Klaviertransport per Rad Das ist Heribert Rasch. Seit 1989 transportiert er in Bochum Klaviere. Heribert bezeichnet sich selbst als umweltbewusst, nachhaltig denkend und handelnd.
Privat nutzt er das Rad hauptsächlich für die alltäglichen Wege, für größere Einkäufe mit Packtaschen. Anfang 2000 entschloss er sich, auch seine Klaviere mit dem Rad zu transportieren, zumindest auf kürzeren Distanzen. Sein Lastenrad ist eine Spezialanfertigung der Gustav Werner Stiftung, damit seine Klaviere im Laderaum Platz haben. Eine Kombination aus Tretlagergetriebe und einer speziellen Nabenschaltung für Schwerlastbetrieb sorgen für die nötige Über- und vor allem Untersetzung. Das ist auch nötig, denn ein Klavier wiegt bis zu 250 Kilogramm, und Bochum ist nicht gerade topfeben. Seine Kunden reagieren oft erstaunt, doch überwiegend positiv, wenn Heribert ihr Klavier mit dem Lastenrad anstelle eines Transporters anliefert. Auch die Aufmerksamkeit der Passanten, die ihm begegnen, ist ihm gewiss. Die meisten denken zunächst an eine Werbeaktion. Umso erstaunter sind sie, wenn Heribert und sein Mitarbeiter dann ein echtes Klavier mit vollem Gewicht von der Ladefläche wuchten. Was sei denn das einprägsamste Erlebnis beim Fahrradtransport mit dem Rad, haben wir ihn gefragt. Heribert schmunzelt. Einmal hat ihn in einer Kurve ein Windstoß fast vom Rad geweht, als er bei einer Leerfahrt im Sommer einen Sonnenschirm an seinem Lastesel befestigt hatte. „Wenn ich ein Klavier geladen hätte, wäre das nicht passiert. Dennoch verzichte ich seither auf den Sonnenschirm.“ Also, liebe Kunden: Umweltschutz findet oft an unerwarteten Stellen statt. Vielleicht denkt ihr auch bei eurem nächsten Klaviertransport an Heribert. Heribert Rasch · Klaviertransporte und Verkauf Kohlenstraße 12 · 44795 Bochum Tel.: (0234) 45 18 74
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Wenn Sille Kongstad mit ihrem Fahrrad durch die dänische Hauptstadt Kopenhagen radelt, richten sich alle Blicke auf sie. „Die Leute halten in dem inne, was sie gerade machen, der Verkehr stoppt“, sagt die 40-Jährige. „Das ist schon ein besonderes Erlebnis.“ Der Grund für die erstaunten Gesichter ist das, was sie auf ihrem umgebauten Lastenfahrrad transportiert: einen Sarg. Wenn eine Familie Abschied von einem Toten genommen hat, bringt die Bestatterin die Leiche mit dem Rad zur letzten Ruhestätte. Seit Kongstad ihren Leichenwagen auf drei Rädern 2014 in Betrieb genommen hat, ziehen ihn Angehörige nicht selten dem Auto vor. Dafür gebe es viele Gründe, erzählt sie – Umweltbewusstsein zum Beispiel. „Aber oft hängt es ganz einfach damit zusammen, dass die Leute wahnsinnig gerne Fahrrad gefahren sind.“ Kaum jemand ist so fahrradverrückt wie die Kopenhagener. Knapp ein Drittel aller Fahrten in der dänischen Hauptstadt unternehmen deren Bewohner auf dem Fahrrad, auf rund 360 Kilometern Radwegen sausen sie durch die Gegend. Mehr als die Hälfte fährt jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit. In Familien ersetzt das Lastenfahrrad oft das Auto. Kein Wunder, dass ausgerechnet hier eine Bestatterin auf die Idee kommt, ihre Mitbürger zum Krematorium oder Friedhof zu radeln. Kongstad erzählt von einem Arzt aus Hellerup, nördlich von Kopenhagen, der seine Patientenbesuche stets