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Politicks

Die Demokratie ist keine Frage der Zweckmäßigkeit, sondern der Sittlichkeit.

Willy Brandt

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Legitimationskrise: Ein Viertel der Jugendlichen braucht keine Demokratie!

Das aktuelle Demokratieradar der Universitäten Krems und Graz hat es in sich. Nur mehr 73 Prozent der 1,6 Millionen in Österreich lebenden Unterdreißigjährigen halten die Demokratie für besser als jede andere Regierungsform. Bei der älteren Bevölkerung tun das immerhin noch 85 Prozent. Ein Viertel der Jungen bezweifelt demnach, dass Demokratie die beste Regierungsform ist. Diese Geringschätzung der Demokratie geht einher mit innenpolitischem Desinteresse. Von den Unterdreißigjährigen interessieren sich 41 Prozent gar nicht für Politik, von den Überdreißigjährigen nur 24 Prozent. Außerdem nutzen die Jungen deutlich seltener klassische Medien, um sich über Innenpolitik zu informieren. Nicht erhoben wurde, ob und wie viele Unterdreißigjährige sich für einzelne politische Themen wie etwa Klima- oder Tierschutz interessieren. Weiter zurückgegangen ist laut Demokratieradar außerdem die Demokratiezufriedenheit. Im Frühjahr 2018 waren noch 77 Prozent der in Österreich lebenden Menschen der Meinung, dass die Demokratie »sehr gut« oder »eher gut« funktioniert. Im Herbst 2022 waren nur noch 58 Prozent dieser Meinung. 63 Prozent der Befragten äußerten den Wunsch, das politische System grundlegend umzubauen. Das Demokratieradar basiert auf einer Umfrage unter rund 4.500 Personen ab 14 Jahren in Österreich, die halbjährlich durchgeführt wird. Die eindeutigen Trends, die sich aus der langfristigen Betrachtung der Ergebnisse ableiten lassen, sollten sowohl die Politik als auch die Medien alarmieren. Es scheint nur mehr eine Frage der Zeit zu sein, bis sich weniger als die Hälfte der jungen Österreicherinnen und Österreicher für Politik interessiert. Damit sinkt natürlich auch das Interesse an Wahlen. Es droht also eine echte Legitimationskrise der politischen Institutionen.

SPÖ-Chefin Pamela RendiWagner unterstützt die Schengen-Blockade gegen Bulgarien und Rumänien, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig stellt sich gegen sie.

Energiekosten – Regierung reagiert auf Forderungen der Industrie

Bundeskanzler Karl Nehammer hat in der ORF-Pressestunde einen weiteren Energiekostenzuschuss für Unternehmen angekündigt. Damit reagiert die Regierung – wie von der Industriellenvereinigung vehement gefordert – auf die deutsche Gaspreisbremse. Die deutsche Bundesregierung hatte zuvor einen innereuropäischen Förderungswettbewerb gestartet und für deutsche Haushalte und Unternehmen eine deutlich günstigere Basisversorgung beschlossen. Nehammer sagte, dass es keinen Wettbewerbsvorteil für die deutsche Industrie geben dürfe. Der Zuschuss solle demnach noch vor Weihnachten präsentiert und rasch umgesetzt werden. Als Berechnungsgrundlage wird wohl das deutsche Modell herhalten. Dort wird der Gaspreis für jene 25.000 Industrieunternehmen, die mehr als 1,5 Millionen Kilowattstunden jährlich verbrauchen, ab 1. Januar für 70 Prozent des im Jahr 2021 verbrauchten Erdgases mit 7 Cent je Kilowattstunde gedeckelt. Die Differenz zum Marktpreis von etwa 20 Cent je Kilowattstunde übernehmen die deutschen Steuerzahler. Damit beträgt der Zuschuss unglaubliche 65 Prozent. Auch beim Strompreis gilt die 70-Prozent-Regelung. Dort liegt der Maximalpreis bei 13 Cent pro Kilowattstunde. In Österreich beziffert die E-Control den aktuellen Gaspreis übrigens mit 5,4 bis 30 Cent je Kilowattstunde.

Sonntagsfrage – derzeit keine Stimmenmehrheit für die Ampel

In der zweiten Dezemberwoche haben die Institute Insa, Unique Research und Market neue Umfragen für die Bundesebene präsentiert. Die FPÖ liegt demnach zwischen 26 und 29 Prozent, die SPÖ zwischen 25 und 27 und die ÖVP zwischen 20 und 21 Prozent. Inzwischen ist ziemlich klar, dass die ÖVP alles tun wird, damit erst 2024 gewählt wird. Die einzige Zweierkoalition mit Stimmenmehrheit wäre demnach Blau-Rot. Tatsächlich melden sich immer öfter SPÖFunktionäre zu Wort, die kein Problem damit hätten, mit der Kickl-FPÖ zu koalieren. Eine Mandatsmehrheit wäre derzeit aber auch für Blau-Schwarz und RotSchwarz denkbar. Eine Ampel aus SPÖ,

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MIT JOHANNES TANDL

Grünen und Neos könnte derzeit hingegen aber nur mit 44 bis 46 Prozent rechnen, was wohl nicht für eine Mandatsmehrheit reichen würde. Daher hat aktuell eigentlich nur die FPÖ ein echtes Interesse an Neuwahlen.

Steiermark – ÖVP, SPÖ und FPÖ wollen den Landeshauptmann

Aus der Steiermark sind hingegen keine aktuellen Zahlen bekannt. Eine OGM-Umfrage von vor zwei Monaten sieht die ÖVP, die SPÖ und die FPÖ bei jeweils 24 Prozent. Landeshauptmann Christopher Drexler absolviert seit seinem Amtsantritt ein unglaublich dichtes Programm, um mit möglichst vielen Steirerinnen und Steirern persönlich in Kontakt zu kommen. Seine Hoffnung ist es, bis zur Landtagswahl im Herbst 2024 einen Landeshauptmannbonus aufzubauen, der stark genug ist, um den Gegenwind durch die Bundes-ÖVP zu überwinden und mit der Volkpartei als Nummer eins aus der Wahl hervorzugehen. Aber auch Anton Lang von der SPÖ will Landeshauptmann werden. Die bisherigen Äußerungen von Drexler und Lang lassen zwar darauf schließen, dass die ÖVP-SPÖ-Koalition ein weiteres Mal fortgesetzt werden soll, wobei die stärkere der beiden Parteien den Landeshauptmann stellen wird. Es könnte sich aber auch eine Dreierkoalition aus SPÖ, Grünen und KPÖ ausgehen. Und auch die steirische FPÖ unter Mario Kunasek hofft auf ihr blaues Wunder. Das könnte dann eintreten, wenn die FPÖ Erster oder Zweiter wird. Den Steirischen Landtagsparteien steht jedenfalls ein zweijähriger Marathon bevor, bei dem Landeshauptmann Christopher Drexler gute Chancen hat, sein Amt wieder zu erlangen. Schon bei der Landtagswahl in Tirol hat die ÖVP nur halb so viel verloren, wie in den Umfragen prognostiziert. Und wenn die ÖVP auch die niederösterreichische Landtagswahl am 29. Jänner mit einem blauen Auge – also einem Ergebnis deutlich über 40 Prozent – übersteht, wäre das ein Indiz dafür, dass eine Entkopplung von der Bundes-ÖVP bei der Wählergunst zumindest möglich ist.

Wie schlüssig ist Schengen-Blockade?

Innenminister Gerhard Karner und Bundeskanzler Karl Nehammer mussten zuletzt heftige Kritik sowohl von Teilen der Opposition wie auch von manchen Medien einstecken, weil Österreich der Aufnahme von Bulgarien und Rumänien in den Schengenraum nicht zugestimmt hat. Karner argumentiert, dass die Masse der nicht registrierten Migranten, die täglich aus Richtung Osten in Österreich ankommt, der klare Beweis sei, dass Schengen nicht funktioniert und man nicht auf ein System setzen könne, das nachweislich gescheitert sei. Manche Regierungskritiker sprechen hingegen von einem gewaltigen Schaden, den Karner dem Ansehen Österreichs und der eng mit Osteuropa verbundenen Wirtschaft zugefügt habe. Und natürlich sind die Rumänen und Bulgaren erbost. Rumänien hat sogar seinen Botschafter abgezogen. Dort spricht man von schwer gestörten Beziehungen. Zustimmung zur Ablehnung kam von der FPÖ, Ablehnung von den Neos und vom ÖVP-Regierungspartner, den Grünen. Gespalten waren hingegen die Reaktionen aus der SPÖ. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sprach sich gegen einen Schengen-Beitritt von Rumänien und Bulgarien aus, ihr Vorgänger Christian Kern hingegen von einem Schuss ins eigene Knie. Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig konterte seiner Parteichefin hingegen, dass Österreich sich in der EU nicht so stark isolieren solle, weil das zu entsprechenden Reaktionen führen müsse. Österreich hat jedenfalls erreicht, dass sich EU-Kommission und Rat nun nicht länger davor drücken können, die nicht vorhandene Asylpolitik auf die Agenda zu setzen. Das ist sowohl aus Sicht der Kommission als auch des Rates äußerst unangenehm. Denn obwohl alle in der EU von der dringenden Verbesserung des Außengrenzschutzes reden, ist trotzdem allen klar, dass die illegale Migration unbeherrschbar bleiben wird. Und zwar so lange, bis es weitgehend lückenlose Rückführungsmöglichkeiten für abgelehnte Asylwerber gibt und solange der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die an beinahe allen EU-Außengrenzen praktizierten Pushbacks als illegal definiert.

Weil Deutschland ab Jänner die Energiekosten massiv subventioniert, sieht sich Nehammer gezwungen, die österreichischen Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten.

Recht haben

Der Mangel beim Bau

Was versteht man unter Mangel? Etwas, das schadhaft, defekt oder nicht in Ordnung ist. In bauvertragsrechtlicher Hinsicht ist davon der Mangel in gewährleistungsrechtlicher Hinsicht zu unterscheiden: Eine Leistung ist nur dann mangelhaft im Sinne des Gewährleistungsrechtes, wenn sie qualitativ oder quantitativ hinter dem Geschuldeten zurückbleibt. Wesentlich ist der Vertragsinhalt zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Ein Mangel im Gewährleistungsrecht liegt dann vor, wenn das übergebene Gewerk oder die übergebene Sache nicht dem vertraglich Geschuldeten entspricht. Folgendes Beispiel möge dies veranschaulichen: Kauft jemand etwa ein Autowrack, ist dieses nicht mangelhaft, wenn die Lieferung des Autowracks vereinbart war. Die Vertragswidrigkeit eines übergebenen Gewerkes oder einer übergebenen Sache ist nicht abstrakt, sondern immer aufgrund des zu Grunde liegenden Vertrages zu beurteilen. Der Vertragsinhalt ist wesentlich. Freilich kann es vorkommen, dass der Inhalt eines Vertrages auslegungsbedürftig ist. Bloße Unzufriedenheiten stellen keinen Mangel dar. Dazu wiederum ein Beispiel: Bestellt ein Auftraggeber die Verlegung eines bestimmten Parkettbodens als Tanzboden für ein Après-Ski-Lokal, so kann aus dem Titel Gewährleistung eine Mangelbehebung durch den Austausch gegen einen keramischen Belag nicht verlangt werden. In einem solchen Fall würde die Behebung eines derart geltend gemachten Mangels die Grenzen des zwischen den Parteien geschlossenen Vertrages sprengen. Der Auftragnehmer hat ja gerade das vertraglich Geschuldete geliefert. Eine Verbesserung des vereinbarten und gelieferten Bodenbelages wäre nur durch die Herstellung eines bislang nicht vereinbarten Bodens möglich. Noch ein Beispiel: Der Auftraggeber bestellt beim Beklagten angepasste Fenster, weil er sich dadurch einen niedrigeren Energieverbrauch erwartete. Auf einen bestimmten Hersteller kam es ihm dabei nicht an. Ausschlaggebend war vielmehr der zu erwartende niedrigere Energieverbrauch. Wesentlich war also die Eigenschaft des Fensters mit einem damit verbundenen niedrigeren Energieverbrauch. Insofern ist die Bestellung „funktional“ anzusehen. Selbst wenn im Nachhinein angeboten wird, ein Fenster zu liefern, welches den erwarteten Eigenschaften entspricht, dieses aber teurer wäre, so kann der Auftraggeber dennoch ohne Kostenaufschlag den Austausch gegen ein derartiges Fabrikat verlangen. Es handelt sich aufgrund des funktionalen Auftragsverhältnisses nicht um sogenannte »Sowiesokosten“. (v.l.n.r.:) Christopher Nebel (Rotes Kreuz Anger), Thomas Zsifkovits, EUROSPAR-Einzelhändler, und SPAR-SteiermarkGF Christoph Holzer.

Nagelneuer EUROSPAR in Anger

Am 1. Dezember hat SPAR-Kaufmann Thomas Zsifkovits seinen nagelneuen EUROSPAR in Anger bei Weiz eröffnet. Der bestehende Markt wurde innerhalb von sechs Wochen zu einem EUROSPAR erweitert. Eines der Highlights ist der großzügige Frischemarktplatz.

Die 4.000-Einwohner-Gemeinde Anger ist um ein Feinschmeckerparadies reicher: Die selbstständige SPAR-Unternehmer-Familie Zsifkovits hat den seit 1995 bestehenden Standort komplett modernisiert und auf einen EUROSPAR-Markt vergrößert. Er löst damit in der Umgebung große Begeisterung aus, denn in der Vorweihnachtszeit legen die Menschen seit jeher einen besonderen Wert auf kulinarische Köstlichkeiten. Klar ist, dass das gewohnt hervorragende Preis-Leistungsverhältnis bleibt – allein schon aufgrund der SPAR-Marken von S-Budget bis hin zu SPAR Premium.

Nahversorgung als Herzensangelegenheit

SPAR-Kauffmann Thomas Zsifkovits und sein Team strahlen bei der Eröffnung mit dem nagelneuen EUROSPAR-Markt um die Wette: „Es ist so schön, dass das neue Geschäft rechtzeitig vor Weihnachten wieder offen ist. Frische, Regionalität und Nahversorgung sind uns eine Herzensangelegenheit“, erklärt der SPARUnternehmer. Sein Supermarkt ist einer von 137 SPAR-Standorten im Gebiet Steiermark und südliches Burgendland, die von selbstständigen SPAR-Unternehmern betrieben werden.

Spende an die Rotes-Kreuz-Ortsstelle

Im Rahmen der Eröffnung übergab SPAR-Geschäftsführer Holzer einen Spendenscheck in Höhe von € 1.500 an das Rote Kreuz/ Ortsstelle Anger. „Wir als SPAR sind regional verankert. Es ist naheliegend, dass wir bei erfreulichen Anlässen wie Eröffnungen einen Beitrag an die Region hier vor Ort zurückgeben und so ein Stück Freude weitergeben können“, erklärt Holzer. Neben dem neuen EUROSPAR-Markt in Anger betreibt Zsifkovits seit 2011 einen zweiten Standort in Hitzendorf.

Bernhard Bauer will als neuer Regionalstellenobmann der WKO Graz die Potenziale der Stadt freisetzen helfen.

Neue Führung der WKO Graz

Vor genau drei Jahren hat Paul Spitzer die Position als Regionalstellenobmann der WKO Graz übernommen. Nach dieser herausfordernden Zeit und erfolgreichem Einsatz für die Grazer Wirtschaft folgt ihm mit Jänner 2023 Bernhard Bauer nach.

Als positiver Erfolg konnte verbucht werden, dass die Stadt Graz bereits im April 2020 ein Corona-Soforthilfe-Wirtschaftspaket beschlossen hat, erläutert Spitzer. Unter anderem konnte auch erreicht werden, dass im Herbst 2020 an Samstagen der öffentliche Verkehr kostenlos war, um die Frequenz in der Innenstadt wieder zu erhöhen. „Die Erreichbarkeit der City mittels Pkw ist jedoch auch in Zukunft zu gewährleisten, wenn man sich eine funktionierende Innenstadtwirtschaft wünscht“, erklärt Spitzer. Das Highlight war der Tag der Lehrberufe mit 1.500 Teilnehmern im Jahr 2022, mit dem die WKO Graz einen Beitrag zur Berufsorientierung gesetzt hat, so Spitzer: „Der Wettbewerb um die besten Köpfe und der Mitarbeitermangel wird uns noch länger begleiten. Wir können es uns daher nicht leisten, auch nur einen Jugendlichen am Weg von Schule zu Beruf zu verlieren.“ „Ohne funktionierende Wirtschaft gibt es keine Arbeitsplätze und ohne Arbeitsplätze keine Lebensqualität“, erläutert Bernhard Bauer seine Beweggründe, seine neue Tätigkeit zu übernehmen. Besondere Bedeutung hatten für ihn zu Beginn viele Gespräche mit Unternehmern und Entscheidungsträgern in Graz, „um einen persönlichen Eindruck von den Anliegen zu bekommen“. Sein Interesse gilt angesichts des anhaltenden Wachstums des Großraumes Graz besonders der Stadtplanung. Dazu gehöre ebenso, langfristig urbane Produktion sicherzustellen. Für die Wertschöpfung, Beschäftigung und Innovation brauche es ein klares Bekenntnis zu Produktionsstätten in der Stadt und eine entsprechende Standortsicherung, Vermarktung und Entwicklung, „was nicht im Widerspruch zu den zweifellos immer bedeutenderen Themen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität steht“, so Bauer.

Einlass: 18.30 Uhr, Eröffnung: 20.00 Uhr Dresscode: Tracht oder Abendkleidung

Karten erhältlich ab 11. Jänner 2023

„Diese absolut gelungene Kombination aus Brauchtum, Tracht und modernem Zeitgeist begeistert Jahr für Jahr aufs Neue – auch wir lassen uns gerne begeistern. Wir sind seit vielen Jahren Partner des Bauernbundballes und freuen uns auch heuer wieder mit unseren Kunden und Mitarbeitern eine unvergessliche Ballnacht zu feiern.

DI Peter Schaller

PORR-Niederlassungsleiter Steiermark

Mit dabei …

Stadt Graz unter den Top-Reisezielen 2023

Das US-Reisemagazin-Magazin „Afar“ mit einer Reichweite von 37 Millionen Lesern hat für 2023 eine Empfehlung mit den „zwölf kreativsten, köstlichsten und erholsamsten Reisezielen des Jahres“ veröffentlicht. Unter diesen attraktiven Destinationen befindet sich als eines von nur drei Orten in Europa auch Graz. Tourismusstadtrat Günter Riegler und Graz Tourismus-GF Dieter Hardt-Stremayr zeigen sich erfreut: „Der Tourismus in Graz hat sich nach den schwierigen Corona-Jahren im vergangenen Sommer erfreulicherweise sehr positiv entwickelt – wie die nächsten Monate laufen werden, ist jedoch wegen Energiekrise und Teuerung ungewiss. Da ist eine Reiseempfehlung für Graz, noch dazu von so einem wichtigen Magazin, viel wert.“

Eurowings baut Angebot ab Graz aus

Eurowings erweitert zum Sommer 2023 das Angebot an attraktiven Direktflugzielen. Mit Chania und Larnaca sowie Hurghada, Karpathos, Korfu, Kos und Rhodos stehen sieben Ziele in den Urlaubsländern Griechenland, Ägypten und Zypern auf dem Programm. Eine Ausweitung der Kapazität nach Mallorca ist in Arbeit. „Wir freuen uns sehr, dass wir im kommenden Sommer attraktive Zielen anbieten, die auf der Wunschliste vieler Urlauber ganz oben stehen“, erklärt Eurowings-CEO Jens Bischof. „Hamburg und Berlin stellen eine großartige Bereicherung unseres Flugplangebots dar, von dem auch der Tourismus- und Wirtschaftsstandort Steiermark profitieren wird“, erklären Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig, GF des Flughafen Graz.

Ein Weihnachtswunder in der Erlebnisregion Graz

Die Freundschaft zwischen Maria Lankowitz und Jübar in SachsenAnhalt besteht seit mittlerweile 25 Jahren. So eine intensive Partnerschaft muss geschätzt und gepflegt werden. Und was ist wohl das repräsentativste und einzigartigste Geschenk aus der Lipizzanerheimat? Natürlich ein Lipizzaner! Also wurde „Neapolitano Argentina“ am 7. Dezember einer Abordnung aus Jübar im Lipizzanergestüt Piber übergeben. Die Freude war riesengroß und das erste Aufeinandertreffen überaus berührend. „Gerade langjährige Partnerschaften wie diese sind überaus wertvoll im überregionalen Marketing und positionieren uns sehr positiv auf der deutschen Landkarte“, sagen Vorsitzende Sylvia Loidolt und Susanne Haubenhofer, GF Erlebnisregion Graz.

Gemeinsam Backen für den guten Zweck

Zusammen mit der Lebenshilfe Soziale Dienste GmbH hat sich die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark der Giving-Tuesday-Bewegung angeschlossen. Mit der Kraft der Gemeinschaft wurde ein köstlicher Beitrag dazu geleistet. Unterstützt wurden die fleißigen Bäcker und Bäckerinnen von der „Meisterkonditorin mit Herz“ Bianca Lackner. 4.000 Euro konnten durch den Verkauf der Backwaren erzielt werden, der Erlös kommt der Lebenshilfe zugute. GenDir. Martin Schaller: „Zusammen mit Klienten der Lebenshilfe haben es Raiffeisen-Mitarbeiter zum Giving Tuesday sprichwörtlich ‚angebackt‘. Durch den Erlös der Aktion wird einerseits hilfsbedürftigen Menschen in schweren Zeiten geholfen und andererseits zusammen Gutes getan.“

Start für Vivaldi-Projekt Graz

Seit Anfang August waren die Projektverantwortlichen auf der Suche nach jungen Nachwuchsgeigern im Alter von vier bis acht Jahren. Seit kurzem ist das Vivaldi Projekt Graz gestartet und ermöglicht acht Kindern einmal wöchentlich kostenlosen Violin-Einzelunterricht im Jugendzentrum Funtastic in der Neuholdaugasse. Unterrichtet werden die Kinder von vier Violin-Studenten der KUG, die ihrerseits von Daniela Hölbling, Geigerin und Pädagogin am Johann-Joseph-Fux Konservatorium, begleitet werden. Etwa alle sechs bis acht Wochen findet für alle Kinder eine „Geigenparty“ statt. Der Unterricht ist auf zwei Jahre angelegt und eine Kooperation zwischen der Kunstuniversität Graz, dem Johann-Joseph-Fux Konservatorium und der Stadt Graz.

Buchpräsentation „Heimat bist du toter Töchter“

Die SPÖ Frauen Steiermark luden am 5. Dezember zur Buchpräsentation „Heimat bist du toter Töchter“ von Journalistin und Autorin Yvonne Widler. In dem Buch beleuchtet Widler einige der zahlreichen Femizide in Österreich. Die Erkennung von Hintergründen und Ursachen von Femiziden sind wesentliche Bestandteile für einen besseren Gewaltschutz in Österreich, das Wichtigste jedoch ist ein Aufbrechen unserer Rollenmuster. Dazu SPÖ-Frauen-Landesvorsitzende Bundesrätin Elisabeth Grossmann: „Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass das Gewaltrisiko in gleichberechtigten Gesellschaften und Partnerschaften wesentlich geringer ist. Der beste Gewaltschutz ist also Gleichstellungspolitik in allen Gesellschaftsbereichen.“

Fotos: Stadt Graz/Fischer, Peter Drechsler, Universalmuseum Joanneum / J.J. Kucek

Wegweiser für Kunst im öffentlichen Raum

Das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark (KiöR) hat in Kooperation mit dem Studiengang Informationsdesign an der FH Joanneum bereits 2019 begonnen, eine App für Smartphones zu entwickeln, die Kunst im öffentlichen Raum auch digital sichtbar macht. Sie zeigt vorwiegend künstlerische Arbeiten und historische Erinnerungszeichen wie Denkmäler und Gedenktafeln ab dem Jahr 1945, die den Umgang einer Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit im öffentlichen Raum sichtbar machen. KiöR-Leiterin Elisabeth Fiedler: „Kunst im öffentlichen Raum begegnet uns meist unvorhergesehen und unvermittelt. Mit der neuen App können erstmals Kunstwerke und Erinnerungszeichen in der Steiermark ab 1945 gesucht, besucht und vermittelt werden.“

Kurz im Gespräch mit

Helmut Röck,

GF der Fachgruppe der Metalltechnischen Industrie in der WK Steiermark

Österreich steht vor einer Rezession. Wie sehr sind die Unternehmen diesmal auf die Kurzarbeitsförderung angewiesen, um die Beschäftigten halten zu können? Die aktuelle Marktsituation ist aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfelds sehr volatil, daher ist die Kurzarbeit in bestimmten Fällen ein sehr probates Mittel, um Produktionsausfälle ohne Personalabbau zu durchtauchen. Mittlerweile sind die Zugangshürden aber sehr hoch.

Die Energiekrise trifft die energieintensive Industrie besonders. Wie sehr leidet die Konkurrenzfähigkeit der metalltechnischen Industrie? Die Konkurrenzfähigkeit leidet bei einer international ausgerichteten Branche wie der metalltechnischen Industrie sehr, denn einerseits hat Deutschland, wo sehr viele Mitbewerber und Kunden beheimatet sind, deutlich umfangreichere Unterstützungsmaßnahmen und andererseits ist der Energiepreis in Asien kein Thema.

Können die Unternehmen die steigenden Löhne einpreisen oder geht das zu Lasten der Ertragskraft? Kann mit Automatisierungsschritten darauf reagiert werden? Die hohen Lohnabschlüsse lassen sich nicht einpreisen und das wirkt sich negativ auf die Ertragskraft aus. Wegen der Kostenentwicklung und der demographischen Situation kann man nur mit weiteren Automatisierungsschritten konkurrenzfähig bleiben, was aber aufgrund des massiven Fachkräftemangels eine große Herausforderung ist.

Fazitgespräch

Von Peter K. Wagner und Johannes Tandl mit Fotos von Erwin Scheriau

Gehörig erfolgreich

Neuroth-CEO Lukas Schinko im Gespräch über das Hörgerät auf dem Weg zum stilischen Designaccessoire, die Herausforderung mit den Babyboomern und über Entrepreneur Elon Musk.

Es ist Tag der »Ugly Sweater« in der Neuroth-Zentrale im Süden von Graz. Zumindest in der Abteilung, in der auch die Office Managerin und der Pressesprecher von Lukas Schinko tätig sind. Unten sticht uns ein Manner-Pullover im Weihnachtslook ins Auge, oben zeigt der Kommunikationsprofi Thomas Huber seine Fußballleidenschaft für einen schwarz-weißen Traditionsverein.

Ein Tischkicker ist es dann auch, der uns gleich ins Auge springt, als wir die »Hörbar« betreten, so etwas wie die Mitarbeiterküche in stylischem Neuroth-Design. Einmal weiter ums Eck wartet dann an diesem 7. Dezember auch noch ein kleiner Schokonikolaus auf uns.

Am 13. Dezember 1907 wurde das Hörakustikunternehmen Neuroth in Wien gegründet, ehe es 1979 nach Graz übersiedelte. »Meine Mutter ist Wienerin, mein Vater Steirer – die Liebe hat sie verbunden und die Steiermark hat gewonnen«, erklärt lachend Lukas Schinko. Heute beschäftigt die Aktiengesellschaft mit Sitz in Lebring bzw. Graz etwa 1.200 Menschen in acht Ländern und erwirtschaftet rund 140 Millionen Euro im Jahr. Geführt werden die Geschäfte von Schinko in vierter Generation. Bereits 2011 übernahm er mit nur 24 Jahren den Chefposten von seiner Mutter. Und nun nimmt er mit uns im Besprechungsraum Platz.

Man darf nicht unterschätzen, was für ein großer Schritt es für Menschen ist, sich einzugestehen, dass sie schlecht hören.

Lukas Schinko

Herr Schinko, Neuroth ist eines der ältesten Unternehmen des Landes. Alte Unternehmen überleben nur selten so lange die erforderlichen Strukturwandel. Wie hat Neuroth es geschafft? Ganz viel liegt an unserer Geschäftsgrundlage, der in unserem Slogan manifestiert ist: Besser hören und besser leben. Unserer Gründerin hat 1907 als Frau ein Unternehmen gegründet, weil es ihr um Lebensgefühl und -qualität ging. Das Hörgerät hat sich in dieser Zeit viele Male technologisch weiterentwickelt und damit auch das Thema der Anpassung für unsere Kunden. Am Ende ging es aber immer darum, das Hören zurückzugeben. Das tun wir seit dem ersten Tag und es ist unser Anspruch. Wir mussten konsequent am Puls bleiben und haben etwa früh auf eine Private Cloud gesetzt. Wir haben Innovationsgeist im Blut und uns nie davor gescheut, Neues umzusetzen.

Wann hat Neuroth die Marktführerschaft in Österreich errungen? 2009, 2010 etwa. Viennatone war davor führend, wurde aber 2004 an Hansaton verkauft.

Hansaton ist gleichzeitig Lieferant und Konkurrent. Wie sieht die Marktstruktur aus? In Slowenien gibt es jeden Monat einen Report, wie viele Hörgeräte mit Krankenkassen abgerechnet wurden – so etwas fehlt in Österreich. Es ist also schwer zu sagen, wie sich die Markanteile genau verteilen, weil es keine Daten gibt. Aktuell ist knapp jedes zweite Hörgerät in Österreich von uns. Der Markt wächst jährlich um drei bis fünf Prozent – und unser Ziel ist es, das Marktwachstum mitnehmen zu können.

Sieht sich Neuroth als Technologiekonzern oder als Gesundheitsdienstleister? Wir sind Gesundheitsdienstleister mit einer vertieften Wertschöpfung am Standort in Lebring, weil nicht nur das Hören, sondern auch die Anatomie des Ohrs sehr individuell ist. Wir haben sehr früh erkannt, dass das eine Spezialisierung von uns sein muss, dass wir Hörgeräte selbst anpassen müssen. Viele andere haben diese sogenannte Otoplastik nicht im Haus, sondern an die Hörgeräteherstellern ausgelagert. Das Berufsbild des Hörberaters nimmt dramatisch in der Wichtigkeit zu, weil sich die Technik so weiterentwickelt und der Kunde, schon bevor es zum Handwerk der Anpassung kommt, ordentliche Beratung haben möchte, welche Möglichkeiten es eigentlich gibt.

Ist Hörberater ein eigenes Berufsbild? Offiziell noch nicht. Wir versuchen, es Stück für Stück zu einem Berufsbild zu entwickeln. Nicht nur intern, sondern auch extern, gestützt durch Ausbildungsrichtlinien eines deutschen Akustikinstitut. Der Hörakustiker ist ein Lehrberuf, den es schon lange gibt, und der neben Optikern oder Orthopäden Teil der Gesundheitsberufe ist.

Wie wichtig ist Ihr Filialnetz für Ihr Geschäft? Sehr, weil man Hörgeräte nicht vernünftig online kaufen kann. Es gibt zwar Modelle, die es online gibt, aber ein wesentlicher Teil des Versorgungsprozesses ist die Dienstleistung – des Akustikers zur Verbesserung des Hörens. Das kann über Videokonferenzen oder andere Tools theoretisch auch online gemacht werden, aber es geht auch um Zwischenmenschliches. Ich kann über den Bildschirm schwer Empathie aufbauen – Hören ist aber sehr empathisch. Man muss sich das so vorstellen: Wenn Sie schlecht sehen und setzen eine Brille auf, dann ist es ist auf einmal scharf. Das kann auch anstrengend sein, aber sie fühlen sofort einen Benefit. Wenn Sie schlechter hören, haben Sie über einen längeren Zeitraum immer schlechter gehört – man verlernt quasi das Hören. Wenn das Hörgerät – bildlich gesprochen – von der Verstärkung her voll aufgedreht, hat man einen Informationsoverflow. Der Prozess dauert – je nachdem, wie fit man ist – drei bis sechs Monate. Ist dieser Prozess der USP von Neuroth? Ja, unsere Kundennähe zeichnet uns mit Sicherheit aus. Man darf nicht unterschätzen, was für ein großer Schritt es für Menschen ist, sich einzugestehen, dass sie schlecht hören und dass sie etwas dagegen tun müssen. Das Produkt Hörgerät selbst hat mittlerweile nicht mehr so ein Stigma. Hörgeräte schauen schön aus und gewinnen Designpreise. Wir wollen daher den Menschen sagen, dass sich niemand schämen muss. Vor 30 Jahren wurde auch von der Brillenschlange gesprochen und jetzt ist die Brille ein Modeartikel, den sich manche mit Fensterglas aufsetzen.

In der ganzen westlichen Welt gibt es den Bedarf an Hörgeräten. Warum gibt es keinen Megakonzern, der sich versucht, den Weltmarkt unter den Nagel zu reißen? Es gibt sie. Zum Beispiel Sonova mit Milliardenumsätzen. Das Produkt selbst ist aber noch immer eher eine Nische.

Was sind die Markteintrittsbarrieren? Es braucht Mitarbeiter mit der Kompetenz, Hörgeräte gut anpassen zu können, und das muss auf ein großes Filialnetz skaliert werden.

Kann Neuroth überhaupt wachsen bei dem akuten Personalmangel in allen Branchen? Wir bilden jedes Jahr Akustiker aus. Es gibt eine Fluktuation und Pensionierung, aber wir wachsen konsequent, wodurch wir das Marktwachstum auch abdecken können. Wenn man sich das Potenzial anschaut, ist nur etwa ein Viertel der Betroffenen in einem Versorgungszyklus. In Österreich haben rund 20 Prozent der Bevölkerung einen Hörverlust, der versorgt werden sollte. Im Durchschnitt warten Betroffene sieben bis zehn Jahre auf Behandlung, obwohl ihnen bewusst ist, dass sie unter Hörverlust leiden. Unser absolutes Bestreben ist es, diese Zeitspanne zu reduzieren. Das Hörgerät wird ja vom Staat bezuschusst und Hörverlust verursacht einen gewaltigen volkswirtschaftlichen Schaden. In Europa schätzt die WHO die Kosten aufgrund von unversorgtem Hörverlust jährlich auf 216 Milliarden Euro. Dabei geht es um Dinge wie den Rückzug aus der sozialen Interaktion, Konsumrückfall, frühere Pensionierung oder Arbeitszeitreduktion und vieles mehr. Wir sehen eine gesellschaftliche Pflicht, auf das Thema Hören aufmerksam zu machen.

Ist das die Aufgabe von Neuroth oder die Aufgabe der Mediziner? In der Erstversorgung muss ein Betroffener zum HNO-Arzt, um sich ein Rezept zu holen und einen Zuschuss von der Krankenkassa zu bekommen. Bei zwei Geräten sind es in der Regel bis zu 1.400 Euro, was dazu führt, dass auch ohne persönliche Zuzahlung eine sehr gute Hörgerätversorgung möglich ist. Es gibt aber teure Zusatzfunktionen, die von der Krankenkassa nicht bezahlt werden – wie etwa eine Bluetooth-Anbindung, die technische Rauschunterdrückung und viele andere Zusatzfunktionen.

Warum sind die einen Hörgeräte sichtbar und die anderen nicht? Das hängt mit der Anatomie zusammen. Manche Gehörgänge machen es erforderlich, ein Hörgerät außen zu tragen. Dazu gibt es weitere medizinische Gründe, die Geräte außen zu tragen. Wir empfehlen unseren Kunden, ihr neues Hörgeräte 14 Tage zur Probe zu nutzen. Das bieten wir seit jeher an. Wir sagen unseren Kunden immer, dass sie unter die Leute gehen sollen, um herauszufinden, ob das Hörgerät bemerkt wird. Dem Großteil fällt es nicht auf, aber die Träger haben trotzdem das Gefühl, einen Rollstuhl am Ohr zu tragen. Das versuchen wir den Leuten aus den Köpfen zu bringen.

In den Oberösterreichischen Nachrichten stand vor zwei Jahren, dass die ganze Branche große Angst hat, dass Pearle oder Fielmann in den Markt einsteigen. Ist das realistisch?

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Fielmann hat es bereits getan – zumindest in der Schweiz und in Deutschland. Es gibt auf den ersten Blick eine gewisse Nähe zwischen den Bereichen Optik und Akustik. Auch wir haben es Anfang der Zweitausenderjahre bereits mit Optik probiert. Wir haben aber bald erkannt, dass wir uns auf die Akustik konzentrieren müssen. Daher gibt es inzwischen eine Kooperation mit Optik Wutscher, die gut funktioniert, weil wir ähnliche Leute ansprechen und eine ähnliche Zielgruppe haben.

Die Ohren der Babyboomer sind doch sicher durch Arbeits- oder durch Discolärm enorm geschädigt. Kommt eine große Welle auf Neuroth zu? Die ist schon da. Was wir auch gesehen haben: Die Babyboomer bringen die große Sorge mit, durch ein Hörgerät als alt zu gelten. Das bringt eine noch höhere Hürde mit sich, ein Hörgerät in Anspruch zu nehmen, als bei den Generationen davor. Diese Menschen adaptieren den schleichenden Hörverlust über Jahrzehnte und lernen etwa durch Lippenlesen und andere Techniken viel des Nichtmehrgehörten zu kompensieren. Aus der Logik heraus, weiß ich schnell, ob etwa über die FPÖ oder die SPÖ gesprochen wird. Bei Hörverlust höre ich meistens nur »PÖ«. Nur aus dem Kontext zu verstehen, ist aber enorm anstrengend.

Es gibt Hörgeräte, die sogar Gehörlosen das Hören wieder möglich machen. Ist das auch der Markt von Neuroth? Da geht es meist um Implantate und da sind die Mediziner direkt mit den Herstellern in Kontakt. Mit der MED-EL in Innsbruck [Anmerkung: MED-EL Elektromedizinische Geräte Gmbh.] gibt es da auch in Österreich einen tollen Produzenten. Wir kommen da erst beim Service wieder zum Tragen.

Neuroth hat mit Mika Häkkinen ein bekanntes Gesicht als Testimonial. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister trägt Hörgeräte. Funktioniert diese Kampagne? Bei seinem Unfall in Australien hatte er eine Schädelfraktur und hat dabei auf einer Seite sein Gehör fast vollständig verloren und auf der anderen Seite ist die Hörfähigkeit eingeschränkt. Seitdem ist er Hörgeräteträger. Wir setzen ihn nicht mehr stark in unserer Kommunikation ein, weil wir draufgekommen sind, dass wir näher an die Bevölkerung rankommen müssen. Die Menschen denken zwar, dass ein Formel-1-Fahrer ein Hörgerät benötigt, aber schließen dadurch nicht automatisch auf sich – dass es auch für sie von Bedeutung sein könnte. Gut Hören darf kein Thema mehr sein.

Ist es ein Weg, dass man zuerst zum Hörtest bei Neuroth geht und später erst zum HNO-Arzt? Wir können handwerklich einen Hörverlust feststellen, aber der Mediziner muss draufschauen. Das ist nicht nur in Österreich so, sondern überall.

Als Sie das Unternehmen übernommen haben, lag der Umsatz bei 90 Millionen Euro, heute sind es 140 Millionen. Welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie? Wir sehen ganz klar die Wachstumsmärkte Österreich-Schweiz, südliches Deutschland, aber auch Südosteuropa.

Lukas Schinko wurde am 6. März 1987 geboren. Er besuchte die HTL Bulme für Nachrichtentechnik in Graz und stieg im August 2007 in die Neuroth-Gruppe seiner Mutter ein. 2011 übernahm er, mit erst 24 Jahren, als Vorstandsvorsitzender das Unternehmen. Schinkos Großvater war der Neffe der kinderlosen Unternehmensgründerin Paula Neuroth. Lukas Schinko ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der Schweiz.

Wenn man ein Familienunternehmen hat, das es schafft, übergeben zu werden, ist das herausfordernd und schön genug als Aufgabe.

Lukas Schinko

Warum Südosteuropa? Weil wir dort sehr viel von jenem Handwerk und jener Qualität, die wir in anderen Märkten erlernt haben, tagtäglich qualitätssteigernd einbringen können. Wir sind vor bald zwei Jahren in Serbien eingestiegen. In der Vergangenheit war der Hörgerätakustiker irgendwo im zweiten oder dritten Stock versteckt – wir haben gesagt, wir müssen uns nicht verstecken, weil wir schöne Produkte haben und gehen ins Erdgeschoß mit Schaufenster. Das sind Entwicklungen, mit denen wir dem Produkt und damit dem Thema »Gut Hören« die notwendige Sichtbarkeit geben.

Wäre es ein Ziel, globaler am Weltmarkt mitzumischen? Das ist als Retailer nicht so einfach. Eine Skalierung mit Shopnetz ist wahnsinnig kapitalintensiv. Wir haben vorher schon von den Mitarbeitern gesprochen – das Ausbilden kompetenter Mitarbeiter braucht seine Zeit. Da gibt es auch andere Herausforderungen: Man braucht in Österreich etwa für zwei Geschäfte, die eine gewisse Nähe haben müssen, mindesten einen Hörakustikmeister.

Gibt es einen funktionierenden Arbeitsmarkt? Die Akustiker, die wechseln, gibt es natürlich. Das ist wie in jeder anderen Branche. Was wir gut können, glaube ich: Wir halten und binden Mitarbeiter, weil wir auf ein sehr gutes Miteinanderauskommen setzen.

Wie erreicht Neuroth dieses gute Auskommen? Am Ende ist es die Unternehmenskultur.

Sie selbst wurden bereits mit 24 Jahren Vorstandsvorsitzender der Gruppe. Wie herausfordernd war das? Ich habe zwei Momente in meinem Leben, die prägend waren. Der eine war die Meisterprüfung, die ich bei uns absolviert habe. Das war für mich mehr Stress als die Matura, weil ich wusste, dass bei uns Dutzende Mitarbeiter diese bereits bestanden haben. Ich kann nur ein guter Chef sein, wenn ich beim ersten Mal durchkomme. Der andere war die geglückte Übernahme. Meine Mutter musste damals sehr schnell übernehmen, weil ihr Vater gestorben ist. Ich hatte es besser. Sie hat mir anfangs noch zur Seite stehen können. Sie wollte den Wurf ins eiskalte Wasser verhindern und der Übergang ist uns dadurch gut gelungen.

Sie sind das jüngste von drei Kindern. Warum haben ausgerechnet Sie übernommen? Mein Bruder ist im Aufsichtsrat aktiv noch immer, aber – so spannend es klingt im Nachhinein – für mich war schon während der Schulzeit klar, dass ich mir die Frage gestellt habe: Will ich etwas Bestehendes weiterführen oder etwas Neues aufbauen? Meine Antwort war: Anstrengend ist beides, aber bei einer Übernahme startet man an einer anderen Position. Deswegen wurde es die Übernahme.

Elon Musk hat auch als Millionär gestartet auf seinem Weg zum Multimilliardär. Was plant Lukas Schinko? Sicher nicht, ein Elon Musk zu werden. [lacht] Wenn man ein Familienunternehmen hat, das es schafft, übergeben zu werden, ist das herausfordernd und schön genug als Aufgabe. Und das ist mein Ziel, einmal an die nächste Generation zu übergeben.

Was macht Lukas Schinko eigentlich privat, um Kraft zu tanken? Die Familie und meine beiden Kinder stehen an erster Stelle. Das lernt man erst dann, wenn man Familie hat, was es an Kraft zurückgibt. Für mich selbst war es eine Zeit lang sehr viel Sport. Ich bin früher sehr viel gelaufen – irgendwann ging es Richtung Wassersport und ich bin jetzt leidenschaftlicher Kitesurfer.

Herr Schinko, vielen Dank für das Gespräch!

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