Fazit 86

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UNTERNEHMENSPORTRAIT

Kein Schuhgeschäft Am 29. August hat am Grazer Freiheitsplatz ein neues Schuhgeschäft eröffnet. Branchenunüblich setzt Geschäftsführer Alois Prutsch jedoch auf ein sorgfältig ausgewähltes Sortiment. Bei ihm gibt es fast nur rahmengenähte Schuhe. VON MICHAEL NEUMAYR

scherstraße, sind immer wieder Kunden aus Graz gekommen, um sich rahmengenähte Schuhe zu kaufen. Durch Mundpropaganda hat sich so sein Kundenstock in Graz langsam aufgebaut. Dieses Potenzial will Prutsch nun nutzen und hat ein Geschäft am Freiheitsplatz, direkt im Zentrum der Stadt, eröffnet. „Am Freiheitsplatz haben wir deutlich mehr Laufkundschaft. Sogar Touristen aus Deutschland, Italien und Holland kommen nun und bestellen Schuhe“, freut sich Prutsch. „Wir wollen aber kein Schuhgeschäft sein. Deshalb gibt es auch kein vergleichbares Geschäft in Österreich“, erklärt er. Denn heutige Schuhgeschäfte seien oft mit einem unübersichtlichen Sortiment überladen. Eine erstklassige Beratung ist dort allein schon wegen der Vielfalt des Sortiments nicht möglich. „Der Kundenumgang macht mir Spaß. Bisher hatte ich ja eher Kontakt zu den Händlern“, erzählt Prutsch. Dass er sich auf rahmengenähte Schuhe konzentriert, sei zwar ein Risiko, nur so könne er aber eine gewisse Schuhkultur wiederbeleben.

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er in das „Schuhwerk“ am Freiheitsplatz in Graz kommt, merkt, dass es sich um kein normales Schuhgeschäft einer großen Kette handelt. Bekannte Modemarken sucht man vergeblich, denn hier stammen alle Schuhe aus eigener Produktion. Auch die hektische Atmosphäre der Stadt gibt man am Eingang des kleinen Geschäftes ab. Wer Beratung braucht und seinem Fuß etwas Gutes tun will, ist hier gut aufgehoben. Familientradition „Die Schuhproduktion ist bei uns Familientradition“, erklärt Geschäftsführer Alois Prutsch. In den 80er und 90er Jahren habe man aber noch auf Massenwaren gesetzt. Billigprodukte aus dem Fernen Osten hätten jedoch immer mehr Druck erzeugt und so habe er sich entschieden, die Produktion zu verkleinern und sich auf rahmengenähte Qualitätsschuhe zu konzentrieren. Früher verkaufte Prutsch bis zu 750.000 Paar Schuhe aus der Massenproduktion. Heute sind es 7.000 Paar Qualitätsschuhe, die noch immer vorwiegend an Schuhfachgeschäfte in Österreich, Deutschland und der Schweiz verkauft werden. Aber bereits am alten Standort, in der PlabutFotos: Erich Kugi

Individualität durch Farbe Der Vorteil rahmengenähter Schuhe liegt für Prutsch auf der Hand: „Diese Technik stammt aus einer Zeit, als es noch keine guten Klebstoffe gab. Rahmengenähte Schuhe sind auch heute noch

Alois Prutsch setzt auf rahmengenähte Schuhe aus eigener Produktion. 36

FA Z I T

OKTOBER 2012


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