Entdeck die Bucklige Welt 1/2021

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AUSGABE 7

FRÜHLING / SOMMER 2021

Entdeck die Bucklige Welt in den Wiener Alpen

Endlich der Freiheit auf den Buckel steigen

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IMPRESSUM

Alle Angaben wurden mit großer Sorgfalt erhoben, erfolgen jedoch ohne Gewähr und erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit

Inhalt 4 – 5 Meine Buckel von Josef Kleinrath 6 – 17 Reise in eine andere Welt 18 – 19 Einhörner zum Angreifen 20 – 21 Zum Kaffee bei Keltinnen und Kelten 22 – 23 Ein Schuss Erholung 24 – 27 Bei Glühwürmchen im Wald 28 – 31 Von Rosengarten zu Rosengarten 32 – 33 Rosalias stille Winkel 34 – 35 Sportlich über die Buckel kommen 36 – 37 Der Kristallgarten in der Arche

Editorial 38 – 41 42 – 43 44 – 45 46 – 47 48 – 49 50 – 51

Lebensmittel sind mehr als Nährstoff Veredeln statt verfremden Markttag! Wo Gäste zu Freunden werden Der Prinz und die Prinzessin der Felder Die Kraft der natürlichen Kohlensäure

Wieder frei, und jetzt geht es daran die Welt zu genießen, besonders wenn sie so schön ist wie die Bucklige Welt. Wir geben Ihnen mit diesem Magazin einige Anregungen, wie Sie die Region mit all ihren Feinheiten und Angeboten erleben können. Damit Sie schnell zu Ihrem Genuss kommen.

Cover: Wiener Alpen/Martin Fülöp Karte: Artur Bodenstein Foto rechts: Stefan Knittel, Cornelia Schuh

Herausgeber und Medieninhaber: Verein Tourismus Bucklige Welt, Hauptstraße 22, 2813 Lichtenegg region@buckligewelt.at www.buckligewelt.info Druck: Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GmbH, 3580 Horn

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GEWINNSPIEL

FRÜHLING / SOMMER 2021

Cover: Martin Fülöp Karte: Artur Bodenstein Foto rechts: Stefan Knittel, Cornelia Schuh

Jetzt gewinnen!

Karte abnehmen, ausfüllen, einsenden und am Gewinnspiel teilnehmen. Zu gewinnen: Ein Picknickrucksack voll mit Spezialitäten unserer Betriebe. 02-03_BW_Inhalt-TOCIGIG**.indd 3

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Meine Buckel J O S E F K L E I N R AT H

Josef Kleinrath, auf einem Bauernhof in der Buckligen Welt aufgewachsen und heute Publizist, schreibt über seine alte Heimat

Handicap

Im Bild der Golfclub Zöbern / Eldorado Foto: Stefan Knittel

Heutzutage gilt die Bucklige Welt als Eldorado für Golfer: Das „Golf Eldorado“ Bucklige Welt (heißt wirklich so) in Zöbern, der 1968 gegründete Golfclub Föhrenwald am Tor zur Buckligen Welt bei Lanzenkirchen, der aus allen Nähten platzt, ein paar Hundert Meter weiter der neue Golfplatz Linsberg, vom kanadisch-irischen Architekten Jeff Howes als Linkskurs ausgeführt und von findigen Menschen als „Golf Area 36“ beworben: 36 Löcher, 36 Grad warmes Wasser in der Therme, 36 Minuten vom Zentrum Wiens entfernt. Im Triad in Bad Schönau, dem unbestritten besten Restaurant der Buckligen Welt, gibt’s eine Driving Range samt Indoor-Golf-Anlage. Was viele nicht mehr wissen: Golf war Ende der 1980er-Jahre auch in Kaltenberg ein großes Thema. Also, eher ein kleines: Minigolf, um genau zu sein. Dort hat der ortsansässige Wirt mit Blick auf die wunderbare Wallfahrtskirche Maria Schnee eine Minigolf-Anlage hingestellt, beim dazugehörigen Club war ich lange Mitglied. Den Club gibt’s nicht mehr, die Anlage schon. Nur nicht mehr beim Wirten oben in Kaltenberg, sondern stillgelegt in der Spratzau auf Privatgrund. Dafür gedeiht die Golfszene in der Buckligen Welt besser denn je. Nur mein Handicap ist in diesen über dreißig Jahren gleich geblieben: Ich bin trotz toller Möglichkeiten nicht über Minigolf hinausgekommen. Also: Allen Golfer*innen ein schönes Spiel, allen anderen einen schönen Aufenthalt mit all den anderen Möglichkeiten in der Buckligen Welt. 4

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FRÜHLING / SOMMER 2021

KULTUR PROGRAMM 2021

Über den Buckeln weit abschlagen

FR 11. Juni, 19.30 h FOLKE TEGETTHOFF 1000 Hügel treffen 1000 Meerwellen

FR 25. Juni, 19.30 h IL CANTO – VOCALENSEMBLE „Tanz auf dem Glas“

FR 2. Juli, 19.30 h KLAVIERDUO KUTROWATZ „Rhapsody in Blue“

Im Bild der Golfclub Zöbern / Eldorado Foto: Stefan Knittel

FR 23. Juli, 19.30 h EVELIN PICHLER „VIP – Very Important Pichler“

SA 21. August, 19.30 h 16er BUAM Das Wienerlied lebt! Jetzt erst recht! TICKETS & INFO Tel.: 02646-8284 Mobil: 0664-348 35 55 Mail: office@sconarium.at Onlinereservierung: ntry.at/shop/ticketsbadschoenau Wir freuen uns auf Ihren Besuch! www.sconarium.at

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Reise in eine andere Welt CORNELIA REHBERGER

Szene vom Storytelling Festival in Bad Schönau

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FRÜHLING / SOMMER 2021

Naturerlebnis, Kultur, Genuss und Entspannung. Eine dreitägige Tour als Anregung für eigene Entdeckungen

Fabelhafte Geschichten Im Oktober findet das 24. Internationale Storytelling Festival in Bad Schönau statt. Klassische Erzähler aus aller Welt, Pantomime, Tanz, Figurentheater und Clownerie. storytellingfestival.at

Foto: Audivision/Strobl

Ganz entspannt anreisen, mit Geschichten starten Dem Auto kann man in der Sommerfrische getrost eine Auszeit gönnen und die Reise ganz entspannt angehen, etwa mit der Aspangbahn vom Bahnhof Wiener Neustadt aus rasch und bequem in die Bucklige Welt. Am Bahnhof in Grimmenstein, dem wichtigsten Verkehrsknotenpunkt der Region, stehen Busse für die Weiterreise zur Verfügung. Die Intervalle wurden im letzten Jahr deutlich verkürzt, so kommt man ohne lange Wartezeiten weiter. Das verlängerte Wochenende beginnt in der Kurgemeinde Bad Schönau. Sie ist mit dem jährlich stattfindenden Internationalen Festival „fabelhaft! NÖ“ von Folke Tegetthoff ein Zentrum der Erzählkunst. Aber auch das Jahr über lässt es sich hier in die fantastischen Geschichten der Buckligen Welt eintauchen, immer begleitet vom „Genussvollen Blick“. So trifft man bei einem Rundgang durch den Kurpark auf „Erzählende Bücher“, Klangoasen und auf zwölf „Erzählende Bänke“, die einem „Genussvolle Landgeschichte(n)“ aus verschiedenen Gemeinden näherbringen (ab 31. Mai). Wer sich etwas mehr Zeit nehmen möchte, kann von hier aus dem „Weg der Blicke“ folgen. Er führt auf einer Strecke von rund eineinhalb Stunden zu einigen der schönsten Aussichtspunkte der Region. 7

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Barbara Hölbl-Teigl, Zuckerbäckerin in Hochneukirchen

Besonders zu empfehlen sind die Eispalatschinken-Tage: Zuckerbäckerkunst etwa bei einer WaldbeerEispalatschinke

Konditorei Beiglböck Hauptstraße 19 2852 Hochneukirchen T: 2648 217 E: kondi@diezuckerbäckerin.at diezuckerbckerin.at

Fotos: Stefan Knittel (2), Wiener Alpen/Martin Fülöp (1)

Blick über die Hügel von der 896 Meter hoch gelegenen Hutwischwarte

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WOCHENENDREISE

FRÜHLING / SOMMER 2021

Am Dach der Buckligen Welt: Die Wanderwege auf den Hutwisch sind familiengerecht

Fotos: Stefan Knittel (2), Wiener Alpen/Martin Fülöp (1)

Ein erfrischender Genuss vor dem Dach der Buckligen Welt

Geführte Wanderungen am „Dach der Buckligen Welt“ In Begleitung eines ortskundigen „Waldläufers“ den Reichtum der Natur rund um den Hutwisch entdecken. Anmeldung unter T: 02648 202 06 www.dach-der-welt.at

Nach Bad Schönau geht es nun daran, die Region von oben zu betrachten und sich den ersten Genuss-Stopp zu gönnen. Mit dem Bus erreicht man bequem die Gemeinde HochneukirchenGschaidt, wo in der Konditorei Beiglböck eine süße Erfrischung wartet. Die Zuckerbäckermeisterin Barbara Hölbl-Teigl kreiert köstliches Konditoreis aus regionalen Zutaten, dazu gibt es in der warmen Jahreszeit regelmäßig Spezialitäten-Tage. Besonders zu empfehlen sind die Eispalatschinken-Tage, wo sich ihre Zuckerbäckerkunst mit Kreationen wie Apfelstrudel-, Waldbeer- oder Bananensplit-Eispalatschinke von seiner üppigsten Seite zeigt. Nach dem ersten kulinarischen Zwischenstopp ist es Zeit, sich ein bisschen die Beine zu vertreten. Nur wenige Schritte führen zur „Genusstankstelle“ im Herzen von Hochneukirchen. Als besondere Andenken hält sie Produkte heimischer Produzenten bereit und bietet alle Informationen für einen Ausflug auf das Dach der Buckligen Welt, zum Aussichtsturm auf dem Hutwisch. Unterwegs erzählt der kleine Ohrwurm „Bakabu“ Kindern spannende Geschichten, sie sind an einzelnen Stationen entlang des Spaziergangs mittels QR-Codes abzurufen. Der Weg folgt den kleinen, hölzernen Vogelhäuschen und führt über die Plattform beim Hexenhaus mit einem eindrucksvollen Ausblick bis zum Aussichtsturm hinauf. 9

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Familie Machreich verwöhnt ihre Gäste auf höchstem Niveau im Restaurant Triad

Diese Runde in viel frischer Luft und mit einigen Höhenmetern bekommt dem Appetit. Er führt beinahe zum Ausgangspunkt Bad Schönau zurück, genauer vor seine Tore nach Ödhöfen in der Gemeinde Krumbach, zu einem der besten Restaurants des Landes, dem Triad. Veronika und Uwe Machreich sind weithin für ihre Haubenküche und das Top-Service in gemütlichem Ambiente bekannt. Wer seinen Appetit noch mehr anregen möchte, kann einen entspannenden Spaziergang durch den hauseigenen Gemüsegarten bis zum Teich machen oder sich auf der Driving Range versuchen, dann schmecken die Kreationen aus der Küche gleich noch einmal so gut. Etwa das Überraschungsmenü mit Weinbegleitung oder ein Menü aus der Klassiker-Karte. Ein Geheimtipp für jene, die der Buckligen Welt einmal unter der Woche einen Besuch abstatten möchten: Jeden Dienstag ermöglicht „Triad Privat“ exklusive Einblicke in die Arbeit der Haubenküche, dabei kann man sich am großen Tisch mit anderen Gourmets und den Wirtsleuten austauschen.

Blick auf Bad Schönau, etwas höher liegt das Restaurant Triad

Auf den kulinarischen folgt der Genuss lokaler Kultur. Ein schöner Abendspaziergang führt vom Triad aus ins Zentrum von Bad Schönau zum neuen „Sconarium“. Es präsentiert eine spannende Ausstellung zum Ursprung des im Ort vorkommenden Kohlesäuregases sowie der Entwicklung der Kurgemeinde und bietet darüber hinaus einen modernen Veranstaltungssaal. Hochkarätige Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland stehen hier auf der Bühne, sei es ein russisches Vokalensemble, seien es Klassikkonzerte oder Kabarettprogramme. „Kur und Kultur bilden seit jeher eine Symbiose. Alle berühmten Kurorte haben auch stets ein großartiges Kulturprogramm geboten. Auch wir bemühen uns um ein ansprechendes Kulturangebot von Klassik über Wienerlieder bis hin zum Jazz. Den Höhepunkt bildet jedes Jahr das Erzählkunst-Festival – heuer im Oktober“, erklärt der Bürgermeister von Bad Schönau, Ferdinand Schwarz. Passend zum Kulturprogramm hat Bad Schönau einen Prosecco namens „Silvestre“ kreiert. Er lässt die Darbietungen anregender erleben.

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Fotos: Lukas Kirchgasser, Audivision/Strobl, Stefan Knittel, Birgit Finta

Appetit auf Haubenküche und Kultur mit spritzigem „Silvestre“


WOCHENENDREISE

FRÜHLING / SOMMER 2021

Jeden Dienstag ermöglicht „Triad Privat“ exklusive Einblicke in die Arbeit der Haubenküche

Frühlingszauber VIKTORIA KORNFELD

Viktoria Kornfeld lebt in der Buckligen Welt und liebt sie wirklich. Daher lädt sie euch gern hierher ein

Triad

Fotos: Lukas Kirchgasser, Audivision/Strobl, Stefan Knittel, Birgit Finta

Veronika & Uwe Machreich Ödhöfen 25 / Bad Schönau 2853 Krumbach T: 02646 83 17 E: office@triad-machreich.at www.triad-machreich.at

Das neue Sconarium in Bad Schönau bietet neben einer interessanten Ausstellung auch einen Veranstaltungssaal

Der Frühling steht für mich immer für Neuanfang und Hoffnung. Hoffnung. Was für ein wunderschönes Wort der deutschen Sprache. Heuer stecke ich vor allem sehr viel Hoffnung in einen warmen und sonnigen Frühling. Vergangenen Herbst haben wir unseren Garten in Form gebracht und mit einer Vielzahl von Sträuchern, Stauden und einem Rotahorn bestückt. Nun bin ich natürlich mehr als gespannt, was uns dieses Jahr alles blüht. So zieht es mich immer wieder in den Garten, wo ich Knospen und Zweige bewundere und mich sehnsüchtig auf deren Zeit freue. Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie groß meine Freude war, als ich die ersten Tulpen und Narzissen aus der Erde blinzeln sah – wo meine Krokusse abgeblieben sind, weiß ich allerdings bis heute nicht. Er bleibt wohl meine liebste Zeit des Jahres – der Frühling. Alles steht in den Startlöchern und ist voller Energie. Die Wiesen und Wälder erstrahlen in ihrem einzigartigen „Frühlingsgrün“, in seiner Schönheit nicht zu beschreiben. Jedes Jahr aufs Neue wünsche ich mir, diese Farben, Düfte und Momente konservieren zu können, um möglichst lange davon zu zehren. Die Sonne gibt mir Energie wie ein ganzes Kraftwerk und treibt mich unwillkürlich an. Die Menschen sind freundlicher, es wird mehr gelacht, und alles Schwere wird leichter. Sie merken schon, der Frühling hat es mir wirklich angetan. Hier bei uns in der Buckligen Welt merkt man diesen Zauber vermutlich noch deutlicher als in anderen Teilen des Landes. Denn trotz allem schlägt die Uhr hier bei uns einfach noch immer ein bisschen langsamer. 11

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Sonja Dopler bietet ein Genießerfrühstück Genießerpension „Zur schönen Au“ Maierhöfnerstraße 6 2853 Bad Schönau E: office@pension-dopler.at T: 02646 85 06-0

Vom Ursprung der Leitha, bis zum Tortenerlebnis in Katzelsdorf

Die Leitha hat in der Gemeinde Lanzenkirchen mit dem Zusammenfluss von Pitten und Schwarza ihren Ursprung

Bekannt für ihre Tortenkreationen: die „Kaffeemühle“ von Ines und Markus Komböck Kaffeemühle Katzelsdorf Hofgarten 3/6 2801 Katzelsdorf T: 0664 436 66 37 E: office@kaffeemühle.at www.kaffeemühle.at

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Fotos: Stefan Knittel (2), Wiener Alpen/Martin Fülöp (2)

Zur ersten Übernachtung führt ein Spaziergang durch Bad Schönau in die Genießerpension „Zur schönen Au“. Das Genießerzimmer mit südseitiger Terrasse oder Balkon bietet einen romantischen Ausblick auf die Wehrkirche und Schloss Krumbach. In der morgendlichen Frische stärkt ein reichhaltiges Frühstücksbuffet mit heimischen Schmankerln für die weiteren Stationen der Tour, eine Auswahl davon kann man in trauter Zweisamkeit auf der zimmereigenen Terrasse genießen. Bus und/oder Bahn geleiten gemütlich zu einem erfrischenden Naturerlebnis in der Thermengemeinde Lanzenkirchen, genauer gesagt in deren Ortsteil Haderswörth. Auf einer großen Wiese neben dem Feuerwehrhaus befindet sich der Zugang zu einem ganz besonderen Platz, dem Ursprung der Leitha. Sie entsteht aus dem Zusammenfluss von Pitten und Schwarza, an ihrem Ufer kommt man auf einem Weg zu urtümlich-schönen Rastplätzen, kühl im Sommer und geradezu ideal für ein kleines Picknick. Den Picknickkorb füllen die Gastronomiebetriebe, Heurigen oder Direktvermarkter in den Thermengemeinden gern mit regionalen Köstlichkeiten. Die Thermengemeinden selbst bereist man im lokalen Anruf-Sammeltaxi, das bis nach Wiener Neustadt fährt. Auf der aktuellen Tour kutschiert es von Lanzenkirchen nach Katzelsdorf zum Kaffeehaus „Kaffeemühle“ der Familie Komböck. Der Grund: Eine außergewöhnliche und umfangreiche Frühstückskarte mit hausgemachten Torten von Markus Komböck – das Flusserlebnis muss gebührend nachgewürdigt werden. Natürlich erfordert der Genuss der ausgefallenen Tortenkreationen anschließend wieder etwas Bewegung, so wandert man vom Kaffeehaus aus durch die Katzelsdorfer Au.


Fotos: Stefan Knittel (2), Wiener Alpen/Martin Fülöp (2)

WOCHENENDREISE

FRÜHLING / SOMMER 2021

Urtümlich-schöne Rastplätze, kühl im Sommer und geradezu ideal für ein kleines Picknick

In den Leithaauen gibt es auch für kleine Naturfreunde viel zu entdecken

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VVV

Berkirche Pitten mit Blick auf die Hohe Wand, Schneeberg, Semmering und Hochwechsel

Restaurant Vinothek Andreas Unger

Das Anrufsammeltaxi fährt weiter nach Pitten, wo im Restaurant Unger ein Abendessen wartet, das dem anschließenden Kulturprogramm den kulinarischen Grundton verleiht. Ein Hauch mediterranes Flair garniert hier im Sommer die regionalen, saisonalen Gerichte. Man genießt es am besten unter der angenehm kühlenden Krone einer hundertjährigen Kastanie im preisgekrönten Gastgarten. Hausherr Andreas Unger selbst empfiehlt zum Essen die passende exzellente Weinbegleitung. Fein eingestimmt auf den kulturellen Höhepunkt der Tour und des Kultursommers im südlichen Niederösterreich, wird die Musik der „Pitten Classics“ zum abendlichen Erlebnis. Unter

der künstlerischen Leitung von Florian Eggner gastieren hier Spitzen der österreichischen und europäischen Musikszene. Das Programm vereint eine Vielfalt musikalischer Stilrichtungen und Ensembles. „Vom 21. bis 25. Juli 2021 haben wir Musikerinnen und Musiker eingeladen, die uns am Herzen liegen und mit denen wir das Programm für den kommenden Sommer gestalten möchten. Geplant sind acht Konzerte und zwei Sonderveranstaltungen im Freien ebenso wie im Kirchenraum“, beschreibt Nicole Stark vom Kunst- und Kulturkreis Pitten das Programm des Festivals im heurigen Jahr.

Foto: Franz Zwickl/Wiener Alpen, Unger, Heiku Kupries/Pitten Classics

Mediterranes Flair beim Abendessen für ein klassisches Musikerlebnis

Wiener Neustädter Str. 167 2823 Pitten T: 02627 822 61 E: info@unger-pitten.at unger-pitten.at

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WOCHENENDREISE

FRÜHLING / SOMMER 2021

„Pitten Classics“ unter der künstlerischen Leitung von Florian Eggner mit Spitzen der österreichischen und europäischen Musikszene

Pitten Classics Kunst- und Kulturkreis Pitten www.kkk-pitten.at

Das Klassik-Festival „Pitten Classics“ findet vom 21. bis 25. Juli 2021 statt. Im Bild: Flipside

Gute Küche und süffige Drinks im Restaurant Unger

Energie. Wasser. Leben.

Foto: Franz Zwickl/Wiener Alpen, Unger, Heiku Kupries/Pitten Classics

BONUSFÜR

15 *Die Bonuswelt steht Haushaltskunden der EVN Energievertrieb GmbH & Co KG, einem Unternehmen der ENERGIEALLIANZ Austria-Gruppe, zur Verfügung. Es gelten die EVN Bonuswelt-Teilnahmebedingungen.

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Spaziergang in der Morgenfrische, Entspannung in der Therme Die Klänge aus dem Konzert noch im Ohr, geht es gemütlich per Anrufsammeltaxi ins familiäre Ambiente der Pension Hendling in Walpersbach – die Kühle und Ruhe im großen Garten bietet die beste Voraussetzung für eine erholsame Nacht. Statt hitzige Stadt frisch-luftige Spazierwege in ländlicher Umgebung – sie sind auch das Richtige für einen guten Morgen, dem ein schmackhaftes Frühstücksbuffet mit regionalen Produkten noch zusätzlichen Reiz gibt, wie es sich für einen Sonntag gehört. Er steht ganz unter dem Motto „Entspannen und Genießen“. Den Ort dafür bietet die Thermengemeinde Bad Erlach mit der Therme Linsberg Asia. Das Gebäude umhüllt eine entspannende Atmosphäre mit

asiatischem Flair. Wasserwelt, Saunalandschaft – einfach RelaxStimmung auf höchstem Niveau, im hauseigenen Spa mit einem zusätzlichen Extra. Den Appetit stillt die Küche des Thermenrestaurants mit einer gelungenen Fusion aus europäischer und asiatischer Küche. Im Café Green Bamboo und in der Zen Lounge duften Kaffeespezialitäten, den Durst stillen frische Säfte, den Gusto erfreuen bunte Cocktails. Ein kleiner Spaziergang zum Abschluss dieses Sonntags führt nach dem Thermenerlebnis zum Bahnhof Bad Erlach der Aspangbahn. Mit ihr kommt man aus einer anderen, nämlich der Buckligen, Welt in den Alltag zurück. Doch zum Glück fährt sie kommendes Wochenende und auch unter der Woche wieder in diese Welt. Wer lieber auf vier Rädern dahin unterwegs ist, für den organisiert der Reisedienst Schwarz mehrmals wöchentlich Fahrten von Wien in die Bucklige Welt und wieder retour. Es ist ja nicht weit – und so schön. |

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Fotos: Lebesmühlbacher (1), Stefan Knittel (3)

Entspannung im Garten des Thermenhotels Linsberg Asia


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Hotel, Therme und Spa Linsberg Asia Die alte Lokomotive der Aspangbahn in Bad Erlach (o.), Linsberg-Asia-Küchenchef Michael Suttner (u.)

Thermenplatz 1 2822 Bad Erlach T: 0 627 480 00 E: mail@linsbergasia.at linsbergasia.at

Fotos: Lebesmühlbacher (1), Stefan Knittel (3)

Die Reise durch die Bucklige Welt autofrei und bequem

Angelika und Josef Hendling bieten in ihrer Pension in Walpersbach ein familiäres Ambiente: Pension Hendling Klingfurth 31 2822 Bad Erlach T: 2627 482 22 E: office@pensionhendling.at www.pensionhendling.at

Anreise von Wiener Neustadt mit der Aspangbahn bis Bahnhof Grimmenstein. An diesem Verkehrsknotenpunkt halten viele Busse aus der Region. Gut unterwegs ist man auch mit Taxi oder AST Anrufsammeltaxi. Alle Infos Aspangbahn und Buslinien: www.anachb.at Anrufsammeltaxi AST Thermen Gemeinden: www.vor.at/mobil/anrufsammeltaxi

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Einhörner zum Angreifen K ARIN WASNER

„Süß und flauschig!“ Spricht hier meine vierjährige Tochter? Weit gefehlt. Wenn der 67-jährige Franz über seine Tiere redet, leuchten seine Augen und das Lächeln bleibt lange auf seinem Gesicht. Seit fast sieben Jahren führt er gemeinsam mit seinem Freund Michael den Alpakahof Capella Zöbern. Auf einer idyllischen Anhöhe mitten im Grünen schielen fast fünfzig Suris und Huakayas neugierig zu uns herüber. „Angefangen haben wir mit sechs trächtigen Stuten.“ Michael war auf der Suche nach einem Ausgleich zu seinem Bürojob als Versicherungskaufmann und hatte sich bei einem Ausflug in die Tiere verliebt. „Ein paar Wochen später haben Franz und ich einen Zaun gebaut und überlegt, wo der Stall hinkommt.“ Mit Mozart und Alibaba, zwei sanften Wallachen, spazieren wir zur rund einen Kilometer entfernten Ruine Ziegersberg. Geduldig trotten die Fellnasen mit uns über Wiese und Wurzeln. Zur Feier des Tages haben meine Tochter und ihre Freundin T-Shirts mit bunten Alpaka-Aufdrucken angezogen. Denn das

Alpaka ist in der Kinderwelt das neue Einhorn. Alpakawanderungen aber begeistern Jung wie Alt. „Unser ältester Teilnehmer war fast neunzig.“ Seine Tochter hätte den an Demenz leidenden Vater lange Zeit nicht so glücklich und entspannt gesehen, erinnert sich Michael an den Nachmittag im letzten Sommer. Entspannt und glücklich, das trifft auch auf unsere Wandergesellschaft zu. Als würde ein Zauber von den geduldigen Wesen auf uns alle überspringen. Niemand schaut auf die Uhr, als wir durch den Wald wandern, wo die Kinder alle zwei Meter stehen bleiben, um magische Stöcke zu sammeln oder verhexte Baumhöhlen zu untersuchen. „Die Tiere sind unser Herzensprojekt. Wir haben beide unser Einkommen, wir müssen nichts, wir dürfen!“ Im Wald hat Franz, der pensionierte Gutsangestellte und Forstwirt, einen Waldlehrpfad gestaltet, der Kindern, aber auch Erwachsenen wie mir die heimischen Bäume erklärt. Besonders stolz ist er auf den eigens gezimmerten Aussichtsturm. „Fast zehn Meter hoch haben wir

Fotos: Stefan Knittel

Michael und Franz mit Mozart und Alibaba

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WANDERN MIT TIEREN

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Alpakas statt in den Anden auf den sanften Hügeln der Buckligen Welt

Im Hofladen von Ederer‘s Alpakahof in Krumbach verkauft Martina Reisenbauer Kissen, Decken, Hauben und vieles mehr

Alpakahof Capella Zöbern Pichl 28 2871 Zöbern T: 0650 440 97 71 www.alpakahof-zoebern.at

Fotos: Stefan Knittel

Ederer‘s Alpakahof Unterhaus 2, Stg. 2 2851 Krumbach T: 0676 513 45 90 info@ederers-alpakahof.at www.ederers-alpakahof.at

ihn geschafft!“ Die Lärchen dafür hat er selbst geschlägert. Von oben sieht man Hochwechsel, Schneeberg und Rax und über die berühmten Buckel bis zur Hartberger Ringwarte in die Oststeiermark. Bei ganz klarer Sicht erkennt man, wie sich im Burgenland bei Deutschkreutz die Windräder drehen. Die Kinder langweilt die Aussicht, sie pflücken Blumen für Mozart und Alibaba. Alpakas wurden bereits von den Inkas wegen ihrer Wolle gezüchtet. Sie ist besonders weich und zählt neben Seide und Kaschmir zu den wertvollsten Rohstoffen für Gewebe. „In Südamerika nennt man sie das Vlies der Götter!“ Auch Franz und Michael verarbeiten die Wolle ihrer Tiere. „Wer unsere Alpakas kennengelernt hat, nimmt gern noch ein Andenken mit nach Hause!“ Auf das Alpaka gekommen sind auch Andreas und Martina Reisenbauer. In Krumbach betreiben sie „Ederer‘s Alpakahof“ und einen entzückenden Hofladen. Statt Milchkühen grasen hier schon seit einigen Jahren die genügsamen Tiere aus den Anden.

„Unser neuer Rundholzstall ist gerade fertig geworden.“ Auf der Stallterrasse schnuppern die Tiere keck an unseren Haaren. Die Reisenbauers bieten für Interessierte eigene Wanderungen mit Alpakas an. Um die Eisheiligen herum werden die Tiere von Andreas geschoren, das einzige Mal im Jahr. Auch das Reinigen der Wolle geschieht noch auf dem Hof. Dann wird sie in einer Wollwerkstatt in der Steiermark weiterverarbeitet. Zurück auf den Hof und direkt in den Hofladen kommt sie als Decke, Polster, Unterbett, Sitzunterlage oder Schuheinlage. Oder als Wollknäuel. Martina kommt ins Schwärmen: „Alpakawolle ist warm, aber man schwitzt nicht.“ Sagenhafte temperaturausgleichende Eigenschaften bestätigt man dem hochwertigen Gewebe. „Eisig kalt auf 3.000 Metern in der Nacht und heiß am Tag: Alpakas leben ja ursprünglich in Extremen.“ In Handarbeit filzt Martina Hüte aus ihrer Wolle. Hellbraun, dunkelbraun, weiß, schwarz, grau. „Eben so wie unsere Tiere!“ Ein hundertprozentiges Naturprodukt. „Mit so einem Hut kannst du stundenlang im Regen gehen, er hält das Wasser ab.“ Ein Freund der Familie setzt seinen Alpakahut bei Kopfschmerzen auf, die seien dann wie weggezaubert. Meine Tochter entscheidet sich für bunte, handgestrickte Ringelsocken und jubelt: „So weich und flauschig!“ | 19

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Blick vom rund 26 Meter hohen Museumsturm Schwarzenbach in den Sonnenuntergang

Mit Keltinnen und Kelten auf einen Kaffee SOPHIE HANAK

Fotos: Popp & Hackner, Franz Stangl. Franz Zwickl

Turmcafé Am Keltenwall 1 2803 Schwarzenbach T: 0664 460 42 02 April bis Oktober, Fr, Sa, So, Feiertag, 9–18 Uhr

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GESCHICHTE

FRÜHLING / SOMMER 2021

Schwarzenbach mit seinem Freilichtmuseum gilt als das Keltendorf im Ostalpenraum.

Fotos: Popp & Hackner, Franz Stangl. Franz Zwickl

Bei einem Kaffee kann man auf ein Leben wie vor zweitausend Jahren blicken

Der kurze Fußweg vom Parkplatz zum Aussichtsturm in Schwarzenbach führt an frei laufenden Pfauen, Hängebauchschweinen, Emus und Ziegen vorbei – das erste Erlebnis. Hoch oben auf dem Aussichtsturm, der vor rund zwanzig Jahren auf dem Hochplateau einer einstigen keltischen Wallanlage errichtet wurde, blickt man nach Ungarn, ins Burgenland und die Bucklige Welt, sieht Hochwechsel, Rax und Schneeberg. Die Aussicht lohnt den Besuch, aber ebenso ein Turmcafé, das vor rund zwei Jahren von der Gemeinde übernommen wurde. „Wir wollen hier vor allem regionale und saisonale Produkte anbieten, die auch im angrenzenden Turmshop gekauft werden können“, sagt Bernd Rehberger, der Bürgermeister von Schwarzenbach. Vormittags wird im Café Frühstück angeboten, am Nachmittag Kaffee, Mehlspeisen und saisonale Tagesgerichte. Es ist vor allem ein Freiluftrestaurant mit einer gemütlichen Terrasse, aber nur zwölf Sitzplätzen im Innenraum. „So wie es derzeit aussieht, wird die Öffnung wohl erst wieder im Sommer möglich sein“, sagt Rehberger. „Doch das ist nicht unbedingt ein Nachteil, denn derzeit stecken wir wieder in Umbauarbeiten: Neuer Kühlraum, neue Sanitäranlagen und neuer Veranstaltungsraum.“ Rund um den Turm mit seinem Café liegt das Keltendorf von Schwarzenbach, ein Freilichtmuseum. Im 2. Jahrhundert vor Christus errichteten Kelten hier eine der größten stadtartigen Ansiedlungen des Ostalpenraums, ein 15 Hektar großes Oppi-

Alljährlich findet im Museumsdorf Schwarzenbach das Keltenfest statt. Vom Turmcafé aus genießt man den Blick aufs Dorf und Gutes aus der Region

dum, wie die Römer solche Städte nannten. Wohnhäuser, ein Handwerkerhaus, ein Speichergebäude, eine Töpferei, ein Backhaus sowie Brunnen und Zisterne wurden rekonstruiert und vermitteln einen Eindruck vom Leben der Keltinnen und Kelten. Jedes Jahr findet hier zur Sommersonnwende das Keltenfest statt. Der Dresscode ist keltisch, römische Rüstungen gehen auch. Es gibt Kampfspiele, Honigbier und gegrilltes Schweinefleisch. In den Abendstunden wird mit Feuerstäben zu keltischen Klängen getanzt, dann erfolgt das Abbrennen eines riesigen Scheiterhaufens, in dem alle Sorgen in Flammen aufgehen sollen. Unterm Jahr kann man das Leben im keltischen Dorf bei Führungen erleben. „Wir arbeiten gerade an einem elf Kilometer langen Wanderweg vom Keltendorf nach Schwarzenbach hinunter. Er führt natürlich an der örtlichen Gastronomie ebenso vorbei wie an den Sehenswürdigkeiten“, verspricht der Bürgermeister der Keltengemeinde. | 21

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Schuss Erholung WERNER STURMBERGER

„Im Bogenschießen habe ich ein Element gefunden, das mich auch am Zen-Buddhismus begeistert: Die innere Haltung formt sich durch die äußere ebenso, wie die äußere Haltung die innere beeinflusst“, sagt Renate Reisser aus Katzelsdorf. Angetan von der Ästhetik und Ruhe, die das Bogenschießen ausstrahlt, will sie dieses Erlebnis auch anderen Menschen zugänglich machen und betreibt daher seit zehn Jahren ihre Bogenschule. Sie steht allen offen, die erste Erfahrungen sammeln, regelmäßig trainieren oder sich mit den philosophischen Aspekten des Bogenschießens beschäftigen wollen. „Zu mir kommen Menschen, die einfach nur Bogenschießen wollen. Andere wollen den Stress der Arbeitswoche hinter sich lassen. Viele sind dann wirklich überrascht, wie gut es ihnen tut, achtsam zu sein.“ Achtsam zu sein heißt, nicht auf alles Mögliche um einen herum zu achten, sondern einen wachen Geist zu haben und im Moment zu sein. Sich auf die Körperhaltung und Atmung zu konzentrieren und Pfeil wie Bogen bewusst wahrzunehmen. So

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Fotos: Stefan Knittel (1), Clemens Trenker (2)

Renate Reisser betreibt eine Schule für Bogenschießen


OUTDOOR

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Beim Bogenschießen in der Buckligen Welt baut man Stress ab – ob in der „Schule“ oder in der „Pampa“

Bogenschule Reisser Leithakoloniestraße 102 2700 Wr. Neustadt T: 0650 647 22 60 www.bogen-und-pfeil.at Bogenschiaßn in da Pampa Grametschlag 11 2852 Hochneukirchen T: 0664 610 11 19 https://familie-trenker.at

Fotos: Stefan Knittel (1), Clemens Trenker (2)

Ernst J. Trenker auf seinem Parcours in Grametschlag

finden Körper und Geist Einklang. Für Reisser ist Bogenschießen eine meditative Kunst mit sportlichem Anteil, sie stärkt Konzentration wie Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die eigene Intuition. Dies erfordert neben Motivation auch Geduld und Disziplin, was auch für Kinder gut sei, ist sich Reisser sicher: „Die Kinder wollen natürlich treffen, wenn sie einen Bogen in der Hand haben. Sie merken dann aber schnell, dass das nur klappt, wenn sie dafür den richtigen Fokus finden. Dann ist die Freude umso größer.“ Auch für Ernst J. Trenker aus Grametschlag bei Hochneukirchen ist das Bogenschießen eng mit Fokus und Konzentration verbunden: „Ein Wechselspiel aus An- und Entspannung. Es erdet ungemein und holt mich immer wieder ins Hier und Jetzt. Das macht die Gedanken frei und empfänglich für neue Impulse.“ Der Lebensberater setzt Pfeil und Bogen sowohl in der Jugendarbeit als auch in der Paarberatung ein. Mit der Jugendarbeit hat sich der ehemalige Bahnbedienstete neu erfunden:

„Ich wollte junge Menschen mit der Schönheit der Natur in Kontakt bringen.“ Der familieneigene Hof in Hochneukirchen bietet die richtigen Bedingungen dafür, was zunächst nicht die ganze Familie so sah: „Meine Kinder haben immer wieder gesagt: Papa, wir sind mitten in der Pampa!“ Schließlich erkannten sie daran auch Vorzüge und machten den Hof zur Location für das „Sound in da Pampa“-Festival. Trenkers erste Erfahrungen mit dem Bogenschießen und seiner herzlichen Community brachten ihn dazu, sein zwanzig Hektar großes Areal um den Hof zu einem Parcours zu machen: „Bogenschiaßn in da Pampa“. Der Parcours wird ständig umgebaut und bietet momentan drei unterschiedlich lange Runden: „Auf der großen ist man drei, vier Stunden im Wald unterwegs und kann ihn richtig auf sich wirken lassen. Hauptsache ist aber, dass Bogenschießen Spaß macht. Damit kann man auch Kinder begeistern, denen Wandern allein zu langweilig ist.“ | 23

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Bei Glühwürmchen im Wald

„Im letzten Jahr war ich oft unterwegs und habe viele neue Wege entdeckt. Wandern hier in der Gegend ist ein Traum.“ Birgit Fally

Familie Franz und Birgit Fally Ödenkirchenstraße 7 2880 Warth Tl: 02629 72 05 www.zum-fally.at

Fotos: Nini Tschavoll

NINI T SCHAVOLL

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WANDERN

FRÜHLING / SOMMER 2021

Fotos:Stefan Knittel, Franz Zwickl

Auf Routen, die Wirtin Birgit Fally empfiehlt, Natur und Bewegung genießen, und danach die Küche ihres Hauses

Das gotische Gewölbe im Eingangsbereich zum Gasthaus Fally zeugt von der langen Geschichte des Standorts zwischen Kirchberg und Warth. Im Jahr 1050 war hier auf 900 Metern Seehöhe eine Kapelle errichtet worden, die im Laufe der Jahrhunderte abwechselnd Katholiken und Protestanten zur Andacht diente. Als Kaiser Josef II. 1782 im ganzen Land die Schließung überzähliger Kirchen veranlasste, verfiel und verödete die Kapelle fast ein Jahrhundert lang. Die ansässigen Grafen von Steyersberg bauten in der Folge an die noch bestehenden Gemäuer ein Wirtshaus mit dem Namen „Zur Oeden Kirche“ an, das jedoch mehr schlecht als recht betrieben wurde. Erst als 1923 die Familie Fally das Haus kaufte und aufstockte, begann der Betrieb zu florieren. Nach Gerti und Franz senior übernahmen 1997 Gitti und Franz junior in dritter Generation den Betrieb, der heute ein beliebtes Ausflugsziel für Naturliebhabende, Wanderbegeisterte und Gourmets ist. Das Kochbuch hat Oma Gerti, eine leidenschaftliche Köchin, vor einiger Zeit an ihren Sohn Franz weitergegeben. Den Schweinsbraten in aller Früh in den Ofen zu schieben und die Knödel vorzubereiten, sieht sie aber nach wie vor als ihre Aufgabe an. Im Großen und Ganzen genießt sie es, ebenso wie ihr Mann Franz, mit dem sie im Jänner 2021 die Diamantene Hochzeit gefeiert hat, nicht mehr für den Wirtshausbetrieb verantwortlich zu sein. Nun hat Franz Fally senior auch mehr Zeit, sich seiner Leidenschaft, der Jagd, zu widmen. Gut, dass das Gasthaus am Rand eines Jagdreviers liegt. Die Geschicke des traditionsreichen Gasthauses mit gemütlichem Gastzimmer, dem imposanten Hubertus-Saal und dem Stüberl für die Jugend lenken Gitti und Franz jun. mit großem Einsatz. „Man muss mit der Zeit gehen“, erklärt die Gastgeberin bei einem Rundgang durch das Haus die modernere Gestaltung des Stüberls. „Die Jungen wollen heute keine Geweihe und ausgestopfte Tiere mehr hängen sehen, viele sind Vegetarierinnen oder Veganer.“ Der Raum werde besonders gern für Sponsionsund Familienfeiern gebucht. Auch für Ausflüglerinnen und Ausflügler ist der Fally Wirt ein beliebtes Ziel. Wer auf einer Wanderung von Haßbach, Molfritz oder Warth heraufkommt, stärkt sich gern im gemütlichen Landgasthof. Mit dem Auto Anreisende erwartet hier oben ein vielfältiges Wegenetz mit Aussichtspunkten in die Bucklige Welt. „Wir haben auch kinderwagentaugliche Wege und Strecken, auf denen selbst betagtere Gäste gemütlich spazieren können“, erklärt Gitti Fally, während sie sich mit flottem Schritt auf den sogenannten Marterl-Rundwanderweg macht. Die aus einer Hoteliersfamilie im Brixental stammende Tirolerin hat ganz offensichtlich nicht nur das Gastgeberin-Gen in sich.

Genauso gern, wie sie ihren Betrieb führt, schnürt sie in jeder freien Minute die Wanderschuhe und macht sich auf den Weg. Auch ihre Töchter Tanja, Vanessa und Isabella seien wanderbegeistert, erzählt sie. Die älteste Tochter Tanja und die jüngste Isabella haben sich für das Gastgewerbe entschieden, Vanessa hingegen arbeitet als Tischlerin. Auf ihren Wanderungen kam Gitti immer wieder an alten Marterln vorbei. Um sie wieder in Schuss zu bringen, hatte sie vor einigen Jahren einen entsprechenden Verein gegründet. Mittlerweile wurde auf einer fünf Kilometer langen Runde eine Reihe dieser Marterl, Bildstöcke und Wegkreuze renoviert oder neu errichtet, auch Gittis persönlicher Lieblingsplatz, eine Mariengrotte. Die Erneuerungen werden durch die beliebten Fally-Advent- oder Leseveranstaltungen finanziert, wo fleißig dafür gespendet wird. Gitti Fally weiß zu jedem Marterl eine Begebenheit zu erzählen. Auch mit den Sagen der Buckligen Welt kennt sie sich aus. Am Marterl der Heiligen Notburga erinnert sie sich an seine Einweihung. „An diesem Abend waren Gewitter angesagt, so rechneten wir mit einer kurzen Veranstaltung. Stattdessen saßen wir bis lange nach Mitternacht hier, umschwirrt von Tausenden von Glühwürmchen, die den Wald erhellten. Eine magische Nacht, unvergesslich für alle“, schwärmt sie begeistert. Ob dabei die Tiroler Volksheilige Notburga, Schutzpatronin der Dienstmägde, ihre Finger im Spiel hatte? Oder zumindest die Glühwürmchen schickte? Gitti legt ihren Gästen auch den längeren Haßbach-Weg ans Herz. Die gemütliche Halbtagsrunde vom Fally Wirt weg eröffnet grandiose Ausblicke Richtung Hochwechsel und St. Corona, im späteren Verlauf auf Schneeberg, Rax und Hohe Wand. Am Weg liegen die geschichtsträchtige Grotte, das Türkenkreuz, Molfritz mit einem Biobauernhof samt Ab-Hof -Verkauf, die Bildlinde von Steyerberg und die Ruine Haßbach. Diese Wanderung kann auch in Haßbach begonnen werden, dann kommt man zum Mittagessen beim Landgasthof Fally an. Dort kocht der Chef mit Vorliebe Wildgerichte in allen Variationen, aber auch wegen den Backhendln kommen die Gäste von weit her. Die Wirtin empfiehlt, für die Wanderung das Handy unbedingt aufgeladen mitzunehmen, da am Weg viele Fotomotive warten. „Im letzten Jahr hatten wir durch die Corona-Pandemie viel Zeit. Daher war ich oft unterwegs und habe dabei viele neue Wege entdeckt. Das Wandern hier in der Gegend ist einfach ein Traum.“ Sie liebt es, den Blick so häufig wie möglich übers weite Land schweifen zu lassen und genießt die Natur rund um Ödenkirchen. So bleibt sie optimistisch und fit für die Zukunft, schließlich will sie ihre Gäste noch lange kulinarisch verwöhnen und mit Wandertipps versorgen. 25

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Das Wirtshaus der Familie Fally

Michaela Walla, Bürgermeisterin von Warth, empfiehlt den Hollabrunner Riegel Weg, Länge: 22 km, Dauer: 6,5 Stunden, Höhendifferenz 721m. Vom Warther Marktplatz entlang der grünen Markierung nach Zottlhof, am Nordalpenweg (rot/ weiß/rot) über die Thanner Felder nach Kulm, dann, der blauen Markierung folgend, hinunter nach Haßbach (Jausenstation Haßbacher Braueck), die Steigung vorbei an Bildlinde und Burgruine, weiter zur Rotte Berg mit dem Naturdenkmal 4 Linden, nach Ödenkirchen (Landgasthof „Zum Fally“), entlang der gelben Markierung zur Rotte Schaffernak und der Urbankapelle, auf der Grubbauernhöhe links zum höchsten Punkt, dem Hollabrunner Riegel. Die grüne Markierung führt nach Himberg und Eben, der längere Weg über den Kulmriegelm, der kürzere über Zierhof (Mostheuriger) nach Maierhöfen, bergab nach Palm mit 1000-jähriger Linde und Trockenrasenbiotop. Zurück in Warth Einkehr im Gasthaus Brunner, in der Cafe-Bäckerei Fischböck oder im Kaffeehaus Siaß‘ Eck. Felix Picher von der Cafeteria im RZ Hochegg, empfiehlt den Hochegger Kapellenweg H5, Länge: 11 km, Dauer 3 Stunden, Höhendifferenz: 200 m, Start am Hochegger Dorfplatz, ersten Anhöhe mit Panoramablick auf den Türkensturz, bergab über

Birgit Fally hat für jeden Gästewunsch die richtige Wanderroute

die Rotte Himberg zur Rotte Eben, dem tiefsten Punkt der Wanderung weiter auf der Heißenhofstraße mit Blick auf Schneeberg und Rax bis zur Urbankapelle, zurück Richtung Hochegg auf die Grubbauernhöhe, den Höhepunkt des Kapellenwegs, hinunter zur Rotte Hollabrunn und zurück nach Hochegg. Die Wanderung ist problemlos mit dem Kinderwagen zu machen. Florian Schwarz vom Wachahof in Edlitz empfiehlt den Rundwanderweg K5, Pangarth – Handlerhof – Maria Schnee – Kohlreuth, Länge: 5 km, Dauer: 2h oder 3,5h mit Abstecher nach Maria Schnee, Höhendifferenz: 295 m. Vom Ortszentrum Edlitz am Riegerweg entlang des Kreuzleitenbaches, weiter auf dem Kaderweg, im Wald links zu Pardieswiese weiter Richtung Gasthaus Handler, zur Kreuzung Panoramastraße, Abstecher nach Maria Schnee (Gehzeit 1 Stunde) oder links den Rundwanderweg weiter über den Wachahof Richtung Ausgangspunkt. Der Weg ist rot markiert. |

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Fotos: Russkäfer, Ulrike Korntheuer, Nini Tschavoll, Paul Jokinen

Wandertipps von Einheimischen


WANDERN

FRÜHLING / SOMMER 2021

Die richtige Nische ALOIS M. HOLZER

Alois M. Holzer, Meteorologe beim ORF, über das Wetter in der Buckligen Welt

Tipp:

Fotos: Russkäfer, Ulrike Korntheuer, Nini Tschavoll, Paul Jokinen

Die Wanderwege sind auf der der Wiener Alpen App zu finden

Familie Fally in ihrer Wirtsstube

Meine Waldlaufstrecken finde ich am Ende eines ausgiebigen Regens am schönsten. Dann schieben sich, etwas behäbig aber mit der Ruhe eines Methusalems, verzaubert anmutende Lebewesen über den Waldboden, die durch die hohe Luftfeuchtigkeit aus ihren Verstecken gelockt werden: die Feuersalamander. Da soll mir noch jemand damit kommen, dass man bei Regen in der Natur nichts Schönes erleben könne! Aber freilich liebe auch ich nach einem, für die Vegetation hoffentlich ergiebigen, Regen wieder Sonnenschein und trockenen, warmen Wind. So ein rasch abtrocknender Wind hat in unserer Gegend eine wichtige Funktion. Er führt dazu, dass auf unseren Höhenrücken in der Buckligen Welt die Grumpan (Grundbirnen, also Erdäpfel) besonders gut gedeihen. Die mögen es gar nicht, wenn ihre Blätter längere Zeit feucht bleiben, denn dann wären sie der Kartoffelfäule ausgesetzt. Die klügsten unserer Bäuerinnen und Bauern wissen ganz genau, auf welchen Feldern die Grumpan am besten gedeihen, weil der Wind dort ihr Helfer ist. So können auch besonders schmackhafte Grumpan heranwachsen. Das Kleinklima hat viele unterschiedliche Nischen in unserer abwechslungsreich strukturierten Buckligen Welt zu bieten, für die Feuersalamander genauso wie für unsere Grumpan – und zwischendurch zum Glück auch noch fürs Heidelbeerbrocken (unser Wort für Heidelbeerpflücken), für Schwammerl und für …

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Von Rosengarten zu Rosengarten SABINE EDITH BRAUN

Gerhard Krautwurst plant Radrouten und begeistert damit auch andere von seiner Lieblingsbeschäftigung in der Natur

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FRÜHLING / SOMMER 2021

Eine Radtour am E-Bike in der Bucklingen Welt vom Bike-Experten der Alpen: Start und Ziel ist jeweils ein Rosengarten

Fotos: Jens Staud, Rita Newmann

Hunderte blühende Rosensorten duften jedes Jahr in Kirchschlag

Gerhard „Krauti“ Krautwurst, der in Südtirol ansässige „BikeExperte in den Alpen“, hat in seiner ursprünglichen Heimat, der Buckligen Welt, für naturbegeisterte Genussradler eine E-BikeStrecke zusammengestellt. Auf knapp fünfzig Kilometern geht es von Rosengarten zu Rosengarten. Start ist in der Thermengemeinde Pitten beim barocken Pfarrhof. Hier gibt es auf knapp 1.600 Quadratmetern 2.600 Rosenstöcke und über hundert verschiedene Rosensorten zu bestaunen. Sie reichen von der Kartoffelrose Rosa rugosa über die Englische Rose, eine Kreuzung aus alten Rosen, modernen Edelrosen und Floribundarosen, bis zur Edelrose, der Teehybride. Die Blütezeit der Schönen dauert von Mai bis Oktober, ihr Rosengarten bietet untertags ganzjährig einen freien Zugang. 29

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Rosengärten an Start und Ziel, in Pitten und Kirchschlag

Nach der duftenden Startkulisse führt die erste Etappe Richtung Süden nach Grimmenstein. Eine erste Rast kann man in Petersbaumgarten im Gasthof Pichler an der Wechselbundesstraße genießen, in einem Betrieb mit „Bett & Bike“-Qualitätssiegel. Was das bedeutet, erklärt Gerhard Krautwurst: „Neben einer Ladestation hat ein bikefreundlicher Betrieb einen versperrbaren Bereich für die Bikes, weiters einen Trockenraum für die Bekleidung und die wichtigsten Werkzeuge für Reparaturen zum Ausborgen.“ Austrinken, Aufsitzen, weiter! Vorbei an der Wallfahrtskirche Maria Schnee und am Ziegenhof von Michael Mandl geht es weiter nach Hollenthon. Wie so viele Kirchen in der Buckligen Welt, war auch diese hier einst eine Wehrkirche, also mit Vor-

richtungen zur Abwehr von Feinden versehen, mit Zinnen, Schießscharten und einer Mauer. In der Barockzeit wurde sie für rein religiöse Zwecke rückgebaut. Nach dem Umbau des ehemaligen Wehrobergeschoßes sind nun noch kleine Reste der Wehrmauer erhalten. Tagsüber geöffnet, ist die Kirche frei zugänglich.

Jederzeit bestens versorgt nach Kirchschlag Der große Vorteil von Bike-Touren in der Buckligen Welt: Alle paar Kilometer steht eine Versorgungsstätte, etwa ein Greißler oder ein Gasthaus. „Man ist fernab der Zivilisation – und trotzdem mittendrin“, erklärt Gerhard Krautwurst. Er kennt auch die andere Seite: „In Ligurien oder Mallorca kann es dir passieren, dass du ein paar Stunden durch die Pampa fährst, bis

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Fotos: Verein Rosengarten Pitten

Pitten – Grimmenstein – Hollenthon


Fotos: Verein Rosengarten Pitten

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FRÜHLING / SOMMER 2021

du endlich etwas findest, wo du dich versorgen kannst.“ Diese Gefahr besteht in der Buckligen Welt in den Wiener Alpen nicht. So machen wir uns, bestens gestärkt, auf die Zieletappe nach Kirchschlag. Dort endet die Tour so, wie sie begonnen hat: im Rosengarten. Er hat 2010 beim Europäischen Blumenschmuckwettbewerb die Silbermedaille gewonnen und viele weitere regionale Auszeichnungen erhalten, etwa den „Goldenen Igel“ für hundertprozentig naturnahe Pflege. Der Duftrosengarten, der Rosenlehrpark und der „Weg der Düfte“ sind ganzjährig bei freiem Eintritt zugänglich. |

Krautis E-Bike-Tipps • Windradroute: 23 km, 1:30 h, Ausgangs- und Endpunkt: Lichtenegg • Wetterroute: 27 km, 2:00 h, Ausgangs- und Endpunkt: Hollenthon • Panoramaroute: 24 km, 1:30 h, Ausgangs- und Endpunkt: Bad Schönau Details und mehr beschilderte Routen im über 400 km langen E-Bike Streckennetz der Buckligen Welt: www.buckligewelt.info/ebike-touren „Radl-Roas“ in der Buckligen Welt Entdecken Sie das Land der 1000 Hügel und seine Ausflugsziele entlang des E-Bike-Streckennetzes: Hollenthon, Samstag, 17. Juli 2021 Infos zur Veranstaltung unter www.buckligewelt.info (Achtung, pandemiebedingte Änderungen möglich!)

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Rosalias stille Winkel J O S E F K L E I N R AT H

Schöner als Johann Wolfgang von Goethe in seinem „Osterspaziergang“ lässt sich kaum beschreiben, wie die Natur sich anschickt, aus dem Winterschlaf zu erstehen – Zeit, selbst wieder aufzubrechen. Spazieren. Wandern. Pilgern. Der Rosalia Rundwanderweg verbindet (mit einem Abstecher nach Wiener Neustadt) die Thermengemeinden Bad Erlach, Katzelsdorf, Lanzenkirchen, Pitten und Walpersbach. Achtzig Kilometer lang, ist er auch in einzelnen, abgeschlossenen Etappen auf erholsamen Wegen in kühlen Wäldern zu begehen. Mit herzerfrischenden Ausblicken auf Rosalia sowie Schneeberg, Hohe Wand, Semmering und Rax. Mit besonderen Plätzen für Geist und Seele, den stillen Winkeln am Rosalia Rundwanderweg. Kontemplatives Innehalten am Weg, der ein Ziel ist, am „Jakobsweg gleich ums Eck“.

Bewegt ist die Geschichte der weit oberhalb der Ortschaft gelegenen kleinen Pfarrkirche Ofenbach, ein stiller Winkel im Lanzenkirchner Ortsteil. Der romanische Kern der Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist dem Heiligen Veit geweiht. Später wurde sie, die im Schatten einiger weniger Bäume steht, als Wehrkirche ausgebaut und bildet heute einen Teil der Wehrkirchenstraße Bucklige Welt. Kehre dich um, von diesen Höhen nach der Stadt zurückzusehen. Sehenswerte gotische Fresken, etwa ein Christophorus, sowie ein Kopf an der südlichen Turmecke sind Zeugen dieser Zeit, Skelette in der Krypta stammen von Ortsbewohnern, Opfer eines brutalen Überfalls. Abseits jeden Trubels schweift der Blick von der Kirche über Wiesen und Wälder hin zu den majestätischen Wiener Alpen. Etwa im 13. Jahrhundert ist auch die Ulrichskirche nahe Linsberg

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Foto: Franz Zwickl

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick.


WANDERUNG

FRÜHLING / SOMMER 2021

Am Rosalia Rundwanderweg in den Thermengemeinden gibt es viele bezaubernde Winkel, etwa bei der Pfarrkirche Ofenbach in Lanzenkirchen und der Ulrichskirche mit Gläsernem Kreuzweg in Bad Erlach

Rosalia Rundwanderweg www.thermengemeinden.at/ rosalia-rundwanderweg

über einem römischen Haus entstanden. Dieser stille Winkel direkt hinter der Therme Linsberg Asia gehört zu Bad Erlach. Die Kirche liegt in einem Wäldchen versteckt, umgeben von einem Waldfriedhof.

Foto: Franz Zwickl

Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht, sind sie alle ans Licht gebracht. Vom Bahnhof gelangt man über die Thermenstraße zu diesem Ort der Ruhe. Geschichtsträchtig andächtig ist die Stille hier, schon in der Hallstattzeit dürfte sich auf dem kleinen Hügel eine befestigte Anlage befunden haben, die Kirche diente der Bevölkerung immer wieder als Schutz vor Angriffen. Erst seit 1945, nachdem etwa fünfzig Menschen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs den Tod gefunden hatten, wird der Platz um die Kirche wieder als Friedhof genutzt. Ein Kreuzweg führt auf die Anhöhe mit Kirche und Friedhof.

Die Pfarrkirche St. Veit, ursprünglich aus dem 12. Jahrundert, etwas abseits von Ofenbach

Der Waldboden knirscht leise unter den Schritten, während sich der Gläserne Kreuzweg des Bad Erlacher Künstlers Alois Hammer Station um Station erschließt. Die Sonne blinzelt scheu durch die Bäume, gibt den Kunstwerken eine ganz besondere Aura. Besinnung auf die Auferstehung, unsere Auferstehung, im Einklang mit Gott und der Natur, im Einklang mit uns selbst. | Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet Groß und Klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

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Sportlich über die Buckel kommen

Fotos: Stefan Knittel

SABINE EDITH BRAUN

Werner Tippel und Stefan Feichtegger

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OUTDOOR

FRÜHLING / SOMMER 2021

Walpersbach verfügt über eine Athletenschmiede, einen Fitnessparcours und weitere Sportangebote in der Umgebung

Am EuroVelo 9: 227 Kilometer durch Niederösterreich

Tipp: Athletenschmiede

Fotos: Stefan Knittel

Walpersbach hat 1.144 Einwohnerinnen und Einwohner und eine eigene „Athletenschmiede“: So heißt der 2010 gegründete Sportverein, der mittlerweile fünfzig Personen zählt. Selbst wenn es danach klingt, sind das nicht ausschließlich Leistungsorientierte, die für den Ironman oder Ähnliches trainieren – die Mitglieder der „Schmiede“ haben einfach Freude am Sport.

Sportliche Schwerpunkte sind Laufen, Radsport (Rennrad und Mountainbike), Schwimmen, Triathlon und Crosstriathlon. www.athletenschmiedewalpersbach.at

Laufen, Radeln, Schwimmen, Klettern und Tourengehen

Am Transeuropäischen Radweg unterwegs

„Es sind Hobbysportlerinnen und -sportler genauso dabei wie sehr Ambitionierte“, sagt Obmann Werner Tippel, und fügt hinzu: „Einige sind fast schon Profis.“ Worin? Die sportlichen Schwerpunkte der Schmiede bilden jene, aus denen sich Triathlon bzw. Crosstriathlon zusammensetzen: Laufen, Radfahren am Rennrad oder Mountainbike und Schwimmen. Aber nicht nur. Wie es sich für Menschen gehört, die in den Wiener Alpen wohnen, wird auch zusammen geklettert, im Winter gibt es gemeinsame Skitouren. Dazu verabredet man sich per E-Mail oder WhatsApp. Hatte Walpersbach zuvor keinen Sportverein? „Nein. Unsere Gründung war noch dazu eine spezielle Geschichte“, erzählt Werner Tippel: Mit einem Sportfreund wollte er 2010 bei der Europameisterschaft im „Xterra“-Crosstriathlon auf Sardinien teilnehmen. Neben der körperlichen Fitness gab es eine weitere Voraussetzung: „Man musste Mitglied in einem Sportverein sein, das waren wir aber nicht. Statt in einen bestehenden Verein einzutreten, haben wir unseren eigenen gegründet.“ Für ihre Events hat die Athletenschmiede auch ein Ökound Sozialkonzept vorgelegt. Damit verpflichtet sie sich zu fair produzierten Produkten und Mehrweggeschirr bei der Verpflegung sowie zu einer strengen Mülltrennung bei Veranstaltungen wie etwa dem jährlichen Cross-Country-Lauf. Dafür wurde die Athletenschmiede mit dem „Green Events Austria“-Award ausgezeichnet.

Wer Schwimmen und Laufen lieber weglässt, erlebt auf dem EuroVelo 9 grenzenloses Radvergnügen: 227 Kilometer dieses Radfernweges verlaufen durch Niederösterreich, von Břeclav bis nach Mönichkirchen. Auf knapp fünfzig Kilometern führt der Radweg auch durch die Wiener Alpen: von Wiener Neustadt weg meist flach durch die Bucklige Welt, wird die Route im Wechselgebiet anspruchsvoller und steigert den Schwierigkeitsgrad bis zum sportlichen Finale bei Mönichkirchen auf 967 Metern Seehöhe. Der Aktivpfad am EuroVelo in Walpersbach bietet Tafeln für Aufwärm-, Dehn-, Kraft- und Entspannungsübungen. Zudem gibt es Denksportaufgaben für Kinder, einen Balancierbalken und – für Kräftige – eine Reck-Barren-Kombination. Ein Mittelweg mit 4.500 Schritten, der guttut Will man es gemütlich angehen, ist man auf dem „Tut-GutSchritte-Weg“ entspannt unterwegs, der ebenfalls zum Teil entlang von EuroVelo und Aktivpfad verläuft. Wie alle Tut-GutSchritte-Wege ist auch der in Walpersbach ein Rundweg, gut befestigt und einfach zu bewältigen. Start wie Ziel sind beim Pfarr- und Gemeindezentrum, auf den 3,2 Kilometern geht man rund 4.500 Schritte, ein Mittelweg bei der Schrittanzahl, umfassen solche Routen in der Regel doch zwischen 1.000 und 10.000 Schritte. | 35

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Der Kristallgarten in der Arche NINI T SCHAVOLL

Der vielseitige Unternehmer Stefan M. Gergely ist Doktor der Chemie, gelernter Cellist, Autor zahlreicher Fachbücher, preisgekrönter Wissenschaftsjournalist und in Wien als ehemaliger Szenegastronom bekannt. Vor einigen Jahren kehrte der Visionär mit einer konkreten Vorstellung von nachhaltiger (Land-) Wirtschaft an den Ort seiner Kindheit am Rand der Buckligen Welt zurück. Seine Sommerfrischen verbrachte er nur einen Steinwurf von der Schwarza entfernt auf dem Familiengut. Die Mutter war schon in den 1980er-Jahren von der Idee des biologischen Landbaus überzeugt. Das stieß zur damaligen Zeit bei den benachbarten Bauern nicht immer auf Verständnis, beim Sohn hingegen hinterließ ihre Liebe zur Natur einen nachhaltigen Eindruck. So beschloss Gergely vor einigen Jahren gemeinsam mit seinem kongenialen Geschäftspartner Reinhard Adelsberger, Fachmann für Land- und Gastwirtschaft, das Gut zu revitalisieren. Ihr Konzept ist bis ins Detail durchgedacht, wie beide bei einem Rundgang durch das Anwesen abwechselnd schildern.

Zum einen wird das Gut heute wieder als eigenständige kleine Biolandwirtschaft geführt. Zum anderen bietet der neue Beherbergungsbetrieb alles, was den erholungsbedürftigen Gast glücklich macht. Das alte Landhaus wurde stilvoll zu drei komfortablen Ferienwohnungen umgebaut. Im vorderen Teil des Anwesens errichtete man drei moderne Gartenlofts, die sich trotz futuristischer Anmutung harmonisch in die Szenerie zwischen Obstgärten und einer Orangerie mit Zitrusbäumen einfügen. Die Hausgäste des „Boutique Hotels“ können seit dem letzten Sommer einen idyllischen Badeteich nutzen, Abkühlung an heißen Tagen. Neu ist auch die „Honesty Bar“, in der sich Hausgäste selbst an allerhand Köstlichkeiten bedienen können. Im Vorhinein bestelltes Essen wartet hier auch außerhalb der Öffnungszeiten des Café Veranda, warm gehalten in eleganten Thermobehältern.

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Fotos: Herbert Lehmann (1), Nini Tschavoll (2)

Inmitten des Biotops im Kristallgarten steht ein prächtiger Stalaktit


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FRÜHLING / SOMMER 2021

Ein Obstgarten voll glitzernder Kristalle ist allein schon eine Attraktion, und das gesamte Gut Guntrams ein Juwel

Reinhard Adelsberger und Stefan M. Gergely betreiben das Gut Guntrams 11 in Schwarzau

Tipp: Mit der NÖ -Card ist der Eintritt in das Museum Kristallgarten kostenlos und inkludiert einen Gutschein im Wert von 4 Euro für den Hofladen. Alte Sorten wieder entdecken Unter dem Motto „Hoffnung pflanzen“ bietet Gut Guntrams diesen Frühling veredelte ApfelbaumRaritäten an. Cox Orange, Renetten, Berlepsch und andere Sorten werden im Topf verkauft. Käufer eines Apfelbäumchens haben die Chance, eine Übernachtung für zwei Personen auf Gut Guntrams zu gewinnen.

Fotos: Herbert Lehmann (1), Nini Tschavoll (2)

Guntrams 11 2625 Schwarzau / Steinfeld T: 02627 833 33 guntrams11.at

Der Amethyst hat eine Höhe von fünf Metern

Was Menschen auf Gut Guntrams suchen und finden, ist Ruhe und Komfort in ländlicher Idylle. „Es ist das Grundstück, das einen Aufenthalt bei uns so attraktiv macht“, sagt Reinhard Adelsberger. Hier kommt ein weiterer Baustein der Gesamtidee zum Tragen: Das gemeinnützige Konzept der Arche Guntrams unterstützt und fördert den Natur- und Artenschutz in der Region mit konkreten Maßnahmen. So wurde etwa mit der Renaturierung des benachbarten Auwalds an der Schwarza begonnen, denn die zentrale Leitlinie für Leben und Wirtschaften auf dem Gut lautet: Ernst gemeinte Nachhaltigkeit wird gelebt. Eine besondere Attraktion bietet der Kristallgarten, stimmig zwischen noch jungen Obstbäumen auf einer Wiese hinter den Lofts angelegt. Zu sehen sind Raritäten von Kristallen, Edelsteinen und versteinerten Hölzern. Herzstück der Sammlung ist ein imposanter Amethyst. „Seine Höhe von fünf Metern und das Gewicht von 13 Tonnen sind weltweit einzigartig“, erklärt Stefan M. Gergely und weist auch auf andere außergewöhnliche Exponate hin, die gut beschildert in der Sonne funkeln. Verstreut über den ganzen Obstgarten finden sich Citrine, schwarze Turmaline, geschliffener Jaspis, eine mächtige Rosenquarzkugel, versteinerte Baumstämme und andere jahrmillionenalte Exponate. Den kürzesten Anfahrtsweg haben die prächtigen Basaltblöcke vom längst erloschenen mittelburgenländischen Vulkan Pauliberg, die beim Eingang in den Kristallgarten zu sehen sind. Geöffnet ist der Garten von Freitag bis Sonntag (sowie feiertags) von 9 bis 16 Uhr. Nach dem Rundgang empfiehlt Reinhard Adelsberger eine Stärkung im Café Veranda. Die selbstgemachte Jause, am besten in der warmen Sonne verschmaust, ist ein Genuss. Dazu versorgt das Küchenteam die Gäste mit hausgemachten Apfelsäften, Kaffee, einer „Toastizza“ genannten knusprigen Kreation und Schokoladentorte mit Himbeerkern. Noch mehr Gutes wird im Hofladen geboten, rund um die Uhr: Viele der hausgemachten Spezialitäten wie Säfte, Marmeladen, Chutneys oder Pestos können gegen Bargeldeinwurf auch außerhalb der Öffnungszeiten aus dem straßenseitigen Hofladenschrank mitgenommen werden. | 37

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Lebensmittel sind mehr als Nährstoff K ARIN WASNER

Solidarische Landwirtschaft und ihre Vorzüge „Bei uns ist es wirklich so, wie es in der Werbung oft ausschaut.“ Fröhlich führt Michaela Reisenbauer durch ihre Landwirtschaft in Königsegg bei Krumbach. „Nur reden kann unser Stier Manfred zum Glück nicht.“ Wo man hinsieht frisches Grün, und von Bienen umsummte Blüten. Auf der Weide stehen Blümchen, Sternchen, Kurkuma, Alma, Babsi, Lisa, Gitti und Bonni mit ihren Kälbern. Seit 2015 führt Michaela Reisenbauer ihren Hof solidarisch. Solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi, heißt in einer und für eine Gemeinschaft zu produzieren. Zu Beginn des Jahres machen Michaela und ihre Tochter Sarah, die „Reisenbäuerinnen“, zusammen mit den Mitgliedern der Solawi-Gemeinschaft einen Plan und vergeben Anteile. Diese „Solawis“ bekommen dann das Jahr über wöchentlich Obst- und Gemüsekisten, natürlich in Bioqualität. „Wir teilen alles. Erbsen und Rüben, Erfolg und Risiko.“ Für beide Frauen zählt die Gemeinschaft. Regelmäßig gibt es Mitmachtage, an denen die Solawis auf dem Hof mithelfen. Dass sich viele gern am Hof einbringen, befeuert und beflügelt neue Projekte und motiviert und inspiriert die beiden Bäuerinnen. „Ein Hühnerstall, Bienenstöcke und unser neuer Folientunnel wurden so initiiert.“ In Workshops geben beide ihr Wissen und ihre Begeisterung weiter. Beim Kräutersammeln, beim Sauerteigbrotbacken, beim Einkochen, beim Fermentieren. „Bei uns ist nicht nach der Ernte Schluss. Wir wollen, dass alle Freude mit unseren Produkten haben.“ Neben Fermentationskursen und Saatgutbestellungen macht Sarah in Wien ihre Doktorin in Experimentalphysik. „Zu meinem kopflastigen Studium ist das Geerdete vom Hof der beste Ausgleich.“ Am Hof der Reisenbäuerinnen dürfen noch natürliche Kreisläufe arbeiten. Das Stroh vom Getreide ist Einstreu im Stall, der Mist von den Rindern kommt als Humus aufs Feld. „Eines greift ins andere, alles gehört zusammen.“ Alte Getreidesorten wie Emmer und Einkorn, Dinkel und Roggen begeistern Michaela ebenso wie Hokkaido und asiatische Salate. „Etwas zu verändern, Dinge neu zu denken und sich auszuprobieren, diese Freiheit liebe ich.“

Michaela und ihre Tochter Sarah sind die „Reisenbäuerinnen“. Gemeinschaft ist beiden wichtig

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L ANDWIRTSCHAFT

FRÜHLING / SOMMER 2021

In der „Solawi“ der Reisenbäuerinnen werden das ganze Jahr über Kräuter und Gemüse geerntet

Landwirtschaft lebt von Innovationen. Vier Frauen zeigen, wie heute zeit- und naturgerecht Lebensmittel produziert werden

Fotos:Stefan Knittel

„Gaumensex“ mit meist unbeachteten Kräutern Frei immer wieder Neues auszuprobieren fühlt sich auch die „Kräuterwirtin“ Gerda Stocker an ihrem Herd in Lembach. Derzeit macht sie das via YouTube-Kanal. „Mein zwanzigjähriger Sohn hat mir geholfen, das im ersten Lockdown zu verwirklichen.“ Die Köchin und Kräuterpädagogin kombiniert regionale Produkte mit Wildkräutern und Wildfrüchten zu kulinarischen Kreationen. Etwa Apfeltaschen mit Minze oder Wildkräuterpasta – je nach Saison bringt sie ihren Zusehenden das Kochen mit Grünzeug näher, das meist unbeachtet vor unser aller Füße wächst. „Ein Gast hat mein Essen mal als ,Gaumensex‘ gelobt, sowas freut mich dann schon ganz besonders!“ Bei Kochkursen und Workshops wandert sie erst sammelnd durch die Natur, um später im Lehmofen mitten im Garten Brennnesselpizza zu backen. Auf dem über hundert Jahre alten Holzofen in der Küche brutzeln dann grüne Palatschinken, die von Gerdas Kochlehrlingen mit frisch gepflückter Vogelmiere gefüllt werden. „Dazu lassen wir uns selbstgemachte Kräuterlimo aus Hagebutte und Waldmeister oder würziges Kräuterbier schmecken.“ 39

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„Wenn bei uns kein frisches Grün auf den Tisch kommt, glauben meine Kinder, ich sei krank.“ CARINA KOHLERT

Gerda Stocker im Garten ihres Gasthauses in Lembach

Auch Carina Kohlert kann es kaum erwarten, wenn im Frühling die Primeln ihre Köpfe recken und die Gänseblümchen morgens den Tau abschütteln. „Wenn bei uns kein frisches Grün auf den Tisch kommt, glauben meine Kinder, ich sei krank.“ Die zweifache Mutter hat vor Jahren die Ausbildung zur diplomierten Kräuterpädagogin absolviert und führt seitdem Interessierte durch Katzelsdorfs Wald und Wiesen. „Es gibt unzählige ,Unkräuter‘ mit großartigen Inhaltsstoffen, auf die andere achtlos drauftrampeln.“ So helfen etwa Löwenzahn, Schafgarbe und Gundelrebe beim Verdauen, gegen Schmerzen und Entzündungen, außerdem schmecken sie im Salat hervorragend. „Die Natur schenkt uns alles“, sagt Carina Kohlert. „Man muss sich nur bücken!“ Die Begeisterung für die Natur hat sie von ihrem Vater, der sie als Jäger in den Wald mitgenommen hat. „Tiere haben wir nie gesehen, denn ich habe ständig geplappert.“ Statt der Fauna hat ihr Vater dann die Flora erklärt. Diese Leidenschaft gibt sie heute an andere Kinder weiter. „Ein „Wiesenpflaster“ aus Spitzwegerich bei einem Insektenstich, ein Mascherl aus der Blüte rundherum, und jeder Schmerz ist sofort vergessen!“ Ihre Schätze landen in Smoothies, Salaten, Aufstrichen, Tees oder einfach nur als Dekoration auf einem Butterbrot. Mit Kindern oder Erwachsenen durchstreift sie die Katzelsdorfer Au und erklärt Kräuter und Blüten, sammelt und kocht gemeinsam mit ihnen. „Plötzlich rümpfen die Kinder nicht mehr die Nase, nur weil etwas grün ist.“ Ein Wiesensalat wird von Carina mit Gänseblümchen und Veilchen dekoriert und vom frechen Kindermund sofort honoriert „Wow, wie in der Werbung!“ |

Carina Kohlert 2801 Katzelsdorf T: 0664 73 166 808 www.feelthenature.at Gerda Stocker – Gasthaus Stocker Lembach 11 2860 Lembach T: 02646 22 88 www.kräuterwirtin.at

Auch bei Carina Kohlert kommt täglich frisches Grün auf den Tisch Fotos: Karin Wasner (1), Carina Kohlert (2)

Kinder für Grünzeug und Kräuter begeistern

Michaela und Sarah Reisenbauer Königsegg 17 2851 Krumbach T: 0676 971 22 08 oder 0650 301 17 66 www.kraeuteregg.at www.facebook.com/ ReisenbaeuerinnenSolawi

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FRÜHLING / SOMMER 2021

Fotos: Karin Wasner (1), Carina Kohlert (2)

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Veredeln statt verfremden ROLAND GRAF

Rüben und zum Dessert „Scheiterhaufen“ entsprechen vielleicht nicht unbedingt der Erwartungshaltung an ein DreiHauben-Lokal. Doch die Versionen der altvertrauten Gerichte bei Görgs entlocken Novizen in Eichbüchl beinahe einen anerkennenden Pfiff. Es war ein beharrlicher Weg an die kulinarische Spitze. Denn bis 1993 war beim heutigen „Kupfer-Dachl“ der Endpunkt für die wöchentlichen Geländeläufe der Katzelsdorfer Gymnasiasten. Kam man nicht aus dem Wald gekeucht, war die „Sunnleitn“ eine Sackgasse, die sich abends Traktoren, Löschfahrzeuge und Heurigen-Besucher teilten. Doch krempelten Gerti und Karl Görg die ehemalige Frühstückspension Ofenböck, die von den Eltern der Chefin stammte, um. Hätte man damals schon alles Englisch benannt, dann war diese Neuausrichtung mit gehobener Küche eine echte „Challenge“. ´Doch den langen Atem haben die Görgs: Das „KupferDachl“ sollte tatsächlich bald wie ein Leuchtfeuer für Genuss-

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Fotos:Martin Görg

So sieht ein Bärlauchtascherl mit Grammeln der Familie Görg aus


KULINARIK

FRÜHLING / SOMMER 2021

Ein Genuss aus dem„KupferDachl“ der Familie Görg: ihr Rezept für Bärlauchtascherl mit Grammeln menschen über die Bucklige Welt hinaus strahlen. Auch wenn man nach wie vor die Einheimischen genauso selbstverständlich antrifft. Vor fünf Jahren kehrte dann auch Sohn Stefan nach Lehrjahren an Gourmet-Adressen wie „Landhaus Bacher“ (Mautern) und „Obauer“ (Werfen), als Koch heim nach Eichbüchl. Gemeinsam mit seinem „Steirereck“-erfahrenen jüngeren Bruder Martin, ebenfalls Absolvent der Tourismusschule Semmering, standen da plötzlich drei Görgs am Herd in Katzelsdorf. „Der Papa hat die letzte Entscheidung“, ist die Rollen-Verteilung aber klar. Und auch Mama Gerti steht den sich im Service abwechselnden Söhnen immer wieder zur Seite. ´Wer also Details über das „Apfel-Gel“ wissen will, erfährt sie im „Kupfer-Dachl“ aus erster Hand. Denn nächste Woche steht der vermeintliche Kellner wieder selbst am Herd. „Wir haben den unmittelbaren Kontakt zum Gast und sehen wie ein Gericht angenommen wird“, sagt Stefan Görg und Martin ergänzt: „Die neue Karte erstellen wir immer gemeinsam“. Verkocht werden von den Fans saisonaler Zutaten Obst und Kräuter aus dem eigenen Garten. Die regionalen Landwirte ergänzen den Warenkorb des kreativen Küchentrios: Das können Bromberger Bauern-Hendln sein, Gemüse von Günter Igel aus Thernberg oder Kalb von Richard Pichlers Hof in Lichtenegg. „Wir stehen für moderne Küche, aber man soll die Produkte erkennen“, hält man wenig von Dekonstruktion und Pinzetten-Küche. „So kann Karotte schmecken“, ist ein Lob, das die Görg-Söhne dafür gerne vernehmen. Gemeinsam haben sie auch eine Charta des Genusses erarbeitet. Ein Kernsatz dieses Leitbilds fasst die Bodenhaftung und das Augenzwinkern der kochenden Familie bündig zusammen: „Der Gast soll zu uns nach Hause kommen, und wir bieten ihm eine wohlig warme Atmosphäre nur ohne Abwasch und Staubsauger“. |

Fotos:Martin Görg

Familie Görg (von links): Stefan, Karl, Martin und Gerti Görg

Rezept: Bärlauchtascherl mit Grammeln (12 Stück = Vorspeise für 4 Personen) Rezept aus dem Kupfer-Dachl in Eichbüchl, die Produkte kommen von lokalen Produzenten: Bio-Erdäpfel vom „Lilienhof“ in Lanzenkirchen, Eier vom Stocker in Lanzenkirchen, selbst gepflückter Bärlauch aus der Leitha-Au, Grammeln von wechselnden Bauern Zutaten Für den Erdäpfel-Teig: 250 Gramm mehlige Erdäpfel (gekocht, geschält, überkühlt), 1 Ei-Dotter, 10 Gramm Grieß, 5 Gramm Maizena, 80 Gramm Mehl, 20 Gramm flüssige Butter, 1 Prise Muskatnuss Für die Fülle: 3 Gramm Butter, 9 Gramm gehackte Zwiebel, 8 Gramm Bärlauch, 8 Gramm Pflanzenöl, 100 Gramm Topfen, 1 Ei-Dotter, 1 Gramm Salz, 7 Gramm Brösel, 3 Gramm Mehl Für die Grammeln: 2 Handvoll Grammeln (gehackt), etwas Knoblauch (gepresst), Salz, Kümmel, Pfeffer Zubereitung: Die ausgekühlten Erdäpfel passieren und mit Grieß, zerlassener Butter, Salz, Muskat und Dotter vermengen. Dann Mehl und Maizena zugeben. Gut durchkneten! Teig dünn ausrollen und 12 Kreise ausstechen. Für die Fülle Zwiebel in wenig Butter anschwitzen und abkühlen lassen. Dann mit Bärlauch und Pflanzenöl fein mixen. Mit Topfen, Dotter, Brösel, Mehl und Salz zu einer glatten Masse verrühren. Etwas Bärlauch-Topfen auf den ausgestochenen Teig geben. Zu Tascherl formen und die Enden gut andrücken. In heißem Wasser weich kochen. In der Zwischenzeit die Grammeln mit frisch gepresstem Knoblauch, etwas Salz, Pfeffer und Kümmel verrühren und nach persönlichem Gusto abschmecken. Kurz vorm Anrichten die Grammeln mit etwas Butter erhitzen. Die Bärlauch-Tascherl auf den Teller setzen und die warmen Grammeln mit Butter darüber geben. Eventuell noch mit frischem Bärlauch oder anderen Kräutern dekorieren. 43

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Markttag! NINI T SCHAVOLL

Schmankerln in Pitten Die Initiative zum Pittener Markt geht auf das Jahr 2008 zurück. Er sollte an Samstagen den Marktplatz beleben und Produzierenden die Möglichkeit zur Vermarktung ihrer Produkte geben. Seit einiger Zeit ist Martina Grasel für die Koordination des Marktgeschehens zuständig. Wichtig ist ihr, dass das Angebot vielseitig ist und möglichst von lokalen Produzierenden kommt. Ihre Mutter Johanna Grasel bäckt für den Markt Bauernbrot und Mehlspeisen. Auch Milchprodukte vom familieneigenen Hof, auf dem vor kurzem in einen neuen Tierwohlstall investiert wurde, sind erhältlich. Andere bieten das ebenfalls Beste aus ihren Betrieben: etwa Selchprodukte aus Prigglitz, wo Roland Kobermann auf seinem Hof zudem Spezialitäten wie Kümmelbraten und Würste herstellt. Am Hof der Familie Jeitler werden Krainer Bergschafe gehalten, an Markttagen gibt es Burger und Würste davon. Der Imker Franz Hoffmann bietet hochwertigen Honig aus Pitten.

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Fotos: Nini Tschavoll

Wer das Gute aus der Region sucht, wird auf den Märkten in den Thermengemeinden Pitten, Bad Erlach und neu Lanzenkirchen fündig


BAUERNMÄRKTE

FRÜHLING / SOMMER 2021

Pittener Schmankelmarkt alle zwei Wochen am Samstag am Hauptplatz. Die nächsten Termine: 19. 6, 3.7., 17.7., 31.7., 14.8., 28.8. pitten.gv.at Bauernmarkt Bad Erlach Altes Spritzenhaus Prof. Sepp Buchner-Platz 2822 Bad Erlach Die nächsten Termine: 26.6., 24.7., 21.8., 18.9. fvv-bad-erlach.at „Kleiner Genussmarkt“ Hauptplatz 2821 Lanzenkirchen Die nächsten Termine: 29.5., 26.6., 31.7., 28.8. www.lanzenkirchen.gv.at

Auf den Märkten in der Buckligen Welt werden Produkte aus der Region angeboten. Im Bild Öle und Kräuter aus der Integrationswerkstätte in Ternitz.

automaten werden gut angenommen, da entwickelt sich ein neuer Trend“, erklärt Irene Hruby, Obfrau des FVV, „doch der persönliche Kontakt zu den Produzentinnen und Produzenten ist durch nichts zu ersetzen, denn Märkte haben auch eine soziale Funktion: Menschen treffen, ins Gespräch kommen, verkosten und Informationen austauschen.“ Alles neu in Lanzenkirchen Maria Kornhofer und ihre Tochter Heidi sind am ersten Markttag zufrieden mit dem „Kleinen Genussmarkt“ in Lanzenkirchen

Der Markt auf dem Pittener Hauptplatz versammelt, was an Köstlichkeiten in der näheren Region erzeugt wird. Besucherinnen und Besucher finden hier ein großes, ausgewogenes Angebot und werden dabei oft von den Klängen eines Drehorgelspielers unterhalten.

Fotos: Nini Tschavoll

Herzhaftes in Bad Erlach Seit 2012 organisiert der Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein (FVV) Bad Erlach mit Produzierenden aus der Region an einem Samstag im Monat den Bauernmarkt im Alten Spritzenhaus. Geboten werden Erdäpfel, Gemüse, Honig, Fleisch- und Wurstwaren, verschiedene Schaf- und Kuhkäsesorten, frische Eier sowie Marmeladen und Säfte aus heimischen Betrieben. Dazu herzhaftes Bauernbrot und köstliche Mehlspeisen. Von weither kommen die Produkte im Weltladen, auch Pflanzen und Handgestricktes sind dabei. „Die 24-Stunden-

Die Marktgemeinde Lanzenkirchen hat sich jüngst zu einem Geheimtipp für jene entwickelt, die gern qualitätsbewusst aus der Region kaufen. Bereits sieben Bäuerinnen und Bauern im Ort bieten ihre Produkte in Hofläden, 24-Stundenautomaten oder an Selbstbedienungsständen an. Mit dem vielfältigen Angebot steigt die Nachfrage. „Nicht nur die Einheimischen, auch immer mehr Gäste aus den Umlandgemeinden und aus Wiener Neustadt entdecken Lanzenkirchen als Feinkostgemeinde“, sagt Maria Kornhofer. Sie organisiert den „Kleinen Genussmarkt“ gemeinsam mit den Marktstandlern und der Gemeinde auf dem neu gestalteten Hauptplatz. Wie vielfältig das Angebot an regionalen Lebensmitteln ist, kann man seit März 2021 an jedem letzten Samstag im Monat erleben. Dann kommen Produzierende, Direktvermarktende sowie Genuss-Handwerkerinnen und -Handwerker aus der Buckligen Welt und dem benachbarten Burgenland zusammen, um frische Lebensmittel und regionale Spezialitäten zu verkaufen. Es gibt traditionelle Bauernschmankerl, frisches Brot, Obst und Gemüse, Kräuter und Gewürze, hausgemachte Öle, Eier, Fisch, Milchprodukte, Teigwaren und vieles mehr. Die 14 Marktstände wurden vom ansässigen Zimmerermeister mit tatkräftiger Unterstützung der Gemeindearbeiter gestaltet. Der Genussmarkt, ein gemeinsames Projekt der örtlichen Direktvermarktenden und der Gemeinde Lanzenkirchen, ist seit dem ersten Markttermin ein Erfolg. | 45

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Wo Gäste zu Freunden werden K ARIN WASNER

Piri‘s Gasthaus Marktstraße 24 2851 Krumbach T: 02647 424 95 E: office@piri-gasthaus.at www.piri-gasthaus.at

Fotos: Stefan Knittel

Christian Piribauer empfängt seinen Freund und Bioeierlieferanten Christoph Holzbauer oft in seinem Gasthaus „Piri‘s“ in Krumbach

Holzbauer BioEierHof Kampichl 57 2851 Krumbach T: 0664 358 21 33 E: biohof.holzbauer@a1.net www.myei.at

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K U L I N A R I K- K O O P E R AT I O N

FRÜHLING / SOMMER 2021

Christian Piribauer und Christoph Holzbauer verbindet die Liebe zu guten Produkten und eine lange Freundschaft

„Vor fünfzehn Jahren bin ich schon hinter dieser Budl gestanden!“ Heute steht Christoph Holzbauer nicht mehr in „Piri‘s Gasthaus“ an der Schank sondern im eigenen Stall. Nachdem Christoph erst als Gast und während seiner Studienzeit als Mitarbeiter in Christian Piribauers Gasthaus in Krumbach ein- und ausgegangen war, arbeiten die beiden wieder zusammen. Christoph, der Hühnerbauer, liefert Christian, dem Koch und Wirt, die besten Bioeier für Knödel, Jausenplatte und Schnitzelpanier. Etwas außerhalb von Krumbach liegt Christophs Hühnerparadies: ein paar saftig-grüne Wiesen gesäumt von lichtem Mischwald. Seine Großmutter führte hier in Kampichl einst eine kleine Landwirtschaft. „Wie es damals halt war: Fünf Kühe, ein paar Schweine und Hendln sind auch überall herumgerannt.“ Die alten Gebäude hat Christoph liebevoll renoviert und dem alten Hof neues Leben eingehaucht. Aufgeregtes Gackern: 6.000 Biohennen scharren in der Sonne nach Kleingetier. Sie zupfen grüne Halme aus dem Boden und nehmen dann ein Sandbad, dass es nur so staubt. Sogar einen modernen Wintergarten hat Christoph für seine wasserscheuen Hühnerdamen gebaut. „Schlechtwetter mögen die gar nicht.“ Christoph war nicht immer Bauer, aber seinen früheren Job vermisst der ehemalige Planungsbüroangestellte selten. „Ich bin lieber draußen, und solange es den Hendln gut geht, geht es auch mir gut.“

Fotos: Stefan Knittel

Hält 6.000 Biohennen in seinem Hühnerparadies: Christoph Holzbauer

Das Ei vom Biohendl krönt das Jausenbrettl

Wie auch den Gästen im Gasthaus von Christian Piribauer bei Malakofftorte und Palatschinken aus Bioeiern. „Ich schaue beim Kochen auf Qualität und auf die Menschen, die hinter den Produkten stehen. Wir unterstützen einander gegenseitig.“ Viele Betriebe in der Region arbeiten nach wie vor in kleinen Strukturen und mit viel Einsatz. „In der Buckligen Welt gibt es viele großartige Produkte, da ist es nicht schwer auf Regionalität zu setzen.“ Aber „der Piri“, wie Christian von Freunden genannt wird, geht noch weiter. Bei der Mostschank, die er dreimal im Jahr in seinem Gasthaus veranstaltet, serviert er vorwiegend Erzeugnisse der eigenen Landwirtschaft. Zwei Wochen lang landet dann Zünftiges und Deftiges, aber vor allem Heimisches auf den Tellern und den Jausebretteln. „Selch-, Bratwürstel und Blunzen selber machen, das taugt mir!“ Der gelernte Koch hat sich bei befreundeten Fleischhauern die besten Gewürze und Tricks abgeschaut. „Geselchtes, Surfleisch und Speck haben wir von unseren eigenen Rindern und Schweinen.“ Im Gasthof sitzen dann Gäste und Einheimische bei einer Speckjause und einem Glas Most zusammen. „Das schmeckt den Gästen, die vom Wanderausflug oder der Radtour einkehren, genauso wie den Krumbacherinnen und Krumbachern, die auf ein Mittagsmenü vorbeischauen.“ Erst 22 war Christian als er beschloss, in seiner Heimatgemeinde der junge Piri-Wirt zu werden. „Die haben sich gefreut, als ich das leere Gasthaus wiederbelebt hab.“ Für die herbstliche Mostschank im Oktober deckt er das Stüberl, wo man in einem urigen Gewölbe Platz nimmt und sich nach dem Mostbratl ein Schnapserl gönnt. „Da gehen schon 150 Surschnitzel an einem Tag weg.“ Sein Freund Christoph ist immer gern dabei: „Essen und trinken muss man. Am besten schmeckt‘s, wann man dabei mit Freunden zusammensitzt!“ | 47

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Der Prinz und die Prinzessin der Felder K ARIN WASNER

Andrea und Günter Igel Reitersberg 12 2831 Scheiblingkirchen guenter.igel@aon.at T: 0676 705 78 18 oder 0676 921 41 71 www.vitaminigels.at

Andrea und Günter Igel mit ihren Kindern Katharina und Manuel

„Du musst die Erdbeere sein, wenn du die Erdbeere ziehen willst.“ Günter Igel war nicht immer die Erdbeere. Der ehemalige Kfz-Mechaniker hatte als kleiner Bub im Milchviehbetrieb seiner Eltern mitgeholfen. Heute wachsen auf diesem Hof schmackhafte Himbeeren, Erd- und Heidelbeeren und edler Spargel. „Erdbeeren sind richtige Prinzessinnen, bei denen muss alles stimmen.“ Andrea und Günter Igel lieben diese Herausforderung. Als Günter mit zwanzig Jahren den elterlichen Hof übernimmt, will er alles ganz anders machen. Vor allem will er etwas machen, das sonst niemand macht. Bis die „Vitamin Igel“ kamen, gab es in der Buckligen Welt Heidel-, Erd- und Himbeeren aus einem Betrieb noch nicht, und Spargel suchte man vergeblich. „Die ersten Erdbeeren sind uns vertrocknet, die haben wir alle wieder eingeackert.“ Heute kann Andrea über ihre Missgeschicke lachen. „Manche Ernte hat es uns viermal in einem Jahr verhagelt.“ Damit ist es jetzt vorbei. Andrea kontrolliert gerade die Bewässerung in einem der hellen Folientunnel. Vierzehn

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Fotos: Alexander Ungersböck (2), Dieter Moeyaert (1)

In den Erdbeeren: Andrea und Günter Igel


PRODUKTE

FRÜHLING / SOMMER 2021

Ein kleiner Familienbetrieb in Reitersberg wagt sich an Früchtchen und Spargel

Weltgeschmack ROLAND GRAF

Roland Graf stammt aus der Buckligen Welt und schreibt Gastround Bar-Geschichten für den deutschen Sprachraum. www.trinkprotokoll.at

Fotos: Alexander Ungersböck (2), Dieter Moeyaert (1)

Wieder öfter „wie früher“ Jahre nach den ersten Versuchen reifen die zartbesaiteten Früchte nun sicher und geschützt vor Pilzbefall, Vogel- und Schneckenfraß auf Stellagen in Hüfthöhe. Schon von Weitem leuchtet ihr Rot, beim Eintreten duftet es nach Schlaraffenland. Oben auf dem Reitersberg, nur zwei Kilometer von Scheiblingkirchen entfernt, liegt der Hof der Igels auf einem weiten Hochplateau. Von der Bank vorm Haus schaut man auf den Hochwechsel, und wer noch ein paar Meter bergauf steigt, erblickt den Schneeberg. „Wenn wir im Sommer um fünf Uhr früh aufstehen, um die Erdbeeren zu pflücken, ist das hier oben eine einzigartige Stimmung.“ Rund um den Hof liegen die Beerenfelder, kurze Wege sind den beiden wichtig. In dem kleinen Familienbetrieb packt jeder an. Tochter Katharina und Sohn Manuel sind ebenso begeisterte Esser wie Pflücker. Günter ist der Herr über die Äcker, Andrea übernimmt die Direktvermarktung. Sie hat Verkäuferin gelernt und immer schon gern mit Menschen gearbeitet. Heute verkauft sie statt Röcke und Blusen ihr eigenes Obst und Gemüse. „Es gibt nichts Schöneres, als die Begeisterung der Kundschaft für die Früchte deiner Arbeit zu sehen!“ In ihrem Verkaufsstand in Scheiblingkirchen ist sie in ihrem Element. „Die Menschen wollen heutzutage wissen, woher die Dinge kommen, die sie essen.“ Da hat es die junge Bäuerin nicht schwer: Direkt neben dem Verkaufsstand recken die ersten Spargel ihre grünen Spitzen Richtung Himmel. Wenn die Erdbeere Prinzessin ist, ist der Spargel Prinz. Vier Jahre dauert es, bevor man ihn das erste Mal ernten darf. Ein volles Jahr hat Günter dem Spargel das Feld mit Gründüngung, Humus und Kompost vorbereitet. „Wenn man mit der Natur arbeitet, ist man immer nur ein kleines Rädchen im System.“ Himbeeren, Heidelbeeren und Spargel sind langwierige, intensive Kulturen, erst nach acht Jahren werden die beiden wissen, ob sie mit ihrer Sortenwahl richtig liegen. „Wahrscheinlich gehen wir grad in Pension, wenn wir die perfekten Sorten für die Bucklige Welt gefunden haben.“ Andrea lacht. „Dann können die Kinder das Regiment weiterführen.“ Der Boden wäre dann für sie zum Aufstieg zu „Königin und König der Felder“ geebnet. |

Clever ist der zweideutige Titel dieser Kolumne schon! Ginge es nur um den Geschmack der großen Welt, würden wir nämlich traurig ausschauen. Wenig könnte ich berichten; der letzte Flug liegt 14 Monate zurück. Doch es soll auch um den Geschmack der Buckligen Welt gehen. Da aber zeigt sich Erstaunliches. Dass man am Flughafen zwischen Menschentrauben herumhastet, kennt man als Vielreisender. Und vermisst es kein bisschen. Dass nun aber im Glasgraben Gewusel herrscht, und ich auch ein paar Kilometer weiter in Hackbichl nicht allein auf weiter Flur bin, hat Neuheitswert. So nervig Trekkingräder auf Waldpfaden sind: Ich grüße mit einem Lächeln. Denn es waren keine Einheimischen, die (nach) Waldluft schnappten. Die kennt man, selbst wenn ich nicht Omas Gabe habe, Gesichtszüge bis in die dritte Generation zuzuordnen. Aktuell scheint die Region eine Attraktivität zu besitzen, bei der mir –lächelnd – die „Telehäuser“ einfallen. Die waren ein Politiker-Traum der 1990er-Jahre, mit dem der ländliche Raum aufblühen sollte. Im Grunde Internetcafés auf der grünen Wiese, die für den Zuzug der Kreativwirtschaft sorgen sollten. Brauchte dann doch keiner. Heute jedoch haben die Kreativen aus Wien und Mödling ihre Häuschen hier – und der Grund ist nicht das Internet, sondern die g‘schmackige Nahversorgung. Wenn alle Systeme wanken unterm großen „C“: Eier vom Bauernhof gibt‘s jeden Tag, frisches Brot oder Ziegenkäse holt man mit dem Fahrrad. Nur bitte nicht immer durch den Glasgraben fahren! 49

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Die Kraft der natürlichen Kohlensäure MONA SAIDI

Das natürliche Kohlensäuregas in Bad Schönau und seine therapeutischen Wirkungen

Sprudelndes Mineralwasser ist das Wunderelixier von Bad Schönau. Angesiedelt im südlichen Teil der sanften Hügellandschaft der Buckligen Welt, ist die Kurgemeinde ein Ort zur Entspannung und zur Gesundheitsförderung. Letztere ist durch die örtliche Heilquelle und das mit dem Mineralwasser frei ausströmende natürliche Kohlensäuregas möglich, das bei vulkanischen Prozessen unter der Erde gespeichert wurde. Im Jahr 1913 wurde es im Zuge von Probebohrungen nach Braunkohle zufällig entdeckt. Die genesungsfördernde Wirkung des natürlichen Kohlensäuregases hilft bei Erkrankungen im Herz-Kreislauf-Bereich und bei Gefäßerkrankungen bzw. Durchblutungsstörungen. Die Kurbetriebe von Bad Schönau bieten eine breite Auswahl an Therapieformen: aktive und passive Heilwasserbäder und zahlreiche Varianten von Gasbädern, etwa Gastherapien in der Piscine, in geschlossenen Hüllen oder Gasinjektionen. Darüber hinaus werden Anwendungen wie Massagen (u.a. Lymph-

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Fotos: Stefan Knittel

Im Sconarium erfährt man alles über die Kohlensäure und ihre Wirkung


FRÜHLING / SOMMER 2021

GESUNDHEIT

Im Glaszylinder trennt sich das Kohlensäuregas vom Wasser

Fotos: Stefan Knittel

Sconarium Bad Schönau Kurhausstraße 9 2853 Bad Schönau T: 0664 348 35 55 E: office@sconarium.at www.sconarium.at

drainagen) und Gymnastik, Inhalationen und Trinkkuren angeboten. Was macht das natürliche Kohlensäuregas so Besonderes für den Körper? Es nutzt einen physiologischen Regelmechanismus zum therapeutischen Vorteil und ist nebenwirkungsarm. Der Mechanismus funktioniert folgendermaßen: Menschen gewinnen Energie durch den Abbau von Nährstoffen unter Beihilfe von Sauerstoff zu CO2 und Wasser. Um ein längerfristiges Überleben zu sichern, muss eine ausreichende Sauerstoffversorgung gewährleistet sein. Wenn sich aus irgendeinem Grund die CO2-Konzentration im Körper erhöht, erweitern sich die Blutgefäße, die Durchblutung steigt. Damit wird mehr Sauerstoff, den der rote Blutfarbstoff transportiert, bereitgestellt. Kohlensäuretherapien erzeugen künstlich eine erhöhte CO2-Konzentration im therapeutisch beeinflussten Bereich, der Regelprozess erweitert die Blutgefäße und stellt mehr Sauerstoff zur Verfügung. Das führt auch zu einer Senkung des Blutdrucks – ein durchaus erwünschter positiver Effekt.

Da das unsichtbare Gas schwerer als Luft ist, sammelt es sich am Boden, was Trockengasbäder in der Piscine ermöglicht. Die Kurgäste sitzen dabei aufrecht bis ungefähr zum Nabel im natürlichen Kohlensäuregas und spüren zumeist ein angenehm kribbelndes Wärmegefühl. Diese Behandlungen und die dazu passende Gymnastik sorgen bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) nachweislich für eine Schmerzreduktion und eine Verbesserung der Gehleistung. Auch Stressbelastung ist ein Grund, an einen Kuraufenthalt zu denken. In Bad Schönau liegt ein weiterer Schwerpunkt auf psychosozialer Gesundheit, so werden auch Angststörungen, Burn-out bzw. Erschöpfungsdepressionen und Überlastungsreaktionen behandelt. Stressreaktionen führen häufig zu Bluthochdruck, gegen den die gefäßerweiternden Therapien wirken. So ermöglicht das Kohlensäuregas umfassende und effektive Therapien bei einer Vielzahl von Erkrankungen oder Befindlichkeitsstörungen.| 51

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