Fazit 117

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Wirtschaft

Botarin: Streit nach Qualitätsproblemen

Mit der Anti-Aging-Serie „Botarin“ ist es dem Grazer Unternehmer Georg Brandstätter gelungen, auf dem heiß umkämpften europäischen Markt für Markenkosmetikerzeugnisse Fuß zu fassen. Selbst gerichtliche Auseinandersetzungen mit Branchenriesen wie etwa „L’Oréal“ konnten seinen Erfolg nicht stoppen. Inzwischen hat Brandstätter die Marke verkauft. Was bleibt, ist ein heftiger Streit mit „GW Cosmetics“, dem Lohnfertiger der Botarin-Produkte. VON JOHANNES TANDL it unseren innovativen Ideen haben wir uns auf dem hoch kompetitiven Markt für Markenkosmetika durchgesetzt“, erklärt Brandstätter gegenüber Fazit. Nachdem zuerst der österreichische Markt erfolgreich erschlossen werden konnte, folgten die Nachbarländer und danach Südosteuropa. Brandstätters Ziel war es, mit Botarin so schnell wie möglich zu wachsen. Und so expandierte er mit großem Aufwand in immer neue Märkte wie etwa dem rumänischen. Doch in Rumänien tauchten im Jänner 2013 die ersten Probleme auf. „Unser rumänischer Vertriebspartner „Syncodeal“ setzte mich über massive Qualitätsprobleme in Kenntnis“, erklärt Brandstätter: „Hochwertige Produkte waren zusammengefallen, Verfärbungen traten auf und – mir völlig unerklärlich – Verpackungstuben rissen seitlich ein.“ Obwohl sich Brandstätter sofort bereiterklärte, die betroffenen Chargen auf seine Kosten zu ersetzen, entwickelte sich das Problem zum Super-Gau. Brandstätter verlor seinen rumänischen Vertriebspartner und in der Folge brach der rumänische Markt zur Gänze weg: „Wir hatten einen Vertrag, der über fünf Jahre gelaufen wäre. Durch die Qua-

Foto: Symbol ©tommerton2010

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litätsprobleme entging uns auf dem rumänischen Markt jährlich ein Gewinn von mehr als 300.000 Euro.“ Brandstätter habe sich natürlich sofort mit dem Lohnfertiger von „Botarin“, der Firma „GW Cometics“ (GWC) in Leobersdorf, in Verbindung gesetzt: „Nach den ersten Problemen gab es noch keine Anzeichen, dass „Syncodeal“ sich gänzlich zurückziehen werde. Deshalb gab ich mich am Anfang mit dem Ersatz der fehlerhaften Chargen durch GWC zufrieden, doch als die Probleme neuerlich auftraten und wir den rumänischen Markt dadurch verloren hat-

ten, mussten wir reagieren.“ „GW Cosmetics“ ist ein renommierter Kosmetikhersteller. Das Unternehmen gehört zu den Großen im deutschsprachigen Raum. In Österreich ist GWC vor allem für seine unter dem Markennamen „Refecto Cil“ vertriebenen Augenbrauen- und Wimpernfarben bekannt sowie für die Naturkosmetikserie „Master Lin“. Daneben werden zahlreiche Fremdmarken in Lohnfertigung produziert, verpackt und expediert. „GWC schaffte es einfach nicht, die Mängel aus der Welt zu schaffen“, erklärt Brandstätter.

Deshalb sei sein rumänischer Vertriebspartner letztendlich zurückgetreten. „Da wir für diesen Totalausfall nicht verantwortlich sind, konnte wir gar nicht anders, als zumindest einen Teil der Verluste, die wir erlitten haben, von GWC einzuklagen.“ Auf Anfrage von Fazit, ob tatsächlich sein Unternehmen für die Qualitätsprobleme von „Botarin“ verantwortlich sei, ließ GWC-CEO Rainer Deisenhammer folgendes Statement per E-Mail übermitteln: „Es hat in den Jahren 2012 und 2013 punktuell Probleme in der Fertigung der von Ihnen angesprochenen Produkte gegeben.“ Diese Fertigungsprobleme seien auf mangelhafte Tuben, die GWC von einem italienischen Unternehmen zugekauft habe, zurückzuführen gewesen, und inzwischen längst behoben, so Deisenhammer. Trotz mehrmaliger Versuche war der GWC-Chef telefonisch nicht erreichbar. Fazit wollte unter anderem wissen, ob GWC schon in der Vergangenheit Gewährleistung für Produktionsmängel bei „Botarin“ geleistet habe. Da Deisenhammer zu dem Zeitpunkt, als Fazit mit ihm in Kontakt trat, die Klage über einen Schaden von über 300.000 Euro bereits auf dem Tisch hatte, mag das als Rechtfertigung für die zurückhaltende Beantwortung der Anfrage gelten. Inzwischen hat Georg Brandstätter die Marke „Botarin“ verkauft und widmet sich der Entwicklung und dem Vertrieb von „Ashara“, einer für die Bedürfnisse jeder einzelnen Kundin individuell hergestellten schadstofffreien Kosmetikserie. Mit Ashara sei es seinem Team und ihm gelungen, etwas zu kreieren, das noch innovativer und kreativer sei als seine bisherigen Entwicklungen, erklärt Brandstätter. Der Käufer der Marke Botarin hat die Zusammenarbeit mit GWC als Lohnfertiger inzwischen aufgekündigt. FAZIT NOVEMBER 2015 /// 57


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