Unsere Wärme 1/2024

Page 1

Das österreichische Magazin für energieeffizientes Heizen mit flüssiger Energie.

Österreichische Post AG, MZ 24Z044386 M

WEKA Industrie Medien GmbH, 1200 Wien

EWO Energie.Wärme.Österreich

Franz-Keim-Gasse 6/Top 2, 2340 Mödling

www.ewo-austria.at

Warum es sich auszahlt, beim bewährten Heizsystem zu bleiben.

Österreich

bleibt

flussig flussig

Ohne flüssige Brennstoffe geht es nicht

Familie Duller vertraut ihrer Ölheizung.

Seite 10

Schwerpunkt

Die Debatte um ein „Ölheizungsverbot“ hat mit dem überarbeiteten EWG ein Ende. Seite 6

ACHTUNG!

Die nächsten beiden Ausgaben von UNSERE WÄRME sind nur digital erhältlich! Informationen zum Bezug auf S. 27 oder direkt anmelden unter www.ewo-austria.at/ newsletter

Trends

Forschungs- oder Produktionsstätten für flüssige Energieträger aus erneuerbaren Quellen in Österreich. Seite 16

Umfrage

Rekordverdächtige Online-Befragung.

Seite 24

1
2024

Die nächsten beiden Ausgaben von UNSERE WÄRME sind nur digital erhältlich! Informationen zum Bezug auf S. 27 oder direkt anmelden unter www.ewo-austria.at/ newsletter

ÖLHEIZUNG

www.ewo-austria.at

FLEXIBILITÄT

Flüssige Energieträger spielen eine wichtige Rolle in der Energiewende: Ihre Speicherbarkeit im eigenen Tank ermöglicht Ölheizungshaushalten eine individuelle und flexible Bevorratung. Aus diesem Grund setzt sich EWO (Energie.Wärme.Österreich) für die Erforschung und Entwicklung von klimafreundliche Flüssig-Brennstoffen für die Raumwärme ein.

ABMELDEHINWEIS: Dieses Magazin wird im Auftrag von EWO verschickt. Möchten Sie das Magazin nicht mehr erhalten, haben Sie folgende Möglichkeiten, die Zusendung abzubestellen: E-Mail: info@ewo-austria.at, Tel.: +43 720–72 10 33 oder Postanschrift: EWO Energie.Wärme.Österreich, Franz-Keim-Gasse 6/Top 2, 2340 Mödling. Bitte nennen Sie uns dazu Ihren vollen Namen und Postanschrift. Bei Abmeldung erfolgt die Entfernung Ihrer Daten aus der Versandliste bis zur nächsten Ausgabe von „Unsere Wärme“. Wurde das nachfolgende Magazin bereits in Auftrag gegeben, erfolgt die Abmeldung erst zur übernächsten Ausgabe. Alle Details zur Nutzung Ihrer Daten finden Sie in den Datenschutzbestimmungen unter www.ewo-austria.at.

Foto: EWO
ACHTUNG!
WIR SIND UNABHÄNGIG MIT UNSERER

Das Informationsbedürfnis der ölheizenden Haushalte ist hoch. Mit unserer Webinar-Serie haben wir daher Ende März ein neuartiges Format gestartet. Das Interesse daran war enorm. Bereits am ersten Online-Workshop, der sich dem Vergleich unterschiedlicher Heizsysteme widmete, nahmen rund 500 Personen teil (mehr darüber auf Seite 18).

Die nächsten Themen stehen bereits fest: Im September und November werden sich unsere Expertinnen und Experten mit Hybridanlagen und den rechtlichen Rahmenbedingungen des Raumwärmemarktes seitens der EU und des österreichischen Gesetzgebers befassen.

Vorteile flüssiger Energieträger

Zu den zentralen Aufgaben des EWO zählen die Interessenvertretung und Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der ölheizenden Haushalte. Immerhin rund 600.000 Haushalte bzw. 2 Millionen Menschen in Österreich beziehen ihre Wärme von einer Ölheizung.

Zur großen Erleichterung dieser vielen Menschen im Land ist es gelungen, die ursprünglich geplanten starken Einschränkungen für Ölheizungen abzuwenden. Stattdessen wird nun auf Förderungen für einen Heizungsumstieg auf erneuerbare Energieträger gesetzt. Viele Gründe sprechen jedoch dafür, das bewährte Heizungssystem beizubehalten, anstatt eine funktionierende Ölheizung durch eine andere Technologie zu ersetzen. Flüssige Brennstoffe weisen eine hohe Energiedichte auf und sind besonders gut und langfristig lagerfähig. Das verschafft Unabhängigkeit bei Einkauf und Betrieb und erhöht die Versorgungssicherheit.

Nicht zuletzt wird die bestehende Ölheizung durch die Verwendung von Flüssig-Brennstoffen aus erneuerbaren Quellen klimafreundlich und zukunftssicher. Hunderttausende Haushalte könnten somit ihre bewährte Infrastruktur (Heizung, Tank) beibehalten. Das ist wesentlich nachhaltiger als die Entsorgung eines bestehenden Systems mitsamt einer ausgereiften Technologie.

Mag.

6,9 PROZENT

2023 ging der österreichische Treibhausgas-Ausstoß um 6,9 Prozent bzw. 5 Millionen Tonnen zurück – so eine erste Hochrechnung des Wegener Centers der Universität Graz. Der CO2Fußabdruck erreichte damit den niedrigsten Wert seit den 1980er Jahren.

Die Emissionen sanken in allen Sektoren inklusive dem Gebäudebereich. Rückläufig war insbesondere der Verbrauch fossiler Brennund Kraftstoffe. Einzige Ausnahme: Kerosin. Der Treibhausgas-Ausstoß des Flugverkehrs stieg im Vorjahr um rund ein Viertel auf 4,7 Millionen Tonnen.

Quelle: WEGC, Dezember 2023 –

3 1 | 2024 unsere wärme EDITORIAL
ZAHL ZUM ÖL
Foto: Adobe Stock

In ganz Österreich werden flüssige Brenn- und Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen beforscht, getestet oder bereits produziert.

IMPRESSUM

Herausgeber:

EWO Energie.Wärme.Österreich

Franz-Keim-Gasse 6/Top 2, 2340 Mödling

Tel.: +43 720-72 10 33

ZVR-Zahl 870448279

Geschäftsführer: Mag. Martin Reichard

Medieninhaber:

WEKA Industrie Medien GmbH

Dresdner Straße 43, 1200 Wien

Tel.: +43-(0)1-40410 www.industriemedien.at

Geschäftführerin: Beatrice Schmidt

Unternehmensgegenstand:

Unterstützung der Verwendung von Heizsystemen, die mit flüssigen Brennstoffen betrieben werden, Forschung und Entwicklung von flüssigen Brennstoffen und Mitgestaltung des Weges von fossilen Brenn- und Kraftstoffen zu FlüssigBrennstoffen aus erneuerbaren Quellen.

Fotos: Wenn nicht anders angegeben, liegen die Fotorechte bei EWO

Coverfotos: Adobe Firefly, Florian Gunzer

Redaktion: Mag. Daniela Purer, Reinhard Ebner

Art Director: Nicole Fleck

Druck: Ferdinand Berger & Söhne GmbH

Auflage: 103.440 Stück

Das Ehepaar Duller schätzt an seiner Ölheizung besonders die einfache Handhabung.

5 Kurz & feurig

Die neuesten Entwicklungen aus der Branche.

SCHWERPUNKT

6 Österreich bleibt flüssig

Für vier Heizperioden testete Alois Paar den Einsatz klimafreundlicher Flüssig-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen in seiner Ölheizungsanlage.

TRENDS & TECHNIK

15 Recht

Der Ölkessel bleibt.

16 Flüssig und klimafreundlich

Wir haben uns bei den heimischen Energiepionieren umgesehen.

Sie haben Fragen, Anregungen oder Wünsche?

Treten Sie mit uns in Kontakt!

Sie haben technische oder juristische Fragen zum Thema „Heizen mit Öl“, Anregungen zu unserem Magazin „Unsere Wärme“ oder wollen mehr als nur eine Ausgabe beziehen?

Dann senden Sie uns eine Mail an info@ewo-austria.at. Für mehr Infos, News oder Wissenswertes über die Aktivitäten des Kompetenzzentrums für flüssige Energie am Raumwärmemarkt melden Sie sich gerne für unseren Newsletter an: www.ewo-austria.at/newsletter

Statt eines Ölheizungsverbots gibt es Förderungen für einen Umstieg bei der Technologie der Wärmebereitstellung.

10 Homestory

Josef und Helene Duller aus Kärnten beheizen ihr Haus seit 35 Jahren mit Öl.

13 Facts

14 Ombudsmann

19 Leser:innenfrage

26 Rätsel

18 Webinare

Der Vergleich macht sicher.

20 Interview

Prof. Dr. Michael Bräuninger spricht über die klimafreundliche Zukunft des Energiesystems.

22 Innovation

HVO-Zukunft in Hartberg.

23 Nachgefragt

Wünsche an die Zukunft.

24 Umfrage

8.627 ölheizende Haushalte beteiligten sich an der Online-Befragung.

NEWS
STANDARDS
202021021
4 1 | 2024 unsere wärme INHALT
16 10
Foto: Florian Gunzer Foto: Adobe Stock
22
Foto: Robert Bosch AG

Kurz & feurig

Spannende Fakten rund um Energie und klimafreundliche Brennstoffe.

Meilenstein für flüssigen Klimaschutz

Auf Initiative und unter Projektverantwortung des EWO wurde eine ÖNORM für synthetische FlüssigBrennstoffe aus erneuerbaren Quellen entwickelt. „Damit ist ein wichtiger Meilenstein für die Anerkennung klimafreundlicher Flüssig-Brennstoffe gesetzt“, freut sich Ing. Christian Ulrich, technischer Produktmanager des Kompetenzzentrums für flüssige Energie am Raumwärmemarkt.

Norm für klimafreundliche Flüssig-Brennstoffe

Die ÖNORM C 1116, die nun den Stand der Technik repräsentiert, widmet sich den Anforderungen und Prüfverfahren für paraffinische Heizöle und erlangte im Oktober des Vorjahres Gültigkeit. Von der bei Austrian Standards International (ASI) initiierten Norm erfasst

KOPF & SAGER

sind beispielsweise HVO-Brennstoffe (aus hydrierten Pflanzenölen) wie auch aus Biomasse, Abfällen und Reststoffen erzeugte FlüssigBrennstoffe (Biomass-to-Liquid, Waste-to-Liquid). Ulrich: „In der neuen Norm geht es um rein paraffinische Flüssig-Brennstoffe, die mittels Synthese- oder Hydrierverfahren hergestellt wurden.“ Diese ermöglichen eine klimafreundliche Zukunft der Ölheizung.

„MIT UNSEREM HEUTIGEN WISSENSSTAND KÖNNTEN WIR EINE MILLIARDE TONNEN FOSSILER DURCH KLIMAFREUNDLICHE BRENN- UND KRAFTSTOFFE ERSETZEN.“

Katja Wodjereck, Neste

ANGEMERKT

» Viel Strom für Elektroautos

Die Elektromobilität lässt den Strombedarf explodieren. Laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC und des Fraunhofer-Instituts für Systemund Innovationsforschung könnte der EU-Stromverbrauch dadurch bis 2040 von 16 auf 355 (!) Terawattstunden ansteigen.

» Abkehr vom Ausstieg

Das Interesse an einem Ausstieg aus Heizungssystemen für flüssige Brennstoffe sinkt in der Bevölkerung – so das Ergebnis der jüngsten „Stadtwerkestudie“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY (Dezember 2023). Gegenüber dem Vorjahr ging der Anteil wechselwilliger Haushalte um sieben Prozentpunkte zurück.

» Mehr BIP, weniger CO2

Die heimische Wirtschaftsleistung hat sich von den Treibhausgas-Emissionen entkoppelt. Letztere waren 2022 um 21,6 Prozent unter jenen des Jahres 2005. Das Wirtschaftswachstum, gemessen am realen Bruttoinlandsprodukt, betrug in diesem Zeitraum hingegen kumuliert 25 Prozent (Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria).

» AKW an den Grenzen

Die tschechische Regierung hat die AKW-Ausschreibung erweitert. Damit steht nun fest, dass je zwei weitere Reaktorblöcke in den Atomkraftwerken Dukovany und Temelín errichtet werden sollen. Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes wird die Atomkraft in vielen Ländern Europas ausgebaut.

» Die Flop-Ten Zehn Länder sind für 69 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Den größten Anteil hält China mit rund einem Drittel, gefolgt von den USA und Indien. Zusammen stoßen diese drei Staaten mehr als die Hälfte des globalen Treibhausgases aus (Quelle: Joint Research Center der EU-Kommission).

Foto: Audi AG 5 1 | 2024 unsere wärme NEWS
Foto: Valokuvaaja

Österreich bleibt

flüssig flüssig

6 1 | 2024 unsere wärme SCHWERPUNKT
Foto: Adobe Stock, Adobe Firefly

Statt eines Ölheizungsverbots gibt es Förderungen für einen Umstieg bei der Technologie der Wärmebereitstellung.

WARUM ES SICH

TROTZDEM AUSZAHLT, BEIM BEWÄHRTEN

HEIZSYSTEM

FÜR FLÜSSIGE

BRENNSTOFFE ZU BLEIBEN.

Für hunderttausende Haushalte in Österreich ging das Vorjahr erfreulich zu Ende: Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) wurde doch noch in wesentlichen Punkten überarbeitet und in der neuen Form mittlerweile auch beschlossen. Die Debatte zu einem „Ölheizungsverbot“ hat damit ein Ende. Weggefallen ist auch der ursprünglich angedachte Stufenplan zur Stilllegung bestehender Ölkessel.

„Dass die Regierungsvorlage grundlegend überarbeitet wurde, ist unter anderem ein Erfolg der Arbeit unserer Interessenvertretung“, resümiert EWO-Geschäftsführer Mag. Martin Reichard.

Ölkessel-Boom in Deutschland

Ein warnendes Beispiel für die Regierung dürfte auch die Situation in Deutschland gewesen sein. Dort führte eine ähnliche Diskussion rund um das sogenannte Gebäudeenergiegesetz (GEG) nicht zur Abkehr vom Ölkessel, sondern ganz im Gegenteil zu einem regelrechten Boom dieser in der Bevölkerung beliebten Heizungstechnologie.

Laut den Zahlen des Bundesverbands der deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat sich die Zahl

der verkauften Ölbrennwertgeräte im Vorjahr auf 109.000 Stück mehr als verdoppelt. „Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte sorgte die Debatte um die GEG-Novelle für gesteigerte Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen, während sich der Absatz von Wärmepumpen rückläufig entwickelte“, so BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt.

„Ansatzweise war auch hierzulande ein derartiger Effekt festzustellen“, beobachtet der niederösterreichische Installateurmeister Niklas Bruckner. Er begrüßt die neue Regelung: „Mit Zwängen und Verboten kann man die Menschen nicht für das an sich wichtige Anliegen der Dekarbonisierung und der Klimawende gewinnen.“

Juristischer Beistand

Ein „Stilllegungsgebot“ hätte die ölheizenden Haushalte in Österreich viel rascher als die Bewohner anderer Länder in Europa und der Welt gezwungen, Umstiegsmaßnah-

„FINANZIELLE MITTEL SOLLTEN NICHT FÜR

MARKTVERZERRUNGEN UND ZUR BEVORZUGUNG EINZELNER ENERGIETRÄGER EINGESETZT WERDEN.“

Christa Bezucha-Wendler, EWO

men bei der Heizungstechnologie zu setzen und dafür zehntausende Euro an Umbau-Investitionen auszugeben.

Kritik von juristischer Seite kam an den damit verbundenen Eigentumsbeschränkungen. So dürfe nicht vergessen werden, dass soziale Allgemeininteressen (Bekämpfung von Energiearmut), volkswirtschaftliche Interessen (Versorgungssicherheit) sowie die Existenzbedrohung von Branchen und Bevölkerungsgruppen dem Klimaschutz entgegenlaufen können, hieß es etwa bereits 2022 im Editorial eines Fachblatts für Wirt-

EWO-Geschäftsführer

Martin Reichard:

„Dass das EWG grundlegend überarbeitet wurde, ist auch ein Erfolg der Arbeit unserer Interessenvertretung.“

Eckpunkte des EWG

Worauf sich die Regierung beim Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) geeinigt hat: im Neubau: Einbauverbot für neu zu errichtende Anlagen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Um- und Zubauten sind davon nicht betroffen. im Bestand: Weder gibt es ein Ölheizungsverbot noch eine Verpflichtung zur stufenweisen Stilllegung von bestehenden Ölheizungen. Auch ein Kesseltausch, also der Umstieg von einem alten Ölkessel auf ein modernes Ölbrennwertgerät, ist ohne Einschränkungen zulässig. Ausnahme ist das Bundesland Salzburg, wo schon in der Vergangenheit für diesen Fall eine Bewilligung samt Alternativenprüfung vorgeschrieben war.

Foto: EWO 7 1 | 2024 unsere wärme SCHWERPUNKT

BDH-Hauptgeschäftsführer

Markus Staudt:

„In Deutschland sorgte die Debatte um gesetzliche Änderungen für eine Verdoppelung der Verkaufszahlen von Ölheizungen.“

schaftsrecht. Das ist sachlich kaum zu rechtfertigen, wenn andernorts pro Jahr dutzende neue Kohlekraftwerke gebaut werden.

„Zurücklehnen können und wollen wir uns trotz allem nicht“, kommentiert EWO-Rechtsexpertin Mag. Christa Bezucha-Wendler das neue EWG. „Es gibt noch viel zu tun.“ Eine wichtige Aufgabe sei es nun etwa, die Anerkennung klimafreundlicher Flüssig-Brennstoffe auch in den Bundesländern voranzutreiben.

mit der Ölheizung vergeben. Die Wahrscheinlichkeit, auch noch in zehn Jahren die derzeitige Heizungsanlage zu verwenden, wurde im Schnitt mit 70 Prozent angegeben. Dabei sind die ölheizenden Haushalte durchaus gewillt, in Klimaschutz- und Energieeffizienz-Maßnahmen zu investieren. 40 Prozent hegen aktuell Sanierungs- und Renovierungspläne für ihren Wohnraum, dazu zählt die Wärmedämmung ebenso wie ein Fenster- und Türentausch.

Gefordert

Für eine klimafreundliche Zukunft des Raumwärmemarktes braucht es politische Weichenstellungen, die über das Erneuerbare-WärmeGesetz hinausgehen. Das fordert das EWO:

die Anerkennung von „Green-FuelsReady“-Geräten (Ölkessel, die für die Verwendung mit klimafreundlichen Flüssig-Brennstoffen geeignet sind) im Neubau die Vereinheitlichung von Bundesund Landesgesetzen (keine vom Bundesgesetz abweichenden behördlichen Vorgaben bei einem Ölkesseltausch)

eine Verbesserung der Förderpolitik (Förderungen für Forschung und Produktion klimafreundlicher Flüssig-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen)

Eine weitere Baustelle bleibt die Förderpolitik. „Finanzielle Mittel sollten nicht für Marktverzerrungen und zur Bevorzugung einzelner Energieträger eingesetzt werden.“ Stattdessen gilt es gerade jetzt, die Erforschung und Produktion klimafreundlicher Flüssig-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen zu unterstützen.

Das denken die Ölheizer:innen

Stattdessen wird das Füllhorn über jene ausgeschüttet, die bereit sind, sich von ihrer funktionierenden Ölheizung zu verabschieden. Allzu groß dürfte diese Bereitschaft allerdings nicht sein. Bei einer jüngsten EWO-Umfrage mit Rekordbeteiligung (mehr als 8.600 Rückmeldungen!) wurde die Topnote 4,8 auf einer Skala bis 5 zur Zufriedenheit

Dass Hybridanlagen, also die Kombination unterschiedlicher Heizsysteme, nicht förderfähig sind, wird kritisch gesehen. Jeder Vierte sieht die Förderung von Hybridanlagen als geeigneten Verwendungszweck der CO2-Steuer, die derzeit unter anderem auf fossile Brennstoffe eingehoben wird.

Fast drei Viertel wünschen sich zudem, dass die Steuer in die Förderung klimafreundlicher Flüssig-Brennstoffe fließt. Bekanntlich geht rund ein Drittel des Heizölpreises an den Staat, der mit Mineralölsteuer, CO2-Steuer und Umsatzsteuer gleich dreifach von den ölheizenden Haushalten kassiert.

Smart & hybrid

Es gibt triftige Gründe, bei der funktionierenden Ölheizung zu bleiben. Je nach Wohnsituation

8 1 | 2024 unsere wärme SCHWERPUNKT
BDH Foto: IWO D
Foto:

Neue Ölbrennwertgeräte sind „Green Fuels Ready“ und damit bereit für die Zukunft klimafreundlicher FlüssigBrennstoffe.

können jedoch gute Argumente dafür sprechen, diese um eine Technologie zu ergänzen, beispielsweise um eine Brauchwasser-Wärmepumpe für die Sommermonate. „Ein derartiges Gerät hat meist eine Lebensdauer von vielen Jahren“, weiß EWO-Ombudsmann DI Ge -

„DIE KOSTEN

EINES HEIZUNGSUMSTIEGS KÖNNEN LOCKER 30.000 BIS 50.000 EURO BETRAGEN.“

Gerald Petz, EWO

rald Petz. Praktischer Nebeneffekt: Wird die Wärmepumpe im Keller aufgestellt, kühlt sie die Räumlichkeiten zugleich ab und sorgt für verringerte Luftfeuchtigkeit.

Auch die Kombination einer Ölheizung für die kältesten Monate des Jahres mit einer Luftwärmepumpe für die Übergangszeit ist möglich. Vor einem unüberlegten Komplettumstieg warnt der EWO-Ombudsmann aufgrund der Erfahrungen aus seiner Beratungstätigkeit. „Ölheizende Haushalte haben in den wenigsten Fällen eine Fußbodenheizung, sondern meist Heizkörper, die auf höhere Temperaturen ausgelegt sind.“

Je höher die erforderliche Heizkörpertemperatur, umso ineffizi-

enter ist darüber hinaus auch der Betrieb der Wärmepumpe. Mit jedem zusätzlichen Grad sinkt die Effizienz beträchtlich. Für rechtliche Probleme sorgen zunehmend auch die Schallemissionen der für gewöhnlich im Außenbereich installierten Geräte. „Laut den Landesgesetzen dürfen diese einen Wert von 35 Dezibel an der Grundstückgrenze zum Nachbarn nicht überschreiten. Das entspricht in etwa einem Abstand von vier bis sechs Metern.“

Klimafreundlich & flüssig Entsprechend unverständlich sei die gegenwärtige All-Electric-Strategie der Politik – zumal angesichts des Strommixes hierzulande. Österreich importiert tendenziell von Jahr zu Jahr mehr Strom aus Nachbarländern, wo dieser zum Teil in kalorischen Kohlekraftwerken hergestellt wird.

Auch der Umstieg zu anderen Heizungssystemen wie Pelletkessel oder Fernwärme ist nicht ohne Weiteres möglich (mehr dazu auf Seite 14). Petz rät aus diesem Grund dazu, sich zunächst eingehend mit der Thematik zu beschäftigen, ehe eine Entscheidung getroffen wird.

„Die Kosten einer Umstellung können locker 30.000 bis 50.000 Euro betragen. Da bleibt auch nach Abzug der großzügigen Förderungen noch eine erkleckliche Summe übrig.“ Nicht zu vergessen: Die Haushalte müssen diese Investitionen bis zur Bearbeitung durch die Förderstelle und zur Überweisung der Fördersumme selbst vorfinanzieren.

Angesichts dieser Situation scheint es sinnvoller, auf klimafreundliche Flüssig-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen zu setzen. Neue Ölbrennwertgeräte, die das Label „Green Fuels Ready“ tragen, sind für den Einsatz dieser Alternativen bestens geeignet und darauf geprüft. „Und auch für Ölkessel älteren Datums gibt es technische Lösungen“, sagt Petz.

Handwerkerbonus (auch für neue Ölkessel) handwerkerbonus.gv.at

Installateurmeister

Niklas Bruckner:

„Mit Zwängen und Verboten kann man die Menschen nicht für das an sich wichtige Anliegen der Klimawende gewinnen.“

Fürs Sanieren kassieren

Durch die thermische Sanierung von Gebäuden lassen sich der Energieverbrauch und damit die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Finanziell unterstützt wird dies durch einen „Sanierungsbonus“ von bis zu 42.000 Euro.

Förderfähig sind Sanierungsmaßnahmen im privaten Wohnbau gemäß klimaaktiv-Standard bzw. gutem Standard sowie Teilsanierungen, durch die der Heizwärmebedarf um mindestens 40 Prozent verringert wird. Einen Zuschlag gibt es bei Verwendung von Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen.

Geförderte Maßnahmen:

Dämmung der Außenwände

Dämmung der obersten Geschoßdecke bzw. des Dachs

Dämmung der untersten Geschoßdecke (Kellerboden)

Tausch oder Sanierung der Fenster und Außentüren

9 1 | 2024 unsere wärme SCHWERPUNKT
Foto: Haustechnik Bruckner Fotos: Buderus, Bösch

„WIR VERTRAUEN AUF ÖL, DA ES EINE GÜNSTIGE HEIZMETHODE IST.“ Josef Duller

„Ohne flüssige

10 1 | 2024 unsere wärme HOMESTORY
Brennstoffe geht es nicht!“

Familie Duller aus Kärnten vertraut seit 1989 auf ihre Ölheizung. Im Jahr 2021

tauschte sie den Heizkessel gegen einen modernen Öl-Brennwertkessel.

Ihr Hauptargument dabei: EINE KOSTENGÜNSTIGE HEIZFORM, die einfach zu handhaben ist, zu behalten.

In der Kärntner Gemeinde Magdalensberg genießen Helene und Josef Duller nicht nur den großartigen Ausblick auf die Karawanken, sondern auch ihre Pension. Seit 1989 wohnen die beiden in einem zweistöckigen Haus mit 195 Quadratmetern Wohnfläche. Das Ehepaar beheizt das Haus seit 35 Jahren mit Öl und ist damit sehr zufrieden, wie Josef Duller erzählt: „Wir vertrauen auf Öl, da es eine günstige Heizmethode und sehr einfach zu handhaben ist. Weitere Vorteile sind die Zuverlässigkeit und die exakte Regelung

der Raumtemperatur. Wir bleiben bei der Ölheizung, weil wir der Meinung sind, dass es ohne flüssige Brennstoffe einfach nicht geht.“

Auch auf die Bequemlichkeit, die ihre Ölheizung mit sich bringt, möchte das Ehepaar nicht verzichten: „Im Winter ist es gemütlich warm, außerdem können wir die Kosten immer sehr genau abschätzen.“

4.000 Liter Fassungsvermögen Im Jahr 2021 tauschte Familie Duller den Heizkessel gegen einen modernen Öl-Brennwert-

Bei der Einrichtung setzte das Ehepaar auf lokale Tischler.

11 1 | 2024 unsere wärme HOMESTORY
Fotos: Florian Gunzer

Im Jahr 2021 tauschte die Familie den Heizkessel gegen einen modernen Öl-Brennwertkessel.

Bei kälteren Temperaturen verbringen Helene und Josef Duller die Zeit am liebsten beim Kartenspielen.

kessel und eine Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung. Auch die gesamte Installation im Heizraum, wie zum Beispiel die Umwälzpumpen, ließ Herr Duller erneuern. Das Heizöl lagert der ehemalige Jurist neben dem Heizraum in zwei Kunststofftanks mit je 2.000 Litern Fassungsvermögen.

Getankt wird nur einmal pro Heizsaison. Beheizt werden vor allem die Räume im Erdgeschoss. Wären klimafreundliche Flüssig-Brennstoffe als Alternative zum herkömmlichen Heizöl auf dem Markt verfügbar, würde Josef Duller sie auf jeden Fall nutzen. „Wir wünschen uns nur, dass die Markteinführung schneller geht!“

Das Grundstück, ein ehemaliges Getreidefeld, hat Josef Duller von seiner Mutter geerbt. Das Haus hat

er im Jahr 1986 in Eigenregie mit 38 Zentimeter dicken Poroton-Ziegeln gebaut und außen mit einem atmungsaktiven Super-Thermoputz versehen. Im Jahr 2015 machte ein Totalschaden durch Hagel eine Neueindeckung des Daches notwendig. „Die Doppeldeckung aus Eternit ist durch den Hagel in kleine Stücke zerbröselt. Jetzt haben wir ein Ziegeldach. Damit sind wir nun sehr zufrieden“, sagt Duller. Besonders stolz ist Familie Duller auf ihren Gemüsegarten. Dieser umfasst ungefähr 30 Quadratmeter. Dazu kommen noch Blumenbeete, blühende Stauden und grüne Hecken auf über 100 Quadratmetern. „Wir sind absolute Blumenliebhaber und verbringen viel Zeit in unseren Beeten“, erklärt Josef Duller.

12 1 | 2024 unsere wärme HOMESTORY
Fotos: Florian Gunzer

Machen Sie Ihr Haus zum Musterhaus! Sie heizen mit Öl und wollen unseren Leser:innen einen Einblick in die Effizienz und Leistung Ihres Heizsystems gewähren? Dann senden Sie einfach eine E-Mail an info@ewo-austria.at

„Unsere Wärme“-Musterhaus:

Familie Weixlberger (Steiermark)

2018 hat Brigitte Weixlberger den Ölbrenner ihrer Heizungsanlage erneuert. Deren Verbrauch beträgt rund 1.500 Liter Heizöl im Jahr (Nutzfläche: 150 Quadratmeter; verbaute Fläche: 220 Quadratmeter). In der Übergangszeit kommt auch ein Kachelofen für Holz und Pellets zum Einsatz. Von der Politik wünscht sich Weixlberger die Anerkennung hybrider Systeme, die mehrere Heizungsarten miteinander kombinieren. Am Heizen mit Flüssig-Brennstoffen schätzt sie die Möglichkeit der Eigenbevorratung dann, wenn der Preis günstig ist. „Mein Tank fasst 6.000 Liter, das entspricht einem Vorrat für vier Jahre.“

Faktencheck

Wie kommt

der Feinstaub in die Luft?

0,4 Stückholz

0,255 Hackgut

Staub-Gesamtemissionen (direkt und vorgelagert) in Gramm je Kilowattstunde

0,172 Pellets

0,09 Fernwärme

0,027 Wärmepumpe JAZ 3.00 (EU-weiter Strommix)

0,026

Heizöl extra-leicht (Brennwertgerät)

Alarmierende Nachrichten verkündete jüngst die EU-Umweltagentur EEA. Gemäß den zuletzt verfügbaren Zahlen von 2021 standen im betreffenden Jahr rund 253.000 Todesfälle mit der Überschreitung der WHO-Grenzwerte für Feinstaub-Emissionen in Zusammenhang. In Österreich waren es laut EEA rund 3.200 Tote. Gesundheitliche Belastungen durch Feinstaub erhöhen das Risiko von Herzerkrankungen, Schlaganfällen, Diabetes, COPD, Asthma und Lungenkrebs.

Hauptverursacher von Feinstaub ist die Industrie. Im Bereich der Raumwärme entsteht der Luftschadstoff zu einem großen Teil bei der Verbrennung von festen Brennstoffen. Die Emissionswerte von Heizöl extra-leicht, gemessen am Energie-Output, betragen nur einen geringen Bruchteil davon.

13 1 | 2024 unsere wärme
Privat
Fotos:
FACTS Quelle: UBA Factsheet, Emissionsfaktoren 2014
Foto: Adobe Stock

Damit es kein böses Erwachen gibt

Mit dem bereits in Kraft getretenen

Erneuerbare-Wärme-Gesetz hat sich die Diskussion über ein mögliches Verbot der Ölheizung in Bestandsbauten erübrigt. Hohe Förderungen eines Umstiegs führen jedoch dazu, dass sich viele Haushalte mit ihrem Heizsystem sowie mit dessen Vor- und Nachteilen beschäftigen, beobachtet Gerald Petz im Rahmen seiner Tätigkeit als EWO-Ombudsmann.

Sein Rat: „Glauben Sie keinen Werbeversprechen! Lassen Sie sich ein verbindliches Angebot erstellen und rechnen Sie selbst nach.“ Ein Vollkostenvergleich berücksichtigt die Anfangsinvestitionen, verbrauchsgebundene Kosten und den wiederkehrenden Wartungsaufwand.

Viele Fragen zur Wahl des richtigen Heizsystems erreichen

EWO-Ombudsmann DI Gerald Petz. Vor Schnellschüssen warnt er. „NEHMEN SIE SICH ZEIT FÜR DIE ENTSCHEIDUNG

DARÜBER“, rät er ölheizenden Haushalten.

Ein Plus der Ölheizung: die hohe Lebensdauer und der geringe Serviceaufwand. „Die österreichischen Haushalte haben ihren Ölkessel häufig seit Jahrzehnten in Betrieb. In dieser Zeit war lediglich der Tank regelmäßig neu zu befüllen sowie vielleicht ab und zu einmal die Öldüse zu wechseln.“

Entsorgung eines funktionierenden Systems? Im Zuge eines geförderten Heizungsumstiegs wäre das funktionierende System der Ölheizung restlos zu entfernen – vom Kessel bis zum Tank. „Das ist zu dokumentieren und zu bestätigen. Sogar das im Tank verbliebene Heizöl muss entsorgt werden.“

Die Neuinvestitionen wiederum beschränken sich oftmals nicht auf den Wärmeerzeuger. Pellets etwa

benötigen fast viermal so viel Lagerraum, um Brennmaterial mit dem gleichen Energiegehalt wie Heizöl einzulagern. Wer zuvor Heizöl für drei Jahre bevorraten konnte, muss bei einem Umstieg somit während der Heizsaison nachkaufen – oder er erweitert den Lagerraum.

Jahresnutzungsgrad und Preisentwicklung

Scheitholz benötigt sogar achtmal so viel Lagerraum, rechnet Petz vor. Miteinzurechnen ist nämlich auch der jeweilige Wirkungsgrad unterschiedlicher Heizsysteme. Während Ölbrennwerttechnik den Heizwert von Heizöl extra-leicht zu 96 Prozent nutzt, schafft eine Holzheizung einen Jahresnutzungsgrad von nur 75 Prozent.

Im Fall der Fernwärme kommen die Wärmeverluste beim Transport über Rohrleitungen hinzu. Bei einer leitungsgebundenen Wärmeversorgung sind Haushalte zudem an ihren Lieferanten gebunden. Die Verträge sind oftmals langjährig. Und der Preis ist beispielsweise an den Verbraucherpreis- bzw. den Holzpreisindex gekoppelt. „Angesichts der hohen Inflation kommt es hier womöglich nachträglich zu einem bösen Erwachen“, weiß der EWO-Ombudsmann.

Kontakt

Heizöl extra leicht hat die höchste Energiedichte

EWO-Ombudsmann DI Gerald Petz steht Ölheizungsbesitzer:innen mit Rat und Tat zur Seite. Er beantwortet Ihre Fragen und unterstützt Sie bei Anliegen wie Kesseltausch, Behördenverfahren oder Problemfällen. Erreichbar ist er per E-Mail (ombudsmann@ewo-austria.at) oder Telefon (0664/345 87 10).

14 1 | 2024 unsere wärme OMBUDSMANN
Grafik: EWO

Der Ölkessel bleibt

Viel war in den vergangenen Jahren von Ölheizungsverboten und Stilllegungsverpflichtungen zu hören und zu lesen. Jetzt ist klar: Ölheizung und Ölkesseltausch sind im Gebäudebestand AUCH IN ZUKUNFT ERLAUBT.

Noch hat sich die aktuell gültige Rechtslage nicht überallhin durchgesprochen: In Medien, bei Energieberatungen oder Behördenterminen wird zum Teil noch immer von bevorstehenden Verboten oder Befristungen im Zusammenhang mit der Ölheizung gesprochen. „Ölheizungsbesitzerinnen und -besitzer sollten sich davon nicht verunsichern lassen“, plädiert EWO-Rechtsexpertin Mag. Christa Bezucha-Wendler. „Die rechtlichen Grundlagen sprechen eine andere Sprache.“

Was wirklich im EWG steht Bereits vor dem Jahreswechsel wurde das EWG in stark verkürzter Form beschlossen und ist nun seit 29. Februar 2024 in Kraft. Bezucha-Wendler: „Damit ist der Einbau eines Heizsystems, das mit fossilen Brennstoffen betrieben wird, nur im Neubau untersagt. Im Bestand gibt es dafür keine gesetzlichen Grundlagen – kein Austauschverbot, keine

Jetzt ist es schriftlich: Die Ölheizung darf bleiben.

Stilllegungsverpflichtung und keine Einschränkungen bei der Reparatur einer bestehenden Ölheizung.“

Ölheizende Haushalte dürfen somit jederzeit auf moderne Brennwerttechnik umsteigen und auch die

„HAUSHALTE DÜRFEN IN ÖSTERREICH JEDERZEIT

AUF MODERNE ÖLBRENNWERTTECHNIK UMSTEIGEN UND AUCH DIE BESTEHENDE ANLAGE UNEINGESCHRÄNKT WEITERBETREIBEN.“

Christa Bezucha-Wendler

bestehende Anlage uneingeschränkt weiterbetreiben. Einschränkungen in Form einer Bewilligungspflicht samt Alternativenprüfung gelten nur in Salzburg („Unsere Wärme“ berichtete). „Aber auch in diesem Bundesland gibt es keine gesetzliche Grundlage für ein Ende des Ölkessels bis zu einem bestimmten Datum.“

EWO-Rechtsexpertin Mag. Christa Bezucha-Wendler

Kein Verbot

Leider hört und liest man in den Medien immer wieder von einem Ölheizungsverbot oder von einem Austauschverbot. Lassen Sie sich nicht verunsichern. Unser Ombudsmann berät Sie gerne. Aktuelle Informationen zur Rechtslage finden Sie unter www.ewo-austria.at

15 1 | 2024 unsere wärme RECHT
Foto: EWO
Foto: Adobe Firefly

Flüssig & klimafreundlich

In ganz Österreich werden Flüssig-Brennund Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen beforscht, getestet oder bereits produziert. Wir haben uns unter den HEIMISCHEN ENERGIEPIONIEREN umgesehen.

16 1 | 2024 unsere wärme TRENDS
Adobe Stock
Foto:

Forschungs- oder Produktionsstätten für flüssige Energieträger aus erneuerbaren Quellen

Graz ist Österreichs Hochburg, wenn es um die Forschung und Entwicklung rund um flüssige Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen geht. Das liegt nicht zuletzt am Projekt „Innovation Flüssige Energie“ (IFE) heimischer Energiehändler in Kooperation mit Technologiepartner AVL List GmbH („Unsere Wärme“ berichtete).

Aber auch in anderen Städten und Gemeinden Österreichs beschäftigen sich Unternehmen, Forschungsinstitute und Universitäten mit der Herstellung klimafreundlicher flüssiger Brenn- und Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen. Manche dieser Projekte sind über das Forschungsstadium weit hinaus. Die Kapazitäten der Agrana-Raffinerie beispielsweise reichen für die Deckung des gesamten heimischen Bedarfs an Bioethanol. Gewonnen wird dieses aus Restoffen der landwirtschaftlichen Produktion. Agrana-CEO Markus Mühleisen: „Stolz sind wir auf das

mit unserer Bioraffinerie umgesetzte Konzept einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft.“

CO2 als Rohstoff

Elegant ist die Lösung eines Laboratoriums an der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU). Dabei wird Kohlendioxid selbst zum Rohstoff. Gemeinsam mit seinem Team forscht Wolfgang Schöfberger, Uniprofessor für bioorganische Chemie, an einer besonders effizienten Methode der Weiterverarbeitung gemeinsam mit Wasserstoff zu unterschiedlichen Endprodukten, darunter flüssigen Brenn- und Kraftstoffen.

Auf Power-to-Liquid-Verfahren setzt der heimische Mineralölkonzern OMV. Aus Kohlendioxid und Wasserstoff, der mit Hilfe von Ökostrom erzeugt wird, wird nachhaltiger Treibstoff für die Luftfahrt hergestellt. Abnahmeerklärungen für große Mengen der Kerosin-Alternative haben bereits mehrere Fluggesellschaften wie AUA, Lufthansa und Ryanair unterzeichnet.

17 1 | 2024 unsere wärme
TRENDS
WIEN ST. PÖLTEN 2 x TULLN SCHWECHAT LAXENBURG MARIA ENZERSDORF 2 x GÜSSING EISENSTADT
RAABA-GRAMBACH
6 x GRAZ
INNSBRUCK RUM BEI INNSBRUCK 3 x LINZ HALLEIN
FRIEDERSBACH
LEND

Im Rahmen einer Webinar-Serie kommen die EWO-Expertinnen und -Experten via Bildschirm zu Ihnen nach Hause.

Der Vergleich sicher macht

Mit einer Webinar-Serie startete das EWO jüngst ein NEUARTIGES INFORMATIONSFORMAT. Groß war das Interesse an der ersten Folge, die sich dem Vergleich unterschiedlicher Heizsysteme widmete.

Zum Nachsehen Hier geht’s zur Aufzeichnung des ersten und zweiten EWO-Webinars.

Jetzt anmelden

19. September, 18:00 Uhr: Hybridanlagen

• Möglichkeiten und Praxisbeispiele

• Einschätzungen der Installateure und Kesselhersteller

28. November, 18:00 Uhr: Energielandschaft in Österreich und Europa

• Zahlen, Daten, Fakten

Mehr als 500 Interessierte meldeten sich zum allerersten Webinar des EWO an. In der zweiten Märzhälfte informierten die Expertinnen und Experten des Kompetenzzentrums für flüssige Energie am Raumwärmemarkt über die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Heizsysteme sowie über die Umstiegskosten.

60 Fragen langten vorab ein und wurden im Rahmen der Kurzvorträge von Geschäftsführer Mag. Martin Reichard, Ombudsmann DI Gerald Petz, Rechtsexpertin Mag. Christa Bezucha-Wendler, Produktmanager Ing. Christian Ulrich und Marketingleiterin Sabrina Beck, M.A., beantwortet. Im Hintergrund zog Organisatorin Mag. Daniela Krenn die Fäden. Eine Aufzeichnung wurde im Nachgang auf YouTube gestellt und binnen weniger Wochen tausende Male aufgerufen.

Nachgerechnet

Komplexe Sachverhalte nachvollziehbar und verständlich erklärt wurden durch Gerald Petz, der die Ölheizung mit Heizsystemen wie Fernwärme, Wärmepumpe oder Pelletskessel verglich. Der Ombudsmann illustrierte die Erläuterungen mit zahlreichen Tabellen und Beispielrechnungen. Sein Fazit: „Lassen

Sie sich die Ölheizung nicht von der Politik oder den Medien schlechtreden. Sie hat in vielen Haushalten seit Jahrzehnten verlässlich gute Dienste geleistet und wird dies auch morgen noch tun – dann mit klimafreundlichen Flüssig-Brennstoffen.“

Welche alternativen Brennstoffe es für die bestehende Ölheizung gibt und wie die Erfahrungen eines langjährigen Pilotprojekts mit die -

„DANK FLÜSSIG-BRENNSTOFFEN AUS ERNEUERBAREN QUELLEN IST DER ÖLKESSEL EINE ZUKUNFTSSICHERE HEIZFORM.“

Martin Reichard, EWO

sen ausfielen, erzählte Technikexperte Christian Ulrich. Das EWOTeam begrüßte die zahlreichen Teilnehmenden auch zum zweiten Webinar Anfang Mai. Ulrich und Petz informierten darin über den Weg in die Zukunft klimafreundlicher Flüssig-Brennstoffe sowie über Herstellungsverfahren und Potenziale. Näher beleuchtet wurden die Ergebnisse des EWOPilotprojekts zum HVO-Einsatz wie auch die globalen Forschungsund Entwicklungsaktivitäten im Bereich alternative Brennstoffe.

18 1 | 2024 unsere wärme WEBINARE
Foto: Adobe Stock
Fotos: EWO www.ewo-austria.at/webinar

Die ölheizenden

Haushalte sind bereit für klimafreundliche Flüssig-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen.

Wann kommen

die klimafreundlichen Flüssig-Brennstoffe?

Familie M. (6330 Kufstein): Vor einigen Jahren haben wir in ein Ölbrennwertgerät investiert. Der Ölverbrauch und damit auch der CO2-Fußabdruck haben sich dadurch deutlich reduziert. Nun möchten wir unser Heizungssystem so bald wie möglich mit klimafreundlichen Flüssig-Brennstoffen betreiben. Wann kommen diese auf den Markt?

Antwort: In der Forschung und Entwicklung rund um klimafreundliche Flüssig-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen wird intensiv gearbeitet. In vielen Teilen Europas und der Welt werden diese schon heute hergestellt – nicht nur in Pilotanlagen, sondern zum Teil im kommerziellen Maßstab.

„DURCH UMSTELLUNGEN BEI DER ENERGIESTEUER WÜR DEN KLIMAFREUNDLICHE FLÜS SIG-BRENNSTOFFE PREISLICH WETTBEWERBSFÄHIG.“

Christian Ulrich, EWO

Wann der neue Brennstoff tatsächlich auf den Markt kommt und für die breite Masse erhältlich ist, hängt von den politischen Rahmenbedingungen ab. Preislich wettbewerbsfähig würden die klimafreundlichen Alternativen durch eine Umstellung der Energiesteuer, basierend auf dem CO2-Fußabdruck des jeweiligen Energieträgers.

Das sind die Pioniere Einzelne Länder Europas haben eine Vorreiterrolle eingenommen. Dort sind schon heute Flüssig-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen verfügbar, wie zum Beispiel … F30 in Frankreich (30%ige Beimischung von FAME – Fatty Acid Methyl Ester – zu Heizöl) oder HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) in Finnland.

Technikexperte

Ing. Christian Ulrich beantwortet Ihre Fragen.

Meinung

Eine Auswahl der Leserkommentare am Facebook-Auftritt des EWO (facebook.com/ewoaustria):

„Die Politik hat vor vielen Jahren schon verabsäumt, richtige und wichtige Entscheidungen zu treffen. Der Bürger als schwächstes Glied in der Kette muss nun für Versäumnisse geradestehen und die finanziellen Belastungen stemmen. Heizen mit Öl ist ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor, gerade verglichen mit anderen Heizsystemen. Alte intakte Anlagen sollten bestehen bleiben. Darum muss gekämpft werden!“ Lisbeth W.

„Ich bin mehr als zufrieden mit meiner Ölheizung. Die Abgaswerte liegen weit unter der Norm. Auch der Ölverbrauch ist mit 1.500 Liter für ein Familienhaus mit 160 Quadratmetern Wohnfläche im unteren Bereich. Zudem heize ich noch ein Gewächshaus mit. Besser geht es nicht …“ Gerald T.

„Ich bin für Klimaschutz mit Hirn. Da viele Häuser für Wärmepumpen nicht geeignet sind, bleibt oft nur eine Biomasse-Heizung. Wie lange wird das Holz dafür reichen und welche Auswirkungen hat das auf die Feinstaubbelastung der Luft? Ein neuer Baum benötigt außerdem 50 bis 60 Jahre fürs Wachstum. Mit meiner Ölheizung bin ich zu 100 Prozent zufrieden, daher bleibe ich dabei.“ Elisabeth S.

Sie haben eine Frage zum Heizen mit Öl?

Dann schicken Sie uns diese per E-Mail: info@ewo-austria.at Post: EWO – Energie.Wärme.Österreich Franz-Keim-Gasse 6/Top 2 2340 Mödling

19 1 | 2024 unsere wärme LESER:INNENFRAGE
Foto: en2x
Foto: EWO

„Flüssige Energieträger bieten

enorme Vorteile“

Flüssige Energieträger – aus synthetischen Quellen – werden auch in der KLIMAFREUNDLICHEN ZUKUNFT DES ENERGIESYSTEMS eine zentrale Rolle spielen, so Prof. Dr. Michael Bräuninger. Näher erläutert er diesen Befund in einer aktuellen Studie.

In einer ausführlichen Studie befasst sich Michael Bräuninger mit den Zukunftsperspektiven flüssiger Energieträger.

UNSERE WÄRME: Gemeinsam mit Ihren Co-Autoren Jonas Brock und Dr. Mark-Oliver Teuber haben Sie eine Studie zum Status quo und den Perspektiven flüssiger Energieträger im Energiesystem angefertigt. Was war der Ausgangspunkt dafür?

Michael Bräuninger: Die Klimaziele erfordern eine Umstellung des Endverbrauchs in allen Sektoren in Richtung erneuerbarer Energieträger und somit eine Transformation sämtlicher Lebensbereiche hin zur Klimaneutralität. Die aktuelle Debatte zur Dekarbonisierung scheint aber zumindest insofern verkürzt, als lediglich über die Gewinnung und den Einsatz erneuerbaren Stroms gesprochen wird. Vernachlässigt wird dabei, dass Strom als Endenergieträger einen verhältnismäßig geringen Anteil am derzeitigen Energieverbrauch hat.

Der Import diverser Energieprodukte in fester, flüssiger oder gasförmiger Form bildet das Rückgrat des

Energiesystems in unseren Breiten.

Eben dieses muss nun von einer fossilen auf eine regenerative Basis umgebaut werden.

Eine Option dafür sind synthetische Energieträger. Diese sind eine der notwendigen Bedingungen für die angestrebte Klimaneutralität. Nur wenn Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit und Akzeptanz in der Bevölkerung gewährleistet sind, kann die Energiewende gelingen.

Welches waren die Forschungsfragen der Studie?

Wir wollten aufzeigen, warum auch die flüssigen Energieträger eine Rolle im Energiesystem der Zukunft spielen und wie eine CO2-neutrale flüssige Energieversorgung aussehen

20 1 | 2024 unsere wärme
INTERVIEW
Foto: ETR

kann. Zunächst haben wir uns angesehen, welche Bedeutung den flüssigen, heute noch mineralölbasierten Energieträgern in unterschiedlichen Märkten zukommt und welche technischen Infrastrukturen bzw. logistischorganisatorischen Voraussetzungen dies erfordert.

Wir haben untersucht, wie diese Kapazitäten zukünftig für synthetische flüssige Energieträger nutzbar gemacht werden können sowie welche Herausforderungen und Lösungspotenziale damit verbunden sind. Daraus haben wir Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Sie warnen unter anderem vor den Gefahren einer All-ElectricStrategie. Warum?

Unsere Analyse hat ergeben, dass die Fokussierung auf vollständige Elektrifizierung hohe Risiken birgt, wenn nicht parallel eine Importstrategie für alternative regenerative Energieträger im Energiemarkt etabliert wird. Unter anderem, weil die erneuerbare Stromproduktion stark von den Witterungsbedingungen abhängig ist.

Neben der Volatilität ist auch die Regionalität eine Herausforderung: In Deutschland etwa wird viel

„NUR WENN BEZAHLBARKEIT, VERSORGUNGSSICHERHEIT UND AKZEPTANZ IN DER BEVÖLKERUNG GEWÄHRLEISTET SIND, KANN DIE ENERGIEWENDE GELINGEN.“

Grünstrom an der Küste im Norden und Osten des Landes produziert. Gebraucht wird er jedoch zu einem großen Teil im Süden aufgrund der dortigen industriellen Strukturen. Die Netzgesellschaften kommen mit dem notwendigen Leitungsausbau kaum nach.

Die Alternative?

Ein zukunftsoffener Energiemarkt sollte nicht zuletzt aus Gründen der Kosteneffizienz so weit wie möglich auf bereits vorhandene Transportund Verteil-Infrastrukturen zurückgreifen. Eben in diesem Bereich bieten synthetische flüssige Energieträger enorme Vorteile.

Schließlich existiert nicht nur eine globale Handelsstruktur, sondern auch auf nationaler Ebene bestehen bereits die Voraussetzungen für Betankung und Verteilung. Perspektivisch können diese ohne technische Anpassungen vollständig weiter genutzt werden.

Die Herausforderung liegt zurzeit noch auf der Angebotsseite. Analysen zeigen jedoch, dass weltweit ausreichende Produktionskapazi-

täten aufgebaut werden können. Durch die global-industrielle Massenproduktion würden synthetische flüssige Brenn- und Kraftstoffe mittelfristig zu einem preislich konkurrenzfähigen Energieprodukt. Zu Beginn des Produktionshochlaufs könnten sie zudem herkömmlichen Brenn- und Kraftstoffen beigemischt werden.

Was braucht es, um den Hochlauf synthetischer flüssiger Energieträger zu fördern?

Gerade die Politik kann aus unserer Sicht viel dazu beitragen. Zunächst sollten flüssige Energieträger aus erneuerbaren Quellen als fester Bestandteil der Energiewende anerkannt werden.

Dazu braucht es Technologieoffenheit. Für alle Technologien zur Defossilisierung des Verkehrs- und Wärmesektors hat der gleiche regulatorische Rahmen zu gelten. Einheitliche CO2-Bilanzierung ermöglicht eine Vergleichbarkeit der Sektoren. Zu berücksichtigen sind dabei nicht nur Herstellung, Transport und Lieferung der jeweiligen Energieträger, sondern auch die Produktion und Endverwertung der Technologie selbst.

Die Besteuerung von Brenn- und Kraftstoffen sollte konsequent auf eine CO2-Bepreisung umgestellt werden. Synthetische Alternativen würden bei einem einheitlichen Steuersatz aufgrund ihrer CO2-Neutralität geringer besteuert und wären damit wettbewerbsfähiger.

Zur Person

Michael Bräuninger ist Partner des Analyseinstituts Economic Trends Research (ETR) und Professor an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Münster, Edinburgh und Hamburg war Bräuninger für das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Institut (HWWI) tätig, wo er als Forschungsdirektor maßgeblich an zahlreichen Studien zu globalen Zukunftstrends und deren ökonomischen Folgen für die Volkswirtschaft mitgewirkt hat.

21 1 | 2024 unsere wärme
INTERVIEW
Foto: Adobe Stock

in Hartberg HVO-Zukunft

Für vier Heizperioden testete Alois Paar den Einsatz klimafreundlicher Flüssig-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen in seiner privaten Ölheizungsanlage. Sein Fazit: „HVO-BRENNSTOFFE FUNKTIONIEREN VÖLLIG STÖRUNGSFREI im Ölbrennwertgerät.“

Seit gut einem Jahrzehnt ist Alois Paar bei der Robert Bosch AG als Serviceteam-Leiter für die Heizsystem-Marken Bosch und Buderus tätig. Als solcher leitet er das 15-köpfige Technikteam für die Regionen Steiermark und südliches Burgenland. Als sich das Unternehmen 2019 an einem XtL-Pilotprojekt des EWO beteiligte, meldete sich Paar als Testhaushalt.

„Ich war selbst neugierig“, erzählt er. Positiv überrascht war er zunächst vom Flüssig-Brennstoff: „HVO-Brennstoffe sind geruchs-

Die Heizungsanlage diente auch als „Schauraum“ für Installationsbetriebe und deren Kundschaft.

Alois Paar: „Mein Ölheizungssystem arbeitete vier Heizperioden lang störungsfrei mit XtL.“

neutral und farblos – fast wie Wasser.“ Rundwegs erfreulich fiel auch der Test aus: „Während vier Heizperioden arbeitete mein Ölbrennwertgerät völlig störungsfrei mit klimafreundlichen Brennstoffen.“

Abgesehen von den empfohlenen Wartungsintervallen war kein Service vonnöten. „Durch den hohen Reinheitsgrad des synthetischen Brennstoffs kam es zu keinerlei Verschleiß und zu keinen Ablagerungen am Filter.“

Konkurrenzlos sauber

Regelmäßig wurden Abgasmessungen vorgenommen. Wie auch bei anderen XtL-Pilotanlagen zeigte sich, dass die Emissionswerte ähnlich niedrig sind wie jene von Heizöl extra-leicht – etwa bei Kohlenmonoxiden oder Stickoxiden.

Gemessen wurde auch die Abgastemperatur, um daraus den Wirkungsgrad zu errechnen. „Je niedriger die Abgastemperatur, umso höher der Wirkungsgrad“, erklärt Paar. Erwartungsgemäß war dieser ident mit jenem bei Verwendung von herkömmlichem Heizöl – mit dem Unterschied, dass die HVO-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen hergestellt und somit besonders klimafreundlich sind.

Mit 31. Dezember 2023 ging der XtL-Test zu Ende. Alois Paar würde sein Heizsystem am liebsten weiter mit klimafreundlichen Flüssig-Brennstoffen betreiben und wartet sehnsüchtig auf deren Markteinführung für die große Masse an Ölheizungen in Österreich.

Viele Ölheizungsbesitzerinnen und -besitzer sehen dies ähnlich, weiß der Bosch/Buderus-Mitarbeiter. „Mein Privathaus in Hartberg diente während des XtL-Pilotprojekts auch als Schauraum für Installationsbetriebe und deren Kundschaft. Viele waren vor Ort, um sich selbst ein Bild zu machen.“ So mancher davon hat sich anschließend ein XtL-taugliches und somit zukunftsfähiges Ölbrennwertgerät angeschafft.

Info

XtL (= X-to-Liquid): XtL ist der Überbegriff für klimafreundliche Flüssig-Brennstoffe. Das „X“ kann dabei für jeweils unterschiedliche Ausgangsstoffe stehen.

22 1 | 2024 unsere wärme INNOVATION
Fotos: Robert Bosch AG

an die Zukunft Wünsche

Hier geht's zum

Peter Mösslacher möchte auch in Zukunft mit flüssigen Brennstoffen heizen.

REGES INTERESSE herrscht am EWO-Bürger:innenforum, das zuletzt in Salzburg stattfand. Ölheizungsbesitzerinnen und -besitzer äußerten vor Ort ihre Vorstellungen zur Zukunft ihrer bevorzugten Heizform.

Mit dem Bürger:innenforum kommt das EWO direkt zu den Ölheizungsbesitzer:innen in den Bundesländern. Die Workshops für Ölheizungshaushalte fanden bislang in Schwechat, Ansfelden, Graz und Salzburg statt. Dabei informierten die Expertinnen und Experten des Kompetenzzentrums für Raumwärme und flüssige Energie über rechtliche und technische Belange sowie über Maßnahmen und Erfolge im Bereich der Interessenvertretung.

„Die Veranstaltung dient der Vernetzung und dem Austausch unter Ölheizungshaushalten“, erklärt EWO-Geschäftsführer Mag. Martin Reichard. „Der Gesprächsbedarf ist enorm.“ Im Rahmen von Arbeitskreisen wird eine Forderungsliste erstellt, die anschließend

in Form einer „EWO-Roadmap 2030“ an politische Entscheidungsträger:innen übermittelt wird.

Rahmenbedingungen schaffen

Um Technologieoffenheit und Entscheidungsfreiheit geht es dem Forumsteilnehmer Alex Gschaider: „Ich hoffe, dass die Politik noch die Kurve kriegt und nicht alles auf einen einzigen Energieträger ausrichtet. Denn das hat noch nie funktioniert.“

Auch Leistbarkeit und Versorgungssicherheit waren zentrale Themen, die in Salzburg erörtert wurden. „Auch in Zukunft will ich mit flüssigen Brennstoffen zu vertretbaren Preisen heizen können“, so Peter Mösslacher. Johannes Lindner pflichtet ihm bei und ergänzt: „Damit wir bei flüssigen Brennstoffen bleiben können, muss es auch weiterhin die notwendigen Ersatzteile für Ölheizungen geben. Darauf hoffe ich.“

Alex Gschaider kritisiert die politische Bevorzugung einzelner Energieträger.

An die Politik

Ein Auszug aus dem Forderungskatalog des EWO-Bürger:innenforums:

Technologieoffenheit und Energieträgervielfalt

Anerkennung und Förderung von Hybridlösungen

Anerkennung von Beimischungen klimafreundlicher FlüssigBrennstoffe

Teilhabe der Bevölkerung an den politischen Entscheidungsprozessen zur Ölheizung

Interessiert?

Die nächsten Termine für EWOBürger:innenforen sind in Tirol und Vorarlberg geplant. Sie möchten teilnehmen? Voranmeldungen sind unter info@ewo-austria.at möglich.

23 1 | 2024 unsere wärme NACHGEFRAGT
Fotos: EWO Österreich Hier geht's zum Video
Video

8.627 ÖLHEIZENDE

HAUSHALTE beteiligten sich an der jüngsten Online-Befragung des EWO – die höchste Rücklaufquote der mittlerweile dreiteiligen Umfrageserie. Rekordverdächtig ist auch die Zufriedenheit mit dem Heizsystem für flüssige Brennstoffe.

Rekordverdächtig

Die ohnedies hohe Beteiligung an den EWO-Umfragen steigt. Ein Zeichen dafür, wie wichtig den ölheizenden Haushalten ihr Heizungssystem ist und wie sehr sie das Thema der Raumwärme beschäftigt. In den ersten beiden Umfragedurchgängen des Vorjahres hatte sich das EWO der Zufriedenheit mit der Ölheizung sowie der Thematik der Versorgungssicherheit gewidmet. Mit einer Note von 4,8 (auf einer Skala bis 5) war die Zufriedenheit mit der Ölheizung auch bei der jüngsten Befragung unverändert groß. Eine überwältigende Mehrheit von 86 Prozent vergab dabei die Höchstnote 5. Kein Wunder also, dass 58 Prozent ihrem Heizsystem seit mehr als 30 Jahren die Treue halten. Und weiterhin halten wollen: Die Wahrscheinlichkeit, auch in zehn Jahren noch mit

flüssigen Brennstoffen zu heizen, wurde im Schnitt mit 70 Prozent angegeben.

Was bringt die Zukunft?

Hinsichtlich der Zukunft ihrer Ölheizung ist die große Mehrheit eher entspannt (70 Prozent). Auf einer Skala von 1 (verunsichert) bis 10 (entspannt) wurde durchschnittlich die Note 7 vergeben.

Noch weiter in die Zukunft geblickt: Überwiegend möchten die Befragten ihr Hauseigentum vererben. Dabei schätzen sie die Wahrscheinlichkeit, dass auch die nachfolgende Generation auf die Ölheizung setzt, mit rund 50 Prozent ein.

Pläne schmieden

Klimaschutz und Energieeffizienz sind wichtige Themen für die ölheizenden Haushalte im Land. 40 Prozent der Befragten planen eine Sanierung oder Renovierung ihres

Wohnraums. Zu den häufigsten Vorhaben gehören dabei der Fenster- und Türentausch (14 Prozent) sowie die Wärmedämmung am Gebäude (12 Prozent).

37 Prozent der Befragten wollen ihre Ölheizungsanlage noch effizi-

„DAS ÖLHEIZUNGSVERBOT IST VOM TISCH. DIE ÖLHEIZENDEN HAUSHALTE BESCHÄFTIGEN SICH DAHER VERMEHRT MIT DER MODERNISIERUNG IHRES HEIZUNGSSYSTEMS.“

enter machen. Geplante Maßnahmen reichen von der alternativen Warmwasserbereitung mittels Solarthermie oder Wärmepumpe (17 Prozent) über den Umstieg auf moderne Ölbrennwerttechnik (15 Prozent) bis hin zur Errichtung

24 1 | 2024 unsere wärme UMFRAGE
Foto: Adobe Stock

11–20 Jahre

Wie lange heizen Sie schon mit Öl?

Angaben in Prozent, n = 8.627

Info

Von den 8.627 befragten Ölheizungsbesitzerinnen und -besitzern wohnen rund 80 Prozent in einem Einfamilienhaus sowie 56 Prozent in einem ZweiPersonen-Haushalt. Mehr als zwei Drittel heizen bereits mit einem effizienten Öl-Brennwertgerät, 20 Prozent mit einem Niedertemperaturkessel. Rund ein Viertel heizt außerdem mit Holz zu.

21–30 Jahre

mehr als 30 Jahre

Ölheizende Haushalte halten ihrem Heizungssystem mehrheitlich seit Jahrzehnten die Treue.

Wenn Sie an die Zukunft denken, wie wahrscheinlich ist es, dass Sie in 10 Jahren noch Ihre derzeitige Heizungsanlage verwenden?

n = 8.627

Heizsysteme für flüssige Brennstoffe haben Zukunft.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Ölheizung?

n = 8.627 4.8 average rating

Die Ölheizung erhält Bestnoten von jenen, die’s am besten wissen: den ölheizenden Haushalten.

einer Hybridanlage, die mehrere Heizformen miteinander kombiniert (8 Prozent).

Modernisierung statt Ausstieg

Gestiegen ist das Interesse an einer Modernisierung der bestehenden Heizung nicht zuletzt durch die veränderten politischen Rahmenbedingungen. Die Debatte zu einem Erneuerbare-Wärme-Gesetz entwickelte sich bekanntlich weg von einem verpflichtenden Ausstieg aus der Ölheizung hin zu mehr Selbstbestimmung der Haushalte.

„Von den Ölheizungsbesitzerinnen und -besitzern wird das sehr begrüßt“, so EWO-Geschäftsführer Mag. Martin Reichard. „Auch wir als Kompetenzzentrum für Raumwärme und flüssige Energie haben großes Vertrauen, dass die Menschen eigenverantwortlich entscheiden können, welches Heizsystem für sie das richtige ist –unter wirtschaftlichen, sozialen und technischen Aspekten.“

Dabei spielt die Zukunftsperspektive klimafreundlicher Flüssig-Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen eine große Rolle. 71 Prozent wünschen sich daher, dass die CO2-Steuer künftig in die Förderung solcher Brennstoffe fließt. 36 Prozent der Befragten gaben an, sich sogar persönlich für die Zukunft der Ölheizung engagieren zu wollen. Möglich ist dies bereits heute etwa im Rahmen des EWO-Bürger:innenforums (siehe Seite 23).

25 1 | 2024 unsere wärme UMFRAGE
Quelle: EWO-Umfrage für Ölheizungshaushalte, Feb. 2024
fast 70 %
0 10 20 30 40 50 60 70 89 80 100
0–10 Jahre

Regelmäßige Beiträge rund um das moderne Heizen mit Öl und klimafreundlichen FlüssigBrennstoffen für eine stetig wachsende Community gibt es jetzt auch auf Facebook.

Wir freuen uns über ein Like! Ab sofort kann man auch via Facebook Teil der Ölheizungs-Community werden.

tist (Richard)

26 1 | 2024 unsere wärme Das richtige Lösungswort ist: ERFOLGVERSPRECHEND LÖSUNG: Die Energiezukunft ist … Rätsel 14 18 4 13 17 15 16 10 8 3 6 2 5 11 9 1 12 7
Komponist (Carl) Sitzbereich im Theater Schwertliliengewächs Kzw.: unbekanntes Flugobjekt Ärger, Wut unverfälscht Gliederband; Schmuckstück flüssiges Fett Edelgas veraltet: Geräte-, Wagenschuppen Einfall, Gedanke wurzellose Sporenpflanze Schwarzmeerhalbinsel stoßartig bewegen sportlicher Freizeitspaß
Ferienort in Graubünden fromme Gestalt bei W. Busch Handelsbrauch Hornschuh des Pferdes langer, dünner Speisefisch schmal; begrenzt übermenschliches Wesen kleiner Karpfenfisch, Pfrille anstrengend
Bergmann; Ritterbegleiter Ballsportart großer Nachtvogel weibliche Anrede Eingang;
Stoß-
Grundbalken
spiegelglatt Eierauflauf einen Kredit zurück-
natürlicher Kopfschmuck Abendkleid leer; ohne Laub Ungeziefer, Parasit Reizleiter im Körper arabischer Männername Seemannsruf nordischer Hirsch entgegenkommend Harnstoff (lateinisch) Lederart Lärm, großes Aufsehen (ugs.) deutsche Schauspielerin (Barbara) kleinere Fehler machen getrocknetes Gras altägyptischer Sonnengott guter Freund, Kumpan (ugs.) Sportruderboot männlicher Nachkomme rechter Nebenfluss der Donau 8 7 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 6 5 4 2 3 1 EWO (Energie.Wärme. Österreich) auf
dt.
schweiz.
franz. unbestimmter Artikel
Vorspeise (franz.) dt.-österr. Libret-
kleine Abteilung, Gruppe
und Wurfwaffe
eines Schiffes glänzend;
zahlen
Facebook
facebook.com/ewoaustria
Jetzt beitreten:

Kindle gewinnen!

Unsere Wärme digital lesen

Neu: Ab 2024 gibt es das Heft digital

Unser gedrucktes Heft stellt auf ein digitales Format um: Ab sofort können Sie alle Inhalte und Neuheiten bequem auf Ihrem Handy, Computer oder E-Reader entdecken. Wir freuen uns Ihnen vier Mal im Jahr ein digitales und ortsunabhängiges Leseerlebnis zu bieten, denn jede neue Ausgabe erhalten Sie per E-Mail. Durch die Umstellung auf die digitale Ausgabe helfen Sie uns, Papier und andere Ressourcen zu sparen. Daher bitten wir Sie sich für die digitale Version anzumelden. Treten Sie mit uns gemeinsam in eine nachhaltigere Zukunft.

Ansicht Echtmuster A6

Retourkarte zum Ausschneiden und Retournieren: 2 ODER

Unsere Wärme: Digital lesen & Kindle gewinnen.

Gewinnspiel: Mit dieser Antwortsendung nehmen Sie automatisch an der Gewinnverlosung teil.

Teilnahmeberechtigt sind volljährige Personen. Keine Barablöse. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

* Pflichtfelder

GEWINNSPIEL

Unter allen Neuanmeldungen zum digitalen Magazin verlosen wir 10 Kindle E-Reader im Wert von je 110 EUR.

Produktdaten

Der bisher leichteste und kompakteste Kindle, jetzt mit hochauflösendem 6-Zoll-Display mit 300 ppi und doppelter Speicherkapazität, ohne Werbung, Schwarz

Jetzt zum Newsletter anmelden und ab der nächsten Ausgabe das Magazin digital erhalten: www.ewo-austria.at/newsletter

Vorname *

Nachname *

Straße/Hausnummer *

Postleitzahl/Ort *

Kundennummer (finden Sie am Cover beim Adressdruck)

E-Mail (für das digitale Magazin per Newsletter) *

Mit dieser Antwortsendung melde ich mich für Unsere Wärme digital AN und gleichzeitig vom gedruckten Magazin ab.

Porto zahlt Empfänger*in

Bitte freimachen falls Marke zur Hand

ANTWORTSENDUNG

EWO

Musterfirma AG Musterabteilung Mustergasse 10 1010 Wien

Energie.Wärme.Österreich

Franz-Keim-Gasse 6/Top 2 2340 Mödling

Jetzt online anmelden! Foto: Adobe Stock 1

Die nächsten beiden Ausgaben von UNSERE WÄRME sind nur digital erhältlich! Informationen zum Bezug auf S. 27 oder direkt anmelden unter www.ewo-austria.at/ newsletter

ACHTUNG!

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.