gibt die Technikplattform, das Stegmodul (mit Steckbrett), das Lagermodul (mit Regal-Box-System), das All-In-One Bad (WC, Waschbecken, Waschmaschine und Dusche), Das Aufenthaltsmodul (mit flexible Wandelementen, klappbaren Tischen, Schlafsofas und Stuhlbänken), das Küchenmodul, und die Basis (als Vermittler).

WATER TREATMENT, DESALINATION 4

DIAMENTER 4M

WATER TANK

BRIDGE

CONNECTING SYSTEM TECHNIC MODULE S 1:100

23

TECHNIC MODULE


2

2.5

4

FLEXIBLE CHAIR / BENCH SYSTEM

CONNECTING MODULE

4.6

5

4

10 FOLDABLE CHAIRS BECOMES 1 BENCH

SOFA - BED

FOLDABLE TABLES

KITCHEN MODULE

RESIDENCE MODULE

1ST STAGE OF GROWTH = 1 PIER = 21 BOATS COMPLETE MARINA = 5 STAGES OF GROWTH = 105 BOATS

PIER

BASE

ORGANISATION RECEPTION, SHOP, ACTIVITIES

RESTAURANT

DWELLING

1ST STAGE OF GROWTH 1 PIER ORGANISATION: RECEPTION: SHOP: ACTIVITIES:

1 TECHNIC + BRIDGE 2 BASES 1 RESIDENCE MODULE 1 STORAGE MODULE 1 RESIDENCE MODULE 3 EMPLOYEES

RESTAURANT:

1 TECHNIC + BRIDGE 3 BASES 2 RESIDENCE MODULES 2 KITCHEN MODULES 1 STORAGE MODULE 2 DOCK MODULES 1 SANITARY MODULE 2 EMPLOYEES

DWELLING:

1 TECHNIC + BRIDGE 3 BASES 4 RESIDENCE MODULES 1 KITCHEN MODULES 1 STORAGE MODULE 1 DOCK MODULE 1 SANITARY MODULE

USE LAND AS CONNECTION

MARINA S 1:100

2ND STAGE OF GROWTH +1 PIER ORGANISATION: RECEPTION: SHOP: ACTIVITIES:

+ 1 BASE + 1 STORAGE MODULE + 1 STORAGE MODULE + 2 EMPLOYEES

RESTAURANT:

+ 1 BASE + 2 RESIDENCE MODULES + 2 KITCHEN MODULES + 1 STORAGE MODULE + 2 EMPLOYEES

DWELLING:

+ 3 BASES + 3 RESIDENCE MODULES + 1 KITCHEN MODULE + 1 STORAGE MODULE + 1 SANITARY MODULE

3RD STAGE OF GROWTH +1 PIER ORGANISATION: RECEPTION: SHOP: ACTIVITIES:

+ 1 BASE + 1 DOCK MODULE + 1 STORAGE MODULE + 1 STORAGE MODULE

RESTAURANT:

+ 3 BASES + 2 RESIDENCE MODULES + 2 KITCHEN MODULES + 1 STORAGE MODULE + 1 SANITARY MODULE + 2 EMPLOYEES

DWELLING:

+ 1 RESIDENCE MODULE

4TH STAGE OF GROWTH +1 PIER ORGANISATION: RECEPTION: SHOP: ACTIVITIES:

+ 1 STORAGE MODULE + 1 RESIDENCE MODULE

RESTAURANT:

+ 1 BASE + 1 RESIDENCE MODULE + 1 KITCHEN MODULE + 1 STORAGE MODULE + 1 EMPLOYEE

DWELLING:

+ 1 BASE + 1 RESIDENCE MODULE

5TH STAGE OF GROWTH +1 PIER ORGANISATION: RECEPTION: SHOP: ACTIVITIES:

-

RESTAURANT:

+ 1 RESIDENCE MODULE + 1 KITCHEN MODULE + 1 EMPLOYEE

DWELLING:

-

GROWTH OF MARINA S 1:500

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Minimal Infrastructure, Piskera Teresa Schreer Während der Exkursion zeigte sich, dass sich die Schönheit des Nationalparks Kornaten besonders über die Abgeschiedenheit und über die wenigen menschlichen Eingriffe definiert. Eine besondere Stille umgab immer wieder die Inseln. Mit einer Intervention auf diesen Inseln soll immer gewährleistet sein, dass die Natur so gut es geht unberührt bleibt und der Charakter nicht verändert wird. Somit sieht das Konzept vor, eine minimale Infrastruktur zu errichten, die sich an einem Ort verdichtet und somit den Eingriff auf ein Minimum beschränkt. Das neue Hauptgebäude der Marina reiht sich an die vorhandenen Stege an und bildet einen Übergang von Land zu Wasser. Durch diese Intervention ist es möglich die vorliegende Natur in ihrer Ursprünglichkeit zu erleben.

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Minimal Infrastructure, Piskera Anna Schwaab Die Inselgruppe Piskera befindet sich im Nationalpark Kornati, welcher vor der Küste Kroatiens einzuordnen ist. Sie beteht aus einer großen und einer etwas kleineren Insel, sowie vielen kleinen. Zur Zeit kann man dort sechs Anlegestege für Segelboote, ein kleines Angebot an Restaurant, einer Info und einem kleinen Schop vorfinden. Außerdem befindet sich dort noch Toiletten und Duschräume, private Wohnungen für die Arbetier und private Häsuer auf der gegenüberliegenden Seite. Die Bestandsbauten sind allerdings recht heruntergekommen und müssten erneuert werden. Der neue Entwurf einer minimalen Infrastruktur soll die Möglichkeit erschaffen, dass die Menschen einen Einblick in die Welt der Kornatis bekommen, ohne das unter Naturdenkmal stehende Gebiet zu beschädigen. An einer schmalen, aber sehr rauen Stelle über quert der rund vierhundert Meter lange Steg die kleinere Insel Otok Vela Panitula. An dieser Stelle wird die Struktur des menschlichen Eingriffs in die Natur eingebettet und schmiegt sich somit an den Felsen an. Die langgestreckte Stahlkonstruktion macht den Kontrast zwischen Mensch und Natur deutlich. Gleichzeitig ist der skelletartige Bau sehr blick durchlässig und wirkt auf die Ferne sehr filigran. Der Fußabdruck des Menschen bleibt somit so minimal, wie möglich.

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Minimal Infrastructure, Piskera Laura Weber Die Inselgruppe Piskera liegt am am Rand des Kornati Nationalpark in Kroatien. Dort gibt es eine kleine Marina, die im Sommer von Segelyachten angefahren werden kann und als Anlegestelle für die Nacht dient. Die Marina ist aufgrund der klimatischen Bedingungen der Adria momentan nur halbjährig geöffnet und verweigert den Tourismus im Winter, da der Nationalpark nur per Boot zu besuchen ist. Das Projekt beschäftigt sich mit dem Klima und untersucht die Möglichkeiten, mit denen die Marina das ganze Jahr genutzt werden kann, sodass die Infrastruktur nachhaltig ausgelastet ist. Nachdem die Marina den natürlichen Schutz der Topographie der Inseln ausnutzt, bildet ein Steg in Form eines Kreises eine Verbindung zwischen den einzelnen Inselteilen. Diese sind sonst nur per Schlauchboot erreichbar. Die Gebäude die auf dem ringförmigen Steg stehen sind wandelbar. So kann die Marina auf die Klimaunterschiede und die unterschiedliche Auslastung, die im Jahresverlauf auftreten, reagieren. Die Dächer der Gebäude sind verschiebbar, sodass ein Gebäude sich in seiner Größe fast verdoppeln kann und gleichzeitig luftiger wird. Ein Gebäude kann also seinen kompletten Charakter verändern und sich auf die jeweils geforderte Atmosphäre anpassen.

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Teilschnitt M 1:20

Marina, Piskera Katharina Weyde Der Entwurf stellt die neue Grenze zwischen Land und Wasser dar. Der erste Kontakt mit festem Boden, nach einem langen Tag auf See, wird hier durch die architektonische Formensprache nobilitiert. Ein Säulengang schmiegt sich an die Geometrie der Insel an, durch die Krümmung erscheint es als würde der Gang ins Unendliche weitergehen. Dahinter befinden sich die Funktionen der Marina, darunter Rezeption, Versorgung, Schlafräume, Müll, Waschräume, Laden und Restaurant. Während sich die Erschließung zum Wasser hin orientiert, sind viele der Räume zum Hang hin ausgerichtet um für eine optimale Belichtung zu sorgen. So entsteht eine schützende Wand zum Meer hin, unterstützt durch die raue Materialität des Betons. Auch der massige Sockel schafft eine bestimmende Kante und grenzt sich vom Wasser ab, dann wiederum tritt ein vorgelagertes Podest in stetigen Kontakt mit diesem. Die Wellen um- und überspülen die Stufe, man kann hier sitzen, sich abkühlen und das Meer erfahren. Am Ende mündet die Stufe in das steinige Ufer der Panitula Vela, von hier kann man seinen Rundgang über die Insel fortsetzten. Das begrünte Dach hält alle Funktionen zusammen und lässt die Marina auch von oben betrachtet mit der Umgebung verschmelzen.

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Teilschnitt


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03

MOBILE FABRIK

Lehrstuhl für Individualisierte Bauproduktion Univ.-Prof. Dr. techn. Sigrid Brell-Cokcan

Lehr- und Forschungsgebiet Nachhaltigkeit im Metallleichtbau Univ.-Prof. Dr.-Ing. Markus Kuhnhenne Betreuung Rushi Dai

Die Logistik einer Baustelle ist immer wieder eine große Herausforderung für Architekten. Unter Anderem birgt die Fertigung unterschiedlicher Bau- und Gebäudeteilen auf der Baustelle ein hohes Fehlerpotential. Eine Vielzahl von Faktoren führen nicht selten zu Verzögerungen im Bauablauf. Viele dieser Faktoren lassen sich durch eine werkseitige Vorfertigung eliminieren. Eine trockene und aufgeräumte Umgebung, die ausreichend Platz für die zu fertigenden Bauteile bietet, sowie Maschinen, die auf einer Baustelle aus unterschiedlichen Gründen nicht betrieben werden könnten, ermöglichen eine präzise Vorfertigung von Elementen, die auf der Baustelle lediglich montiert werden müssen. Der Nachteil dieser Vorfertigung liegt im Transport. Je größer die vorfabrizierten Elemente, umso komplexer und in der Regel auch kostspieliger ist zumeist der Transport auf die Baustelle. Allerdings gilt auch, je größer die Elemente, bzw. je weniger Einzelteile es gibt, umso schneller und meistens einfacher die Montage bauseits. Eine mobile Produktion ist die Antwort auf diese logistischen Herausforderungen. Die automatisierte Fabrikation von Elementen oder Gebäudeteilen auf der Baustelle reduziert die Transportkosten und bietet durch die „just - in time“ - Produktion die Möglichkeit auf Änderungen und Schwierigkeiten einzugehen, die zum Beispiel aus Bautoleranzen resultieren. Die Bandbreite potentieller Aufgabenbereich

mobiler Fabriken reicht dabei von der Fabrikation von Einzelteilen über die Herstellung von Elementen bis zur Montage und unmittelbaren Fertigung des Bauwerks. Bei der Planung von mobilen Produktionsstätten sind detaillierte Überlegungen zum Ablauf unerlässlich. Diese beginnen mit dem Transport der mobilen Einheit und der benötigten Materialien. Anschließend folgt der Aufbau der mobilen Fabrik. Ebenso wie im späteren Fertigungsprozess sollte die Frage nach den nötigen Handgriffen, die von einem Bediener erfolgen müssen geklärt werden. Der Produktionsprozess definiert notwendige Logistikflächen, die bereits bei der Aufstellung berücksichtigt werden müssen. Für eine reibungslose Fertigung muss jeder Schritt im Ablauf der Fabrikation durchdacht werden. Das Ziel der Arbeit ist die Ausarbeitung eines Projekts zur automatisierten (ggf. robotergestützten) mobilen Produktion, Bearbeitung und ggf. Montage. Dabei sind mögliche Einsatzbereiche im Rahmen des Themenfeldes Leichtmetallbau/Instandhaltung an das gewählte Projekt angepasst frei wählbar. Die Bearbeitung umfasst neben der Darstellung der Produktions- und Bearbeitungseinheit in geeignetem Maßstab die Planung des Fertigungsprozesses.


Materialien recyclen

Mobile Factory, Aleppo Lívia Farkas Bei Collect & Sort Factory (CSF) war die Leitidee zerstörte Gebiete kurzfristig bewohnbar zu machen. Die Funktionsweise ist ganz einfach. Um ein Haus zu bauen, braucht man Steine und Mörtel. Die sind auch im Gebiet vorhanden. Allerdings in der Form von Trümmern und zusammengemischt. Wenn sie sortiert werden, ist eine Neuverwertung möglich. Das übernimmt die Fabrik. Sie wird in zwei 20 ft Containern geliefert, in einem die Fabrik selbst, in dem anderen die nötigen Werkzeugen und Materialien. Die Brocken werden durch das Förderband in den ersten 20 ft Container geführt, um dort sortiert zu werden. Das erfolgt durch die Umlenkrollen. Je nach Größe fallen sie in den entsprechenden Abfallcontainer. Es wird nach Sand, kleinen, mittleren und großen Steinen getrennt. Der Sand wird später mit Zufuhr von Wasser und etwas Zement zum Mörtel gemacht und aus den sortierten Brocken kann das Haus gebaut werden. Die Steine, die größer als 60 cm sind, landen am Ende des Sortierbands unter einem Hydraulikhammer, der den Stein in kleinere Stücke schlägt. Die Fabrik wird durch Sonnenenergie betrieben. Auf der unteren Seite des Bodens befinden sich Energiespeicher. Durch die Aufladung der Batterien kann die Fabrik bei schlechterem Wetter auch laufen.

Unsortierte Steine in die Fabrik

Sand wird rausgefiltert

Zum 2 Teile Sand: 1 Teil Zement + Wasser

Komponente zum Sand hinzufügen

- Materialien: Wasserbedarf: 4,5 l pro 15,5 l Mörtel Wassertanwagen Kapaz.: 20.000 l Wasser Mörtel pro m2: 19 l/m2 => 68.000 l Mörtel mit einem Wassertransport

Auf die Mauerwerk aufbringen

Trocknen lassen Wassertransporter

Wie kommt man hin?

Prozessdiagramm Prozessdiagramm

35

- Wie wird es gemacht? Die unsortierte Materialien in die Fabrik reinladen. - Wie funktioniert es? Je nach Größe und Form die Steine sortieren und der Sand trennen. Später alles in die Wand einbauen und mit Mörtel zusammenhalten. - Mörtel aus dem Sand Der Mörtel wird aus dem Sand aus der Fabrik zugemischt. Das nötige Wasser wird von dem nächsten Fluss, etwa 40 km, zur Stadt mit einem Wassertransporter geliefert.

Wege überprüfen

Fabrik transportieren

aufbauen und hochfahren

Material sammeln

Material reinfüllen

Material nach Größe sortieren

Zu große Steine kleiner schalgen

Mörtel zumischen

Mit Mörtel die Steine kleben

Schicht für Schicht bauen

Sand und Steine getrennt lagern


2.47

2.47

Hydraulikhammer um große Steine zu zerkleinern

1.90

1.90

2.59¹

2.59¹

Hydraulikhammer um große Steine zu zerkleinern

Förderband für sortierte Materialien Förderband in die Fabrik

Förderband für sortierte Materialien

Stromspeicher bis zu 120 kW

Stromspeicher bis zu 120 kW

1.31⁵

1.31⁵

Förderband in die Fabrik

Abfallcontainer für sortierte Materialien

Abfallcontainer für sortierte Materialien

Direkte Verarbeitung der Materialien

Direkte Verarbeitung der Materialien Gemischte Steine

Gemischte Steine

Fabrik Ansicht

0

0

1

2

1

2

3

3

4

5

4

1.83³

21⁷

2.43⁸

1.20

1.20

6.05⁸

1.00

etrieb Ansicht M1:25Fabrik im Betrieb Ansicht M1:25

Sortierband mit Umlenkrollen, Abstand: 2-60 cm

Sortierband mit Umlenkrollen, Abstand: 2-60 cm

1.06

Fabrik Grundriss

10

1.06

10

1.06

10

1.06

Fabrik Grundriss M1:25

1.40²

0

1

2

3

4

5

Zusätzliche nötige Geräte mittransportiert

PV-Anlagen 5 x 2 m²

Technische Daten Sortierband: etwa 3,2 kWh Breite 1,20 m Abstand zwischen den Umlenkrollen Sand bis 2 cm klein 2 - 7 cm mittel 7- 20 cm groß 20 - 60 cm

Elemente der Fabrik auseinandergebaut

Hydraulikhammer für große Steine: gesamt 40 x 40 x 90 cm Meissel-Länge 38 cm Meisseldurchmesser 4 cm bis zu 10 kWh Betonmischer: 0,5 kWh Solarzellen: LxB 1x2m ges. Fläche 10 m2 produziert in einer Stunde 10 kW Stromspeicher: Lithium-Ion-Batterie LxBxH 36,2 x 19,3 x 35,5 cm Kapazität 5kW/Stück 6x4 Stück 120 kW

Fabrik Transportschnitt Fabrik Schnitt im Transport M1:25

0

1

2

3

4

5

Steinbruch

Technische Daten

Steinbruch

Die gewonnene Steine aus einemaus Steinbruch sind in der Regel von Die gewonnene Steine einem Steinbruch sind in ganz kleiner bis zu ganz großer Form zu finden. Allerdings um sie der Regel ganz müssen kleinerdiebis zu sortiert ganz werden. großer Form später benutzenvon zu können, Steine Dafür eignet sich die Fabrik mit seiner Sortierund Zerkleinerungszu finden. Alle dings um sie später benutzen zu funkion gut.

Sortierband: etwa

3,2 kWh

Breite

1,20 m

können, müssen die Steine sortiert werden. Dafür eignet sich die Fabrik mit seiner Sortier- und Zerkleinerungsfunkion gut.

Abstand zwischen den Umlenkrollen Sand bis

2 cm

klein

2 - 7 cm

mittel

7- 20 cm

groß

20 - 60 cm

Hydraulikhammer für große Steine: gesamt

40 x 40 x 90 cm

Meissel-Länge

38 cm

Meisseldurchm.

4 cm

bis zu

10 kWh

Betonmischer:

0,5 kWh

Ackerfeld Ackerfeld Bei einem Acker ist oft das Problem, dass das Feld voll mit Steinen

Bei einem Acker ist oft das Problem, dassdiedas Feld in allen möglichen Größen zu finden sind. Die müssen Bauern meistens entsorgen,in daallen sie dasmöglichen Feld unnutzbar machen. zu finden voll mit Steinen Größen Mit der Fabrik könnten die Steine sotriert und von Ort für Scheune sind. Die müssen die Bauern meistens entsorgen, oder Lager benutzt werden. da sie das Feld unnutzbar machen. Mit der Fabrik könnten die Steine sotriert und von Ort für Scheune oder Lager benutzt werden. Bau von Wände und Häuser

Bau von Wände und Häuser

Bei dem Bau von Häusern oder Wände können ganz leicht und schnell die Bauteile und zugemischt werden. So ist Bei dem Bau sortiert von Häusern oder(Mörtel) Wände können es möglich, eine schnelle Produktion von nötigen Bauten zu schafganz leicht und schnell die Bauteile sortiert und fen.

Solarzellen: LxB

zugemischt (Mörtel) werden. So ist es möglich, eine schnelle Produktion von nötigen Bauten zu schaffen.

1x2m

ges. Fläche 10 m

2

produziert in einer Stunde

10 kW

Mauerwerk

Stromspeicher:

Mauerwerk

Lithium-Ion-Batterie

Ein Mauerwerk muss nicht ausund der klassischen ist, sind die nach größe sortierte Steine Mörtel um alles zusammenzuhalten.bestehen. Was nur nor gebraucht ist Kreativität um das MauBauweise Es kannist,mit einer freien Bauart erwerk vervollständigen. geplant werden. Alles was dazu nötig ist, sind die nach größe sortierte Steine und Mörtel um alles zusammenzuhalten. Was nur nor gebraucht ist, ist Kreativität um das Mauerwerk vervollständigen.

LxBxH

36,2 x 19,3 x 35,5 cm

Kapazität

5kW/Stück

6x4 Stück

120 kW

Ein Mauerwerk muss nicht aus der klassischen Bauweise bestehen. Es kann mit einer freien Bauart geplant werden. Alles was dazu nötig

36

5


Kletterfassade Pia Viktoria Körzdörfer Abgesehen von der Bauindustrie entwickeln sich andere Industriezweige heutzutage rasant und immer mehr Produktionsschritte werden automatisiert. Grund dafür sind viele Problempunkte, die weitgehend nur auf Baustellen vorhanden sind, wie sich stark verändernde, verschmutzte Arbeitsatmosphären, sowie das Reagieren auf und Ausgleichen von auftretenden Fehlern. Es entstehen Ungenauigkeiten, der Bauprozess gerät oft ins Stocken oder die bisher weit verbreiteten Technologien sind auf Baustellen gar nicht erst installierbar und damit nicht nutzbar. Seit den 19 80er Jahren gibt es nichtsdestotrotz Versuche der In-Situ Fabrication mit eingebunden Construction Robots. Hierbei wird versucht, die aufkommenden Probleme geschickt zu lösen, um die automatisierten Prozesse in die Arbeit auf Baustellen zu integrieren und einen Mehrwert daraus ziehen zu können. In dieser Arbeit wird die Montage von vorgesetzten Fassaden genauer untersucht, um hierfür eine neue Technologie zu entwickeln. Durch Kombination verschiedener bereits vorhandener Systeme und die Abstimmung auf die gegebene Bauaufgabe konnte so eine deutliche Verbesserung des Prozesses erzeugt werden. Die Montage verläuft nahezu komplett automatisiert und nur noch wenige Arbeitende werden zur Kontrolle der Baustelle benötigt.

37

1.Einsetzen des Kletterwerks

2. Anschluss an Hydraulikaggregat

3. Umsetzvorgang

- Einfaches Einsetzen und gute Handhabung

- falscher Anschluss durch Schnellkupplung ausgeschlossen

- Umsetzvorgang in 50 cm Schritten

- Aufsetzen auf Bolzen des Kletterschuhs

- Positionieren in Nähe des Kletterwerks

- Einfache Bedienung über Steuerelement

- Positionieren innerhalb der Kletterschiene

- Einmaliges Einschalten pro Kletterabschnitt


Anbringung der vorgesetzten Fassade an bestehenden Gebäuden wenig Platzbedarf notwendig Einrichten der Baustelle nach Anlieferung der benötigten Materialien

Piktogramm Drohne

Beispielhafte Baustellensituation

Haftung des Kletterroboters an Fassade durch Elektroadhesion 3-achsig um Hindernisse überwinden zu können 2 Walzenpaare pro Achse um Richtungsänderungen zu ermöglichen Reinigung des Roboters nach einem Steigvorgang notwendig

Piktogramm Kletterroboter

Beispielhafte Überwindung von Hindernissen des Kletterroboters

Einarmroboter auf Transport-plattformen um flexibel an der Fassade arbeiten zu können Einsetzen der Pfosten in bereits montierte Kletterschuhe Bereitstellen der Module durch Menschen nötig

Piktogramm Endeffektor Einarm oboter

Baustellensituation auf Bodenniveau

Einsetzen und Anschließen des Kletterwerks an Hydraulikaggregat durch Menschen notwendig pro Kletterscheibe ein hydraulischer Heber einfache Positionierung durch Aufsetzen auf Kletterschuh und Sichern gegen Wegrutschen mit Sicherungsklinke schmutzunempfindliche Geräte

Piktogramm Hydraulikaggregat mit Kletterwerk

Systemabschnitt während erstem Umsetzvorgang

Scanvorgang durch Drohne mit integrierter Kamera Übertragung der Daten um Montageprozess am PC zu überwachen Vorrichtung an Drohne um Startvorgang zu erleichtern

Detail Drohne beim Scanvorgang

Einfache Ausführung Endeffektor

des

Vorbohren der Löcher, sowie Einschrauben der Sicherheitsanker durch Endeffekto Kletterschuhe angehängt, um Moment gering zu halten Haken lässt Kletterschuh durch Drehbewegung des Endeffektors lo

Detail Anbringung des Kletterschuhs durch Kletterroboter

Montieren der Fassade durch zwei Einarmroboter erster Roboter nimmt Fassadenmodul auf und positioniert es an Führungsschienen zweiter Roboter verbindet Führungs-schiene mit Fassadenmodul

Montage der Fassadenmodule durch Einarmroboter

hyraulischer Umsetzvorgang in 50 cm Schritten Geschwindigkeit 0,4m/min

von

Umsetzvorgang pro Systemabschnitt anschließend Montage weiterer Fassadenmodule bis gewünschte Höhe erreicht ist

Umsetzvorgang nach Montage des fünften Systemabschnitts

38


Mobile Fabrik Larissa Lindenthal Die Aufgabe war, eine Mobile Fabrik für einen Prozess zu entwickeln, der auf der Baustelle ausgeführt und somit verbessert werden soll. In meiner Mobilen Fabrik wollte ich eine Dachkonstruktion entwickeln, die sich individuell an Bestandsgebäude anpassen kann und diese somit erweitert werden können. Die Konstruktion wird durch ein System realisiert, das vom Mero-System abgewandelt wurde und somit individueller und anpassbarer sein soll. Als Beispielobjekt habe ich mir die Messehalle 12 in Frankfurt ausgesucht, die erst 2018 fertiggestellt wurde, da mehr Messegebäude auf dem Gelände benötigt wurden. Durch die Flexibilität der Konstruktion lässt sich diese wunderbar an das Gebäude anpassen und auf dem Flachdach können so neue Räume für Büros, Gewerbe oder auch Ausstellungen geschaffen we den.

39


40


Hexaform Tim Schumann Freiformen in der Architektur sehen spektakulär aus- sind konstruktiv aber häufig ein Desaster. Konstruktionen, die heute aus komplexen, individuellen und massigen Strukturen bestehen, löst Hexaform mit einer modularen und sehr leichten Bauweise. Hexaform ist ein Bausystem für Freiformen, welches auf der Automatisierung von Blechfaltung basiert. Die Grundlage bilden vorfabrizierte Hexagonpyramiden, die zu einer Gesamtstruktur vernietet und mit einem Stabwerk ausgesteift werden. Die einzelnen Pyramiden werden von Robotern leicht außeinander- oder zusammengefaltet. So ergibt sich eine räumliche Faltung, die sich nach den Prinzipien des Origami richtet. Mit der präzisen Abstimmung der einzelnen Faltvorgänge entsteht eine räumliche Freiformfläche aus Pyramiden. Das Stabwerk is ebenfalls eine variabele Struktur: mithilfe von Gewindestäben kann die Länge des Stabes verkürzt oder verlängert werden und kann somit auf die veränderten Abstände der räumich gekrümmten Pyramidenstruktur reagieren. Der Vorgang der Faltung und Vormontage wird in einer mobilen Fabrik ausgeführt, die vollständig automatieriert ist. Da sämtliche Bauteile in ihrer Form und Länge erhalten bleiben, ist Hexaform vollständig demontierbar und eignet sich daher für temporäre wie stationäre Freiformkonstruktionen.

41


42


Sandwichmaker, mobil Lukas Wever Der Sandwichmaker ist eine mobile Fabrikationseinheit, die Sandwichelemente vor Ort produzieren kann. Die Besonderheit liegt darin, dass der Sandwichmaker nicht nur rechteckige Elmente herstellen kann, sondern auch individuelle Formen. Außerdem können die Elemente zusätzlich mehrachsig gekrümmt produziert werden. Dies ist im Werk momantan nicht möglich. Durch die Fabrikation vor Ort können erhebliche Transportkosten gespart werden, da das Produktvolumen signifikant höher ist als das der Rohmaterialien. Bei gekrümmten Elmenten ist die Diffe enz zwischen Roh- und Produktvolumen noch größer. Zu den gesparten Transportkosten kommt der verringerte Logistikaufwand auf der Baustelle hinzu. Mit dem Sandwichmaker kann nämlich nach dem “Just in Time” Prinzip gearbeitet werden und eine Kostenexplosion durch Logistikfehler, wie z.B. bei der Elbphilharmonie in Hamburg, kann verhindert werden. Eine mögliche Anwendung hätte der Sandwichmaker bei der Walt Disney Concert Hall gehabt, da der Bauprozess durch die direkt in das Bauteil integrierte Dämmung und die indiviuell vor Ort gefertigten Bauteile eine höhere Effizien gehabt hätte. Durch den Formfaktor eines 40 Feet Container ist der Sandwichmaker, jedoch per Schiff oder LKW überall einsetzba .

Polyol

Blechhaut

[hier: Aluminium]

Dämmkern

wird aus Mineralwolle oder Polyurethan hergestellt [hier: Polyurethanhartschaum; Polyurethanhartschaum entsteht durch Polyaddition von einem Polyol und einem Polyisocyanat]

Blechhaut

[hier: Aluminium]

Polyisocyanat

CO2

in Masse industriell produzierbar Elemente

73,75 m³ Rohvolumen in mobiler Fabrik produzierbare Elemente

Verarbeitung Variabilitätsbeispiel für Vielfältigkeit der mobilen Fabrik:

theoretisch sind alle diese Elemente inklusive der Kopfkrümmung in der mobilen Fabrik in kurzer Zeit und kleinem Transportaufwand produzierbar

265,581 m³ Produktvolumen

Produktion vor Ort --> kein zusätzlicher Transport der Bauteile vom Werk zu Baustelle nötig! 43


Walt Disney Concert Hall 111 S Grand Ave, Los Angeles, CA 90012, USA Eröffnet: 23. Oktober 2003 Architekt: Frank Gehry

Schnitt A-A M 1:20 0

Legende

1

Rohmaterial

Formgebung

Transport

14

6

1

Rohmaterial

7

3

Formgebung

2

2

8

9

2

2.525

2

8

9

Entsorgung

30

29

18

13

26

18

20 22

16 13

20

21 28

25

10

11

1.050

19 17

14

7

3

Zuschnitt + Fügen

25

17 14

6

1.165

Transport

16

4.000

17

7.150

17

12.200

20

29

18

13

28

18

20

14

1.165 30

22 13

1.165

1.050

7.150

4.000

1.165

12.200

Grundriss M 1:20 0

Grundriss M 1:20 0

1

A

B

D

C

16

1

A

B 6

7

5

19

E

F

G

5 D

C

E

F

G

8

2 1

3

20

11

21

17 13 22 16

1.150

2.400

A 5

19

25

A

5 24

B

6

7

20

23 18

3

28

10

11

13

14

22

2.400

1.150

A 15

5

Führungssystem

150 [mm]

4

CO2 Zwischenspeicher

25

Schlauchanschluss

1

Aluminium Coil b x D 1150 x 1310 [mm]

6

Metallstanze

2

Decoiler

7

Hydraulikzylinder

3

Führungssystem

8

Greifvorrichtung

4

CO2 Zwischenspeicher

9

Transportbasis

5

Schlauchanschluss

10

flexible Düsenlanze

6

Metallstanze

A

24

18

Schleppkette zur sicheren Leitungsführun Hydraulikzylinder Wartungsklappe

8

Greifvorrichtung

13

Vakuumsaugnapf

9

Transportbasis

14

Reconfigurable Die flexible Düsenlanze Polyisocyanat Zwischenspeicher

11

Schleppkette zur sicheren Leitungsführun

16

Polyol Zwischenspeicher

12

Wartungsklappe

17

zweiachsig krümmbare Vakuumgreifvorric

13

Vakuumsaugnapf

9

10

11

13

Scharnier

14

Reconfigurable Die

19

lineares Transportsystem

15

Polyisocyanat Zwischenspeicher

20

Fördersystem

16

Polyol Zwischenspeicher KUKA KR Cybertec ARC

17

zweiachsig krümmbare Vakuumgreifvorric

22

höhenverstellbares Vakuumhaltesystem

18

Scharnier

23

Fördersystem

19

lineares Transportsystem Schutzgasschweißkopf

20

Fördersystem

[einachsig

25

Kettensägenkopf

[fein gezah

21

KUKA KR Cybertec ARC

26

KUKA horizontales Schienensystem

22

höhenverstellbares Vakuumhaltesystem

27

Rollenfördersystem

23

Fördersystem

28

Bauschuttcontainer

24

Schutzgasschweißkopf

29

Roboterkopfhalterung

25

Kettensägenkopf

KUKA horizontales Schienensystem

27

Rollenfördersystem

Abbildungen

Bauschuttcontainer Aluminium Coil

https://5.imimg.com/data5/QI/YG/MY-510940/aluminium-coil-250x250.jpg

29

Roboterkopfhalterung

B

Düsenlanze zum Auftragen von Polyureth

30

KUKA Robotersteuerungskasten

B

C

27

H

12

I E J 4.400

1.100

1.165

F

12.200

K G L

27

H M I

4.400

6.700

1.100

44

1.165

12.200

https://www.youtube.com/watch?v=fu4W90q3sw8

Reconfigurable Die Funktionsschema

https://www.researchgate.net/profile/Alexandru_Epureanu/publication/2370 Reconfigurable-surface-tooling.png

Vakuumgreifsystem

https://www.bewa-automatisierung.de/images/Leistungen/pixCell/3_Greifer

N

Abbildungen

KUKA KR Cybertec

https://www.kuka.com/de-de/produkte-leistungen/robotersysteme/industri

Aluminium Coil

https://5.imimg.com/data5/QI/YG/MY-510940/aluminium-coil-250x250.jpg

Kettensäge

https://i.ytimg.com/vi/mwuVAfTAKFA/maxresdefault.jpg

Düsenlanze zum Auftragen von Polyureth https://www.youtube.com/watch?v=fu4W90q3sw8

KUKA horizontales Schienensystem

https://www.kuka.com/de-de/produkte-leistungen/robotersysteme/industri

Reconfigurable Die Funktionsschema

https://www.researchgate.net/profile/Alexandru_Epureanu/publication/2370 Reconfigurable-surface-tooling.png

Decoiler

https://3.imimg.com/data3/EQ/EW/MY-1726183/hydraulic-decoiler-500x500.

Vakuumgreifsystem

https://www.bewa-automatisierung.de/images/Leistungen/pixCell/3_Greifer

Metallstanze

https://5.imimg.com/data5/OL/OU/MY-66682968/shearing-machine-500x500

KUKA KR Cybertec

https://www.kuka.com/de-de/produkte-leistungen/robotersysteme/industri

Vakuumgreifsystem zweiachsig

Kettensäge

https://i.ytimg.com/vi/mwuVAfTAKFA/maxresdefault.jpg

Schutzgasschweißgerät

http://it-spots.de/wp-content/uploads/2009/06/arcwelding_germ-1.jpg

KUKA horizontales Schienensystem

https://www.kuka.com/de-de/produkte-leistungen/robotersysteme/industri

Vakuumhaltesystem

https://www.pharmaindustrie-online.de/sites/default/files/field/image/schm

Decoiler

https://3.imimg.com/data3/EQ/EW/MY-1726183/hydraulic-decoiler-500x500.

Fördersystem zweiachsig

https://www.weser-kurier.de/cms_media/module_img/3386/1693205_1_art

Metallstanze

https://5.imimg.com/data5/OL/OU/MY-66682968/shearing-machine-500x500

Fördersystem einachsig

https://www.youtube.com/watch?v=fu4W90q3sw8

J

Vakuumgreifsystem zweiachsig

K

Schutzgasschweißgerät

http://it-spots.de/wp-content/uploads/2009/06/arcwelding_germ-1.jpg

Abmessungen Container L

Vakuumhaltesystem

M

Fördersystem zweiachsig

H

I

J

K

L

M

N

N

b x l x h 11

https://www.weser-kurier.de/cms_media/module_img/3386/1693205_1_art

Max. Bauteil 1

b x l x h 24

https://www.pharmaindustrie-online.de/sites/default/files/field/image/schm

Max. Elemente Schnitt B-B M 1:20

[fein gezah

KUKA Robotersteuerungskasten

26

G

1.165

[zweiachsi

30

E

5

6.700

[zweiachsi

24

D

1.165

[einachsig

21

A

14

15

40 [mm]

18

F

5

40 [mm]

beweglich [x, z, z r

10 15

Legende 26

4

beweglich [x, z, z r

7

D

28

11

21

150 [mm]

B 20

23

12

300 [mm]

11

12

C

5

B

Zeichnungen

5

A

26

13 9

300 [mm]

3

28

21

17 4

Decoiler

Legende

11 11

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Aluminium Coil b x D 1150 x 1310 [mm]

B

8

2 1

Zeichnungen

1

2

Legende

10

11

2

1

2.68

21

19

26

2.525

2.68

0

Entsorgung

2

1

Schnitt A-A M 1:20

Zuschnitt + Fügen

Fördersystem einachsig

https://www.youtube.com/watch?v=fu4W90q3sw8

b x l x h 30



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STADTARCHIV STOLBERG Am Zinkhütter Hof Lehrstuhl für Künstlerische Gestaltung Univ.-Prof.Dipl.-Ing. Thomas Schmitz

Lehrgebiet für Bauplanung und Baurealisierung Univ. Prof. Sabine Brück Betreuung Dipl. Hannah Groninger Dipl.-Ing. Lisa-Sophie Winklhofer Ir. ing. Bas van der Pol

Steinkohle sowie der Abbau von Zink-, und Eisenerze prägten viele Jahre das Bild der Stadt Stolberg. Heute nennt man sie deshalb die Kupferstadt. Der Zinkhütter Hof ist eine gut erhaltene Anlage aus den 1830er Jahren – der frühen Phase der euregionalen Industrialisierung. Die ehemalige Glashütte und das mittlerweile als Museum umgebaute Ensemble bestehen aus den historischen Gebäuden Produktionshalle, Arbeiterwohnungen und Verwaltungsvilla. Aktuell steht der Zinkhütter Hof im Rampenlicht der Städteregion Aachens. Die Integration des weit sichtbaren „Zincoli-Schornsteins“ sowie ein Neubau für das Stadtarchiv sollen im Zuge des Programms: „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen – Wir fördern, was Menschen verbindet“ dem Zinkhütter Hof eine neue Strahlkraft geben. Ein Stadtarchiv hat die Aufgabe, das Verwaltungshandeln einer spezifischen Stadt zu dokumentieren und Sammlungen aus privater Provenienz zu bewahren. Dokumentarische und dingliche Archivalien im Original bilden dabei die Grundlage der quellenbasierten, unmittelbaren Vermittlung von historischen Ereignissen, Verhältnissen und Phänomenen innerhalb einer Stadt oder Städteregion. Ziel der konzeptionellen Neuausrichtung und des Neubaus als „Historicum“ ist es, eine zentrale, städtische Einrichtung des 21. Jahrhunderts an der Schnittstelle von Information, Bildung und Vernetzung und damit ein Ort der lokalen und euregionalen Erinnerungskultur zu werden. Der inhaltliche Fokus dieses zukün-

ftigen Kultur- und Lernortes liegt auf der stadtbürgerlichen Bildung und Identifikatio mit der lokalen Geschichte, die vor allem durch die Industriegeschichte (Messing und Zink) des 19 . und 20. Jahrhunderts geprägt ist. Als Standort für das neue Stadtarchiv dient das städtische Gelände „Zinkhütter Hof - Museum für Industrie-, Wirtschaftsund Sozialgeschichte“ mit integriertem außerschulischem Lernort „Forum – Sehen. Erleben. Lernen.“ Durch dieses musealhistorische Angebot ist eine örtliche Verzahnung von Geschichte, Kultur und Lernen an diesem neuen Standort gewährleistet. An zentraler Stelle des architektonischen Industrie-Ensembles liegt die denkmalgeschützte dreigeschossige ehemalige Verwaltungsvilla, die für das neue Zentrum Verwendung finden kann und sein Neubau in direkter Nachbarschaft errichtet werden soll. Im Südwesten steht der 80m hohe, teils 9 m dicke, weit sichtbare „ZincoliSchornstein“, dessen Inszenierung und konzeptuelle Einbindung in den Gesamtkomplex ebenfalls berücksichtigt werden soll. Kann er als Wahrzeichen zur Identität der Kupferstadt Stolberg beitragen? Wie kann der Kamin als Landmarke für das neue Zentrum, den Zinkhütter Hof und für die gesamte Städteregion Strahlkraft bekommen?


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Außenperspektive

Der Rundgang, Stolberg Tim Dauber Mit einem schützenden jedoch auch respektvollem Abstand umschließt das Volumen des neuen Stolberger Stadtarchiv die historische Verwaltungsvilla aus dem 19 . Jahrhundert. Lediglich an der geschlossenen Südostseite der Villa gibt es einen wirklichen Berührungspunkt. In einem konträren Wechselspiel zwischen Alt und Neu reagiert der L-förmige Neubau mit ergänzenden architektonischen Eingriffen auf die 2 vorhandenen Achsen der Cockerillastraße und des Kuckelkornplatzes. Durch die hinterlegende geschlossene Klinkerfassade wird in der zentralen Erschließungsachse dem Gesicht der historischen Villa ein leichter Hintergrund gebildet. Mit der Verbindung der Außentreppe mit dem Sockel der Villa wird eine schützende Geste erzeugt. Über dem Rundgang auf der begehbaren Dachterrasse erfährt der Besucher einen überblickenden Raumeindruck auf das Gesamtensemble „Zinkütter Hof“ und eine umrundenden Sichtbezug auf das zentrale Solitärgebäude. Der zwischen den beiden Baukörpern entstehende Hof öffnet sich zur Cockerillastraße und wird durch Öffnungen für Sichtbezüge und Erschließungswege vielseitig belebt. In den Räumlichkeiten der Villa kann der Besucher die Ausstellung in den historisch belassenen Raumstrukturen erfahren.

Lageplan

Isometrie Isometrie Rundgang

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Ansicht Ost Ansicht Ost M 1:100

Schnitt B-B

A

Schnitt B-B M 1:100

Technik NGF: 55,77 m2

Ausstellung NGF: 49,30 m2

B

B

Büro NGF: 23,35 m2

Eingangshalle NGF: 27,02 m2

Magazin 2 NGF: 336,55 m2

Ausstellung NGF: 25,75 m2

Büro NGF: 23,35 m2

Austellung NGF: 119,90 m2

WC NGF: 6,90 m2

Besprechungsraum NGF: 43,62 m2

A

Grundriss

GSEducationalVersion

Grundriss M 1:100

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Schnitt Längs M 1:100

Historicum, Stolberg Marie Dewey

Schnitt Längs M Schnitt 1:100 Längs M 1:100

Schnitt Längs M 1:100

Der Zinkhütter Hof als Ort wichtiger historischer Ereignisse für die Stadt Stolberg, soll in meinem Entwurf seine Identität und Individualität beibehalten und durch einen neuen sichtbaren „Zeitgeist“ diese bestärken. Durch Bezug und Einklang des Entwurfes mit den Bestandskörpern entsteht eine neue Wahrnehmung des Zusammenspiels aus Altbau und moderner Intervention, welche durch eine kontrastreiche Spannung besticht. Das Bestandsmauerwerk wird durch die Abnahme des Daches zu einem Fragment der örtlichen Historie, indem das Magazin Schutz findet und sich dann für eine ausdrucksstarke Überhöhung nach oben hinausstreckt. Gemeinsam bilden sie das neue Gesicht des Ortes. Der durch das Abrücken des Einbaus entstehende Zwischenraum von Bestand und Neubau, welcher als Lichtfuge ausgebildet wird, erzeugt im Eingangsbereich unter dem aufgeständerten Neubau einen wechselvollen Lichtfluss auf den historischen Innenwänden. Die Fassade aus Verzinntem Kupfer fängt das einfallende Licht immer unterschiedlich auf und lässt den Magazinbau mal in sanfter oder auch kräftiger Plastizität erscheinen. Geschichte ist meist nicht geradlinig, auch Stolberg weist historische Einschnitte und Brüche auf, die für die Zukunft in der Gebäude Plastik sichtbar gemacht werden.

49 Sprengisometrie


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ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

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E

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ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

Historicum, Stolberg Philipp Goertz

A

ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

Ein Archiv zu bauen ist in erster Linie ein infrastrukturelles und technisches Problem. Tonnenweise Archivalien müssen angeliefert, gereinigt, verpackt und dann im Archiv archiviert werden. Möglichst geschlossen und ohne Fenster steht das Magazin da – mit der einzigen Funktion die Archivalien für die Ewigkeit zu konservieren. Und doch hat jede einzelne Archivalien nur dann einen Wert, wenn sie zugänglich ist.

Erschließung Emporen und Magazin

Erschließung Austellung und Dachterasse

K-STUDENTENVERSION

Konferenz

Freiluftkino

Treppe mit Einblicken in die Archivstruktur

Lesung

Stützenfreier Magazinraum

Lüftungs- und Energiekonzept

städtebauliche Situation (alt)

Blickbezüge (alt)

städtebauliche Situation (neu)

Freitreppe

verbindet öffentliche Ausstellungsfläche im Erdgeschoss und die Dachterasse; durchstößt den Magazinraum und bietet über Fenster Einblicke in diesen

Austellung

Erschließung Austellung und Dachterasse

Erschließung Emporen und Magazin

Tragstruktur

Kerne enthalten Erschließung und Technik; versorgen Magazin und ehem. Villa; Büro/ Leseraum/ Konferenzsaal sind über Emporen in den großen Raum geschoben; verbinden Schutz- und Diskursraum

Grundriss 1. Obergeschoss | M 1:200

Ausstellungsfläche

Grundriss 2. Obergeschoss | M 1:200

Lüftungs- und Energiekonzept

Grundriss Dachterasse | M 1:200

Konferenz

Lesung

Freiluftkino

ehemalige Herrenvilla wird entkernt und die Wände abgefangen; 9 m hoher Raum kann multifkuntional genutzt werden

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Blickbezüge (neu)

Funktionskerne

Treppe mit Einblicken in die Archivstruktur

ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

wird Teil des historischen Gebäudekomckung der Villa wird neues Gesicht des de ermöglicht zukünftig Veranstaltungen . Videoprojektionen und Filmvorstellunzwischen Museum und Historicum beleckseite funktioniert aufgrund der Höhe auf mension und wird visuell über Veranstal-

Tragstruktur

Grundriss Erdgeschoss | M 1:100

Magazin

aufgeständert auf sich in der Herrenvilla abspielt. Der große Ausstellungsraum Leben, das sechs Stützen; liegend auf Unterzügen; der Herrenvilla setzt keine Grenzen: Vorlesungen haben hier genauso durch Hülle verschlossen; auf drei Platz, wie Ausstellungen und Workshops. Das Magazin als Ort scheint Etage werden hier die Archivalien unerreichbar und bleibt doch omnipräsent. gelagert

ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

Blickbezüge (neu)

Essen. Lesung. Ausstellung. Kino.... Der Außen angedockte Kerne bilden die Versorgungseinheiten für Magazin große Ausstellungsraum der Herrenvilla und öffentlichen Archivraum – gleichzeitig bilden sie die Verbindung der beiden Baukörper in der Vertikalen. Besucher des Leseraums bewegen setzt keine Grenzen, das Magazin als sich hier zusammen mit neu eintreffenden Archivalien. Über den äußeren Funktionskern werden zwei Empore erschlossen, die sich in den neun Meter hohen Raum der ehemaligen Herrenvilla schieben. Auf der Empore Ort scheint unerreichbar und bleibt doch im 1. OG befinden sich der Lesesaal und das Arbeitszimmer des Archivars. Im 2. OG sind Lagerraum und Eingangsarchiv angeordnet. omnipräsent. Außen angedockte Kerne Zur Eigenart eines Archives Über eine freie Spindeltreppe im Ausstellungsaal hat der Besucher des bilden Versorgungseinheiten für Magazin Ein Archiv zu bauen die ist in erster Linie ein infrastrukturelles und techniHistoricum die Möglichkeit die vielen Facetten des Archivbetriebes wahrsches Problem. Wortwörtlich tonnenweise Archivalien müssen angeliefert, zunehmen. Er beobachtet das Treiben auf den Emporen, bevor er schließgereinigt,und verpackt öffentlichen und dann im Archiv archiviert werden. Möglichst lich durch das Loch in der Decke des Magazins verschwindet. Auf der Archivraum. Über eine geschlossen und ohne Fenster steht das Magazin da – mit der einzigen Höhe der Magazingeschosse bieten sich durch Fenster gerahmte EinbliFunktion die Archivalien für die Ewigkeit zu konservieren. Am Anfang noch cke in die Magazinräume. Ohne die Möglichkeit eines direkten Kontaktes freie Spindeltreppe im Ausstellungsaal hat leerer, in dreißig Jahren komplett voll. Das Archiv existiert nur, um Erinnelandet der Besucher am Ende der Treppe von neuem im Licht und befinrung zu wahren und der Gesellschaft eine Möglichkeit zu geben, in direkdet sich auf der Dachterrasse. der Besucher desJedeHistoricum Möglichten Kontakt zu treten zur Vergangenheit. einzelne Archivaliendie hat nur dann einen Wert, wenn sie zugänglich ist. Über den Kontext keit die vielen Facetten des Archivbetriebes Das Historicum Stolberg Das neue Historicum Stolbergs wird Teil des historischen Gebäudekomwahrzunehmen. Er beobachtet das Treiben plexes Zinkhütter Hof. Die Aufstockung der Villa wird neues Gesicht des Der Magazinkörper positioniert sich über der ehemaligen Herrenvilla. Komplexes. Die metallene Fassade ermöglicht zukünftig Veranstaltungen den der Höhe der Getrenntauf durch eine Fuge, dieEmporen.Auf je nach Tageszeit und Nutzung Schatten im Innen, genauso wie im Außen. Videoprojektionen und Filmvorstellunwirft oder Licht ausstrahlt, scheint der schwere Magazinraum über dem gen können in Zukunft den Platz zwischen Museum und Historicum beleDiskurs –Magazingeschosse und Ausstellungsraum zu schweben. bieten sich Einblicke ben. Der Schornstein auf der Rückseite funktioniert aufgrund der Höhe auf einer anderen maßstäblichen Dimension und wird visuell über VeranstalEssen. Lesung. Konzert. Ausstellung. Kino.... tungen informieren. in die Magazinräume. Das Ende bildet die Dachterasse. Konzept

Ausstellungsaal hat der Besucher des elen Facetten des Archivbetriebes wahreiben auf den Emporen, bevor er schließdes Magazins verschwindet. Auf der ten sich durch Fenster gerahmte Einblidie Möglichkeit eines direkten Kontaktes r Treppe von neuem im Licht und befin-

Konzept

städtebauliche Situation (neu)

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Blickbezüge (alt)

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städtebauliche Situation (alt)

A

Explosion struktureller Aufbau

Stützenfreier Magazinraum

Austellung

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Der Magazinkörper positioniert sich über der ehemaligen Herrenvilla. Getrennt durch eine Fuge, die je nach Tageszeit und Nutzung Schatten wirft oder Licht ausstrahlt, scheint der schwere Magazinraum über dem Diskurs – und Ausstellungsraum zu schweben. Das Magazin verändert seine Funktion nicht - es steht stumm über jedem ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION

die Versorgungseinheiten für Magazin ichzeitig bilden sie die Verbindung der en. Besucher des Leseraums bewegen effenden Archivalien. Über den äußeren ore erschlossen, die sich in den neun en Herrenvilla schieben. Auf der Empore saal und das Arbeitszimmer des Archind Eingangsarchiv angeordnet.

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ERZEUGT


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A

Grundriss 3. - 5. Obergeschoss | M 1:100

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Grundriss Erdgeschoss | M 1:100

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ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION Grundriss 2. Obergeschoss | M 1:200

Ansicht Nord | M 1:100

Grundriss Dachterasse | M 1:200

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Historicum, Stolberg Stine Hahnel Der Neubau des „Historicums Stolberg“ soll neben einer Aufbewahrungsstätte von Archivalien ein öffentlicher Ort der Begegnung sein, der zum Lesen, Diskutieren und Informieren einlädt. Die Funktionen mit ihren unterschiedlichsten Anforderungen werden in einem zusammenhängenden Gebäudekomplex miteinander vereint und ermöglichen kurze Wege sowie regen Austausch. Somit befindet sich das Magazin in der ehemaligen Verwaltungsvilla und wird von ihren massiven Backsteinwänden geschützt. Der Neubau hingegen repräsentiert durch Transparenz und eine leichte Tragstruktur seine öffentliche Funktion. Er bildet einen Eingangsbau zur Hofseite vor der Villa und rahmt den bereits vorhandenen großen Platz. Seine Nutzung lässt sich bereits von außen ablesen, wie auch die des Magazins mittels zugemauerter Fenster. Allein in der Überschneidungszone bleiben diese offen, denn genau hier findet die Übermittlung der Archivalien durch den Archivar und seinen Arbeitsraum an den Besucher statt. Das Magazin ist im hinteren Teil durch eine raumhohe Glasfassade abgetrennt, sodass auch durch die ehemalige Eingangstür eintretende Besucher einen Blick auf die historischen Schätze erhaschen können. Es ist als eigenständiges Stahltraggerüst in die Villa eingestellt.

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Historicum Stolberg Marie Kleinschmidt Durch ihre historische Funktion als Verwaltungsstätte besitzt die Bestandsvilla eine Machtposition, die heute noch durch ihre zentrale Situierung auf dem Grundstück ztalP-nroklekcist. uK-drUm ahnreBdiese Macht zu schwächen, sichtbar habe ich mich dafür entschieden ihr einen Gegenspieler zu setzen. Durch diesen Gegenspieler nutze ich ebenso die Topographie um eine versteckte Lieferung und eine bessere Ausnutzung des Volumens zu ermöglichen. Im Inneren unterscheiden sich beide Baukörper durch ihre Nutzung. Die Bestandsvilla beinhaltet hierbei die öffen lichen Funktionen und präsentiert sich nach Aussen durch viele Öffnungen und den Haupteingang. Im Neubau befinden sich die unzugänglichen Bereiche wie das Magazin, was sich auch durch dessen geschlossene Fassade darstellt. Die Verknüpfung dieser beiden Programme spielt hierbei eine sehr zentrale Rolle. Sie spiegelt sich nach Aussen nur durch eine schmale Schattenfuge wider, während sie sich im Inneren durch doppelgeschossige Splitlevel deutlich macht. Dort befindet sich nicht nur die Erschließung, sondern auch die Aufenthaltsräume des Archivars, welcher als Vermittler zwischen Buch und Mensch gilt. Das Mauerwerk des Neubaus präsentiert sich dabei mit gleichem Steinformat aber anderem Verbund, um eine subtile Unterscheidung zu ermöglichen.

die historische Machtposition der Villa durch ein gleichgroßes Bauvolumen schwächen

Topographie aufnehmen

die Öffentlichkeit der inneren Funktionen nach Aussen projizieren

“Übergreifen” der Baukörper im Innenraum verdeutlichen

beide Volumen im Inneren verschränken

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Mittelteil als Vermittler zwischen öffentlichen und nichtöffentlichen Flächen nutzen


Ansicht Ost M1:100

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Ansicht Ost M1:100

Diskursraum

Schnitt A-A M1:100 B

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Technik

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Schnitt B-B M1:100 A

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Historicum, Stolberg Lars König Aufgabe war es ein Stadtarchiv zu planen. Dieses befindet sich auf einem Museumsgelände. Auf dem Grundstück sind viele vielen Baukörper, Exponate und Elemente verstreut angeordnet. Auf diese vielen Elemente einen zielgerichteten Ausblick zu schaffen, war einer der ersten Entwurfsgedanken. In der NS-Zeit waren in der Villa und ganz Stollberg Zwangsarbeiter untergebracht und beschäftigt. Daher entsteht ein kleines Mahnmal neben der Bestandsvilla. Die Verbindung des neuen Magazinbaus an der Ecke der Bestandsvilla schafft eine wirkliche Verbindung, anders als die Erweiterung mit einer Fuge. Das Magazin wird umschlossen von einer über ein Meter dicken Mauer. Diese dringt in die Villa ein. So weisen Beide eine wirkliche Verbindung auf. Die Stärke der Wand wird so erlebbar. Zugleich wird so ein klarer Eingangspunkt definiert. Die Mauer dient auch als Lese-Ort. Kleine Nischen mit Sitzgelegenheiten schaffen diese Orte zum Lesen. Der Besucher betritt selbst den Schutzraum. Das erwähnte Thema der Ausblicke wird durch die Schlitze in der Wand, die auf bestimmte Situationen ausgerichtet sind, bearbeitet. Das eigentliche Archiv ist in das Magazin gestellt. Die dünne Wand des Archivs bildet den Gegenpol zur äußeren Schutzwand.

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Forum Historicum, Stolberg Milena Lümmen Das neue Archiv der Stadt Stolberg dient der Wahrung historischer Güter, welche die Geschichte Stolbergs zeigen. Das sogenannte Historicum erhält durch seine Lage auf dem Zinkhütter Hof eine besondere Bedeutung im Stolberger Stadtraum. Der Museumskomplex soll zunehemnd ein Ort des Diskurses werden, wozu das Archiv in Zukunft maßgeblich beiträgt. Durch die Anordnung aller Gebäude am Museumsplatz wird dieser zum Forum der Erinnerung. Innerhalb des Archives richten sich deshalb alle Funktionen an dem Muesumsplatz aus. Die öffentlichen Räume werden durch ihre diaphane Fassade nach außen ablesbar, während sich die funktionalen und nicht öffentlichen Räume, wie z.B. das Magazin, durch opake Bauteile zum Platz hin abzeichnen. Die Fassade soll außerdem die Wahrung der wertvollen Archivalien unter hohen raumlufttechnischen Anforderungen durch eine hochwertige Messingfassade mit klarer Struktur nach außen wiederspiegeln.

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Historicum, Stolberg Jakob Naujack Das Gebäudeensemble ist in die drei Funktionen des Bewahrens, Entdeckens und Erfahrens unterteilt. Im südlichen Baukörper, dem Magazin, werden die Archivalien aufbewahrt. Im EG der Bestandsvilla gelangt man zunächst zum Empfang und dem Büro der Archivare. Dahinter befinden sich der Lesesaal mit der Bibliothek, in dem die Nutzer die Archivalien studieren können. Der nördliche Baukörper enthält den Ausstellungsund Vortragsraum, in dem die Historie Stolbergs an die Bürger herangetragen wird. Zwischen diesen drei Elementen verlaufen zwei Pergolen. Sie ragen zu beiden Seiten über die Gebäude hinaus und bilden so die Verbindung der Gebäude untereinander sowie mit dem Museumsareal und dem hinter dem Historicum gelegenen Plateau. Es entsteht ein Bewegungsraum, der alles innere und äußere miteinander vernetzt und die Besucher Stolbergs Geschichte und das Areal entdecken lässt. Wie die Villa, sind auch das Ausstellungsgebäude und das Magazin in Backstein ausgeführt und fügen sich somit in den historischen, industriellen Kontext ein. Auch die Pergola aus verzinktem Stahl nimmt in ihrer Materialität Bezug auf die Geschichte des Zinkhütter Hofs.

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Die Verwaltungsvilla aus dem 19. Jahrhundert steht in der Zentralen Achse des Museumsareals. Die Fassade strahlt Verschlossenheit und Unzugänglichkeit aus.

Die Erdgeschossfenster werden bis zum Boden aufgebrochen, das abgrenzende Mäuerchen zur Plattform umgewandelt. Die VIlla wird zum öffentlichen Ort.

Das Magazin steht als Scheibe hinter der Villa. Es durch die auffällige Glaskeramik Fassade prominent jedoch verschlossen und unzugänglich

Die Verbindungsbrücke zwischen Villa und Plateau durchstößt das Magazin und bildet einen Vermittlungsort für die Inhalte des Archivs.

Historicum, Stolberg Johanna Olpp Das Historicum in Stolberg ist sowohl Archiv als auch Vermittlungs-, Rechercheund Diskursort der Stadtgeschichte. Auf dem Zinkhütterhof angesiedelt, dem Gelände einer ehemaligen Glashütte, befindet es sich an einem Ort der stark mit der Geschichte Stolbergs verwurzelt ist. Das Magazin des Archives steht hinter der ehemaligen Verwaltungsvilla wie eine Scheibe und bildet einen Dreiklang mit dem hinter den Bäumen hervorstrebenden Zincoli Kamin. Besucher des Museums werden entlang der zentralen Achse von Ausstellungsbereich zu Ausstellungsbereich geleitet. Gelangen sie zur ehemaligen Verwaltungsvilla finden sie zunächst das offene Erdgeschoss vor. Sie können sich im, als Fragmente erhaltenem, Grundriss bewegen und in diesem neuen überdachten Außenraum verweilen. Eine breite Treppe läd ein das Obergeschoss aufzusuchen. Dort befindet sich eine Brücke die sich durch das Magazin stößt und auf das Plateau des Zincoli Kamins führt. Innerhalb der Brücke setzten sich die Besucher mit der Geschichte der Stadt, in Form von Archivausstellungen, auseinander und führen danach den Weg zum Endpunkt des Museumweges fort. Dieses Finale bildet der Aufstieg empor des Zincoli Kamins, der von weitem sichtbar mit der an ihm hochwindenden Wendeltreppe die Möglichkeit des Aufstiegs ankündigt.

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Historicum, Stolberg Tilman Quednau Der neue Baukörper als monolytische Skulptur hält angemessenen Abstand zum alten Herrenhaus im Stil des Historismus. Durch seine Kompaktheit und eine angedeutete „Rustikafassade“ strahlt er Stabiltät aus. Aus Zinkguss geformte Flaschenböden einer Champagnerflasche geben den Hinweis auf das erste Produkt, dass auf dem Hof produziert wurde, sowie auf traditionelle Zinkverarbeitungsverfahren. Im Inneren befinden sich ähnlich wie beim damaligen Galmei- und Schalenblendenabbau für die Zinkgewinnung, verschiedene Schichten in unterschiedlichen Raumhöhen / Lockerungsstufen. Die Archivalien werden aus dem Keller in den Lesesaal im obersten Geschoss zu Tage gefördert, um von den Besuchern untersucht zu werden. Dabei befindet man sich in der Ausstellung im Herrenhaus und im Neubau in einer eigenen Welt, ohne Bezug nach draußen um in die Welt eines Buchs einzutauchen. Die Verbindung am Magazin vorbei, ermöglicht dem Besucher zwischen Lesesaal und Ausstellung die Lagerstätte an sich kennenzulernen. Klimatisch sicher separiert, jedoch an einem langen unterirdischen Korridor einseitig verglast sichtbar, wird das Verborgene erlebbar, welches sonst unscheinbar, wie einst die Erze unter der Erde lagerten.

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Stadtarchiv, Stolberg Luisa Theiß Aus der Assoziation der Altlasten aus vergangenen Industriezeiten im Boden des Zinkütter Hofs entstand die Konzeptidee des Schutzes durch Anheben. Um diese Konzeptidee ablesbar zu machen, ist das Erdgeschoss des Anbaus transparent ausgebildet, während der Magazinbau massiv und geschlossen wirkt. Seine Mauerwerksfassade ist stellenweise gelöchert, um den dahinter liegenden raumhohen Fachwerkträger zu offenbaren. Die bestehende Villa beherbergt die öffentlichen Räume des Historicums, also Ausstellung und Vortragsraum. Dazu wird das Gebäude entkernt und neue Unterzüge eingezogen. Der gläserne Riegel ist nicht nur räumlich ein Verbindungsglied zwischen der Villa und dem Magazinriegel, sondern dient auch funktional als Vermittler, denn hier befindet sich der Lesesaal, in dem die Öffentlichkeit Zugriff auf die privaten Archivalien aus dem Magazin erhält. Den Übergang von Villa zu Lesesaal bildet das Büro des Archivars, der gleichzeitig auch den Eingang im Blick hat. Im Kreuzungspunkt der beiden neuen Riegel liegt die vertikale Erschließung. Im Außenraum gibt es Möglichkeiten zum Sitzen und Liegen, von denen aus man das Tragwerk von unten sehen kann. Neben verstärkten Stahlprofilen unterstützt die symmetrische Anordnung der Magazinräume die Stabilität dieses Riegels.

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Schritt 1: Riegelvolumen

Schritt 2: Ăœbereinanderstapeln

Schritt 3: Verdrehen

Schritt 4: Anschluss an Villa

Schritt 5: Tragwerkskonzeption

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Maxime Consilio Ruben Titze Das Historicum Stolberg befindet sich auf dem Gelände des Zinkhütterhofs. In der alten Herrenvilla befinden sich die öffen lichen Teile des Historicums, wie die Ausstellungsräume und der Lesesaal. Hinter der Villa schließt der neugebaute Riegel an, in dem sich das Magazin und die Arbeitsräume des Archivars befinden. Schnittpunkt bildet das Büro des Archivars, welcher durch seine Position das Geschehen in der Villa mitbekommt und den Zugang zum Magazin Bildet. Die Denkmalgeschützte Ansicht des Ensembles bleibt erhalten. Durch das Hinzufügen des Wasserbeckens, wird die Achse der alten Herrenvilla jedoch gebrochen und aufgelöst. Zudem versperrt sie bewusst den alten Eingang der Villa und lenkt den Besucher, angezogen vom neuen Magazinbau, auf den neu geschaffenen Platz. Dieser bildet eine Verbindung zum Park im unteren Teil des Zinkhütterhofs, welcher früher eher abgeschieden und weniger besucht neben dem Museum lag.

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AUSBLICK: LANDSCHAFTSWANDEL Garzweiler Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur Prof. Dr.-Ing. Frank Lohrberg

Juniorprofessur Werkzeugkulturen Prof. Dipl.-Ing. Carolin Stapenhorst, PhD Betreuung Dott. Arch. Silvia Beretta

Ein Besucherzentrum mit Aussichtspunkt in der Nähe des letzten Abbaubereichs des Tagebaus Garzweiler ist das vorgeschlagene Projektthema. Die Idee einer solchen architektonischen Intervention, die direkt am Tagebaurand zwischen Jackerath und Erkelenz angesiedelt sein soll, entspringt dem Wunsch der Gemeinden selbst (der Gemeinde Titz vor allem) und des Zweckverbandes Tagebaufolgelandschaft Garzweiler. Das zu entwerfende Bauwerk soll die letzten Abbauabschnitte sichtbar und erlebbar für die Besucher machen, bevor der epochale Wandel für die Region eintritt: das endgültige Ende des Braunkohleabbaus. Die Tätigkeit des Braunkohletagebaues im Rheinischen Revier hat in den letzten Monaten durch die Proteste um den Hambacher Wald viel Aufmerksamkeit erhalten. Diese negative mediale Aura um die offenen “Löcher” überschattet leider die Debatte über das landschaftsplanerische Entwicklungspotential nach dem Ende des Tagebaus. Die ursprüngliche Agrarkulturlandschaft wurde seit Jahren durch den Braunkohleabbau stark überformt und bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die Folgelandschaften, als Neuinterpretation und Rekonstruktion der Landschaft nach dem Bergbau, eröffnen neue Möglichkeiten für die Entwicklung dieser Region, der Rheinischen Bördelandschaft. Der Landschaftsraum des Rheinischen Reviers liegt zwischen der sehr dynamischen

Städteregion der Rheinschiene und den angrenzenden Städten Aachen und Mönchengladbach. Hier wird in den kommenden Jahren mit einem progressiven Bevölkerungszuwachs gerechnet (teilweise zu Lasten der benachbarten ländlichen Gebiete). Die nach dem Ende des Tagebaus entstehende künstliche Seenlandschaft des Rheinischen Reviers, wird sich als ideales Erholungsgebiet und neues „grünes Herz“ der Region anbieten. Bei der Gestaltung des Besucherzentrums am Rande des Tagebaus Garzweiler soll unbedingt der mittel- bis langfristige Landschaftswandel berücksichtigt werden, so dass die Architektur Teil des Prozesses selbst und als erste konkrete Aktion zu einer Art Landmarke in Raum und Zeit werden kann.


Garzweiler 288, Jackerath Fabian Bersch Der Tagebau Garzweiler hat durch seine Erweiterung Richtung Osten maßgebliche Konsequenzen auf die Gestaltung des Grundstückes des Besucherzentrums. Durch den landschaftlichen Wandel ergeben sich bei der freiraumplanerischen Gestaltung des Grundstückes unterschiedliche Herausforderungen zu den verschiedenen Zeitpunkten. Ein wesentliches Merkmal ist das Aufgreifen von drei Dämmen, die zu allen Himmelsrichtungen wichtige Barrieren bilden, um das Grundstück während des Tagebaus vor Lärm und Emission zu schützen. Der Besucher hat die Möglichkeit den Wandel des Tagebaus direkt zu erleben. Der Skywalk bietet zu diesem Zeitpunkt die einzige Möglichkeit, an den Rand des Tagebaus zu gelangen. Das Grundstück befinde sich somit in einem geschützten Tal. Der Schutzdamm wird nach den Arbeiten am Tagebau aufgebrochen, wodurch sich das gesamte Grundstück zum Folgesee hin öffnet. Die keilförmige Platzgestaltung vor dem Besucherzentrum kann sich somit bis zum See hin ausweiten. Durch den Rückbau des Schutzdammes gelingt eine Eingliederung in das grüne Band mit einem Fahrradweg. Der Skywalk ist dem Bagger 288 nachempfunden, welcher zu einen der größten Bagger auf der Welt zählt und somit die Geschichte des Ortes zeigt.

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Am Bruch, Holzweiler Katharina Glorius Am Rand des letzten Abbaubereichs des Tagebaus Garzweiler im rheinischen Braunkohlerevier soll ein Besucherzentrum mit Aussichtspunkt entstehen. Das Besucherzentrum greift die Thematik des Strukturwandels auf, es macht die sich dramatisch ändernden Landschaften erlebbar und wertet die Region auf. Da Holzweiler nach ursprünglicher Planung abgebaggert werden sollte, ist die Schaffung eines Besucherzentrums mit Einbezug der Bürger vor Ort besonders wichtig. Auf dem Emissionsschutzwall verläuft ein Rundweg. An den vom Wall „abgeschnittenen“ Straßen befinden sich Aufweitungen mit Wegweisern, wohin diese Straßen bisher geführt haben und ein Denkmal aus dem jeweiligen Dorf. Die zwei Gebäude des Besucherzentrums sind in Form eines Dreiecks aus dem Emissionsschutzwall herausgeschnitten und versetzt, sodass sowohl ein Durchbruch, als auch ein Platz entsteht. Die Fassade nimmt die Steigung des Walls auf.

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Grundriss KG

Grundriss OG

Grundriss EG

Grundriss DG

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Ausblick Landschaftswandel Sehen-Verstehen-Erinnern Alicia Heinrichs Das Besucherzentrum befindet sich an einem Ort, der direkten Bezug zur vergangenen Infrastruktur hat. Der Platz wird gerahmt von dem ehemaligen Bahndamm und der rückgebauten Landstraße L19. Dort treffen außerdem die zukünftigen Radund Wanderwege aufeinander, die um und durch die Folgelandschaft führen. Für die neuen Wege ist das Besucherzentrum ein Oreintierungs- und Umstiegspunkt mit hohem Wiedererkennungswert. Das Gebäude selbst macht auf die Charakteristika des Ortes aufmerksam und thematisiert diese sowohl in seiner Kubatur, also auch in der Fassade und der Raumabfolge. Die charakteristischen Bereiche der Umgebung sind das Ackerland, das Dorf Jackerath, die starke Verkehrsinfrastruktur, Innovation Valley und der Restsee. Zu jedem Bereich gibt es ein Geschoss, das diesen thematisiert. In der Fassade findet man in dem zugehörigen Geschoss eine aufgebrochene Fassade, die den Ausblick in die jeweilige Richtung freigibt. So wird gezielt auf diese Bereiche aufmerksam gemacht. Auch die Treppen - sowohl im Innen- als auch im Außenraum - sind in jedem Geschoss so angeordnet, dass sie auf die Ausblickrichtung zulaufen.

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Ta g e b a u g e b i e t E r s t a u f d e r S t i t z e d e s G e b ä u d e s w i r d d e r Ta g e b a u a l s G e s a m t e s t h e m a t i e s i e r t . D a d u r c h s p i e l t d a s G e b ä u d e m i t d e r E r w a r t u n g s h a l t u n g d e s B e s u c h e rs u n d e r f ü l l t d a s Ve r l a n g e n n a c h d e m v o l l s t ä n d i g e n A u s b l i c k z u l e t z t . D a f ü r k a n n d e r Ta g e b a u d a n n i n s e i n e r G a n z h e i t e r f a h r e n w e r den.

See D e r a u s d e m Ta g e b a u e r n t s t e h e n d e R e s t s e e e i n e b e s o n d e r s a t t r a k t i v e C h a r a k t e r i s t i k d e s O r tes. Daher wird weit oben, im siebten Obergeschoss der Blick auf den See gerichtet. Damit wird der See nicht nur atmosphärisch, sondern auch thematisch inszeniert.

I n n o v a t i o n Va l l e y E r s t i n d e n o b e r e n G e s c h o s s e n f i n d e t m a n d i e B e r e i c h e d e s e i g e n t l i c h e n Ta g e b a u s . Z u n ä c h s t werden die Bereiche der geplanten Folgenlandschaft thematisiert. Im sechsten Obergeschoss b e f i n d e t s i c h d e r T h e m e n b e r e i c h I n n o v a t i o n Va l l e y.

Infrastruktur Der Ort Jackerath wir von eine starken Infrastruktur geprägt. Im Südosten des Besucherzentrums befindet sich das stark frequenzierte Autobahnkreuz, das hier als prägendes Merkmal der Umgebung aufgenommen und thematisiert wird.

Jackerath Das vierte Obergeschoss beschäftigt sich mit dem Dorf Jackerath, das bei der Planung des Ta g e b a u s u n d d e r F o l g e n l a n d s c h a f t o f t a u ß e r A c h t g e r ä t . M i t d e m g e z i e l t e n B l i c k a u f d a s D o r f e r l a n g t J a c k e r a t h e i n e n e u e B e d e u t u n g u n d b i e t e t d i e F l ä c h e f ü r A u s s t e l l u n g e n z u m D o r f.

Ackerland Im dritten Obergeschoss beginnen die Themenbereiche mit einem gezielten Ausblick. Zunächst wird der Blick auf das charakteristische Ackerland gelenkt. Dazu öffnet sich die Fassade in R i c h t u n g S ü d w e s t e n . I m I n n e n ra u m kö n n e n A u s s t e l l u n g e n u n d Ve ra n s t a l t u n g e n z u m T h e m a Ackerland stattfinden.

Gastronomie Die Gastronomie befindet sich im zweiten Obergeschoss und kann damit von den ersten dezenten Ausblicken aus der Höhe profitieren. Das Geschoss ist in einen großen Besucherbereich und eine großezügige Küche mit Servicebereich geteilt.

Informationszentrum / Zweckverband D a s e r s t e O b e r g e s c h o s s d i e n t d e n B e s u c h e r n a l s I n f o r m a t i o n s s t e l l e r u n d u m d e n Ta g e b a u u n d die oben folgenden Themenbereiche. Durch die Lage im Gebäude ist das Infozentrum schnell e r r e i c h b a r. G l e i c h z e i t i g b e f i n d e n s i c h d o r t d i e B ü r o s f ü r d e n Z w e c k v e r b a n d , d e r d a m i t d i e d i rekte Nähe zu den Besuchern erfährt.

Ve ra n s t a l t u n g s f l ä c h e / M o b i l i t ä s ze n t r u m I m E r d g e s c h o s s b e f i n d e t s i c h e i n e o f fe n e r R a u m , d e r a l s Ve ra n s t a l t u n g s f l ä c h e g e n u t z t u n d temporär bespielt werden kann. Als Erweiterung dieser Fläche dient der direkt angrenzende A u ß e n b e re i c h . We i te r h i n ka n n d a s E rd ge s c h o s s a u fg r u n d d e s a n g re n ze n d e n R a d we ge s a l s M o bilitätszentrum (Bike sharing , Routenplanung etc.) genutzt werden.

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Topos, Garzweiler Lina Kuhlbach Der Bauort befindet sich am Rande des geplanten Abbaugebiets des Tagebauareals Garzweiler. Jenes gehört dem Rheinischen Braunkohlerevier an, mit den drei großen Arealen Inden, Hambach und Garzweiler. Das Gebäude, mit der Funktion eines Besucherzentrums, fängt den Besucher an der ausgebauten Fahrrad- und Wanderroute zwischen den bereits bestehenden Besucherzentren auf. Jene fungieren in Inden und Hambach als Wahrzeichen des Areals und für Garzweiler soll nun ebenfalls ein Wahrzeichen entstehen. Der Indemann, in Inden, fungiert als Freizeit- und Verasntaltungsort, während :terra nova, in Hambach, den Braunkohleabbau inszeniert. Das Topos soll den dort unmittelbar erlebbaren Landschaftswandel, von Landwirtschaft zu Tagebau bis hin zum Restsee und der unvorhersehbaren Zukunft, thematisieren. Das Gebäude bildet die Schichtung der einzelnen Phasen in seiner Struktur ab. Gestärkt wird das Bild der verschiedenen Phasen durch abstrakt bedruckte Glasfassaden, mit den jeweiligen Landschaften.

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Eine Schnittstelle der Landschaft Marica Vitt Zwei Kontraste an Landschaftsbildern treffen in Holzweiler aufeinander. Dabei dient der Immissionsschutzwall nicht nur als Schutz vor Lärm und Staub, sondern ist gleichzeitig ein Vermittler zwischen den zwei Seiten. Auf der einen Seite liegt Holzweiler als Dorf geprägt von weiter Ebene und auf der anderen Seite liegt die tiefe Tagebaugrube. Ziel des Entwurfes ist es attraktive Freiräume zu schaffen, die schon von Beginn an genutzt werden können und Holzweiler wieder aufwerten. Der landschaftliche Entwurf ist dabei so gestaltet, dass dieser auch während der Veränderung von der Tagebaugrube bis hin zum See funktioniert. Durch die Überschneidung von zwei Schutzwällen ist eine Öffnung zum Tagebau schon zu Beginn des Abbaus möglich. Sie repräsentieren die zwei Kontraste der Seiten und sollen mit einer Steganlage für die Besucher erlebbar gemacht werden. Eine Brücke verbindet die beiden Wälle miteinander und ist als Blickfang auf der Hauptachse das identitätsstiftende Element. Am Ende der Hauptachse befindet sich ein dreieckiger Platz, welcher den umfassenden Blick in die Umgebung ermöglicht. Das Besucherzentrum selbst ist direkt an den Schutzwall angeschlossen und verbindet Austellung direkt mit dem Außenraum.

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Garzweiler in Bewegung Ronja Westhoff Der Entwurf eines Besucherzentrums am Tagebau Garzweiler mit dem Standort Jackerath basiert auf den drei Grundideen Bezüge, Dynamik und Vergangenes. Daraus ist eine große Rampenanlage entstanden, an die ein Gebäude mit Räumlichkeiten unterschiedlicher Nutzungen anschließt. Vom Rampenstart gelangt man zu zwei Aussichtspunkten, die auf den Jetzt-Zustand verweisen. Das Gebäude und die Informationstunnel auf der Rampe sollen an den Tagebau und Vergangenes erinnern. Am Gebäude liegt die Bahnhaltestelle für die neue E-Bahn. Am Tagebaurand verläuft der Tagebaurundweg. Die natürlich gewachsenen Grünflächen der Anlage werden nur durch vereinzelte Kirschbäume akzentuiert. Ein Weg für die Besucher schlängelt sich durch diesen Grünbereich. Es soll ein Kontrast zwischen der Rampe und dem Gebäude entstehen, im Sinne von Dynamik und Ausgefallenheit gegenüber von Melancholie und Schlichtheit. Die Natur wird berücksichtigt und der Ort bekommt eine Identität.

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Perspek�ve auf der Rampe

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SPAZIO CONDIVISO Tarent, Borgo Antico Lehr- und Forschungsgebiet Raumgestaltung Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Uwe Schröder

Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Anne-Julchen Bernhardt Betreuung M.Sc. Jana Ring Dipl.-Ing. Susanne Rupprecht-Reinke M.Sc. Oliver Wenz

Die Inhaltliche Bestimmung der Begriffe Wohnen und Stadt setzen eine erweiternde räumliche Vorstellung in Gang: So wie das “Wohnen” nicht nur den Gebrauch der Zimmer und Wege eines Hauses anspricht, sondern in gleicher Weise auch die Straßen und Plätze der Stadt meint, so endet auch die “Stadt” selbst nicht vor der Haustür, sondern reicht über die Räume von Plätzen und Straßen bis zu denen von Zimmern und Wegen der Häuser. Für die Stadt als großes Haus wäre der Baublock um den Torre dell’ Orologio eine räumliche Erweiterung von Zimmern und Wegen, dagegen hätte sich der Baublock selbst als kleine Stadt mit Plätzen und Straßen vorzustellen. Der Entwurf suchte nach einer stadträumlichen Ordnung für den zur Verfügung gestellten Ort an der Piazza Fontana, der diesen unverkennbaren als einen Ort der Stadt Tarent zu erkennen geben würde. Und er fragte nach einer entsprechenden Anordnung der Räume, die den Widmungen an einen Ort des individuellen und gemeinschaftlichen Wohnens kritisch Rechnung trüge und mit dem Spazio Condiviso architektonischen Ausdruck gäbe. Auf welche Art und Weise ließe sich dieser in der Stadt Tarent einräumen? Für den Baublock des Torre dell‘ Orologio, der von der Via Garibaldi, der Via Schinaia, der Via Cava und der Via Tullio begrenzt wird, ist ein städtisches Quartier zu entwerfen, das dem gemeinschaftlichen

Wohnen im Borgo antico der Stadt Tarent gewidmet ist. Die äußeren Abmessungen des leicht trapezförmigen Blocks betragen ca. 53 x 38 m. In der Umsetzung des Ideals könnte das Quartier Wohnungen oder kleine Häuser mit einem, zwei oder drei Zimmern und privaten Freibereichen enthalten, die dem individuellen Wohnen gewidmet wären. Darüber hinaus würde das Quartier Räume für das gemeinschaftliche Wohnen bieten. Solche Räume könnten beispielshalber sein: eine offene Halle; einen Hof, evtl. mehrere Höfe; eine Gemeinschaftsküche, ein (Speise-) Saal, der der Versammlung dienen könnte; gemeinschaftlich nutzbare Arbeitsräume, Büros, die auch Bewohnern der umliegenden Quartiere offen stehen könnten; ein Besprechungsraum, ein Waschsalon, eine Werkstatt, ein kleines, tagsüber besetztes Büro als Anlaufstelle für vielfältige Belange, eine kleine Bibliothek, ein Lesezimmer, ein Medienraum, ein Musikzimmer und vieles mehr. Welche städtebaulichen Strukturen könnten geeignet sein, die oben genannten Räume aufzunehmen? Welcher Art wären die Beziehungen zwischen individuell und gemeinschaftlich genutzten Räumen? Welchen Grad an Privatheit benötigt das individuelle Wohnen?


Spazio Condiviso, Tarent Felix Bodenmüller Die Grundlage des Entwurfs bildet zunächst der Ort, der Piazza Fontana, welche den Eingang der historischen Altstadt von Tarent markiert. Der heutige Zustand der Altstadt ist desaströs und der Großteil der einstigen Bewohner lebt nicht mehr dort. Durch den Entwurf des Baublockes soll ein Impuls für die weitere Entwicklung der Stadt gesetzt werden. Der gewählte Typus ist ein großes Haus, das den Einwohnern Tarents gewidmet ist. Das städtische Wohnen innerhalb des Baublocks findet in den Obergeschossen des Hauses statt. Um einen Laubengang angeordnet befinden sich unterschiedlich große Wohnungen mit Loggien, die für Familien ausgerichtet sind. Neben dem Wohnen in der Stadt soll eine Schule das geistige Leben der Stadt fördern und wiederbeleben. Dazu befindet sich im Erdgeschoss des Hauses eine Schule mit zwei Höfen. Die Klassenräume sind um die Höfe angeordnet und besitzen jeweils eine Loggia, die mit dem Außenraum der Stadt verbunden ist. Zwischen den Klassenräumen befinden sich kleinere Werk- und Arbeitsräume. Die Erschließung der Räume geschieht über die Höfe, welche durch eine Mensa, als zentraler Ort des Zusammenkommens, gebildet werden. Der Entwurf thematisiert so das Miteinander der Schulgemeinschaft, welche in den Höfen ihren symbolischen Ausdruck findet

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Spazio Condiviso, Tarent Olga Cobuscean Der tore d’el orologio soll mit einer neuen Struktur ersetzt werden, die als Grundlage für die “neue” Stadt dienen soll. Es handelt sich um eine Stadt in der Stadt, um ein großes Haus, das die Weisenkinder Tarents beherbergen würde. Diese werden in bestehenden Familien integriert. Es ist eine aus Not entstehende Architektur, welche der Gemeinschaft dient. Sie bildet eine flexible und nachhaltige Antwort auf die Hürden im Weg zur Normalität. Eine kleine Bibliothek, ein Veranstaltungsraum, eine Musik- und Kunstschule und mietbare Büroflächen füllen das Erdgeschoss. Sie sind angegliedert an zwei Höfe und mehreren Durchgängen die das Haus zu einer Stadt machen und die Hauseinwohner mit den Stadteinwohnern verbinden. In den Obergeschossen befinden sich Wohnungen für Familien mit Kindern, für Alleinstehende und für Paare, sowie gemeinschaftliche Räume die der Begegnung dienen. Sowohl der gemeinschaftliche Saal im 1. Obergeschoss, als auch die Dachterasse erfüllen die Funktion eines städtischen Platzes innerhalb der Gemeinschaft. Die komplexe Struktur fügt sich zu einer kleinen Utopie, welche mit Einbehaltung des Materials die bestehende Architektur Tarents neuinterpretiert.

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Spazio Condiviso, Tarent Nadine Do Der Entwurf Am Piazza Fontana in Tarent, Italien, entsteht ein Gebäudekomplex, der sowohl öffentliche Nutzungen beherbergt als auch Platz für Wohnraum schafft. Der Komplex setzt sich aus unterschiedliche hohen Riegeln zusammen die durch ein mittig liegendes Forum, welches von Laubengängen begrenzt ist, miteinander verbunden werden und auch über diese erschlossen werden. Das Forum mit mittig liegendem Brunnen ist Dreh- und Angelpunkt der Anlage und bietet viel Aufenthaltsqualität. Die unterschiedlichen Höhen der Gebäude überspitzen die vor Ort gegeben Topografi und verbinden die niedrige Altstadt mit dem erhöhten Stadtteil. Im Erdgeschoss befi den sich vor allem öffentliche Nutzungen. Neben einem Restaurant und einer Bäckerei gibt es eine Seniorentagesstätte und eine zweigeschossige Markthalle die an den Uhrenturm anknüpft. Außerdem bietet das Erdgeschoss Platz für barrierefreies Wohnen. In den Obergeschossen befindet sich weiterer Wohnraum in unterschiedlichen Größen.

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Spazio Condiviso, Tarent Alida Ellsel Das Stadtbild des Borgo Antico wird durch Gassen geprägt, welche aufgrund der geringen Breite und der relativ großen Gebäudehöhen als besonders eng empfunden werden. Der Entwurf greift die Thematik der Gasse auf, indem längliche, gassenähnliche Höfe geschaffen werden. Gleichzeitig bergen sie eine Aufenthaltsqualität und erinnern daran, dass das Leben in Tarent auf der Straße stattfindet. Außerdem fügt sich der Entwurf auf städtebaulicher Ebene in die Rasterung der Stadt ein. Es entstehen zwei Gebäude, die durch eine Gasse getrennt sind. Sie bieten Wohnraum für Studierende der Università Telematica Pegaso, welche fußläufig nur zehn Minuten von dem Grundstück entfernt liegt. Die Erschließung erfolgt über einen Durchbruch im Erdgeschoss, der in Querrichtung verläuft und auch Passanten die Möglichkeit bietet den Innenhof zu betreten. Die Wohngemeinschaften werden geschossweise über einen Laubengang erschlossen. Auch der Laubengang greift die Thematik der Gasse wieder auf. Im Erdgeschoss befinden sich Gemeinschaftsräume für die Studierenden. Als Reaktion auf die besondere Lage am Stadteingang und der öffentlichen Nutzungen an der Via G. Garibaldi öffnet sich der Entwurf im Erdgeschoss teilweise durch gastronomisches Angebot zur Straße.

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Spazio Condiviso, Tarent Lena Feit Die Altstadt Tarents zeichnet sich durch ihre besondere Lage zwischen zwei Meeren aus. So ist im Stadtgrundriss eine deutliche Zweiteilung der Altstadt zu erkennen. Zum Mar Grande gerichtet findet sich eine großteilige Morphologie mit einigen Platzsituationen wieder. Besonders einige alte Klosteranlagen und Palazzo stechen heraus. Zum Mar Piccolo lassen sich kleinteiligere Strukturen wiederfinden. Bei diesen handelt es sich zum großen Teil um Ein- bis Dreifensterhäuser, die sich durch enorme Gebäudetiefen auszeichnen. Ziel des Entwurfes ist es diese spezielle Situation zu analysieren, zu interpretieren und auf den kleinen Maßstab des Plangrundstückes mit seiner Lage am Anfang einer Zwischenzone mittig der Bereiche zu übersetzen. Bezogen auf die Lage am Anfang zur Altstadt wird der im Bestand existierende Uhrenturm um einen weiteren Turm und einen vorgelagerten Platz ergänzt, die zusammen eine Eingangssituation in die Altstadt bilden sollen. Hier befinden sich demnach kulturelle und öffentliche Nutzungen. Der zweite Platz soll einen lebendigen Mittelpunkt für das Quartier und die Bewohner bilden, auf dem sich das täglilche Leben abspielt. In den Gebäuden befinden sich je nach Lage eine Seniorenwohnung oder eine öffentl che Nutzung im Erdgeschoss und darüber jeweils eine Maisonettewohnung für Familien.

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Spacio Condiviso, Tarent Michael Funken Der Wohnblock befindet sich am Eingang der Altstadt von Tarent. Dort mischen die verschiedenen Stadtstrukturen. Im Süden stehen große Palazzi und Klöster, im Norden sind tiefe und schmale Häuser aneinandergereiht und dazwischen liegt eine kleinteilige, verwinkelte Gebäudestruktur. Der Entwurf passt sich in seiner Ausrichtung an den direkt angrenzenden Block mit seiner linearen Struktur an, im Inneren übernimmt er jedoch die Höfe und Gassen aus der verwinkelten Struktur. Damit die Wohnungen ausreichend belichtet und belüftet werden können, liegt jeder Raum an einem der vielen Innenhöfe. Neben den privaten Wohnräumen gibt es auch gemeinschaftliche Räume: So teilen sich je zwei Häuser einen Innenhof, durch den sie auch erschlossen werden. Die Höfe sind durch überdeckte Gassen miteinander verbunden, die einen halböffentlichen Bereich im Inneren des Blockes erzeugen. Die einzelnen Hoffolgen steigen analog zur Topgrafie der Insel nach Norden an. Auch die Gestaltung der äußeren Fassade passt sich an die Umgebung an. Im Gegensatz dazu sind die inneren Hoffassaden für eine ausreichende Belichtung mit viele Öffnunge versehen.

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Spacio Condiviso, Tarent Hannah Lemler Das Entwurfsgrundstück liegt im NordOsten der Altstadt Tarents am Piazza Fontana in direkter Nähe zur Ponte di Porta Napoli. In der höher gelegenen Cittá Alta wohnten wohlhabendere Gesellschaftschichten, weshalb in der Bausubstanz zahlreiche Pallazi, Kirchen und Klöster aufzufinden sind. In der Cittá Bassa hingegen leben noch heute vorwiegend Fischer, die von der großen Mießmuschelzucht im Mar Piccolo profitie en. Es überwiegt auf sehr langen Parzellen eine kleinteilige Bausubstanz. Die Gebäude richten sich mit den Kopfenden prominenter zu den Hauptgassen. Um mit der extremen Parzellentiefe umgehen zu können bilden sich schmale Gassen, die Teil des komplexen Gassengeflechts sind und die Gebäude von der Seite erschließbar machen und die Belichtung ermöglichen. Die längs gerichteten Gebäude meines Entwurfs sind von den schmal ausgebildeten Gassen aus erschließbar. Im Inneren des Baublocks bilden sich halböffentliche Innenhöfe. Hier haben die Tarentiner die Möglichkeit sich innerhalb der dichten Stadtstruktur sich in ihrer Nachbarschaft aufzuhalten Meine Gebäude grenzen jeweils an einen Innenhof. Jedes Haus besitzt einen Zugang zu Sommerzimmern im jeweils obersten Geschoss, zu denen nur die jeweiligen Bewohner und Familien der Häuser Zugang haben.

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Spazio Condiviso, Tarent Magdalena Messing Tarent ist eine Stadt der kleinräumichen Situation, sich hauptsächlich auf und unmittelbar neben der Straße als Haupterschließung reihen, verspringen, sich in diffe enzierter Ausführung wiederholen. Im Kontrast zum großen ausladenden Stadtplatz soll eine Folge von gefassten Orten, die sich in ihrer Form und Bespielung unterscheiden, als Gegenüber stehen. Die starke Topografieänderung innerhalb des Grundstücks spielt dabei eine entscheidende und doch zudem fassende Rolle; die Metapher des Aufstiegs von einem öffentliche en in einen privateren Bereich des Gebäudekomplexes erzeugt Spannung in der Erschließung, dem Erlebnis der Erschließung, die nicht länger nur jene bleiben muss, und Trennung gleichsam. Der Laubengang zum einen als Durchwegung des Komplexes gedacht, zum anderen die Funktion der Wohnerschließung tragend, bietet Situationen; ein Weiten und Verschließen erzeugt erneut Dynamik. Die Höfe stellen den Bezug zwischen oben und unten, Stadt und Wohnen, öffentlich und privatb her. Konzept ist ein spannungsvoller Übergang zws. öffentlich und privat.

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Spazio Condiviso, Tarent Mara Petri In Tarent bilden Gassen und Höfe unterschiedlichster räumlicher Dimensionen ein dichtes Netz, an welches ich mit meinem Entwurf angeknüpft habe. Das Reihenhaus besitzt an dieser Stelle die richtigen Eigenschaften, um dieses Netz weiterzuführen und angemessen auf die städtebaulichen Anforderungen des Borgo Antico zu reagieren. Durch das additive Zusammenfügen einzelner Häuser werden unterschiedliche Innenhöfe geschaffen, welche durch schmale Gassen erschlossen werden. Die Räume im Inneren der Häuser sind wie auf einer Perlenkette hintereinander aufgereiht und sorgen somit für ein besonderes Erlebnis der verschiedenen räumlichen Situationen. Dabei sorgen die großzügigen Fenster nicht nur für eine angemessene Gliederung der Fassade, sondern auch für eine ausreichende Belichtung der Räume. An den Stellen, wo aufgrund der Dichte keine Belichtung von außen möglich ist, werden die Räume über private Innenhöfe belichtet. Diese bilden zusätzlich einen intimen Aufenthaltsort im Freien und werden durch Laubengänge gesäumt. Zusätzlich soll sich der Entwurf durch einzelne Balkone und Loggien in die vielschichtige Dachlandschaft Tarents einfügen. Diese geben jedem Reihenhaus außerdem einen hohen Grad an Individualität.

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Spazio Condiviso, Tarent Cyril Queyrau Die von auffälliger Dichte gekennzeichnete “Borgo Antico” der Stadt Tarent trägt eine Vielzahl an Palazzo- und Konventsbauten entlang der Küste zum offenen Meer hin. Diese Typologie wurde zwecks der Kontinuität aufgegriffen. Der grüne Innenhof, als Schwellenraum zwischen öffentlich und privat widmet sich der Gemeinschaft und bietet eine angenehme Öffnung innerhalb der dichten Sequenz des Tarenter Straßenraums. Die im Erdgeschoss situierten Markthalle, Museum, Galerie, Co-Working und Gastronomie bieten Räume die Anwohner in Kontakt miteinander bringen. Die darüber liegenden Wohnungstypologien richten sich an Singles, Paare und Familien mit einem oder zwei Kindern. Das gemischte Wohnen soll Interaktion zwischen Generationen ermöglichen. Ein geteilter Gemeinschaftsraum bietet sich ihnen für jeden Anlass. Wohntypologien gibt es Vier: die eingeschossige Wohnung für Alleinstehende, die eingeschossige Wohnung für Paare, die zweigeschossige Wohnung für Familien mit einem Kind und die zweigeschossige Wohnung für Familien mit zwei Kindern. Über das gemischte Wohnen soll eine abwechslungsreiche Zielgruppe gebildet werden.

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WATERFRONT HAVANNA Kuba Institut für Städtebau und europäische Urbanistik Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Christa Reicher Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Rolf Westerheide

Betreuung M.Sc. Fabio Bayro Kaiser M.Sc. Canan Çelik M.Sc. Christoph Klanten

Im Vergleich zu vielen anderen lateinamerikanischen Städten hat sich die Stadt Havanna auf eine ganz besondere Art und Weise entwickelt. Zum einem ist die Stadtbevölkerung seit den Sechzigern nicht signifikant gewachsen und zum anderem haben insbesondere die Alltagspraktiken und die außerordentliche Kreativität der Habaneros die Stadtentwicklung geprägt. Havanna ist so, trotz schrumpfender Tendenzen, ein attraktiver Ort mit einem einzigartigen Stadtbild, welches als Open-Air-Architektur-Museum gilt und bekannt ist für sein breitgefächertes Kultur- und Freizeitangebot. Jedoch sind die Ressourcen auf Kuba knapp und die öffen liche Hand investiert wenig in eine aktive Stadtentwicklung und Stadterneuerung, was zu einem Verfall der historischen Bausubstanz sowie der öffentlichen Räume führt. Zudem mangelt es an verfügbarem und bezahlbarem Wohnraum in der Innenstadt, welches durch den zunehmenden Tourismus gefördert wird. Darauf folgt, dass sich die Pendlerströme von Berufstätigen aus den Randgebieten in die Stadt intensivieren. So wurden vier zentrale Handlungsfelder identifiziert, die den Städtebau in Havanna in den kommenden Jahren beschäftigen werden: 1. die sozioökonomische Dynamik als Treiber der Stadtentwicklung, 2. der infrastrukturelle Ausbau und die Entwicklung von alternativen Mobilitätsformen,

3. die Gestaltung und Instandhaltung von öffentlichen Räumen 4. die Erneuerung und Instandhaltung der Bausubstanz sowie die (Weiter-) Entwicklung vorhandener Bautypologien. Als Experimentierfeld für innovative und zukunftsweisende Konzepte wurde das ca. 14,2 ha große und umstrittene Bahnhofsareal südwestlich von La Habana Vieja ausgewählt. Die Bachelorabschlussarbeit „Waterfront Havanna, Kuba“ zielt auf eine konzeptionelle Beschäftigung mit der Thematik ab und verlangt nach einer Positionierung des Entwurfs in Bezug auf die Anforderungen an ein urbanes Quartier, das qualitativ hochwertige, kleinteilige und diffe enziert ausgebildete Baustrukturen beinhaltet. Konzeptionell steht bei dieser Aufgabe die Frage im Vordergrund, wie Antworten auf die unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnisse nach Leben, Wohnen, Arbeiten und Bewegen am Hafen gegeben werden können. Stichwort „Waterfront“.


local and environmentally friendly materials

urban air improvement

create new offers

BARRIO NIDO

solar use

diverse unhabitant structure

rainwater utilisation

innovative mobilities living self-sufficiently

integra�on and use of exis�ng circumstances be�er accessibility of the quarter through various mobility sta�ons create a landmark through innova�ve quarter

P

import problems in housing construction no leisure offers

bad city air

urban air improvement

create space edges

direct connec�on of the different quarters

housing shortage

risk of flooding

barriers new waterfront experience through car-free zone

ruins food shortage

zoom frame plan visualisation no scale atmospheric

Lina Friederich Das Thema der Bachelorarbeit war Waterfrontdevelopment in Havanna. Das Plangebiet umfasste ca. 20 ha, die es zu beplanen galt. Idee war es ein nachhaltiges Konzept für das neu entstehende Quartier zu entwickeln, welches verschiedene Stadtteile miteinander verbindet und einen sehr prominenten Standort direkt am Wasser und am Hauptbahnhof der Stadt hat. Aufgrund der Probleme, die in der Stadt herrschen entwickelte sich die Idee ein Quartier zu entwickeln, was unabhängig ist. Die Gebäude werden aus lokalen und biologisch abbaubaren Materialien entwickelt, die Menschen können ihre Lebensmittel selbst anbauen und auf den Dächern der Gebäudeeigenen Strom produzieren. Gleichzeitig werden für die Bewohner der umliegenden Viertel neue Freizeitmöglichkeiten und Aufenthaltsqualitäten geschaffen, sodass die verschiedenen Quartiere miteinander verbunden werden und soziale Ungleichheit vorgebeugt werden kann. Entlang der neuen Wasserpromenade soll der Verkehr autofrei gestaltet werden, sodass die Menschen an diesem Ort einen völlig neuen Zugang zum Wasser erlangen, den es zur Zeit sonst nirgendwo in der Stadt gibt. Das Quartier soll den Menschen ein eigenständigeres und umweltbewussteres Leben ermöglichen.

area of specialisation

BA

diverse inhabitant structure

livi

current status

Barrio Nido, Havanna

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solar use

no scale


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Waterfront Havanna, Kuba Julian Hampe Die Altstadt Havannas soll auf verschiedenen Ebenen miteinander verbunden werden. Ein Mobilitätsknotenpunkt soll entstehen, ein Endpunkt für die Achse der historischen Stadtmauer gefunden, die angrenzenden Viertel miteinander verbunden und der Malcón fortgeführt werden. So soll eine belebte Waterfront entstehen, in der durch die Betonung der historischen Substanz der Charakter und die Historie des Ortes im Vordergrund stehen. Der Malecón wird umgeleitet, um eine autofreie, fußgängerfreundliche Zone mit Zugang zum Wasser zu schaffen. Ergänzend entsteht um die Reste der Stadtmauer ein Park, der gemeinsam mit einem Museum einen Abschluss der öffentlich genutzten Achse bildet. Ein großes, mischgenutztes Wohnareal entsteht, in dem zwischen Bewegungs- und Sichtachsen unterschieden wird. Bewusste Auslassungen von Eckbebauungen führen immer wieder zu kleineren Platzsituationen und laden zum Verweilen ein. Architektonisch wird das Areal, typisch kubanisch, durch eine sehr dichte und kleinteilige Blockbebauung geprägt. Neben den größeren öffentlichen Plätzen entstehen hierbei halböffentliche Höfe innerhalb der Blöcke, die hauptsächlich von den Anwohnern genutzt werden können.

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Adaptives Modul

Tägliches Leben

Handel

Spielen

Zonierung

Siesta

Je nach Lage im Plangebiet gibt es unterschiedlich starke Verflechtungen zwischen dem ö fentlichen Raum und der Bebauung. Die Wohnungsgrößen orientieren sich am durchschnittlichen Bedarf Havannas.

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LA BANDA DE HABANA Denise Hesse Marc Palmen Kerngedanke des Entwurfs ist die Fortführung des Mischnutzungsbandes Havannas, sowie deren Verknüpfung mit der Blockrandbebauung im Westen und dem Malecón im Osten. Das Band wird durch ein Museum, großzügige Hotels, einer Markthalle und vielen Einkaufsmöglichkeiten erweitert. Um den Abschluss des Bandes ähnlich der Prachtmeile des Paseo de Prado zu inszenieren, markiert eine abgetreppte Höhenentwicklung von der zentralen Parkanlage des neugestalteten Areals zu allen Rändern hin die herausragende Funktion dieses Gebietes. Das Element des Portikus soll die gesonderte Stellung der Bandbauten sowie der Wasserfront hervorheben und untermauert den Nutzungswechsel von kommerziellen zu bewohnten Einheiten. Der Malecón als zentrale Küsten- und Hafenpromenade ist das Kernelement des Areals und Grundbaustein für den Charakter des Entwurfs. Durch Ausbuchtungen, Sportmöglichkeiten und Aussichtspunkte bekommt die Uferpromenade eine hohe Aufenthaltsqualität und bietet viele Orte des Verweilens. Das Gebiet wird durch seinen bestehenden Bahnhof, den neu etablierten Bushof und einem in der Achse des Bandes liegenden Piers, an dem sowohl Fähren als auch Taxiboote abfahren, zu einem zentralen Umsteigepunkt.

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Waterfront, Havanna Thilo Loose Durch die zentrale Lage des Plangrundstücks innerhalb Havannas und dem Aufeinandertreffen verschiedener wichtiger Verkehrsachsen bietet der Ort die optimalen Voraussetzungen für einen Mobilitätsknotenpunkt. Dieser ermöglicht neben dem einfachen Umstieg zwischen Bahn, Fähre, Taxi, Bus und dem Fahrrad auch eine bestmögliche Anbindung an die Angrenzenden Wohngebiete, so wie die Altstadt. Um einen schnellen Umstieg durch kurze Wege zwischen den Verkehrsmitteln zu ermöglichen wird der Bahnhof an die Küstenstraße Malecón verlegt und ermöglicht so den Wegfall der alten Gleisanlagen samt Highline zum benachbartenQuartier. Hier werden die bestehenden Wohngebiete ohne Barrieren an das neue Wohngebiet angeschlossen. Diese sind geprägt durch neue Quartiersplätze und bilden so attraktive Orte für das typisch kubanische nachbarschaftliche Leben in öffentlichen Räumen. Die Hafenkante wird durch eine Abtreppung und viel Grün deutlich attraktiver und zur erstklassigen Adresse am Wasser ausgebaut. Solitärbauten bieten eine vielfältige Nutzung in Form von Hotels, Dienstleistungen und Wohnen. So stellt die neue Waterfront Havannas einen modernen, urbanen, aber immer noch typisch kubanischen Ort sowohl für Touristen, als auch für Einheimische dar.

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ESTACIÓN CENTRAL DE FERROCARRILES

CARSHARING/ BUSTERMINAL

SCHNITT A-A

Waterfront Havanna, Kuba Magdalena Nickel Das Entwurfsgebiet ist durch seine besondere Lage am südwestlichen Rand der Altstadt Havannas gekennzeichnet. Historisch geprägt durch den Bahnhof sowie der Verlagerung des Güterverkehrs besitzt die ungenutzte Fläche direkt an der Waterfront eine hohe Attraktivität. Aktuelle Problematik in Havanna ist Wohnungsmangel und ein Defizit an Grünund Erholungsflächen. Deshalb sieht der Entwurf ein attraktives Wohngebiet mit hoher Mischnutzung und außreichend privater sowie öffentlicher Grünflächen vor. Der den Stadtkern umschließende grüne Ring wird geschlossen und am Malecón weiter geführt. Die Fortsetzung der Achse mit öffen lichen Nutzungen und ihrer Erweiterung als Kulturachse steht im Vordergrund des Entwurfs. Der Erhalt der Bausubstanz und des historischen Erbes stärkt die lokale Identität. Besonderer Wert wurde auf die Schaffung partizipativer öffentlicher Räume gelegt, bei denen die Anwohner an der Gestaltung mitwirken können. Es erfolgt so eine Vernetzung in allen Bereichen, auf geschäftlicher Ebene durch Co-WorkingSpaces und auf privater Ebene durch Gemeinschaftsgärten.

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MISCHNUTZUNG

MARKTHALLE

MISCHNUTZUNG


MISCHNUTZUNG

SCHNITT HAUPTERSCHLIEßUNG

SCHNITT NEBENERSCHLIEßUNG

MALECÓN

STEG

M 1:200

M 1:200

DETAIL B

M 1:200

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openair cinema

local market

food truck fes�val

concert

“Cuarto de las raíces verdes” Havanna, Kuba Julia Schlüter Durch ein Umweltzentrum, das in einer engen Kooperation zu einem Forschungszentrum auf der anderen Seite der Bucht steht, soll ein nachhaltigerer Umgang mit Ressourcen und der Natur Havannas gefördert werden. Im Umweltzentrum, was sich direkt an der Waterfront befindet, soll somit das notwendige Wissen vermittelt werden, weches dann in Form von Forschungseinrichtungen und Start-ups angewendet wird. Das nachhaltige Konzept soll auch auf den kleinen Maßstab ausgedehnt werden, so dass alle Gebäudetypologien auf einer ressourcenschonenden Gebäudestruktur basieren. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Gebäudetypologien, für verschiedene Bevölkerungklassen und Altersgruppen. Darüber hinaus sind Werkstätten über das gesamte Gebiet verteilt, so dass die kubanische Bevölkerung unabhängiger werden kann und ihre Kreativität gefördert wird. Die bereits bestehenden Gebädue der Hafenindustrie sollen bestehen bleiben, jedoch mehr inszeniert werden sowie offen und lichtdurchflutet gestaltet we den. Ziel der Freiraumgestaltung ist es eine möglichst hohe Aufenthaltsqualität mit flexiblen und multifunktionalen Nutzungen zu schaffen.

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cross ven�la�on

Solar panels

roof greening

recycled materials

sun protec�on

rainwater managment

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Four Steps for Havana Domenic Schneck Das Konzept Four Steps four Havanna arbeitet das Bahnhofareal in Vier Schritten auf um aus der teils brachen Fläche von Heute ein Juwel des Havannas von Morgen machen zu können. Jeder Step hat hierbei einen eigenen thematischen Schwerpunkt, den er in das Areal mit einflechtet. In Step 1 erfolgt die Auseinandersetzung mit dem Bestand. Ziel ist den alten Zustand wiederherzustellen und durch kleine Eingriffe zu optimie en. Step 2 versucht sich an der Würdigung der Geschichte des Areals. Es geht um die Historie des Bahnhofs und der Handelsstadt Havanna. Ideen hierbei sind großflächige Ausstellungsflächen und Parkanlagen. Step 3 nimmt sich dem Wohnen an. Die Rasterstruktur der Stadt soll aufgegriffe werden und in Wohnraum kanalisiert werden. Ziel ist zum einen die Brache besser zu nutzen und zugleich Wohnraum in Lage zwischen Park und Wasser zu schaffen. Direkt daran angeschlossen soll im Step 4 eine Erweiterung des Malecon am Areal erfolgen. Hier wird eine großzügie Promenade mit Fährzugang erzeugt. Dieser Entwurf soll sowhl innovative Ansätze liefern als auch einen würdevollen Umgang mit dem Bestand Havannas als historische Stadt.

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Waterfront Havanna, Kuba Selina Stollenwerk Nico van Weersth Ein alter Güterbahnhof, sowie der Hauptbahnhof Alt-Havannas befinden sich auf dem ca 14,2 ha großen Experimentierfeld für innovative und zukunftsweisende Konzepte im Südwesten von La Habana Vieja. Unser Ziel war es, verschiedene Zentren zu erschaffen, welche sich durch abwechslungsreiche Grünverbindungen zusammenfügen. Diese bilden das Herzstück unserer Planung, da sie sich entlang der Waterfront erstrecken und ihren Start/Endpunkten in den neu angelegten Zentren besitzt. In unserem Entwurf befindet sich auf dem vorgegeben Baufeld ein großes Wohngebiet, sowie ein neuer Bahnhof an der Waterfront, eine Markthalle und ein großes Angebot an Mischnutzung und Büroflächen. Weiterführend haben wir einen neuen Campus im Westen geplant, welcher vom Kindergarten bis zur Universität einen vollständigen Bildungsweg, sowie eine öffentliche Bibliothek und eine Sporthalle bereitstellt. Im Süden befindet sich unser zweites Zentrum, welches als Gegenstück zum Norden ausgeführt ist. Ein großer Platz mit Mischnutzung, ein großes Angebot an Sondernutzung und Wohnungen. Alles wird nach dem gleichen Konzept gestaltet um das Stadtbild der Altstadt nachzuempfinden und gleichzeitig zu verbessern.

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Creative Community, Kuba Katharina Stommel Meine Arbeit trägt den Namen „CREATIVE COMMUNITY“. Dieser ist durch eine Beobachtung entstanden, welche sich auf die Einwohner Havannas bezieht. Die Einwohner Havannas werden als Künstler beschrieben, wenn es um Improvisation geht. Dies ist sicherlich durch die Revolution gekommen, außerdem hatte ich den Eindruck, dass die Bewohner sehr kreativ sind und außerdem ihre eigenen Ideen in die Dinge einbringen wollen, die sie schaffen. Meine Analysen haben gezeigt, dass es eine klare Trennung zwischen unserem Planungsgebiet und der Altstadt gibt. Dies ist vor allem auf die starke Konzentration der verschiedenen Nutzungsangebote and bestimmten Orten zurückzuführen. Andererseits gibt es bereits klar erkennbare Chancen, wie z.B. interessante Wege, die zu unserem Planungsgebiet führen, die bestehenden alten Bahnhofsgebäude, aber vor allem die Wassernähe des Gebietes. Mit dem aufgreifen der umliegenden Gebäudestruktur habe ich ein Modulares System entwickelt, welches sich so flexibel wie möglich an die Nutzer anpassen lässt und sich im Laufe der Zeit verändern kann. Die zukünftigen Bewohner erhalten nur einen Rahmen, der durch ihre eigenen Ideen und Anforderungen erfüllt werden kann, damit sie ihren eigenen kreativen Lebensstil ausleben können.

MODULARE ENTWICKLUNG

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PERSPEKTIVE HAFENBECKEN

PERSPEKTIVE INNENHOF

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Barrio Frente Al Mar, Kuba Lucy Wang Das süd-westlich an die Altstadt Havannas anknüpfende Quartier “Barrio Frente Al Mar” soll das Bahnhofsareal mit dem Malecón verbinden und so den Stadtteil im Süden an das Wasser führen. Das Quartier basiert auf der klassichen umliegenden Stadtstruktur, wobei durch Modifizierungen eine bessere Lebensqualität erzeugt soll. Dies wird über die Gestaltung poröser Blöcke umgesetzt, die durch Vor- und Rücksprünge erzeugt werden. Die daraus entstehenden spannenden Zwischenräumen werden als gemeinschaftliche Plätze genutzt. Die Zonierung des Außenraums von öffentlichen Arkadenzonenen, zu halböffentlichen Pufferzonen an den gemeinschaftlichen Quartiersplätzen, bis hin zu privaten Zugängen zum Außenraum erhöhen die Lebensqualität im Quartier. Durch die Integration von Bestandselementen wie dem Bahnhof, der Stadtmauer, alter Lagerhallen und dem Malecón sowie die Kommunikation zu den Rändern des Quartiers, bettet sich dieses in seiner Umgebung ein. Am Wasser wird man von einer freistehenden Markthalle aufgefangen, die zugleich von der Nord-SüdAchse zur Uferpromenade überleitet. Die Waterfront selbst gestaltet sich durch eine Flaniermeile und eine über eine breitläufige Treppe erreichbare zweite Ebene zum Verweilen.

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TREPPENHAUS ÜBERTRAGUNG DES RASTERS AUS DER UMLIEGENDEN STADTSTRUKTUR

FREIZÜGIG, SOWIE LICHT- UND LUFTDURCHLÄSSIG , SODASS DIE THERMISCHEN BEDINGUNGEN IM GEBÄUDE DURCH STÄNDIGEN DURCHZUG VERBESSERT WERDEN KÖNNEN. ZUDEM IST DIESER ALS GEMEINSCHAF TLICHER BEREICH BEREICH NUTZ-

PRIVAT UND ÖFFENTLICH BLOCKSTRUKTUR DURCHLÄSSIGKEIT FÖRDERT SCHNELLES DURCHWEGEN

WOHNEN UND ÖFFENTLICHE NUTZUNGEN KÖNNEN IN EINEM GEBÄUDE STATTFINDEN. VOR ALLEM ZU DEN ANGRENZENDEN ÖFFENTLICHEN BEREICHEN FINDEN UNTERSCHIEDLICHE GEWERBE, HANDEL UND GASTRONOMIEN IHREN PLATZ IN DER ERDGESCHOSSZONE

ARKADEN DURCH VOR UND RÜCKSPRÜNGE BILDEN SICH INTERESSANTE FREIRÄUME, DIE ZUM VERWEILEN EINLADEN.

DIE BLÖCKE WERDEB UNTEREINANDER ÜBER GEMEINSAME FREIRÄUME MITEINANDER VERBUNDEN. DADURCH ENTSTEHEN KO M M U N I K AT I O N SRÄUME, WELCHE IM ALLTAG DER HABANEROS AUF DER STRASSE SITUIERT SIND

DIE PORÖSEN BLÖCKE SIND LICHT UND LUFTDURCHLÄSSIG. ZUGLEICH FÖDERN SIE DIE GEMEINSCHAFT IM QUARTIER

DIE SCHATTEN SPENDENDEN ELEMENTE BILDEN EINE PUFFERZONE ZWISCHEN ÖFFENTLICHEM UND PRIVATEM RAUM. ZUDEM RAHMEN UND BETONEN SIE DIE GEMEINSCHAF TLICHEN QUARTIERSPLÄTZE.


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SCOPE HOUSE Wohnen mit / in einer Maschine Lehrstuhl und Institut für Wohnbau und Grundlagen des Entwerfens Univ.-Prof. ir. Wim van den Bergh

Juniorprofessur Werkzeugkulturen Prof. Dipl.-Ing. Carolin Stapenhorst, PhD Betreuung PhD Luciano Motta ir. Mark Proosten

Lange von Le Corbusier berühmtes Satz “Ein Haus ist eine Maschine zum Leben” wurden Wohnungen und Maschinen gemeinsam entworfen und gebaut. Manchmal in einem einzigen Gebäude, wie viele Leuchttürme und Windmühlenhäuser, teilweise auch als separate Einheiten: Ein Haus mit einem Mechanismus wie einer Wassermühle oder einem Schleusendurchgang. Besonders handwerkliche und ortsgebundene Berufe wie Müller, Leuchtturmund Schleusenwärter lassen sich mit den “Wohnmaschinen” in Verbindung bringen. Um diese mechanischen Maschinen und Mechanismen bedienen zu können, war es nötig in der Nähe oder sogar in diesen Strukturen zu leben. Aber auch heute ist ein Haus mehr als nur eine Wohnstätte. Es ist vielmehr zur Grundlage für Mechanismen und Vorrichtungen zur Energieerzeugung geworden, indem es die direkte Umgebung und Umwelt zum Heizen, Kühlen und Beleuchten des Hauses nutzt. In dieser Bachelorarbeit werdet ihr ein Haus mit einem “SCOPE” entwerfen - ein Instrument zum Beobachten, Betrachten oder Untersuchen. Dieses Instrument ist nicht im Vorhinein definiert und kann variieren, muss jedoch aus der das Gebäude umgebenden Landschaft abgeleitet werden. Eine Umgebung, die auf dem selben Breitengrad wie Aachen liegt und durch verschiedenste natürliche Merkmale gekennzeichnet ist, jedoch zum Netz und von der gewohnten Welt getrennt ist.

Wir wollen auf dieser 25.220 km lange Linie Orte suchen, die extremste und schwierigste Bedingungen aufweisen. Gleichzeitig möchten wir Orte erkunden, die am weitesten entfernt von Städten und Menschen sind; Orte, die quasi vergessen und außerhalb der “Radare der Zivilisation” liegen. Genau an dieser Stelle wollen wir ein Haus bauen. Wozu? Die Frage sollt Ihr Studierenden in diesem Semester beantworten. Aus dem Untersuchungsprozess des jeweiligen Ortes heraus, sollen die Studierenden vertretbare und belastbare Ideen entwickeln, um einen bestimmten SCOPE-, d.h. Sehen, Hinausschauen, aber auch einen Grund, Ziel oder eine Tätigkeit, die das genau-hier-zu-wohnen berechtigt und haltbar macht. Für jede Bachelorarbeit wird eine unterschiedliche Geschichte entstehen, die in der Architektur des entworfenen Projektes gespiegelt werden muss. In diesem Sinne ist das Haus wie eine Maschine zu verstehen, weil es nicht nur dem Wohnen dient, sondern auch dem ausgedachten Zweck.


Scope House, Kanada Niklas Büchner Das Grundstück befindet sich in Westkanada, in der Provinz Britisch Columbia (50°44‘04.4“N 115°54‘14.7“W) und Alberta. Es liegt am Kootenay River im gleichnamigen Nationalpark und erstreckt sich in einem, im Vergleich zum Umfeld eher aufgelockerten Teil, des ansonsten sehr dichten Nadelwaldes. Die Region B.C. lebt vor allem von der Holzwirtschaft. Mit 14,7% und 10,8 Mrd. CAD stellt der Sektor den größten und wirtschaftlich stärksten Arbeitgeber dar, welcher rund 60.000 Bürger der Provinz beschäftigt. 35% des weltweiten Nadelholzes stammt aus besagter Region. Der Hauptwirtschaftssektor ist jedoch existenziell bedroht. Waldkrankheiten, Insekten und Brände erzeugen einen jährlichen Verlust von 220 Millionen m³. Das Projekt greift auf bestehende Methoden des Waldschutzes zurück, optimiert diese mit Hilfe einer selbstentwickelten Maschine und versucht durch die Forschung zukünftiges Waldsterben zu minimieren. Auftrag- und Finanzgeber stellt der Kootenay Nationalpark dar, indem das Forschungsgebäude steht. Kernstück des Hauses stellt die bis zur Baumgrenze reichende Forschungsseilbahn dar, mit welcher unterschiedlichste Daten zu Forschungszwecken erfasst und im Anschluss analysiert werden können.

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Scope House, Kanada Lea Lusch 80-90° West - Ontario, Kanada Abseits der Zivilisation in der subarktischen Tundra befindet sich der Standort einer geodätischen Kuppel, die als Forschungsstation für Permafrostböden genutzt wird. Aufgrund der kalten Temperaturen, bis zu -40°C, wird die Südseite verglast um einen Treibhauseffekt zu erzeugen und das nördlich in der Kuppel angeordnete Haus tagsüber zu heizen. Wassertanks speichern die Wärme über den Tag und geben sie abends ab. Ein Team aus drei Forschern soll Methan aus den Permafrostböden erforschen und fördern, um es in einem BHKW zu verbrennen und somit das Haus mit Strom und Wärme versorgen. Im Erdgeschoss sind Laborräume, ein Lager, eine Werkstatt und der Garten angeordnet. Das Obergeschoss beherbergt die Wohnräume und eine Terrasse. Auf dem Dach des Hauses befinden sich weitere Pflanzen und der Startplatz der Drohnen. Die Drohnen sollen helfen, die Umgebung zu kartieren und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Region zu untersuchen. In dem Garten und auf den Terrassen sollen Obst und Gemüse angebaut werden, um sich teilweise selbstversorgen zu können. Durch den sumpfigen Boden und die viele Mücken ist es im Sommer nicht möglich den Außenraum, außerhalb der Kuppel, zu nutzen.

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Transbaikalobservatorium Arvid Henning Storch Im Osten Russlands, weit hinter dem Baikalsee wechselt sich der sibirisch kalte Winter mit dem kurzen intensiven Sommer ab. Hier, an den Ausläufern des Jablonowygebirges geht die Taiga in die weiten Steppen der Mongolei über. Der Himmel ist meist klar und die Sicht reicht bis zum Horizont des kaum besiedelten Landes. Alle Erfolgreichen ziehen aus diesem Niemandsland in die Metropolen. Nun sucht ein Erfolgreicher, der Kosmonaut Wladimir Georgijewitsch Titow seinen Weg zurück in seine vor Jahrzehnten verlassene Heimat. Nach vier Raumflügen stellte er sich die philosophischen Fragen, die er nun beantworten möchte. Er braucht ein Domizil, in dem er seine nie verlorengegangene Sehnsucht nach den unbekannten Weiten das Weltalls zu stillen vermag. Das Observatorium antwortet auf dieses Bedürfnis mit einer Zweiteilung. Der oberste Raum ergibt sich um die erforderliche Geometrie für das Refraktorteleskop, mit dem sich jede Stelle des Himmels dynamisch beobachten lässt. Unter der Kuppel entwickelt sich die massive Wohnung Titows, die ihre Öffnungen zu den markenten Positionen der Gestirne Mond und Sonne ausrichtet und damit eine statische Beobachtung des Firmaments von ausgewählten Positionen im Raum erlaubt.

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Urheber und Rechteinhaber S. 3 - 4

Lehrstuhl Baukonstruktion

S. 85-86

Lehr- und Forschungsgebiet Raumgestaltung

S. 5 - 6 S. 7 - 8 S. 9 -10 S. 11-12

Thomas Berger Niklas Häggmark Stephan Thumm Franziska Wilk

S. 13-14 S. 15-16 S. 17-18 S. 19-20 S. 21-22 S. 23-24 S. 25-26 S. 27-28 S. 29-30 S. 31-32

Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens Irina Baier Yuil Chang Justus Dunkel Lennard Flörke Andrea Nyc Teresa Schreer Anna Schwaab Laura Weber Katharina Weyde

S. 87-88 S. 89-90 S. 91-92 S. 93-94 S. 95-96 S. 97-98 S. 99-100 S. 101-102 S. 103-104 S. 105-106

Felix Bodenmüller Olga Cobuscean Nadine Do Alida Ellsel Lena Feit Michael Funken Hannah Lemler Magdalena Messing Mara Petri Cyril Queyrau

S. 107-108

S. 33-34

Lehrstuhl für Individualisierte Bauproduktion

S. 35-36 S. 37-38 S. 39-40 S. 41-42 S. 43-44

Lívia Farkas Pia Körzdörfer Larissa Lindenthal Tim Schumann Lukas Wever

Institut für Städtebau und europäische Urbanistik Lina Friederich Julian Hampe Denise Hesse; Marc Palmen Thilo Loose Magdalena Nickel Julia Schlüter Domenic Schneck Selina Stollenwerk; Nico van Weersth Katharina Stommel Lucy Wang

S. 45-46

Lehrstuhl für Künstlerische Gestaltung

S. 47-48 S. 49-50 S. 51-52 S. 53-54 S. 55-56 S. 57-58 S. 59-60 S. 61-62 S. 63-64 S. 65-66 S. 67-68 S. 69-70

Tim Dauber Marie Dewey Philipp Goertz Stine Hahnel Marie Kleinschmidt Lars König Milena Lümmen Jakob Naujack Johanna Olpp Tilman Quednau Luisa Theiß Ruben Titze

S. 71-72

Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur

S. 73-74 S. 75-76 S. 77-78 S. 79-80 S. 81-82 S. 83-84

Fabian Bersch Katharina Glorius Alicia Heinrichs Lina Kuhlbach Marica Vitt Ronja Westhoff

S. 109-110 S. 111-112 S. 113-114 S. 115-116 S. 117-118 S. 119-120 S. 121-122 S. 123-124 S. 125-126 S. 127-128

S. 129-130

Lehrstuhl und Institut für Wohnbau und

S. 131-132 S. 133-134 S. 135-136

Grundlagen des Entwerfens Niklas Büchner Lea Lusch Arvid Henning Storch



Impressum Herausgeber Felix Bodenmüller

Konzept, Gestaltung Felix Bodenmüller Olga Cobuscean

Mithilfe Julian Hampe Stephan Thumm

Cover Cyril Queyrau

Aachen 2019

Die einzelnen Beiträge wurden in Absprache mit den Absolventen erstellt. Die Urheber- und Bildrechte unterliegen den Autoren und den jeweiligen Lehrstühlen der Fakultät für Architektur, der RWTH Aachen.

© 2019 Bodenmüller © 2019 Texte und Bilder bei den Autoren Alle Rechte vorbehalten.


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