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Orientierungslauf Matura, und was weiter? Endlich ist sie geschafft, die Matura, und die Erleichterung groß. Doch was nun? Wie geht man an die Frage heran, was nun weiter gemacht werden soll?

Diese Jugendlichen haben nach ihrer Matura in der Abteilung Kunststofftechnik am tgmWien gute Chancen auf einen Job. Die Themenfelder der Umwelttechnik, Chemie und Werkstoffentwicklung sprechen Mädchen und Buben gleichermaßen an, der Mädchenanteil liegt bei über 25 Prozent. Die Kunststofftechnikausbildung am tgm folgt dem modernsten Lehrplan und bietet eine optimale Vorbereitung auf die Zentralmatura. Foto: Nini Tschavoll

„Ich habe mich überrumpelt gefühlt. Der Druck, die richtigen Schritte zu setzen, war enorm.“ So erinnert sich Manuela an die Zeit nach der Matura. Der Erleichterung, den Abschluss erlangt zu haben, folgen Gefühle der Orientierungslosigkeit. „Bin ich die Einzige, die jetzt dasteht und gar nicht weiß, wohin?“ Der Übergang vom geordneten schulischen Kontext ins autonome Erwachsenenleben ist eine Phase, die junge Menschen oft als sehr herausfordernd erleben. „In dieser Übergangszeit Zweifel zu haben, ist eine absolut gesunde Reaktion“, sagt Barbara Schober, Professorin für Psychologische Bildungsund Transferforschung an der Universität Wien. „Achtzehn Jahre deines Lebens war fast alles durchgeplant und geregelt, und jetzt musst du die Dinge plötzlich selbst in die Hand nehmen.“ Freude an der Gestaltung der eigenen Biografie finden. Habe ich Vertrauen in meine Handlungsmöglichkeiten, ist eine der Fragen, die sich nach der Matura stellen. „Man muss junge Menschen dazu ermächtigen, ihren Lebensentwurf in die Hand zu bekommen. Es lohnt dabei, die eigene Biografie zum Gegenstand zu machen und gestaltend einzugreifen – mit viel Wissen darüber,

wo die eigenen Antriebe, Interessen und Stärken liegen“, meint Peter Schlögl, Vorstand des Instituts für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung an der Universität Klagenfurt. „In dem Jahr nach der Matura habe ich einige kleinere Jobs gemacht, um zumindest irgendwas zu tun. Das Gefühl, meinen Weg gefunden zu haben, hatte ich nicht“, erzählt Manuela. Wenn es darum geht, eine Bildungs- oder Berufswahlentscheidung zu treffen, sollte man sich für den Prozess ausreichend Zeit zu nehmen. In einem ersten Schritt geht es um mehr Klarheit über die eigenen Interessen, Begabungen, Werte und Ziele: Was interessiert mich? Was treibt mich an? Wo sehe ich und wo sehen andere meine Stärken? Der zweite Schritt besteht darin, sich Informationen über die verschiedenen Ausbildungs- und Betätigungsmöglichkeiten nach der Matura zu beschaffen. Neben dem Sichten von Broschüren und Internetquellen helfen Gespräche mit Studierenden und Menschen, die in interessanten Berufen arbeiten. Dann kann man sich fragen, wie gut sich dies mit den eigenen Eigenschaften, Werten und Zielen verträgt. Wichtig ist, auch die materiellen Ressourcen sowie die zeitlichen und örtlichen Möglichkeiten zu berücksichtigen.

Der Blick von Außenstehenden. Er kann hilfreich sein. Was hier in stark komprimierter Form dargestellt wird, ist in Wirklichkeit ein komplexer Orientierungsprozess, der selten linear verläuft. Das persönliche Umfeld kann einen dabei unterstützen. Oft ist es aber gerade der unverstellte Blick eines Außenstehenden, der unerwartete Möglichkeiten zeigt oder verschiedene Optionen abwägen hilft. Dazu dienen professionelle Beratungsangebote, darunter die SchulpsychologieBildungsberatung, Beratungen im Berufsinformationszentrum der Wiener Wirtschaft (BiWi) und in den BerufsInfoZentren (BIZ) des AMS, die Studien- und Maturant_innenberatung der ÖH


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