Leben 4.0 Sonderheft Employer Branding

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SONDERAUSGABE EMPLOYER B R A N DIN G

LEBEN 4.0

WIE MAN IN ZEITEN DER DIGITALEN TRANSFORMATION MITARBEITER GEWINNT UND MOTIVIERT - UND SICH DIESE INVESTITION VIELFACH LOHNT.


E D I T I ON 1

I NH ALT

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MOTIVATION.

POWERWAFFE.

ARBEITSSCHUTZ.

Wussten Sie, dass mehr Geld demomotivieren kann, aber ein einzelnes Wort oder ein Artikel im Centbereich motiviert? Motivation erhöht die Produktivität der Mitarbeiter, senkt den Krankenstand und ist eine Investition in die Zukunft.

Der Druck in den nächsten Jahren wird durch die Digitalisierung weiter wachsen. Warum Wertschätzung ein Powertool für Unternehmen und Mitarbeiter ist und nicht nur das Leben erleichtert, sondern auch Kosten spart.

Arbeitsschutzmaßnahmen sind für die meisten Unternehmen lästige und ungeliebte Pflicht. Man kann jedoch die gesetzliche Verpflichtungen als Ausgangspunkt nehmen, um mit wenig mehr Kostenaufwand viel zu bewegen und bewirken.

NEU DENKEN. Wie man aus ungeliebten Investitionen (wie der gesetzlichen Vorgabe zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen) nicht nur ein effektives Werkzeug für Motivation und Mitarbeitergesundheit, sondern auch für’s Image macht.

LEBEN 4.0 Industrie 4.0 und die Zukunft der Arbeit


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STRESSREDUKTION.

UNTERSTÜTZUNG.

BRANDING.

Die WHO führt 70 % aller Krankheiten auf Stress zurück. Besseres Stressmanagement könnte also 7 von 10 Ausfalltagen einsparen. Wir zeigen zwei innovative Ansätze, die Nachhaltigkeit mit Selbstwirksamkeit und Spaß verbinden.

Besonders kleine und mittlere Unternehmen haben zu wenig Ressourcen, um notwendige Veränderungen vorzunehmen, die für die Digitale Transformation notwendig sind. Effektive Beratung wird staatlich gefördert: Wie es funktioniert.

Durch die Digitalisierung und ein verändertes Kundenverhalten werden Märkte und Marken neu defininiert. Wie sich Unternehmen neu aufstellen müssen und was aus Sicht einer Markenexpertin zu beachten ist.

08 ABSICHERUNG.

November 2018

Motivierte, zufriedene und loyale Mitarbeiter sind eine der wichtigsten Ressourcen, besonders da qualifizierte Fachkräfte immer mehr gesucht werden. In Deutschland entsteht jedes Jahr ein Schaden in Milliardenhöhe, weil Aufträge aufgrund fehlender Mitarbeiter nicht angenommen oder ausgeführt werden können. “Entgeltoptimierungsbausteine” sind eine einfache und kostenneutrale Möglichkeit, Mitarbeiter zu binden.

Nicht nur Unternehmen, der ganze Wirtschaftsstandort Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Die Digitale Transformation verändert Märkte, Produkte, Kaufverhalten und Vertriebswege. Von Produktentwicklung über Produktion bis Marketing wird alles kundenorientiert, da Kunden und nicht das Unternehmen in Zukunft das Firmenimage bestimmen. Diese Herausforderungen verlangen neue Formen der Flexibilität. Kommunikation und eine neue Unternehmenskultur. Wir stellen neue Ansätze und Praxisbeispiele vor.


“Es ist nicht Stress an sich, sondern Dauerstress, der unserem Organismus schadet.�


M OT IVATIO N.

W I E S I E (NIC HT) FUNK T IONIERT

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Wie man mit mehr Gehalt Mitarbeiter dazu bringen kann, weniger zu arbeiten, und was Menschen wirklich motiviert.

Motivation ist nicht nur ein wichtiger Erfolgsfaktor, sondern auch ein Top-Tool für ein gutes Arbeitsklima, mehr Produktivität und nicht zuletzt eine bessere Bindung der Mitarbeiter an ihr Unternehmen, d. h. ein wichtiges Werkzeug für Employer Branding. Deshalb lohnt es sich in vielfacher Hinsicht, näher anzuschauen, wie Motivation funktioniert – und wie nicht. Das wohl bekannteste Bild für Motivation ist der Esel, dem man eine Karotte hinhält. So wird Motivation heute noch in vielen Unternehmen verstanden, nur arbeitet die menschliche Psyche völlig anders als die von Eseln. Und je größer der Bedarf an qualifizierten Fachkräften wird, an loyalen Mitarbeitern, die sich mit dem Unternehmen identifizieren sowie an Innovation und Entwicklung, desto wichtiger wird

Laut Angaben des Deutschen Ärzteblatts hatte sich 2016

die richtige Art der Motivation.

die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen innerhalb von 20 Jahren verdreifacht. Bei Frauen, deren

Geld ist schon lange nicht mehr das Mittel der Wahl. Nicht

work-life-balance aufgrund der Doppelbelastung von Beruf

nur die so oft zitierte “Generation Y” legt mehr Wert auf Sinn-

und Familie noch fragiler ist, lagen psychische Erkrankungen

haftigkeit der Arbeit oder eine gute work-life-balance

2016 erstmals auf Platz 1 der Krankheitsursachen: Frauen

als auf Geld. Je mehr die Krankenzahlen aufgrund psychi-

hatten rund 60 Prozent mehr Fehltage wegen psychi­scher Er-

scher Belastungen steigen, desto mehr Arbeitnehmer gelangen

krankungen als Männer (311 Ausfalltage je hundert Versi­cher­­­

an ihre persönlichen Grenzen und brauchen Unterstützung

te zu vorher 191 Ausfalltagen). Auf Platz 2 liegen die Muskel-

und die richtige Form der Motivation, um weiterzumachen,

Skelett-Erkrankungen, von denen bekannt ist, dass ein Groß-

dabeizubleiben oder im Ernstfall sich wieder einzubringen.

teil ebenfalls auf Stress zurückzuführen ist.


Auch Menschen können über sich hinauswachsen und Großes leisten, wenn sie den inneren Antrieb dazu haben.

chnZwei Studien zeigen, wie begrenzt unsere Vorstellung von

Die eigentliche Ursache liegt tiefer. In beiden Fällen ging es um

Motivation ist und wo die Grenzen finanzieller Anreize sind. In

etwas anderes: Wertschätzung. Blutspender werden um ihre

der ersten Studie wurde Blutspendern, die schon seit Jahren

eigentliche Motivation gebracht, etwas Gutes zu tun, wenn

Blut gespendet hatten, einmalig Geld für ihre Leistung bezahlt.

man ihnen Geld anbietet und Idealismus zu einem kommerziel-

Für die Forscher überraschend spendeten viele von ihnen da-

len Gut degradiert. Ähnlich muss man aufpassen, dass Prämien

nach kein Blut mehr. Nachdem sie einmal Geld erhalten hat-

Mitarbeiter nicht demotivieren, die sich nicht primär Geld, son-

ten, sank ihre Bereitschaft, weiterhin kostenlos Blut zu spen-

dern Anerkennung wünschen. Und auch die Teilnehmer der

den signifikant, obwohl sie genau dies jahrelang getan hatten,

zweiten Studie hätten auf Geld verzichtet. Mehr als die Kollegen zu bekommen, kann auch als eine Form der Wertschätzung

In einer zweiten Studie wurden Menschen vor die Wahl

gedeutet werden, wenn andere Formen nicht verfügbar sind.

gestellt, ob sie mehr Gehalt beziehen wollten – oder weniger Gehalt, aber dafür mehr als ihre Kollegen. Sehr viele Teilneh-

Die zweite Studie zeigt zudem, wie wichtig das Arbeitsklima

mer entschieden sich für die zweite Variante, obwohl

und besonders die Rolle der Führungskräfte ist. Denn die Wert-

sie dafür ganz konkret auf Geld verzichteten. Wer die mensch-

schätzung durch Vorgesetzte ist das, was sich Mitarbeiter wün-

liche Rasse jetzt einfach für missgünstig hält, denkt zu kurz:

schen. Im neuen “Fehlzeitenreport” der AOK wird deutlich, dass


Wertschätzung ist nicht nur eine äußerst kostengünstige Form von Motivation, sie senkt auch signifikant die Kosten für Unternehmen: Die Fehlzeiten von Angestellten, die ihre Arbeit als sinnvoll und das Arbeitsklima als angenehm empfinden, sinken auf etwa die Hälfte!

es hier auch um Produktivität und einen massiven Kosten-

Es wäre aber zu einfach, den schwarzen Peter jetzt nur den

faktor für Unternehmen geht. Arbeitnehmer, die ihren Job

Führungskräften zuzuschieben. Im Betrieblichen Gesundheits-

als “sinnstiftend” und das Arbeitsklima als positiv bewerte-

management ist schon seit langem bekannt, dass Kranken-

ten, fehlten im Schnitt 9,4 Tage und damit nur die Hälfte der

stand und Produktivität direkt mit dem Führungskräftever-

Zeit (19,6 Fehltage) von Arbeitnehmern, die ihre Arbeit nicht

halten zusammenhängen. Deshalb setzen immer mehr Un-

als sinnvoll und das Arbeitsklima nicht als positiv empfanden.

ternehmen auch auf spezielle Führungskräftetrainings. Aber der Druck auf dieser Ebene ist durch Zeitdruck, Arbeitsdichte

Sinnhaftigkeit kann bereits durch Kommunikation oder Mitein-

und Leistungsvorgaben bereits extrem hoch. Laut Fehlzeit-

beziehen gefördert werden. Anerkennung oder ein Lob ma-

enreport gaben Führungskräfte an, nur 4,8 Tage im Jahr ge-

chen den Sinn und die Leistung der eigenen Arbeit mit ein-

fehlt zu haben.

fachen Mitteln greifbar. In der Praxis findet das leider kaum

sie aber im Schnitt an 8,3 Tagen trotz Krankheit zur Arbeit

statt. Der Mitherausgeber Helmut Schröder wird im Fehl-

erschienen. Es geht also in einer Zeit, in der durch die Digi-

zeitenreport wie folgt zitiert; “Selbst kleine Selbstver-

talisierung noch mehr Druck aufkommen wird, letztlich um

ständlichkeiten wie ein Lob bei guter Leistung erhalten

mehr: um eine Unternehmenskultur der Wertschätzung

mehr als die Hälfte der Mitarbeiter nicht von ihrem Chef”.

für alle, um die Produktivität und Lebensqualität zu erhalten.

Anderen Untersuchungen zufolge waren


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NEU DENKEN. Motivation im Alltag Die gute Nachricht: Es reichen schon kleine Dinge, um viel

Post-it. Ein kleiner Aufklebezettel erhöhte also die Motivation,

zu bewegen; sogar ganz buchstäblich. Schon ein Post-it Zettel

an der Befragung teilzunehmen, auf das Doppelte. Selbst ein

kann einer Studie zufolge die Motivation gewaltig erhöhen.

leerer Post-it Zettel bewirkte bei einer Kontrollgruppe eine Stei-

Forscher verschickten Befragungsbögen und testeten, wie

gerung: 43 % der Teilnehmer sandten die Fragebögen zurück!

Post-its die Teilnahmezahlen verbesserten. Erhielten die

Wertschätzung muss allerdings glaubwürdig und individuell

Probanden ihre Fragebögen mit einem Post-it Zettel mit ei-

sein. Wenn ein Unternehmen bei jeder Aufgabe und jeden

ner kurzen handschriftlichen Notiz, lag die Rücksendequote

Mitarbeiter mit Post-its versehen würde, würde ein negativer

bei 69 %, verglichen mit einer Teilnahmequote von 34 % ohne

Effekt erzielt werden.


Genauso wollen Worte sorgfältig gewählt werden: Motivation

nicht nur einen Negativ-Effekt, sondern bringt sich um die Mög-

kann unmittelbar von einzelnen Formulierungen abhängen.

lichkeit, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden.

Wenn Sie z. B. eine Bitte mit einer Erklärung verbinden (“weil ... , damit ... ”), erhöht das die Wahrscheinlichkeit signifikant,

Betriebliches Gesundheitsmanagement hat etwas Wunderba-

dass Ihre Bitte erfüllt wird. Nicht zufällig geht es hier wieder

res gezeigt: Es lohnt sich für Unternehmen, in ihre Mitarbeiter

um Sinnhaftigkeit: Eine Begründung liefert Kontext und Sinn.

zu investieren. BGM hat im Schnitt einen ROI/ return on investment von 1:4. Oder, anders ausgedrückt: Aus jedem inves-

Im Unternehmensalltag verwenden wir jedoch oft Worte, die

tierten Euro werden 4 Euro für das Unternehmen. Die Redu-

eher demotivieren. Produktionsvorgaben, Arbeitsdichte, Vor-

zierung der Krankentage durch Wertschätzung und Sinn sind

schriften sind Beispiele für Begriffe, die eher Widerstand als

ebenso ein Teil davon wie eine höhere Produktivität. Das ist

Motivation auslösen. Und manche Worte klingen eher nach

schon lange bekannt. Was aber noch viel zu wenig genutzt

einer Krankheit als nach einer Chance: z. B. Arbeitsschutz, Be-

wird, ist ein ganz anderer Faktor: Unternehmen können alle

triebliches Gesundheitsmanagement oder Gefährdungsbeur-

Maßnahmen für ihre Mitarbeiter, von Gesundheitsförderung

teilung psychischerBelastungen. Wenn ein Unternehmen seinen

bis hin zu Verbesserungen der Unternehmenskultur, als Teil

Mitarbeitern sinnvolle Maßnahmen so “verkauft”, bewirkt es

des Employer Branding nutzen und so doppelt profitieren.


Das ist nicht nur Theorie, sondern könnte in der Praxis so aussehen: Ein Unternehmen führt eine “Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen” durch. Diese Arbeitsschutzmaßnahme ist seit 2013 gesetzlich für alle Unternehmen verpflichtend, und genau so sehr beliebt wie der Name sperrig ist. Viele Gefähr-

Sämtliche Maßnahmen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement können als Werkzeuge für Wertschätzung und Employer Branding verstanden und kommuniziert werden. Ohne Zusatzkosten haben so sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter einen erhöhten Mehrwert und zusätzliche Motivation.

dungsbeurteilungen gehen nach hinten los: Macht man, z. B. mit standardisierten Fragebögen, die Mitarbeiter auf die Notwendigkeit und auf verschiedene Möglichkeiten von Missständen aufmerksam, hat man manchmal den Eindruck, dass Pandoras Büchse geöffnet wurde: Ärger und Unmut sind besonders heftig, wenn es im Anschluss an die Befragung weder ein Gespräch noch Maßnahmen für Verbesserungen gibt. Man kann das Ganze aber auch andersherum denken. “Think outside the box” heißt das im Englischen und liefert damit ein schöneres Bild als unser sprichwörtlicher Tellerrand, über den es hinauszublicken gilt. Denn wir denken tatsächlich in Boxen oder Kästen, und deshalb verwenden wir die offiziellen Begriffe, statt den Mitarbeitern den Kontext, Sinn und vor allem Nutzen zu kommunizieren. Dabei wäre das ganz einfach. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann man sich als eine Art “Toolbox” mit verschiedenen Werkzeugen vorstellen, die alle zum Ziel haben, Mitarbeiter und Unternehmen gesünder zu machen. Das gilt auch für die “Gefährdungsbeurteilung Psyche”, die vom Gesetzgeber als wichtige Präventivmaßnahme eingeführt wurde in Zeiten, in denen die Krankentage aufgrund psychischer und stressbedingter Erkrankungen fast exponenziell ansteigen. Aus der lästigen Pflicht, psychische Risikofaktoren zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, kann man jedoch auch ein Top-Tool für Unternehmenskultur und -wert machen. Außerhalb der Box gedacht kann man eine “Gefährdungsbeurteilung Psyche” (und ebenso jede andere BGM-Maßnahme) auch als eine Aktion zur Wert-. schätzung und Gesundheitsförderung der Mitarbeiter kommunizieren. Inhaltlich ändert sich nichts, finanziell auch nicht, aber der Mehrwert für die Mitarbeiter ist das Gefühl, dass das Unternehmen sie schätzt und sich um sie bemüht. Als “positive Nebeneffekte” fördert das auf Mitarbeiterseite Motivation, Produktivität und Zufriedenheit (und damit die Bindung an das Unternehmen). Und für das Unternehmen bedeutet es einen Zugewinn an Image als mitarbeiterfreundlicher Arbeitgeber, was die Chancen erhöht, dass gute Fachkräfte gefunden werden und bestehende Mitarbeiter an das Unternehmen gebunden bleiben. Neben dem Imagegewinn und einer Verringerung der Krankentage bewirkt das auch ganz konkrete Einsparungen im HR-Bereich, welche die Investition in die Maßnahme schon wieder wettmachen könnten.



POWERWAFFE.

www.gesundheits-challenge.eu www.wertschaetzer.com www.stressfrei-stressfrei.de Wenn der Druck zunimmt, wird oft auch mit immer härteren

gedrückt kommt hier auf allen Handlungsebenen das zum

Bandagen gekämpft. Das erhöht nicht nur das Stresslevel auf

Tragen, was Stress ursprünglich zugrunde liegt: der Kampf-und-

allen Seiten, sondern verändert die Firmenkultur nachhaltig,

Flucht-Modus. Wer im “Kampfmodus” ist, hat das Gefühl,

und nicht auf positive Weise. Gertraud Wegst, Mitbegründerin

um’s Überleben zu kämpfen und handelt entsprechend. Wenn

der “Wertschätzer”, zeigt die Konsequenzen auf.

Unternehmen diesen Punkt erreicht haben, gehen Arbeitsklima,

Leben 4.0: Frau Wegst, stimmt es, dass Stress quasi unsere Ne-

Kundenfreundlichkeit, Innovation und andere Dinge den Bach

gativseiten hervorbringt und Unternehmen gefährden kann?

runter, die genau jetzt wichtig und vielleicht rettend wären.

Gertraud Wegst: Ja. Wir haben ein “Ampelmodell” entwickelt,

Leben 4.0: Die eigentliche Stärke liegt aber nicht im Kämpfen,

mit dem man die einzelnen Phasen klar aufzeigen kann. Die

sondern in dem, was man heute “Softskills” nennt?

Folgen betreffen sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte

Gertraud Wegst: Genau. Handlungsspielraum und Chancen

sowie das gesamte Unternehmen. Wenn die Ampel auf Rot

liegen da, wo man aus der Gefahrenzone herauskommt und

steht, besteht dringender Handlungsbedarf. Vereinfacht aus-

die Ampel mit Grün wieder freie Fahrt ermöglicht.


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Leben 4.0: Wie setzt man das konkret in einem Unternehmen um? Gertraud Wegst: Unser Konzept ist es, nicht immer auf externe Experten angewiesen zu sein. Wir bringen das Wissen in das Unternehmen und unterstützen bei der Umsetzung. Das geschieht, indem wir “Wertschätzungsbeauftragte” ausbilden, die interne Prozesse erkennen und steuern helfen können. Das funktioniert natürlich nur dann, wenn diese Person auch die Möglichkeit hat, wirklich Einfluss zu nehmen. Wertschätzung dürften Sie im Leitbild jedes zweiten Unternehmens finden, aber in der Praxis wird das nicht umgesetzt, d. h. gelebt. Wenn ein Unternehmen einen Wertschätzungsbeauftragten einsetzt, wird schon einmal ein sichtbares Zeichen gesetzt; und natürlich darf es nicht bei der guten Absicht bleiben. Die Aufgabe ist es, die Unternehmenskultur von innen heraus zu verändern; dafür braucht man Unterstützung und Ressourcen aus der Führungsetage. Das muss mit dem Auftrag verbunden sein. Leben 4.0: Was macht Wertschätzung statt harter Bandagen zu einer Powerwaffe? Gertraud Wegst: Ich kann das gut an unserem Ampelmodell aufzeigen. Operiert ein Mensch oder Unternehmen im roten Bereich, befindet man sich im pernanenten Überlebensmodus. In dieser Situation entwickelt niemand langfristige Strategien oder ist innovativ. Rot bedeutet, nur das Nötigste zu tun, also Dienst nach Vorschrift, innerliche Kündigung und zunehmende Konflikte, da jeder zum Einzelkämpfer wird. Und das bedeutet: Mobbing und extrem hohe Stressbelastungen bis hin zu Herzinfarkten, gerade in der Führungsebene. Das macht das Ganze auch teuer; die Produktivität sinkt, die Krankheitstage steigen, Mitarbeiter gehen. Leben 4.0: Und Wertschätzung kann das zurückdrehen? Gertraud Wegst: Wertschätzung macht neue Bedingungen sichtbar und fühlbar, denn sie ist ein Zeichen für zunehmende Entspannung und eine neue Firmenkultur. So verbessert sich z. B. in der gelben Phase die Kommunikation, das Stresslevel sinkt so weit – und wir sprechen hier wieder von Mitarbeitern und Unternehmen – dass wieder Gemeinsamkeit möglich wird, Wachstum und Entwicklung. Die Situation ist aber immer noch angespannt und kopfgesteuert. Die dritte, d. h. grüne, Stufe, ist diejenige, in der Wertschätzung wirklich gelebt wird. Gerade jetzt, wo es darum geht, Unternehmen für die Digitale Transformation auszurichten und innovativ, flexibel und agil zu reagieren sowie sich den schnell verändernden Märkten anzupassen, sind Qualitäten gefragt bzw. dringend notwendig, die sich nur in einer Umgebung ohne Dauerdruck und mit einer wertschätzenden Firmenkultur entwickeln. Wertschätzung ist also kein Sahnehäubchen, sondern ein wichtiger Faktor für die Zukunft aller Unternehmen. Leben 4.0: D. h., ein Powertool für mehr Produktivität, Zufriedenheit und Weiterentwicklung. Gertraud Wegst: Ja. Und wenn wir etwas für die Menschen in einem Unternehmen tun, wirkt sich das auf vielfache Weise auch auf das Umfeld aus. Wertschätzung wird nach zuhause mitgenommen und reduziert auch dort die Stressbelastung. Und das bedeutet für das Unternehmen Kostenentlastungen durch weniger Ausfalltage und damit neue finanzielle Ressourcen.

“Stress und Druck bestimmen, wer wir sind und wie wir handeln. Das betrifft den einzelnen Menschen, aber auch das gesamte Unternehmen. Mit unserem Ampelmodell begleiten wir aus dem Hamsterrad heraus in eine neue Sichtweise, aus der heraus man ganzheitlich handeln kann.” Gertraud Wegst


04 Arbeitsschutz ist gesetzlich vorgeschrieben. Wer dabei aber nur an Feuerlöscher, Fluchtwege oder Helme und Schutzanzüge denkt, denkt zu kurz. Arbeitsschutz soll Gefährdungen vorbeugen, deshalb ist z. B. ein ergonomischer Arbeitsplatz eine gute Investition in die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Es geht jedoch nicht nur um die “Hardware”. Nicht umsonst hat der Gesetzgeber die “Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen” als Pflichtmaßnahme vorgesehen. Wichtig sind auch “weiche Faktoren” wie Stressbelastung, Arbeitsklima, Mobbing oder Burnout-Prävention. Wie sehr all dies zu Belastungen beiträgt (ebenso übrigens wie das Führungskräfteverhalten) zeigen die seit Jahren ansteigenden Zahlen für Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen. Michael Schurr, seit mehr als zwanzig Jahren im Arbeitsschutz tätig, erläutert die Hintergründe. Leben 4.0: Herr Schurr, der Gesetzgeber verlangt die Gefährdungsbeurteilung, und mittlerweile werden auch Kontrollen durchgeführt. Was bedeutet das in der Praxis? Michael Schurr: Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen muss in Unternehmen jeder Größe durchgeführt werden. Leider hat der Gesetzgeber nicht genau gesagt, wie sie durchgeführt werden muss, deshalb herrscht oft Verwirrung. Grundsätzlich geht es bei der Gefährdungsbeurteilung um die Verhütung von Unfällen und die menschengerechte Gestaltung der Arbeit. Leben 4.0: Also um eine ganzheitliche Prävention? Michael Schurr: Genau. Genauer gesagt: um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess im Unternehmen. Die Gefährdungsbeurteilung ist also ein Werkzeug, Ziel ist es, dass die Mitarbeiter in einer sicheren Umgebung gute Leistung erbringen können, also um Nutzen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Trotzdem wird die Gefährdungsbeurteilung noch vielfach als reiner Kostenfaktor und lästige Pflicht verstanden - und entsprechend lustlos umgesetzt. Leben 4.0: Was genau muss denn jetzt von Unternehmerseite erfüllt werden? Michael Schurr: Gefahrenquellen müssen analysiert, entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet und deren Wirksamkeit überprüft werden (§ 3 Abs. 1 ArbSchG). Zudem muss die Vorgehensweise dokumentiert werden. Das klingt alles schrecklich kompliziert, kann aber ganz einfach gestaltet werden. Und wenn man das Ganze richtig und nachhaltig angeht, hat man viel mehr als nur die gesetzliche Pflicht erfüllt. Man kann das Ganze als Maßnahme verstehen, Probleme anzugehen, Motivation und Teamgeist zu fördern und das Arbeitsklima verbessern. Oder Innovation und Flexibilität zu fördern.

“Wir handeln nach dem Grundsatz der “Selbstwirksamkeit”: Wenn Du jemanden immer satt machen willst, bringe ihm das Fischen bei. Wir zeigen Menschen, wie und warum sie nachhaltig etwas für Ihre Gesundheit tun können.” Michael Schurr


ARBEITSSCHUTZ.

www.gefaehrdungsbeurteilung-psyche.de Leben 4.0: Das heißt, es geht wieder um Motivation und Wert-

wenn man konkret etwas für den Mitarbeiter tut, ist dabei viel

schätzung und das ganze Thema Unternehmenskultur?

größer, bei nur unwesentlich höheren Kosten.

Michael Schurr: Man kann die “Gefährdungsbeurteilung Psy-

Leben 4.0: Was ist dann Ihr Ansatz?

che” tatsächlich als Tool verstehen, um genau dort anzusetzen. In

Michael Schurr: Wir “verpacken” das Ganze in ein Paket, das

der Praxis wird diese Chance aber oft vertan. Man unterscheidet

einen offensichtlichen Vorteil für den Mitarbeiter hat: mehr

z. B. zwischen arbeitsplatzorientierter und mitarbeiterorientier-

Gesundheit, mehr Sinn und wahrgenommene Fürsorge. Das

ter Gefährdungsbeurteilung. Deutlicher kann man einem Mitar-

verbinden wir mit einem wichtigen Faktor: Selbstwirksamkeit.

beiter kaum sagen, dass er nur ein kleines Rädchen im Betrieb

Die Vorteile für den Arbeitgeber liegen auf der Hand: weniger

ist, als wenn arbeitsplatzorientiert vorgegangen wird.

Krankheitstage, zufriedenere, loyalere und produktivere Mit-

Leben 4.0: Die Botschaft wäre: Du bist ersetzbar, wir wollen

arbeiter sowie Kosteneinsparungen. Und natürlich sind auch

nur unsere Produktivität sicherstellen?

die gesetzlichen Vorgaben mit erfüllt: Das bedeutet mit dem

Michael Schurr: Etwas überspitzt ausgedrückt, ja. Der Nutzen,

richtigen Konzept eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.


STRESSREDUKTION.

www.gesundheits-challenge.eu www.stressfrei-stressfrei.de Wie schnürt man ein Paket, das Menschen dazu bringt, das zu

auf einen Aha-Effekt: Wir haben Projekte entwickelt, mit denen

tun, was wir uns jedes Jahr zu Neujahr vornehmen, aber Mitte

wir mit einer Mischung aus Spiel und wissenschaftlichen

Januar bereits wieder vergessen haben: gesünder zu leben?

Methoden Menschen erleben lassen, dass man selbst innerhalb

Katrin Klink, Dozentin für BGM bzw. Digitalisierungs- und Inno-

weniger Minuten seine Gesundheit signifikant verbessern kann.

vationsmanagement, hat entsprechende Projekte entwickelt.

Leben 4.0: Das klingt fast zu schön,um wahr zu sein?

Leben 4.0: Frau Klink, was muss man tun, um menschliches

Katrin Klink: Ja, nicht wahr? Wir setzen dabei darauf, den

Verhalten zu verändern, dazu vielleicht noch im Berufsalltag?

Faktor zu verändern, den die Weltgesundheitsorganisation

Katrin Klink: Man muss ihnen Gründe liefern, ihre Gewohn-

für 70 % aller Erkrankungen verantwortlich macht: Stress.

heiten zu verändern. Und Veränderung funktioniert nicht von

Stressreduktion klingt banal, aber wir erreichen innerhalb der

heute auf morgen, das muss man etwas längerfristig denken.

ersten fünf Minuten signifikante Erfolge mit einer speziellen

Das ist das Problem von isolierten Maßnahmen zur Gesund-

Entspannungstechnik. Das beeindruckt, zumal wir es mit

heitsförderung: Sie sind nicht nachhaltig. Wir setzen zunächst

einem wichtigen Faktor verknüpfen: dem “Biologischen Alter”.


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Leben 4.0: Wie kann man sich das vorstellen? Katrin Klink: Wir messen die Herzratenvariabilität, also die winzigen Veränderungen des Herzschlags. Sie sind ein guter Indikator für Stressbelastung und -ausgleichsfähigkeit, für Energie, Gesundheit und Ressourcen – und nicht zuletzt ein “Frühwarnsystem” für Burnout. Wir machen für unsere Teilnehmer also sichtbar, wo sie stehen, wie sie mit sich umgehen, wie lange sie sich vielleicht schon überfordern. Aber wir geben ihnen gleichzeitig ein Mittel in die Hand, das zu ändern. Im Deutschen spricht man etwas von “Selbstwirksamkeit”, das viel treffendere englische Wort dafür, “Empowerment”, beschreibt besser, was wir machen. Und da wir zeigen können, dass effektive Entspannung innerhalb weniger Minuten die Gesundheit verbessert, jede Menge Energie liefert und das Alter quasi zurückdrehen kann, ist das ein großer Anreiz, selbstverantwortlich weiterhin aktiv etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Effekt und Nachhaltigkeit unseres Konzepts haben wir in Studien demonstriert. Leben 4.0: Also setzen Sie auf die so genannte “intrinsische”, d. h. innere Motivation? Katrin Klink: Unbedingt. Denn dann muss niemand mehr drängen oder erinnern. Jeder will jünger und gesünder sein, man weiß nur oft nicht, wie. Das setzen wir auch auf digitaler Ebene um. Unser Online-Stressreduktionskurs “stressfrei stressfrei” hat den Untertitel “Wie Sie Ihr Gehirn einfach und elegant austricksen können, um ein leichteres, gesünderes und erfolgreicheres Leben zu haben”. Über verschiedene neurowissenschaftliche Ansätze erreichen wir tatsächlich nachhaltige Verhaltensveränderungen, die Spaß machen – und gesünder. Leben 4.0: Wie kann man sich das vorstellen? Katrin Klink: Stressreduktion klingt nach einer unangenehmen Hausaufgabe oder etwas, das man nicht ernst nimmt. Wir machen daraus ein Spiel (man nennt das “gamification”), in dem man über 8 Wochen hinweg jeden Tag neue Methoden erlernt, im Alltag besser mit Stress umzugehen. Das sind Entspannungsübungen, aber auch Arbeitsorganisation; man lernt, sich auf einer “Perfektionismusskala” einzuordnen, den inneren Schweinehund zu überwinden und mit einer positiveren Einstellung an Dinge heranzugehen. Kurz: Man erlernt Selbstmanagement auf vielen unterschiedlichen Ebenen. Dazu gibt es kleine Überraschungen oder Geschenke, in Form von Postern zum Herunterladen, Aktionskarten uvm. Man lernt quasi nebenbei und wird zum eigenen “Stresscoach”. Das Konzept hat auch die “Zentrale Prüfstelle Prävention” überzeugt: Als Präventionskurs nach §20 wird ein Großteil der Kurskosten (bis 100 %) von den Krankenkassen übernommen. Es dürfte kaum eine günstigere Möglichkeit geben, Gesundheitsförderung – auch in Kombination mit anderen Maßnahmen – im Unternehmen einzuführen.

“Wir versuchen nicht den Kopf, sondern buchstäblich das Herz zu erreichen. Logik bringt Menschen nicht dazu, sich zu verändern. Da muss ein Wunsch oder tiefes Bedürfnis geweckt werden, das Ziel muss erreichbar sein – und Spaß soll es auch machen. In unserem Konzept ist das alles drin.” Katrin Klink


06 Nicht nur Arbeitnehmer müssen gefördert werden, sondern auch Arbeitgeber. In den nächsten Jahren kommt die Digitale Transformation auf den Wirtschaftsstandort Deutschland zu. Und besonders “KMUs”, d. h. kleine und mittlere Unternehmen - vom Handwerksbetrieb über den Handel bis zum produzierenden Gewerbe - sind denkbar schlecht dafür gerüstet. Aussitzen hilft in diesem Fall nichts, denn die Digitalisierung wird alle Branchen (be)treffen und den Druck erhöhen. Also muss etwas getan werden, aber was und wie? Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat ein Förderprogramm aufgelegt, um besonders KMUs bis 250 Mitarbeitern Ressourcen und Beratung zur Seite zu stellen. Christiane Kuntz-Mayr ist einer der Business-Coachs, die Unternehmen begleiten. Leben 4.0: Frau Kuntz-Mayr, im Rahmen des Programms unternehmensWert:Mensch plus machen Sie Unternehmen fit für die digitale Zukunft. Wie kann man sich das vorstellen? Christiane Kuntz-Mayr: Ressourcen in Form von Finanzmitteln und Fachkompetenz sind meist die größten Hürden für KMUs, wenn es um die Digitalisierung oder generell die Herausforderungen geht, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen. Wir bringen quasi beides mit. Leben 4.0: Sie bringen Geld mit, um zu beraten? Christiane Kuntz-Mayr: Im Rahmen von unternehmensWert:Mensch plus werden 80 % der anfallenden Beratungskosten gefördert. Das ermöglicht es, Unternehmen zwölf Tage lang von erfahrenen Prozessberatern bzw. -beraterinnen begleiten zu lassen, für einen festen Preis von 2 400,- Euro. Auf dem Freien Markt würde man das Vielfache davon bezahlen. Leben 4.0: Und welche Bereiche decken Sie dabei ab? Christiane Kuntz-Mayr: Wir arbeiten da sehr individuell, denn genau darum geht es doch: vor Ort zu schauen, wie die Lage ist und dann eine geeignete Strategie zu entwickeln. Meist geht es um die Bereiche Führung, Gesundheit und Wissensmanagement. Themen wie Chancengleichheit und Vereinbarkeit mit Familie werden auch zunehmend wichtiger. Für die meisten KMUs ist das noch Neuland. Deshalb etablieren wir erst einmal gemeinsam mit den Beschäftigten das, was wir “Lern- und Experimentierraum” nennen: Wir legen die Grundlage für neue Wege und Möglichkeiten. Die Aufgabe ist, zügig zu iterieren, d. h. agiler zu arbeiten, um interessen- und bedürfnisorientiert handeln zu können. Denn auch KMUs müssen zunehmend flexibel, innovativ und schnell auf Kundenwünsche reagieren können oder neue Vertriebswege und Kooperationsmöglichkeiten entwickeln.

“Wir suchen gemeinsam bessere Lösungen für alle - den Unternehmer, die Angestellten und die Kunden. Konsequent umgesetzt rüstet das die Unternehmen für die neuen Anforderungen der Märkte, dank Fördergeldern mit einer minimalen Investition.” Christiane Kuntz-Mayr


UNTERSTÜTZUNG.

www.elvisory.de Leben 4.0: Welche Rolle spielen dabei die Beschäftigten?

wir Interviews mit den Unternehmern und ausgewählten Be-

Christiane Kuntz-Mayr: Die Erfahrung zeigt, dass die Mitarbei-

schäftigten, um uns einen Überblick über die Situation zu ver-

ter eine der größten Ressourcen sind, gerade bei KMUs. Die

schaffen. In drei vierwöchigen Arbeitsphasen entwickeln und

Beteiligung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bei der Ge-

erproben wir gemeinsam konkrete Maßnahmen zur Gestaltung

staltung von Arbeitsprozessen und der Einführung neuer Ange-

der Digitalen Transformation. Kurze Zyklen und regelmäßi-

bote im Rahmen der Digitalisierung führen zu neuen Ansätzen

ge Evaluierungen der Ergebnisse beschleunigen Entscheidun-

und besseren Lösungen. Da müssen die Geschäftsführung und

gen. Nach sechs Monaten können die Unternehmen mit den

die Beschäftigten konsequent Hand in Hand arbeiten. Deshalb

Mitarbeitern die Prozesse selbständig weiterführen.

geht es darum, neue Formen der Zusammenarbeit zu entdecken,

Leben 4.0: Also eine Verbesserung für alle Beteiligten?

und dafür braucht man Begleitung. Dafür sind wir da.

Christiane Kuntz-Mayr: Das ist der Plan. Und natürlich ein

Leben 4.0: Und wie lange dauert dieser Prozess?

besseres Arbeitsklima und eine höhere Produktivität, und die

Christiane Kuntz-Mayr: Das ist überschaubar. Zunächst führen

hilft, Märkte und damit auch die Arbeitsplätze zu erhalten.


BRANDING.

www.gesundheits-challenge.eu www.marke4null.de www.stressfrei-stressfrei.de Wenn Märkte und Kunden sich verändern, müssen sich auch

sind das innere Prozesse, bei denen es um Unternehmenskultur,

Unternehmen und Marken verändern. Im Englischen bezeich-

Mitarbeiterbindung und innovative Produkt- und Vertriebsstra-

net man eine Marke als “Brand”; den Ursprung hat das im Brand-

tegien geht. Aber davon müssen die Menschen draußen auch

zeichen, mit denen man früher seinen Rindern buchstäblich

erfahren. Branding wird daher im Bereich des Grafik-Designs

den eigenen Stempel aufgedrückt hatte. Alle bisher gezeigten

ein immer wichtigeres Thema.

Maßnahmen helfen dabei, Unternehmen zukunftsfähiger zu

Leben 4.0: Branding wird oft als Teil des Marketings verstanden.

machen, um für Kunden und Mitarbeiter attraktiver zu werden.

In den USA ist es aber eher das, worauf alles aufbaut.

Das sollte aber auch nach außen kommuniziert werden. Sabine

Sabine Ickler: Das ist der richtige Ansatz. Eine Marke ist nicht

Ickler hat sich als Designerin auf “Branding” spezialisiert.

mehr nur ein Logo oder eine durchgehende Farb- und Schriftge-

Leben 4.0: Frau Ickler, “Employer Branding” ist in aller Munde.

staltung. Früher haben Firmen die Marke bestimmt, z. B. durch

Sabine Ickler: Im Deutschen spricht man sehr sperrig von

teure Imagekampagnen. Heute gestalten andere die Marke:

“Arbeitgebermarkenbildung”. Das hat zwei Aspekte. Einerseits

Kunden und Mitarbeiter, z. B. über Bewertungssportale im


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Internet. Ein “Shitstorm” auf Twitter hat Unternehmen in Minuten schon Millionen gekostet. Deshalb helfen wir Unternehmen heute, mit Branding zumindest ein Stück der Kontrolle zurückzubekommen. Wie präsentiere ich mich als Marke? Wo sind “Touchpoints”, also Berührungsstellen mit Kunden und wie gestalte ich diese? Wie kann ich meine Alleinstellungsmerkmale über Produktgestaltung. Webseiten und social media-Kanäle kommunizieren und dabei authentisch und positiv mögliche Kunden oder zukünftige Arbeitnehmer erreichen? Die Marke ist nicht mehr nur das, was ich auf eine Unternehmensbroschüre drucke. Die Marke ist das, wie die Menschen draußen mich als Unternehmen wahrnehmen. Das wird oft unterschätzt. Leben 4.0: Wie setzen Sie einen so komplexen Prozess um? Sabine Ickler: Meine erste Frage ist immer: Wo sind Ihre Kunden? Dann: Wer sind Ihre Zielgruppen? Man spricht heute nicht mehr von einer einzigen Zielgruppe, dazu sind die Märkte zu komplex. Und die dritte Frage lautet: Nennen Sie mir drei Punkte, in denen Sie sich von Ihrer Konkurrenz unterscheiden. Warum sollen die Kunden zu Ihnen kommen? Diese Frage können die wenigsten Kunden wirklich beantworten. Leben 4.0: Also geht es beim Branding nicht nur darum, was ich als Unternehmen kann oder will, sondern auch darum, was meine Kunden brauchen und wie ich sie erreiche? Sabine Ickler: Genau. Marketing 4.0, also Marketing in Zeiten der Digitalisierung, muss komplett auf die Kunden ausgerichtet sein. Dazu müssen viele Firmen 180° umdenken, und da helfen wir dabei, Schritt für Schritt. Das eigentliche Design folgt erst später. Leben 4.0: Als Unternehmen muss ich also schauen: Was gibt der Markt her, wo sind die Kunden, und dann passe ich meine Marke darauf an? Sabine Ickler: Das ist das Kunststück beim Branding. Ich muss wissen, wo der Markt ist und wie ich Kundenwünsche erfüllen kann, und ich muss meine Produkte oder Dienstleistungen darauf ausrichten, genau dort ein attraktives Angebot zu platzieren. Aber ich muss als Marke natürlich noch erkennbar sein, auch präsent, glaubwürdig und vertrauenswürdig, damit Kunden mein Angebot nutzen. Da geht es um eine langfristige Strategie, aber auch um Authentizität und darum, wie ich meine Stärken und meine Einzigartigkeit kommuniziere, ohne aufdringlich oder werblich rüberzukommen. Da sind potenzielle Kunden zunehmend empfindlich. Ich kann nicht sagen: Ich bin eine tolle Marke, und dann habe ich Produkte mit einer miesen Ökobilanz oder behandele meine Mitarbeiter ohne Wertschätzung. Das muss Hand in Hand gehen, überzeugend sein und allen Beteiligten am Ende Spaß machen.

“Branding müsste der Ausgangspunkt sein für alles, was ein Unternehmen macht. Das reicht vom Produkt über den Vertrieb bis natürlich hin zum Design. Marken müssen glaubwürdig und authentisch auftreten, dann werden Kunden zu ‘Markenbotschaftern’ und die Marke erfolgreich.” Sabine Ickler


08 Die Digitale Transformation wird viele Arbeitsplätze kosten; auch viele Unternehmen werden zu den “digitalen Verlierern” gehören. Noch ist aber Zeit, sich auf die Umwälzungen einzustellen. Und was die bisherigen Beispiele gezeigt haben – von einem neu gedachten ArbeitsschutzPflichtprogramm bis hin zur neuen Definition der eigenen Marke – die notwendigen Impulse nutzen sowohl dem Unternehmen als auch den Arbeitnehmern. Ohne Stressreduktion keine Veränderungen, ohne eine wertschätzendere Unternehmenskultur keine Innovation, stattdessen höhere Kosten durch Ausfalltage. Die Botschaft ist: Alle sitzen in einem Boot, und gemeinsam kommt man besser voran. Externe Berater helfen, die besten Ansatzstellen zu finden. Das Ziel aller hier vorgestellten Maßnahmen ist die Hilfe zu Selbsthilfe und besseren Bedingungen für alle. Anke Wendt denkt mit ihren Maßnahmen noch einen Schritt weiter. Leben 4.0: Frau Wendt, eines Ihrer wichtigsten Themen ist eines, bei dem viele Leute lieber wegschauen: Altersarmut. Anke Wendt: Viele Menschen haben da nicht ausreichend vorgesorgt bzw. konnten es nicht. Im Durchschnitt erhält der bundesdeutsche Rentner 1 003 EUR und die Rentnerin 601 EUR monatliche, gesetzliche Rente, die dann noch zu versteuern ist. Tendenz fallend, denn dem gesetzlichen System gehen die Beitragszahler aus. Das ist bitter für Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und erhebliche Teile ihres Einkommens abführen mussten. Leben 4.0: Sie können aber bei einer besseren Vorsorge unterstützen? Anke Wendt: Ja, wir beraten Unternehmen – kostenlos und ganz individuell vor Ort – wie sie für ihre Mitarbeiter eine aufwandsfreie Zusatzrente und andere betriebliehce Sozialleistungen aufbauen können. Für die Unternehmen entstehen dabei nur minimale Kosten, denn wir nutzen die vom Gesetzgeber ausdrücklich vorgesehenen Möglichkeiten und stimmen dies vorher mit dem zuständigen Betriebsstättenfinanzamt ab. Über lebensnahe Entgeltbausteine wird Bruttogehalt gewandelt und die so freigewordenen Sozialversicherungsbeiträge und Steuern können abseits des Generationenvertrags der gesetzlichen Rentenversicherung für jeden Mitarbeiter personifiziert angelegt werden. Leben 4.0: D. h., Sie nutzen Gelder, die sonst einfach aus den Unternehmen in Steuer- und Sozialkassen abfließen würden, um sie in Vorteile für die Mitarbeiter und damit das Employer Branding und eine stabilere Zukunft der Firmen umzuwandeln? Anke Wendt: Genau. Wir setzen uns mit den Unternehmern, aber auch den Mitarbeitern zusammen und suchen nach Möglichkeiten, individuell attraktive Lösungen zu finden, die den

www.perso

Beteiligten den größtmöglichen Nutzen liefern. Die zusätzliche Altersvorsorge ist oft eines der

“Wir helfen Unternehmen, kostenneutral für Ihre Mitarbeiter eine Zusatzrente oder andere Absicherungen aufzubauen. Leider schöpfen viel zu wenige Unternehmen diese gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten aus.” Anke Wendt


ABSICHERUNG.

onal-finanz.de

www.elvisory.de

wichtigsten Themen, da das gesetzliche Rentenniveau ja im-

Leben 4.0: Sind die Hürden für die Umsetzung nicht hoch,

mer weiter sinkt. Mit unserer Zusatzvorsorge können wir da

auch wenn der Gesetzgeber diese Vorgehensweise fördert?

durchaus ein paar hundert Euro im Monat zusätzlich herausho-

Anke Wendt: Das übernehmen wir ja mit unserer Beratung,

len. Aber auch Zusatzleistungen wie Vorsorgeuntersuchungen,

für die Unternehmen entsteht kaum Zusatzaufwand. Wir be-

Heilpraktiker oder Zusatzversicherungen werden oft bei uns

gleiten durch den gesamten Prozess: bei der Auswahl geeig-

angefragt. Das hat dann einen doppelten Nutzen: Für die Mit-

neter Bausteine, der rechtssicheren Einführung des Systems

arbeiter ist besser gesorgt, das bindet sie in Zeiten des zuneh-

inklusive der arbeitsrechtlichen Begleitung mit den zuständi-

menden Wettbewerbs um qualifizierte Fachkräfte an das Unter-

gen Behörden und der betreuenden Steuerberatung. Nicht

nehmen. Und durch die gesundheitliche Unterstützung und

nur, aber besonders für KMUs ist das oft ein Einstieg in ein

eine Reduktion der oft existenziellen Sorgen reduzieren sich

ganzheitliches Konzept für die Zukunft ihres Unternehmens.

das Stressniveau und die Krankheitstage. Das spart wiederum

Leben 4.0: Kleine Hürden und große Erleichterung also?

Kosten für das Unternehmen und hilft allen Beteiligten.

Anke Wendt: Genau, und Nutzen für alle Beteiligten.


Veränderung ist unausweichlich, die Frage ist nur, wie wir sie gestalten. Wir machen das im Team - alle hier vorgestellten Projekte greifen nahtlos ineinander. Sie können also, wenn Sie wollen, quasi alles aus einer Hand haben. Und jetzt, wo fangen Sie an, Ihre Zukunft zu gestalten?

IMPRESSUM Herausgeber: Xara Business Solutions GmbH

LEBEN 4.0

Industrie 4.0 und die Zukunft der Arbeit

all rights reserved I www.xara-solutions.com Fotos: Herzlichen Dank an: Yolanda Sun, Andrew Neel, Florian Klauer, Andrew Welch, Alex Knight, Jason Blackeye, Sandis Helvigs, Jeremy Beadle, Jjnm-Jon Flobrant, Helloquence, Tim Marshall / unsplash

Für Fragen und weitere Informationen wenden Sie sich bitte an die Person, die Ihnen dieses Magazin gegeben hat.


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