E M I LY L I P S O N
Druckerpatrone leer
Menschen. Am liebsten solche, die Emily Lipson ins Auge stechen mit irgendeinem besonderen Merkmal. Ăber ihre Einzigartigkeit sind die sich nicht einmal bewusst â oder finden es schrecklich. Manche von ihnen besitzen eine gigantische ZahnlĂŒcke zwischen den SchneidezĂ€hnen, bei anderen ist es schlicht und einfach ein Gesichtsausdruck, der Emily Lipson so leidenschaftlich auf den Auslöser drĂŒcken lĂ€sst. Sie war ohnehin schon dieses eine Kind, das alles festzuhalten versuchte mit der Kamera, bevor eine Tanz-Unterrichtsstunde fast schon eine Besessenheit in Emily hervorrief: Bewegung in einem einzigen Bild einzufangen. Damals dreht Emily Videos von TĂ€nzerinnen und TĂ€nzern, macht davon wohl Screenshots, druckt die aus, scannt sie wieder ein und legt sie digital ĂŒbereinander. Bis Leben entsteht, mitten im Bild. Juni 2022
© E M I LY L I P S O N / @ E M I LY. L I P S O N
Zum GlĂŒck gibt es Deadlines, sonst verliert sich queer Photographer und Director Emily Lipson aus Brooklyn noch komplett im kreativen Prozess.
KreativitÀt hat Emily Lipson bis zum Abwinken. Fans ebenso.
Das macht sie heute noch so, ungefĂ€hr, auch nach den Visual Studies und den fĂŒnf Jahren professionellem Training bei CondĂ© Nast. Bingo: Emily Lipson shootet Mode, Editorials fĂŒr W Magazine, die Vanity Fair und viele weitere. Die Fotografin schieĂt Fotos an kommerziellen Shoots fĂŒr Nike, Adidas, Urban Outfitters â
und portraitierte bereits Fran Lebowitz und Emily Ratajkowski, um einfach ein paar zu nennen. Das scharfe Auge bringt die Fotografin unter die Forbes 30 Under 30 in der Kategorie Art & Style. Dabei fĂ€ngt fĂŒr sie irgendwie gerade erst alles an: Gedanken widmet Emily Lipson dem Fokus, den sie fĂŒr sich selbst
setzen möchte. FashionShoots schön und gut. Das packt sie zwar nach wie vor, doch sind es persönliche Projekte, welche Emily Lipson als KĂŒnstlerin ĂŒberhaupt antreiben. Inklusion vor und hinter der Linse â mehr QueerContent will die Fotografin posten und mit ihrer Arbeit eine starke Community aufbauen. An ihrer Kunst
arbeitet sie weiterhin unermĂŒdlich, sitzt vor dem Drucker, scannt Prints ein, legt sie digital ĂŒbereinander, korrigiert Farbe auf Photoshop und zieht den kreativen Prozess weiter und weiter und weiter. Bis sie doch nicht zufrieden ist und wieder ganz von vorne anfĂ€ngt. Oder die Druckerpatrone leer ist. 23