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„Für jeden lukrativ“ Interview mit Marc Hovadik über die Riester-Rente Die Riester-Rente gehört heutzutage zu den Bausteinen der Altersvorsorge. 42 Prozent aller so genannten Riester-Berechtigten haben inzwischen in Deutschland einen Vertrag abgeschlossen. Was macht das „Riestern“ so attraktiv? Und warum sollten sich gerade Familien gut darüber informieren? Wir sprachen mit dem Experten Marc Hovadik, Leiter der Geschäftsstelle der Sparkasse in Thon.
Herr Hovadik, die Zahl der RiesterRenten steigt, aber 58 Prozent der Berechtigten haben bisher noch keinen Vertrag abgeschlossen. Woran liegt das?
Hovadik: Zum einem wurde die Riester-Rente zu ihrer Anfangszeit unberechtigterweise sehr negativ dargestellt. Zu kompliziert und zu unlukrativ, das waren die Argumente. Diese Meinung ist bei vielen Kunden noch immer in den Köpfen. Die Vorurteile sind aber völlig unbegründet. Zu jeder sinnvoll aufgebauten Altersvorsorge gehört Riester dazu. Zum anderen machen sich die Deutschen zu wenig Gedanken über ihre Zukunft und ihre Altersvorsorge. Sie verlassen sich immer noch zu sehr auf die gesetzliche Rente. Diese stellt zwar die Basis dar, sollte aber auf jeden Fall durch eine maßgeschneiderte private Vorsorge ergänzt werden. Dazu sind eine Vorsorgeanalyse und ein Beratungsgespräch unbedingt erforderlich.
Für welche Menschen ist das „Riestern“ denn besonders lukrativ?
Hovadik: Die Riester-Rente ist für jeden lukrativ, vom Azubi über den gutverdienenden Single bis hin zur Familie. Gerade Familien können sich mit den Zulagen – 154 Euro pro Person, 185 Euro pro Kind bzw. 300 Euro pro Kind geboren ab 2008 – und überschaubaren Eigenmitteln eine sinnvolle und flexible Vorsorge aufbauen. Dies gilt ebenfalls für Geringverdiener. Gutverdiener profitieren neben den Zulagen von stolzen Steuervorteilen. Für Berufseinsteiger bis 25 Jahre ist sogar noch ein einmaliger Bonus in Höhe von 200 Euro reserviert.
Was sollten Familien unbedingt beachten?
Hovadik: Grundsätzlich ist die Riester-Rente frei vererbbar. Allerdings sollten Ehepaare darauf achten, dass beide einen Riester-Vertrag haben und sich im Todesfall gegenseitig begünstigen. Stirbt dann ein Ehepartner, vererbt er sogar die Steuervorteile und Zulagen.
Bevor man monatlich für die Altersvorsorge Geld in die Hand nimmt, fragt man sich natürlich: Was bietet konkret eine Riester-Rente im Alter?
Hovadik: Die Riester-Rente ist ein Produkt mit der höchsten staatlichen Förderung und vor Zugriff bei Hartz IV geschützt. Im Rahmen der Flexibilität kann man sich auch bei Rentenbeginn 30 Prozent des Kapitals einmalig auszahlen lassen. Diese Vorteile sollte man sich nicht entgehen lassen. Bei einer Familie mit zwei Kindern (vor 2008 geboren) und einem jährlichen Einkommen von 40.000 Euro liegt der Eigenaufwand bei 922 Euro pro Jahr, die jährliche Grundzulage bei 308 EUR und die Kinderzulage bei 370 Euro. Somit erhält die Familie insgesamt 678 Euro jährlich vom Staat, was einer Förderquote von 42 Prozent entspricht.
überbieten. Die wichtigsten Schlagwörter sind: sicher, flexibel, einfach, rentabel, mit Steuer und Zulagenvorteilen.
Seit 2008 gibt es ja die Möglichkeit des „Wohn-Riestern“. Was muss man sich genau darunter vorstellen?
Hovadik: Angefangen haben meine Frau und ich im Jahr 2003. Seit diesem Jahr nutzen wir den Wohn-Riester.
Hovadik: Auch der Kauf oder Bau eines selbstgenutzten Wohneigentums wird riestergefördert. Für die Ansparung und Darlehenstilgung kann die Riester-Förderung in Anspruch genommen werden. Die Vorteile sind oftmals deutlich höher als die weggefallene Eigenheimzulage.
Nach der Statistik „riestern“ 49 Prozent der Frauen, aber nur 34 Prozent der Männer. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?
Hovadik: Ich denke, dass hierbei die Zahlung der Kinderzulage eine wichtige Rolle spielt. Grundsätzlich wird die Kinderzulage zusätzlich zur Grundzulage auf den Riester-Vertrag der Mutter eingezahlt, so dass der Gesamtbetrag der gezahlten Förderung höher liegt als die Zulagen beim Vater.
Was würden Sie der Politik raten, um das „Riestern“ noch attraktiver zu machen?
Hovadik: Die Politik muss beim Thema Altersvorsorge allgemein mehr Aufklärungsarbeit leisten. Jeder muss sich mit dem Thema private Vorsorge beschäftigen. Sie lohnt sich! Gerade in der Attraktivität ist Riester für Familien kaum zu
Der Jahreswechsel steht bevor. Müssen sich Leute, die riestern wollen, beeilen?
Hovadik: Wer bis zum Jahreswechsel noch einen Riester-Vertrag abschließt, kann die vollen Zulagen für 2009 erhalten. Möglich wird dies durch eine Einmalzahlung, mit der der Sparer den vollen Jahresbeitrag einzahlt. Dieser muss bei vier Prozent des Vorjahreseinkommens liegen.
Hand aufs Herz – riestern Sie selbst eigentlich auch?
Weitere Informationen gibt es unter Telefon (0911) 230 45 77 oder marc.hovadik@sparkasse-nuernberg.de Interview: Jo Seuß Foto: Peter Roggenthin
Zur Sache: Die Riester-Rente ist eine vom Staat durch Zulagen und Sonderausgabenabzugsmöglichkeiten geförderte, privat finanzierte Rente in Deutschland. Sie gehört zur sogenannten 2. Säule der Altersvorsorge. Die Bezeichnung geht auf Walter Riester zurück, der als Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung die Förderung der freiwilligen Altersvorsorge durch eine Altersvorsorgezulage konzipiert hatte. Anlass war die Reform der gesetzlichen Rentenversicherung im Jahr 2001, bei der das Nettorentenniveau eines idealtypischen Beschäftigten, der 45 Jahre lang Sozialversicherungsbeträge eingezahlt hat, von 70 auf 67 Prozent reduziert wurde. Seit 2005 gab es mehrere Änderungen, der Mindesteigenbetrag pro Monat liegt derzeit bei 60 Euro, höchstens können jährlich 2100 Euro eingezahlt werden.