Didaktischer Kommentar Expedition Sirius

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Didaktischer Kommentar

Expedition Sirius

Margret Scherrer sirius 1.10.2024

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Expedition Sirius

Margret Scherrer

Dominik Scherrer

ermöglicht dank der grosszügigen Unterstützung

Einleitung

Unsere Gesellschaft braucht engagierte, selbständige, verantwortungsbewusste junge Menschen, die in der Lage sind, anspruchsvolle Aufgaben eigenständig zu bearbeiten und Lösungen zu suchen. Zeitgemässer Unterricht stellt deshalb das Lernen der einzelnen Schülerinnen und Schüler ins Zentrum und ermöglicht eigenständiges und individuelles Lernen. Er sensibilisiert diese dazu, ihren Lernprozess zu reflektieren, Entwicklungsbedarf zu erkennen und Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen. Damit dies gelingen kann, brauchen die Schülerinnen und Schüler Instrumente, die sie dabei unterstützen. Die Idee der hier vorgestellten Lernlandkarte ist ein mögliches Instrument dafür.

Das Arbeitsinstrument taugt sowohl für den Einsatz im Unterricht wie auch im schulergänzenden (Förderkurse, Lerncoaching, Einsatz bei der Integration fremdsprachiger Kinder, etc) und ausserschulischen Lernprozess (Hausaufgaben, Prüfungsvorbereitung, individueller, freiwilliger Lernprozess).

Die Idee entstand zusammen mit Schulabgängerinnen und Schulabgängern. Im Zentrum stand dabei die Frage:

«Welche Arbeitsinstrumente würdest du dir wünschen, damit du im Fach Mathematik besser, nachhaltiger und individueller lernen könntest?»

Für die Jugendlichen standen folgende Punkte im Zentrum:

• Der Einsatz von Lernvideos im Mathematikunterricht ist äusserst hilfreich und ermöglicht es, sich mit einem Thema noch einmal auseinander zu setzen, wenn dieses im Unterricht noch nicht verstanden wurde. Lernvideos stehen nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause jederzeit zur Verfügung. Damit wird also zeit- und ortsunabhängiges Lernen möglich. Allerdings ist es für die Jugendlichen nicht immer einfach, geeignete Lernvideos zu finden, und deren Qualität einschätzen zu können.

• Es ist für Jugendliche oft schwierig im Fach Mathematik den Überblick zu behalten und zu verstehen, welche Themen im Fachbereich in welcher Art und Weise miteinander in Beziehung stehen. Deshalb ist eine grafische Darstellung der Beziehungen der mathematischen Inhalte zueinander, wichtig.

• Für die Jugendlichen ist es einfacher, Erklärungen von Lehrpersonen folgen zu können, wenn sie sich bereits vorgängig mit der Thematik gedanklich auseinandergesetzt haben.

Aus diesen Gesprächen entwickelte sich die Idee der digital(hinterlegt)en Lernlandkarte. Diese kann als fertige Karte mit bereits hinterlegten Materialien den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt werden, oder aber mit den Lernfortschritten der Lernenden mitwachsen.

Die Lernlandkarte steht nun sowohl in analoger Form (Poster, Broschüren) auf welchen Materialien mittels QR-Codes hinterlegt werden können oder als volldigitale Version zur Verfügung. In beiden Fällen kann und soll die Lernlandkarte mit dem Wissensstand der Kinder und Jugendlichen mitwachsen.

Lernlandkarten können verschiedene Aspekte im Fokus haben und dementsprechend auch vielfältig eingesetzt werden. So nutzt Hattie Lernlandkarten, Lernpfade wie Kompetenzraster, um Lernen sichtbar zu machen. Dieser Aspekt ist bei Expedition-Sirius nicht vorgesehen Olivia Vrabel, Dozentin der Uni Wien, möchte mit Lernlandkarten Wissen vernetzen, Zusammenhänge erkennen und von Oberflächen- zu Tiefenwissen gelangen

Exkurs: Selbstwirksamkeit als Schlüssel zum Erfolg

Wie schwer es Schülerinnen und Schülern fällt, sich mit dem Lernstoff auseinander zu setzen und sich darauf zu konzentrieren hängt in grossem Mass davon ab, wie sehr sie sich von den Lerninhalten motivieren lassen.

Lernen ist ein kognitiv aktiver Prozess.

Schau in den Spiegel, der Mensch, der dir hier entgegenlächelt, ist verantwortlich für dich und deinen Lernerfolg.

Lernen kann nicht passiv geschehen – und andere können auch nicht für mich lernen. Wenn ich also passiv im Unterricht sitze und meine Gedanken irgendwo sind, werde ich wohl Mü-he haben, den gebotenen Unterrichtsstoff zu verstehen. Diese Einsicht verändert das Lernverhalten und ist Grundlage für individualisierte Lernprozesse.

Deshalb gilt: Je mehr Zeit Schülerinnen und Schüler kognitiv aktiv sind, desto nachhaltiger bleibt der bearbeitete Schulstoff verfügbar und wird mit bereits vorhandenem Wissen vernetzt.

Kennen Sie diese Situation?

Kaum haben Sie eine Aufgabe gestellt, schnellen 20 Hände in die Höhe und Sie sollten überall gleichzeitig sein.

Während Sie einem Schüler oder einer Schülerin etwas erklären, warten die anderen, bis sie ebenfalls eine Erklärung erhalten.

Unterrichtszeit ist wertvolle Lernzeit

Um die Zeit mit Warten zu verbringen ist aber Unterrichtszeit viel zu wertvoll. Deshalb ist es wichtig, den Schülerinnen und Schülern Instrumente in die Hand zu geben, die es ihnen ermöglichen, selbständig an wichtige Informationen zu kommen und sie zu ermuntern, zu versuchen, eigene Lösungsansätze zu suchen – und sie werden diese in den meisten Fällen auch finden. Ein solches Instrument ist die Lernlandkarte, dank welcher den Schülerinnen und Schülern eine Fülle an Materialien strukturiert zugänglich gemacht wird.

Können Schülerinnen und Schüler eine anspruchsvolle Aufgabe ohne fremde Hilfe meistern, steigert das ihr Selbstvertrauen und macht sie stolz. Sie erhalten die Gewissheit auch anspruchsvolle Aufgaben selbständig bewältigen zu können und entwickeln dadurch mehr Durchhaltewille.

Es ist deshalb wichtig, dass Schülerinnen und Schüler lernen, sich eigene Ziele zu setzen und die Möglichkeit und die zeitlichen Ressourcen dafür erhalten, diese erreichen zu können. Dabei spielt die Wahl der Unterrichtsform und die Grundhaltung im Unterricht eine zentrale Rolle.

Die didaktische Idee der Lernlandkarte

Oft lernen Schülerinnen und Schüler viele einzelne Lerninhalte, vernetzen diese aber nicht miteinander, so dass es bei zusammenhangslosem Faktenwissen bleibt. Dies zeigt sich beispielsweise dann, wenn Schülerinnen und Schüler Transfer Aufgaben bearbeiten sollen, in welchen sie gelerntes Wissen in neuen, unbekannten Situationen anwenden und eigene, kreative Denkwege gehen sollen. Dies gelingt nur wenigen. Die Lernlandkarte erleichtert organisiert und vernetzt zu lernen. Lernlandkarten helfen den Schülerinnen und Schülern ihre Aufmerksamkeit auf die wichtigen Aspekte des Lerninhaltes zu lenken. Durch die optische Strukturierung des Unterrichtsstoffes unterstützen sie das bessere Verständnis der Zusammenhänge.

Die Grundidee der Lernlandkarte ist, sich schnell und umfassend in einem Thema oder Lernbereich zu orientieren.

Die Lernlandkarte kann den Schülerinnen und Schülern eine breite Auswahl an Materialien und Aufgabenstellungen anbieten, aus denen sie die für ihren Lernprozess geeigneten Materialien bearbeiten können. Neugierige und interessierte Kinder haben die Möglichkeit, ein Thema umfassender zu bearbeiten. Sie können der Lernlandkarte weitere individuell ausgewählte Materialien oder Informationen hinzuzufügen und sich so breit mit einem Thema auseinandersetzen, wie sie möchten.

Die Lernlandkarte ist ein also Tool, welches Lerninhalte visualisiert und damit Lernprozesse unterstützt und Zusammenhänge sichtbar macht. Lernlandkarten können in verschiedenen Formen und Settings gewinnbringend im Unterricht eingesetzt werden.

Die Lernlandkarte Expedition-Sirius soll Kinder und Jugendliche in ihrem individuellen Lernprozess unterstützen und weitgehend lehrpersonenunabhängiges Lernen ermöglichen. Dabei unterstützt die Lernlandkarte die Schülerinnen und Schüler in allen Lernsituationen, wie z.B.:

• Lernprozess im Regelunterricht

• Individuelle Vertiefung und Erweiterung in verschiedenen Unterrichtssettings

• Bei der Überwindung sprachlicher Hürden im Unterricht

• Im individualisierten Förderunterricht

• Bei den Hausaufgaben

• In schulergänzenden Lernsettings

Unser Beispiel bezieht sich vorerst auf den Fachbereich Mathematik mit dem Schwerpunkt der Sekundarstufe I. Das Konzept lässt sich aber problemlos auf andere Zyklen und andere Fachbereiche übertragen.

Andere Formen von Lernlandkarten werden auch zur Dokumentation von Lernprozessen und zur Beurteilung eingesetzt. Bei der Idee von Expedition Sirius steht dieser Aspekt bewusst nicht im Fokus.

Stärken der Lernlandkarte

Digitale Transformation

Die digitale Transformation ist eine der wichtigsten Entwicklungen, welche unsere Gesellschaft aktuell prägt und nachhaltig verändern wird. Diese ist im Bereich der Bildung von zentraler Bedeutung und macht auch vor Schulen nicht Halt. Deshalb ist eine Adaption der Unterrichtsmethoden und Settings der

Volksschule an die digitale Transformation unumgänglich. Diese stellt grundlegend neue Anforderungen an die Kompetenzen und Inhalte, die in der Schule vermittelt werden, aber auch an die Konzepte, wie unterrichtet wird. Sie bietet grosses Potenzial für die Weiterentwicklung individualisierter Bildungsangebote im Bereich der öffentlichen Schule, aber auch im schulergänzenden Bereich, respektive im ausserschulischen Lernen.

Chancengleichheit

Die Lernlandkarte ist ein geeignetes Instrument, welches weitgehend lehrpersonenunabhängiges Lernen ermöglichen und begünstigen kann. Dadurch wird selbstverantwortetes und selbstorganisiertes Lernen unterstützt und auch Kinder und Jugendliche, welche in ihrem sozialen Umfeld wenig Unterstützung erfahren, haben ein Instrument zur Verfügung, das diesen Nachteil mindestens teilweise auszugleichen vermag. Kinder und Jugendliche mit Sprachschwierigkeiten (Fremdsprachigkeit, verzögerte Sprachentwicklung, Hörbeeinträchtigung) haben die Möglichkeit, die hinterlegten Materialien (vor allem Erklärvideos) mehrmals anzuschauen und immer wieder zu unterbrechen, wenn sie Erklärungen nicht folgen können. Zudem unterstütz die bildliche Darstellung das bessere Verständnis.

Skalierbarkeit

Wenn ich manchmal etwas nicht verstehe, kann ich das Thema nochmals durchgehen.

Ich kann die Lernvideos so oft anschauen, bis ich sie verstanden habe.

Die Idee der Lernlandkarte lässt sich beliebig weiter entwickeln und auf alle Fachbereiche und Zyklen übertragen. Sie kann stets beliebig erweitert werden.

Visualisierung fachlicher Zusammenhänge

Die Lernlandkarte bildet die wichtigsten Zusammenhänge im Fachbereich ab. Themen, die einen Bezug zueinander haben, sind auf der Landkarte räumlich nahe beieinander platziert oder die Bezüge werden durch zusätzliche gestalterische Elemente sichtbar gemacht. Dadurch können die Lernenden Zusammenhänge besser erfassen und verstehen.

Differenzierung

Die der Lernlandkarte hinterlegten Materialien (Erklär- und Impulsvideos, Themendossiers, Annimationen, Online-Übungen, etc) sollen in einer einfachen, aber korrekten Fachsprache gehalten werden. Dies ermöglicht es auch Lernenden mit sprachlichen Defiziten, sich die behandelten Sachverhalte weitgehend lehrpersonenunabhängig zu erschliessen.

Partizipation

Um eine nachhaltige Wirkung in einem Lernprozess begünstigen zu können ist eine aktive Beteiligung der Lernenden am gesamten Prozess wichtig

Die Lernenden sollen deshalb in die Entwicklung der Lernlandkarte und der darin hinterlegten Materialien aktiv einbezogen werden. Neben einer «Mutterlernlandkarte», welcher didaktisch gut aufgearbeitete Lernmaterialien hinterlegt sind, ist es mindestens so wichtig, dass Klassen und sogar die einzelnen Schülerinnen und Schüler ihre eigene Lernlandkarte aufbauen und eigene Materialien hinterlegen, auf die sie jederzeit zurückgreifen und die sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen teilen können.

Die Entwicklung eigener Materialien für die Lernlandkarte (Erklärvideos, Theoriezusammenstellungen, Beispielsaufgaben, Beweise) zwingt die Schülerinnen und Schüler dazu, den gelernten Stoff fundiert zu durchdringen, zu strukturieren und in eigene Worte zu fassen – wichtige Faktoren in einem verstehensorientierten Lernprozess.

Verschiedene Lernlandkartenformen

Individuelle Landkarte der Schülerinnen und

Schüler

Schülerin bei der Arbeit mit der eigenen Lernlandkarte

Quelle: Margret Scherrer

Die Lernlandkarte ist ein Instrument, das lehrpersonenunabhängiges Lernen erleichtern und unterstützen soll. Lehrpersonenunabhängiges Lernen findet aber nicht nur im Schulzimmer statt. Die Schülerinnen und Schüler sollen dafür sensibilisiert werden, dass sie selbst den wichtigsten Teil zu ihrem Lernerfolg beitragen und mit geeigneten selbständigen Lernstrategien den Boden ebnen für die Verwirklichung ihrer Zukunftsträume. Deshalb müssen die jungen Menschen auch ein grosses Interesse entwickeln, soviel Zeit in die Entwicklung ihrer Kompetenzen zu investieren, wie es eben braucht, um die gesteckten Ziele erreichen zu können – und das geschieht nicht nur in der Schule. Deshalb brauchen Schülerinnen und Schüler Arbeitsinstrumente, die ihnen nicht nur in der Schule, sondern überall dort, wo sie gerade lernen möchten, uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Daher ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler ihre eigene Lernlandkartenversion immer zur Verfügung haben. Dies kann als Tool auf dem Handy oder Laptop sein – vermutlich aber nach wie vor wirksamer in Form einer physisch greifbaren Lernlandkarte, die beliebig und individuell mit Materialien hinterlegt werden kann.

Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler auf ihrer individuellen Lernlandkarte neben den Materialien, die ihnen die Lehrperson zur Verfügung stellt, auch eigene Materialien, die sie im Internet gefunden oder selbst hergestellt haben, hinterlegen können. Selbstverständlich ist es schön, wenn eigene Materialien mit Klassenkameradinnen und -kameraden geteilt werden können.

Da eine Landkarte für die Schultasche kleiner ist, als das Plakat, welches im Schulzimmer hängt, bietet diese zu wenig Platz für QR-Codes, die auf die Landkarte aufgeklebt werden, da die QR-Codes ja eine bestimmte Grösse brauchen, um mit dem Handy gelesen werden zu können.

Damit ein QR-Code gelesen werden kann, muss er eine Grösse von mindestens 1cm x 1cm aufweisen. Idealer ist allerdings eine Grösse von 2 cm x 2 cm. Deshalb werden auf der individuellen Landkarte die QRCodes auf der Rückseite aufgeklebt oder in einem Heft oder Ordner gesammelt. Auf der Vorderseite markieren die Schülerinnen und Schüler mit kleinen nummerierten Punkten die Themen, bei denen sie Materialien hinterlegt haben. Es können auch verschieden farbige Punkte für verschiedene Kategorien von Materialien gewählt werden, beispielsweise «gelb» für Lernvideos, «grün» für Theorieunterlagen, «weiss» für Impulsaufgaben.

Je nachdem, wie viele QR-Codes letztendlich auf der Lernlandkarte Platz finden sollten, reicht eine faltbare A3-Karte vielleicht nicht aus. Für mehr Materialien kann auch ein Heft verwendet werden mit der Lernlandkarte auf dem Umschlag und Platz für Materialien im Innern des Heftes.

Hinterlegte Lernlandkarte

Manchmal ist es schwierig, dass Schülerinnen und Schüler selbst abschätzen können, welche Materialien geeignet sind und den im Unterricht behandelten Stoff gut abdecken.

Die Lehrperson kann den Schülerinnen und Schülern auch eine bereits mit Materialien hinterlegte Lernlandkarte zur Verfügung stellen. Sie hinterlegt diese entweder mit eigenen Beiträgen oder verwendet geeignete, bestehende Materialien.

Wichtig:

Bei der Verwendung bestehender Materialien sind die Urheberrechte unbedingt zu beachten.

Es ist urheberrechtlich heikel, Materialien aus dem Internet auf eine eigene Plattform herunterzuladen und von dort den Schülerinnen und Schülern zugänglich zu machen.

Verwendet man Materialien aus dem Internet, müssen diese direkt mit der Lernlandkarte verlinkt werden.

Zur Unterdrückung unerwünschter Werbung bei you-tube-Videos kann ein AdBlocker auf den Geräten installiert werden.

Vielleicht entwickelt auch die Fachgruppe einer Schule eine auf die Bedürfnisse ihrer Schule ausgerichtete Lernlandkarte.

Selbstverständlich kann auch diese Lernlandkarte von den einzelnen Schülerinnen und Schülern individuell weiterentwickelt und den eigenen Bedürfnissen angepasst werden.

Schülerinnen und Schüler setzen eine eigene Lernplattform auf (Quelle: Margret Scherrer)

Die digitale Lernlandkarte

Neben analogen Lernlandkarten in Form von Plakaten, Broschüren oder Flyern kann die Lernlandkarte auch als digitales Tool erstellt und genutzt werden.

Dabei spielt es keine Rolle, ob man eine bereits vorhandene Plattform nutzt oder eine klassen- oder schulhauseigene Plattform entwickelt. Es ist durchaus möglich im Rahmen von informatischer Bildung an der Schule mit den Schülerinnen und Schülern selber eine solche Plattform zu bauen und damit den Schülerinnen und Schülern noch mehr Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu übergeben.

Dazu gibt es verschiedene Tools, die sich als Basis für eine Lernplattform eignen, in kostenlosen Versionen zur Verfügung stehen und so einfach und intuitiv sind, dass sich Schülerinnen und Schüler damit sehr schnell zurechtfinden.

Hier ein paar Beispiele:

• book-creator

• Miroboard

• Prezzi

• Padlet

• Genially

• Bau einer Website

Expedition-Sirius

Expedition-Sirius ist eine Lernplattform, welche Schülerinnen und Schüler ermöglicht, weitgehend lehrpersonenunabhängig zu lernen. Sie unterstützt Selbstlernphasen und individualisierte Lernprozesse.

Expedition Sirius verlinkt eigene Materialien und öffentlich zugängliche Materialien aus dem Netz mit der graphischen Oberfläche. Urheberrechtlich ist es wichtig, dass hinterlegte Materialien aus dem Netz nicht auf eine Plattform heruntergeladen und dann verlinkt, sondern direkt mit der URL des Originalmaterials vernetzt werden.

Aktuell steht eine Plattform für Mathematik der Sekundarstufe l zur Verfügung.

Aufbau und Funktionsweise der Plattform

Die Lernplattform Expedition-Sirius verfügt über drei Ebenen, welche allerdings für die Schülerinnen und Schüler nicht unterschieden werden können.

• Die Mutterlandkarte: Hier sind Materialien hinterlegt, die von den Autoren zusammengestellt und evaluiert wurden. Diese Materialien können von allen Userinnen und Usern genutzt werden.

Die Lehrperson hat allerdings die Möglichkeit, die einzelnen Materialien für ihre Schülerinnen und Schüler ein-, resp. auszublenden. Dies ist dann hilfreich, wenn sich die Lernlandkarte mit dem Wissensstand der Schülerinnen und Schüler entwickeln soll

• Die Ebene der Lehrperson: Die Lehrperson hat die Möglichkeit, zu bestimmen, zu welchen Materialien ihre Schülerinnen und Schüler Zugang erhalten sollen. Zudem hat sie die Möglichkeit eigene, spezifische Materialien ihrer Klasse zugänglich zu machen. Auf diese Materialien hat nur die eigene Klasse Zugriff

Die Verantwortung für die Qualität dieser Materialien liegt bei der Lehrperson.

• Die Ebene der Schülerinnen und Schüler: Jeder Schüler/jede Schülerin hat zudem eine eigene Ablage, in welche er/sie eigene Materialien ablegen oder verlinken kann.

Die Schülerinnen und Schüler sollen hilfreiche Materialien, die für den weiteren Lernprozess von Wichtigkeit sein könnten, in ihrer Landkarte ablegen, damit diese jederzeit bei Unklarheiten im Lernprozess zur Verfügung stehen. Die Verantwortung für die Ebene der Schülerinnen und Schüler tragen diese selbst.

Wichtig:

Obwohl es Sinn machen würde, dass Schülerinnen und Schüler einander gegenseitig hilfreiche Materialien zugänglich machen könnten, ist diese Option in Expedition-Sirius bewusst nicht möglich.

Damit wird das Risiko eingeschränkt, dass Schülerinnen und Schüler das Tool für nichtgewollte Aktivitäten (z.B: Verbreitung von Hassbotschaften, Hochladen von heiklem Bildmaterial, etc) missbrauchen.

Expedition Sirius verfügt bewusst über keine Kontrollfunktion für die Lehrpersonen. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Materialien dann nutzen, wenn sie Bedarf dafür haben und nicht die hinterlegten Materialien abarbeiten. Sie übernehmen damit die Verantwortung für ihren Lernfortschritt.

Deshalb ist Expedition-Sirius auch nicht direkt als Instrument zur Leistungsüberprüfung vorgesehen. In Kombination mit einem Lernjournal kann die Lernlandkarte allerdings durchaus für die Beurteilung des Lernprozesses oder für die Lernstandserfassung eingesetzt werden.

Aufbau einer eigenen Lernplattform

Vorüberlegungen

Im Internet sind viele Videos, vor allem auf youtube, verfügbar. Grundsätzlich können diese direkt verlinkt werden. Das hat aber den Nachteil, dass beim Abrufen der Videos zuerst Werbung eingeblendet wird, was beim Einsatz im Unterricht nicht unbedingt erwünscht ist.

Dieses Problem entfällt, wenn wir Materialien in einer Datenablage speichern und von dort mit der Landkarte verlinken. Aber Achtung: Es ist urheberrechtlich heikel, Materialien aus dem Internet herunterzuladen und in einer eigenen Datenablage zu speichern.

Unproblematisch ist dagegen die Nutzung eigener Materialien. Diese kann man in einer Datenablage speichern und dann direkt verlinken.

Wahl der Ablageplattform

Grundsätzlich können alle gängigen Cloudspeicher oder auch eine schulinterne Ablagestruktur für die Datenablage der Materialien verwendet werden.

Wichtig ist, dass alle Materialien am selben Ort in der Datenablage abgespeichert werden. Damit behält man einen besseren Überblick. Sobald die Daten mit der Lernlandkarte verlinkt sind, dürfen diese nicht mehr verschoben werden, da sonst der Link auf der Karte nicht mehr funktioniert.

Anleitung zur Umsetzung einer Lernlandkarte mit Miro

Miro ist ein digitales Whiteboard – und es ist schnell, kostenlos und benutzerfreundlich. Damit kannst du jederzeit und überall mit deinen Teammitgliedern, deinem Kollegium, Mitstudierenden, und Schülerinnen und Schülern zusammenzuarbeiten.

Hinterlegen von Materialien auf der Lernlandkarte

• Hinterlege zuerst die Materialen auf der Ablageplattform

• Markiere anschliessend das Dokument, welches du hinterlegen möchtest.

• Mit Rechtsklick auf das Dokument öffnet sich ein neues Fenster

• Wähle hier nun den Reiter Freigabe und Rechte

• Nun öffnet sich ein neues Fenster. Du hast nun verschiedene Möglichkeit, je nachdem, ob du möchtest, dass die Materialien öffentlich zugänglich sein sollen oder nur für diejenigen, die zugriffsberechtigt sind. Wenn du die Option gewählt hast, wählst du «LINK KOPIEREN».

Nun wechselst du auf die Plattform der Lernlandkarte:

• Klicke auf das Feld T, um ein Textfeld erstellen zu können und positioniere dieses an der von dir gewünschten Stelle. Du musst mindestens einen Buchstaben ins Textfeld schreiben.

• Nun machst du einen Rechtsklick ins Textfeld. Im nun geöffneten Fenster klickst du auf «verlinken mit».

Anschliessend öffnet sich ein Fenster, in welches du den kopierten Link einfügen kannst.

So erstellst du ein Erklärvideo

Diese Anleitung kann Schülerinnen und Schülern für die selbständige Erstellung von Lernvideos in die Hand gegeben werden.

Vorbereitung des Inhaltes

Mindmap: Verschaffe dir als erstes einen Überblick darüber, was alles in deinen Videoclip eingebaut werden muss.

o «Was ist zentral?»

o «worauf will ich besonders hinweisen?»

Storyboard: In einem Storyboard schreibst du genau auf, was du an welcher Stelle des Filmes sagen willst. Es ist nicht ratsam, bei der Aufnahme des Clips frei zu sprechen. Zu gross ist die Gefahr, dass du dabei ins Stocken gerätst oder deine Sätze holprig und unpräzise wirken. Bleibe mit deiner Sprache knapp aber präzise.

Bildmaterial: Überlege dir genau, wie du deinen Sachverhalt bild-lich gut darstellen kannst. Dazu kannst du Zeichnungen, Graphiken und Texte herstellen, aber auch Fotos, kurze Filmsequenzen oder Gegenstände verwenden.

Bereite nun die Materialien so vor, wie du sie im Video verwenden möchtest.

Vorbereitung der Aufnahme

Nachdem du das Storyboard geschrieben und das benötigte Material zusammengestellt hast, kannst du dich an die eigentliche Herstellung des Filmes machen. Je nach Technik, die du verwendest, ist es praktisch, wenn du den Film nicht allein machst, sondern ihr zu zweit oder dritt arbeitet. Es ist nämlich schon sehr anspruchsvoll, wenn du dich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren musst.

Deshalb: Teilt euch die Arbeiten auf!

Aufnahme

Aufnahmestudio einrichten: Deine Aufnahmen kannst du entweder mit einem Handy, einem Tablett oder einem digitalen Fotoapparat herstellen. Um gute, überzeugende Resultate zu erhalten, gibt es das Eine oder Andere zu beachten:

o Arbeite unbedingt mit einem Stativ, damit die Clips nicht verwackelt werden.

o Leuchte dein Aufnahmefenster möglichst von allen Seiten aus. Verwende dazu Leuchten mit weissem Licht.

o Ideal ist, wenn du mit einer weissen Unterlage arbeitest. Klebe also ein grosses, weisses Papier (min. A1) auf die Tischfläche oder allenfalls auf den Boden.

o Markiere auf dieser Fläche den Ausschnitt, der dann in der Filmsequenz sichtbar ist, damit du weisst, wohin du die Bilder und Gegenstände legen musst.

o Spanne das Handy, Tablet oder die Kamera in das Stativ ein und richte diese so aus, dass das auf der Unterlage festgelegte Aufnahmefenster, genau im Fokus der Kamera ist.

Eventuell ist es sinnvoll, neben dem Mikrofon der Kamera noch ein zusätzliches Aufnahmegerät einzusetzen

Aufnahme vorbereiten: Damit eine gute Aufnahme entsteht, sind folgende Punkte zu beachten:

o Übe den Text so lange, bis du ihn fliessend und ohne zu stolpern sprechen kannst. Achte darauf, dass du natürlich und in angenehmem Tempo sprichst und kurze Gedankenpausen einlegst. Das macht es für die Zuhörer angenehmer, dem Text zu folgen.

o Gestalte den gesprochenen Text lebendig. Verändere z.B. den Ausdruck der Sprache.

o Lege alle Gegenstände und Bilder, die du für die Aufnahme brauchst, in Reichweite bereit.

o Mache einen vollständigen Probelauf

o Achte darauf, dass keine Nebengeräusche die Aufnahme stören. Um einen störungsfreien gesprochenen Text zu erhalten, ist es wichtig, dass du das Mikrophon nicht allzu nahe vor deinem Mund hast.

o Speichermedium: Hast du eine SD-Karte in der Kamera und allenfalls im Mikrophon? Wohin werden die aufgenommenen Medien anschliessend gespeichert. Wie benennst du die Dateien, damit du dich nachher mit diesen noch zurechtfindest?

Erstellung eines QR-Codes

Die fertiggestellten Materialien kannst du nun in eine Cloud hochladen. Dem Speicherort ist eine URL, also eine Internetadresse, hinterlegt. Mit dem QR-Code-Generator «goqr.me» kannst du nun aus dieser URL einen QR-Code generieren. Die App fragt dich ab, ob du den QR-Code als JPEG oder als PNG herunterladen möchtest. Für unsere Zwecke spielt es keine Rolle, welches der beiden Formate du wählst. Deine QR-Codes sollten eine Grösse von mindestens 2 cm x 2 cm haben und eine Auflösung von 400 mp aufweisen.

Die QR-Codes lassen sich nun kopieren und in ein Dokument einfügen oder auf Etiketten drucken und dann z.B. auf die Lernlandkarte oder ins Merkheft kleben.

Literatur und Hinweise

Literatur

• M. Meyer, M. Meyer, C. Jansen: Unterrichten mit Lernlandkarten

• Schule konkret 3/20: Lernlandkarten – ein Instrument für selbstorganisiertes Lernen: https://www.swch.ch/files/downloads/schulekonkret/2020/editorial/03_20_Lernlandkarten.pdf

Online-Material

• https://unterrichten.digital/2023/01/11/lernlandkarten-lernpfade-unterricht-tools/

• Lernlandkarten Mathematik Primarschule auf dem Kompetenzmodell der FHNW (Martin Rothenbacher) https://schul-in.ch/lernbegleitung/lernlandkarten/

• Graphische Lernlandkarten erstellen und vielseitig nutzen https://zfl-lernen.de/lernmodule/methoden/grafische-lernlandkarten/

Videos

• Genially – Lernpfade und Lernlandkarten erstellen (Tutorial) – 09.11.2024 https://www.youtube.com/watch?v=Xekv-cn-1Go

• Padlet – Lernpfade und Lernlandkarten erstellen (Tutorial) – 09.11.2024

https://www.youtube.com/watch?v=gvHOxQW8JhE

MARGRET SCHERRER

Langjährige Sekundarlehrerin und Fachbereichsverantwortliche für Mathematik am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen an der PHBern

In ihren letzten Berufsjahren hat sich Margret Scherrer intensiv mit der Frage beschäftigt, wie Schülerinnen und Schüler gut und nachhaltig lernen können und damit der Bedeutung lehrpersonenunabhängigen Lernens als Teil des gesamten Lernens mehr aufmerksamkeit geschenkt.

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