espresso Magazin März 2015

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Joey Kelly und Stephan Öri

Ultramarathonmann mit Liebe zur Hausarbeit Extremsportler Joey Kelly war zu Gast im Audi Forum Er hat Wüsten durchquert, acht Ironman Wettbewerbe in einem Jahr absolviert und den Südpol zu Fuß „erobert“. Joey Kelly ist Extremsportler mit einer „extremen“ Biografie. Beim Audi.torium gab er unter dem Motto „Kelly Cross“ einen Einblick in sein bewegtes Leben. „Wenn man hier einen Vortrag halten darf, ist man weit gekommen“, erklärte Joey Kelly zu Beginn der Veranstaltung im Audi Forum. Rund 400 Zuhörer waren gekommen. „Wir waren Freaks!“ meinte Joey Kelly mit Blick auf seine Kindheit. Die Familie zog von Ort zu Ort in ganz Europa (geboren ist er in Toledo), Joey besuchte nie eine Schule, durfte weder Radio hören noch Zeitung lesen. Das hatte der Vater verboten. Joey Kelly berichtete von der Fahrt mit dem Familienbus nach Italien, wo sie komplett ausgeraubt worden waren. „Das war der Start der Kelly Family“, erklärte er. Denn nun musste man als Straßenmusikgruppe Geld verdienen. Man könne also den italienischen Räubern die Schuld am Musikphänomen Kelly Family geben. „Keine Angst, ich singe nicht!“ beruhigte er das Publikum im Audi Forum. Für Joey Kelly war die Musik nie seine Berufung. Er sah die große Herausforderung im Management der Band. Und bald auch

im Sport. Eine Wette mit seiner Schwester war schuld daran, dass er an einem Triathlon teilnahm. Um zu beweisen, was für ein Kerl er ist: „Ich bin beim Schwimmen fast untergegangen und habe mich an einer Tonne fest gehalten, am Ufer standen Leute, die meinten: ist das nicht der Scheiß Kelly?“ Er kam trotzdem ans Ziel. Beinahe als Letzter. Doch er war auf den Geschmack gekommen. Von nun an trainierte er jede Nacht. Bald nahm er am Ironman in Roth teil (bei dem er sich mit gebrochenem Schlüsselbein ins Ziel kämpfte), es folgten die heftigsten Herausforderungen, die es für Extremsportler gibt: Ultramarathons, Marathon des Sables, Badwater Run, Race across America. Ob Alaska, die AtacamaWüste oder die Expedition zum Südpol – wo es um extreme Wettkämpfe geht, da ist er zu finden. Auch wenn er wie beim Marathon des Sables kurz vor dem Aus stand. „Ich habe dann nur eines geändert, ich habe das Jammern eingestellt.“ Als er das Ziel erreichte, war das großartig: „Für mich war das ein größerer Erfolg als vor 50 000 Leuten spielen zu können“. Acht Ironman in einem Jahr stehen für den Extremsportler zu Buche. Eine seiner größten Herausforderungen war der Deutschland Lauf, bei dem er die Republik von Nord nach Süd durchquerte – zu Fuß, ohne Geld, nur auf die Nahrung aus der Natur ange-

wiesen. Da kam ein überfahrener Hase auf der Straße gerade recht. Die letzten drei Tage hat er gar nichts mehr gegessen. Und das funktionierte: „Hunger ist nur Hysterie des Körpers.“ „Seit 15 Jahren mach ich diese ganzen sinnlosen Events beim Raab.“ Joey Kelly. ist auch ein Medienstar. Aber einer, der das Fernsehen als Mittel zum Zweck sieht. Im Gespräch mit Stephan Öri (Leiter des Audi Forums, der auch schon sieben Marathons absolviert hat) plauderte Joey Kelly auch über seine Erfahrungen im Fernsehgeschäft und nahm kein Blatt vor den Mund: Harald Schmidt mag er nicht, Thomas Gottschalk sei „selbstverliebt und arrogant“, dafür sei Rüdiger Nehberg sein großes Vorbild und mit Rennfahrerin Jutta Kleinschmidt habe er die beste Teamplayerin an seiner Seite gehabt. Mit Stefan Raab kommt er sehr gut aus und ohne den Extremsportler Hubert Schwarz würde es den Extremsportler Joey Kelly nicht geben. Und wenn er mal nicht trainiert, einen Vortrag hält oder an einem Wettkampf teilnimmt, dann liebt er Hausund Gartenarbeit. Joey Kelly outete sich als Freund von Ordnung und Pünktlichkeit. Und als jemand, der seinen Traum lebt: „Geld ist nicht der Antrieb, wenn man seine Berufung gefunden hat, dann kommt das Geld von alleine.“ (ma)


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