Jahresbericht 2021
MIT EUCH






Flutkatastrophe in der Eifel












Gemeindegründung Biel

INHALT IMPRESSUM
Herausgeber:
Bund der Evangelischen Täufergemeinden (www.etg.church)
Verbandsleiter Bund ETG: Thomas Dauwalter

Redaktion ETG unterwegs:
Helena Gysin, Aathalstrasse 8, CH-8607 Seegräben, Tel. 0041 (0)43 928 22 24

redaktion@etg.church
Erscheinungsweise: jährlich
Layout: La Buona Novella Inc.,
Rebekka Guedes, Rotkreuz
Druck: gndruck ag, Bachenbülach
Fotos: ZVG, Adobe Stock, Unsplash

Grundlayout: Gorus Media GmbH
Sekretariat Bund ETG:
Walter Meier, Bahnstraße 15, CH-8610 Uster
Liebe Leserin, lieber Leser
Am Anfang des Jahres ist es gut zurückzuschauen, aber auch den Blick nach vorne zu richten. Bei der Rückschau stelle ich fest, dass manches anders verlaufen ist, als ich es geplant habe. Ich musste neu lernen, was es heißt flexibel zu sein und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass Gott das ganze Weltgeschehen in seiner Hand hält.
Beim Vorausschauen freue ich mich auf das neue Jahr. Der Herr Jesus wird seine Gemeinde weiter bauen. Ich will staunen über das, was der Herr im Neuen Jahr wirken wird, bei mir persönlich, aber auch in unseren lokalen Gemeinden und in der weltweiten Gemeinde.
Ich will es mir immer wieder vor Augen führen, dass es schlussendlich um die verlorenen Menschen geht. Wir sollten alles daransetzen, mit allen möglichen Mitteln diese Menschen zu erreichen, weil wir die beste Botschaft der Welt haben. Ich wünsche mir, dass wir die Fragen dieser Menschen beantworten und unsere Gemeinden dadurch wachsen.
Wir als Bundesleitung haben im Neuen Jahr den Schwerpunkt auf „OUT“ gesetzt. Es soll uns darum gehen, die Menschen in unserem Umfeld zu erreichen, aber auch Boten zu sein für Menschen in anderen Kulturen und Völkern. OUT heißt außerdem, dass wir von anderen lernen, wie sie Gemeinde bauen und welche Methoden und Prinzipien sie anwenden, um Menschen zu erreichen und diese in der Jüngerschaft weiterzuführen.
Das Neue Jahr wird spannend und ich freue mich darauf. Ich weiß, es geht nicht nur um mein Wirken, sondern es geht um die Ehre und Verherrlichung Gottes. Wir dürfen uns freuen, dass wir in unserem Herrn Jesus geborgen sind und er uns mit unseren Gaben und Fähigkeiten gebrauchen will.

In diesem Sinne wünsche ich euch ein gesegnetes und „erfolgreiches“ Jahr.
Euer Dieter TrefzVereinsvorsitzender Deutschland, Regio-Verantwortlicher für Deutschland, ETG Neuhütten D

JAHRESBERICHT DER BUNDESLEITUNG 2021
Wenn ich das Jahr 2021 Revue passieren lasse, komme ich einmal mehr am Thema Corona nicht vorbei. Es stellt sich mir sozusagen in den Weg. Das Bild des Virus mit seinen „Saugnäpfen“ ist omnipräsent. Deshalb an dieser Stelle ein paar Worte dazu, bevor ich einige Gedanken zur Arbeit der Bundesleitung weitergebe.
WEISHEIT
Immer wieder hat ein Satz meine Ohren und mit der Zeit auch mein Herz erreicht: „Lass uns um Weisheit beten, wie Jakobus uns das ans Herz gelegt hat!“ Zunehmend drängte sich mir die Frage auf: Worum bete ich da eigentlich, wenn ich um Weisheit bitte? Ich sollte, wenn ich um sie bitte, wissen, wie sie aussieht, sonst könnte ich sie geschenkt bekommen und merke es nicht einmal. Wie zeigt sich diese Weisheit im Zusammenhang mit Corona? Ich blättere im Jakobusbrief weiter und werde im dritten Kapitel hellhörig. Jakobus stellt dort die menschliche Schläue der Weisheit gegenüber, die von oben kommt. Mensch-
liche Schläue zeigt sich durch Streitsucht, Eifersucht, Bitterkeit, Gerissenheit und führt zu chaotischen Zuständen.
Die Weisheit, die von Gott kommt, ist hingegen aufrichtig, lauter, rein, edel, friedliebend, freundlich, gehorsam, lässt sich etwas sagen, voll von Barmherzigkeit, vorurteilsfrei und ohne jede Heuchelei (Jakobus 3, 13–18). Darum bitte ich also. Höchst interessant! Es geht weniger um Rechthaberei und erschlagende Argumente, sondern mehr um Charaktereigenschaften und das „Wie“ unserer Gespräche. Unweigerlich muss ich beten: „Jesus, schenke uns ein Miteinander in diesen sperrigen und unfreundlichen Zeiten, das genau von dieser Art Weisheit geprägt ist. Lass uns deine Menschenfreundlichkeit verkörpern und Wegweiser werden, die deutlich auf dich hinweisen.“ Unweigerlich frage ich mich: „Thomas, hast du die Herausforderung angenommen und im Corona-Jahr an Weisheit dieser Art zugelegt? Bist du zum Segen für andere geworden? Hat eure Gemeinde diesen Weg der Weisheit eingeschlagen?“ Jedenfalls hat das CoronaJahr dazu hervorragende Trainingsmöglichkeiten geboten.
KULTUR DES WACHSTUMS
Wir sehnen uns danach, dass sich in unseren Gemeinden mehr und mehr eine „Kultur des Wachstums“ etabliert. Wachstum in der Beziehung zu Gott, zu unseren Brüdern und Schwestern und zu Gottes geliebter Welt. In allen Beziehungen soll Gottes Liebe zunehmend verkörpert werden. Aus dem Wachstum dieser Beziehungen wird sich auch quantitatives Wachstum ergeben, davon sind wir überzeugt. Die Sitzungen, Besprechungen und Gebete der Bundesleitung sind von diesem Ziel geprägt. Das Hauptaugenmerk bei unseren strategischen Überlegungen legen wir dabei auf die Bevollmächtigung der Leiter in den Gemeinden und in einem weiteren Schritt natürlich der gesamten Gemeinden. Wir möchten zu einer guten Vernetzung der Gemeinden anspornen, um in verschiedenen Bereichen voneinander lernen zu können. Einzelne Mitglieder der Bundesleitung begleiten Gemeinden in schwierigen Übergangsphasen und geben Hilfestellung. Wir wollen aber nicht nur reagieren, wenn etwas in Schieflage geraten ist, sondern sehen unsere grund-
legende Aufgabe darin, zukünftige Leiter und Pastoren zu befähigen. Auch deshalb werden junge Leute aus unseren Gemeinden finanziell vom Bund unterstützt, damit ihnen eine theologische Ausbildung oder Weiterbildung möglich ist. Derzeit sind es acht Studierende.
NEUE SCHRITTE WAGEN
Weiter begleiten wir auch Gemeinden, die neue Schritte wagen, sei es in Revitalisierungsprozessen oder gar Neugründungen. Auch heikle Themen werden in unseren Sitzungen besprochen, die dann oft in Impulse bei Regionaltreffen oder bei Leitungssitzungen weiterfließen. Unser Ziel ist es, Gemeinden zu helfen, eigene Prozesse zu verschiedenen Fragen zu initiieren und auf der Grundlage der Bibel zu gestalten – von Barmherzigkeit und Klarheit geprägt. Dazu gehören Themenfelder wie evangelikal/post-evangelikal, hybride Kirche und ETG’s, Perspektiven für Menschen mit gleichgeschlechtlichen Empfindungen in unseren Gemeinden, Weiterbildung für unsere wertvollen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Schwerpunkt des ETG College), Kirche mit Pastoren oder Pastorenkirche?, Überarbeitung der Regelungen für Angestellte in unseren Gemeinden. Zudem hat die Bundesleitung „Herzschlag“-Videos lanciert, um das Netzwerk und die Anteilnahme unter den Gemeinden innerhalb des Bundes enger zu knüpfen. Und die Jugendcoach-Stelle neu besetzt, respektive umstrukturiert ... Fünf unserer Tages-Sitzungen als Bundesleitung hielten wir online ab und eine vor Ort. Hinzu kam eine zweitägige Retraite, an der an einem Tag auch unsere Jugendcoaches dabei waren.

Ich schließe mit einem Gebet von Paulus: „Mein Gebet ist, dass Christus durch den Glauben in euch lebt. In seiner Liebe sollt ihr fest verwurzelt sein; auf sie sollt ihr bauen. Denn nur so könnt ihr mit allen anderen Christen die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe seiner Liebe erfahren. [...]3 Dann werdet ihr auch immer mehr mit dem ganzen Reichtum des Lebens erfüllt sein, der bei Gott zu fin den ist.“ (Epheser 3, 17–19).
Thomas Dauwalter Verbandsleiter des Bundes ETG Kirche Lindenwiese, Überlingen D
PERSONEN DER BUNDESLEITUNG
THOMAS DAUWALTER

Verbandsleiter, Kirche Lindenwiese
Überlingen D
PHILIPP BAUMANN

Regio-Verantwortlicher für die Region Mitte, ETG Rümlang
THOMAS SCHNYDER
Vereinspräsident Schweiz, RegioVerantwortlicher für die Region Ost, Buchwiesengemeinde ETG Erlen
DIETER TREFZ

Vereinsvorsitzender Deutschland, Regio-Verantwortlicher für Deutschland, ETG Neuhütten D
HELENA GYSIN

Kommunikation, Organisation & Öffentlichkeitsarbeit, Kirche Neuhof ETG Pfäffikon
MARKUS HUNZIKER

Begleitung/Coaching von Gemeinden in Herausforderungen, Kirche Neuhof ETG Pfäffikon


SAMUEL VENZIN
Regio-Verantwortlicher für die Region West, ETG Bern
WALTER MEIER
Sekretär und Buchhalter des Bundes ETG

JUGENDCOACHES
Als Jugendcoaches haben wir eine Vision: Teenager und Jugendliche werden zu leidenschaftlichen und treuen Jesus-Nachfolgern – zu mündigen Christen! Durch verschiedene Aktionen in den jeweiligen Bereichen wollen wir Jugendliche, Leiter und Gemeinden befähigen. Bei den Jugendlichen sind es Events wie Connect, die Summer Week (in Deutschland) und der Connect-Cup. Bei den Leitern wird es regionale Treffen, Leiterwochenenden (gemeinsam als Teenie- und Jugendleiter/innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz), Huddles, Supervision und das ETG College geben. Im Bereich der Gemeinden stehen wir auf der persönlichen Ebene für Beratung und Coaching zur Verfügung und sind bei Treffen und Impulstagungen für Gemeindeleitungen dabei. Wir wünschen uns, dass Gemeinde vielschichtig gebaut wird, darum engagieren wir uns als Jugendcoaches auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
AUSBLICK 2022
WO DIE REISE HIN GEHT
Eigentlich – muss man im Rückblick sagen –sind wir bereits mit der Impulstagung für Gemeindeleitungen im Herbst 2021 auf die Themensetzungen des Jahres 2022 eingebogen. Marlin Watling hat uns mit auf diesen Weg genommen. Kirche, so die zentrale Erkenntnis, kann nichts anderes sein als eine Kirche, die den Auftrag Gottes lebt: FROHE BOTSCHAFTERIN SEIN FÜR EINE WELT DIE „SEUFZT“! Marlins wertvolle Impulse sind übrigens über die Homepage des Bundes auf unserem YouTube-Kanal nach wie vor zugänglich. Damit kommen wir bereits sehr nahe an die Vision des Bundes ETG im Bereich OUT:
Wir leben in Beziehung zu allen Menschen – berührt und bewegt von Gottes Ziel für eine in Seinem Sinne erneuerte, menschliche Welt.
Im Jahr 2022 werden wir diesem Anliegen weiter nachspüren und unsere Impulstagungen darauf ausrichten. Folgendes ist geplant:
• Impulstagung für Gemeindeleitungen. Was gesund ist, wächst – Antworten auf die Relevanzkrise des Christentums, mit Christian A. Schwarz (18.-20. März).
• Impulstagung Angestellte und Studierende. Das Evangelium neu erLeben, mit Andreas Boppart (22.-23. Juni).
• Impulstag Gemeindeentwicklung. Vielfältig Kirche leben – Vielfältige Gruppensettings und -modelle für eine dynamische, missionale Kirche an unterschiedlichsten Orten (19. November).
Besonders erwähnen möchten wir unser neustes, innovatives Projekt: „Herzschlag“. Dort porträtiert Daniel Plessing in Kurzvideos Projekte und Menschen aus dem Bund ETG. Damit wollen wir Gemeinden und Menschen sichtbar machen, aber auch spannende Einblicke geben und mutige Impulse vermitteln für das gemeinsame Unterwegssein im Bund. Im laufenden Jahr liegt der Fokus auf Menschen und Projekten im Bereich OUT. Geplant sind HerzschlagClips zur ETG Biel, Alphakurs Neuhütten, Ehekurs Pfäffikon, Frühstück+ Rüti und Porträts von Menschen, die erzählen, wie sie Gott kennengelernt haben.
Die Bundesleitung freut sich auf vielfältige Begegnungen mit euch und das gemeinsame Unterwegssein zu Seiner Ehre und hin zu Seinem Ziel.

Eure Bundesleitung
JAHRESTHEMA OUT

Stichworten haben wir das Leitbild unseres Bundes formuliert. Diese vier Beziehungsfelder sollen unser Handeln als Gemeinde und als Einzelne prägen: Beziehung nach oben zum Dreieinigen Gott, nach innen zu unseren Geschwistern in der Gemeinde, dann in die geliebte Welt Gottes und als viertes zu anderen Kirchen im Hier und Jetzt und über alle Zeiten hinweg.
2022 werden wir die Beziehungen zu Gottes geliebter Welt und seinen geliebten Menschen (OUT) in den Fokus unseres Bundes rücken. Wenn ich darüber nachdenke, kommt mir immer wieder eine Geschichte in den Sinn. In unserer Gemeinde auf der Lindenwiese haben wir schon etliche Erneuerungen und Umbrüche erlebt. Wir wollen am Puls der Zeit sein, relevant für die Menschen bleiben, ohne unsere Identität als Gemeinde aufzugeben. Die Lobpreiskultur hatte uns erreicht und junge Leute bestimmten zunehmend die Lobpreiszeiten. Die Sprache der Predigten und andere Äußerlichkeiten veränderten sich. Ein älteres Ehepaar nahm mich eines Tages
zur Seite und sagte zu mir: „Thomas, diese neuen Lieder gefallen uns nicht, dein Predigtstil, deine Worte – nicht mit Inhalt zu verwechseln – klingen zu alltäglich. Das saloppe Auftreten einiger Leute empfinden wir als unheilig. Aber du musst wissen: Wir bleiben dabei. Wir machen weiter mit. Einfach nur deshalb, weil Menschen auf diese Weise zum Glauben kommen und Jesus nachfolgen. Das zählt! Deshalb bleiben wir dabei und bringen uns ein!“ Wow, was für eine Einstellung, dachte ich damals und denke ich auch heute noch. Wenn ich eines Tages älter bin, und das bin ich inzwischen, dann soll mir diese Einstellung als Vorbild dienen. Das Ziel, Gottes Mission/unsere Mission, hat uns bis heute gemeinsam unterwegs sein lassen. Und die persönlichen Vorlieben wurden einfach diesem Ziel untergeordnet.
Gemeinde für diejenigen gestalten, die noch nicht da sind, könnte der Slogan lauten. Gemeinde aber auch so gestalten, dass die Gläubigen bevollmächtigt und befähigt werden, Gottes Liebe, Gottes geschenkte Weisheit und Menschenfreundlichkeit,

zu leben und zu verkörpern. Überall da, wo wir uns bewegen: bei den Arbeitskollegen, der Migros- oder Aldi Verkäuferin, den Nachbarn, den Freundinnen unserer Kinder, selbst im Urlaub mit sich zufällig ergebenden Begegnungen und dem Drängler, der nach meinem Empfinden zu dicht auffährt. Und nicht zu vergessen jene Menschen, die in Sachen Impfung eine so ganz andere Ansicht haben als ich.
Die unterschiedlichen Impulstage sind dafür gedacht, uns in unseren OUT-Beziehungen zu bevollmächtigen – ich freue mich auf euch!
Thomas Dauwalter Verbandsleiter des Bundes ETG, Kirche Lindenwiese, Überlingen D
Die vier Beziehungsfelder des Bundes ETG gemäß unserem Leitbild (siehe letzte Seite dieses Magazins) sind UP, IN, OUT und OF. Im Jahr 2022 steht das Beziehungsfeld „OUT“ im Zentrum. Durch unsere Veranstaltungen wollen wir gemeinsam daran arbeiten, dass der Inhalt des OUT immer mehr erlebt werden kann: Wir leben in Beziehung zu allen Menschen – berührt und bewegt von Gottes Ziel für eine in Seinem Sinne erneuerte, menschliche Welt. Die Bundesleitung sagt: „Herzlich willkommen“ und „uf wiederluege“!
IMPULSTAGUNG FÜR ÄLTESTE UND GEMEINDELEITUNGEN
Datum: 18.-20. März
Ort: CREDO, Wilderswil
Referent: Christian A. Schwarz

Veran staltu ngen des Bu ndes 2022
IMPULSTAGUNG FÜR ANGESTELLTE UND STUDIERENDE
Datum: 22.-23. Juni
Ort: Hotel Bienenberg
Referent: Andreas (Boppi) Boppart
IMPULSTAG GEMEINDEENTWICKLUNG
Datum: 19. November
Ort: Freizeitheim Lindenwiese
Referenten: Diverse


WAS GESUND IST, WÄCHST
Jesus Christus ist die wichtigste Person für jeden Menschen – auf der ganzen Welt –für immer! Jedoch scheinen das nur wenige Menschen zu erkennen. Das Christentum in Europa steckt in einer Relevanzkrise. Während dieser Impulstagung wollen wir frische Fragen stellen, wie Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu und die Kirchen als Ganzes heute eine großartige Nachricht für die Menschen und diese Welt sein können. Wir wollen nicht beim wehmütigen Bedauern vergangener Tage stecken bleiben, sondern in der Gegenwart mutige Schritte gehen, damit Jesus ganz neu verherrlicht und erkannt wird.
DAS EVANGELIUM NEU ERLEBEN Forscher bezeichnen unsere Zeit als „postchristliche Zeit“. Damit ist gemeint, dass sich unsere Gesellschaft zunehmend von den Wurzeln des Christentums, das unsere Kultur prägte, verabschiedet. Der postmoderne Mensch des 21. Jahrhunderts hat keine Angst vor der Hölle, der Teufel ist für ihn eine überholte Vorstellung. Er benötigt keine Rechtfertigung durch Christus, weil er sich nicht als Sünder empfindet. Der Himmel ist keine erstrebenswerte Option, da das diesseitige Leben bereits so viel Erfüllung bringt. Nach wie vor ist Jesus aber für jeden Menschen von höchster Relevanz. Wie also kann die „frohe“ Botschaft so vermittelt werden, dass sie als solche verstanden wird?
VIELFÄLTIG KIRCHE LEBEN
Zum gesunden Wachstum einer Kirche gehört nebst gemeinsamen Gottesdiensten auch die Möglichkeit, sich in kleineren Gruppen wie Hauskreisen und Kleingruppen zu treffen. Die meisten Gemeindebauer kennen die Herausforderung, möglichst alle Besucher/Mitglieder in eine solche Gruppe einzubetten. Gründe dafür gibt es viele. Einer davon ist vermutlich, dass es nur ein „Menü“ gibt, das allen schmecken muss. Was für Alternativen für Kleingruppen gibt es, damit mehr Menschen, mit unterschiedlicheren Vorlieben eingebunden werden können?
Diese Impulstag richtet sich darum an alle Interessierten, insbesondere aber an Leiter/innen von Kleingruppen aller Art.
ALPHALIVE KURSE –DAS EVANGELIUM INS HERZ SINKEN LASSEN
Seit gut 20 Jahren führen wir in regelmäßigen Abständen in unserer Gemeinde Alphalive Glaubensgrundkurse durch. Wenn ich als Verantwortlicher des Bereiches Evangelisation auf diese Zeit zurückschaue, erfüllt mich als erstes ein großes Gefühl der Dankbarkeit.
Alphalive-Kurse sind für mich bis heute ein geniales Werkzeug geblieben, um kirchendistanzierten Menschen auf eine zeitgemäße Art und Weise den christlichen Glauben ganzheitlich näher zu bringen. Viele Menschen haben in den letzten zwanzig Jahren durch Alphalive einen Schritt näher zu Gott gewagt. Dabei haben sie sich während zehn Kursabenden auf ein kleines geistliches Abenteuer eingelassen und in ihren Leben Shalom mit sich selbst, ihren Nächsten und schlussendlich auch mit ihrem Schöpfer gefunden. Dadurch wurde die ETG Diessbach für nicht wenige dieser Menschen zu einer neuen geistlichen Heimat. Dies tut uns als Gemeinde außerordentlich gut, denn so bleiben wir als Kirche automatisch am Puls der Zeit. Menschen, die neu zu uns stoßen, zwingen uns oft, unsere eigenen Ansichten und theologischen Meinungen zu hinterfragen. Genau diesen Menschen verdanken wir
in unserer Kirche so viel Positives, Lebendiges! Dennoch ist Alphalive auch ein Spannungsfeld, das es auszuhalten gilt. Nicht immer gelingen unsere Bemühungen so, wie wir uns das in unseren Köpfen vorstellen. Manche Menschen entscheiden sich nicht für Gott, denn es bleibt auch in der heutigen Zeit eine Herausforderung, das Evangelium vertrauensvoll ins eigene Herz sinken zu lassen.
Bleiben wir gemeinsam dem Auftrag Jesu auch in schwierigen Zeiten treu, das Evangelium gerade jetzt den Menschen nahe zu bringen – Alphalive kann uns dabei eine große Hilfe sein!
Daniel Siegfried Pastor Evangelisation, ETG Diessbach

OUT MIT DER KIWO DER KIRCHE LACHERN
OUT und unsere KIWO (Kinderwoche) passen perfekt zueinander. Das Ziel der KIWO ist, ein niederschwelliges, altersgerechtes und kreatives Programm anzubieten. Wichtig dabei ist uns, dass die biblischen Geschichten mit ihren Hauptgedanken einfach und lebensnah weitergegeben werden.

Da unsere Mitarbeiter/innen und kircheninternen Kinder von der KIWO so begeistert sind, laden sie andere Eltern und Kinder zur KIWO ein. Auch außenstehende Kinder laden ihre Freunde ein und so dürfen wir ohne große Werbung pro Nachmittag 100 -140 Kinder begrüßen.
Eltern, die ihre Kinder an die KIWO bringen, sind im KIWO-Kafi herzlich willkommen. Dieses Angebot bietet die Möglichkeiten, den Eltern unsere Kirche vorzustellen, über den Glauben zu sprechen und Beziehungen aufzubauen und pflegen.
Bei unseren Kindern in der PiccoloGruppe (2-5 Jahre) müssen die Kinder von einem Erwachsenen begleitet werden. Auch hier entsteht die wunderbare Gelegenheit, dass Kinder und ihre Eltern
die Geschichten und Impulse hören. Zum Abschluss der KIWO laden wir alle Kinder und Eltern zu einem großen Abschlussfest ein. Bei Essen und Getränk, einem Rückblick auf die Woche, entsteht eine gute Atmosphäre, um die Beziehungen zu den Eltern weiter zu pflegen und zu vertiefen.
So haben wir durch die KIWO auf verschiedenen Ebenen ein OUT:
• Kinder laden Kinder ein und pflegen ihre Freundschaften




• Mitarbeiter/innen laden Eltern ein und vertiefen Kontakte
• Das Evangelium kommt zu Kindern und Eltern
Unsere KIWO ist nicht OUT, sondern geht OUT!
Für die KIWO der Kirche Lachern
Matthias Sidler
WILLKOMMEN UNTER DER STRASSENLAMPE

Vielleicht sind sie mutig, verrückt oder ihr Herz schlägt ganz einfach für Menschen außerhalb der Kirchenmauern. Melissa Widmer und Daniel Siegfried sind die beiden Köpfe des Gemeindegründungsprojekts in Biel. Sie stehen noch ganz am Anfang, auch weil Corona mitten in die Startphase platzte. Daniel Siegfried (51) ist seit rund zehn Jahren Pastor für Evangelisation in der ETG Diessbach. Vorher leitete er acht Jahre das sozialdiakonische Werk „Passepartout“ mitten in der Stadt Biel. Heute ist er dessen Präsident. „Dort verteilen wir, um es im Jargon der Heilsarmee zu sagen: Suppe und Seife“, erklärt Daniel. Das Passepartout ist eine vielfältige Begegnungsplattform mit Angeboten wie Aufgabenhilfe, Eltern-KindCafé etc. Zwar motiviert Gottes Liebe die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen des
Treffpunkts, jedoch liegt ihr Akzent nicht auf dem geistlichen Aspekt, dem „Seelenheil“. Vermischen sollen sich die beiden Anliegen auch in Zukunft nicht.
LOKAL VIS-À-VIS
Daniel wünschte sich schon länger ein ergänzendes, geistliches Angebot für Menschen in diesem Quartier. An diesem Punkt treffen sich die Träume der beiden Gemeindegründer. Melissa Widmer (25) wohnt mit ihrem Mann in nächster Nähe des Passepartouts. In ihrem Hauskreis treffen sich Menschen, die sich in einer herkömmlichen Kirche/ Gemeinde eher nicht wohlfühlen würden. Melissa, die am TDS in Aarau Sozialdiakonie mit Gemeindeanimation studierte,
beschäftigte darum die Frage, wie das Angebot einer Kirche „aussehen“ muss, damit es für Menschen von heute ansprechend und relevant ist? „Traditionelle Gemeinden, mit dem uns vertrauten Rahmen, unter anderem Gottesdienst am Sonntagmorgen, treffen kaum die Bedürfnisse meiner Freunde“, stellt sie nüchtern fest.
WAS NUN?
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Passepartouts steht ein altes Stadthaus mit einem ehemaligen Verkaufslokal eines Antiquitätenhändlers. In den Augen von Daniel genau der richtige Ort für den Treffpunkt der zukünftigen „ETG Biel“. Er betet und bittet Senioren, das Anliegen
mit ihm zusammen vor Gott zu bringen. Darauf bieten die Besitzer einen Teil ihrer Liegenschaft, zu einem äußerst attraktiven Preis, zur Miete an. Das alte Ehepaar zieht –anders als geplant – ins Erdgeschoss. Einen Teil ihres Mobiliars lassen sie in den Räumen des ersten und zweiten Stockes stehen, dort wo sich nun Gemeinschafts- und Gottsucher treffen. Das Ganze eine anspruchsvolle und irgendwie doch göttliche Symbiose, wie Daniel Siegfried zugibt.
ERSTE SCHRITTE
Die Vision der Gemeindegründung nimmt kontinuierlich Form an. Acht weitere Menschen sind mit ins Boot gestiegen. Momentan findet in den Räumen der Neumarktstrasse 5 ein Alphalive-Kurs statt. Hoffnungsvoll planen die Pioniere Anlässe –trotz Corona. Zuerst jeden zweiten Monat einen Gottesdienst am Freitagabend. Alternierend mit einem Anlass, der dem Bedürfnis der Menschen, Zeit miteinander zu verbringen, Rechnung trägt und ganz nahe an ihrem gewohnten Alltag ist. Das kann ein Ausflug sein, ein ungezwungenes Treffen in einem Garten, der jemandem aus der Gruppe gehört – und vieles mehr. Das Team schließt sich der Gemeindegründungsbewegung NC2P (National Church Planting Prozess) an, sucht Unterstützung beim Bund ETG. Melissa wird mit einem 40-Prozent-Pensum als Pastorin angestellt.
Eine traditionelle Kirche wird die ETG Biel wohl auch längerfristig nicht, das Zielpublikum ist ein anderes. Melissa zeichnet ein Bild: in der Stadt Biel ist Nacht. Die Straßenlampen brennen, jede von ihnen
bildet einen Lichtkegel, auf der Straße zeichnet sich ein heller Kreis. Unter manchen Lampen – verteilt auf die ganze Stadt –stehen Menschen. Sie lachen, trinken, begegnen einander unter dem wärmenden Licht. Diese (Klein-)Gruppen stehen für Menschen, die Gott zaghaft suchen, Christen beobachten, ihren Alltag miteinander teilen. „Wir wollen unseren Freunden und Nachbarn ganzheitlich begegnen“, sagt Melissa. Sie ist überzeugt, dass Menschen momentan von Sinnfragen stark umgetrieben werden. Diese möchte das Gemeindegründungsteam in Biel im alltäglichen Miteinander beantworten. In Gesprächen aufzeigen, welche Ressourcen sie persönlich als Christen anzapfen können und damit Menschen auf Gott hinweisen. Melissas Herz schlägt für das Projekt, weil sie felsenfest davon überzeugt ist, dass Gott Men-schen liebt – auch jene an den „Hecken und Zäunen“ von Biel.
STARTHILFE
Wohin die Reise führt, weiß niemand. Vorerst hat der Bund ETG für drei Jahre eine Anschubfinanzierung garantiert. Er übernimmt im ersten Jahr den Lohn von Melissa, in den weiteren Jahren einen immer kleineren Teil. Die ETG Bern trägt die Miete für die Liegenschaft an der Neumarktstraße 5 für ein Jahr. Daniel sagt: „Wir hoffen, dass wir Christen in ein paar Jahren das Bild der Stadt Biel prägen und nicht mehr aus ihr wegzudenken sind.“ Vielleicht sind bis dahin buntgemischte Kleingruppen, die miteinander Leben teilen und Gott anbeten ein Teil davon. Eben Treffpunkte unter den Straßenlampen von Biel, von denen Melissa träumt.
(Helena Gysin)www.passpartout-biel.ch www.etg-diessbach.church www.nc2p.ch
oben: Das Zuhause der ETG Biel an der Neumarktstrasse 5

unten: Daniel Siegfried und Melissa Widmer

WIE FÜHRT MAN EINE GEMEINDE ERFOLGREICH DURCH EINE PANDEMIE?
Leider gibt es für diese Fragestellung kein Handbuch. Ich vermute, dass sogar im umfangreichen Archiv unseres ETG-Sekretärs Walter Meier, trotz der hohen Relevanz der Fragestellung, nichts zu finden ist. Vielleicht entscheidet sich unsere Bundesleitung ja dazu, einen täuferischen Krisenleitfaden zu verfassen? Sozusagen einen schriftlichen Erkenntnis-Booster, der verhindert, dass wir solchen Krisen reihenweise erliegen. Zu so einem Handbuch könnte wohl jeder von uns ein paar Zeilen beitragen, denn wir alle sind ja inzwischen gesegnet mit Fachwissen und Erfahrungen im Kontext Gemeinde und Corona.
Ich freue mich über das Privileg, unsere Liwi-Learnings zum Thema Corona bereits vorab veröffentlichen zu dürfen. Ich werde mich in meinen Ausführungen auf drei Krisenreaktionen beschränken, die sich in den letzten Monaten bei uns bewährt
haben. Reaktionen, die eine immunisierende Wirkung gegen jede Variante einer Krise entfaltet haben.
IN DER KRISE MÜSSEN LEITER PRÄSENT SEIN UND AKTIV FÜHREN
Ich glaube, das gilt für jede Krise. Eine Krise erzeugt Verunsicherung auf allen Ebenen. Menschen, auch Christen(!), fragen weniger danach, was Sinn macht und logisch ist, sondern wem sie jetzt vertrauen können. Präsent sein: Wir haben in den CoronaMonaten sehr viel Wert daraufgelegt, als Leiter der Kirche sichtbar sein zu sein, selbst zu predigen, entsprechende Videos zu drehen, etc. Dabei ging es nicht darum, alle Lösungen zu kennen oder so zu tun als stünden wir über den Dingen. Gar nicht! Ich erinnere mich gut, wie ich auch meine
eigene Müdigkeit und Erschöpfung thematisiert habe. Das war befreiend. Ziel war es, sichtbar, ansprechbar zu sein und zu zeigen: Auch wenn alles wankt und fällt, wir sind da, mit uns könnt ihr rechnen. Lasst uns gemeinsam da durchgehen.
Aktiv führen: Auch wenn es unser Ideal ist, möglichst viele Menschen in Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen, konnten wir nicht auf jede neue Coronaverordnung mit einer Gemeindeversammlung reagieren. Schnelle Entscheidungen waren gefordert und wurden von uns Leitern getroffen. Das bedeutete, dass wir unsere üblichen Beteiligungsprozesse abkürzen mussten, um handlungsfähig zu bleiben. In der Krise hilft gesunder Pragmatismus vor sturem Idealismus enorm! Sobald die Umstände es erlauben, möchten wir aber wieder mehr Beteiligung fördern, um keine Konsumund Hierarchiekultur zu prägen.
DAUERLÄUFE AVISIEREN
Ich behaupte, aktive Gemeinden reagieren in einer Krise mit dem, was sonst schon ihre Stärke ist: sie entfalten noch mehr Aktivität. So war es auch bei mir. In den ersten Wochen der Krise wurde ich fast schon euphorisch. „Wir bauen die ganze Gemeinde um!“, dachte ich und träumte von einem Filmstudio und täglichem LiwiTV. Jugendliche sollten auf die Lindenwiese ziehen und jeden Tag etwas drehen und veröffentlichen, liebäugelte ich. Mitleiter sind mir dann reingegrätscht: Daniel, lass uns was machen, das wir in jedem Fall auch durchhalten können. Was wenn die Krise länger geht? Es hat sich als sehr weise herausgestellt, einen Dauerlauf zu planen anstatt einen Sprint hinzulegen. Wir uns auf einen Videoimpuls pro Woche beschränkt. Das ist für uns bis heute bewältigbar. Ich würde also im Handbuch unterstreichen: Stelle dich drauf

ein, dass die Krise länger dauert, als du dir das aktuell vorstellen kannst. Und über allem plane nur so viel, dass noch genügend Zeit fürs Gebet bleibt.
DIE KRISE NICHT ZUM DAUERTHEMA MACHEN
Das haben wir auch gelernt: Es ist wichtig, über die Krise zu reden, in der Bibel Antworten darauf zu suchen und gleichzeitig immer wieder über dem Tagesaktuellen das Ewigkeitsrelevante nicht aus dem Blick zu verlieren.
Stellen wir uns eine ETG-Gemeinde vor, die Woche für Woche das Thema Corona in der Predigt aufgreift. Ich würde das nicht aushalten! Die Predigt soll die Bibel auslegen und nicht die Tagesschau. Ebenso undenkbar, wäre es, wenn Corona monatelang in keiner Predigt erwähnt würde, so als wäre
Wie führt man eine ETGGemeinde erfolgreich durch eine Pandemie? Ein paar Zeilen des Handbuchs sind mit diesem Artikel bereits verfasst. Was würdet ihr noch reinschreiben wollen? Welches sind eure Erkenntnisse / Learnings?
das Thema schlicht nicht vorhanden. Ein Teil der Gemeinde liegt schwerkrank im Hospital und im Gottesdienst wird stur und fortlaufend über die Könige von Israel gepredigt. Als Zuhörer würde ich mich mit meinen Nöten nicht ernstgenommen fühlen. Beide Pole zeigen auf, dass der gute Weg wohl dazwischen liegt. Nicht statisch und streng paritätisch bleiben, sondern in Kooperation mit dem Heiligen Geist, tagesaktuelle und ewigkeitsrelevante Themen anpacken. Die Bibel in der einen Hand, das Handy mit der Nachrichtenapp in der anderen Hand.
Wenn uns das halbwegs gelingt, dann sind wir aus meiner Sicht mit unseren Inhalten auch für die Menschen außerhalb der Kirche relevant.
Daniel Plessing Pastor Lindenwiese
„OUT“ LEBEN IN EINEM INTERKULTURELLEN UMFELD
Wie lebt ihr eure Beziehung zu Menschen in eurem Umfeld, damit diese berührt und bewegt werden von Gottes Ziel, einer durch ihn erneuerten Welt oder eines durch ihn erneuerten Lebens? Diese Frage haben wir Interkulturellen Mitarbeiter/innen gestellt. Hier ihre Antworten.

„WEILT DER GAST AUCH NUR KURZE ZEIT, SO SIEHT ER DOCH VIEL“

Dieses Zitat stammt aus der Mongolei. Gastfreundschaft ist ein wichtiges Thema der Bibel. Gerade, wenn es darum geht, Menschen zur Nachfolge Jesu einzuladen. Wir beschäftigen uns mit vielen Theorien, strategischem Denken und versuchen unser Gemeindeprogramm missionarisch auszurichten. Doch bei vielen Bemühungen bleibt der Erfolg aus. In unserem Dienst während 36 Jahren haben wir erfahren, dass es oft die unspektakulären Dinge sind, die Menschen berühren und ins Staunen versetzen: ein offenes Haus, Zeit zum gemeinsamen Essen, zuhören, dem Gegenüber mit Respekt und Freundlichkeit begegnen. Auf Kinder von Alleinerziehenden aufpassen, wenn ihnen WorkLife-Balance ein Fremdwort ist. Oder Geburtstagsfeiern ausrichten und Ersatz-

familie sein, wenn keine Familie mehr da ist. Schülerpate werden bei Kindern, die Lernschwächen haben – das gilt bei Flüchtlingen genauso wie bei Einheimischen. Wenn es um Mission geht, beginnen viele damit, dass sie versuchen eine Strategie zu entwickeln, wie sie die Herzen der Menschen gewinnen können. Dabei beginnt Mission da, wo ich mein Herz öffne und den anderen einlade, mein Leben mit ihm teile und ihm Raum gebe. Unsere Häuser sind die besten Eingangspforten in das Reich Gottes. Wir sind nur Gäste auf dieser Erde und Gott hat uns in sein Haus eingeladen, damit wir Teil seiner Familie werden. Ein besseres missionarisches Vorbild gibt es nicht.
Michael und Liselotte LandollGemeindegründung und
Flüchtlingsarbeit in der Westpfalz/D

„ICH BIN TATSÄCHLICH DEM BEGEGNET, DER MICH SIEHT!“
Die Aussage des Titels stammt von einer unscheinbaren Frau, die vor mehreren tausend Jahren lebte. Sie befand sich in einer hoffnungslosen Situation, nicht wertgeschätzt und erst recht nicht verstanden. Hagar. Ägypterin. Eine Sklavin, die ohne Wenn und Aber die Nebenfrau von Abram wird und mit ihm ein Kind zeugt. Als sie überheblich wird fängt ihre Herrin an, sie schlecht zu behandeln. Aus der hoffnungslosen Situation läuft Hagar weg und hat die Begegnung ihres Lebens:


Der Engel des Herrn fand sie an einer Wasserstelle in der Wüste auf dem Weg nach Schur und fragte sie: „Hagar, du Sklavin von Sarai, woher kommst du und wohin gehst du?“ „Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai,“ antwortete sie. Da sagte der Engel des Herrn zu ihr: „Geh zu ihr zurück. Du bist schwanger und wirst bald einen Sohn bekommen. Nenne ihn Ismael (‚Gott hört‘), denn der Herr hat gehört, wie du gelitten hast.“ Da rief Hagar aus: „Ich bin tatsächlich dem begegnet, der mich sieht!“ Darum nannte sie den Herrn, der mit ihr gesprochen hatte: „Du bist der Gott, der mich sieht.“
1. Mose 16

An diesem Tag wurden zwei Namen vergeben: Gott gibt dem Ungeborenen den Namen “Gott hört” und Hagar gibt Gott den Namen “Du bist der Gott, der mich sieht.”
Eine beeindruckende und lebensverändernde Geschichte. Für Hagar, und für uns im Hier und Jetzt. Paul und ich laden oftmals Leute zu uns nachhause ein. Wir essen zusammen, trinken Kaffee, lachen, interessieren uns für die Person und hören aktiv zu. Oftmals erleben wir, wie sehr sich die Menschen wertgeschätzt, verstanden und gesehen fühlen. Dies alles geschieht ganz natürlich, während dem wir uns vornehmen, die Person mit Gottes Augen zu sehen. Mögen viele in unserer Gegenwart diesen persönlichen Gott erleben!


Livia Tröhler und Paul Araujo leben in Mazatlan, Mexiko. Sie helfen isolierten Menschen durchs Schiffsministry und investieren sich ins geistliche Leben von jungen Studenten





„DU LÜGST NIE“
Grundsätzlich ist es bei uns in Ägypten wie in der Schweiz oder Deutschland, wenn wir Beziehungsevangelisation leben. Wir versuchen transparent mit unseren täglichen Herausforderungen umzugehen. Wir erzählen, wie wir unsere Anliegen vor Gott bringen, wie er unser Leben erneuert hat und wie wir Sündenvergebung durch Jesus Christus erhalten. Damit das möglich wird, ist eine lange vertrauensvolle Beziehung sehr wichtig, sonst wird der Same der Guten Nachricht kaum fruchtbaren Boden finden. Ist das aber gegeben, kann man auch heikle Glaubensfragen besprechen.
Der Arbeitsalltag in Ägypten birgt wegen den kulturellen Unterschieden mehr Herausforderungen als zu Hause. Dafür kann das Evangelium manchmal auch klarer hervorscheinen. Einmal hat mir eine Person gesagt: „Weißt du was ich an dir besonders schätze? Dass du nie lügst!“ Da wurde mir bewusst, dass christliche Tugenden wie Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit in einer Kultur, in der vor allem die eigene Ehre im Zentrum steht, einen sichtbaren Unterschied machen können. Dasselbe gilt für den Umgang mit seinen eigenen Fehlern. Anstatt, wie hier üblich, sie zu vertuschen, hatte ich mich bei jedem einzelnen Mitarbeiter persönlich entschuldigt. Das ist nicht immer einfach. Darum bete ich oft auf dem Weg zur Arbeit, bitte Herr hilf mir heute wieder etwas von deiner Liebe weiterzugeben. Dazu gehört auch, dass man die einheimische Sprache lernt. Sie ist der Schlüssel zu den Herzen und für mich die größte Herausforderung. Aber dadurch zeigen wir echtes Interesse die Menschen kennenzulernen und an ihrem Leben Teil zu haben.
OUT-REACH AND BEYOND
Die Kamera schwenkt vom direkten Umfeld der eigenen Gemeinde weg. Hin zu Menschen, die an anderen Orten leben. Oder in anderem kulturellen Umfeld. Sie kennen keine Menschen, die Jesus folgen. Kinder und Jugendliche ohne Perspektive und Hoff nung in Deutschland. Bedürftige und Verfolgte im mittleren Osten und Zentralasien. Die Not von Prostituierten im Großraum Stuttgart. Asylsuchende in der Nähe unserer Gemeinden und in der Pfalz. Menschen im weitgehend unerreichten Gebiet der Eifel.
Gehen mich oder uns als ETG-Gemeinden diese Bilder und Umstände etwas an? Das Faszinierende ist: Gott lässt uns Teil seines weltweiten, kulturübergreifenden OUT-REACH (= Öffentlichkeitsarbeit/soziales Engagement) sein. Die Situationen, wie ich sie oben beschrieben habe, widerspiegelt die Vielfalt der Mitarbeiter/innen des EMD in Deutschland. Teilweise leben sie in Deutschland, aber in „fremdem Umfeld“, teilweise aber auch geographisch weit weg und dennoch mit uns verbunden. Andere investieren sich in Beziehungen mit den Menschen vor Ort. Ich selber werde damit Teil dessen, wie Gott Menschen an verschiedenen Orten durch die Mitarbeiter des EMD berührt und ihr Leben verändert.

„HOFFNUNG AUF EIN NEUES LEBEN“
Indem ich die Frauen im Rotlichtmilieu regelmäßig besuche, eine Beziehung zu ihnen aufbaue und ihnen von der Liebe Gottes und dem unendlich großen Wert erzähle, den sie durch Jesus haben. Durch ihn allein gibt es Hoffnung auf ein neues Leben und auf Heilung und Wiederherstellung. Gottes Herz schlägt für die Frauen im Rotlichtmilieu und er lässt sie seine Liebe spüren und seine Wunder sehen. Das darf ich so oft erleben.

„ICH KANN NICHT SCHWEIGEN DARÜBER, WAS JESUS IN MEINEM LEBEN GETAN HAT“

Im Iran habe ich meinen Weg zu Jesus gefunden. Hier in Deutschland wurde ich getauft und lebe in einer christlichen Gemeinde. Der Kontrast von früher zu heute ist wie Tag und Nacht. Ich kann nicht schweigen darüber, was Jesus in meinem Leben getan hat. Das poste ich in sozialen Medien. Wenn ich über meinen Glauben rede, kann ich andere auf Jesus aufmerksam machen. Schweigen geht nicht.
Omid Rezazadeh
Um 7.30 Uhr, heute morgen, klingelte unsere 75-jährige Nachbarin an der Haustür. Sie hatte ihren PKW festgefahren und konnte ihn nicht mehr bewegen. Das Problem hatten wir sehr schnell gelöst. Warum hat sie sich an uns gewandt? Weil wir ihr schon häufig geholfen haben, ohne dass sie uns darum gebeten hat. Wir möchten nahe bei den Menschen sein. Zuhören, trösten und anpacken, so wie der Heilige Geist uns leitet.
Dirk und Annette Staudinger

Camps mit „CHRISTUSzentrierter Erlebnispädagogik“ machen JESUS für Jugendliche „greifbar“. Als Familie beten wir für viele Freunde und Bekannte, die JESUS noch nicht kennen. Wir investieren bewusst in unsere Nachbarschaft. Gemeinsam feiern wir Thanksgiving und Geburtstag, helfen einem bedürftigen alten Ehepaar beim Lebensmitteleinkauf und bringen ihnen Brennholz, stemmen gemeinsame Gartenprojekte … Zudem reden wir bewusst über JESUS: wer ER ist, was ER tut, wer ER für sie sein kann und will.



Mitarbeiter
Flüchtlingsarbeit KuselPastoren und Gemeindeleiter in der Eifel
Referent und Erlebnispädagoge, Leiter der Get-away-days


„WIR MÖCHTEN NAH AN DEN MENSCHEN SEIN“
„ALS FAMILIE BETEN WIR FÜR VIELE FREUNDE UND BEKANNTE“Tobias Kley
FLUTKATASTROPHE IN DER EIFEL
Das Hochwasser vom 14. auf den 15. Juli hat in grossen Teilen der Eifel Schäden verursacht, welche das Ereignis zu Recht als eine Katastrophe bezeichnen. Die Wassermassen stiegen binnen kurzer Zeit so stark an, dass viele Hausbewohner nur sich selbst retten konnten und ihr Haus oder ihre Fahrzeuge den Fluten überlassen mussten. In Prüm verlor ein Mensch sein Leben, weil er von den Flutmassen erfasst wurde. Man fand seine Leiche Tage später im Gestrüpp im Uferbereich, rund zwei Kilometer entfernt.So katastrophal die Ereignisse waren, so überwältigend war auch die Hilfsbereitschaft danach. Ein Beispiel dafür die „Hilfe nach der Flut“, welche die
Evangelisch freie Gemeinde (EfG) Prüm Flutgeschädigten zukommen lassen konnte. Die «Genossenschaft HILFE», die Teil unseren Bundes ist, hat insgesamt 80.000 Euro an Spenden für die Notleidenden in der Eifel weitergeleitet. Dieser große Betrag setzt sich zusammen aus vielen kleinen und größeren Spenden von Gemeinden und Privatpersonen, die nach dem Spendenaufruf auf das Konto der „HILFE“ eingegangen sind und einem Beitrag aus dem Katastrophen-Fonds der Genossenschaft.
NEUER PELLETOFEN
Ingo Neubeck aus dem kleinen Eifelort Willwerath ist einer der rund zwanzig Betroffenen, denen die EfG Prüm nach dem Hochwasser helfen konnte. Er schildert die Situation an seinem Haus so: „Ich fühle, als hätte mein Haus seine Seele verloren.“ Meterhoch hatten Wasser- und Schlammmassen sein Haus durchflutet. Mit einer Ersthilfe über 4.000 Euro von „Hilfe nach der Flut“ im Herbst hat er sich unter anderem einen Pelletofen gekauft, um sein Haus provisorisch heizen zu können, da die Ölheizung zerstört wurde. Bei einem Besuch Ende Dezember überreichte Dirk Staudinger von der EfG Prüm einen weiteren Geldbetrag aus einer Privatspende
einer befreundeten Familie. Ingo Neubeck: „Danke!“ Ein kurzes Wort, mit viel Emotion gesprochen. Er wünschte allen ein gesegnetes Weihnachtsfest. Beeindruckend, diesen Segenswunsch von jemanden zugesprochen zu erhalten, der im zurückliegenden Jahr so viel Schweres erfahren hatte.
STUNDENLANG GEFLUTET
Im Ort Waxweiler hatte das Unwetter gleich mehrere Familien hart getroffen. Johannes Trapp (2. v. l.) ist verwitwet und Vater von vier Kindern. Auch sein Haus wurde stundenlang geflutet. Bodenplatten und Böden müssen erneuert werden. Mithilfe seiner Söhne will er alles wieder aufbauen. Die Arbeiten dauern noch an. Gemeindemitglied Karl-Heinz Rach (links) hatte ihn zusammen mit dem Ortsbürgermeister (rechts) im Spätsommer besucht und ihm finanzielle Hilfe zugesichert.


GEDULD IST GEFRAGT
Peter Friedrichs wohnt ebenfalls mit seiner Familie in Waxweiler. Das Gebäude musste komplett geräumt und entkernt werden. Materialien sind wegen der enormen Schäden allerorts immer noch nur schwer oder gar nicht zu bekommen. Viele Firmen sind überlastet, sodass es nur langsam mit privater Hilfe voran geht.




BALKENDECKE EINGESTÜRZT
Auch Edith Leinen wohnt im Prümtalort Waxweiler. Sie musste nach der Flutnacht mit ihrer Tochter in ein leerstehendes Haus im Ort umziehen, welches man ihr zur Verfügung stellte. Ihr zweieinhalb Meter hoch geflutetes Wohnhaus ist seit ihrem Urgroßvater in Familienbesitz. Auch sie wollen das Haus wieder aufbauen, trotz der massiven Schäden, wie die eingestürzte Holzbalkendecke im ersten Stock. www.efg-pruem.de
DANK EUCH: MUT GEFASST
Im Nordeifelort Schleiden leben Gisela Scheller und Helga Frank. Auch sie konnten von der EfG Prüm im ersten Schritt mit 4.000 Euro unterstützt werden. In einem Brief schreiben sie Ende September an die EfG: „Menschen wie Euch, die uns so spontan, großzügig und mitfühlend unterstützt haben ist es letztlich zu verdanken, dass wir immer wieder Mut fassen und uns unseren Aufgaben stellen konnten und können.“

Ereignis. Auch die Handwerker sind in den letzten Monaten vor unlösbare Probleme gestellt worden. So viele Menschen brauchten sofort Hilfe und sie konnten nur n ach und nach die Baustellen abarbeiten. Schwierig gestaltet sich für die Betroffenen auch die Flutopferhilfe vonseiten des Staates. Die zugesagte Kostenübernahme von 80 Prozent für Flutschäden bei Betroffenen, die über keine Elementarversicherung verfügen, gestaltet sich langwierig. Obschon sie die Anträge umgehend gestellt hatten, hörten die Betroffenen über Monate hinweg nichts. Viele haben nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten, was die Menschen zunehmend verunsichert. Wie soll man Aufträge erteilen, wenn die Bezahlung nicht sichergestellt ist?

Hauses und an den Treppen noch hoher Investitionsbedarf. Neben den Geldspenden überreichte Hupperts auch den christlichen Kalender „Life is more“. Denn die Menschen brauchen neben Geld auch Mut und Hoffnung, um die Herausforderungen zu meistern und nicht zu verzweifeln. Gottes Liebe, die durch die Bibelverse spricht, soll sie daran erinnern, dass sie nicht vergessen sind.

Die Geschichten zusammen getragen hat Irmgard Busch, EfG Prüm
LANGES WARTEN AUF HILFE VOM STAAT
Gemeindemitglied Markus Hupperts besuchte im Dezember erneut Gisela Schellen und Alexandra Wirtz aus dem benachbarten Hellenthal. Bei Familie Schellen ist das Erdgeschoss weiterhin unbewohnbar. Der alte Estrich muss komplett entfernt werden und die ersten Handwerker kamen erst Mitte Dezember – ein halbes Jahr nach dem
GELD UND GOTTES LIEBE
Alexandra Wirtz hat durch Spendengelder bereits das Erdgeschoss ihres Hauses in Eigenleistung mit Freunden renovieren können. Derweil ist im Obergeschoss des
Mitte: Markus Hupperts beim Besuch von Alexandra Wirtz im Dezember rechts: Die Sanierung ihrer Treppe steht noch bevor

Die EfG Prüm leistete beim Hochwasser in der Eifel praktische Hilfe. Über die Genossenschaft HILFE flossen Spenden vieler ETG-ler ins Krisengebiet.
Du findest den Bericht ab Seite 20.
UNSERE GEMEINDEN
Weitere Infos zu unseren Gemeinden unter www.etg.church
Ein 10-köpfiges Team wagt in Biel erste Schritte hin zu einer Gemeindegründung. Melissa Widmer und Daniel Siegfried geben ab Seite 12 Einblick in ihr Projekt.
Leitbild des Bu n des ETG








Bewegt von Gottes Liebe für die Menschen









Kirche ist Gemeinschaft! Gemeinschaft lebt von Beziehungen.
Die vier leitenden Beziehungsfelder des Bundes ETG sind:








UP: Wir leben aus der Beziehung zu unserem dreieinigen Gott –genährt und geleitet durch Bibel, Gebet und Gottes Geist



IN: Wir leben in versöhnter, tragender Gemeinschaft – einander unterstützend und dienend, mit unterschiedlicher Begabung, folgen wir Jesus nach


OUT: Wir leben in Beziehung zu allen Menschen – berührt und bewegt von Gottes Ziel für eine in Seinem Sinne erneuerte, menschliche Welt




OF: Wir leben in Beziehung zur weltweiten Kirche von Jesus
Christus – als Teil der Kirche, die Gott seit jeher auf allen Kontinenten, zu allen Zeiten und in verschiedensten Konfessionen und Traditionen sammelt